Monat: Juli 2018

Ornot: Trikot und Hose im Dauertest

Ornot: Code Citron - House Jersey

Einen Sommer lang testete RennRad ein Trikot-Hosen-Set der 2013 gegründeten kalifornischen Marke Ornot. Seit 2018 sind die Produkte der in San Francisco ansässige Marke in Deutschland erhältlich. Die Ornot-Designer setzen mal auf dezente, mal auf sehr auffällige Muster. Der Preis der Produkte bewegt sich im oberen Segment. Der Preis des getesteten Trikots „Code Citron House Jersey“ liegt bei 139 Euro. Die Hose „House Bib Shorts – Black Blue“ ist für 166 Euro zu erwerben. Die dazu passenden Socken „Code Citron Sock“ kosten 14 Euro. Die Produkte werden in Kalifornien von Hand genäht. Hose und Trikot bieten Sonnenschutz mit Lichtschutzfaktor 35.

Dünn und eng

Die Passform überzeugte. Unser 183 Zentimeter großer und 70 Kilogramm schwerer Tester trug Trikot und Hose in Größe S. Die Passform war dabei sehr eng anliegend. Dies unterstützt die Aerodynamik und verhinderte Flattern. Dennoch war das Set komfortabel und schnitt nicht ein. Auch der Kragen passte gut und spannte nicht. Die lang geschnittenen Ärmel blieben immer in Position und rutschten nicht. Die Länge der Front fiel genau so aus, dass sich in keiner Sitzposition Falten am sehr filigranen YKK-Reißverschluss bildeten. Mit 113 Gramm ist das Trikot recht leicht. Das Material ist sehr dünn und atmungsaktiv, jedoch nicht ganz blickdicht. So zeichnen sich Träger und Unterhemd ab. An den Seiten und am Rücken ist besonders atmungsaktives Knit-Mesh-Polyester verarbeitet. Kräftigere Fahrer sollten den schmalen Schnitt des Sets bedenken. Wer an Oberschenkeln und Rumpf mehr Muskulatur hat, greift bei ähnlicher Körpergröße besser mindestens zu Größe M. Der sehr enge Schnitt kommt nicht jedem Sportler entgegen.

Ornot: Trikot und Hose im Dauertest

Ornot: Trikot und Hose im Dauertest

Passform und Funktion

Das Cytech-Sitzpolster der Hose war für unseren Tester passend an den Sitzknochen positioniert. Es blieb auch bei Positionswechseln und im Wiegetritt an dieser Stelle und rieb nicht. Die 50 Millimeter breiten Beinabschlüsse aus Silikon verhinderten Verrutschen. Wie beim Trikot war der Stoff sehr atmungsaktiv, Schweiß sammelte sich nicht, sondern verdampfte schnell. Die Nähte verlaufen so, dass sie am Oberschenkel nicht rieben. Die Hose sollte genau passen. Denn das Material ist zwar ausreichend flexibel, sitzt aber bei genauer Passform recht straff. Die Träger setzen hoch an, der Abschluss ist daher recht hoch positioniert. Dadurch schneidet die Hose am Bauch nicht ein. Außerdem reicht es deshalb aus, dass die Träger nicht allzu straff sind, um die Hose in Position zu halten.

Fazit: Das Ornot-Set ist Radsport-Bekleidung der höheren Preisklasse. Die Verarbeitung und die Haltbarkeit sind gut. Die Passform kommt vor allem schmaleren Fahrern entgegen.

– Preis (Trikot: 139 Euro / Hose: 166 Euro)

– empfindliches Material

+/- schmale, enge Passform

+ faltenfreie Passform

+ Komfort

+ Atmungsaktivität

Trek Émonda ALR: auch mit Disc

Émonda ALR

Trek hat seinen Leichtgewicht-Klassiker Émonda ALR überarbeitet. Der neue Aluminiumrahmen der Serie für das Modelljahr 2019 ist vor allem leichter steifer als das aktuelle Modell – und sowohl mit Felgenbremsen als auch mit Scheibenbremsen erhältlich.

Neues Aluminium-Niveau

Die Alpha-300-Aluminiumrohre sind per Hydroforming, also Innenhochdruck durch Wasser, in materialsparendere, leichtere, steifere, komfortablere und aerodynamischere Formen gebracht – je nach der Anforderung der jeweiligen Rahmensektion, die für das Fahrverhalten verantwortlich sein kann. Zudem sind die neuen Rohrformen denen eines Carbonrahmens ähnlicher geworden. Das Steuerrohr ist zugunsten eines kontrollierteren Fahrverhaltens konifiziert. Die Kabel sind innenverlegt. Die Schweißnähte sind dank Treks Invisible-Weld-Technologie beinahe nicht zu erkennen. Durch die hydroverformten Rohrformen sind sie stabiler und mit weniger Schweißmaterial verbunden.

Trek Émonda ALR

Trek Émonda ALR: Mit Shimanos 105-Gruppe

Trek Émonda ALR

Dank Treks Invisible-Weld-Technologie sind die Schweißnähte dezent

Trek Émonda ALR

Trek verarbeitet 300-Alpha-Aluminium. Der Rahmen wiegt in Größe 56 nur 1112 Gramm

Trek Émonda ALR

Das Trek Émonda ALR 5 mit Felgenbremsen

Trek Émonda ALR

Das Trek Émonda ALR 5 ist mit Shimanos 105-Gruppe ausgestattet

Trek Émonda ALR

Das Trek Émonda ALR 5 Disc: Der Disc-Rahmen ist nur wenige Gramm schwerer als der für die Felgenbrems-Version

Trek Émonda ALR

Trek Émonda ALR: Als Scheibenbrems- und Disc-Version erhältlich

Disc- und Felgenbremsen

Das Émonda ALR gibt es in verschiedenen Aussattungen je als Scheiben- und Felgenbrems-Version. Zudem gibt es frauenspezifische Modelle, bei denen die Anbauteile auf die weibliche Anatomie abgestimmt sind. Vorgesehen ist das Rad für 25 Millimeter breite Reifen. Ergänzt wird der Rahmen je mit einer Émonda-Carbon-Gabel, die Dämpfung bringen soll. Treks H2-Geometrie kommt auch Einsteigern, nicht rennorientierten Fahrern sowie Langstreckenradsportlern entgegen. Das Gewicht des Rahmens in Größe 56 liegt als Felgenbremsversion bei lediglich 1112 Gramm, als Scheibenbremsversion bei 1131 Gramm. Die Preise für die mit Shimanos Tiagra- oder 105-Gruppen ausgestatteten Kompletträder liegen voraussichtlich zwischen 1199 Euro für das Émonda ALR 4 und 1899 Euro für das Émonda ALR 5 Disc. Von September 2018 an sind alle Modelle verfügbar.

