Monat: April 2014

GPS-Geräte im Test: Garmin Edge 810

Der erste Eindruck

Der Garmin Edge 810 ist auf den ersten Blick ein schmuckes Teilchen. Er ist kaum größer als ein normaler Tacho und damit sehr handlich. Bei der Montage hat man die Wahl: Entweder man befestigt ihn mit Gummiringen am Vorbau oder schraubt die mitgelieferte Halterung an den Lenker. Bei letzterer ist der Garmin vor dem Vorbau positioniert. Der Vorteil dabei: Die Position des Garmin ist etwas aerodynamischer. Ist alles festgeschraubt, zeigt sich: Der Edge fällt am Rad kaum auf – sehr positiv.

Die Routenplanung

Die Verbindung zwischen Gerät und Computer erfolgt über ein USB-Kabel, mit dem man den Edge gleichzeitig aufladen kann. Praktisch: Im Lieferumfang ist auch ein Adapter für die Steckdose enthalten. Um Routen auf den Edge 810 laden zu können, muss man ein kostenloses Konto auf der Webseite von Garmin einrichten. Auf dem Online-Portal ist auch die Auswertung eigener Touren möglich. Außerdem kann man dort seine Trainingsdaten sammeln.

Zur Routenplanung: Im Internet bietet Garmin eine übersichtliche Karte an, auf der man die gewünschte Strecke per Mausklick festlegen kann. Praktisch ist die untere Bildschirmleiste. Hier baut sich parallel das Profil der Route auf. Ist man mit der Planung fertig, lädt man die Strecke auf den Edge 810. Pluspunkt: Es lassen sich auch Touren auf das Gerät laden, die nicht auf der Garmin-Webseite erstellt wurden. Das Online-Portal hat noch einen entscheidenden Vorteil. Es funktioniert ähnlich wie ein soziales Netzwerk. Man kann also seine eigenen Touren für andere Nutzer freischalten. Gleichzeitig besteht die Möglichkeit, auf andere bereits fertiggestellte Routen zuzugreifen.

Die Fahrt

Eine dicke lila Linie schlängelt sich durch die Garmin-Kartenlandschaft und zeigt die Strecke an. Sie ist gut zu erkennen. Ein Ton meldet frühzeitig, wenn demnächst ein Richtungswechsel ansteht. Gleichzeitig laufen die Meter bis zu diesem Punkt rückwärts. Kurz vor dem Abbiegen wechselt die Kartenansicht und wird detaillierter. Ist man gerade in einem anderen Displaymodus, springt die Ansicht trotzdem zur Karte. Die neue Richtung wird dort über einen Pfeil und die Straßennamen angezeigt. Man sieht sogar die Zeit, bis man abbiegen muss.

Praktisch ist die Option, bei der man sich unterwegs wichtige Streckenpunkte wie Unterkünfte, Sehenswürdigkeiten oder Supermärkte anzeigen lassen kann. Über den Touchscreen lassen sich fünf verschiedene Display-Ansichten wählen. Die Bedienung ist dabei etwas schwerfällig – es ist ein etwas stärkerer Druck auf das Display notwendig, damit das Gerät reagiert. Verlässt man die Strecke, wird man darauf hingewiesen. Der Edge berechnet daraufhin eine neue Route – das könnte etwas schneller gehen.

Die Auswertung

Sie erfolgt online. Die Daten lassen sich einfach auf den Computer übertragen und können anschließend kategorisiert werden. Der Edge 810 zeichnet alle gängigen Trainingsparameter auf. Puls-, Trittfrequenz-, Höhen- und Temperaturmessung sind ebenfalls möglich.

Das Fazit

Garmin beweist mit dem Edge 810 seine Erfahrung auf dem Navi-Markt. Die Routenplanung ist simpel, die Navigation präzise. Ein tolles Feature: Man kann seine Strecken online mit den Garmin-Usern teilen. So erhält man viele Vorschläge für Trainingsstrecken in der Heimat oder im Ausland. Die Größe des Geräts ist klein und handlich. Das Display stößt dabei allerdings an seine Grenzen.

Der Preis

Der Edge 810 kostet im Komplettpaket mit Europakarte 579 Euro.

