Monat: April 2015

Rennräder mit Scheibenbremsen im Test: Fahrgefühl und Nutzen

Die Zukunft der Disc-Renner scheint rosig zu werden – zumindest, wenn es nach der Meinung der Industrie geht. Doch unter Radfahrern sorgen die Discs für hitzige Diskussionen. Viele sind von den Scheibenbremsen nicht überzeugt: Die Optik ist zu klobig, das Plus an Bremsleistung ein zu geringes Kaufargument. Die Vor- und Nachteile zu normalen Bremsanlagen, die Spezifika der Disc-Rennräder und konkrete Fahreindrücke wollen wir mit unserem Test festhalten. Neun Modelle aller Preisklassen sollen dabei ein umfassendes Bild von Disc-Modellen zeichnen.

Hydraulikvorteil

Der Großteil unserer Testräder ist mit einer hydraulischen Disc ausgestattet. Der technische Vorsprung gegenüber mechanischen Modellen ist spürbar. Es macht daher Sinn, etwas mehr Geld für eine hydraulische Anlage auszugeben. Das einzige Rad im Test mit mechanischer Bremse ist gleichzeitig das günstigste. Das Giant Defy Advanced 1 ist aus preislicher Sicht sehr interessant (1999,90 Euro). Die TRP Spyre Mechanik-Scheibenbremse funktioniert gut, kann aber nicht mit der Leistung hydraulischer Modelle mithalten. Der Druckpunkt ist weniger präzise, die Bremsleistung geringer – man benötigt mehr Kraft für die gleiche Verzögerung.

Gruppenübersicht

Für den Einstieg in die Welt der hydraulischen Scheibenbremsen bieten sich die neue Sram Rival Disc und die Ultegra an – beide gibt es in Kombination mit einer mechanischen Schaltung. Sram hat seine Hausaufgaben gemacht. Doch Shimano überzeugt im Gruppenvergleich etwas mehr. Vor allem das Bremsgriff-System scheint ausgereifter. Besonders gut gefällt am ST-R685, dem hydraulischen Shimano-Bremshebel für mechanische Schaltungen, der Druckpunkt – sowohl beim Bremsen als auch beim Schalten. Die Gangwechsel funktionieren präzise, die Gruppe arbeitet zuverlässig. Zudem liegen die Hebel besser in der Hand als die der Rival, da sie schlanker sind und nicht so hoch aufbauen.

Die High-End-Variante stellen die hydraulische Bremse (BR-R785) und die elektronischen Hebel (ST-R785) dar. Dieses System ist das erste, das mit hydraulischen Scheibenbremsen auf dem Markt erhältlich war. Der Grund ist einfach: In den elektronischen Brems-/Schalthebeln gibt es mehr Platz, um die Hydraulik unterzubringen, die technische Umsetzung ist also leichter.

Straßenlage

Entscheidend ist, wie sich die technischen Besonderheiten auf der Straße auswirken. Die Scheibenbremsen haben nicht nur Einfluss auf die Bremsleistung, sondern auch auf das Fahrverhalten. Disc-Renner sind bisher noch schwerer als die meisten Räder mit herkömmlicher Bremsanlage aus der gleichen Preisklasse. Das höhere Gewicht, das durch die Bremse selbst und die stabilere Bauweise des Rahmensets zustande kommt, beeinflusst teilweise das Handling. Bei manchen Rädern sogar so stark, das die Lenkung träge wirkt. Gewichtsfetischisten und Kurvenflitzer sollten also bei der Felgenbremse bleiben. Fahrer, die die ultimative Bremsleistung suchen, sind mit einer Scheibenbremse besser ausgestattet. Allerdings kommen moderne Felgenbremsen bei trockenen Bedingungen sehr nahe an die Verzögerung der Discs heran.

Für welche Variante man sich entscheidet, ist schlussendlich eine Geschmacks- und Preisfrage. Der Einstieg in die Welt der Disc-Rennräder ist teuer. Zwischen 1.600 und 2.000 Euro muss man im Radladen für ein Rad mit Scheibe investieren. Möchte man ein hydraulisches Modell, sogar noch mehr. Ein Kauf sollte daher wohlüberlegt sein.

Pro und Contra Scheibenbremse

+ Konstant gute Bremseigenschaften – auch bei Nässe
+ Wenig Fingerkraft nötig. Vor allem hydraulische Scheibenbremsen bieten ein angenehmes Bremsgefühl
+ Mehr Möglichkeiten beim Laufradbau. Die Felge kann anders gestaltet werden, da sie keine Bremsfunktion hat
+ Besseres Wärmemanagement – eine Scheibe überhitzt nicht so schnell. Das bietet vor allem Vorteile bei Carbonlaufrädern

– Scheibenbremsen sind bis zu 500 Gramm schwerer als normale Felgenbremsen. Das höhere Gewicht kann sich auch auf die Fahreigenschaften des Rads auswirken
– Quietschanfällig
– Schwierigere Wartung bei hydraulischen Discs
– Klobige, ungewohnte Optik

Shimano: Hydraulische Scheibenbremsen im Test

Bremsperformance für das Mittelklasse-Segment

Mit den neuen hydraulischen Scheibenbremsen auf SHIMANO 105 Niveau kommen zukünftig noch mehr Rennrad-Enthusiasten in den Genuss der Bremsperformance, die den Top-Profis nach wie vor verwehrt bleibt. Neben kontrollierbarer Bremsleistung bei sämtlichen Witterungsbedingungen glänzen die Scheibenbremsen auf 105 Niveau durch die neuen Flat-Mount-Bremssättel, die zudem eine attraktive, sportliche Optik garantieren.