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Testeindrücke

RennRad konnte das Émonda ALR 5 Disc bereits vorab testen. Optisch fielen die sauberen und dezenten Schweißnähte kaum auf. Die Übergänge zwischen den Rohren wirken beinahe wie bei einem Carbon-Rahmen. Die Sitzposition empfanden wir als nicht zu gestreckt und langstreckentauglich. Das Fahrverhalten war sehr kontrollierbar und einsteigerfreundlich. Dank der hohen Steifigkeit des Rahmens und der deshalb sehr direkten Beschleunigung in Antritten eignet sich das Émonda durchaus für sportliche Fahrer mit Rennambitionen. Der Komfort war ausreichend, jedoch beherrschte die allgemein sehr hohe Steifigkeit den Gesamteindruck. Das Preis-Leistungsverhältnis ist angesichts des leichten und steifen Rahmens gut.

Mehr Informationen in einer der kommenden RennRad-Ausgaben sowie direkt bei Trek.

Schneller Radfahren mit Bierbauch: Test im Windkanal

Bierbauch-schneller-radfahren

Bauch bringt aerodynamische Vorteile

Ein Windkanal ist ein Ort der Wahrheit. Hier können viele Fragen beantwortet werden. Die meisten drehen sich ums Material: Teure, aerodynamisch optimierte Rahmen, Helme, Laufräder und Kleidungsstücke sollen Leistung – und damit Zeit – einsparen. Die Chancen der Zeiteinsparung müssen nun um eine Möglichkeit erweitert werden: Ein Bauchansatz bringt beim Radfahren in Triathlon- oder Zeitfahrposition einen aerodynamischen Vorteil gegenüber einem durchtrainierten Oberkörper. Dieser Vorteil konnte nun erstmals bei einem Versuch des Magazins RennRad im Windkanal nachgewiesen werden.

Schneller bergab fahren: Tipps und Tricks

Mehr als zwei Minuten schneller Radfahren

So spart ein Athlet mit entsprechendem Bauchansatz exakt 6,1 Watt (bei 45km/h). Die erbrachte Leistung beträgt mit Bauch 225,5 Watt. Ohne Bauch liegt sie bei 231,6 Watt. Ein Radfahrer mit „Bierbauch“ muss also 2,63 Prozent weniger Leistung erbringen, als ein Athlet ohne Bauchansatz. Als Referenzgröße diente ein Athlet, der in der Triathlon-Position einen Strömungswiderstandskoeffizienten von 0,2003 aufwies. Gemessen wurde bei der Referenzgeschwindigkeit von 45 Kilometern pro Stunde.

Das Radsport-Magazin RennRad und der Schweizer Laufradhersteller Swiss Side machten im Windkanal eine interessante Entdeckung.

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Welche Vorteile bietet ein Bauchansatz beim Radfahren? Dies war die Ausgangsfrage zu einem wohl einzigartigen Versuch im Windkanal.

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Der Versuchsaufbau im Windkanal: Ein Radfahrer in Triathlonposition.

Radfahren-abnehmen-bauch

Der Bauchansatz vermindert die Luftverwirbelung im Hüftbereich - und sorgt so für eine bessere Aerodynamik.

Welchen Vorteil bringt der Bauch auf 180 km?

Hochgerechnet auf eine Triathlon-Langdistanz, bei der 180 Kilometern absolviert werden müssen, ergibt sich auf flacher Strecke (bis zu 500 Höhenmeter) für den normalen 200-Watt-Leistungsathlet mit „Bierbauch“ ein Zeitvorteil von zwei Minuten und zwölf Sekunden. Berechnet wurde dies mit einem 70 Kilogramm leichten Fahrer (plus acht Kilogramm Radgewicht), der die Strecke ohne Bierbauch in 4:45:30 Stunden fährt.

Bauchansatz führt zu weniger Luftverwirbelung

Durchgeführt wurde ein solches Experiment von den Redakteuren des Radsport-Magazins RennRad und Aerodynamik-Experten des Laufradherstellers Swiss Side im Windkanal von GST in Immenstaad am Bodensee. Swiss Side-Gründer Jean-Paul Ballard zeigte sich vom Ergebnis zunächst überrascht, konnte aber im Anschluss bereits eine wissenschaftliche Erklärung für die Zeitersparnis liefern:

„Ein Bauchansatz, oder nennen wir ihn einfach ‚Bierbauch‘, reduziert den Strömungswinkel und die Expansion der Luft um die Hüfte herum und führt dadurch zu einer späteren Strömungsablösung von den Hüften. Dies wiederum führt zu einem kleinen Nachlauf (verwirbelte Luft), die vom Fahrer mitgezogen wird.“

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Die CFD-Bilder (Computational Fluid Dynamics) zeigen, weshalb der Bierbauch die Aerodynamik verbessert.

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Ein Bierbauch soll die Luftverwirbelung im Hüftbereich verringern.

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Eine gute Aerodynamik spielt vor allem im Profi-Bereich eine entscheidende Rolle.

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Aerodynamik: Sitzposition, Tipps und Tricks

Welchen Nachteil bringt das Mehrgewicht?

RennRad-Testleiter Volker Buchholz, der gemeinsam mit Ballard die Idee zu diesem Versuch im Windkanal hatte, warnte jedoch zugleich vor einer Euphorie: „Ein Bierbauch ist selbstverständlich immer mit einem Mehrgewicht verbunden. Ich tippe da auf mindestens vier Kilogramm. Bildlich dargestellt sind das 16 Pakete Butter. Die aerodynamischen Vorteile lassen sich somit nur auf flachen Strecken, ohne Höhenmeter und natürlich bergab ausspielen.“

Dazu ergänzte Diplom-Ingenieur Buchholz:

„Meist sind mit einem ‚Bierbauch‘ auch etwas dickere Arme und Beine verbunden, die die Stirnfläche und damit den Luftwiderstand erhöht. Ich denke, dass dennoch die Vorteile auf flachen Strecken überwiegen.“

Christoph Strasser gewährt Einblicke ins Race Across America

Christoph Strasser, Race across America

Christoph Strasser durchquerte die USA auf einem Rennrad mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 25,56 km/h – Pausen eingerechnet. 4.940 Kilometer und 50.000 Höhenmeter in rund acht Tagen. Dies war die zweitschnellste Zeit, die bei dem wohl härtesten und berühmtesten Extrem-Langstreckenrennen der Welt je gefahren wurde, dem Race Across America.

