Monat: Juli 2016

Rennrad und Scheibenbremsen: Pro und Contra

Fragt man in der Industrie nach, haben Felgenbremsen am Rennrad keine Zukunft. Hersteller wie etwa Focus setzen bei der Rahmenentwicklung zukünftiger Rennrad-Modelle ganz auf Scheibenbremsen. Die Konsumenten hingegen sind sich uneins. Hier polarisiert das Thema wie kein zweites.

Für viele Rennradfahrer ist die Optik eines Disc-Renners ungewohnt, nicht wenige finden sie zu klobig, zu schwer. Das Plus an Bremsleistung sei außerdem ein zu geringes Kaufargument. Andere wiederum schwören auf die neue Technik. Auf langen Abfahrten, beispielsweise an einem Alpenpass, sei die Bremsleistung mit Disc besser. Der Bremsweg ist deutlich kürzer als mit Felgenbremsen.

Im Profibereich lässt der Weltradsportverband UCI seit August 2015 Disc-Rennräder zu einzelnen Rennen zu. Genutzt wird die Option allerdings bisher nur von wenigen Teams. Zum einen dauert der Laufradwechsel bei einem Defekt länger. Zum anderen sehen einige die erhöhte Gefahr schwerwiegender Verletzungen bei Massenstürzen. Scheibenbremsen könnten beim Sturz zu starken Verbrennungen der Haut führen. Im schlimmsten Fall schneide man sich ein Bein auf, meinte zum Beispiel Fabian Cancellara erst kürzlich in einem Interview. Für ihn kommt die neue Technik nicht in Frage: „Ich werde in meiner letzten Saison nichts Neues ausprobieren“, erklärte er. „Bei Klassikern brauchen wir die Scheibenbremsen nicht.“ Und doch findet man Disc-Rennräder im Profi-Peloton bei einzelnen Rennen. Für das Team Sky testete Bernhard Eisel 2015 bei der Eneco Tour Scheibenbremsen an seinem Pinarello Dogma F8. Er zeigte sich hinterher überrascht. „Glauben Sie mir, ich bin der Letzte, der die Disc benutzen will, aber ich sollte sie ausprobieren. Hinterher könnte ich mich immer noch beschweren, meinte mein Team. Im Moment funktionieren sie perfekt. Überhaupt keine Beschwerden. Nach drei oder vier Kurven im Rennen hat man den Dreh raus“, erzählte der Österreicher hinterher den Journalisten.

Eine Bremse für die Massen?

Viele Insider sagen hinter vorgehaltender Hand, dass die neuen Scheibenbremsen im Profi-Peloton sichtbar sein müssten, um den Massenmarkt zu erobern. Genau diese Korrelation zwischen dem Einsatz im Feld der Profis und dem Verkaufserfolg in der Breite könnte in Sachen Scheibenbremsen jedoch zum Zankapfel werden. Setzt sich die Disc in den nächsten zwei Jahren im Profibereich nicht durch, könnte ein veritabler Kaufgrund für den durchschnittlichen Radkäufer wegfallen. Dabei gäbe es durchaus gute Argumente für die möglichst weite Verbreitung von Scheibenbremsen. Da sind vor allem die auch bei nassen Bedingungen konstant guten Bremseigenschaften zu nennen. Zum Bremsen ist – bei hydraulischen Scheibenbremsen – weniger Fingerkraft nötig. Man kann seine geliebten Carbon-Laufräder „ewig“ lange fahren, da die Felgen nicht verschleißen. Viele potenzielle Disc-Käufer wissen um die Vorzüge der „Scheibe“. Nicht wenige unter ihnen drehen seit Jahren im Winter auf dem Mountainbike ihre Trainingsrunde. Niemand käme dabei auf die Idee, zurück zur Felgenbremse wechseln zu wollen. Die Frage ob die Discs auch den Rennradbereich komplett erobern werden, ist auch in der Redaktion umstritten.

