Monat: Juni 2015

Sitzposition: So sitzen Sie richtig auf dem Rad

Bikefitting im Selbstversuch

Implerstraße 7, mitten in München. Draußen rumpelt der Verkehr vorbei. Hinter einer milchigen Glasfront sind die Schemen eines Ergometers zu erkennen. Drinnen brennen Leuchtstofflampen. An den Wänden hängen große Fotos: Rennradfahrer, im Sattel, aus dem Sattel. In der Mitte ein großer Bildschirm. Daneben steht ein Podest: Gleich werden mein Rad und ich hier Platz nehmen.

Zuversicht

Sein Handschlag sitzt. Sportwissenschaftler Pascal Ketterer leitet das Radlabor in München-Sendling. Wir setzen uns an seinen Schreibtisch und klären das Prozedere im Schnelldurchlauf. Vor meinem Besuch habe ich ihm erste Daten per Online-Fragebogen zukommen lassen. Ihn erwartet ein ehemaliger Leistungssportler mit Rundrücken, Knick-Senk-Spreizfuß und leichter O-Beinstellung. „Wir kriegen das hin“, versichert er mir glaubhaft. Ich runzele etwas die Stirn.

Bikefitting: Die Nachfrage ist groß

Sitzhöhe, Sattelposition, Sitzlänge und Lenkerhöhe sind die Kernwerte, mittels derer Ketterer und Kollegen die individuelle Sitzposition ermitteln. „Bei uns gibt es kein Hokuspokus. Unsere Arbeit basiert auf jahrzehntelanger wissenschaftlicher Forschung“, sagt er. War die Expertise zunächst nur Radsport-Nationalkaderathleten vorbehalten, bietet man die eigenen Dienstleistungen seit 2007 für alle Sportler an. Gerade jetzt im Frühjahr ist die Nachfrage entsprechend groß.

Bike- und Bodyscanner

Zuerst fixieren rote Laserkreuze mein Rennrad. Der Bikescanner, genauer gesagt ein spezieller Schwenkarm, misst und überträgt die Koordinaten in Echtzeit an den Computer. Erstaunt wechseln meine Blicke zwischen Rennrad und Monitor. Nach weniger als fünf Minuten bin ich selbst an der Reihe. Dafür heißt es erst einmal Ausziehen. Radhose, die Träger in die Hose gepackt, und Socken sind meine einzigen Kleidungsstücke. Pascal Ketterer markiert die Messpunkte mit Markerstift. Ganz wohl ist mir dabei nicht. Dann nimmt mich das Laserkreuz ins Visier.

Schuhproblem

Der Laser ermittelt unter anderem Beinlänge, Brustbeinhöhe und Beckendifferenz. Anhand dieser Daten errechnet eine Software meine Idealposition. Während ich noch immer etwas ungläubig dreinblicke, stehe ich barfuß schon auf dem nächsten Gerät. Der „Footdisc“ misst meine Fußdruckpunkte. Diagnose: leichter Plattfuß. Nichts Neues eigentlich. Mir wird eine neue Einlage empfohlen. Ich verspreche sie auszuprobieren und bin heilfroh endlich aufs Rad zu dürfen.

Endlich treten

Zuerst ganz normal locker treten. Pascal Ketterer zückt neben mir den Winkelmesser. Ihm entfährt ein leichtes „Oh“. Verdutzt blicke ich ihn an. „Wie vermutet, sitzt du zu hoch, die Sitzhöhe passt noch nicht. Daraus resultiert auch dein ungewöhnlicher Kniewinkel von 116 Grad.“ Dabei sollte der optimale Kniewinkel 110 Grad betragen. Dann ist der mechanische Wirkungsgrad am höchsten, die Kraftübertragung am effektivsten. Also absteigen. Sattelhöhe absenken. Sattel nach hinten. Erneut aufsteigen. Wieder treten.

Lenkerhöhe und Sitzlänge bereiten meinem Fitter die nächsten Sorgen. Wieder muss ich runter vom Rad. Wieder werden Inbusschlüssel gezückt. Ketterer erledigt das mit routinierter Gelassenheit. Nach einer Weile Schrauben und Probieren ist die Position gefunden. „Wie fühlst du dich?“ Eigentlich eine typische Reporterfrage. „Ungewohnt, aber ganz okay“, höre ich mich sagen. Langsam trete ich schneller, erhöhe die Frequenz und merke, wie das Atmen leichter fällt, der Rücken entlastet wird. Ganz neu, ganz anders. „Angenehm, sehr angenehm“, schiebe ich hinterher. War das schon alles? Natürlich nicht.

