Rollentrainer: Kassette oder Rolle? Unterschiede, Vor- und Nachteile

Kassette oder Rolle? Stärken und Schwächen

Rollentrainer: Kassette oder Rolle? Unterschiede, Vor- und Nachteile

Was gibt es langweiligeres als Training auf der Rolle? Genau. Dafür braucht der Mensch Motivation – und einen Rollentrainer, der viel kann und bietet. Ein reales Fahrgefühl etwa. Vier Rollen im Test.
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Viele Hobbysportler verändern im Winter ihre Form. Der Körper wird runder und weicher. Wer auch bei arktischen Temperaturen an der eigenen Körperform und an einer potenziellen Frühform für die nächste Saison arbeiten will, hat viele Möglichkeiten. Vier davon haben wir ausprobiert.

Zwei Konzepte

Eine Rolle muss nicht teuer sein: Einsteigermodelle gibt es schon ab 60 Euro. Doch haben diese meist einige Nachteile: Ein schlechter Stand, ein kaugummizähes Fahrgefühl, zu wenig Widerstand, Lärm – taugt die Rolle nichts, macht das Training keinen Spaß. Deshalb haben wir in diesem Test nur qualitativ hochwertige Geräte berücksichtigt. Alle vier zeichnen sich durch ein sehr gutes Fahrgefühl aus, obwohl die konstruktiven Ansätze bei den Geräten ganz unterschiedlich sind.

Da sind zunächst zwei komplett unterschiedliche Grundkonzepte: der Kassettentrainer und der klassische Rollentrainer. Beim Kassettentrainer wird das Hinterrad des Rennrads ausgebaut und durch die Schwungscheibe und die Kassette des Trainers ersetzt. Reifenverschleiß und Gummiabrieb sind damit passé. Kein Rollwiderstand, kaum Geräuschentwicklung – so weit die Theorie. Das perfekte System also? Wieso baut dann nicht jeder nur noch Kassettentrainer? „Tacx wird in absehbarer Zeit keine Trainer mit eingebauter Kassette bauen“, sagt Georg Bucher von Tacx-Importeur van Bokhoven. Kassettentrainer sind für alle, die nur ein Rad haben, recht aufwändig, zudem sind sie unter anderem wegen der verbauten Kassette auch teurer als normale Rollen. Und wie sieht es mit dem Fahrgefühl aus? Dazu noch einmal Georg Bucher: „Das liegt nicht an der Kassette, sondern an der verbauten, möglichst großen Schwungmasse. Zudem sind wir davon überzeugt, dass ein verbautes Hinterrad ein deutlich realistischeres Fahrgefühl bietet.“

Fahrerlebnis

Beim Ein- und Ausbau des Rades zeigt sich ein differenziertes Bild. Rollentrainer ist nicht mit einem schnellen, Kassettentrainer nicht mit einem langwierigen Aufbau gleichzusetzen. Es kommt immer auf die jeweilige Konstruktion an. Blitzschnell ging es nur beim Tacx. Bei den normalen Rollen war nach den intensiven Tests zwar sichtbarer Reifenverschleiß festzustellen, die Substanz der Mäntel war aber überall noch intakt. Beim Thema Fahrgefühl kommen die Eigenheiten unserer vier Modelle deutlich zum Tragen. Elite kombiniert die Antriebseinheit mit seinem hauseigenen Fluid-System, Kinetic baut eine Art Wiegetritt-Scharnier in seinen Trainer, Tacx spendiert dem Booster ein System, das an die weitaus teureren und aufwändigeren Trainer von Tacx angelehnt ist und Wahoo lässt uns den Widerstand stufenlos übers iPad steuern. Somit kann man weder die eine noch die andere Philosophie zum Sieger küren. Auf allen vier Geräten ist das Fahrerlebnis gut. Und trotzdem: Am glattesten rollt man auf einem Kassettentrainer. Wenn man beim Durchschnaufen mal die Beine hängen lässt und das Hinterrad in diesen 20 Sekunden einfach weiterschnurrt, dann fühlt man sich fast wie auf der Straße.

Typsache

Unsere vier Testkandidaten decken fast alle Bereiche der Trainingsrollenwelt ab: Mit dem Booster von Tacx erwirbt man für relativ kleines Geld eine äußerst „gefühlsechte“ Rolle. Der Kickr von Wahoo ist dagegen das richtige Gerät für alle Technikverrückten. Beim Kinetic gefällt uns vor allem die Möglichkeit, realistisch im Wiegetritt zu fahren. Das gab es bisher bei keinem statischen Rollentrainer. Und Elite? In Sachen Fahrgefühl ist das Gerät einfach top, doch erscheint das Gesamtpaket recht teuer.

In Sachen Geräuschentwicklung hat vor allem der Booster von Tacx überrascht. Trotz des Reifenabrollgeräuschs ist er der leiseste Roller im Test. Platz zwei sichert sich der Elite vor dem Wahoo. Ein Ausreißer nach oben ist der Rock and Roll. Egal welchen Reifen wir montierten, es kam zum Rollgeräusch stets ein Quietschen hinzu.

Fazit

Es wäre falsch, sich hier auf einen Philosophiestreit einzulassen. Ein Trainer ist entweder gut oder nicht. Unsere Modelle haben alle ihre Stärken und Schwächen – und wenn es nur der astronomische Preis ist. Wer einen Kassettentrainer kauft, wird mit Sicherheit vom Fahrgefühl beeindruckt sein. Doch Kinetic und Tacx machen hier auch keinen schlechten Job. Und dafür bleibt zusätzlich noch Geld in der Kriegskasse.

Kassette vs. Rolle

Vorteile klassische Rolle Nachteile klassische Rolle
Rad ist leicht einzuspannen Reifenabrieb
meist günstiger als ein Kassettentrainer günstigere Modelle oft mit schlechtem Fahrgefühl
Fahrgefühl ist ab einer gewissen Preisklasse nahezu genauso
realistisch wie bei einem Kassettentrainer
Vorteile eines Kassettentrainers Nachteile eines Kassettentrainers
sehr gutes Fahrgefühl Preis
kein Reifenabrieb gaufwändigere Montage
perfekte Montage für das Zweitrad
oft interessante Erweiterungstools

Training mit Tablet

Steuerung und Halterung

Ein Tablet-Computer kann einen hervorragend ablenken. Zum Beispiel vom Treten. Der Wahoo-Trainer in unserem Test wird komplett per iPad gesteuert. Bei anderen Rollen besteht mit dem entsprechenden Zubehör die Möglichkeit, sich die Trainingsdaten direkt ins Cockpit funken zu lassen.

Doch wie das Ganze befestigen? Hierfür gibt es noch keine perfekte Lösung, doch haben wir ein paar Tipps: 

Der Spiderpodium Tablet Stand von Breffo ist eine Möglichkeit. Die biegsamen spinnengleichen Arme umklammern das iPad. Die freien Arme benutzt man, um das Tablet an Vorbau oder Lenker zu befestigen. Allerdings liegt das Gerät dann auch schön im Tropfbereich des Kopfes. 

Preis: rund 25 Euro. Wir raten hier eher zu einer musikalischen Lösung. Im Musikbereich gibt es zahlreiche Halterungen mit Stativ fürs iPad. Unsere gezeigte Lösung ist von der Firma König und Meyer (ww.k-m.de). Diese kann zwar auch am Lenker oder Vorbau befestigt werden, doch wir raten ausdrücklich zu einer externen Stativlösung. 

Der Vorteil: Das Gadget kann perfekt positioniert werden und ist vor Schäden durch Schweiß geschützt.

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