Viele Unklarheiten

Nach wie vor existieren aber auch berechtigte Einwände gegen den Einsatz von Disc-Rennrädern. Sie sind schwerer als Räder mit Felgenbremsen. Das Mehrgewicht an den Laufrädern wirkt sich auf die Straßenlage und das Fahrverhalten aus. Dazu kommen die gelegentlichen Schleifgeräusche. Eine Felgenbremse schleiffrei einzustellen, ist relativ einfach. Das Set-up einer Disc hingegen – dazu gehört auch die Entlüftung – ist mit einem deutlichen Mehraufwand verbunden. Darüber hinaus herrscht in der Branche Unklarheit darüber, wie groß die Bremsscheibe denn eigentlich sein muss, um dem Fahrer ein sicheres Bremsen zu ermöglichen. Einheitliche Standards? Bisher Fehlanzeige! Sram und Shimano bieten noch etliche Optionen bei den Scheibendurchmessern. Dazu hat Shimano allerdings durchsickern lassen, aktuell größere Bremsscheiben zu testen, als sie bisher verwendet werden. Dauerkonkurrent Campagnolo hat bereits seine Disc-Prototypen vorgestellt. Die Markteinführung steht aber noch nicht fest. Man darf also gespannt sein, welcher Hersteller hier welche Richtung einschlagen wird.

Wie werden die Laufräder mit dem Rahmen verbunden? Bisher kannte man in diesem Fall die bewährte Schnellspannerlösung. Durch das Mehrgewicht der Disc im Gabelbereich setzen aber immer mehr Hersteller auf das im MTB-Bereich etablierte Steckachsensystem. Dieses soll vor allem eine bessere Kraftübertragung bei den Scheibenbremsen-Modellen ermöglichen. Doch auch hier fehlen aktuell einheitliche Lösungen. Von einer Standardlösung ist die Industrie noch weit entfernt. Bisher tüftelt jeder Hersteller für sich.

Wind und Luftwiderstand sind die natürlichen Feinde des Radfahrers. Gerade im Bereich Aerodynamik hat es in den letzten Jahren wohl den größten technologischen Fortschritt gegeben. Mit den Aero-Rädern hat sich gar eine neue Rennradklasse etabliert. „Integration“ heißt das vielzitierte Zauberwort der Entwickler. In einer Zeit also, in der die Räder immer aerodynamischer und schneller werden, wirkt die Disc wie ein Schritt zurück. Das große Thema aber lautet: Sicherheit. Hier haben Tests mit schwereren Fahrern gezeigt, dass die aktuellen Discs bei ständigem Bremsen – vor allem wegen ihrer meist geringen Scheibengrößen von 160 Millimetern vorne und 140 hinten – gerade auf langen Passabfahrten ans Limit kommen können. Das Problem liegt an der enormen Hitzeentwicklung, die die Discs teils nicht verkraften.

Kaufentscheidung

Die Diskussion über Scheibenbremsen am Rennrad ist heikel und sie wird auch von Gefühlen geleitet. Es ist, als ob man einen Apple-User von einem Windows-PC überzeugen möchte und umgekehrt. RennRad hat für Sie die wichtigsten Argumente zusammengetragen. Die Entscheidung pro oder contra Scheibenbremsen ist schlussendlich eine individuelle Geschmacks-, aber auch Preisfrage. //

Pro Scheibenbremsen

– konstant gute Bremseigenschaften – auch bei Nässe

– wenig Fingerkraft nötig. Vor allem hydraulische Scheibenbremsen bieten ein angenehmes Bremsgefühl

– mehr Möglichkeiten beim Laufradbau. Die Felge kann anders gestaltet werden, da sie keine Bremsfunktion hat

– kein Felgenverschleiß

– höhere absolute Bremskraft – geringerer Bremsweg zum Beispiel bei Notbremsungen

