44.500 Höhenmeter
Giro d’Italia 2024: Vorschau, Strecke, Etappen, Favoriten
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220 Kilometer und 5300 Höhenmeter an einem Tag – vom Gardasee über den Colle San Zeno, den Mortirolo, den Passo di Foscagno, den Passo d‘Eira bis ins Ziel auf den Mottolino in 2385 Metern Höhe: Dies sind die Daten der 15., der Königsetappe des Giro d’Italia 2024. Diese 107. Italienrundfahrt ist wieder ein Rennen der Berge und der Höhenmeter. Es gibt zwei lange Zeitfahren und nur sechs potenzielle Sprintankünfte. Vieles spricht dafür, dass die Entscheidungen dieses Giro in den Bergen fallen werden.
Nach dem Tag der Königsetappe geht es gleich wieder bergan auf das „Dach“ des Giro hinauf zum legendären Stilfser Joch. An dessen höchstem Punkt in 2758 Meter Höhe wird die Bergwertung „Cima Coppi“ verliehen.
Während der 17. Etappe warten mit dem Passo Sella, Passo Rolle, Passo Gobero und dem Passo Brocon – der hintereinander von beiden Seiten befahren wird – gleich vier Anstiege der ersten und zweiten Kategorie auf die Fahrer.
Der potenzielle „Scharfrichter“ ist dann die 20. und vorletzte Etappe über 181 Kilometer und 4250 Höhenmeter nach Bassano del Grappa. Auf dem Weg dorthin geht es über den bekannten Monte Grappa – zweimal hintereinander. Dessen Daten: 18,1 Kilometer, 1475 Höhenmeter und 8,1 Prozent Durchschnittssteigung.
Giro d’Italia 2024: Sechs Bergankünfte und 44.500 Höhenmeter
Eines steht fest: Für die Sprinter wird dieser Giro – wieder einmal – kein einfacher. Wer am Ende der letzten Etappe die Sprintankunft auf dem Kopfsteinpflaster vor dem Kolosseum in Rom gewinnen will, muss vorher sechs Bergankünfte und insgesamt 44.550 Höhenmeter überstehen.
Schon während der ersten Etappe von Venaria Reale nach Turin erwartet die Fahrer 20 Kilometer vor dem Ziel die erste Bergwertung der zweiten Kategorie – am Ende der zweiten Etappe die Steigung hinauf nach Santuario di Oropa. Deren Daten: 11,8 Kilometer Länge, 773 Höhenmeter, eine durchschnittliche Steigung von 6,2 und eine maximale von 14 Prozent.
Chancen für die Sprinter
Erst die Etappen drei, vier und fünf bieten den Sprintern je die potenzielle Chance auf einen Etappensieg. Am sechsten Tag des Giro führt die Route durch die Toskana – und zum Teil über die berühmten „weißen Straßen“, die Strade Bianche, rund um Siena. Insgesamt zwölf Kilometer Schotterpiste zwischen Viareggio und Rapolano Terme warten auf die Fahrer.
Das Einzelzeitfahren der siebten Etappe über 38,5 Kilometer von Foligno nach Perugia könnte zum ersten Mal eine kleine Vorentscheidung in Richtung der Gesamtwertung bringen und größere Zeitabstände zwischen den Favoriten sichtbar machen. Danach steht schließlich mit 214 Kilometern die zweitlängste Etappe von Avezzano nach Neapel an, bevor es für die Fahrer in den ersten Ruhetag geht.
Giro d’Italia 2024: Favoriten und Premieren
Neue Pässe, ein Vorjahressieger, der nicht antritt, ein Top-Star, der das „Double“ aus Giro d‘Italia und Tour de France gewinnen will: Dieser 107. Giro ist auch einer der Premieren. Primož Roglič wird seinen Gesamtsieg aus dem Vorjahr nicht verteidigen können. Der Slowene konzentriert sich komplett auf die Tour. Als Kapitän seines neuen Teams Bora-Hansgrohe will er das „Triple“ vollenden und nach Vuelta und Giro endlich auch die Tour gewinnen.
