Jan Eric Schwarzer auf Mallorca
Mallorca und Corona

Inside Mallorca: Während der Corona-Krise

Mallorca und Corona

Inside Mallorca – die Radsport-Insel, die Corona-Krise und der Tourismus. Von leeren Straßen, Armut, Pleiten und Chancen. Mallorca und Corona.
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„Mit dem Rad über die Insel fahren – das ist aktuell wie im Paradies“, sagt Jan Eric Schwarzer. 16 bis 18 Grad, viel Sonne, die Luft riecht nach Frühling, die Mandelbäume blühen, die Tage werden länger, die Temperaturen steigen. „Die Straßen sind leer. Auf der ganzen Insel sind circa neun Hotels geöffnet. Radfahren ist erlaubt – Gruppen dürfen bis zu sechs Fahrer umfassen. Als Radfahrer hat man gerade Traumstraßen wie jene zum Cap Formentor fast für sich.“ In diesem Jahr, in dieser Zeit der Corona-Pandemie und der Lockdowns ist alles anders. Mallorca und Corona: Wie ist die Situation auf der Radsport-Insel Mallorca? Und wie sind die Aussichten? Einblicke.

RennRad: Jan Eric, Du lebst seit zehn Jahren auf Mallorca und betreibst ein Hotel und Café. Wie ist die Situation auf der Insel – und für die Menschen in der Tourismus-Industrie?

Jan Eric Schwarzer: Die Insel ist in einer Art Zeitlupenmodus. Touristen sind keine hier. Nur ein paar Teams und einzelne Radprofis. Ich habe einen Gast, der sein Home Office von Dortmund nach Mallorca verlegt hat. Der hält mich etwas über Wasser. Ich muss sehen, wie ich die Zeit überbrücke. Auch ich musste meinen Mitarbeiter entlassen. Es gibt zwar finanzielle Hilfen, aber die hängen an hohen Auflagen. Sie sind unter anderem daran gekoppelt, dass man Angestellte hat.

Jan Eric Schwarzer auf Mallorca

Derzeit sind die Straßen auf den Top-Touren, etwa im Tramuntana-Gebirge, kaum befahren.

Mallorca und Corona: die Gesetze

Wie sind aktuell die gesetzlichen Regeln?

Aktuell gibt es eine Ausgangssperre zwischen 22 und sechs Uhr. Der harte Lockdown war im vergangenen Frühjahr. Der R-Wert liegt bei 0,8. Die Zahlen sind rasant abnehmend. Aber für das Frühjahr, also für die Radsport-Saison, mache ich mir keine Hoffnungen. Ich hoffe darauf, dass ab Ende März wieder ein normales Urlauben und Leben möglich sein wird. Was für die Tourismus-Branche eine Rettung in letzter Sekunde wäre. Aber vielleicht wird es auch Herbst bis dahin. Das Radfahren ist aktuell erlaubt, aber nur in Gruppen bis zu maximal sechs Fahrern.

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Was meinst Du konkret mit „einer Rettung in letzter Sekunde“?

Es gibt jetzt schon viele Hotels und Restaurants, die zum Verkauf stehen – vor allem solche aus Familienbesitz. In Palma sind etliche Läden und Boutiquen zu. Die werden in vielen Fällen von großen Immobilienunternehmen geschluckt. Die Schlangen vor den Essensausgaben werden immer länger. Die Armut wird sichtbarer.

Jan eric Schwarzer auf Mallorca

Auch die Tankstelle am Coll de Sa Bataia, einer der beliebtesten Pausenorte der Insel, ist kaum besucht.

Wie wird es aus deiner Sicht in den nächsten Monaten weitergehen?

Die Zahlen auf der Insel sind fallend. Das bedeutet aber nicht, dass es nun bald wieder los gehen kann. Mallorca gehört zu Spanien und da wird zentral regiert und entschieden. Meine Prognose ist, dass wir im Mai oder Juni eventuell wieder etwas mehr Normalität zurückgewinnen werden. 2022 sollte dann eine Frühjahrssaison, wie wir sie kennen, wieder möglich sein. Aktuell ist es ja selbst ein Problem, auf die Insel zu kommen. Es gibt nur noch sehr wenige Flugverbindungen.

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Leere Traumstrecken: Mallorca und Corona

Siehst Du auch Positives?

Natürlich. Ich bin schon viele Radrennen in meinem Leben gefahren, und aufgeben war noch nie mein Ding. Man muss immer weiter machen. Und das Radfahren ist zurzeit auf der Insel so schön wie nie. Man hat die Straßen fast für sich. Meine Lieblingstouren ändern sich immer – sie sind wetterabhängig: Im Winter fahre ich meist im Flachen, im Frühling durch die Berge und im Sommer verbinde ich die meisten Touren mit einem Sprung ins Meer.

Jan Eric Schwarzer auf Mallorca

An den Strände und Promenaden trifft man ebenso kaum Touristen.

Jan Eric Schwarzer, Jahrgang 1980, ist der Gründer von Ma-13.net und Sa Mola 13 in Sineu – eines kleinen Hotels und eines Cafés. Beide sind Treffpunkte für Radsportler. Er selbst fuhr viele Jahre lang Radrennen und war unter anderem 2007 Deutscher Stehermeister. Seit 2011 lebt er dauerhaft auf Mallorca.

Tourentipp: Mallorca: Inselrunde & Tramuntana

187 Kilometer – 2390 Höhenmeter

Les Meravelles – Bunyola – Coll de Sóller – Sóller – Fornalutx – Puig Major – Kloster Lluc – Coll de Femenia – Pollenca – Port d’Alcúdia – Playa de Muro – Petra – Algaida – Les Meravelles

Eine extrem lange und fordernde Tour – und eine extrem schöne. Mit dem Coll de Sóller und dem Puig Major, dem höchsten Pass der Insel, überquert man im Tramuntana-Gebirge die höchsten Landschaften der Insel, an der Süd- wie an der Nordküste.

Zum GPS-Daten-Download: www.bit.ly/inselrunde-puig-major

Die Reportage zu einer großen Insel-Tour auf Mallorca sowie mehr GPS-Daten und Top-Tourentipps finden Sie im RennRad-Magazin 4/2021.

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