icTrainer, Trainings-Software, Test, Kaufberatung
icTrainer: Indoor-Trainings-Software im Praxis-Test

Getestet: icTrainer

icTrainer: Indoor-Trainings-Software im Praxis-Test

icTrainer ist eine Indoor-Software „Made in Germany“ – und deutlich günstiger als vergleichbare Anbieter. Die Hauptzielgruppe sind ambitionierte Radsportler und Triathleten. Die Plattform im Praxis-Test.
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Nach etwas mehr als 70 Kilometern beginnt der Anstieg nach Dietmanns am Südhang des Buchberges. Er ist mit rund zwei Kilometern Länge und etwa 100 Höhenmetern weder besonders lang noch steil. Dennoch ist der Anstieg eine der Schlüsselstellen des Thayarunde Radmarathons. Ich gehe aus dem Sattel und sprinte hinauf – hier, in meinem Wohnzimmer. Schweißperlen tropfen auf den Vorbau und Lenker. Auf dem Boden haben sich rechts und links zwei kleine Pfützen gebildet. Im vergangenen Juli bin ich bei recht kühlen Bedingungen als einer von rund 300 Teilnehmern an den Start des Radmarathons gegangen. Jetzt, mehr als drei Monate später, fahre ich die hügelige Strecke in Niederösterreich erneut – virtuell auf meinem Smarttrainer. Die Trainingseinheit, die ich gerade in der Indoor-Cycling-App icTrainer absolviere, umfasst mehrere kurze VO2max-Intervalle.

Im Vorfeld konnte ich auswählen, ob ich die Trainingseinheit nur mit Musik, nur mit einem Video, mit beidem oder ohne jede Ablenkung absolvieren möchte. Ich entschied mich für das Video des Thayarunde Radmarathons und ließ mir dazu eine von der Software automatisch zur Trittfrequenz ausgewählte passende Musik vorspielen. Mit diesem Feature, dem Abfahren realer Strecken, kann man sich bereits zu Hause auf kommende Events vorbereiten.

Die Grafik fällt sofort sehr positiv auf. Ich erkenne bei den Fahrern, die vor und neben mir fahren, den Hersteller der Bekleidung, des Rades und sogar der Trinkflaschen. Auch die Landschaft um mich herum ist sehr klar erkennbar und vermittelt einen realistischen Eindruck. Hätte ich icTrainer schon im Sommer gekannt, hätte ich schon im Vorfeld des Thayarunde Radmarathons gewusst, was auf mich zukommt, welche die entscheidenden Streckenteile sind und mit welchen Watt-Werten ich wo und wie lange fahren kann.

Gamification & Preis-Leistung

Anders als Indoor-Cycling-Apps wie Zwift oder MyWhoosh verzichtet icTrainer bewusst auf Gaming-Elemente. Es gibt keine animierten Welten und man kann auch keine virtuellen Rennen fahren. Der Fokus liegt stattdessen vor allem auf der Trainingssteuerung und der Datenanalyse. Möglich ist jedoch, bei icTrainer gemeinsam in einer Gruppe zu trainieren. Dafür wurde sogar eine Video-Chat-Funktion integriert, um sich während des Trainings sehen und miteinander kommunizieren zu können. Zudem können zwei Nutzer parallel mit einem PC beziehungsweise Tablet trainieren. Hier ist nicht einmal ein zweiter Account notwendig.

Als sehr praktisch erwies sich im Testverlauf zudem der integrierte Webbrowser, über den während eines Workouts auf dem gleichen Tablet oder PC auch Netflix, YouTube et cetera genutzt werden können. Dadurch benötigt man keinen zweiten Bildschirm, um während des Trainings etwa einen Film anzusehen.

Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist zudem extrem attraktiv: Der Monatsbeitrag liegt aktuell bei 2,49 Euro – das entspricht 29,99 Euro im Jahr. Damit ist icTrainer sehr viel günstiger als die meisten etablierten Indoor-Cycling-Apps. Vereine können zudem auf Anfrage auch ein spezielles Jahresabo erwerben.

Trotz der fehlenden Gaming-Elemente bietet icTrainer durch die vielen realen Strecken einen recht hohen Fahrspaß. Bei strukturierten Workouts wird die Geschwindigkeit jedoch immer ohne die im Video angezeigte Steigung berechnet. Das Video dient in diesem Fall also nur der Unterhaltung.

