Rennrad-Einsteiger, Geometrie, Ausstattung, Preis-Leistung, Tipps, Kaufberatung
Rennrad-Einsteiger: Geometrie, Ausstattung, Preis-Leistung

Worauf kommt es beim Rennrad-Kauf an?

Rennrad-Einsteiger: Geometrie, Ausstattung, Preis-Leistung

Der Radkauf und die Grundausstattung: Tipps, Anleitungen und mehr. Ein Material-Spezial für Rennrad-Einsteiger. Worauf kommt es beim Rennrad-Kauf an?
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Leere Verkaufsräume in den Radläden, lange Lieferzeiten bei Direktversendern – viele Rennrad-Modelle sind ausverkauft, einige Hersteller können nicht oder erst spät liefern. Und: Die Preise steigen, unter anderem wegen der Materialknappheit, der Frachtkosten und der Inflation, aber zu einem Teil auch wegen der hohen Nachfrage nach Fahrrädern. Umso schwieriger kann es sein, das richtige, das individuell passende Renn- oder Gravelrad zu finden – besonders als Einsteiger. Worauf es bei der Auswahl ankommt und welche Fehler zu vermeiden sind, zeigt unsere Übersicht.

Größe, Geometrie, Rahmenmaterial, Ausstattung, Fahreigenschaften, Variabilität, Preis-Leistungsverhältnis. Was bietet der Markt? Wie finde ich das Richtige? Wo lohnt es sich zu sparen?

Rennrad-Einsteiger, Geometrie, Ausstattung, Preis-Leistung, Tipps, Kaufberatung

Wissenswertes zum Preis-Leistungsverhältnis

Preis und Leistung

„Ein gutes Rennrad kostet mindestens 2000 Euro.“ Derartige pauschale Aussagen sind selten hilfreich, sondern können die Auswahl unnötig einschränken. Das Thema der – leider – enormen Preis-Inflation haben wir in einem Kommentar der RennRad-Ausgabe 1/2022 thematisiert.

Günstige Preise können etwa durch die Verarbeitung teilweise günstigerer Materialien – etwa Aluminium statt Carbon – erreicht werden.

Ein Rennrad mit einer soliden Ausstattung, etwa Shimano- oder Sram-Komponenten, ist bei einigen Herstellern bereits für weniger als 800 Euro erhältlich. Beispiele sind das Scott Speedster 50 für 799 Euro, das Trek Domane AL 2 für 794 Euro oder das Giant Contend für 749 Euro. Das günstigste Gravelbike von Decathlon, das Triban GRVL 120, kostet 629,99 Euro.

Die Top-Modelle vieler Hersteller – in der Version, wie sie von Profis der höchsten Rennklassen gefahren werden – kosten ein Vielfaches davon. Der Preis des Specialized S-Works Tarmac SL7: 12.799 Euro. Der des BMC Teammachine SLR01 One: 13.299 Euro. Zehn dieser Hightech-Rennräder haben wir für die RennRad-Ausgabe 1/2022 ausführlich getestet.

Rennrad-Kauf: Woher kommen die Preisunterschiede?

Preisunterschiede können unter anderem durch unterschiedliche Vertriebsmodelle, den Entwicklungsaufwand, die Materialqualität und auch durch die Preispolitik einzelner Hersteller zustande kommen.

Ein wichtiger Preisfaktor ist das Rahmenmaterial – ein anderer: die Komponenten. Hier hat sich in den vergangenen Jahren extrem viel getan. So arbeiten etwa Shimano-Di2- oder Sram-Etap-Gruppen elektronisch und teilweise oder komplett kabellos. Elektronische Schaltgruppen finden sich bereits an einigen Rennrädern der Preisklasse um rund 3000 Euro.

Komfort vs. Sport

Rennrad ist nicht gleich Rennrad. Der Markt hat sich enorm ausdifferenziert. So ist etwa ein Endurance- beziehungsweise Marathonrad auf lange Strecken und einen hohen Fahrkomfort ausgerichtet. Dies lässt sich zum einen durch eine spezielle Rahmengeometrie – mit einem längeren Steuerrohr und einem kürzeren Oberrohr – erreichen, was eine aufrechtere Sitzposition ermöglicht.

Flexibilität in der Sattelstütze, im Sitzrohr und in den Sitzstreben können durch spezielle, oft filigrane Rohrformen oder Carbonfasern und deren Verarbeitung erreicht werden.

