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Kolumbien – Alto de Letras: Traumziel für Rennradfahrer

Traumziele: Kolumbien - Alto de Letras

Kolumbien – Alto de Letras: Traumziel für Rennradfahrer

Härter, länger, exotischer, schöner: Es gibt Pässe auf dieser Welt, die einem Rennrad-Paradies nahekommen. Ein Rennrad-Traumziel: der Alto de Letras in Kolumbien.
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Kolumbien – Alto de Letras | Der härteste Anstieg der Welt?

Man fährt bergauf, die Straße steigt an – endlos. Nach mehr als zwei Stunden blickt man auf seinen Radcomputer und erkennt: Man hat noch nicht einmal die Hälfte hinter sich. Eine Fiktion? Nein, die Realität. In Kolumbien.

Der Anstieg nach L’Alpe d’Huez ist 14 Kilometer lang. Der auf den Mont Ventoux rund 20. Der längste mit dem Rennrad befahrbare Pass der Welt ist viermal so lang: der Alto de Letras. Die beeindruckenden Daten: 80 Kilometer, 4163 Höhenmeter. Die Durchschnittssteigung: vier Prozent. Die Maximalsteigung: elf Prozent.

Dieser Monsterpass liegt in Kolumbien – unweit der Metropole Medellín. Der Páramo de Letras verbindet die Departamentos Tolima und Caldas und überwindet dabei die komplette Zentralkordillere der Anden. In den 1980er-Jahren, der Zeit, in der immer mehr kolumbianische Athleten den Sprung ins Profipeloton schafften, sagte einer von ihnen, Lucho Herrera, einen bemerkenswerten Satz: „Die europäischen Berge wie Alpe d’Huez sind zu kurz für uns Kolumbianer.“

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Kolumbianische Hitze und steile Abschnitte

Wer einmal den Alto de Letras bezwungen hat, weiß, warum. Fast jeder, der schon einmal oben war, konstatiert: Die ersten und die letzten 20 Kilometer sind die schwierigsten. Denn zu Beginn warten sowohl die kolumbianische Hitze als auch die steilsten Abschnitte – wobei die Prozentzahlen meist knapp einstellig bleiben. Im finalen Abschnitt des Berges kommen zur angesammelten Müdigkeit und einem weiteren langen und recht steilen Abschnitt auch meist noch weitere Hindernisse hinzu: der abnehmende Sauerstoffgehalt der Luft und niedrige Temperaturen, die sich nicht selten in Richtung null Grad Celsius bewegen. Die meisten Radsportler, die extra anreisen, starten von Mariquita aus.

So hat man einige Kilometer, um sich im Flachen warmzufahren. Die ersten vier Kilometer des Anstiegs weisen dann schon eine Durchschnittssteigung von acht Prozent auf. Danach wird es etwas flacher. Psychisch und physisch extrem fordernd wird es dann wieder ab Kilometer 63. Also dann, wenn man schon seit gefühlten Ewigkeiten bergauf fährt: Denn die Steilheitsgrade der folgenden 14 Kilometer liegen konstant zwischen acht und elf Prozent.

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Endlos

Doch dieser Höhenmeter-Superlativ ist nicht alles – die Region um Medellín bietet noch etliche weitere Highlights. Hunderte Pässe, meist recht verkehrsarme Straßen, gutes Essen, guten Kaffee. Und etliche touristische Sehenswürdigkeiten. Auf dem Weg nach Mariquita bietet sich etwa ein Besuch der Hacienda Nápoles an. Diese war der Rückzugsort des einst berüchtigtesten Drogenbosses der Welt, des Chefs des fast allmächtigen Medellín-Kartells: Pablo Escobar. Die rund 3500 Hektar große Hacienda ist heute eine Touristenattraktion. Ruhe, Entspannung, Abenteuer, Trekking- und Bootstouren bietet der Arvi-Nationalpark. Zudem findet man in der Region etwa auch den Cerro Tusa, einen sehr speziell geformten Berg, der als größte natürliche Pyramide der Welt gilt. Die Metropole Medellín selbst liegt auf rund 2200 Metern Höhe über dem Meer.

