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Shimano GRX Di2: Die neue Gravel-Schaltgruppe im Test

Shimano GRX Di2 im Test

Shimano GRX Di2: Die neue Gravel-Schaltgruppe im Test

Die neue Schaltgruppe Shimano GRX Di2 ist für den Einsatz an Gravel- und Crossrädern entwickelt worden. Wo liegen die Stärken? Hat die Schaltgruppe auch Schwächen? Der Test.
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Schotter, Trails und Straße: Shimanos neue Schaltgruppen-Familie GRX ist speziell für den Einsatz an Gravel- und Cyclocrossbikes entwickelt worden. Die Shimano GRX gibt es in drei verschiedenen Serien – mit Einfach- oder Zweifach-Antrieb, mit elektronischer oder mechanischer Schaltung und verschiedenen Möglichkeiten der Individualisierung. RennRad testete die neue elektronische Shimano GRX Di2 Version der Top-Serie GRX 800 mit Zweifach-Antrieb sowie die neuen Gravel-Komponenten von Shimano und Pro bei längeren Ausfahrten im US-Bundesstaat Montana.

Auf dem europäischen Markt sind bei Gravelbikes Kurbeln mit einem Kettenblatt weit verbreitet. In den USA ist inzwischen zu beobachten, dass erfahrene Gravel-Renn- und Freizeitfahrer zurück zu klassischen Zweifach-Antrieben wechseln – und von feineren Abstufungen zwischen den Gängen profitieren wollen. Laut den Shimano-Ingenieuren liegt der Anteil der an Kompletträdern verbauten GRX-Gruppen mit Zweifach-Antrieben bei 70 Prozent.

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Warum eine Gravel-Schaltgruppe?

Der Gravel-Sektor ist vielfältig und schwierig zu definieren. Auch deshalb habe sein Team von Anfang an auf eine möglichst vielfältige und individualisierbare Schaltgruppen-Familie gesetzt, sagt der Shimano-Ingenieur Hiroshi Matsumotu. Auch die Räder unterscheiden sich untereinander stark. Das verrät schon ein Blick auf die aktuellen Gravelbikes im großen Vergleichstest in der RennRad-Ausgabe 10/2019.

Scheibenbremsen sind inzwischen Standard – auch an Shimanos GRX-Gruppen: Bei Staub, Dreck und Nässe sollen Disc-Systeme eine zuverlässige und starke Bremsleistung garantieren. Gerade auf technisch anspruchsvoll zu fahrendem Untergrund kann man davon profitieren, dass die Bremsen auch mit wenig Fingerkraft effektiv verzögern. So kann man den Lenker fest greifen und gleichzeitig sicher bremsen.

Am Testrad waren die besonders hitzebeständigen Ice-Tech-Discs mit vorne 160 Millimetern und hinten 140 Millimetern Durchmesser verbaut. Die Bremsleistung im Zusammenspiel mit den Flat-Mount-Bremssätteln war sehr stark, dank der Servo-Wave-Technologie ließ sich die Bremskraft zudem sehr gut dosieren.

Die ergonomisch geschwungenen Brems-Schalt-Hebel wurden speziell für den Einsatz an gravel-spezifischen Lenkern entwickelt und unterscheiden sich besonders in Bezug auf die „hoods“, die Knäufe, deutlich von den bekannten Shimano-Modellen. Sie bieten durch das stark profilierte Gummi viel Grip und sind deutlich nach vorne gebogen.

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Die ergonomisch geschwungenen Brems-Schalt-Hebel der Shimano GRX Di2

Shimano GRX Di2 im Test: Bremsen & Ergonomie

Zusätzlich zu den für Gravel-Lenker entwickelten Bremshebeln mit ihrer individuell einstellbaren Griffweite lassen sich weitere Bremshebel mittig am geraden Teil des Lenkers anbringen. Diese erlauben es, dass auch in der Oberlenkerhaltung gebremst werden kann. Dies ermöglicht zum einen eine aufrechtere und damit in vielen Situationen komfortablere Sitzposition. Zum anderen bieten die Zusatzhebel gerade auf langen Strecken Abwechslung zu den Bremsgriff- und Unterlenkerpositionen.

