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Gravelschuhe im Test: Kraftübertragung, Robustheit, Tragekomfort

Allrounder

Gravelschuhe im Test: Kraftübertragung, Robustheit, Tragekomfort

Perfekte Kraftübertragung aufs Pedal, sicher in Gehpassagen und stundenlanger Tragekomfort. Gravelschuhe müssen echte Allrounder sein. Wer überzeugt in der Praxis mit Vielseitigkeit? Wir haben 16 Modelle getestet.
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Gravelschuhe müssen mehr „können“ als Rennrad-Modelle: Sie müssen komfortabel sein und dennoch für eine gute Kraftübertragung sorgen. Sie sollen auf dem Pedal wie auch auf dem Boden performen. Denn: Während Offroad-Touren gehören Geh- beziehungsweise Schiebepassagen oftmals dazu. Daher sollten auch der Gehkomfort, die Trittsicherheit und der Sohlengrip passen. Jeder Fuß ist anders. Den idealen Schuh für alle gibt es demnach nicht. Ausprobieren ist die Devise, denn nur so erkennt man, wie der Schuh ausfällt, ob er zum Fuß passt oder ob Druckstellen entstehen.

Einige Hersteller wie etwa Fizik, Northwave, Rapha, Shimano, Sidi, Specialized, Suplest bieten halbe oder gar Zweidrittel-Größen. Letzteres gilt für Adidas und Mavic. So sitzt der jeweilige Schuh noch genauer.

Wer Größen außerhalb der Norm von 38 bis 47 benötigt, wird für kleine Schuhe bei Fizik, Northwave, Rapha, Specialized – die Größen ab 36 bieten – und vor allem Adidas fündig. Hier sind sogar 35er-Modelle erhältlich. Wer auf großem Fuß lebt, findet Größe 49 bei Specialized, während Adidas und Shimano sogar Größe 50 anbieten. Spezifische Herren- und Damenmodelle finden sich nur bei Shimano und Sidi. Alle anderen setzen auf Einheitsleisten.

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Für die perfekte Graveltour braucht es den passenden Radschuh

Gravelschuhe im Test: Komfort und Robustheit

Sollte am Ende ein Schuh doch nicht passen, bieten Bontrager und Triban eine 30-Tage-Rückgabegarantie. Damit der Schuh auch nach Stunden angenehm sitzt, gehen die Hersteller unterschiedliche Wege. So findet sich bei Adidas eine integrierte Socke, die Staub und Dreck aus dem Schuh hält. Bei DMT und Rapha gibt es gewebte Materialien, die besonders geschmeidig und luftig ausfallen. Specialized setzt auf die leichte Hightech-Faser Dyneema, die einigen aus dem Kletterbereich bekannt sein dürfte. Sie fällt besonders reiß- und abriebfest aus. Bei Sidi überzeugt der Materialmix Politex durch sein generelles Wohlfühlklima. Triban setzt dagegen auf Leder als Außenmaterial.

Generell ist beim Obermaterial ein luftiges Design vorteilhaft, weil so das Fußklima nicht zu schwitzig wird. Wasserdichte Membrane sucht man in diesem Testfeld vergeblich.

Geräumige Zehenboxen, wie sie vor allem bei Bontrager, Fizik, Northwave, Specialized und Triban zu finden sind, steigern den Tragekomfort während langer Touren und bieten Platz beim Abrollen auf Gehpassagen. Bei Adidas, DMT und Suplest hingegen sind die Platzverhältnisse im Vorfußbereich etwas beengt. Wer hier Probleme hat, sollte die Modelle länger anprobieren. Beim Anprobieren fällt auf, dass Adidas und DMT keine Zunge besitzen. Während das Anziehen bei Adidas durch den hohen Stretch-Anteil des Materials gut klappt, braucht man beim DMT etwas mehr Geduld.

Ergonomisches Fußbett

Zu dem erforderlichen Tragekomfort trägt auch ein ergonomisches Fußbett bei. Hier glänzen Quoc, Rapha, Scott und Shimano durch nachjustierbare Modelle. Suplest nutzt sogar eine hochwertige Einlage des spezialisierten Sohlen-Produzenten Solestar. Aber auch North­wave und Specialized bieten gute Standardmodelle und Mavic überzeugt mit einem Memory-Material.

Wer dennoch langfristige Probleme mit dem Fuß bekommt, obwohl der Schuh an sich passt, sollte einen Orthopäden aufsuchen und sich angepasste Sporteinlagen verschreiben lassen.

Verschluss-Systeme

Bei den Verschlüssen finden sich vier Systeme: Der klassische Klett ist im Vorfußbereich bei Shimano und in gesamter Länge bei Fizik zu finden. Seine Vorteile sind die flächige Kraftübertragung und eine einfache und unterwegs auch schnelle Bedienbarkeit.

Ein Revival feiert bei sechs der Test-Gravelschuhe die klassische Schnürung. Die Bedienung mag für manche zwar umständlicher sein, aber beim Faktor Gewicht und der individuellen Feinjustierung kann das System weiterhin stark punkten. Und auch Ersatz ist relativ günstig und einfach zu besorgen. Ein Ratschen-Verschlusssystem kommt nur an den Triban-Schuhen zum Einsatz. Bei neun Herstellern finden sich indessen Drehräder. Sieben Hersteller setzen dabei auf die Modelle des Marktführers BOA. Sidi und Quoc nutzen eigene Systeme.

