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Reifen-Test: Rennrad-Reifen mit Schlauch und Tubeless im Vergleichstest

Kontaktpunkte

Reifen-Test: Rennrad-Reifen mit Schlauch und Tubeless im Vergleichstest

Rollwiderstand, Grip, Komfort, Pannenschutz – mit Schlauch und Tubeless: 31 aktuelle Rennrad-Reifen im Vergleich. Der Praxis- und Labor-Test.
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Dunkelgrau bis schwarz, glatt und feinporig, trocken und sauber: Asphalt ist, im Wortsinn, die Grundlage des Radsports. Rennräder sind für eine optimale Performance auf asphaltierten Straßen gemacht. Dies gilt noch heute – auch wenn viele modernen Rennräder und Rennrad-Reifen auch auf groben Untergründen ein immer besseres, kontrollierteres und komfortables Rollverhalten bieten können.

Rennrad-Reifen weisen nur je rund 2,5 Quadratzentimetern Kontaktfläche zum Asphalt auf – und sind doch wesentlich für die Fahrqualität verantwortlich. Wie hoch ist der Rollwiderstand? Wie gut ist der Pannenschutz? Wie viel Grip bieten die Reifen, bei Trockenheit und bei Nässe? Wie sehr tragen sie zum Fahrkomfort bei – indem sie bei einem niedrigen Luftdruck besonders stark dämpfen? All diese Fragen, und mehr, beantwortet dieser Test von 31 aktuellen Modellen – von 17 Clincher- und 14 Tubeless-Reifen.

Getestet wurden vor allem Top-Allround-Modelle, die gleichmäßig gute Testwerte in den jeweiligen Parametern bieten sollen. Bis auf wenige Ausnahmen – da diese nur in anderen Ausführungen produziert werden – sind die Testmodelle 25 Millimeter breit. Dies entspricht auch der an modernen Rennrädern meistverbauten sowie den im Profi-Radsport meistverbreiteten Dimensionen.

23 Millimeter breite Reifen sieht man weiterhin häufig – jedoch werden sie an neuen Modellen kaum mehr werksseitig verbaut. Immer häufiger werden hingegen 28 Millimeter breite Reifen verbaut – vor allem, aber nicht nur an komfortorientierten und Endurance-Rennrädern.

Breitere Reifen haben geringeren Rollwiderstand

Ein breiterer Reifen hat bei gleichem Luftdruck in der Regel einen geringeren Rollwiderstand als ein schmaler. Die Bodenkontaktfläche ist dabei in der Länge und in der Breite ausgeglichener. Bei schmaleren Pneus ist sie deutlich länger als breit. Daher entsteht bei einem breiteren Reifen weniger Walkarbeit – was den Widerstand verringern kann.

Auch verringert sich die Kontaktfläche bei einer seitlichen Neigung weniger stark – dies bringt mehr Grip in Kurven. Zudem kann der Reifen durch den geringeren Luftdruck mehr Dämpfung bieten und somit deutlich zum Fahrkomfort und zur Langstreckentauglichkeit beitragen. Ein weiterer Vorteil: Ist der Luftdruck geringer, dann rollt der Reifen leichter über Gegenstände hinweg, die eine potenzielle Pannen-Gefahr darstellen.

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31 Rennrad-Reifen mit Schlauch und Tubeless im Test

Rennrad-Reifen im Test: Clincher vs. Tubeless

Der klassische Clincher-Reifen mit einem Schlauch ist für viele Radsportler weiterhin die einfachste und alltagstauglichste Lösung. Diese Tubetype-Reifen, und auch die Schläuche, werden weiterhin hergestellt und auch weiterentwickelt. Zwei Beispiele: Schwalbe bietet mit dem neuen Modell Aerothan einen Schlauch, der deutlich weniger als 50 Gramm wiegt und zudem pannensicherer sein soll.

In der Kombination mit einem leichten Reifen, kann das Systemgewicht niedriger sein als bei einem massiveren Tubeless-Reifen, der besonders stabile Seitenwände und entsprechend massivere Felgen benötigt.