Schuhe gut, alles gut

Als nächstes geht es um meine Schuhe, genauer: um die Cleats. Das Großzehengelenk sollte auf Höhe der Pedalachse sein. Auch habe ich bei der Einstellung meine O-Bein-Stellung bislang nicht berücksichtigt. Pascal Ketterer probiert es mit einer leichten Rotation nach außen. „Minimal“, wie er mir versichert. Ich stimme zu. Knieschmerzen hatte ich bislang keine.

Die ersten Tritte mit neuer Einstellung fühlen sich ersteinmal unrund an. Nach zwei, drei Minuten geht es etwas besser, eleganter – bilde ich mir ein. Sportlich oder komfortabel? Beim Radlabor geht man auf solche Wünsche ein. Wissenschaftliche Empfehlung ja, subjektives Empfinden ebenso. Ein letztes Mal darf ich auf einer Maschine Platz nehmen. Diese sieht aus wie ein antiquiertes Ergometer. Sattelposition, Sitzlänge und Lenkerhöhe lassen sich hier automatisch hin und her verschieben. Wieder probieren wir aus, bevor ich mich für die sportlichere Variante entschieden habe. Angriff ist schließlich die beste Verteidigung.

Fitting im Radlabor

Das Radlabor gibt es in Freiburg, München und Frankfurt. 1997 gründete die Universität Freiburg zusammen mit dem dortigen Olympiastützpunkt eine Abteilung, die nur dazu da war Spitzensportler zu betreuen. Leistungsdiagnostik, biomechanische Grundlagen und die Entwicklung von neuen Messverfahren gehörten schon damals zum Repertoire. Daraus entstand im Jahr 2007 die Radlabor GmbH. Seitdem bietet man Dienstleistungen in den Bereichen Leistungsdiagnostik, Biomechanik und Training für alle Sportler an. Eine Bike-Fitting-Analyse gibt es in Freiburg, München und Frankfurt ab 110 Euro.

Mehr Infos unter: www.radlabor.de

Bikefitting-Tipps: So sitzen Sie richtig auf dem Rad

Wann lohnt sich ein Bike-Fitting?

Ein Fitting lohnt sich nicht nur für ambitionierte Radsportler, sondern gerade auch für Anfänger. Aus Mangel an Erfahrung sitzen diese in den seltensten Fällen „richtig“ auf dem Rad. Daher raten wir grundsätzlich, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Bereits vor dem Kauf eines Rennrads gibt eine Vermessung darüber Aufschluss, welche Rahmengrößen und -formen in Betracht gezogen werden können.

Bevor Sie Ihre Position verändern, markieren Sie die bisherigen Einstellungen des Rades sowie die Position der Schuhplatten. Sollte Ihnen die neueingestellte Position doch nicht zusagen, können sie so zur Ausgangssituation zurückkehren. Von radikalen Veränderungen auf einen Schlag raten wir ab. Besser ist es, schrittweise Anpassungen durchzuführen.

Werkzeug

Nehmen Sie einen festen Rollentrainer zur Hilfe. So können Sie die Einstellungen problemlos verändern und sofort austesten. Zudem brauchen Sie ein Lot, eine Wasserwaage, einen Klebestreifen, kleine Steinchen, einen abwaschbaren Stift sowie ein Maßband oder Zollstock, einen Satz Inbusschlüssel und einen Spiegel (oder besser eine helfende Person).

Schuhplatten

Idealerweise sollte der Fußballen über der Pedalachse befinden. Sie ertasten dazu ohne Socke und Schuh den Spalt im Großzehen- und Kleinzehengrundgelenk auf der Innen- und Außenseite des Fußes.  Auf beide Seiten kleben Sie jeweils ein Steinchen unter Zuhilfenahme des Klebestreifens. So finden Sie durch leichten Druck auf die entsprechenden Stellen auch mit angezogener Socke und Schuh problemlos die Gelenke. Markieren Sie diese auf der Unterseite des Schuhs. Man verbindet beide Linien miteinander und platziert die Schuhplatte mittig. Je nach Tritttechnik sollte das Zentrum des Fußballens auf der Pedalachse oder bis zu 5 Millimeter dahinter stehen.