Weitere Daten:

Länge: 9,3 cm
Breite: 5,1 cm
Tiefe: 2,5 cm
Gewicht: 98 g

Campagnolo: Schaltgruppen im Test

Edle Komponenten, knackiger Gangwechsel, kleine Daumenschaltgriffe und jede Menge Tradition – das ist Campagnolo. Viele Kunden der italienischen Kultmarke kaufen sich ein Campa-Rad nicht nur wegen der Funktionalität. Nein, auch weil sie etwas mit Campa verbinden: die pure Radsportleidenschaft. Jahrzehntelang war Campagnolo Marktführer im Rennrad-Bereich. Jahrzehntelang haben die großen Radsporthelden wie Bartali, Coppi oder Merckx ihre Siege auf Campa-Rennmaschinen eingefahren. Und heute?

Überflutet

Heute schalten nur noch fünf der 19 Profimannschaften mit Campa. Shimano und Sram bestimmen die Szene. Auch im Verkauf. Der Markt ist im günstigen und mittleren Preisbereich von ihren Produkten überflutet. Campagnolo findet man hier nur noch selten. Und das, obwohl die Italiener ein breites Portfolio anbieten: Neun Gruppen sind im Programm – sechs mechanische, drei elektronische. Von günstig bis richtig teuer, von Veloce bis Super Record EPS (Electronic Power Shift). So auch in unserem Test.
Die Gruppe allein macht den Preis und das Fahrgefühl natürlich nicht aus. Die Frage ist: An welchem Rad ist sie verbaut? Die Modelle im Test sind genauso unterschiedlich wie die Gruppen. Das heißt: Die Preisunterschiede sind enorm. Ganze 8138 Euro liegen zwischen dem teuersten (Merckx) und dem günstigsten Rad (Axiom). Direkt vergleichbar sind sie also nicht. Der Test soll Beispiele für verschiedene Campa-Räder geben und die Produktpalette der Italiener erklären.

Geldbeutel leer

Das große Angebot ist nicht ganz so leicht zu durchschauen. Mit der Super Record EPS und der Record EPS produzieren die Italiener zum Beispiel zwei elektronische Gruppen auf höchstem Niveau. Die technischen Differenzen sind gering und wenn, dann nur für Materialfetischisten erkennbar. Deshalb finden sich auch beide Gruppen nahezu gleich verteilt an den Top-Rädern der Hersteller. Die Carbon-Motorengehäuse werten jedes Rahmenset optisch noch einmal auf. Sobald man in die Pedale tritt und das erste Mal die Griffe bedient, spürt man sofort: Die Schalteigenschaften sind campalike. Schnell, klar gerastert, mit einem knackigen Sound. An der Sache gibt es nur einen Haken. Kauft man sich ein Rad mit der Campagnolo Super Record EPS oder der Record EPS ist das gleichbedeutend mit: Geldbeutel leer. Deshalb wurde im letzten Jahr auch eine preisliche Alternative vorgestellt, die Athena EPS. Sie ist etwas günstiger und konkurriert so mit der Ultegra Di2. Und das kann sie auch.

Schwer erhältlich

Die Schaltung der Athena EPS hat einen klaren Druckpunkt, wodurch sie sich sehr präzise steuern lässt. Das gefällt sogar besser als bei Shimano. Die Gänge wechseln geschmeidig. Die Athena EPS steht der Ultegra Di2 in nichts nach. Nur der Umwerfer ist im Vergleich etwas lauter. Schwierig ist es derzeit noch, an ein Rad mit dem Italo-Pendant zur Ultegra Di2 ranzukommen. Die dritte elektronische Campa-Gruppe wird noch selten serienmäßig an den Rädern verbaut. Alternativ bieten aber mehrere Hersteller eine individuelle Konfiguration mit der Athena EPS an.