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16 Gravelschuhe im Test

Sohlen und Kraftübertragung

Da beim Graveln überwiegend mit MTB-Klickpedalen gefahren wird, lassen alle Schuhe die Montage von klassischen 2-Schrauben-Pedalcleats zu. Diese kennt man vor allem aus dem Mountainbike- und Cyclocrossbereich. Die Cleats werden im Bereich der Zehengrundgelenke montiert. Beim Pedalieren überträgt vor allem die Schuhbasis die Kraft aufs Pedal. Dazu sollte sie möglichst steif ausfallen. Die Sohlen der Test-Schuhmodelle von Shimano, Specialized und Suplest sind sehr steif und daher vor allem für Racer interessant. Für viele andere Fahrertypen kann dagegen ein gewisser Flex der Sohle an manchen Stellen teils Sinn ergeben. Einzig der Vaude-Schuh fällt aus der Sicht unserer Tester für das sportive Graveln zu weich aus.

Da man mit Klickpedalen nicht nur drücken, sondern auch ziehen kann, sollten die Schuhe auch in dieser Tretbewegung eine gute Führung bieten. Insbesondere Fizik, Shimano, Specialized und Suplest zeigen hier deutliche Stärken. Die Modelle von Adidas und DMT fallen hier aufgrund ihres recht weichen Materials etwas ab. Weiterhin sollten die Fersen keinen oder wenig Schlupf aufweisen. Bis auf die Modelle von Adidas, Bontrager, Sidi und Triban zeigen hier kaum Testschuhe Auffälligkeiten. Anders verhält es sich mit der Steifigkeit beim Gehen. Hier kann ein ausgeprägter Flex, wie er etwa beim Vaude-Schuh festzustellen ist, sogar Vorteile bringen. Etwa in Form eines angenehmen Abrollverhaltens beim Gehen.

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Geh-Eigenschaften und Auswahl

Dass auch steife Schuhe mit einem guten Sohlendesign gut abrollen können, beweisen vor allem die Testmodelle von Rapha und Quoc. Doch auch die Trittsicherheit spielt im Gelände eine elementare Rolle. Sie wird durch eine breite Auflagefläche unter der Ferse und im Mittelfußbereich sowie einem offenen Design samt griffigem Material spürbar verbessert. Zu finden sind diese Eigenschaften etwa bei den Modellen von Bontrager, Mavic, Quoc, Rapha, Suplest und Vaude.

Mehr Trittsicherheit in tiefen Böden und bergauf bieten Schraubstollen. Sie können bei den Bontrager-, Gaerne-, Mavic-, Northwave-, Sidi-, Specialized- und Suplest-Schuhen montiert werden. Verstärkte Zehenkappen sind an den Modellen von Bontrager, Fizik, Northwave, Quoc und Rapha zu finden.

Wer die Farbe seiner Schuhe ans das eigene Rad oder die restliche Bekleidung anpassen will, findet bei Adidas, Fizik, Quoc, Shimano und Specialized je vier Farben zur Auswahl.

Wer häufig auch in der Dämmerung und nachts unterwegs ist, profitiert von Reflexelementen zur passiven Sicherheit. Zu finden sind diese bei Adidas, DMT, ­Gaerne, Northwave, Quoc, Rapha, Sidi und Triban. Adidas und Vaude setzen an ihren Test-Modellen viele recycelte Materialien ein. Sidi punktet beim Thema Nachhaltigkeit außerdem mit einem guten Reparaturservice.


Gravelschuhe im Test: Tipps und Tricks

 

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1. Drehmomentschlüssel: Pedalcleat-Schrauben sollten immer nach den Hersteller­angaben angezogen werden. Beispiel: Das Modell Feedback Sports Range kostet 99 Euro

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2. Schraubensicherung hilft, damit sich Schrauben auch auf Dauer nicht lösen. Beispiel: Die 10-Gramm-Tube von Liqui Moly bekommt man zu einem Preis von 8,29 Euro

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3. Einstellhilfe: Die Pedalcleat-Justage klappt mit der Ergon TP1-Einstellhilfe einfach. Sie ist für Shimano- und Crank-Brothers-Pedalen erhältlich. Der Preispunkt: je 29,95 Euro

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4. Macht ganz dicht: Imprägnierte Oberflächen lassen Wasser und Dreck besser abperlen. Das bereits viel bewährte Ballistol Pluvonin Imprägnierspray kostet 5,19 Euro


Diese Gravelschuhe haben wir getestet

Marke Modell Preis Prädikat
Triban GRVL 520 64,99 Euro  
Mavic Crossmax Boa 130 Euro Preis/Leistung
Fizik Terra Powerstrap X4 159 Euro Preis/Leistung
Bontrager GR2 154,99 Euro  
Gaerne G. Hurricane Gravel 159,90 Euro  
Northwave Rockster 164,99 Euro Kauftipp
DMT GK1 169 Euro  
Vaude Downieville Tech AM 170 Euro  
Scott Gravel Tuned 179,95 Euro Kauftipp
Sidi MTB Gravel 189 Euro  
Adidas The Gravel 200 Euro  
Quoc Gran Tourer II 229 Euro  
Shimano RX8 229,95 Euro Race-Tipp
Suplest Edge+ Performance 249 Euro  
Rapha Explore Powerweave 330 Euro Kauftipp
Specialized S-Works Recon Lace 350 Euro Race-Tipp

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