Beim Schuhabstand geht es hauptsächlich darum, ein Schleifen des Schuhs an den Kurbelarmen zu verhindern. Für breitere Einstellungen bieten manche Pedalhersteller längere Pedalachsen oder Unterlegscheiben an. In aller Regel reicht aber der normale Pedalabstand. Für einen optimalen Schuhwinkel sollte man zunächst folgende Ausgangsstellung einstellen: die innere Seite des Fußballens und die Hacke verlaufen parallel zur Radmitte. Nun kann man sich von dieser Einstellung, an eine Wohlfühlstellung herantasten. Die Schuhwinkel im Pedal müssen nicht zwangsläufig identisch sein.

Sitzhöhe

Methode 1: Setzen Sie sich auf den Sattel und stellen sie die Schuhhacke aufs Pedal. Die Position der Kurbel bildet die Verlängerung des Sitzrohrs. Das Bein ist also Durchgestreckt. Hierbei sollte sich das Becken nicht verschieben, um das Pedal erreichen zu können.

Methode 2: Setzen Sie sich auf den Sattel und klicken Sie ein. Drehen Sie die Kurbel, bis sie in der Flucht zum Sitzrohr steht. Sitz man in der richtigen Höhe, sollte die Schuhsohle parallel zum Boden verlaufen.

Methode 3: Messen Sie ihre Schrittlänge (ohne Schuhe). Ziehen Sie nun 10 Zentimeter von dem gemessenen Maß ab, was die Sitzhöhe ergibt, oder nehmen Sie die Schrittlänge mal 0,885. Das ergibt die Sitzhöhe, gemessen von Mitte Innenlager bis zur Mitte des waagerechten Sattels.

Sattel: Vor- und Nachsitz

Auf dem Sattel sitzend und eingeklickt sollte das Knieköpfchen über der Pedalachse stehen, wenn die Kurbel horizontal ist. Hierfür nehmen Sie das Lot und halten es an das Knieköpfchen und lassen es auf der Kurbelinnenseite auspendeln. Je nachdem, ob das Knieköpfchen vor oder hinter der Achse steht, wird der Sattel nach hinten oder nach vorne geschoben.

Die Sattelneigung sollte zur besseren Druckverteilung waagerecht sein. Zu weit nach hinten geneigt, können Druckstellen entstehen. Zu weit nach vorne geneigt, fehlt der Halt.

Lenker: Sitzlänge und Überhöhung

Je nach Körpergröße und Beweglichkeit kann die Einstellung der Sitzlänge und Überhöhung stark variieren. Ausschlaggebend hierfür sind die Vorlieben und Ziele sowie die körperlichen Voraussetzungen. Während ein Marathon-Fahrer eher eine aufrechtere Position braucht, wird ein Rennfahrer eine gestreckte Position vorziehen, mit einem etwas tieferen Schwerpunkt für schnelle Kurvenfahrten und besserer Aerodynamik. Als Faustregel gilt: Von Ihrem Hüftgelenk aus sollte Ihr Schultergelenk in einem 40°-45° Winkel zur Horizontalen stehen und Ihre Oberarme in der Bremsgriffhaltung in einem 90°-100° Winkel. Der Hüft-Schulter-Winkel sollte bei einer entspannten Position eher in Richtung 45° Grad, für eine sportliche Position zu 40° tendieren.

Für die Bestimmung der richtigen Sitzlänge sollten Sie in der Oberlenkerhaltung die Vorderradnabe hinter dem Lenker sehen, in der Bremsgriffhaltung sollte der Lenker die Nabe verdecken und in der Unterlenkerhaltung die Nabe vor dem Lenker zu sehen sein. Oberstes Gebot ist immer: man muss sie wohlfühlen.

Canyon Endurace AL 6.0: Günstiges 1000-Euro-Rennrad im Test

Topp-Ausstattung, gutes Fahrverhalten

Das Canyon Endurace AL ist der Nachfolger des Roadlite AL. Geändert hat sich nicht nur der Name. Die Geometrie, die Rohrquerschnitte, die Komponentenwahl, das Gewicht – alles ist anders. Doch eins ist trotzdem geblieben: der enorm hohe Fahrspaß.