Elf im Vorteil

Das obere Ende der mechanischen Campagnolo-Produktreihe besetzt ebenfalls die Super Record und die Record – nur eben ohne EPS. Die Super Record wurde 2009 wieder eingeführt und war damals die erste Elffach-Gruppe überhaupt. Heute haben bis auf die Centaur und die Veloce alle Campa-Gruppen elf Ritzel. Die Vorteile liegen auf der Hand: Die Sprünge zwischen den Ritzeln sind geringer, und man hat eine größere Gangauswahl an Bord – was vor allem für längere Bergetappen sehr angenehm ist. Vom Preis-/Leistungsverhältnis sind im Campa-Elffach-Bereich die Chorus und dieAthena am interessantesten. Die Chorus-Gruppe liegt in der Shimano-Welt etwas über der Ultegra, aber noch unter der Dura Ace. Die Athena ist in der Campagnolo-Gruppen-Hirarchie die erste mit Elffach-Schaltung. Bei ihr bekommt man optional hochwertige Carbongriffe oder eine Carbon-Kurbelgarnitur. Die Kassette sowie Kette werden von der größeren Schwester Chorus beigesteuert, was das Gesamtpaket noch einmal aufwertet. Der größte Unterschied zur Chorus: Es können nicht mehr alle Gänge mit dem Daumenhebel auf einmal durchschalten werden.

Achtung bissig

Die nominell untersten Gruppen – die Centaur und die Veloce – sind zwar die günstigsten, bieten aber immer noch ein Preis-/Leistungsverhältnis auf sehr gutem Niveau. Was positiv auffällt: Sie sind extrem leichtgängig, und das Bremsverhalten ist bissig, aber gut dosierbar. Die Bremsperformance ist auf Augenhöhe mit Shimano 105 und überzeugender als bei Sram Rival oder Apex. Aus funktionaler Sicht sind die Centaur und die Veloce also top. Bezeichnend für den hohen Campa-Qualitätsanspruch: Die zweitgünstigste Gruppe, die Centaur, kann man immer noch mit Carbon-Griffen und -Kurbeln haben.
Hohe Qualität hat natürlich auch ihren Preis. Campagnolo ist im Vergleich zu Shimano oder Sram etwas teurer. Dafür schaltet und bremst man mit Komponenten, die Exklusivität ausstrahlen, italienische Eleganz mitbringen und Radsportgeschichte sind.

Reifen im Test: Conti Ultra Sport 2

An einen Trainingsreifen hat RennRad folgende Erwartungen: Der Reifen sollte günstig sein, eine hohe Laufleistung schaffen und den Schlauch möglichst gut vor Verletzungen schützen. Gewicht und Rollwiderstand spielen für uns eine vergleichsweise untergeordnete Rolle. Continental sieht das offensichtlich ähnlich und hat mit dem Ultra Sport 2 einen Reifen entwickelt, der die ersten drei Kriterien voll erfüllt, ohne dass der Reifen mit 256 Gramm ein Schwergewicht wäre.

Erreicht wird der hohe Pannenschutz über eine 60-TPI-Karkasse (Threads per Inch, zu deutsch Fäden pro Zoll), die unter der Lauffläche dreifach überlappt (3/180TPI). Zudem hat Continental bei der Entwicklung des Ultra Sport 2 bei der Gewebegummierung Erfahrungen aus dem MTB-Bereich einfließen lassen. Die Stich- und Schnittfestigkeit des Reifens wurden so verbessert.

Um den Fahrkomfort zu erhöhen, haben wir im Test einen 28 Millimeter breiten Reifen eingesetzt. Schöner Nebeneffekt gegenüber schmalen 23-Millimeter-Pneus: Über die visuelle wahrnehmbare breite Auflagefläche des Reifens auf der Straße hat sich das Sicherheitsgefühl in Kurvenfahrten erhöht.

Preis pro Stück: 24,95 Euro

Fazit: Sicherer Dauerläufer

Acht günstige Rennräder für 1500 Euro im Test

Vergleicht man Fahrradkategorien mit Autoklassen, kann man die Räder aus unserem Test wohl in der „Polo-Klasse“ ansiedeln. Wie bei Autos auch ist der Zweck aller Rennräder derselbe: Sie bringen den Fahrer, der dafür natürlich treten muss, von Punkt A zu Punkt B. Die Größe des Rennrades ist im Gegensatz zum Auto allerdings nicht für den Preis entscheidend.

Der Preis bestimmt sich durch Material, Qualität und Gewicht des Rahmens sowie die Ausstattung. Um dabei auf einen Preis von 1500 Euro zu kommen, gehen die Hersteller verschiedene Wege, bei einem Punkt sind sich aber fast alle einig. Die Shimano 105er-Gruppe ist verbaut, zumindest die Schalthebel.