Specialized präsentierte im vergangenen Jahr zwei neue leichte High-End-Laufräder, die nicht für Tubeless-, sondern nur für Tubetype-Systeme ausgelegt sind. Die Gründe: Bei der Konstruktion der neuen Modelle wäre für das Tubeless-System mehr Material an den Felgen nötig gewesen, was die rotierende Masse vergrößert und damit die Effizienz verschlechtert hätte. Dies hätte die Tubeless-Vorteile, etwa hinsichtlich des Rollwiderstandes, überwiegen können.Klassische Schlauchreifen werden direkt auf die Felgen geklebt und springen auch bei einer Panne weniger leicht von der Felge.

Profis nutzen diese „Tubulars“ weiterhin überwiegend. Doch Tubeless- und Clincher-Modelle kommen auch in der WorldTour zum Einsatz. Etwa beim Kopfsteinpflaster-Rennen Paris-Roubaix, bei dem ein hoher Pannenschutz und eine gute Dämpfung besonders wichtig sind. 2020 siegte laut Specialized erstmals ein Fahrer mit Clincher-Reifen bei einem WorldTour-Rennen: Julian Alaphilippe gewann die zweite Etappe der Tour de France.

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Diese Clincher-Reifen haben wir getestet

Marke Modell UVP Prädikat
CST Correre 27,95 Euro
Continental Grand Prix 34,90 Euro Preis-Leistung
Michelin Power Road 34,70 Euro*
Bontrager R3 Hardcase L 34,99 Euro
Maxxis Re-Fuse 37,90 Euro
Schwalbe One 39,90 Euro Preis-Leistung
Mavic Yksion Pro 45,00 Euro
Maxxis High Road K2 49,90 Euro
Goodyear Eagle F1 50,00 Euro
Goodyear Eagle F1 S.S. 50,00 Euro Race-Tipp
Pirelli P Zero VeloTestbrief 50,00 Euro Kauftipp
IRC Aspite Pro 59,00 Euro
Schwalbe Pro One 59,90 Euro Testsieger
Vittoria Corsa Graphene 2.0 61,95 Euro
Continental Grand Prix 5000 62,90 Euro Testsieger
Vredestein Fortezza S.S. 71,95 Euro
Zipp Tangente Speed R25 76,00 Euro

*Kalkulationsbasis

Tubeless-Systeme

Tubeless-Systeme, bei denen der „Mantel“ ohne Schlauch – dafür mit einer abdichtenden und Pannen sofort und selbst schließenden Sealant-Milch – auf der Felge montiert wird, haben sich im Mountainbike- und Gravel-Bereich bereits weitgehend durchgesetzt.

Nicht ohne Grund: Denn gerade bei breiten Reifen und niedrigen Luftdrücken von weniger als 3,5 Bar funktioniert das System besonders gut. Im Offroad-Bereich sind die Aspekte Dämpfungskomfort, Traktion und Pannenschutz besonders vorteilhaft. Von diesen Vorteilen profitiert man jedoch auch auf der Straße. Auch hier lässt sich der Luftdruck deutlich senken – oft um rund zwei Bar. Dies kann hinsichtlich des Fahrkomforts und der Rolleffizienz zu großen Verbesserungen führen – im Vergleich zu vielen Clincher-Schlauch-Kombinationen.

Die Gefahr von Durchschlägen auf die Felge, bei denen der Schlauch durch einen „Snakebite“ beschädigt wird, entfällt. Löcher im Reifen schließt, bis zu einer gewissen Größe, in der Regel das Dichtmittel von innen. Die in vielen Fällen sehr geringen Rollwiderstands-Werte bei den Tubeless-Reifen sind in diesem Test auffällig.

Praxis-Eindruck

Auch der Praxis-Eindruck war meist überzeugend. Die Erfahrung mit mehreren hundert Reifen und Felgen in den vergangenen Jahren zeigt: Das Tubeless-System macht auch für den Einsatz am Rennrad große Fortschritte. Die „Negativ-Erfahrungen“ mit Montageproblemen oder entweichender Luft werden immer seltener. Immer häufiger sind viele Felgen und Reifen miteinander kompatibel – einfacher zu montieren, luftdichter und sicherer.

Für diese Entwicklung ist auch die Europäische Reifen- und Felgen-Sachverständigenorganisation ETRTO verantwortlich, in der viele Felgen- und Reifenhersteller gemeinsam an einer besseren Kompatibilität arbeiten. In vielen Fällen lohnt es sich aber weiterhin, sich vorab beim Hersteller zu informieren. Je geringer der Luftdruck, desto größer sind die Tubeless-Vorteile. Auch das spricht für den vermehrten Einsatz von 28 Millimeter breiten Reifen.