Startet man mit dem Canyon Endurace, hat man schnell einen ersten Eindruck: unglaublich bequem. Die Sitzposition ist so entspannt wie auf keinem anderen Rad im Testfeld der 1000-Euro-Rennräder. Man steigt auf, fährt los und fühlt sich wohl. Natürlich nur, wenn man auch auf der Suche nach einer sehr aufrechten Sitzposition ist. Neben der Geometrie hat das Canyon Endurace AL 6.0 auch alles andere, das ein Komfort-Renner mitbringen muss: breite Reifen, dünne Sitzstreben, dickes Lenkerband, einen bequemen Sattel und sogar eine dünne Carbon-Sattelstütze. Letztere ist in dieser Preisklasse genauso ein klares Ausrufezeichen wie die Grand Prix 4000 S II von Continental. Diese Komponenten könnten auch an einem wesentlich teureren Rad verbaut sein. Gleiches gilt für die Gabel. Sie ist komplett aus Carbon und läuft konisch zu. Die Lenkpräzision ist spürbar. Spürbar ist auch der Komfort im Heck. Das Zusammenspiel aus Reifen, Hinterbau, Sattelstütze und Sattel dämpft. Zugleich ist die Kombination aber auch seitensteif, der Vortrieb dementsprechend gut.

RennRad-Testfazit

Die Überarbeitung des Canyon Endurace AL hat sich gelohnt. Der Kunde bekommt ein hochwertig zusammengestelltes Rad, das tolle Fahreigenschaften mitbringt.

Die Fakten

Gewicht: 8,15 kg
Rahmen: Aluminium
Gabel: Vollcarbon
Größe: XS, S, M, L, XL, XXL, XXXL
Steuersatz: Tange
Schaltgruppe: Shimano 105
Laufräder: Mavic Aksium One
Reifen: Continental Grand Prix 4000S II
Lenker/Vorbau: Canyon H28 Road AL
Stütze: Canyon S23 VCLS CF, 27,2 mm
Sattel: Selle Italia X1

Der Preis: 999 Euro

Direkt zur Hersteller-Website: www.canyon.com

Der Alu-Vorbau ist robust

Test Canyon Endurace 6.0

Die Züge sind sauber verlegt

Test Canyon Endurace AL 6.0

Langlebig: Der Continental Grand Prix 4000

Test-Canyon-Endurace-6.0

Das Schaltwerk der Shimano 105 verrichtet zuverlässig seinen Dienst

Bulls Harrier: Test und wichtige Fakten

Das Harrier hat zusammen mit dem Bergamont den längsten Radstand im Test. Und hat damit auch ein vergleichbares Fahrverhalten auf geraden Strecken. Es ist ein Gleiter. Und dass es das gut kann, hat das Harrier schon in den letzten Jahren bewiesen. Abstriche gibt es, wie beim Bergamont oder Poison, nur durch das höhere Gewicht. Das kommt vor allem durch die schwereren Anbauteile, insbesondere die Laufräder zustande.

Punkte sammelt das Harrier durch sein modernes Design. Das Äußere wird durch die neonfarbenen Applikationen geprägt. Aus funktionaler Sicht fällt das Bulls durch die Hinterradbremse unter dem Tretlager auf. Diese ausgefallenen Variante sucht man bei der 999-Euro-Konkurrenz vergebens. Allerdings muss man auch klar festhalten, dass die Position der Bremse nur optische und keine funktionellen Vorteile bringt. Dort kann sich auch Schmutz sammeln. Die Verzögerung ist mit der von normalen Bremsen vergleichbar. Dafür wirkt der Hinterbau sehr aufgeräumt und clean. Der gleiche Eindruck entsteht auch durch die interne Kabelverlegung.

Erfreulich ist die Wahl der Reifen. Bulls hat sich für einen pannensicheren 25 Millimeter breiten Schwalbe Lugano entschieden. Und das, obwohl die Aksium-Laufräder normalerweise standardmäßig mit Mavic-Reifen bestückt sind. Ein Plus sind auch die neun verschiedenen Rahmengrößen. So viel Auswahl hat man selten. Wer sich für das Harrier entscheidet, sollte also sicher die passende Größe finden.