Gleiches gilt für den Vuelta-Gewinner und Zeitfahrweltmeister Remco Evenepoel. Nach zwei Etappensiegen im Vorjahr – jeweils im Einzelzeitfahren – und dem vorzeitigen Ausstieg aus dem Giro, tritt Evenepoel in diesem Jahr zum ersten Mal bei der Frankreich-Rundfahrt an.
Der erste Giro-Auftritt von Tadej Pogačar
Umgekehrt bestreitet Tadej Pogačar seine erste Italien-Rundfahrt. Seine Ambitionen auf den Gesamtsieg der Tour stellt er dadurch aber keinesfalls zurück. Zwischen dem Giro-Ende in Rom am 26. Mai und dem Grand Départ der Tour de France am 29. Juni liegen gerade einmal vier Wochen. Zeit, die nach Meinung Pogačars ausreichen könnte, um in beiden Grand Tours in oder besser an die Spitze zu fahren. „Ich glaube, jeder möchte das Double schaffen, und es ist eines der schwierigsten Dinge, die man erreichen kann.“ Er sei mittlerweile in einem Alter, zwei große Landesrundfahrten in einem Jahr zu verkraften.
Der letzte Fahrer, der das versuchte, war Chris Froome. 2018 gewann der Brite den Giro und wurde wenig später Dritter der Tour de France, hinter seinem Teamkollegen Geraint Thomas und Tom Dumoulin.
Nur sieben Fahrern überhaupt gelang dieses „Kunststück“ in der über 100-jährigen Geschichte der Rundfahrt – solch großen Namen wie Fausto Coppi, Jacques Anquetil, Eddy Merckx, Bernard Hinault, Stephen Roche und in neuerer Zeit Miguel Indurain und Marco Pantani.

Tadej Pogačar will in diesem Jahr erstmals beim Giro antreten
Thomas, Alaphilippe und van Aert
Auch Geraint Thomas vom Team Ineos Grenadiers will noch einmal das Double versuchen – nachdem er im Vorjahr in einem dramatischen Bergzeitfahren hinauf zum Monte Lussari das Rosa Trikot noch an Primož Roglič verlor. Dabei bleibt abzuwarten, ob der 37-Jährige Tour-Sieger von 2018 noch einmal an seine letztjährige Form anknüpfen kann.
Dagegen wird der Ex-Weltmeister Julian Alaphilippe zum ersten Mal beim Giro am Start stehen. „Ich habe immer gesagt, dass ich einmal in meiner Karriere den Giro fahren möchte. Und jetzt ist es soweit.“ Ob er Ende des Jahres möglicherweise seine Karriere beenden will, ließ der Franzose offen. „Erst einmal möchte ich in diesem Jahr auf mein bestes Niveau zurückkehren.“
Als Kapitän der Top-Equipe Visma-Lease a Bike tritt Wout van Aert an. In seinem Team konnte der Belgier in den Vorjahren in den Grand Tours immer „nur“ punktuell um einen Etappensieg mitfahren – oft weil er wichtige Helferdienste zu leisten hatte, wenn das Team mit Primož Roglič oder Jonas Vingegaard um den Gesamtsieg kämpfte. Dieses Mal soll er die Nummer eins sein: „Ich möchte beim Giro vorne dabei sein.“, sagte er vorab. Ob der Belgier nach seinem schweren Sturz bei Dwars door Vlaanderen allerdings rechtzeitig fit wird, ist unklar. Zwar verlaufe sein Heilungsprozess gut und sein Start bei der Italien-Rundfahrt sei „eine ernsthafte Option“, meldete die belgische Zeitung Het Laatse Nieuws, sicher ist der Start jedoch nicht.
Aus deutscher Sicht wird der erfolgreichste Fahrer des Vorjahres fehlen: Nico Denz, zweifacher Giro d‘Italia- Etappensieger 2023, konzentriert sich voll und ganz auf seine Helferdienste für Primož Roglič bei der Tour. Dagegen kehrt sein Teamkollege Emanuel Buchmann zur Rundfahrt zurück.