Den Mont Ventoux fahre ich beispielsweise in einer Grundlageneinheit mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 34 km/h nach oben. Dennoch brauche ich für die rund 20 Kilometer auf den Gipfel exakt die zwei vorgegebenen Stunden meiner Trainingseinheit. Der Vorteil: Man kann dadurch jede Trainingseinheit auf einer realen Strecke absolvieren, unabhängig von der Länge und der Intensität des Workouts. Der Nachteil: Nach der Synchronisation mit verschiedenen Software-Plattformen wird, anders als beispielsweise bei Rouvy, bei Strava nicht angezeigt, dass ich virtuell am Mont Ventoux trainiert habe. Stattdessen habe ich einfach nur mit icTrainer trainiert und dabei keine Höhenmeter zurückgelegt. Die Gesamtkilometer der Trainingseinheit entsprechen zudem nicht denen der gefahrenen Strecke, stattdessen werden sie anhand der Durchschnittsgeschwindigkeit ermittelt.

Stärken & Schwächen

Anders ist es, wenn man eine Strecke fährt, die nicht mit einer geplanten Trainingseinheit verbunden ist. Wählt man dann eine „dynamische Dauer“ aus, erhält man im Anschluss nicht nur das reine Trainingsergebnis, sondern kann bei Trainingpeaks, Garmin, Strava et cetera auch die virtuelle Strecke hochladen, bei der dann auch die gefahrene Geschwindigkeit realistisch erscheint.

Zur Auswahl stehen derzeit mehrere hundert reale Strecken, die nachgefahren werden oder mit einer Trainingseinheit verbunden werden können. So kann man etwa hinauf nach L’Alpe d’Huez, auf den Brocken oder den Col du Galibier fahren sowie die Strecken der Sella Ronda, des Münsterland Giro oder von Rad am Ring absolvieren. Die Strecken müssen zuerst heruntergeladen werden, was im Testverlauf immer mehrere Minuten lang dauerte.

Top: Danach können sie auch ohne Internetverbindung abgefahren und mit einer zuvor heruntergeladenen Trainingseinheit kombiniert werden. Dadurch ist icTrainer theoretisch überall nutzbar, auch in einer Garage ohne Internetanbindung.

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Workouts & Konnektivität

Zudem können eigene GPX-Dateien hochgeladen und nachgefahren werden. In Verbindung mit OpenStreetMap beziehungsweise Google Maps ist dies teils sogar mit Strecken-Videos möglich. Im Testverlauf überzeugte die Mehrheit der Videos durch eine sehr hohe Bildqualität, die ein realistisches Trainingsgefühl vermittelte. In einigen Videos traten jedoch vereinzelt Sequenzen auf, die nicht ganz flüssig liefen. Insgesamt überwog hier aber der positive Eindruck. Dabei liegt der Fokus nicht auf den Videos, sondern auf der Gestaltung und der detaillierten Analyse von Trainingseinheiten.

icTrainer bietet derzeit hunderte verschiedener Workouts an, die absolviert werden können. Die Intensität richtet sich nach der hinterlegten FTP. Die Länge der Einheiten reicht von weniger als 30 Minuten bis hin zu fünf Stunden. Während jeder Einheit können Anpassungen vorgenommen werden. Über den Workout-Editor können zudem auch eigene Trainingseinheiten erstellt werden.

Zusätzlich bietet icTrainer verschiedene Trainingspläne über mehrere Wochen hinweg an, die jeweils einen bestimmten Schwerpunkt haben, etwa die Erhöhung der VO2max oder der FTP über einen Zeitraum von drei Monaten. Auch mehrere Leistungstests werden angeboten. Während des Trainings können sehr viele Daten auf dem Bildschirm angezeigt werden, etwa die Leistung, Herzfrequenz, Trittfrequenz, Körperkerntemperatur und die Muskelsauerstoffsättigung. Ermöglicht wird das dadurch, dass icTrainer mit etlichen Smarttrainern und Sensoren sowie externen Analyseplattformen wie beispielsweise Trainingpeaks, Intervals.icu, Today’s Plan, Strava, Garmin Connect und Pushing Limits verbunden werden kann. Die Konnektivität ist somit absolut top.