Der Komfortgewinn und damit die Möglichkeit der bestmöglichen Ausdauer-Performance ist hoch. Die Abstriche hinsichtlich des Rollwiderstandes sind nach aktuellen Erkenntnissen gering. Sind 28-Millimeter-Reifen der nächste Standard? Zumindest spricht einiges dafür, dass sie an vielen Modellen künftig noch häufiger montiert werden.

Diese Tubeless-Reifen haben wir getestet

Marke Modell UVP Prädikat
Michelin Power Road TLR 25 50,50 Euro
Schwalbe One TLE 54,90 Euro Preis-Leistung
IRC Roadlite Tubeless 25 55,00 Euro
Mavic Yksion Pro UST 2 59,00 Euro
Maxxis High Road K2 One 70 59,90 Euro
Bontrager R3 HC Lite TLR 59,99 Euro
Pirelli Cinturato Velo TLRTestbrief 60,00 Euro
Vredestein Fortezza TLR 64,95 Euro
Pirelli Zero Race TLRTestbrief 69,90 Euro
Schwalbe Pro One TLE 69,90 Euro Testsieger
Vittoria Graphene 2.0 TLR 71,95 Euro
Continental Grand Prix 5000 TL 74,90 Euro Testsieger
Pirelli Zero Race TLR SLTestbrief 74,90 Euro Race-Tipp
Zipp Tangente Speed 96,00 Euro

Die ausführlichen Testberichte der Clincher- und Tubeless-Reifen mit präzisen Bewertungen des Rollwiderstands, der Montage, des Pannenschutzes, des Grips, des Komforts und des Preis-Leistungs-Verhältnisses finden Sie in der RennRad 4/2021. Hier können Sie die Ausgabe als Printmagazin oder E-Paper bestellen.

Rennrad-Reifen im Test: Fazit

Ein Fazit des Tests: Es gibt auch unter den Top-Allroundern für unterschiedliche Fahrertypen und deren Ansprüche unterschiedlich gut geeignete Reifenmodelle. Dennoch ragen einige Modelle heraus. Der Grand Prix 5000 von Continental überzeugt unter den Clincher-Modellen besonders – sowohl durch seine Laborwerte beim Rollwiderstand und beim Pannenschutz als auch durch die Praxiseindrücke zum Grip und zum Abrollverhalten. Dieses Allround-Top-Niveau erreicht ansonsten nur der Pro One von Schwalbe. Die beiden deutschen Hersteller dominieren die Ranglisten. Auffällig: Auch die jeweils günstigeren Modelle, der Continental Grand Prix und der Schwalbe One, überzeugen.

Dennoch kann sich für viele ambitionierte Fahrer bei vielen Modellen der Aufpreis für ein Top-Modell lohnen. Denn wieder einmal bestätigte sich für unsere Testfahrer, wie groß die Unterschiede bei Rennrad-Reifen sein können. Die Kombination von unterschiedlichen Gummimischungen, Profilen und Materiallagen gelingt einigen Herstellern klar besser als anderen.

Preis-Leistungs-Sieger

Ein besonders gutes Preis-Leistungsverhältnis, und sehr viel Grip, bietet etwa der sehr gut abschneidende P Zero Velo von Pirelli. Wer einen besonders leichten Reifen mit einem geringen Rollwiderstand sucht, könnte mit dem Goodyear Eagle F1 Supersport das passende Modell finden. Im Tubeless-Sektor ragt ein Modell heraus: Der in der Praxis sehr geschmeidig rollende Pro One TLE von Schwalbe ist der Beste in den Kategorien Gewicht und Rollwiderstand – und auch beim Pannenschutz vorne dabei.

Die Tubeless-Version des Continental GP 5000 erreicht ähnliche Werte. Wer sich beim Pannenschutz verstärkt auf die Dichtmilch verlässt, ist mit dem P Zero Race TLR SL von Pirelli gut beraten. Für viele Tubeless-Modelle gilt: Die Montage erfordert weiterhin oft viel Kraft und Geschick.

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