Giro d’Italia 2024: Deutsche Profis und Favoriten
Im Vorjahr war er während der 15. Etappe auf dem sechsten Gesamtrang liegend gestürzt und musste den Giro vorzeitig beenden. Stark besetzt ist das Raublinger Team mit dem Neuzugang Dani Martinez. Der kolumbianische Zeitfahrmeister holte in diesem Frühjahr bereits zwei Etappensiege bei der Volta ao Algarve und zeigte sich in starker Frühform.
Alle Freiheiten hat Lennard Kämna, der zwar Roglič auch während der Tour unterstützen soll, im Giro aber wieder eine Leader-Rolle beim Team Bora-Hansgrohe einnimmt. „Der Plan ist der gleiche wie im Vorjahr. Ich probiere aber besser abzuschneiden.“ 2023 rückte Kämna in die Kapitänsrolle, nachdem der eigentliche Leader, Aleksandr Vlasov, die Rundfahrt nach einem Sturz aufgeben musste. „Wir werden sehen, wie wir es diesmal spielen. Vielleicht rutsche ich früher als im vergangenen Jahr in eine etwas offensivere Rolle. Die Feinabstimmung wird während des Giro passieren“, sagte er. Wegen einer starken Erkältung in der letzten Giro-Woche sei es im Vorjahr ein Kampf ums Überleben gewesen. „Das war alles sehr speziell beim letzten Giro. Deswegen gehe ich stark davon aus, dass es jetzt besser läuft. Ich werde mich bestmöglich vorbereiten und sehen, was geht.“
Giro d’Italia 2024: Die Etappen im Überblick
Datum | Etappennummer | Wo wird gefahren? | Distanz |
4. Mai 2024 | 1. Etappe | Venaria Reale – Torino | 143 km |
5. Mai 2024 | 2. Etappe | San Francesco al Campo – Santuario di Oropa | 161 km |
6. Mai 2024 | 3. Etappe | Novara – Fossano | 166 km |
7. Mai 2024 | 4. Etappe | Acqui Terme – Andora | 190 km |
8. Mai 2024 | 5. Etappe | Genova – Lucca | 178 km |
9. Mai 2024 | 6. Etappe | Viareggio – Rapolano Terme | 180 km |
10. Mai 2024 | 7. Etappe | Foligno – Perugia, Einzelzeitfahren | 38,5 km |
11. Mai 2024 | 8. Etappe | Spoleto – Prati di Tivo | 153 km |
12. Mai 2024 | 9. Etappe | Avezzano – Napoli | 214 km |
13. Mai 2024 | Ruhetag | ||
14. Mai 2024 | 10. Etappe | Pompei – Cusano Mutri | 142 km |
15. Mai 2024 | 11. Etappe | Foiano di Val Fortore – Francavilla al Mare | 207 km |
16. Mai 2024 | 12. Etappe | Martinsicuro – Fano | 190 km |
17. Mai 2024 | 13. Etappe | Riccione – Cento | 179 km |
18. Mai 2024 | 14. Etappe | Castiglione delle Stiviere – Desenzano del Garda, Einzelzeitfahren | 31,2 km |
19. Mai 2024 | 15. Etappe | Manerba del Garda – Livigno | 220 km |
20. Mai 2024 | Ruhetag | ||
21. Mai 2024 | 16. Etappe | Livigno – Santa Cristina Valgardena | 202 km |
22. Mai 2024 | 17. Etappe | Selva di Val Gardena – Passo del Brocon | 159 km |
23. Mai 2024 | 18. Etappe | Fiera di Primiero – Padova | 171 km |
24. Mai 2024 | 19. Etappe | Mortegliano – Sappada | 157 km |
25. Mai 2024 | 20. Etappe | Alpago – Bassano del Grappa | 181 km |
26. Mai 2024 | 21. Etappe | Roma – Roma | 122 km |