Der Rekordhalter heißt: Christoph Strasser. Dies war sein fünfter Sieg. Sein Vorsprung auf den Zweitplatzierten: ein Tag, elf Stunden und zehn Minuten. Nur zwölf Mal steigt Strasser vom Rad, um zu schlafen. Meist zwischen 25 und 70 Minuten lang. Das erste Mal nach 35 Stunden auf dem Rad – und nach 1150 Kilometern mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 31,6 Stundenkilometern. Die erste Pause: ein Power-Nap im Begleitfahrzeug. Auf dem Beifahrersitz, mitten in der zweiten Nacht des Rennens. Für wenige Minuten schließt er die Augen, entspannt. Dann fährt er weiter. Seine Gesamtschlafdauer innerhalb dieser acht Tage: acht Stunden und 18 Minuten. Wenn Strasser anhält, dann geschieht Vieles auf einmal. In der Hitze der Wüste steigt er einmal pro 24 Stunden für einen „Erfrischungsstopp“ vom Rad. Je fünf Minuten lang.

Dieser Artikel erschien in RennRad-Ausgabe 8/2018. Jetzt bestellen!

Lupi Spuma, M. Hausdorfer

Strasser an der Oceanside in California.

Race Across America: Ein Kampf gegen sich selbst

Zwei Betreuer stützen ihn und helfen ihm dabei, sich in den Begleitwagen zu setzen. Darin läuft die Klimaanlage. Seine Helfer wechseln Trinkflaschen, pumpen die Reifen auf, schmieren die Kette, cremen ihn mit einem Kühlgel und Sonnenschutz ein, bereiten einen Eimer voll Eiswasser vor. Strasser kühlt darin seine Hände – und schüttet sich den Inhalt danach über den Kopf. Abfahrt. Jede Pause läuft ab wie ein Boxenstopp der Formel-1.

Ralph Diseviscourt aus Luxemburg war auf dem Rad gleich schnell unterwegs, mindestens. Doch er verbrachte 36 Stunden mehr nicht auf dem Rad. „Wenn er es schafft, seine Stehzeiten zu reduzieren, wird er auf Augenhöhe sein. Viele Siegfahrer der vergangenen Jahre haben auch nur eine Stunde Schlaf pro Tag gebraucht“, sagt Christoph Strasser. Vor fünf Tagen kam er ins Ziel. Er ist bereits wieder Zuhause, in Graz. „Für einen Urlaub bin ich körperlich noch zu schlecht drauf. Man ist immer noch langsam, von den Bewegungen her, aber vor allem vom Denken.“

Dieses Race Across America (RAAM) war ein besonders für ihn. Mit seinem fünften Sieg egalisierte er den Rekord des 2010 bei einem Trainingsunfall tödlich verunglückten Slowenen Jure Robič. Dieses RAAM war auch ein Rennen mehr gegen sich selbst als gegen andere. „Wir haben ständig die Durchfahrtszeiten mit denen der Vorjahre verglichen. Die Zeit war der Gegner.“

Annapolis, Maryland: Christoph Strasser während des Race Across America.

Weniger Trinken

Christoph Strasser startet extrem schnell. Das Ziel: Noch bei Tageslicht die Rocky Mountains erreichen. Am Tag liegen die Temperaturen in den Bergen bei rund 30 Grad Celsius, nachts sind es auf den Passhöhen um null Grad. „Die Müdigkeit in der ersten Nacht war schlimm. Meine Wattleistung lag nur zwischen 180 und 200, statt zwischen 250 und 280. Generell sind die ersten Tage mit am schwierigsten. Auch weil man so gut wie keine menschliche Interaktion hat. Während den ersten vier Tagen muss das Begleitauto Abstand halten. Das heißt, dass wir meistens keine Funkverbindung haben. Man tritt also alleine vor sich hin. Das macht es psychisch noch viel schwieriger.“

Es ist fast durchgehend heiß, tagsüber, 35 bis 45 Grad. Geregnet hat es nur am letzten Tag des Rennens. Trikot und Radhose sind ständig nass vor Schweiß. Das Wasser rinnt durch den Körper – und der Durst wird von Stunde zu Stunde quälender. Denn Strasser darf nicht trinken, was und wie viel er will. „Zu viel zu trinken, ist ein großes Problem. Als ich 2015 beim RAAM ausschied, hatte ich zu viel getrunken. Ich war aufgeschwemmt. Deshalb war unser Konzept: wenig trinken, maximal ein Liter pro Stunde. Vor allem in der Hitze der Wüste, bei 42, 43 Grad, war das extrem hart. Ich habe ständig gejammert und versucht mehr zu bekommen, aber mein Team blieb hart. Sie haben dann teilweise die Trinkflaschen nur zu einem Viertel mit der Elektrolytmischung gefüllt, damit ich denke, dass ich genug neue Flaschen bekomme.

Als einzige Abwechslung zu den Mineralgetränken und meiner kalorienreichen Flüssignahrung „Ensure“ gab es pro Tag eine halbe Dose Cola. Reines Wasser ist bei einer solchen Belastung Gift.“

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Christoph Strasser und das ungewöhnliche Kopfkino

Früher waren die meistgedachten Wunschgedanken während eines Langstreckenrennens jene an: ein Steak mit Kartoffeln und Gemüse – und an ein weiches Bett und genug Zeit zum Ausschlafen. Diesmal sah Strasser in seinem Kopfkino: eine Zweiliter-Flasche kaltes sprudelndes Mineralwasser mit Zitrone.

Christoph Strasser: Neuer 24-Stunden-Weltrekord

Christoph Strasser fährt streng nach den Wattzahlen seines Powermeters, immer wieder wechselt er zwischen seinem Renn- und seinem Zeitfahrrad hin und her. Sein Training hatte er zuvor umgestellt. Hin zu kürzeren, aber deutlich intensiveren Intervallen deutlich oberhalb der anaeroben Schwelle. „Die ungewohnte Belastung, der Schmerz, das war anfangs die Hölle. Aber im Rennen habe ich gespürt, dass ich harte Belastungen besser wegstecke und besser regeneriere – auf dem Rad.“ Diese Fähigkeit unterscheidet den 35-jährigen Grazer wohl von fast allen anderen Radsportlern: Er kann sich auch während eines Extremrennens wie dem RAAM während der Fahrt erholen. Und er geht anders an den Radsport heran als die meisten. „Ich mag einfach, was ich tue. Das Radfahren ist mein Beruf. Das ist ein großes Glück für mich und ich bin sehr dankbar dafür. Qualen wie während der acht Tage des RAAM nehme ich dafür in Kauf. Ich hatte eine Phase, in der hatte ich nach 36 Tagen Training meinen ersten Ruhetag. Im Durchschnitt gibt es bei mir alle drei bis vier Wochen einen Tag, an dem ich nicht Rad fahre. Wenn ich mich erholen will, fahre ich vier Stunden lang Grundlage. Die Regeneration findet auf dem Rad statt.“

Christoph Strasser wird von seinen Kollegen versorgt.

Trinkpause.

Während des Race Across America gibt es atemberaubende Aussichten zu bestaunen.

Jubel der Crew.

