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Saalbach-Hinterglemm, Leogang und Fieberbunn: Rennradregion

Saalbach-Hinterglemm, Leogang und Fieberbunn: Berg erleben

Saalbach-Hinterglemm, Leogang und Fieberbunn: Rennradregion

Staub, Schotter, Seen, hohe Berge, Almen, Natur: All das erlebt man mit dem Gravelbike in der Region Saalbach-Hinterglemm, Leogang und Fieberbrunn. Einblicke und Tourentipps aus dem „Home of Lässig“.
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Der Schotterweg vor mir wird immer schmaler – ich werde immer langsamer. Ich bin erst seit zwei Stunden unterwegs und nur wenige Kilometer Luftlinie von der „normalen“, der gewohnten Welt entfernt. Und doch bin ich so weit weg: in der Natur, abseits des Lärms und der Hektik des Alltags, in einer anderen Welt, der Welt der Berge. Ich fahre auf meinem Gravelbike auf 40 Millimeter breiten Stollenreifen über Geröll und durch Matsch – und bin allein. Ich sehe Kühe und Wiesen und das Grau der Berge und in der Ferne eine Alm. Ich fühle mich dem Himmel nah. Woher also hat diese Strecke ihren Namen? Die Gravelrunde, die ich gerade fahre, trägt den Namen „Saalbacher Gravel-Teufel“.

Die Antwort lautet: Wegen der 920 Höhenmeter, die man während der überschaubaren Distanz von 32 Kilometern überwinden muss. Offiziell wird die Gravel-Devil-Route als Feierabend-Runde mit Panorama-Ausblicken und Einkehrmöglichkeiten im „Home of Lässig“, wie das Wahl-Motto der Region Saalbach-Hinterglemm, Leogang und Fieberbrunn lautet, beschrieben. Doch sie ist so viel mehr.

Saalbach: Gravel- & Naturerlebnis

Meine Tour, und mein Abenteuer, beginnt direkt im Zentrum von Saalbach, auf Asphalt und Kopfsteinpflaster. Die Strecke führt mich zunächst auf dem Glemmtal-Radweg immer leicht ansteigend entlang der Saalach, jenem Fluss, der das Tal von Nord nach Süd durchfließt, bis nach Hinterglemm. Ich höre: Wasserrauschen. Und sehe: Grün. Schon jetzt fahre ich nicht nur Rad – ich fahre auch „runter“, mental. Die geistige Entspannung setzt ein. Doch der Körper wird schon bald gefordert, an der ersten steilen Rampe: Ich muss meinen Oberkörper weit nach vorne über den Lenker beugen, um zu verhindern, dass mir mein Vorderrad entgegenkommt. Herzfrequenz: 190 Schläge pro Minute.

Irgendwann bin ich oben, auf der Kuppe. Ein erster kurzer Stopp, ein erster großer Ausblick: auf die Zwölferkogel-Bahn auf der gegenüberliegenden Bergseite und das sich vor mir öffnende Glemmtal. Aufsteigen, in die Pedale einklicken, weiter. Bergab.

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Bergauf

Der Weg retour führt mich über einen geschotterten Fahrweg zur Lindlingalm. An der Brücke Wallegg quere ich die Saalach, bevor mein Weg wieder nur eine Richtung kennt: bergauf. Erst bis zum Hochalm-Speicherteich und dann weiter bis zur Rosswaldhütte, dem höchsten Punkt der Strecke auf 1565 Metern Seehöhe.

Auf dem Weg zum Reiterkogel wartet die Wieseralm, eine Almwirtschaft wie aus einem Heimatfilm. Ich fühle mich ob dieser Schönheit um mich herum wie in eine übertrieben retuschierte Postkartenidylle versetzt. Doch dies ist die Wirklichkeit. Die echte Natur – ein unvermitteltes Erlebnis. Keine 180 Kilometer von meinem Wohnort München entfernt.

Für die Kühe um mich herum sind Begegnungen mit Mountain- und Gravelbikern wohl längst Alltag. Fahren, Anhalten, Fotos machen. Dies wird für die nächsten Kilometer zu meinem Rhythmus. Irgendwann geht es wieder bergab. Auf dem Radweg an der Saalach entlang und dann ein letztes Mal bergauf – bis zu meinem Domizil auf Zeit, dem „Fuchs und Gretl“: Einem Bed-and-Breakfast-Betrieb, der sehr viel bietet. Von einem Bikeraum, einer Werkstatt- und Service-Station und einer Outdoor-Yoga-Plattform bis hin zu einer finnischen Sauna.

Almen, Seen & mehr

Der nächste Tag beginnt mit: vielen vielen Kalorien. Die enorme Auswahl des Frühstücksbuffets überfordert mich – und meinen Magen. Es übertrifft alle meine bisherigen Erfahrungen mit Bed-and-Breakfast-Übernachtungen. Von Kaminwurzen bis zu veganem Brotaufstrich, von regionalen Eiern bis zu tropischen Früchten.