Contra Scheibenbremsen

– höheres Gewicht, das sich besonders an den Laufrädern bemerkbar macht

– Fading (wärmebedingter Bremskraftverlust) möglich

– quietschanfällig / gelegentlich Schleifgeräusche

– die Wartung bei hydraulischen Discs ist vergleichsweise schwierig und aufwändig

– bisher kein einheitliches Steckachsensystem, System variiert von Hersteller zu Hersteller

– bislang auch keine einheitliche Bremsscheibengröße

– kaum Erfahrungen bei großen Jedermann-Startfeldern mit und ohne Scheibenbremsen („Ziehharmonikaeffekt“), ähnlich bei Profirennen

– längere Service-/Wechselzeiten im Renneinsatz

– kaum erforschte Risiken bei Stürzen

– schlechtere Aerodynamik

Meinung: Pro Scheibenbremsen am Rennrad

Daniel Götz: Scheibenbremsen am Rennrad werden seit Jahren zu Unrecht verteufelt. Eines der Hauptargumente der Gegner lautet: mehr Gewicht. Wie lächerlich! Rennräder werden immer leichter, es gibt mittlerweile Leichtbauvarianten, die weniger als fünf Kilogramm wiegen. Die wenigen Gramm Mehrgewicht bei einem Disc-Rad sind nicht der Rede wert. Im Gegenteil: Im Profibereich werden sogar Zusatzgewichte an den Rahmen gehängt, um auf das UCI-Gewichtslimit von 6,8 Kilogramm zu kommen. Es ist paradox. Man arbeitet mit Zusatzgewichten, verweigert sich aber der Scheibenbremsen, weil sie das Rad zu schwer machen würden. Wer als Otto-Normal-Verbraucher einmal mit dem Disc-Rennrad eine Passabfahrt genießen konnte, der weiß um die enormen Vorteile dort. Ein leichtes „Anlupfen“ der Bremshebel und das Rad bremst. Gut, auch Felgenbremsen sind im Laufe der Zeit besser und sicherer geworden. Aber gerade auf längeren Abfahrten, auf denen viel gebremst werden muss, laufen Carbon-Felgen noch immer Gefahr zu überhitzen. Nicht selten platzt dadurch der Schlauch. Die Folgen für den Fahrer sind unkalkulierbar. Mit Scheibenbremsen hingegen bleibt das Bremsen auf dem Rennrad bei allen Wetterbedingungen kalkulierbar. Auch bei Nässe kann man auf die konstant guten Bremseigenschaften vertrauen. Mit wenig Fingerkraft zu mehr Sicherheit. Für mich ist diese Gleichung entscheidend. Den Mehraufwand bei der Wartung nehme ich da gerne in Kauf. Außerdem kann sich der Disc-Kauf langfristig auch finanziell auszahlen, da man maximal die Bremsbeläge, die Flüssigkeit und die Scheiben austauschen muss. Dafür bleibt einem aber die weit teurere Felge erhalten. Für die fehlenden Standards in puncto Steckachsen und Scheibengröße wird die Industrie mittelfristig Lösungen finden. Im MTB-Bereich haben Scheibenbremsen auch eine gewisse Anlaufzeit gebraucht, bis sie sich etablieren konnten. Qualität aber setzt sich am Ende immer durch. Darauf setze ich.