Im Test überzeugten die wegen ihrer auffälligen Form auch „froglegs“ genannten Hebel: Sie ermöglichen es, dass man auch bei einem plötzlich schlechter werdenden Untergrund nicht „umgreifen“ muss, um schnell bremsen zu können. Auch bei Straßenrennen auf besonders ruppigem Untergrund, etwa beim Kopfsteinpflaster-Klassiker Paris–Roubaix, setzen manche Radprofis auf die Zusatzbremshebel.

Lenker mit „Flare“

Kontrolle und Komfort: Diese beiden Eigenschaften sind auf ruppigen und unbefestigten Fahrbahnen entscheidend. Gravel-spezifische Lenker sind daher in der Regel breiter und weisen den sogenannten „Flare“ auf: Der Unterlenker ist seitlich ausgestellt. Am Testrad war das neue offroad-spezifische Aluminiummodell Discover von Shimanos Hausmarke Pro verbaut. Mit einer eher geringen Reichweite, dem sogenannten „reach“, und einem ebenfalls geringen „drop“ ergab sich im Test eine kompakte, kaum gestreckte Sitzposition.

Komponenten der Pro Discover-Linie

Die Pro-Ingenieure entwickelten die neuen Komponenten der Discover-Linie speziell für den Gravel-Einsatz. Besonderen Komfort sollen dabei auch die stärker flexende Discover-Carbon-Sattelstütze sowie der auf dem verbreiteten Rennrad-Sattelmodell Stealth basierende Kurzsattel Stealth Offroad bringen. Er besteht aus mehreren Materiallagen auf einer Fiberglas-Schale und wird über Stahlträger an der Stütze befestigt. Mit 159 Gramm ist er sehr leicht – im Test überzeugte er aber vor allem durch seine guten Dämpfungseigenschaften. Die Aussparung in der Mitte entlastete den Dammbereich spürbar.

Am Testrad war zudem die absenkbare Vario-Sattelstütze Discover Dropper Seatpost von Pro verbaut. Durch einen Hebel am Lenker lässt sich die Sitzhöhe sehr schnell verringern und wieder höher einstellen.

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Versenkbare Sattelstütze und Gravel-Schuhe

Der tiefere Schwerpunkt auf dem Rad soll in Abfahrten und auf technisch anspruchsvollen Abschnitten mehr Sicherheit bringen. Im Gravel-Einsatz überzeugte das bei Mountainbikes verbreitete Prinzip nur bei sehr langen Abfahrten oder auf technisch besonders anspruchsvollen Trails. Auch beeinflusste der Hebel am Lenkerbogen die Ergonomie etwas, da weniger Griffpositionen möglich waren.

Zu den Reifen: Das verbaute Vittoria-Modell Terreno mit 38 Millimetern Breite und starkem Profil überzeugte auch auf anspruchsvollen Trails mit Wurzeln und gröberen Steinen. Dank der Tubeless-Montage ohne Schlauch konnten sie mit wenig Luftdruck gefahren werden. Unserem 70 Kilogramm schweren Tester boten sie bei rund drei Bar gute Dämpfungseigenschaften, viel Grip und dadurch eine sehr gute Traktion. Sie waren an den neuen, robusten RX570-Laufrädern montiert, die Shimano speziell für die GRX-Serie entwickelt hat. Mit einer Felgenhöhe von 22 Millimetern und einem Innendurchmesser von 21,6 Millimetern entsprechen sie dem Standard bei Cross-Country-Mountainbikes – zudem gibt es sie auch als kleinere 650B-Version. Das Gewicht von 1600 Gramm und die hohe Steifigkeit überzeugten.

Die Gravel-Radschuhe: Wir testeten das Modell RX8, das sich durch eine geringere Verstärkung an der Ferse, das Fehlen von Spikes an der Spitze und durch ein geringeres Profil vom Mountainbike-Top-Modell XC9 unterscheidet. Somit ist der mit 245 Gramm leichte und dank einer Vollcarbon-Sohle sehr steife Schuh auch zum Gehen auf unwirtlichen Schiebepassagen geeignet.