Vielseitigkeit & Tutorials

Dies gilt auch für die Vielfalt: Neben den Smarttrainern für Radsportler und Triathleten bietet icTrainer zudem auch die Möglichkeit, Rudergeräte, Kajaktrainer, Schwimmergometer oder Skitrainer zu verbinden und in den entsprechenden Sportarten virtuell zu trainieren. Durch die vielen Optionen, Daten und Analysemöglichkeiten wirkte die App zu Beginn des Testverlaufs etwas unübersichtlich. Unser Tester benötigte zunächst etwas Zeit, bis er alle Sensoren und externe Trainingsplattformen verbunden hatte. Auch das Erstellen von Trainingseinheiten und das Kombinieren von Workouts mit realen Strecken und Musik war zunächst etwas komplizierter. Jedoch war die Eingewöhnungsphase kurz. Etliche detaillierte YouTube-Tutorials auf Deutsch zu quasi jedem Thema erwiesen sich hier als sehr hilfreich. Zudem gilt auch der Kundenservice als sehr nützlich und schnell.

icTrainer funktioniert auf allen gängigen Systemen, darunter PC, Mac, Android, Apple und Fire. Aktuell ist die App jedoch eher für Desktop oder Tablet geeignet, obwohl es auch eine Fernsteuerungs-App für Smartphones gibt. Im Testverlauf nutzten wir icTrainer auf einem iPad sowie einem Kickr Bike Shift von Wahoo. Im Praxistest funktionierte diese Kombination problemlos.

Als besonders positiv bewertete unser Tester die Möglichkeit, bei geplanten Trainingseinheiten den Widerstand auch während des Workouts schrittweise reduzieren und erhöhen zu können. Dadurch konnte die Intensität der Trainingseinheit je nach Tagesform auch während des Trainings noch angepasst werden. Als praktisch empfand unser Tester zudem, dass bereits während einer Trainingseinheit eine detaillierte Live-Analyse anhand der Grafiken zur Herz- und Trittfrequenz sowie zur Leistung möglich ist.

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Überblick: icTrainer

icTrainer ist eine in Deutschland entwickelte Indoor-Cycling-Software, die sich klar an ambitionierte Radsportler und Triathleten richtet. Während viele andere Plattformen stark auf virtuelle Welten, Avatare oder Rennsimulationen setzen, stehen bei icTrainer ein strukturiertes Training, eine präzise Leistungssteuerung und eine umfangreiche Analyse der erbrachten Daten im Mittelpunkt.

Die App bietet eine Vielzahl von Funktionen, die für ein effizientes Training entscheidend sind. Dazu gehören klassische Workouts mit frei definierbaren Intervallstrukturen ebenso wie das Befahren realer Streckenprofile. Eigene GPX-Dateien lassen sich unkompliziert hochladen, sodass man bekannte Trainingsrouten oder auch bevorstehende Wettkampfstrecken virtuell abfahren kann. Währenddessen steuert die Software den Widerstand des Smarttrainers entsprechend der Streckendaten.

Anbindung an andere Trainingsplattformen

Ein großer Vorteil von icTrainer ist die nahtlose Anbindung an andere Trainingsplattformen. Schnittstellen zu Strava, Trainingpeaks oder Garmin Connect ermöglichen den einfachen Austausch von Trainingseinheiten, die anschließende Analyse und die langfristige Trainingsplanung. Darüber hinaus unterstützt die App das Einbinden von Streaming-Diensten – Videos oder Musik können parallel abgespielt werden. Praktisch: icTrainer funktioniert auch im Offline-Modus, sodass das Training unabhängig von einer stabilen Internetverbindung möglich ist.

Die Benutzeroberfläche ist bewusst funktional gehalten. Anstelle von Avataren oder virtuellen Landschaften dominieren klare Anzeigen zu Leistung, Herzfrequenz, Trittfrequenz, Zeit und Distanz. Diese Reduktion spricht vor allem Athleten an, die sich hauptsächlich auf ihre Trainingsziele konzentrieren wollen und Ablenkung vermeiden möchten.

Auch preislich hebt sich icTrainer von vielen Mitbewerbern ab: Nach einem kostenlosen Probemonat beträgt die Monatslizenz nur 2,49 Euro für den vollen Funktionsumfang – und liegt damit deutlich unter den Preisen anderer Anbieter. Damit positioniert sich icTrainer als Alternative zu großen Plattformen wie Zwift oder Rouvy. Wer weniger Wert auf Gamification und mehr auf die Datenauswertung und die Trainingssteuerung legt, findet hier ein effizientes Werkzeug für das gezielte Indoor-Training.

Weitere Informationen zu icTrainer finden Sie auf der Website des Herstellers.

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