Meinung: Contra Scheibenbremsen am Rennrad

Jonas Leefmann: Natürlich haben Scheibenbremsen Vorteile: die Bremskraft, die Dosierung bei Nässe, der verhinderte Felgenverschleiß. Keine Frage. Die Frage, die sich aktuell stellt, lautet: Wird es ablaufen wie bei den Mountainbikes? Dort dauerte es nur wenige Jahre, bis die Discs die Felgenbremsen komplett verdrängt hatten. Wird dies nun auch bei den Rennrädern passieren? Wenn es nach den Herstellern geht, ganz sicher. Neue Produkte setzen neue Kaufanreize. Wer als Kunde über Scheibenbremsen nachdenkt, kann sein altes Rad nicht aufrüsten, sondern muss ein komplett neues kaufen. Auch die Radhändler profitieren: Weniger Radbesitzer würden ihre Bremsen selbst warten, mehr würden dies bei den Händlern machen lassen. Eine hydraulische Disc zu entlüften, ist nicht ganz unkompliziert. Schleift dagegen eine Felgenbremse, dauert es nur Sekunden, sie neu zu justieren. Neben der Wartung gibt es noch weitere Argumente gegen die Scheiben: die Optik, das Gewicht, das Schleifen, die deutlich schlechtere Aerodynamik, die immer noch fehlenden Standards – etwa für Scheibengrößen. Und für alle, die Rennen fahren: der Radwechsel bei einem Defekt, die Verletzungsgefahr bei Stürzen. Viele Radprofis und Teammechaniker äußern sich öffentlich oder hinter vorgehaltener Hand negativ über die Discs. Dennoch setzen die Teams die neue Technik in ausgewählten Rennen ein – auch weil es die Sponsoren so wollen. Auf der Straße fährt man anders als im Gelände. Kein Matsch setzt der Bremse zu. Deshalb wird eine Entwicklung wie beim MTB wohl nicht eintreten. Vor zehn Jahren war die Wirkung von Rennrad-Felgenbremsen auf Carbon-Flanken – besonders bei Nässe – teilweise katastrophal. Heute sind sowohl die Bremsbeläge um mehrere hundert Prozent besser als auch die meisten hochwertigen Felgen so behandelt, dass die Bremswirkung immer auf einem guten Niveau ist. Die Felgenbremsen der neuesten Generation sind um Welten besser als die vor zehn oder vor fünf Jahren. Welche Argumente sprechen denn dann noch für eine Disc?

Test: Radon Sage Carbon Ultegra

Ergebnis

Das für 2016 völlig neu entwickelte Radon Sage Carbon Ultegra zeigt schon auf den ersten Blick: Hier wurde nicht gespart. Auch in Bereichen, in denen bei anderen Rädern dieser Preisklasse oft günstigere Haus- oder No-Name-Marken zum Einsatz kommen, ist das Radon gut ausgestattet. So kommen der Lenker, der uns im Test wegen seiner Ergonomie auffiel und der Vorbau aus dem Hause Syntace. Verbaut ist zudem die komplette Shimano-Ultegra-Gruppe, die auf Top-Niveau arbeitete. Auch die DT Swiss R24 Spline Laufräder überzeugten. Sie harmonierten zudem sehr gut mit den Ultegra-Bremsen, auch bei Nässe.

Die 25 Millimeter breiten Schwalbe One Reifen sorgen für gute Rolleigenschaften. Schon optisch zeigt der Carbonrahmen durch seinen roten „Rennstreifen“, dass das Radon ein sportliches Gefährt ist. Und das Rad hält, was die Optik verspricht. Für ein Rad dieser Preisklasse fährt es sich sehr leichtgängig, direkt und agil. Die Sitzposition ist dabei leicht gestreckt, aber auch nicht übertrieben sportlich. Doch durch das eher kurze Steuerrohr ist es einfach, in „Rennposition“, also mit einer großen Sattelüberhöhung zu fahren. Der recht steife Rahmen und die hochwertige Gabel ermöglichen eine sehr sportliche Gangart. Dazu trägt bergauf das für diese Klasse recht geringe Gewicht bei. Bergab macht sich die ausgewogene Geometrie bezahlt.

Teile & Geometrie

Gewicht: 8,0 kg

Rahmen: Carbon

Größe: 53, 56, 58, 60, 62

Gabel: Vollcarbon

Steuersatz: Radon

Schaltgruppe: Shimano Ultegra

Laufräder: DT Swiss R24 Spline

Reifen: Schwalbe One, 25 mm

Lenker/Vorbau: Syntace Racelite/Syntace F149

Stütze: RFR Lite, 27,2 mm

Sattel: Selle Italia SLS

Preis: 1.599 Euro

Fazit

Das Radon überzeugte unsere Tester auf ganzer Linie: tolle Ausstattung, gute Geometrie, sehr agiles Fahrverhalten, geniales Preis-Leistungsverhältnis. Testsieger.

