Frauen-Rennen, Frauen-Radsport, Deutschland
Frauen-Rennen 2023 in Deutschland: Rundfahrten, Eintagesrennen, neues Team

Neue Rennen

Frauen-Rennen 2023 in Deutschland: Rundfahrten, Eintagesrennen, neues Team

Die Zahl der Frauen-Rennen steigt – auch in Deutschland. 2023 finden in Berlin, Thüringen und Stuttgart neue Rennen statt. Einblicke.
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33 Kilometer vor dem Ziel attackiert sie zum ersten Mal, die Fahrerin im grün-weiß-roten Trikot. Sie macht, was sie so oft macht: das Rennen hart und schnell. Das ist ihre Fahrweise. Ihre Stärke. Zwei Fahrerinnen können folgen. Sie beschleunigt noch einmal – und kann sich absetzen. Alleine biegt sie in das berühmte Vélodrome de Roubaix ein. Nach drei Stunden, elf Minuten und 125 Kilometern fährt sie als Siegerin über die Ziellinie. Das Rennen, das Elisa Longo Borghini gerade gewonnen hat, ist das wohl berühmteste Eintagesrennen der Welt: Paris-Roubaix. Im Jahr 1896 wurde es erstmals ausgetragen. Es dauerte bis ins Jahr 2021, bis der Frühjahrsklassiker auch für die weiblichen Profis zum ersten Mal organisiert wurde. 2022 fanden zum ersten Mal in einem Jahr alle drei Grand Tours in Italien, Frankreich und Spanien als Frauen-Rennen statt. Der einzige große Frühjahrsklassiker ohne Frauen-Edition: Mailand-Sanremo.

International hat der Frauen-Radsport in den vergangenen Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen. In Deutschland organisiert der Bund Deutscher Radfahrer, BDR, zwar seit Jahren die Bundesliga, andere Frauen-Rennen sind allerdings selten. Das soll sich nun ändern: Für die Saison 2023 sind neue Events geplant, an denen auch ausländische Teams teilnehmen sollen.

Das erste Frauen-Eintagesrennen in Deutschland

In Stuttgart findet am 16. Juli mit dem „Women’s Cycling Grand Prix Stuttgart & Region“ das erste und bislang einzige Frauen-Eintagesrennen Deutschlands statt. Die mehrfache Weltmeisterin und Olympiasiegerin Lisa Brennauer, die ihre aktive Laufbahn im August 2022 beendet hat, ist die Sportliche Leiterin des Rennens.

Der 125 Kilometer lange Kurs führt durch die Landkreise Ludwigsburg und Böblingen bis zum Ziel in Stuttgart. Neben dem Profi-Rennen findet auch das Hobby-Event „Brezel Race“ auf gesperrten Straßen statt. Die Landeshauptstadt Stuttgart und der Verband Region Stuttgart fördern den Women’s Cycling Grand Prix und das Brezel Race gemeinsam. Die Stadt stellt dafür 390.000 Euro zur Verfügung, die Region 195.000 Euro.

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Zwei neue Frauen-Rundfahrten

Auch zwei neue Frauen-Rundfahrten finden 2023 zum ersten Mal statt: die „Tour de Berlin“ und die „Oderrundfahrt“. Die letzte Etappe der „Tour de Berlin“ endet am Sonntag, 2. Juli im Rahmen des „Velocity Berlin“ – und führt am Reichstag und Brandenburger Tor vorbei. „Wir haben im vergangenen Jahr die Tour de Berlin für den Nachwuchs erfolgreich wiederbelebt und wollen uns jetzt auch im Frauen-Radsport engagieren“, sagt Claudiu Ciurea, der Präsident des Berliner Radsport Verbandes. Aktuell werden Gespräche mit Verbänden geführt, um möglichst viele starke internationale Frauenteams zu der neuen Rundfahrt zu holen.