Mit Technologien, die sich bei den ersten beiden Generationen von Shimanos hydraulischen Scheibenbremsen (ST-RS505, BR-RS505)  bewährt haben und seitdem noch weiter entwickelt wurden, wird das neue Modell dem Anspruch der SHIMANO 105 Gruppe, äußerst zuverlässige und langlebige Performance sowie höchste Funktionalität, Leichtgängigkeit und Ergonomie zusammenzubringen, voll und ganz gerecht.

Der neue hydraulisch-mechanische Schalt-/Bremshebel ST-RS505 zeichnen sich trotz des integrierten Mineralöl-Reservoirs durch extrem kompakte Abmessungen aus, die höchste Ergonomie garantieren. Durch den geringen Griffdurchmesser und die um 10 mm in der Griffweite einstellbaren Hebel ermöglichen sie auch Fahrerinnen und Fahrern mit kleineren Händen perfekte Kontrolle. Dabei sorgt die leichtgängige Mechanik der Schalthebel für intuitive und präzise Gangwechsel mit klarem taktilem Feedback.

Einfach Wartung

Die Bremsleitungen der neuen Bremsen auf 105 Niveau sind – wie beim im Vorjahr vorgestellten Modell auf Ultegra- Level – an der Innenseite des Bremssattels angeschlossen und garantieren damit nicht nur eine effiziente Leitungsführung, sondern auch eine schlanke, aerodynamische Optik. Mit der Trichterentlüftung und dem One-Way-Entlüftungssystem sind auch die Bremsen einfach und sauber zu warten.

Da durch die direktere Montage die Notwendigkeit optisch auffallender Befestigungsschrauben entfällt, bieten die neuen Flat-Mount-Bremssättel – neben dem BR-RS505 wird auch ein neuer Bremssattel auf Ultegra Niveau (BR-RS805) mit diesem Standard verfügbar sein – neben aerodynamischen Vorteilen, ein schlankeres, sportlicheres Design. Damit wird eines der Hemmnisse beseitigt, das Rennrad-Puristen bislang vom Einsatz hydraulischer Scheibenbremsen abhielt: die optische Nähe zu und daher die Assoziation mit Mountainbike-Bremssystemen. Die neuen Flat-Mount-Modelle präsentieren sich nun als hochwertige, spezifische Rennrad-Komponenten, die dies auch äußerlich deutlich zu erkennen geben.

ICE-TECH Technologie

In Kombination mit den neuen Bremshebeln und Bremssätteln zeichnen die ebenfalls neuen SM-RT81-SS Bremsscheiben sowie die Bremsbeläge für die witterungsunabhängige Gesamtperformance des Systems verantwortlich. Dabei garantiert die ICE-TECH Technologie optimale Wärmeableitung und damit Fading-Resistenz und Top-Performance. Durch die Wahl von Belägen und Bremsscheibengröße – erstmals ist die SM-RT81 nun auch in 140 mm Durchmesser erhältlich – lässt sich das Bremssystem an verschiedenste Umweltbedingungen, aber auch an die Vorlieben oder Eigenschaften des Fahrers anpassen. Durch die dreilagige Sandwich-Struktur aus einem Aluminium-Kern mit zwei Edelstahlschichten außen leiten die ICE-TECH Bremsscheiben entstehende Wärme deutlich schneller und besser ab und sorgen so für Sicherheit und Verlässlichkeit.

Nachdem SHIMANO bereits 2013 erstmals ein hydraulisches Rennrad-Scheibenbremssystem eingeführt hatte, das 2014 auch für mechanische Schaltsysteme adaptiert wurde, rundet das neue Modell auf 105 Niveau das Line-Up nun weiter ab. Die Kombination aus BR-RS505 und ST-R505 ist mit sämtlichen mechanischen 11-fach Schaltsystemen von Shimano kompatibel, also neben der Shimano 105 auch mit der Ultegra und dem Top-Modell Dura-Ace.

Verfügbarkeit

  • Hydraulisch-mechanischer Schalt-Bremshebel ST-RS505: Oktober 2015
  • Flat-Mount-Bremssattel (105 Niveau) BR-RS505: Oktober 2015
  • Flat-Mount-Bremssattel (ULTEGRA Niveau) BR-RS805: Juli 2015
  • ICE-TECH Bremsscheibe SM-RT81-SS (140 mm): März 2015