Test: Canyon Endurace CF 8.0

Ergebnis

Um das Fazit gleich vorweg zu nehmen: Das Canyon Endurace CF 8.0 punktet mit seinem hervorragenden Rahmen. Das VCLS-Modul (Vertical Compliance Lateral Stiffness) am Knotenpunkt aus Oberrohr, Sitzrohr und Sitzstreben sorgt für einen hohen Komfortfaktor. Ebenso das asymmetrische Sitzrohr, das auch zur hohen Steifigkeit im Tretlagerbereich beiträgt. Die mit rund 340 Gramm sehr leichte Vollcarbongabel überzeugt mit Komfort und Steifigkeit. Die aufrechte Sitzposition auf dem Endurace macht es zu einem Renner, auf dem auch Einsteiger auf Langstrecken gut zurecht kommen können. Durch das lange Steuerrohr ist die Sattelüberhöhung in der Regel gering. Die Optik des CF 8.0 ist Canyon-typisch sehr clean, die Züge verlaufen im Rahmen, der hauseigene V13-Vorbau sticht durch seine Kanten hervor.

Komponenten & Komfort

Optisch und funktionell gilt dies auch für die VCLS-Sattelstütze, die durch ihre Bauweise Schläge von unten abfedert. Wer sehr sportlich unterwegs ist, der könnte das vielleicht sogar als „zu viel des Guten“ empfinden. Wer Komfort sucht, wählt genau richtig. Für Kriteriums-Kurse, also enge Kurven und harte Antritte, ist das Canyon nicht unbedingt gemacht. Auf der Langstrecke überzeugt es dagegen umso mehr. In Sachen Ausstattung besteht etwas Tuning-Potenzial, wobei die 105er Gruppe natürlich dennoch grundsolide arbeitet. Die DT-Swiss-Laufräder und Continental-Reifen bieten viel: vor allem Grip und Langlebigkeit. Der Fizik-Sattel war unserem Tester etwas zu weich.

Teile & Geometrie

Gewicht: 7,7 kg

Rahmen: Carbon

Größe: XS, S, M, L, XL, XXL, XXXL

Gabel: Vollcarbon

Steuersatz: Acros

Schaltgruppe: Shimano 105

Laufräder: DT Swiss R 24 Spline

Reifen: Continental GP4000S II, 25 mm

Lenker/Vorbau: Canyon H17 ErgoAL/Canoyn V13

Stütze: Canyon S14 VCLS, 27,2 mm

Sattel: Fizik Aliante VS

Preis: 1.599 Euro

Fazit

Kompromisslos komfortabel: Das Canyon ist genau richtig für Menschen, die ein Rad wollen, das Schläge von unten dämpft. Der Rahmen ist hervorragend durchdacht und verarbeitet.

Test: Focus Cayo Al Disc 105

Noch bevor man losfährt, beim ersten Anheben, merkt man schnell einen Nachteil des Focus Cayo AL Disc. Es ist mit 9,6 Kilogramm das schwerste Rad im Test. Das hohe Gewicht macht sich auch auf der Straße bemerkbar. Im Wiegetritt und engen Kurven ist das Focus nicht ganz so agil wie die Konkurrenz. Hauptverantwortlich sind dafür die gewichtigen Disc-Laufräder, die einiges an Rotationsmasse mitbringen.

Dennoch fühlt man sich auf dem Disc-Renner sehr schnell sehr wohl. Das liegt an der ausgewogenen, rückenschonenden Geometrie. Die Sitzposition ist dementsprechend nicht übermäßig gestreckt. Das Focus ist aber kein reiner Komfortrenner – dafür ist das Steuerrohr zu kurz. Positiv ist die neue hydraulische Shimano 105-Disc-Bremsanlage aufgefallen. Die Bremse ist kraftvoll, präzise und leicht zu dosieren.