Ein Klassiker im Kalender ist dagegen die Oderrundfahrt – bislang allerdings nur für Elite-Männer, Schüler und Jedermänner. Für die 42. Auflage vom 6. bis zum 9. Juli veranstaltet der Frankfurter Radsportclub 90, FRC 90, gemeinsam mit dem Verein Wheel Divas aus Berlin nun erstmals ein Etappenrennen für Frauen und Juniorinnen. An vier Tagen finden insgesamt fünf Etappen statt. „Der Frauenradsport wurde in den vergangenen Jahren immer beliebter. Wir möchten dem weiblichen Nachwuchs eine Möglichkeit bieten, sich im Wettkampf mit Gleichaltrigen messen und entwickeln zu können“, erklärt der Rundfahrt-Leiter und FRC-Geschäftsführer Dan Radtke.

Bereits zum 35. Mal findet vom 23. bis zum 28. Mai 2023 die LOTTO Thüringen Ladies Tour statt. Der Startort ist Schleiz. Von dort aus führt die Strecke über sechs Etappen und rund 650 Kilometer nach Mühlhausen. In diesem Jahr gehört das Rennen noch zur Women’s ProSeries, der zweithöchsten UCI-Renn-Kategorie. 2024 soll es in die Women’s WorldTour aufsteigen.

Profiteams und WorldTour

Ein weiteres positives Signal für den Frauenradsport in Deutschland: Mit der Equipe Maxx-Solar Rose Women Racing aus Erfurt gibt es in Thüringen seit diesem Jahr ein Frauenteam mit Continental-Status. Dessen Ziel: die langfristige Entwicklung und Förderung junger Fahrerinnen und talentierter Quereinsteigerinnen – vorzugsweise aus dem deutschsprachigen Raum.

Das dominierende Team der Bundesligasaison 2022 hat, wie geplant, den nächsten Entwicklungsschritt vollzogen. Durch den neuen Status als UCI-Women’s-Continental-Team wird den Sportlerinnen die Teilnahme an mehr internationalen Rennen als bisher ermöglicht. Der Kader des Teams umfasst 14 Fahrerinnen aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Frankreich. Neben den klassischen Disziplinen auf der Straße und der Bahn werden einzelne Fahrerinnen verstärkt im Gravelbereich aktiv sein und an einigen Rennen der UCI-Gravel-World-Series teilnehmen.

36 deutsche Frauen mit Profistatus

Insgesamt fahren in dieser Saison 36 deutsche Frauen mit Profistatus, 26 von ihnen in einem Continental-Team. WorldTour-Status haben seit dieser Saison Ricarda Bauernfeind und Antonia Niedermaier im Team Canyon-Sram Racing. Beide stiegen nach der vergangenen Saison vom eigenen Development-Team Canyon-Sram Generation auf. Kathrin Hammes, Franziska Koch und Linda Riedmann fahren weiterhin für ihre Mannschaften EF Education-TIBCO-SVB, DSM beziehungsweise Jumbo-Visma. Mieke Kröger steht nach wie vor bei der Equipe Human Powered Health unter Vertrag, Hannah Ludwig beim Uno-X Pro Cycling Team und Hannah Buch beim Team Israel Premier Tech Roland.

Lisa Klein und die Deutsche Straßen-Meisterin Liane Lippert wechselten zur Saison 2023 ihr Team: Klein startet nun für den US-Rennstall Trek-Segafredo, Lippert für die spanische Equipe Movistar, wo sie in dieser Saison die Teamkollegin der Weltmeisterin Annemiek van Vleuten ist. Im vergangenen Jahr fuhr Lippert unter anderem auf Rang vier im WM-Straßenrennen und Platz drei beim Amstel Gold Race. Bei der Tour of Scandinavia wurde sie Zweite.

Dieser Artikel erschien in der RennRad 5/2023. Hier können Sie die Ausgabe als Printmagazin oder E-Paper bestellen.

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