Christian Lademann, Produkt-Manager bei Schwalbe, verrät Details.

RennRad: Warum sollte man auf einen Schlauch verzichten?

Christian Lademann: Unser Tubeless-Model ist der schnellste Reifen, den wir im Programm haben – und dazu sehr pannensicher! Manche seiner Vorteile haben wir erst während der Entwicklungsphase bemerkt. Zum Beispiel, dass man auf den standard Pannenschutzgürtel verzichten kann, dass System dennoch sehr sicher und gleichzeitig sehr viel schneller ist.

RennRad: Was sind die Vorteile von Tubeless?

Lademann: Das System wird schon lange erfolgreich im MTB-Bereich eingesetzt. Der Schlauch (Innerliner) ist beim Tubeless System mit der Karkasse verbacken, kann also nicht platzen. Zudem stützt er die Karkasse von innen und erhöht ihre Widerstandskraft. Auch Hitze durch Bremseinwirkung macht ihm nichts mehr aus. Ein echter Gewinn für die Sicherheit.

RennRad: Gibt es auch Nachteile der schlauchlosen Reifen?

Lademann: Ja, ihre Montage ist für die meisten Rennradfahrer neu und sie sind nicht besonders leicht. Der Ultremo ZX tubeless wiegt 295 Gramm, das ist noch nichts für weightweenies. Man braucht eine gewisse Masse Gummi, um den Reifen luftdicht zu bekommen.  Zum ultimativen Leichtgewicht von 200 Gramm für tube type Reifen, also mit Schlauch, kommt man mit Tubeless nicht hin. Noch nicht.

RennRad: Was waren die größten Schwierigkeiten bei der Entwicklung?

Lademann: Im Vergleich zu den MTB-Reifen ist der Druck sehr viel höher. Da springt eher der Mantel von der Felge. Wir benutzen deshalb Carbon, um den Reifenwulst stabiler zu machen. Der Ultremo ZX tubeless ist bis zu einem Druck von maximal 9,0 Bar freigegeben.

RennRad: Und was unterscheidet den Schwalbe-Tubeless von denen der Konkurrenz?

Lademann: Der geringere Rollwiderstand, eindeutig.

RennRad: Wenn die so schnell sind, schneller als Schlauchreifen, wieso sieht man dann keine Profis darauf rumfahren?

Lademann: Das Ganze ist sehr neu und die Profis sind seit Jahren an ihre Reifen gewöhnt. Wir schreiben da nichts vor, es ist die Entscheidung jedes einzelnen Fahrers, ob er das neue System ausprobieren will oder nicht. Es hat große Vorteile, aber ich kann nicht versprechen, dass das die große Wende ist und bald alle Profis auf Tubeless-Reifen fahren.

Schwalbe sponsert übrigens das Team RadioShack-Nissan-Trek. Deshalb hat sich RennRad die Räder und Reifen der Teamfahrer einmal genauer angesehen und einige merkwürdige Entdeckungen gemacht: Teilweise wurden Produkt-Label auf den Reifen mit Edding übermalt. Bei der Rundfahrt Tirreno Adriatico war der Schriftzug dann doch einmal lesbar: „Tubeless“ steht auf dem Reifen. Das Rad dazu gehört Fabian Cancellara.