Um den Preis niedrig halten zu können, sind oft die Kurbeln oder die Bremskörper gruppenlos oder von der eigenen Hausmarke – wie zum Beispiel am Focus. Nur KTM setzt nicht auf die 105. Sie statten ihr Revelator 3500 mit der preisgünstigeren Tiagra-Schaltgruppe von Shimano aus. Kein einziger Hersteller schickte uns für unseren Test ein Rad mit einer Campagnolo-Gruppe. Zwar gibt es mit der Veloce auch eine bezahlbare Gruppe von Campa, der Preis von 1500 Euro ist aber mit den Rahmen im Test dann kaum zu erreichen. Sram sucht man ebenfalls vergeblich. Die Gruppen der Amerikaner könnten preislich mithalten, die Hersteller setzen in der 1500-Euro-Klasse trotzdem auf Shimano.

Alu vs. Carbon

Bis auf die Räder von Cannondale und Corratec sind alle Rahmen im Test aus Carbon. Carbon, das schwarze Gold, zieht. Es verkörpert Hightech, High End, Speed. Es ist das Material, aus dem Formel 1-Boliden hergestellt sind. Es ist bei Rennrädern aber nicht so, dass alles, was aus schwarzen Fasern besteht, auch besser ist. Beide Alu-Renner überzeugen im Test. Sie waren nicht schwerer als ihre Konkurrenten aus Carbon, zum Teil steifer, es hat Spaß gemacht sie zu fahren. Bei der Gabel setzen auch Cannondale und Corratec auf Carbon. Mit dieser Kombination sind die beiden Räder besser als viele ihrer Konkurrenten. In diesem Fall gilt: lieber einen guten Alu-Rahmen als einen günstigen Carbon-Rahmen. Insgesamt fällt kein Rahmen wirklich negativ auf – im Gegenteil: Viele der Räder in der 1500-Euro-Klasse haben mit ihren Fahreigenschaften überrascht.

Unterschiede im Detail

Die Sitze aus Leder, ein Fellüberzug überm Lenkrad, das Armaturenbrett im Plastik-Chic, Chromfelgen. Es gibt viele Details, die ein Auto schön und teuer oder aber einfach nur hässlich machen. Bei Rennrädern ist der Spielraum nicht ganz so groß, es kommt auf die Details an. Diese Details können darüber entscheiden, ob einem ein Rad taugt oder nicht. Wie ist die Form des Lenkers, wie komfortabel ist das Lenkerband, wie weich ist der Sattel? Natürlich hat bei diesen Fragen jeder Fahrer seine eigenen Vorstellungen von gut und schlecht, dass diese Fragen aber wichtig sind, wissen auch die Hersteller. So findet man auf fast allen Rädern wirklich gute Sättel und komfortable Lenkerbänder – das schafft eine Wohlfühlatmosphäre auf dem Rad. Etwas verwunderlich ist, dass ausgerechnet der Aero-Renner von Giant mit einem Sattel versehen ist, der sehr weich ist und so nicht richtig mit dem sportlich ausgerichteten Rad harmoniert.

Laufräder

Bei Rädern um 1500 Euro ist klar, dass keine Laufräder aus der teuren Kategorie im Rad stecken. Die müssen es aber auch nicht sein. Günstige Systemlaufräder sind mittlerweile so solide, dass man sie, was die Laufeigenschaften angeht, oft kaum von hochwertigen Modellen unterscheiden kann. Nur das Gewicht und die Steifigkeitswerte kennzeichnen die deutlichen Unterschiede zu den teureren Varianten. Alle Laufräder im Test, die auch alle mit qualitativ hochwertigen Reifen ausgestattet waren, sind jedenfalls mehr als alltagstauglich. Positiv hervorstechen konnten im Test die Fulcrum CEX-7.0 Laufräder, die am Focus Cayo verbaut sind.

