Traumräder
Traumräder 2022 im Test: Top-Rennräder aus Stahl, Titan und Carbon
in Test & Technik
10, 25, 57 – diese Zahlen stehen für die Besonderheit dieses Traumräder-Testfelds. Sie stehen bei dreien der Testmodelle jeweils für die Stückzahlen, die insgesamt produziert wurden.
Zehnmal wurde die limitierte Version des Festka Doppler X hergestellt – anlässlich des zehnten Geburtstags des tschechischen Highend-Herstellers. Das Doppler X basiert auf einem besonderen Hybrid-Rahmen: Die Partien des Steuerrohres und des Tretlagers, die Kettenstreben und das Sitzrohr bestehen aus Carbon – das Ober- und das Unterrohr, die Sitzstreben und die Ausfallenden sind aus Titan gefertigt.
Eine andere Sonderedition stammt aus Italien: Der Hersteller Passoni präsentierte zu Ehren des Sieges von Filippo Pozzato bei Mailand-Sanremo eine spezielle Version des Modells „Fidia“. Es ist auf 25 Exemplare limitiert, da Pozzato zum Zeitpunkt seines Sieges im Jahr 2006 25 Jahre alt war. Der Rahmen wird maßgefertigt und besteht aus einem Carbon-Titan-Mix: Seinen Carbonmatten wurden Titandrähte zugefügt. An ihm kommen leichte Carbon-Anbauteile des Leichtbau-Spezialisten THM zum Einsatz. Das Passoni ist das einzige Modell mit Felgenbremsen in diesem Testfeld der Traumräder.
Beide limitierten Rennräder eint: ihr astronomisch hoher Preis. Untenstehend finden Sie einen kurzen Kommentar zu dieser Preisentwicklung und zur Auswahl dieses Testfeldes.
Der Preis des dritten limitierten Modells in dieser Ausgabe, des Storck Aernario.3 Disc Signature, liegt noch knapp im vierstelligen Bereich. Das Fahrverhalten und die Ausstattung dieses Race-Modells sind auf Top-Niveau. Nur 57 Exemplare dieses Signature-Sondermodells kommen auf den Markt – anlässlich des 57. Geburtstags des Firmengründers Markus Storck. Das Aernario.3 Disc ist primär auf Leichtbau, Steifigkeit sowie Allround- und Race-Tauglichkeit ausgerichtet. Der extrem steife Rahmen besteht aus japanischen Military-Grade-Carbonfasern. Das Gesamtgewicht unseres Testmodells in der Größe M beträgt rund 6,82 Kilogramm.
Traumräder: Aerodynamik, Leichtgewicht, Komfort
Die zehn getesteten Räder sind extrem unterschiedlich ausgerichtet. Neben Leichtgewichtsmodellen wie dem nur 6,45 Kilogramm schweren Benotti Vial Evo Disc oder dem Top-Race-Allrounder Specialized S-Works Tarmac SL7 sind auch Highend-Aero-Modelle in diesem Testfeld vertreten.
Etwa das Trek Madone SLR 9 – ein Race-Rennrad, das auch mit seinem Fahrkomfort punktete. Die Aerodynamik-Werte einiger dieser Modelle finden Sie in unserem großen Windkanal-Test in der RennRad-Ausgabe 9/2021. Im Testfeld sind auch Modelle kleiner erlesener Hersteller vertreten – so etwa das Officine Mattio SL Disc, das Falkenjagd Aristos R oder das Parapera Atmos Disc.
Erstgenanntes ist ein „klassisches“ Race-Rennrad – die beiden Letztgenannten sind Allround-Modelle, die sowohl auf den Asphalt- als auch den Graveleinsatz ausgerichtet sind. Das Falkenjagd basiert auf einem innovativen Titanrahmen, der mittels des 3D-Druck-Verfahrens hergestellt wurde. Die Basis des Parapera ist ein leichter und steifer Carbonrahmen. Das Gesamtgewicht des Atmos Disc: 6,55 Kilogramm. Die Räder in diesem Testfeld basieren auf unterschiedlichen Materialien und zeigen unterschiedliche Ausrichtungen. Sie eint ihre Innovativität, ihre Seltenheit – und ihr, leider, hoher Preis.