Christoph Strasser: Todesangst

Auf dem Rennrad wäscht er sich, putzt die Zähne, telefoniert, debattiert mit seinen Helfern, lässt sich Emails vorlesen und Witze erzählen, trinkt seine „Ensure“-Flüssignahrung, die alles enthält, was der Körper braucht: Kohlenhydrate, Proteine, Fette, Mineralien – ein kleines Fläschchen enthält 300 Kalorien. Strasser nimmt bis zu 13.000 Kalorien pro Tag zu sich. Auf dem Rad erlebt er Glücksmomente. Sonnenaufgänge. Rehe, die vor ihm über eine unbefahrene Straße springen. Anfeuerungsrufe von vorbeifahrenden Autofahrern. Und er erlebt Abgründe. Todesangst.

„In den Appalachen mussten wir 180 Kilometer auf einem Highway fahren. Da ging es immer hoch und runter. Der Seitenstreifen war eine Müllhalde. Auf die Fahrbahn konnte man wegen des Verkehrs aber auch nicht. Nach der Passage fingen sofort die steilen Rampen an. Am Ende der ersten überholte mich ein Rie-sen-Truck, der drei Meter hoch Autoschrott geladen hatte. In dem Moment kam ein anderer Truck entgegen. Der Fahrer zieht nach rechts – und der Hänger schrammt zehn Zentimeter an mir vorbei. Ich habe sofort angehalten. Und wollte nicht mehr weiterfahren. Erst meine Crew hat mich wieder überredet.“

Christoph Strassers neuer Weltrekord durch Australien

Eine verdiente Abkühlung für den Rekordmann.

Die letzten Stunden vor der Zieleinfahrt

Strasser steigt wieder auf sein Rad. Es ist nicht mehr weit bis nach Annapolis, bis zur Ostküste der USA, bis ins Ziel. Die letzten Stunden vor der Zieleinfahrt: „Ich war grantig, zornig. Ich habe gekämpft bis drei Stunden vor dem Ziel. Bis feststand, dass ich die Acht-Tage-Marke nicht schaffen werde. In der letzten Nacht habe ich nur 25 Minuten geschlafen – ein Power-Nap, mehr nicht. Ich habe alles versucht, alles. Deshalb war ich zu fertig, zu müde, zu ausgelaugt, um mich zu freuen. Und zudem ist die Zielanfahrt eine Katastrophe. Mit extrem viel Verkehr, schlechter Luft, Lärm. Die Trucks und Pick-Ups mit ihren Riesenmotoren sind so viel lauter als die Autos und LKW in Europa.

Wenn die dicht vorbeifuhren und Gas gaben, hat es einem fast das Trommelfell zerrissen. Der zweite Österreicher, der gut unterwegs war, Thomas Mauerhofer, hatte in dieser Phase einen Unfall mit einem Auto. Das habe ich zum Glück erst im Ziel erfahren, sonst hätte ich noch größere mentale Probleme bekommen. Auch bei der Fahrt über die Ziellinie habe ich weder Euphorie noch Glück noch Erleichterung gefühlt. Die Freude im Ziel ist mehr geschauspielert.“

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Egan Bernal im Porträt: Mehr als der Helfer von Chris Froome

Egan Bernal

Egan Bernal begann die Saison 2018 als Neuling, als Helfer, als Versprechen für die Zukunft – und wurde innerhalb weniger Monate zum Star. Zum Siegfahrer. Zu einem Neuprofi, der schon jetzt bei fast allen Bergetappen zu den Favoriten zählt.

2017 bestritt Egan Bernal vorrangig noch die Rennen der U23-Kategorie. Und er gewann – bei den wichtigsten Rundfahrten – fast alles. Jeder Fahrer, der die berühmte Tour de l’Avenir gewinnt, gilt als außergewöhnliches Talent und hat keine Probleme, anschließend einen Profivertrag zu bekommen. Das war auch bei Bernal nicht anders. Der Kolumbianer unterschrieb im September 2017 einen Drei-Jahresvertrag beim britischen Team Sky. „Das ist das Team meiner Träume. Ich freue mich, in den nächsten zwei, drei Jahren hier eine Menge zu lernen“, erklärte der heute 21-Jährige bei der Vertragsunterzeichnung. „Ich denke, ich kann von der Erfahrung meiner älteren Team-Kollegen sehr profitieren. Sie werden mir auch zeigen, wie ich meine Zeitfahrqualitäten noch verbessern kann.“

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Egan Bernal: „Mein Englisch war anfangs nicht so gut“

Dass er sich in seinem neuen Team mit seinen kolumbianischen Kollegen Sebastian und Sergio Henao in seiner Muttersprache Spanisch verständigen kann, machte ihm den Einstieg leichter. „Mein Englisch war anfangs nicht so gut“, gesteht er. Dafür war sein Einstieg in seine erste WorldTour-Saison umso besser: Platz sechs bei der Tour Down Under und der Sieg bei der kolumbianischen Zeitfahr-Meisterschaft. Danach ging es nicht so weiter – sondern wurde noch besser. Bei seinem Heimrennen, der Rundfahrt „Vuelta Oro y Paz“ in Kolumbien. Egan Bernal gewann drei Wertungstrikots – das für den besten jungen Fahrer, das für den besten Bergfahrer und die Gesamtwertung. Vor Rigoberto Uran und Nairo Quintana, zwei der besten Rundfahrer der Welt, zwei der Favoriten für die Tour de France. Bei der Katalonien-Rundfahrt lag er auf Platz zwei im Gesamtklassement, bevor er auf der Schlussetappe stürzte, sich das Schlüsselbein brach und aufgeben musste. Bei seinem Comeback bei der Tour de Romandie gewann er das Bergzeitfahren und wurde Gesamtzweiter.

Egan Bernal trat 2018, in seiner ersten Saison in der WorldTour, bis Juni bei fünf Rundfahrten an. Bei einer schied er verletzt aus, zwei gewann er, seine „schlechteste“ Gesamtplatzierung: Rang sechs. Was für ein Debüt. Was für ein Versprechen. Geboren in Bogota entwickelte Egan Bernal, vor allem dank seines Vaters, schon früh eine Leidenschaft für den Radsport. 2011 begann er Radrennen zu fahren. Zunächst war er auf dem Mountainbike erfolgreich: 2014 gewann er Silber und 2015 Bronze bei den Cross-Coun-try-Weltmeisterschaften der Junioren, bevor er sich endgültig für die Straße entschied. 2016 entdeckte ihn Gianni Savio und holte ihn nach Europa, in sein italienisches Team Androni. Bald darauf begann Bernals Dominanz bei den U23-Rundfahrten. Endgültig in die Riege der Spitzenrundfahrer der ersten Liga des Radsports katapultierte er sich im Mai, bei der Amgen Tour of California. Auf der zweiten Etappe jagte er Top-Favoriten wie Rafał Majka (Bora-Hansgrohe) und Adam Yates (Mitchelton-Scott) im schweren Finale Sekunden ab und feierte den Etappensieg.

