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Tour de France 2020 vor der finalen Woche: Favoriten und Enttäuschungen

Die Tour kommt auf die Zielgerade

Tour de France 2020 vor der finalen Woche: Favoriten und Enttäuschungen

Nur noch vier Tage bis Paris: Die Tour de France 2020 geht auf die Zielgerade. Jumbo Visma präsentierte sich bislang stärker als Ineos. Steht Primož Roglič vor dem Gesamtsieg?
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Bereits in der ersten Woche der Tour de France 2020, genauer in den Pyrenäen, zeichnete sich deutlich ab, wer in diesem Jahr im Kampf ums Gelbe Trikot das Sagen hatte. Primož Roglič, der frühere Skispringer, schlüpfte nach der neunten Etappe ins Gelbe Trikot und will es bis Paris verteidigen.

Als es am zweiten Tour-Wochenende die steilen Rampen in den Pyrenäen hinauf ging, musste nicht nur der deutsche Hoffnungsträger Emanuel Buchmann seine Ambitionen begraben und sich neue Ziele stecken. Auch der Brite Adam Yates konnte nicht mehr folgen, als die Favoriten ernst machten. So verlor der 28-Jährige auf dem Weg von Pau nach Laruns das Gelbe Trikot an Vuelta-Sieger Primož Roglič. Der Slowene erreichte nach 153 Kilometern und fünf Bergwertungen als Zweiter hinter seinem jungen Landsmann Pogačar das Ziel. Zuvor hatte er sich schon fünf Bonussekunden am Schlussanstieg geholt.

Tragischer Held war der Schweizer Marc Hirschi vom deutschen Sunweb-Team, der kurz vor dem Ziel eingeholt und im Schlusssprint Dritter wurde.

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In den Pyrenäen übernimmt Roglič Gelb

Roglič übernahm die Führung mit 21 Sekunden vor Titelverteidiger Egan Bernal, der sich in besserer Verfassung zeigte als zu Beginn der Tour und erstmals Attacken lancierte. Dahinter folgen die beiden Franzosen Guillaume Martin und Romain Bardet mit knapp einer halben Minute Rückstand. Martin ist die große positive Überraschung der Franzosen, während sein Landsmann Thibaut Pinot einmal mehr zum tragischen Helden wird.

Der Mitfavorit musste seinen Traum vom ersten französischen Toursieg seit 1985 bereits nach einer Woche aufgeben. Der 30-Jährige verlor auf den beiden Bergetappen durch die Pyrenäen viel Zeit. „Mein Rücken tut so weh, dass ich kaum Kraft habe, um in die Pedale zu treten“, sagte Pinot, dem zum Auftakt in Nizza beim Sturz ein anderer Fahrer in den Rücken gefahren war. Dabei zog er sich Prellungen an der Lendenmuskulatur und eine Entzündung des Kreuzbeins zu. Der Franzose ist wahrlich der große Tour-Pechvogel. Und das seit Jahren. 2019 musste er in aussichtsreicher Position auf der drittletzten Etappe wegen einer Muskelverletzung unter Tränen aufgeben. 2013 stoppte ihn eine Angina, 2016 eine Bronchitis.

Tadej Pogačar könnte die Sensation der Tour de France 2020 werden

Die Favoriten legten in den Pyrenäen ihre Zurückhaltung ab. Und nicht nur Roglič und Bernal schoben sich ins Rampenlicht. Auch der Slowene Pogačar, der die große Sensation der Tour werden könnte.

Schon auf der ersten Pyrenäen-Etappe war der erst 21-Jährige den Favoriten davongeflogen und hatte ihnen 40 Sekunden abgeknöpft. Ohne das Malheur vom Vortag, als er durch einen gestürzten Fahrer über eine Minute verlor, hätte er Gelb übernommen.

Als stärkstes Team präsentierte sich in der ersten Tour-Hälfte nicht Ineos um Vorjahressieger Egan Bernal, sondern der niederländische Rennstall Jumbo-Visma. Und dort tut sich einmal mehr Tony Martin hervor, der auf vielen Etappen wie eine Lokomotive an der Spitze des Feldes fährt und für Tempo sorgt. Drei Etappensiege feierten die Niederländer bereits in der ersten Woche: Zweimal ließ Klassiker-Spezialist und Sanremo-Sieger Wout van Aert seine schnellen Beine sprechen, zuvor – auf der vierten Etappe – setzte sich Roglič als Tagesbester durch.

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Tour de France 2020: Lob und Kritik an Boras Attacke für Sagan

Lob und Kritik für das Team Bora-hansgrohe hielten sich im Ziel der siebten Etappe die Waage, als Bora–hansgrohe praktisch vom Start weg das Feld auseinander fuhr, um Peter Sagan zurück ins Grüne Trikot zu bringen. Die einen werteten dies als mannschaftliche Glanzleistung, andere sahen darin einen möglicherweise entscheidenden Kräfteverschleiß vor der ersten Pyrenäenetappe. „Natürlich hat das Kraft gekostet, es war aber extrem wichtig für das Team, jeder hat so viel Motivation daraus geschöpft. Wir sind ein offensives Rennen gefahren, hatten die Form und die Möglichkeiten dazu,“ sagte der Sportliche Leiter Enrico Poitschke.

Auch wenn Sagan weniger Punkte einfuhr als erhofft, es war ein großer Coup von Bora und hat sicherlich nicht Buchmanns Kräfte so sehr beansprucht, dass er deshalb aus der Liste der Top-Klassementfahrer herausfiel. Das hatte andere Gründe.

Auch auf der Samstag-Etappe versuchte Bora erneut, Sagan wieder näher ans Grüne Trikot zu führen, was nur zum Teil gelang. Bärenstark einmal mehr der junge Lennard Kämna, der schon am Freitag um den Etappensieg kämpfe, nachdem Teamkollege Max Schachmann lange an der Spitze fuhr und als Tagesdritter hinter Kämna und Etappensieger Martinez als kämpferischster Fahrer ausgezeichnet wurde. Von beiden wird man in der Schlusswoche noch einiges erwarten dürfen.

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