Die Fakten

Gewicht:    8,60 kg
Rahmen:    Aluminium
Gabel:    Vollcarbon
Größe:    48, 50, 52, 54, 56, 58, 60, 62, 64
Steuersatz:    Bulls
Schaltgruppe:    Shimano 105
Laufräder:    Mavic Aksium One
Reifen:     Schwalbe Lugano, 25 mm
Lenker/Vorbau:    Kalloy Uno/Kalloy Uno
Stütze:    Kalloy Uno, 27,2 mm
Sattel:     Selle Royal Seta S1
Preis: 999 Euro

Cube Peloton Race: Test und wichtige Fakten

Auf den ersten Metern mit dem Cube Peloton Race fällt schnell die sehr entspannte Sitzposition auf. Darauf haben die Preis-Leistungsexperten aus Waldershof auch besonderen Wert bei der Überarbeitung ihres Einsteigermodells gelegt. Das Steuerrohr des Peloton Race ist für 2015 um 20 Millimeter länger geworden. Das trägt zur aufrechten Haltung bei. Überraschend ist, dass das Cube trotzdem nicht träge ist. Das Kurvenverhalten ist sogar recht flink. Zu den bequemen Fahreigenschaften können auch die sehr dünnen, filigranen Sitzstreben beitragen, die besser dämpfen als dicke. Außerdem sind 25 Millimeter breite Reifen montiert. Die Continental Ultra Sport bringen guten Grip und einen höheren Pannenschutz mit.

Alle Gruppenteile kommen von der 105. Das in sich geschlossene Paket funktioniert am Peloton Race tadellos. Positiv auf das Gesamtpaket wirken sich auch die Fulcrum Racing 77 aus. Der Laufradsatz hat gute Rolleigenschaften und auch die Seitensteifigkeit ist in dieser Preisklasse in Ordnung. Die restlichen Anbauteile – Vorbau, Lenker, Sattelstütze, Sattel –  sind von Cube selbst und mit den meisten Konkurrenzprodukten im Test auf Augenhöhe.
Das Peloton Race vereint erfolgreich Komfort und Sport. Die Ausrichtung des Cube ist mit der des Canyon oder Rose vergleichbar. Allerdings ist es rund ein Kilogramm schwerer – was sich vor allem am Berg und im Wiegetritt bemerkbar macht. Trotzdem ist das Cube ein gelungener Renner in der Einstiegsklasse.

Die Fakten

Gewicht:    9,05 kg
Rahmen:    Aluminium
Gabel:    Carbon/Aluminium
Größe:    50, 53, 56, 58, 60, 62, 64
Steuersatz:    Cube
Schaltgruppe:    Shimano 105
Laufräder:    Fulcrum Racing 77
Reifen:     Continental Ultra Sport II, 25 mm
Lenker/Vorbau:    Cube Compact/Cube Performance
Stütze:    Cube Performance, 31,6 mm
Sattel:     Cube RP 1.0
Preis: 999 Euro

Günstige Rennräder unter 1000 Euro im Test

Viel Rad zum kleinen Preis: Das versprechen Renner für 999 Euro. Sie bilden die Einstiegsklasse und sollen einem das Erlebnis „Rennrad“ nahe bringen. Das gelingt den meisten in unserem Test ohne Problem. In den letzten Jahren hat sich das Niveau der Einsteiger-Modelle kontinuierlich verbessert. Vor allem in den Bereichen Fahrverhalten, Ausstattungsniveau, Spaßfaktor und Preis-/Leistungsverhältnis ist ein deutlicher Sprung nach vorne zu erkennen. Mit der hohen Qualität zum fairen Preis sind sie dabei nicht nur für Einsteiger interessant.

Verarbeitung

Rahmen

Im RennRad-Test sind acht Räder aus der Preiskategorie unter 1.000 Euro. Allen gemein ist das Rahmenmaterial: Aluminium. Differenzen gibt es allerdings bei der Verarbeitung. Genauer: bei der Konifizierung. Im Test sind Rahmen mit  double oder tripple butted Rohren, die also zweifach- oder dreifach konifiziert wurden. Im Allgemeinen gelten dreifach konifizierte Rohre als hochwertiger, weil der Herstellungsprozess aufwendiger und das Gewicht geringer ist. Zurückzuführen ist das auf das Profil und die Wandstärke der Rohre. Sie sind am Ende, also dort, wo die Belastung am höchsten ist, dicker als in der Mitte. Bei der zweifach konifizierten Variante ist dieser Effekt schwächer. Unterschiede gibt es natürlich zwischen den einzelnen Rohren am Rahmen – der Aufbau eines Sitzrohrs ist zum Beispiel anders als der einer Kettenstrebe.