Egan Bernals VO2-Max: Traumwerte & Talent

Vier Tage später, auf dem sechsten Teilstück von Folsom nach South Lake Tahoe über fast 200 Kilometern war er im Ziel fast eineinhalb Minuten schneller als der Zweitplatzierte Adam Yates – und sicherte sich damit auch den Gesamtsieg. Kurz danach entschied sich die Teamleitung von Sky, ihn für die Tour de France zu nominieren. „Die Entscheidung fiel nach der Kalifor-nien-Rundfahrt“, verriet sein Berater Giuseppe Acquadro. „Bei der Vuelta würde er mehr unter Druck stehen, weil man ihm dort bereits die Leaderrolle zutrauen würde. Bei der Tour aber fährt er im Schatten von Chris Froome. Das nimmt ihm den Druck, er wird schauen und lernen können. Und das ist für seine weitere Entwicklung wichtig.“

Dass er eines Tages in die Rolle von Chris Froome schlüpfen kann, davon ist nicht nur Acquadro fest überzeugt. Dass er eines Tages die Tour de France gewinnen wird – ein, zwei, drei, vier, fünf Mal – dafür spricht viel. Seine Ergebnisse, sein kometenhafter Aufstieg, seine Nervenstärke, seine Regenerationsfähigkeit. Sein Gewicht: 60 Kilogramm bei einer Körpergröße von 1,75 Metern.

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Egan Bernal: Zahlen

Und eine weitere Zahl: 91. Dies, so verriet Egan Bernal in einem Interview mit ‚ride‘, sei sein „VO2-Max-Wert“, die maximale Sauerstoffaufnahmefähigkeit seines Organismus während der Belastung, ausgedrückt in Millilitern pro Minute in Relation zum Körpergewicht in Kilogramm. 91 – diese Zahl ist eine Bombe. Miguel Indurain, der fünfmalige Tour-de-France-Sieger soll hier einen Wert von 88 erreicht haben. Chris Froome, Bernals heutiger Kapitän, soll bei Tests 84,6 aufgewiesen haben. „Es ist doch nur eine Zahl“, sagt Bernal. „Wenn ich ein Rennen fahre, leide ich wie die anderen. Zu glauben, die VO2-Max wäre alles im Radsport, wäre verrückt. Aber es ist eine gute Nummer.“

RennRad 8/2018: Alle Inhalte der aktuellen Ausgabe

RennRad-Ausgabe-8-2018

RennRad 8/2018: Berge, Pässe, Höhenmeter

Fünf Tage, rund 750 Kilometer, mehr als 14.000 Höhenmeter: Das sind die Eckdaten unserer RennRad-Mehrtagestour durch die Alpen. Es ging dabei nicht nur um Sport, um Herausforderungen, um Pässe. Es ging auch um das Erleben, die Natur, das Abschalten vom Alltag. Die Reportage zu dieser Tour ist nur eine der vielen Schwerpunkte dieser RennRad-Ausgabe. Ein zweiter Selbstversuch berichtet von der Erfahrung eines Etappenrennens für Hobbysportler: der Tour de Kärnten.

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Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf Tests: Wir vergleichen Rennräder mit Felgenbremsen mit denselben Modellen als Scheibenbrems-Version. Tradition gegen Moderne? So einfach ist es nicht. Beide Systeme haben Vor- und Nachteile. In einem anderem Test widmen wir uns dem Thema Ernährung: Wir testen Energie-Riegel, -Gels und -Pulver. Das Hauptthema dieser Ausgabe heißt aber Berge, Pässe, Höhenmeter. Wir stellen in einem Spezial einige der längsten und härtesten Anstiege Europas vor.

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Jedermann

Auftakt: Menschen, Szene, Geschichten
Startplatzverlosung Hamburg Cyclassics, Leitartikel, Leserbriefe, Event-News Race Across the Alps

Reportage: 750 Kilometer durch die Alpen
Die RennRad-Alpentour: Schmale Straßen, Natur, Einsamkeit. Auszeit im Gebirge. Mit Hoteltipps

Übersicht: Die längsten Pässe Europas
Von moderat bis steil. Von Österreich nach Teneriffa. Zwölf Bergstraßen im Portrait: Zahlen, Touren, Fakten

Kärnten: Etappenrennen für Hobbyfahrer
470 Kilometer und 7800 Höhenmeter. Österreichs größtes Hobby-Etappenrennen im Selbstversuch

Rennrad-Inhalt-2018

Der Blick in die RennRad-Ausgabe 8/2018

Rennrad-Alpentour-strecke-tipps

15.000 Höhenmeter durch die Alpen. Die RennRad-Alpentour 2018

pässe-rennrad-strecken

Die härtesten und längsten Rennrad-Pässe Europas im Porträt.

tour-de-kaernten-2018

Am Start bei der Tour de Kärnten 2018: Der Selbstversuch

Teststrecke

Auftakt: Räder, Produkte, Neuheiten
News und erste Testeindrücke: Das neue Trek Madone und das BH G7 Pro

Radtest: Scheiben- vs. Felgenbremsen
Wo liegen die Vor- und Nachteile? Zehn Räder von fünf Herstellern im direkten Vergleich

Dauertest: Gravel-Racer & mehr
Das Accent Feral ist mehr als ein Gravelbike. Dazu: die neue Oakley Flight Jacket im Dauertest

Test: Bestseller – Ultegra, Force & Potenza
Shimano Ultegra, Sram Force und Campagnolo Potenza. Topseller-Schaltgruppen im Test

Der große Test: Energie-Riegel, Gels & Pulver
Kohlenhydrate & mehr: Tipps für die Ernährung auf dem Rad. 36 Produkte im Test. Die Kaufberatung

rennrad-test-2018

Rennräder mit Scheiben- und Felgenbremsen im Test. 10 Modelle im direkten Vergleich

rennrad-schaltgruppen

Schaltgruppen im Test: Shimano Ultegra, Sram Force und Campagnolo Potenza

rennrad-ernährung-riegel-test

Ernährung im Wettkampf: Riegel, Gels und Getränkepulver. 36 Produkte im Test.

Training

Auftakt: Tipps und Rezepte
Studie: Alkohol & Leistung, die Effekte. Plus: Rezepte – Essen wie die Tour-Profis

Wissen: Schnell bergab
Neues aus der Wissenschaft: Schneller Abfahren durch bessere Aerodynamik. Plus Trainingstipps

Bergtraining: Einheiten fürs Flachland
Nicht jeder hat die Berge vor der Haustüre. Trainingstipps und -pläne für die Form

Extrem-Radsport: 5000 Kilometer nonstop
Einblicke des Race-Across-America-Sigers: Training, Rennen, Taktik, Motive, Wattwerte

Triathlon: Mehr Leistung
Ernährungstipps vor, während und nach dem Wettkampf. Plus: Experten-Interview

Trainingsplan: Ziel Radmarathon
Experten-Tipps von Stefan Kirchmair. Plus: Trainingsplan für Hobbysportler

rennrad-training-christoph-strasser

Training eines Extremradsportlers: Race-Across-America-Sieger Christoph Strasser gibt Einblicke

rennrad-training-berge-flachland

Trainingstipps für die Bergform: Intervalle im Flachland.