Dieser Test erschien in der RennRad-Ausgabe 11-12/2019. Hier können Sie die Ausgabe bestellen.

Detailaufnahmen, Shimano GRX,, Schaltgruppe

Detailaufnahmen der Shimano GRX Di2

Detailaufnahmen, Shimano GRX,, Schaltgruppe

Detailaufnahmen der Shimano GRX Di2

Shimano GRX Di2 im Test: Fazit

Elektronische Schaltungen waren bei Gravelbikes bisher kaum verbreitet. Im Test waren die Vorteile jedoch sehr deutlich spürbar.

Das Testfazit: Im Gravel-Einsatz kommen die Vorteile einer elektronischen Schaltung besser zum Tragen als in vielen Asphalt-Situationen. Gerade im Gelände kann man von leichtgängigen und schnellen Gangwechseln profitieren.

Die Vorteile

Als praktisch empfanden wir auch die Extra-Schalthebel, die man als Sprint-Shifter im Lenkerbogen oder als Climb-Shifter am Oberlenker anbringen kann. Das Dynamic-Chain-Engagement-Zahnprofil soll die Kette am Einfach-Kettenblatt sicher halten. Zugunsten einer feineren Gangabstufung testeten wir jedoch die Zweifach-Kurbel mit einer Übersetzung von 48 und 31 Zähnen. Kombiniert mit der Elffach-Kassette mit Ritzeln von elf bis 32 Zähnen bot die Shimano GRX auf Ultegra-Niveau passende Gänge für steilere Anstiege sowie für ein hohes Tempo in der Ebene.

Alle GRX-Kurbelgarnituren lassen durch eine breitere Kettenlinie mehr Platz für bis zu 42 Millimeter breite Reifen und entsprechende Rahmendesigns. Der elektronische Di2-Umwerfer schaltete schnell und präzise zwischen den Kettenblättern mit 17 Zähnen Differenz.

Die GRX-Schaltwerke basieren auf den 2018 eingeführten RX-Modellen von Shimano und stabilisieren die Kette dank des Shadow-RD-Plus-Systems. Dadurch schlug die Kette auch auf holprigem Untergrund kaum auf die Kettenstrebe, der Schaltwerkskäfig blieb in allen Situationen stabil. So war die Schaltleistung des zuverlässigen und robusten elektronischen Schaltwerks in allen Situationen präzise und leichtgängig.

Shimano GRX Di2, Testrad

Mit diesem Testrad hat RennRad die Shimano GRX Di2 im US-Bundesstaat Montana getestet.

Disc-Schaltgruppen von Shimano, Campagnolo und Sram im Test


Shimano GRX: Versionen und Fakten

Shimanos neue Gravel-Schaltgruppenfamilie GRX ist vielfältig: Die drei Serien RX800, RX600 und RX400 entsprechen den etablierten Stufen Ultegra, 105 und Tiagra. Es gibt zudem elektronische Di2- sowie mechanische Schaltungsvarianten.

Es kann zwischen Einfach- und Zweifach-Kurbeln gewählt werden. Neben der Elffach-Kassette gibt es auch eine Zehnfach-Kassette, die mit dem Zweifach-Antrieb kompatibel ist. Die GRX- Komponenten sind über die einzelnen Serien hinweg miteinander kompatibel und auch mit solchen aus Shimanos Mountainbike- und Rennrad-Gruppenfamilien kombinierbar. Optional können Zusatz-Brems- und Schalthebel am Oberlenker verbaut werden. Die Gewichte und Preise unterscheiden sich je nach der individuellen Zusammenstellung der Schaltgruppe, die viele Möglichkeiten bietet. Die getestete Gruppe der RX800-Serie der elektronischen Di2-Variante befindet sich hierbei etwa auf dem Niveau der Ultegra-Di2-Ausstattung.

Weitere Informationen zu den Komponenten und Variationen gibt es auf der offiziellen Shimano-Website.

Shimano GRX Di2, Test

Die Shimano GRX Di2 im Test

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