Im Test sind unter anderem die Rohrsätze des Radon R1 oder die des Rose Pro SL-2000 dreifach-konifiziert – das wirkt sich auch auf das Gewicht aus. Mit jeweils 8,05 Kilogramm sind sie die leichtesten Modelle im Test.

Gabeln

Bei den Rahmensets gibt es noch einen weiteren Unterschied. Und zwar bei den Gabeln. Einige Hersteller, Bulls, Focus, Canyon, Rose und Radon, verbauen Vollcarbon-Gabeln. Durch den Gabelschaft aus Carbon kann auch hier Gewicht eingespart werden. Weitere Details, die man mittlerweile auch im Einstiegsbereich findet: innen verlegte Züge, Justierschrauben für das Schaltwerk im Steuerrohrbereich, hochwertige Reifen wie der Conti 4000 S II oder der Schwalbe One. Allerdings können auch sie die schweren Laufräder nicht ganz wiedergutmachen. Über drei Kilogramm wiegt der schwerste Satz am Bergamont Prime 6.0 (gemessen mit Reifen und Kassette). Die Auswirkungen auf das Handling und die Fahreigenschaften sind enorm, da gerade die Schwungmasse erheblichen Einfluss auf die Lenkeigenschaften hat.

Einigkeit bei der Gruppenwahl

Die Gruppenwahl aller Hersteller fällt auf Shimanos 105. Sie bringt ein hervorragendes Preis-Leistungsverhältnis mit. Für diese Saison wurde die Gruppe komplett neu aufgelegt, hat neue Griffe, eine neue Kurbel, verbesserte Bremsen, elf Ritzel und vieles mehr bekommen. Shimano hat dabei die Technologien, die bei der Dura Ace oder der Ultegra schon seit Jahren bewährt sind, nach unten durchgegeben. Das Ergebnis ist eine Gruppe auf Spitzenniveau. Erfreulich ist es, dass man an manchen Rädern, wie zum Beispiel dem Bulls oder dem Canyon sogar einzelne Anbauteile (Kassette oder Innelager) aus der Ultegra-Serie findet.  Der Funktionalität bringt das nichts, es wird aber noch etwas Gewicht gespart. Auf der anderen Seite verbauen auch einige Hersteller 105-fremde Gruppenteile wie zum Beispiel Kurbel oder Bremsen. Stattdessen findet man Eigenmarken (zum Beispiel Concept beim Focus Culebro SL 2.0) oder gruppenlose Teile von Shimano (zum Beispiel die Kurbel am Poison Opiat).

Die Ausreißer

Obwohl alle Räder aus Aluminium und mit der gleichen Gruppe ausgestattet sind, haben sich im Test und auf dem Papier einige Modelle nach vorne gespielt. Beim Kampf um den Testsieg ging es knapp zu. Stark waren vor allem die Hersteller, die sich durch ihren Vertriebsweg des Direktversands Kosten sparen und deshalb teilweise andere Komponenten verbauen können.
Canyon, Poison, Radon und Rose sind hier daher etwas im Vorteil. Ob man auf den Online-Kauf, den in einem Concept Store oder den beim Händler im Ort setzt, muss jeder Radkäufer für sich entscheiden. Denn auch die restlichen Hersteller können mit ihren Modellen mithalten.

Allen voran Bulls und Cube. Ausschlaggebend für den Testsieg waren am Ende vor allem die Fahreigenschaften. Das Canyon Endurace AL 6.0 ist bequem und zugleich sportlich und bietet viel Rad für wenig Geld. Deutlich wird das auch beim Blick auf die Komponentenliste. Als einziges Rad im Test hat es eine Carbonsattelstütze und auch die restlichen Anbauteile sind auf hohem Niveau. In der 999-Euro-Klasse wird das mit einem Testsieg belohnt.

Leistungsmesser: Wie sinnvoll ist er und wie wende ich ihn an?