Peloton

Impressionen: Regen, Kälte, Rennen
Eindrücke vom Critérium du Dauphiné, der Generalprobe zur Tour de France

Analyse: Der Giro d’Italia
Der Giro glich einem Thriller. Ein Tag entschied alles. Am Ende siegte der zweifelhafte Favorit

Hoffnungsträger: Maximilian Schachmann
Bei seiner ersten Grand-Tour-Teilnahme gewann er gleich eine Etappe. Exklusive Einblicke

Das Supertalent: Egan Bernal
Er ist erst 21 Jahre alt, fährt seine erste Tour de France – und gilt als kommender Gesamtsieger

Die Duelle der Tour de France
Sie schrieben Geschichte: Coppi gegen Bartali, Anquetil gegen Poulidor, LeMond gegen Fignon

Der kommende Tour-de-France-Gewinner? Toptalent Egan Bernal

rennrad-talente-maximilian-schachmann

Deutscher Hoffnungsträger: Maximilian Schachmann im Portrait

rennrad-duelle-tour-de-france

Epische Duelle: Coppi gegen Bartali, Anquetil gegen Poulidor, LeMond gegen Fignon

Reise

Berge, Täler, Seen
Natur, Wasser, Anstiege, schmale Straßen. Die Rennradregion Salzburgerland-Salzkammergut

Berge zum Radfahren: Gaisberg
10,6 Kilometer und 820 Höhenmeter. Der Gaisberg überragt die Landeshauptstadt Salzburg

Vorschau: Räder aus Aluminium
Sie bieten eine gute Preis-Leistung, sind langlebig und robust. Hochwertige Rennräder aus Aluminium im Test der nächsten Ausgabe

Natur, Wasser, Anstiege, schmale. Die Rennradregion Salzburgerland-Salzkammergut

Watt, Gewicht, Pässe: Jedermann gegen Radprofi

Hobbysportler-vs-Radprofi

Schneller bergauf mit dem Rennrad

Was können Radprofis, was andere nicht können? Vor allem in den Bergen, an den Pässen? Schneller bergauf fahren, das will wohl jeder Rennradfahrer. Manfred Nüscheler von der Universität Bern hat sich dazu die Rekordfahrt Marco Pantanis während der Tour de France 1997 angeschaut. Dort nahm er dem späteren Gesamtsieger Jan Ullrich viel Zeit ab.

Der Anstieg: 14,5 Kilometer
1130 Höhenmeter.
Pantanis Zeit: 37:35 Minuten
Seine Durchschnittsleistung: 403 Watt

Marco-Pantani-bergauf-Alpe-d-Huez

Marco Pantani hält noch immer den Streckenrekord nach L’Alpe d’Huez.

  • Das entspricht (auf das Systemgewicht inklusive Rad und Kleidung von 65 Kilogramm gerechnet) einer Durchschnitts-Dauerleistung von: 6,2 Watt pro Kilogramm
  • Zeit, die ein durchschnittlicher Hobbyfahrer benötigt: rund 90 Minuten
  • Relativer Zeitverlust pro Kilogramm „zu viel“: 1 bis 1,5 Prozent

Fabelrekord nach Alpe d’Huez – Wattzahlen und Gewicht

Marco Pantani war 172 Zentimeter groß und wog damals 56 Kilogramm. Das entspricht einem BMI von: 18,9.

Diese Gesamtleistung setzt sich zusammen aus:

  • Höhenunterschied 319 Watt
  • Rollreibung 35 Watt
  • Luftwiderstand 33 Watt
  • Innere Reibung 16 Watt

Pantanis mittlere Dauerleistung betrug somit 6,2 Watt/Kilogramm (403 Watt: 65 kg = 6,2 Watt/kg). Dies ist ein Rekordwert.

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Vergleich zum Hobby- und Nicht-Sportler

Die Dauerleistungen von:
A) Einem Radprofi – mindestens 5 Watt / Kilogramm (Systemgewicht mit Rad und Kleidung)
B) Einem Amateur-Rennfahrer – 4 bis 5 Watt / Kilogramm
C) Einem Hobby-Radsportler – 3 bis 4 Watt / Kilogramm
D) Einem Tourenfahrer – 2 bis 3 Watt / Kilogramm
E) Einem Nicht-Ausdauertrainierten – weniger als 2 Watt / Kilogramm

Wie wichtig ist das Fahrrad?

Fakt 1: Einem so leichten Fahrer wie Pantani bringt ein um ein Kilogramm leichteres Rennrad an einem Berg wie Alpe d’Huez ein Zeitgewinn von rund 1,5 Prozent.

Fakt 2: Wäre Pantanis Rad zwei Kilogramm schwerer gewesen, hätte sein relative Leistung „nur“ 6,0 Watt pro Kilogramm (Systemgewicht) betragen.

Zeitverlust: rund 1:10 Minuten – oder drei Prozent

Seine Gesamtzeit mit einem zwei Kilogramm schwereren Rad: 38:40 Minuten

Fazit: Training, Gewicht & Co.

Ein leichtes, steifes Rennrad ist bergauf ein großer Faktor – ebenso ein möglichst geringes Körpergewicht. Und die Fähigkeit, eine möglichst hohe Dauerleistung zu erbringen. Trainingstipps dazu finden Sie in jedem RennRad-Magazin – etwa in der Ausgabe 7/2018.

AKTUELLE TRAININGSTIPPS, UM SCHNELLER BERGAUF ZU FAHREN

Dass Pantanis Leistungen jedoch auch durch den Betrug mit Dopingmitteln zustand kamen, erfuhr man erst später. Heute ist längst klar, dass diese und andere Leistungen, auch vieler anderer Fahrer, „unmenschlich“, nicht normal, nicht allein durch Training und Talent zu erklären waren.

Alpe d’Huez: Geschichte, Daten und Fakten zum mythischen Berg

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Showdown in Alpe d’Huez

Die Alpen sind das Herzstück der Tour de France. Nirgendwo sonst versammeln sich so viele Fans, nirgendwo sonst wird die Tour so umjubelt. Es gibt steilere Berge, Pyrenäenpässe, die schwerer zu befahren sind, als der 13,8 Kilometer lange Aufstieg nach L’Alpe d’Huez mit seinen 21 Serpentinen. Auch die Berge im Zentralmassiv können fordernder, brutaler sein als dieser Anstieg, der hinauf in diesen kleinen Retorten-Skiort führt. Doch nur Alpe d’Huez umgibt diesen besonderen Mythos.