Vor allem aber ist es das Sauerteigbrot wie aus einer anderen Zeit: aromatisch, luftig, lecker. Ich lasse mir Zeit und denke erst beim Aufstehen an das, was mir noch bevorsteht: eine neue und deutlich längere Strecke. Ihr Name: „Gravel the Lakes“. Diese Drei-Seen-Runde führt von Saalbach startend über den Zeller See zum Klammsee am Fuße des Kitzsteinhorns. Danach geht es zum Ritzensee in Saalfelden und wieder nach Saalbach. Die Strecken-Daten: 88 Kilometer und 570 Höhenmeter.

Zeller See

Mit vollem Magen und in einem gemütlichen Tempo rolle ich los. Mein erstes Streckenhighlight: der Zeller See. Die Ortschaft Zell am See wird einmal im Jahr zu einer der weltweit wichtigsten Destinationen für Triathleten – dann, wenn der Ironman 70.3 hier ausgetragen wird. 2015 fanden hier sogar die Weltmeisterschaften über die Ironman-Halbdistanz statt. Ich aber belasse es bei einer Sportart an diesem Tag, dem Graveln entlang der malerischen Allee-Promenade.

Während früh am Morgen noch der Nebel über dem Wasser hängt, gibt der blaue Himmel in südlicher Richtung einen wunderbaren Blick auf das Kitzsteinhorn frei. Der zweite See an diesem Tag, der Klammsee, liegt unterhalb des 3203 Meter hohen und zur Glocknergruppe zählenden Bergriesen. Während ich hier unten in kurzen Hosen und kurzem Trikot pedaliere, herrscht im Skigebiet des Kitzsteinhorns Ganzjahresbetrieb.

Nach einem Zwischenstopp an dem angestauten, aber idyllisch gelegenen Klammsee führt mich mein Weg über Bruck – wo die 32 Kilometer lange und einem 1900 Höhenmeter in den Weg stellende Auffahrt zum höchsten Punkt des höchsten Bergs Österreichs, des Großglockners, beginnt – und Thumersbach über das Ostufer zurück an den Zeller See. Dann geht es mal über Schotter, mal über Asphalt weiter nach Saalfelden und zum Ritzensee. Auf der Oberfläche dieses Moorsees spiegeln sich die Berggipfel des Steinernen Meeres wider, jenes Gebirgszugs, der das Berchtesgadener Land auf der deutschen Seite und das Salzburger Land auf österreichischem Gebiet verbindet.

Sport und Entspannung

Mittlerweile ist es heiß geworden und ich gebe meiner Versuchung nach: Ich ziehe meine Radschuhe und das Trikot aus und springe ins Wasser. Es ist kalt, aber doch genauso wie ich es erwartet, wie ich es mir gewünscht hatte. Erfrischend. Erlösend.

Der nächste Stopp: der Kiosk, nur hundert Meter weiter. Mit meiner Erwerbung, einer großen Portion Pommes in der einen und meinem neben mir rollenden Rad in der anderen Hand, gehe ich zum Ufer, setze mich, esse und denke: nichts.

Dies ist ein kurzer Urlaub, wie er sein soll. Mit Sport und Entspannung, Ruhe und Natur, Action und Abenteuer, Wasser und Bergen. Nach fast einer Stunde Pause reiße ich mich los und mache mich auf den Rückweg. Bis Saalbach stehen mir noch 250 Höhenmeter bevor. Doch auch die werde ich heute genießen. So wie jede Stunde hier in dieser Region, in der Natur, während dieser Auszeit vom Alltag.

 

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Saalbach-Hinterglemm, Leogang und Fieberbunn: Region

Saalbach-Hinterglemm, Saalfelden-Leogang und Fieberbrunn bilden im Winter bereits ein gemeinsames Skigebiet. Seit 2020 arbeiten sie auch im Sommer zusammen und bieten neben vielen MTB- als erste Tourismusregion des Landes nun auch explizit Gravel-Touren an.

Rund um Saalbach-Hinterglemm, Leogang und Fieberbrunn verbirgt sich ein Schotterstraßen-Paradies mit etlichen beliebig kombinierbaren Tourenmöglichkeiten. An Ruhetagen bieten die „Golden-Gate-Brücke der Alpen“, der Baumzipfelweg, der Hochseilpark, der Jump-&-Slide-Park oder das Teufelswasser viel Abwechslung für alle Altersgruppen. Die beste Reisezeit ist von Juni bis Oktober.

Weitere Informationen gibt es hier.


Zahlen & Fakten: Saalbach-Hinterglemm

Seehöhe 1.003 Meter
Einwohner 2.850
Region Kitzbüheler Alpen
Betten 20.228 in allen Kategorien
Bikerouten 400 Kilometer
Ziele 40 Berghütten
Anfahrt 2:40 Stunden ab München

 

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