Rennräder mit Scheibenbremsen im Test: Fahrgefühl und Nutzen

Scheibenbremsen: Wie fahren sie sich? Braucht man sie überhaupt?

Rennräder mit Scheibenbremsen im Test: Fahrgefühl und Nutzen

Rennradfahrer lieben oder hassen sie: Scheibenbremsen. Was bringen Disc-Renner? Wie fahren sie sich? Braucht man sie überhaupt? Wir geben Antworten. Neun Räder im RennRad-Test.
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Die Zukunft der Disc-Renner scheint rosig zu werden – zumindest, wenn es nach der Meinung der Industrie geht. Doch unter Radfahrern sorgen die Discs für hitzige Diskussionen. Viele sind von den Scheibenbremsen nicht überzeugt: Die Optik ist zu klobig, das Plus an Bremsleistung ein zu geringes Kaufargument. Die Vor- und Nachteile zu normalen Bremsanlagen, die Spezifika der Disc-Rennräder und konkrete Fahreindrücke wollen wir mit unserem Test festhalten. Neun Modelle aller Preisklassen sollen dabei ein umfassendes Bild von Disc-Modellen zeichnen.

Hydraulikvorteil

Der Großteil unserer Testräder ist mit einer hydraulischen Disc ausgestattet. Der technische Vorsprung gegenüber mechanischen Modellen ist spürbar. Es macht daher Sinn, etwas mehr Geld für eine hydraulische Anlage auszugeben. Das einzige Rad im Test mit mechanischer Bremse ist gleichzeitig das günstigste. Das Giant Defy Advanced 1 ist aus preislicher Sicht sehr interessant (1999,90 Euro). Die TRP Spyre Mechanik-Scheibenbremse funktioniert gut, kann aber nicht mit der Leistung hydraulischer Modelle mithalten. Der Druckpunkt ist weniger präzise, die Bremsleistung geringer – man benötigt mehr Kraft für die gleiche Verzögerung.

Gruppenübersicht

Für den Einstieg in die Welt der hydraulischen Scheibenbremsen bieten sich die neue Sram Rival Disc und die Ultegra an – beide gibt es in Kombination mit einer mechanischen Schaltung. Sram hat seine Hausaufgaben gemacht. Doch Shimano überzeugt im Gruppenvergleich etwas mehr. Vor allem das Bremsgriff-System scheint ausgereifter. Besonders gut gefällt am ST-R685, dem hydraulischen Shimano-Bremshebel für mechanische Schaltungen, der Druckpunkt – sowohl beim Bremsen als auch beim Schalten. Die Gangwechsel funktionieren präzise, die Gruppe arbeitet zuverlässig. Zudem liegen die Hebel besser in der Hand als die der Rival, da sie schlanker sind und nicht so hoch aufbauen.

Die High-End-Variante stellen die hydraulische Bremse (BR-R785) und die elektronischen Hebel (ST-R785) dar. Dieses System ist das erste, das mit hydraulischen Scheibenbremsen auf dem Markt erhältlich war. Der Grund ist einfach: In den elektronischen Brems-/Schalthebeln gibt es mehr Platz, um die Hydraulik unterzubringen, die technische Umsetzung ist also leichter.

Straßenlage

Entscheidend ist, wie sich die technischen Besonderheiten auf der Straße auswirken. Die Scheibenbremsen haben nicht nur Einfluss auf die Bremsleistung, sondern auch auf das Fahrverhalten. Disc-Renner sind bisher noch schwerer als die meisten Räder mit herkömmlicher Bremsanlage aus der gleichen Preisklasse. Das höhere Gewicht, das durch die Bremse selbst und die stabilere Bauweise des Rahmensets zustande kommt, beeinflusst teilweise das Handling. Bei manchen Rädern sogar so stark, das die Lenkung träge wirkt. Gewichtsfetischisten und Kurvenflitzer sollten also bei der Felgenbremse bleiben. Fahrer, die die ultimative Bremsleistung suchen, sind mit einer Scheibenbremse besser ausgestattet. Allerdings kommen moderne Felgenbremsen bei trockenen Bedingungen sehr nahe an die Verzögerung der Discs heran.

Für welche Variante man sich entscheidet, ist schlussendlich eine Geschmacks- und Preisfrage. Der Einstieg in die Welt der Disc-Rennräder ist teuer. Zwischen 1.600 und 2.000 Euro muss man im Radladen für ein Rad mit Scheibe investieren. Möchte man ein hydraulisches Modell, sogar noch mehr. Ein Kauf sollte daher wohlüberlegt sein.

Pro und Contra Scheibenbremse

+ Konstant gute Bremseigenschaften – auch bei Nässe
+ Wenig Fingerkraft nötig. Vor allem hydraulische Scheibenbremsen bieten ein angenehmes Bremsgefühl
+ Mehr Möglichkeiten beim Laufradbau. Die Felge kann anders gestaltet werden, da sie keine Bremsfunktion hat
+ Besseres Wärmemanagement – eine Scheibe überhitzt nicht so schnell. Das bietet vor allem Vorteile bei Carbonlaufrädern

– Scheibenbremsen sind bis zu 500 Gramm schwerer als normale Felgenbremsen. Das höhere Gewicht kann sich auch auf die Fahreigenschaften des Rads auswirken
– Quietschanfällig
– Schwierigere Wartung bei hydraulischen Discs
– Klobige, ungewohnte Optik

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