Polo schlägt Ferrari

Was das Design der Räder angeht, muss sich keines verstecken. Die Hersteller wissen, dass sich Räder auch über die Optik verkaufen. Knallige Farben gibt es genauso wie schlichte edle Dekors. Dazu kommen ansprechende Rahmenformen. Auf den ersten Blick ist deshalb kaum zu sehen, dass die Räder aus einer günstigeren Preisklasse sind. Die Shimano 105-Ausstattung hat sich als voll alltagstauglich bewährt. Wenn man die nötige Kraft und Ausdauer hat, ist es also kein Problem, mit einem Polo einen Ferrari abzuhängen. Denn: Auf den Motor kommt es an.

Abnehmen mit dem Rennrad: Diäten, Mythen und Trainingstipps

Das schlechte Wetter, die kurzen Tage, die Sportpause, die dreckigen Straßen, das Motivationsloch – all das liegt im Frühling hinter einem. Die Saison naht. Man hat Ziele: die erste Ausfahrt mit der Gruppe, die erste inoffizielle Bergwertung, Trainingslager, Rennen, Radmarathons. Die Leistung auf dem Rad hat mit Watt zu tun. Und mit der zu bewegenden Masse.
Es gibt viele Gründe abzunehmen. Und noch mehr Wege, die (vermeintlich) zu diesem Ziel führen. Wer suchet, der findet – zum Beispiel weit mehr als 500 verschiedene Diäten: Ananas, Apfelessig, Atkins, Blutgruppen, Brigitte, Chili-Ingwer, Hollywood, Hypnose, Kohlsuppe, Trennkost, Vollweib, Zone. Da ist für jeden etwas dabei. Alle paar Wochen wird eine neue noch adipöse, aber abnehmwillige Sau durchs Dorf getrieben. Für die Wirkung vieler Diäten gibt es keine wissenschaftlichen Belege. Manche sind sinnlos, manche gefährlich.

Regeneration im Radsport: Kompressionsbekleidung und Kryotherapie

Diät: Sportler sind anders

Die meisten Diäten – und auch fast alle Studien zum Thema Abnehmen – sind auf übergewichtige, unsportliche Menschen ausgerichtet. Sportler gehören nicht zur Zielgruppe. Für die meisten dicken Menschen gilt als erste Regel: Beweg dich! Schon Hobbysportler haben andere Voraussetzungen. Sie verbrauchen in der Regel ohnehin schon viel Energie und gehen beim Abnehmen andere Risiken ein. Denn während einer Radikaldiät wird meist auch Muskelmasse abgebaut, die Leistungsfähigkeit nimmt ab.
Beim Abnehmen ist es wie in der Finanzpolitik. Auf beides gibt es zwei Sichtweisen: die auf die Einnahmen – und die auf die Ausgaben. Wir brauchen mehr Geld, lässt Angela Merkel verlautbaren.
Dass die Steuereinnahmen so hoch sind wie noch nie, sagt sie nicht. Die Große Koalition fokussiert sich allein auf die Einnahmenseite. Denn Sparen könnte ja Wählerstimmen kosten. Auch Athleten sollten sich auf das konzentrieren, was eingenommen wird: auf die Qualität und Quantität der Nahrung.

Während der Saison sind Diäten kaum durchführbar. Ernährungsumstellungen sollten eher davor oder danach getestet werden.