Der deutlichste Unterschied zur teureren Variante ist bei den Griffen festzumachen. Die 105er-Version ist etwas klobiger, aber nicht weniger bequem. Gelungen ist der Alurahmen. Die Verarbeitung ist hochwertig, er bringt eine angemessene Steifigkeit mit. Davon profitiert das Fahrverhalten. Sobald das Cayo AL Disc rollt, rollt es.

Es ist ein Langstreckenrad, mit dem man gleiten kann. In Abfahrten hat es trotz oder gerade wegen des hohen Gewichts eine stabile Straßenlage, nichts flattert, auch in Kurven nicht. Schön ist auch, dass 25 Millimeter breite komfortable Schwalbe-Reifen verbaut sind. Ihre Pannensicherheit hat ebenfalls überzeugt.

Teile & Geometrie

Gewicht: 9,6 kg

Rahmen: Aluminium

Größe: 48, 51, 54, 57, 60

Gabel: Vollcarbon

Steuersatz: FSA

Schaltgruppe: Shimano 105

Laufräder: DT Swiss R522/Concept EX

Reifen: Schwalbe Lugano, 25 mm

Lenker/Vorbau: Concept EX/Concept EX

Stütze: Concept EX, 27,2 mm

Sattel: Concept EX

Preis: 1.599 Euro

Fazit

Trotz des höheren Gewichts bringt das Focus ein gutes, wenn auch weniger agiles Fahrverhalten mit. Vor allem auf Abfahrten bleibt es stabil in der Spur. Ein Plus: die hydraulische 105-Bremsanlage.

Test: Cannondale Caad 12 105

Cannondale Caad 12 105

In der Entwicklungsphase hat Cannondale auf ein Computerprogramm – das Tube Flow Modelling – zurückgegriffen, mit dem hunderte Versionen virtuell getestet wurden. Das hat dazu geführt, dass ein breiteres BB30A-Tretlager zum Einsatz kommt, das Sitzrohr im Delta-Design gestaltet und eine 25,4 Millimeter

dünne Carbonsattelstütze verbaut wird. Resultat: Der Flex im Sitzbereich hat sich um 50 Prozent erhöht. Der Komfort ist spürbarer geworden. Gleichzeitig hat das Cannondale nichts an Steifigkeit eingebüßt. Der Alu-Rahmen fühlt sich sogar besser an als viele Carbonmodelle aus der gleichen Preisklasse. Zudem ist er noch einmal leichter geworden – um rund 200 Gramm im Vergleich zum Vorgängermodell.

Die Version mit der Shimano 105 ist die Einstiegsvariante, was die Leistung nicht schmälern soll. Die Qualität der Komponenten ist angemessen und bestens für das Training geeignet. Die Ausrichtung des Caad 12 ist klar das bequeme Fahren. Dazu trägt die ausgewogene Sitzposition bei. Das lange, aber fast horizontale Oberrohr entschärft in Kombination mit dem recht langen Steuerrohr die Haltung auf dem Rad. Die Geometrie macht das Caad 12 zu einem Langstreckenrad. Sehr positiv fiel zudem die Agilität des Cannondale in engen Kurven auf.

Teile & Geometrie

Gewicht: 8,2 kg

Rahmen: Aluminium

Größe: 48, 50, 52, 54, 56, 58, 60, 63

Gabel: Vollcarbon

Steuersatz: Cannondale

Schaltgruppe: Shimano 105

Laufräder: Mavic Aksium

Reifen: Schwalbe Lugano, 25 mm

Lenker/Vorbau: Cannondale C3/Cannondale C3

Stütze: Cannondale C3, 25,4 mm

Sattel: Selle Royal Seta

Preis: 1.499 Euro

Fazit

Das Cannondale ist ein komfortabler Alu-Renner mit hochwertigem Rahmen, der aber auch sehr sportliches Fahren zulässt.