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Digitales Training: Trainingspläne für das Intervall-Training zu Hause

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Digitales Training: Trainingspläne für das Intervall-Training zu Hause

Intervall-Training Zuhause – auf der Rolle und auf digitalen Plattformen wie Zwift: über Effizienz und Trainingsspläne für digitales Training.
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Der Schweiß tropft auf meinen Lenker. Ich gehe aus dem Sattel. Ich will den Anschluss an die anderen nicht verlieren. Noch zwei Kilometer. Fünf Fahrer sind mit mir in der Spitzengruppe. Meine Herzfrequenz ist nahe des Maximums. Mein Smarttrainer wird lauter. Finale. Ich fahre ein Rennen. Ein virtuelles. Je nachdem, wie viele Watt ich trete, desto schneller oder langsamer bewegt sich mein Avatar durch die animierte Landschaft auf dem Bildschirm vor mir. Das Rennen dauert nicht einmal eine Stunde – dennoch bin ich erschöpft. Am Limit. Digitales Training auf einem Rollentrainer hat viele Vorteile. Der wichtigste: Effizienz. Es gibt keine „Junk Miles“, keine „verschwendeten“ Kilometer ohne Trainingseffekt. Zudem können Athleten die Wattvorgaben genauer einhalten als auf der Straße – und so gezielter trainieren.

Die virtuellen Rennen folgen keinem strikten Ablauf – dennoch können sie als Trainingseinheit funktionieren. Motiviert durch die anderen Fahrer fällt es vielen Sportlern während einer Renn-Simulation leichter, an ihre Grenzen zu gehen. Solche maximalen Trainingsreize sind wichtig, gerade für guttrainierte Athleten.

Taktik-Übungen bei digitalen Rennen

Für ambitionierte Fahrer bieten die Rennen zudem „Taktik-Übungen“, die auch später bei einem Straßenrennen oder Radmarathon eingesetzt werden können: Sie sind kaum planbar, deshalb muss der Fahrer ein Gefühl für das richtige Pacing und die taktische Einteilung im Rennen entwickeln und erlernen.

Auch die Auswahl der Strecke ist entscheidend für die Renntaktik: Im Flachen profitiert man von dem virtuellen Windschatteneffekt. Bergauf ist die Intensität meist extrem hoch. Schnelle Tempowechsel und Antritte bei einem hohen Grundtempo sind Aspekte, die in einem virtuellen Rennen verlangt werden. Die Belastung ist bei diesen Simulationen enorm hoch. Die Athleten fahren länger in deutlich höheren Leistungsbereichen, als es sonst im Training üblich ist.

Daraus ergeben sich auch Risiken. Das größte lautet: Übertraining. Umso wichtiger ist die genaue Planung. Und: Das Alternieren zwischen hochintensiven, Grundlagen- und Kompensations-Einheiten. Ergo: zwischen Trainingsreizen und Regeneration.

Digitales Training und Transparenz

Ich kann das Rennen nicht gewinnen. Die vier anderen Fahrer ziehen auf den letzten 500 Metern davon. Ich spüre Enttäuschung, aber auch Zufriedenheit. Beim Cool-Down lese ich meine Leistungsdaten – sie sind in fast allen Bereichen top. Doch nicht immer kann man sich auf diese Zahlen verlassen. Bei vielen Events wird das Setup der Fahrer kaum kontrolliert – im Gegensatz zu offiziellen E-Racing-Events wie der ersten E-Sports-WM der UCI, die am 9. Dezember ausgetragen wurde.

Die fehlende Kontrolle sorgt für Betrugsmöglichkeiten, absichtlich oder unabsichtlich durch eine fehlerhafte Technik.

In den oberen Renn-Klassen wird daher auf eine Transparenz geachtet, zum Beispiel durch Weight-Ins: Dabei filmen sich die Fahrer, während sie auf die Waage steigen. Dadurch wird verhindert, dass sich ein Athlet digital „leichter“ macht – was auf der digitalen Rennstrecke zu mehr Geschwindigkeit führt.

Die Plattformen berechnen die Geschwindigkeit vor allem aus der Watt-pro-Kilogramm-Relation. Die virtuellen Rennen unterscheiden sich auch durch andere Eigenheiten taktisch von einem Kriterium auf der Straße. Durch Powerups wie auch digitale Windschatteneffekte. Ich steige vom Rad und schalte den Ventilator und den Bildschirm aus. Ich will eine Revanche, im Kopf bin ich bereits bei den nächsten Rennen. Es ist der vielleicht wichtigste Effekt der virtuellen Rennen: Der Spaß am Wettbewerb, die Motivation, alles zu geben.

Hier finden Sie einen Trainingsplan von Stefan Kirchmair, mit dem Sie sich virtuell auf die neue Saison 2021 vorbereiten können.

Dieser Artikel erschien in der RennRad 1-2/2021. Hier können Sie die Ausgabe als E-Paper oder Printmagazin bestellen.


Der Experte: Stefan Kirchmair

Stefan Kirchmair ist zweifacher Ötztaler-Radmarathon-Sieger und Radtrainer mit A-Lizenz. Seine Renn- und Trainings-Erfahrungen gibt er gerne an alle Radsportbegeisterten weiter. Für Fragen stehen er und sein Team zur Verfügung. Mehr zu Stefan Kirchmair gibt es auch auf www.kirchmair-cycling.com sowie auf der entsprechenden Facebookseite.

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