Ernährung: Theoretisch einfach

Fett, Eiweiß, Kohlenhydrate, das sind die drei Energieträger in der menschlichen Nahrung. Lange wurden die Fette als alleinige Dickmacher verteufelt. Dann kamen die Kohlenhydrate an die Reihe. Dabei ist eigentlich alles ganz einfach. Theoretisch. Wer abnehmen will, muss sich an eine einzige Formel halten: Nimm weniger Kalorien zu dir als du verbrauchst. Es gibt etliche konkrete Handlungsanweisungen,an die man sich halten soll. Zum Beispiel die der American Heart Association. Deren Abnehm-Rezept lautet: Nimm weniger Kalorien zu dir als sonst, aber nicht weniger als 1500 Kilokalorien pro Tag (für Männer und 1200 kcal für Frauen). Mindestens 55 Prozent davon sollten Kohlenhydrate sein, weniger als 30 Prozent Fett, 15 Prozent Protein. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt: fünfmal am Tag Obst oder Gemüse. Klingt vernünftig, klingt einfach.
Doch viele Studien zeigen, dass gerade Sportler vor besonderen Problemen stehen. Demnach büßen Athleten in Fastenzeiten sportliche Leistungsfähigkeit ein. In einer Studie an Ringern konnten die Sportlergruppen, die 41 oder sogar 55 Prozent der Gesamtenergiemenge aus Kohlenhydraten aufnahmen, ihre Leistungen nicht halten. Das gelang nur der Gruppe, deren Nahrung einen Kohlenhydratanteil von 66 Prozent hatte. Daraus leiten die Forscher ab, dass auch Athleten, die abnehmen wollen, täglich mindestens fünf Gramm Kohlenhydrate pro Kilogramm Körpergewicht aufnehmen sollten.
Demnach sind die seit einigen Jahren so populären Low-Carb-Diäten, bei denen der Kohlenhydratanteil der Ernährung reduziert wird, nicht immer sinnvoll. Generell sind die Effekte vieler Diäten nicht erforscht. Doch über eines herrscht Gewissheit. Über eine Gemeinsamkeit aller Radikaldiäten. Über den einen Feind aller Fastenden. Ein unheimlicher, heimtückischer, scheinbar unbesiegbarer Feind, dessen Name überall geflüstert wird: JOJO. Was mit dem Spielgerät geschieht, geschieht auch mit dem Körpergewicht. Was runter geht (das Gewicht, die Fettreserven), geht auch wieder rauf. Der Geist agiert, indem er den Körper zum Sparen zwingt. Der Körper reagiert, indem er nach der Zeit des Verzichts verstärkt Reserven bildet. Wie man den Jojo-Effekt vermeidet, erklärt der Ernährungsexperte Professor Ingo Froböse im RennRad-Interview.

Abnehmen: Gene und Training

Oft ist nach der Diät vor der Diät. Oder schlimmer. In einer Metaanalyse, die im Journal „American Psychology“ erschien, wurde konstatiert: Mehr als ein Drittel aller Teilnehmer, die eine Diät hinter sich hatten, wogen kurz danach deutlich mehr als davor. Der Anteil derer, die ihr während der Diät erreichtes Gewicht halten konnten, lag bei nur zehn Prozent.
In einer anderen US-amerikanischen Studie wurde festgestellt, dass dieselbe Maßnahme zu völlig unterschiedlichen Ergebnissen führen kann. Alle Probanden aßen über den Untersuchungszeitraum hinweg nur so viel, dass sie täglich 1000 Kilokalorien weniger zu sich nahmen als sie verbrauchten. Das Ergebnis: Manche nahmen nicht einmal ein Kilogramm ab, andere mehr als acht. Nur Zwillinge nahmen stets genau gleich viel ab. Beim Abnehmen spielen also auch die Gene eine Rolle.
„Aber niemand braucht sich seinem Schicksal zu ergeben“, sagt Ingo Froböse von der Deutschen Sporthochschule Köln. Jeder kann seinen Stoffwechsel trainieren. Jeder kann seinen Grundumsatz erhöhen. Den Energieverbrauch im „Leerlauf“. Der einfache Weg zu weniger Fett, einem schlankeren, gesünderen Körper: mehr Muskeln, mehr Ausdauertraining. Der Weg des Radfahrers.

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Mythos und Wahrheit

1. Aufstehen, Zähneputzen, Anziehen, Trainieren. Das sogenannte „ketonische Training“ auf nüchternen Magen wird von etlichen Profis praktiziert. Grund: Vor dem Frühstück ist der Insulinspiegel noch niedrig. Einige Studien – auch mit Radfahrern, wie etwa die der Universität Birmingham – deuten darauf hin, dass die Muskeln dann mehr Fettsäuren verbrennen.

2. Es ist ein bekannter Begriff: Entschlacken. Dass soll beim Fasten mit dem Körper geschehen. Nur: Beweise dafür gibt es nicht. Gerade das zum „Entschlacken“ eingesetzte Heilfasten kann problematisch sein. Man isst gar nicht, sondern ernährt sich flüssig, von Wasser, Tee, Saft, Gemüsebrühe. Doch nach der Diät setzt ganz sicher der Jojo-Effekt ein. Und: Bislang hat kein Mediziner so etwas wie „Schlacken“ in einem menschlichen Körper gefunden.