Diese Traumräder haben wir getestet
Marke | Modell | Preis | Prädikat |
Officine Mattio | SL Disc | 7300 Euro (Rahmenset) | |
Wish One | Sub | 7800 Euro | |
Storck | Aernario.3 Disc Signature | 9777 Euro | |
Parapera | Atmos Disc MasterpieceTestbrief | 9991 Euro | Allround-Tipp |
Falkenjagd | Aristos RTestbrief | 10.991 Euro | |
Benotti | Vial Evo DiscTestbrief | 11.899 Euro | Race-Tipp |
Specialized | S-Works TarmacTestbrief | 12.799 Euro | Best Racebikes Ever |
Trek | Madone SLR 9 | 13.599 Euro | |
Passoni | Fidia Milano-Sanremo Edition | 19.500 Euro | |
Festka | Doppler X | 19.900 Euro |
Die ausführlichen Testberichte der Traumräder lesen Sie in der RennRad 1-2/2022. Hier können Sie die Ausgabe als Printmagazin oder E-Paper bestellen.
Die getesteten Traumräder in der Bildergalerie
Kommentar: Preise & Leistung im Radmarkt
Die Preise einiger dieser „Traumräder“ sind astronomisch – und für Durchschnittsverdiener völlig utopisch und unerreichbar. Dennoch wurden sie in dieses Testfeld aufgenommen, da die Intention hinter diesem besonderen Test war, „besondere“ Highend-Modelle miteinander zu vergleichen und Fragen zu beantworten wie: Welche sind die neuesten Innovationen? Was tut sich an „der Spitze“ des Marktes? Denn: Jene Innovationen werden nach und nach in günstigere Marktsegmente übernommen werden.
Nach einem ähnlichen Prinzip testen etwa Automagazine regelmäßig exorbitant teure Supersportwagen.
Klar ist für uns: In den Tests der kommenden Ausgaben werden wir uns wieder vermehrt auf deutlich günstigere preisleistungsstarke Räder fokussieren.
Inflation im Fahrradbereich
Und: Die Inflation – auch und gerade im Fahrradbereich – ist enorm hoch und besorgniserregend. Der Durchschnittspreis von Fahrrädern hat sich in den vergangenen vier Jahren im Mittel mehr als verdoppelt. Auch vor der Pandemie war dieser Trend schon erkennbar. Dies hat mehrere Gründe.
Zum einen überstieg die Nachfrage das Angebot bei Weitem. Die Transportkosten vervielfachten sich. „Vor Corona kostete ein Schiffscontainer etwa 1000 Euro, momentan ist es mit 8000 bis 10.000 Euro ein Vielfaches mehr“, sagte etwa Burkhard Stork, der Geschäftsführer des Zweirad-Industrie-Verbands, in einem ZEIT-Interview.
Erzeugerpreise gewerblicher Produkte
Die Erzeugerpreise gewerblicher Produkte waren im Oktober 2021 um 18,4 Prozent höher als im Oktober 2020. Dies war der höchste Anstieg gegenüber dem Vorjahresmonat seit 70 Jahren. Die Produzentenpreise stiegen bereits im September um 14,2 und im August um zwölf Prozent. Die gewerblichen Erzeugerpreise stiegen innerhalb eines Monats um 3,8 Prozent. Der Anstieg der Energiepreise zwischen Oktober 2021 und dem Vorjahresmonat: 48,2 Prozent. Die aktuelle deutsche Inflationsrate: 5,2 Prozent.
Auch die Rohstoffpreise explodieren: Metalle sind nun um durchschnittlich 37,8 Prozent teurer als vor einem Jahr. Die Preise für Roheisen, Stahl und Ferrolegierungen stiegen im Mittel um 56,4 Prozent – jene für Roh-Aluminium um 67,4 Prozent. Bei Carbon konkurrieren die Rad-Hersteller mit etlichen anderen Branchen. Die Folge: stark steigende Preise.
Eine Bessserung erwartet Burkhard Stork erst einmal nicht: „Mein Bauchgefühl sagt mir, dass die Situation am Fahrradmarkt zumindest in diesem und im nächsten Jahr angespannt bleiben wird.“