Mehr als 25 Jahre ist es mittlerweile her, dass Pionier SRM mit dem ersten Leistungsmesser die Radsportbühne betrat. Bei den Radprofis sind Powermeter heute Standard – und auch bei Radmarathons und Jedermannrennen sieht man sie immer häufiger an den Rädern. Doch was genau bringt die Wattmessung? Die plakativen Phrasen wie „Herzfrequenz war gestern – Leistungsmesser sind die Zukunft“, sind eher Marketing als sportwissenschaftliche Realität. Fakt ist, dass man mit einem Powermeter viele nützliche Informationen sammeln kann. Doch es gibt, neben dem Preis, einen großen Haken: Man muss diese Daten auch auswerten und die richtigen Schlüsse für das eigene Training daraus ziehen können.

Die Technik

Ein Powermeter kann mehr als nur „die Leistung“ messen. Die Technik dahinter ist in der Regel kompliziert. Je nach Hersteller ist die Messtechnik an unterschiedlichen Orten verbaut. Der Kurbelarm und der Kurbelstern sind dabei die am weitest verbreiteten Stellen zum Erfassen der Leistung. Auch in der Nabe des Hinterrades und im Bereich der Pedale werden von verschiedenen Herstellern Messsysteme integriert. So genannte „Dehnmessstreifen“ erfassen dabei in fast allen Fällen die Verformung des Materials und wandeln diese in elektronische Signale um. Die Leistung wird dabei aus diesen Signalen errechnet. Derzeit sind zehn Hersteller auf dem Powermetermarkt vertreten. Die Preise pro Gerät liegen zwischen rund 550 und 3000 Euro.

Wichtig für die Kaufentscheidung sollte auch die Frage sein, wie man an die Daten der Trainingseinheiten kommt und welche Auswertungsoptionen der neue Leistungsmesser bietet. Wer mit einem Trainer arbeitet, sollte darauf achten, dass die Daten in eine Trainingsplattform wie atleta.de oder trainingspeaks eingespielt werden können. Am einfachsten geht das aktuell mit Garmin und dem neuen SRM, denn diese Generation der Radcomputer kommuniziert per Bluetooth mit dem Smartphone. Andere Geräte werden zumeist mit einem Kabel geliefert oder kommunizieren mit den eigenen Plattformen per Smartphone-App. Für Einsteiger und unerfahrene Athleten sollte auch die Auswertung und das Arbeiten mit den Daten ein wichtiger Baustein bei der Kaufentscheidung sein.

Kostenlose Hilfe

Im ersten Schritt sind die Angebote der Hersteller in jedem Fall ausreichend. Im Internet sind jedoch auch Profitools erhältlich, die dabei helfen, das Training auszuwerten und die Daten zu interpretieren. Erwähnt sei an dieser Stelle insbesondere das Programm „Golden Cheetah“, das sowohl für Windows als auch für das OS X von Apple kostenlos aus dem Netz geladen werden kann.
Und wie steht es um die andere, „althergebrachte“ Methode der Trainingssteuerung? Der Messung der Herzfrequenz?

Immer wieder ist zu lesen, dass die Möglichkeit, die Leistung zu messen „besser“ und das „herzfrequenzgesteuerte“ Training veraltet und ungenau sei. Auf den ersten Blick erscheint dies richtig: Wenn Sie etwa ein lockeres Grundlagentraining auf dem Rad absolvieren, wird Ihre Herzfrequenz bei gleichbleibender Leistung geringer werden. Der Grund für dieses Phänomen ist die einsetzende Ermüdung. Dieser so genannte Puls-Drift oder Herzfrequenz-Shift wurde als Argument gegen die Trainingssteuerung per Herzfrequenz angeführt.

180 Watt seien dagegen auch nach fünf Stunden noch 180 Watt. Allerdings werden hier zwei komplett unterschiedliche Aspekte verglichen.  Im Kern kann, je nach Zielstellung, beides sinnvoll eingesetzt werden: Trainingseinheiten, bei denen man bewusst nach der Leistung trainiert und solche, bei denen die Herzfrequenz den Steuerparameter darstellt. Es ist falsch zu denken, dass man als Nutzer eines Powermeters einfach die Herzfrequenz durch Wattzahlen ersetzt. Tatsächlich kann die Leistung die direkte Aktion des Körpers abbilden, während die Herzfrequenz eher die Reaktion des Körpers auf die Belastung darstellt. Das wiederum ist ihr Vorteil: Sie kann auch ermüdungsbedingte Prozesse abbilden.

Besseres Training?