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14 Kilometer und 21 Serpentinen bergauf. Das ist der Anstieg nach L'Alpe d'Huez.

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Partystimmung und Ekstase zählen zu den Zutaten jeder Alpe-d'Huez-Etappe.

Vielleicht, weil dort die erste Bergankunft in der Geschichte der Tour de France bejubelt wurde. 1952 war der 1860 Meter hoch gelegene Skiort erstmals Zielort. Der erste Etappensieger in L’Alpe d’Huez hieß: Fausto Coppi. Nach seinem Tagessieg schlüpfte Coppi ins Gelbe Trikot und baute seinen Vorsprung auf der nächsten Etappe weiter aus. Er erreichte Sestrière mit acht Minuten Vorsprung und gewann damit zum zweiten Mal nach 1949 die Tour. Nur ein einziger Alpe-D’Huez-Sieger schaffte danach noch den Tour-Gesamtsieg: der Spanier Carlos Sastre 2008. Vielleicht ändert sich dies in diesem Jahr. Die französischen Fans bauen dabei vor allem auf einen, auf den Fahrer, der die Tour 2018 gewinnen soll: ihren Landsmann Romain Bardet.

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Berg der Holländer

Nach der Premiere im Jahr 1952 dauerte es fast ein Vierteljahrhundert, ehe Alpe d’Huez wieder zum Etappenziel auserkoren wurde. Joop Zoetemelk erstürmte 1976 den Gipfel als Sieger, ihm folgte sein niederländischer Landsmann Hennie Kuiper ein Jahr später. Zoetemelk siegte, genau wie sein Landsmann Peter Winnen, zweimal. Doch Gert-Jan Theunisse war 1990 der vorerst letzte Niederländer, dessen Triumph hier gefeiert wurde. Obwohl tief in den französischen Alpen gelegen, wird Alpe d’Huez der Berg der Holländer genannt.

Pantani, der Rekordmann

Hunderte von „Oranjes“ pilgern Jahr für Jahr dorthin, belagern Tage vor der Ankunft der Tour die besten Plätze, beschriften die Straßen mit aufmunternden Sprüchen und feiern große Feste, die Tour, die Fahrer und sich selbst. Seit 1994 wird die Zeit für den Schlussanstieg nach L’Alpe d’Huez offiziell gestoppt. Den „Bergrekord“ hält der Italiener Marco Pantani, der 1997 für den Anstieg 37:35 Minuten benötigte. Dass diese Zeit jedoch wohl nicht nur mit natürlichen Mitteln zustande kam, wurde spätestens nach seinen Dopingbefunden klar.

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Jan Ullrich gegen Marco Pantani. Das Duell fand 1997 in Alpe d'Huez seinen Höhepunkt.

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In 37:35 Minuten für die letzten 14,5 und 21 Kehren. Marco Pantani hält noch immer den Rekord.

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Schrie seine Freude über den Etappensieg 1997 heraus: Marco Pantani.

Hinault schreibt Geschichte

Bernard Hinault war der erste Franzose, dem 1986 der Triumph in Alpe d’Huez gelang. Im Jahr zuvor hatte Hinault zum fünften Mal die Tour gewonnen, dank der Unterstützung seines Teamkollegen Greg Lemond, dem er versprach, ihn im folgenden Jahr zum Tour-Sieg zu verhelfen. Doch 1986 sah es zunächst danach aus, dass Hinault als erster Fahrer in der Geschichte zum sechsten Mal das Gelbe Trikot nach Paris tragen würde, so überlegen kämpfte er in den Pyrenäen. Doch in den Alpen wendete sich das Blatt zugunsten des Amerikaners, der in Le Granon das Gelbe Trikot übernahm.

Die endgültige Entscheidung fiel auf der 18. Etappe von Briancon nach Alpe d’Huez, als Hinault am Galibier noch einmal einen letzten Angriff lancierte. Aber Lemond blieb wachsam und folgte seinem französischen Teamkollegen. Gemeinsam schüttelten sie auf den noch verbliebenen 90 Kilometern bis nach Alpe d’Huez alle Gegner ab und erreichen zu Zweit den Gipfel. Hand in Hand überquerten sie die Ziellinie. In Paris stand Hinault auf Platz zwei des Podiums, hinter Lemond. Der Franzose hatte sein Versprechen gehalten.

Sturz und Auferstehung

Spektakulär war auch der Etappenerfolg des Italieners Guiseppe Guerini 1999. Der Telekom-Profi führte allein an der Spitze, hatte einen satten Vorsprung und der große Triumph war ihm sicher, als ihm ein aufgeregter Hobbyfotograf ins Rad lief und ihn zu Fall brachte. Guerini blieb zum Glück unverletzt, stieg wieder auf seine Rennmaschine und erreichte als Sieger den Gipfel.

Alles rund um die Tour de France gibt’s in der RennRad 7/2018: Jetzt E-Paper kaufen und direkt lesen.

Alpe d’Huez – Daten und Fakten

Höhe: 1860 Meter
Talort: Bourg d’Oisans
Kurven: 21
Länge: 13,8 Kilometer
Durchschnittliche Steigung: 7,9 %
Maximale Steigung: 12 %
Im Programm der Tour: zum 30. Mal
Tour-Premiere: 1952
Schnellste Auffahrt: Marco Pantani 1997 in 37:35 Minuten

Die Sieger von Alpe d’Huez

1952 Fausto Coppi (ITA)
1976 Joop Zoetemelk (NED)
1977 Hennie Kuiper (NED)
1978 Hennie Kuiper (NED)
1979 Joaquim Agostinho (POR)
1979 Joop Zoetemelk (NED)
1981 Peter Winnen (NED)
1982 Beat Breu (SUI)
1983 Peter Winnen (NED)
1984 Luis Herrera (KOL)
1986 Bernard Hinault (FRA)
1987 Federico Echave (ESP)
1988 Steven Rooks (NED)
1989 Gert-Jan Theunisse (NED)
1990 Gianni Bugno (ITA)
1991 Gianni Bugno (ITA)
1992 A. Hampsten (USA)
1994 Roberto Conti (ITA)
1995 Marco Pantani (ITA)
1997 Marco Pantani (ITA)
1999 Giuseppe Guerini (ITA)
2001 L. Armstrong (USA) *
2003 Iban Mayo (ESP)
2004 L. Armstrong (BZT) *
2006 Fränk Schleck (LUX)
2008 Carlos Sastre (ESP)
2011 Pierre Rolland (FRA)
2013 Christophe Riblon (FRA)
2015 Thibaut Pinot (FRA)

*wegen Dopings aberkannt

Tour: Geraint Thomas fährt ins Gelbe Trikot

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Geraint Thomas in Gelb

«Den Berg zu gewinnen ist etwas spezielles. Ich habe nicht damit gerechnet», sagte der Waliser Geraint Thomas vom Team Sky und meinte: «Das Gelbe Trikot zu tragen, ist immer eine große Ehre.» Thomas geht nach einer fulminanten Attacke kurz vor dem Ziel als neuer Leader in das letzte Alpen-Teilstück am Donnerstag, wenn der spektakuläre Anstieg nach L’Alpe d’Huez ansteht. Er hat 1:25 Minuten Vorsprung auf Sky-Teamkollege Froome und 1:44 Minuten auf Dumoulin, der als einziger der Spitzenfahrer mit den Sky-Stars mithalten konnte. Andere Podiumskandidaten wie Romain Bardet, Vincenzo Nibali und Nairo Quintana verloren bei der ersten Bergankunft der Tour dagegen Zeit.