Berge, Natur & Städte

Rigoberto Uran, Fernando Gaviria oder die beiden Henao-Brüder – viele von Kolumbiens aktuellen Top-Profis stammen aus der Region Medellín. Dank der Höhe ist das Klima milder als in Küstennähe, auch die Luftfeuchtigkeit ist geringer. Die Möglichkeiten, Höhenmeter zu sammeln sind grenzenlos. Die Stadt galt einst als Drogenhauptstadt der Welt, als Hort des Verbrechens. Diese Zeiten sind lange vorbei – heute gilt Medellín als eine der sichersten Städte Südamerikas. Die Gastfreundschaft ihrer Bewohner und das Nachtleben gelten als legendär.

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Probieren sollte man eine ungewöhnliche Kreation: „Chocolate con queso“ – eine Trinkschokolade, die mit einer Scheibe Käse serviert wird.

Die Highlights

Berge: Der wohl härteste Anstieg der Welt und etliche weitere Pässe. Ergo: unendliche Höhenmeter-Möglichkeiten.

Wetter: Das ganze Jahr über beständiges mildes Klima.

Höhentraining: Man bewegt sich meist auf Höhen von mehr als 2000 Metern über dem Meer. Ein Zusatz-Trainingseffekt.

Verkehr: Die regionalen Straßen sind meist wenig befahren.

Urlaub: Eine Kombination mit Abstechern in die Anden, in Nationalparks, die Kaffeezone oder ans Meer bietet sich an.

Kaffee & Kultur: Das Heißgetränk gehört untrennbar zur Radsport-­Kultur – und natürlich zur kolumbianischen.

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Kolumbien: Land & Region

Rennradfahren ist ein Nationalsport in Kolumbien. Auch zeigen die meisten Auto- den Radfahrern gegenüber große Rücksicht. Die Sicherheitslage in dem einst von Rebelleneinheiten und Drogenkartellen terrorisierten Land hat sich in den vergangenen Jahren extrem verbessert. Heute zählt Kolumbien zu den weltweiten Trendreisezielen. Außerhalb der großen Städte sind gewisse Basis-Spanischkenntnisse von großem Vorteil, da fast niemand Englisch spricht. Das Klima ist ganzjährig beständig – Medellín gilt als „Stadt des ewigen Frühlings“. In der Region ist fast alles möglich: Dschungeltouren, Baden in natürlichen heißen Quellen, Trips zu alten, postkartenschönen Kolonialstädtchen oder in die berühmte Kaffeezone, in der mit die besten Kaffeebohnen der Welt angebaut werden.

Wer länger Zeit hat, kann weitere Highlights dieses extrem abwechslungsreichen Landes erkunden. Zum Beispiel: Cartagena, das historische Stadtjuwel an der Küste, den wunderschönen Tayrona-Nationalpark, in dem man neben Dschungel auch weiße Sandstrände findet; die versunkene Indianerstadt Ciudad Perdida oder die großen, vibrierenden Städte Cali und Bogota.

Anreise: Die meisten Flüge aus Deutschland haben einen Zwischenstopp in der Hauptstadt Bogota. Deshalb ist man bis nach Medellín meist zwischen 14 und 18 Stunden unterwegs. Die Preise für Returntickets starten bei rund 650 Euro. Für die Einreise muss der Reisepass noch mindestens sechs Monate lang gültig sein. Die beste Jahreszeit: Dezember bis Februar.

Räder: Wer nicht sein eigenes Rennrad mitbringen will, findet in fast jeder größeren Stadt moderne Leihräder – gerade in der Radsport-Hauptstadt Medellín. Organisierte Gruppenreisen und komplette Trainingslager bieten mehrere Reiseveranstalter an. Angebote findet man etwa hier:

Die Top-Tour in Kolumbien

Der längste Berg – 115 Kilometer | 4445 Höhenmeter

Mariquita – Fresno – Petaqueros – Las Delgaditas – Puerto Brasil – Ga


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