Wenn es um intensives und hochintensives Training geht, haben Powermeter klare Vorteile: Mit ihnen lassen sich Intervall- und „Sweet-Spot“-Einheiten effektiv steuern. Die Herzfrequenz ist dafür nur ungenügend geeignet, da sie immer etwas zeitverzögert reagiert. Wenn Sie ein fünfminütiges Intervall im Entwicklungsbereich (EB) fahren wollen, kann es sein, dass Sie die Zielbereiche über die Herzfrequenz erst erreichen, nachdem Sie schon eine Minute im Intervall fahren.
Ein Leistungsmesser zeigt hingegen unmittelbar an, wenn die Belastung steigt. Dennoch kann die Herzfrequenz wertvolle Informationen über die Beanspruchung des Körpers und über die Ermüdung liefern.

Während des Trainings zeigen die meisten Leistungsmesser viele weitere nützliche Informationen an. Die pedalbasierten Systeme von Polar und Garmin und auch die Infocrank von Verve geben unmittelbar Rückmeldung zur Verteilung der Leistung zwischen dem rechten und dem linken Bein. Ungleichmäßiges Treten wird so unmittelbar auf dem Display sichtbar.
Auch viele Rechenwerte der Leistung lassen sich mit modernen Radcomputern anzeigen. Der Computer von Garmin und der Navi2Coach von Osynce sind etwa Ant+ kompatibel und zeigen die Durchschnittsleistung über drei, zehn oder 30 Sekunden an. Auch zur Formüberprüfung kann der Leistungsmesser genutzt werden: In Zeitfahren, in denen man über eine bestimmte Zeit die maximale Leistung tritt, lässt sich direkt überprüfen, ob man in der Lage ist, seine Leistung zu halten.

Die Daten interpretieren

Den größten Wert bietet ein Leistungsmesser nach den Trainingsausfahrten. Die Möglichkeiten sind so vielfältig, dass man anfangs fast sicher überfordert ist. Je nachdem, ob Sie mit einem Trainer arbeiten oder nicht, müssen Sie sich an das Thema „Auswerten der Daten“ heranwagen. Ein Einstieg: Zu den wichtigsten Parametern, die aus der Leistung berechnet werden können, gehört die „Normalisierte Leistung“. Dieser Wert fasst die Messwerte der Trainingseinheit zusammen und glättet sie. Im Gegensatz zur Durchschnittsleistung werden bei der Normalisierten Leistung jedoch die Intervalle gewichtet und in den Kontext der Trainingseinheit gesetzt. Wenn Sie beispielsweise viele harte kurze Intervalle fahren, kann durch die „Pausen“ die Durchschnittsleistung sehr stark abfallen. Die „Normalisierte Leistung“ spiegelt dagegen die tatsächliche Intensität der Trainingseinheit besser wider.

Ein weiterer interessanter Wert für die Auswertung des Trainings ist der „Intensitätsfaktor“. Bei diesem Wert wird die eben beschriebene Normalisierte Leistung in ein Verhältnis zur „Funktionellen Leistungsschwelle“ gebracht. Dies ist die maximale Leistung, die Sie über 60 Minuten treten können. So kann man über das Grundlagentraining ermitteln, wie sich die Leistungsfähigkeit verändert. Wenn Sie im Frühjahr bei einer längeren Ausfahrt 180 Watt fahren und Ihre Funktionsleistungsschwelle bei 250 Watt liegt, liegt Ihr Intensitätsfaktor ungefähr bei 0,72. Wenn Sie bei derselben Fahrt im Sommer dann eine höhere Funktionsleistungsschwelle erreicht haben, sinkt Ihr Intensitätsfaktor.

Das Fazit

Ein Leistungsmesser kann seinen wahren Wert nur entfalten, wenn man weiß, wie man ihn einsetzt und wie man seine Daten auswertet. Sonst bleiben die Geräte nur Datensammler ohne Mehrwert.
Potenzial bieten sie vor allem dann, wenn man die Informationen in die Arbeit mit einem Trainer oder in die persönliche Planung einfließen lassen kann.

Der Autor

Dennis Sandig ist Trainer und Sportwissenschaftler. Unter anderem arbeitete er für die Equipe Nürnberger Versicherung und das Pro Continental Team „Roth“ aus der Schweiz.

Infos zum Autor: www.train2pro.de