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Die Team-Sky-Armada sorgte von Beginn an für ein hohes Tempo am Berg.

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Der Waliser Geraint Thomas gewinnt die erste Bergetappe und fährt ins Gelbe Trikot.

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Titelverteidiger Chris Froome kam gemeinsam mit Tom Dumoulin ins Ziel.

Team Skys erschreckende Dominanz

Nachdem die Herausforderer auf der ersten Bergetappe am Dienstag noch keine Attacke gefahren waren, sollte das elfte Teilstück ereignisvoller werden. Nibali, Tour-Champion von 2014, hatte die ausgebliebenen Angriffe vom Vortag noch damit begründet, dass Froomes Team derart rasant und dominant über die Berge gefahren war und zudem Gegenwind herrschte, dass es schlicht hoffnungslos war, etwas zu wagen.

Movistars verzweifelter Versuch

Die Ausrede zog nun nicht mehr. Am zweiten schweren Berg des Tages übernahm das Team Movistar des Kapitäns-Trios Alejandro Valverde, Quintana und Mikel Landa die Initiative und zog das Tempo an. Prompt fiel der Gesamtführende Van Avermaet zurück – seine Tage als Gelb-Träger waren erwartungsgemäß gezählt. Auch der letztjährige Gesamtzweite Rigoberto Uran aus Kolumbien konnte nicht mehr folgen.

Unmittelbar nach der Tempoverschärfung wagte der spanische Routinier Valverde den Alleingang und ließ das Hauptfeld hinter sich. Zwischenzeitlich fuhr er einen Vorsprung von zwei Minuten heraus und konnte vom ersten Gelben Trikot nach zehn Jahren Pause träumen. Aber der 38-Jährige wurde zu Beginn der Schlusssteigung wieder eingeholt.

Dumoulin hatte es da schon auf der letzten Abfahrt probiert und sich einen Vorsprung vor der finalen Kletterei hoch nach La Rosière erarbeitet. Der Niederländer will nach seinem zweiten Platz beim Giro d’Italia hinter Froome endlich die Sky-Dominanz brechen. Aber noch zeigten die beiden Sky-Stars keine Schwächen – im Gegenteil!

Sprinter im Grupetto

Die Sprinter hatten erneut massive Probleme damit, den Rückstand auf dem ihnen ungelegenen Terrain in Grenzen zu halten. «Gestern war schon eine brutale Etappe», erzählte André Greipel vor Beginn des 11. Teilstücks. «Ich musste schon kämpfen, um dabeizubleiben. Heute wird’s noch schlimmer.» Während sich der Rostocker noch beachtlich schlug, war Ex-Seriensieger Mark Cavendish im Kampf gegen die Karenzzeit früh isoliert auf dem letzten Platz und hatte zu großen Rückstand. Auch Marcel Kittel etwas weiter vor dem Briten litt enorm.

Rad von Chris Froome: Welches Rennrad fährt der Brite?

Chris Froome und sein Pinarello Dogma F10 X-Light

Der wegen seines auffälligen Dopingtests umstrittene Titelverteidiger Chris Froome ist weiterhin für das Team Sky unterwegs, und weiterhin fährt er ein Rad der italienischen Marke Pinarello: das Dogma F10 X-Light. Wir konnten uns das Rad bei der Tour of the Alps im Mai in Südtirol bereits genauer ansehen. Froome fährt das Dogma bei einer Körpergröße von 186 Zentimetern in Rahmenhöhe 56. Seit Jahren setzt Froome auf ovale Kettenblätter von Osymetric. Anders als die meisten anderen Top-Fahrer sieht Froome dabei Vorteile hinsichtlich der Tritteffizienz. Dem ovalen Kettenblatt schrieben die Techniker des Teams Sky bereits einen gewissen Anteil an Froomes Leistung zu. Andere Experten bezweifeln das. Dass zumindest nicht jeder Fahrer von dem deutlich veränderten Tret-Rhythmus profitiert, steht fest.

Chris-Froome-Dogma

Titelverteidiger Chris Froome setzt auch bei der Tour de France 2018 wieder auf ein Pinarello F10 X-Light

Chris-Froome-Pinarello-Dogma

Der "Froomey"-Schriftzug und das stilisierte Rhinozeros sind eine Hommage an Froomes Geburtsland Kenia.

Chris-Froome-Pinarello

Seit Jahren setzt Froome auf ovale Kettenblätter von Ossymmetric.

Froome-Pinarello-Dogma

Die Lenker-Vorbau-Einheit kommt von Most. Mittig sind "Sprint Shifter" angebracht, um auch in Oberlenkerposition den Gang zu wechseln.

Froome-Pinarello-Dogma

Bei einer Körpergröße von 1,86 Meter setzt Chris Froome auf ein Pinarello Dogma F10 X-Light in Rahmenhöhe 56.

Die Froome-Frequenz

Der viermalige Tour-Sieger Chris Froome fährt dabei vorne sehr große Scheiben mit 54 und 42 Zähnen. Zum Vergleich: Bei Hobby-Athleten sind Kettenblätter mit 50-34 am weitesten verbreitet. Für Berge hält die Kassette jedoch bis zu 30 Zähne bereit – so kann Froome mit einer Kurbellänge von 175 Millimetern in den Anstiegen in seiner charakteristisch hohen Frequenz pedalieren.

Die Körperhaltung

Der 33-Jährige fährt oft in der Oberlenkerposition. Damit er auch dann schalten kann, sind an seiner Lenker-Vorbau-Einheit mittig zusätzliche Schalter angebracht. Das Prinzip gibt es auch als „sprint shifter“: Damit Sprinter auch in Unterlenkerposition den Gang wechseln können, setzen sie oftmals auf einen zusätzlichen Knopf an der Innenseite des Lenkerbogens, der auch in Unterlenkerposition zu drücken ist. Froomes gesenkter Kopf rührt nach eigenen Aussagen übrigens nicht, wie häufig angenommen, vom ständigen Blick auf die Watt-Zahlen. Stattdessen sei diese Körperhaltung für seinen Nacken weniger belastend.