3. Große Versprechungen sollte man hinterfragen. Beispiele: Bei der Blutgruppendiät soll diese, evolutionär bedingt, dafür entscheidend sein, wie jemand bestimmte Nahrungsmittel verträgt. Die wissenschaftlichen Belege: kaum vorhanden. Bei der Trennkostdiät geht es darum, Kohlenhydrate und Eiweiße strikt voneinander zu trennen, da der Mensch nicht beides gleichzeitig verdauen könne. Diese Behauptung ist längst wissenschaftlich widerlegt.

4. Ein aktueller Trend führt zurück in die Steinzeit: die Paleo-Diät. Deren Kurzfassung: Iss, was es damals, in der Altsteinzeit, schon gab. Fleisch, Fisch, Meeresfrüchte, Eier, Obst, Gemüse, Kräuter. Iss nichts, das erst später erfunden, entwickelt oder errungen wurde. Kein Brot, keine Nudeln, keine Milch, kein Zucker. Die Wirkung der Steinzeiternährung wurde bislang wenig erforscht. Erste Studien deuten eine mögliche Verringerung des Risikos von Herz-Kreislauf-Erkrankungen an. Allerdings gibt es auch viele kritische Stimmen. Zu einseitig sei diese Ernährung.

5. Fett ist böse. Fett macht krank und dick. Weg damit! Diese weitüberlieferte Weisheit ist falsch. Das ist längst erwiesen. Zum Beispiel durch eine Harvard-Studie, bei der eine sehr fettarme Ernährung mit einer relativ fettreichen verglichen wurde. Das Ergebnis: Die Probanden, die sich nach einem Speiseplan wie er in Mittelmeerregionen (mit viel Fisch und hochwertigen Pflanzenfetten wie etwa aus Olivenöl) ernährten, nahmen mehr und nachhaltiger ab als die Fettverweigerer – durchschnittlich 4,5 Kilogramm innerhalb von 18 Monaten. Und damit 1,5 Kilogramm mehr als die Probanden, die sich fettarm ernährten.

6. Lang und ruhig. So soll es sein, das „Fettverbrennungstraining“. Nur: Schnell wirkt auch. In einer klassischen Studie der Laval Universität, Kanada, zeigte sich nach 20 Wochen Training, dass die Probanden, die mit geringer Intensität trainiert hatten, mehr Kalorien (28.800) verbraucht hatten als die, die 15 Wochen lang intensiver trainiert hatten (13.800). Aber: Die Intensivtrainierer hatten mehr Körperfett verloren. Die Forscher schrieben dies dem verbesserten Fettmetabolismus und erhöhter Enzymaktivität zu.

Aufgrund der Kohlenhydrate sollte man seine Nudeln stets al dente kochen.

Ernährungsexperte Ingo Froböse im Interview: „Den Grundumsatz verdoppeln“

RennRad: Herr Professor Froböse, manche Menschen können so viel essen, wie sie wollen ohne zuzunehmen, andere müssen das Stück Schwarzwälder-Kirsch nur anschauen und schon schwillt der Bauch. Was ist die Erklärung für diese Ungerechtigkeit?

Ingo Froböse Manche Menschen verbrennen schneller und besser Energie als andere. Wenn zwei VW Golf nebeneinander an der Ampel stehen, sieht man äußerlich auch keinen Unterschied, aber die Motoren können verschieden sein: Der, der mehr PS und einen größeren Hubraum hat, verbraucht mehr Benzin.

Man sollte seine Maschine also auf mehr Verbrauch tunen?
Genau. Die Muskelmasse des Körpers entspricht dem Hubraum des Motors, die Zahl der Mitochondrien in den Zellen den PS. Deshalb muss ein Sportler beim Abnehmen immer darauf achten, dass sein Motor beides nicht verliert.

Was sollten abnehmwillige Hobby- und Leistungssportler konkret beachten?
Als Athlet, egal auf welchem Niveau, sollte man immer parallel die Muskulatur trainieren – und auch in Abnehmzeiten für eine ausreichende Aminosäurenzufuhr sorgen. Denn nach jeder Belastung gibt es ein anaboles Zeitfenster, in der Regel die ersten 60 Minuten nach Belastungsende. In denen sollte man Aminosäuren zu sich nehmen, um die Regeneration zu unterstützen und Muskelschäden zu vermeiden.

Das Thema Protein ist, wenn es um Diäten geht, seit Jahren im Gespräch. Sollte man im Sinne der Low-Carb-Diäten wirklich Kohlenhydrate eher vermeiden und durch Proteine ersetzen?
Zu diesem Thema gibt es fast schon Glaubenskriege. Ich gehe davon aus, dass Sportler eine gewisse Kohlenhydratzufuhr brauchen, als grober Richtwert gilt mindestens 60 Gramm pro Tag. Bei Proteinen gehen wir von einem täglichen Bedarf von drei Gramm pro Kilogramm Körpergewicht aus. Und es steht fest, dass ältere Menschen einen höheren Bedarf haben als jüngere. Abends auf Kohlenhydrate zu verzichten, kann auf jeden Fall Sinn machen.

Dass es auf die Quantität ankommt, ist klar. Welche Rolle spielt die Qualität der Kohlenhydrate?
Wenn Kohlenhydrate, dann besser solche mit niedrigem glykämischen Index. Bei dem Thema kann man auch anmerken, dass Pastapartys vor einem Rennen oder Marathon oft gar nicht mal so gut sind.

Und warum nicht?
Weil die Nudeln oft verkocht sind. Je weicher die Nudeln sind, desto mehr kurzkettige Kohlenhydrate haben sie. Deshalb sollte man darauf achten, sie al dente zu kochen. Auch bei Kartoffeln kommt es auf die Qualität an: Junge Knollen sind besser als alte, denn sie haben mehr langkettige Kohlenhydrate.

Haben Sie noch mehr solcher Tipps?
Athleten brauchen Vitalstoffe wie Zink und Eisen in ausreichender Menge. Ein einfacher Tipp ist es, morgens ein, zwei Löffel Weizenkeime ins Müsli zu geben. Das enthält fast alle wesentlichen Vitalstoffe.

Sie sind ein Verfechter der langfristigen Ernährungsumstellung. Was halten Sie von Drei-Tages- oder sonstigen Crash-Diäten?
Die sind oft kontraproduktiv, denn nach ihnen ist der Jojo-Effekt vorprogrammiert. Der Körper ist eine radikale Sparmaschine. Er hat im Laufe der Evolution gelernt Energie zu sparen. Bei einer Unterversorgung fährt er sich runter, nach der Mangelernährung reagiert er dann mit vermehrter Fetteinlagerung. Deshalb sollte man nie weniger als die Kalorien, die dem eigenen Grundumsatz entsprechen, zu sich nehmen.

Und der ist trainierbar.  
Ja, der Grundumsatz ist der Energieverbrauch im Ruhezustand, und bei Sportlern höher als bei Nichtsportlern. Durch gezieltes Training kann man ihn innerhalb eines Jahres verdoppeln. Deshalb steht fest: Niemand braucht sich seinem Schicksal zu ergeben. Mit einer sanften Ernährungsumstellung und Bewegung kann jeder abnehmen. Mit diesem gesunden Weg sind bis zu zwei Kilogramm pro Monat möglich.

Ohne Risiko testen!

RennRad Tipps gegen Kilos

  • Trainieren Sie „ketonisch“, also auf nüchternen Magen.
  • Verzichten Sie ab und an abends auf Kohlenhydrate. Alternativen zu Nudeln und Co.: Fisch, mageres Fleisch, Tofu, Gemüse.
  • Erhöhen Sie Ihren Grundumsatz. Durch Ausdauer- und Muskelaufbautraining.
  • In der ersten Stunde nach dem Training sollte auf eine ausreichende Proteinversorgung geachtet werden.
  • Achten Sie auf die Qualität des Fetts, das Sie zu sich nehmen. Mehrfach ungesättigte Fettsäuren, wie sie etwa in Distelöl vorkommen, können sich günstig auf das Risiko für Herzkrankheiten auswirken. Trans-Fettsäuren, die etwa in Pommes oder Chips vorkommen, sollten möglichst gemieden werden.
  • Achten Sie auf die Qualität der Kohlenhydrate, die Sie zu sich nehmen. Nudeln sollten zum Beispiel „al dente“ gekocht werden.