Auch 28 bis 32 Millimeter breite, dämpfende Reifen und die für geringe Luftdrücke besonders geeignete Tubeless-Technologie – bei der der Reifen ohne Schlauch montiert werden kann – können Vibrationen und Erschütterungen effektiv dämpfen.

Rennrad-Typen für Einsteiger

Diese Rennrad-Typen sind aufgrund des höheren Komforts, des weniger direkten Handlings und der weniger sportiven Sitzposition oftmals besonders für Anfänger geeignet.

Auch bei Touren mit langen Bergauffahrten profitieren viele von einer entspannteren, aufrechten Sitzposition. Viele Modelle sind explizit für den Einsatz auf ruppigeren Untergründen und zum Teil für kompakte Schotterstraßen ausgelegt – sie können teils sogar wie Gravelbikes eingesetzt werden.

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Was gibt es bei der Geometrie zu beachten?

Geometrie

Zur Geometrie: Ein längerer Radstand – dieser bezeichnet die Distanz zwischen der Vorderrad- und der Hinterrad-Achse – trägt zu einer höheren Laufruhe bei. Allerdings kann die Agilität dadurch etwas geringer ausfallen. Wer zudem insbesondere bergige Touren fahren möchte, sollte auf eine Übersetzung achten, die ausreichend „leichte“ Gänge bietet. Eine Kompaktkurbel, klassischerweise mit Kettenblättern mit 50 und 34 Zähnen sowie einer Kassette mit 30- bis 34-Zähne-Ritzeln sind der Standard.

Marathonräder werden mit Rahmen aus Aluminium oder Carbon sowie aus robusten „Klassiker“-Materialen wie Stahl oder Titan angeboten.

Beispiele für diese Radgattung sind etwa die Modellreihen: Canyon Endurace, Rose Reveal, BMC Roadmachine, Giant Defy, Merida Scultura Endurance, Scott Addict SE, Storck Fascenario, Trek Domane, Fuji Gran Fondo, Cube Attain, Simplon Kiaro, Storck Fascenario, Cannondale Synapse, Specialized Roubaix, Lapierre Pulsium.

Was macht Aero-Rennräder aus?

Im Gegensatz dazu stehen etwa die Aero-Rennräder. Sie sind auf den Renneinsatz, eine hohe Geschwindigkeit und eine optimierte Aerodynamik ausgelegt.

Die Rahmengeometrie und die Sitzposition sind sportiver – sowohl was das Handling, als auch was die Sitzposition betrifft, sind Erfahrung und Gewöhnung nötig. Der Sitzwinkel fällt in den meisten Fällen deutlich flacher und gestreckter aus als bei einem Endurance-Rennrad. Durch flächigere Rohrformen, Hochprofillaufräder und die Integration der Kabel und Leitungen für die Bremsen und die Schaltung wird der Luftwiderstand verringert.

Aero-Rennräder sind besonders dann die richtige Wahl, wenn man vor allem schnell fahren will oder an Straßen-Rennen teilnehmen möchte. Einsteiger sollten die sehr sportive Sitzposition nicht unterschätzen und sich mit vielen kürzeren Fahrten an eine „aggressive“ Sitzposition gewöhnen.

Beispiel-Modellserien für aerodynamisch optimierte Rennräder lauten etwa: Canyon Aeroad, BMC Timemachine, Giant Propel, Merida Reacto, Scott Foil, Storck Aerfast, Trek Madone, Fuji Transonic, Cube Litening, Simplon Pride, Cannondale SystemSix, Lapierre Aircode, Basso Diamante SV, BH Aerolight.

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Leichtgewicht und Radgattungen

Bergauf zählt bei der Ausrüstung vor allem ein geringes Gewicht. Messungen ergaben, dass man bei einer Leistung von 250 Watt mit einem um ein Kilogramm leichteren Rad ab einer Steigung von 4,4 Prozent Vorteile gegenüber einem Aero-Rad hat.

An einer sechs-prozentigen Steigung „spart“ eine Gewichtsverminderung von 0,5 Kilogramm an einem ursprünglichen Systemgewicht von 85 Kilogramm bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 15 km/h eine Leistung von 1,2 Watt – von ursprünglich 236 Watt. Somit erhöht sich die Geschwindigkeit um 0,1 km/h.

In den vergangenen Jahren verlor das Gewicht bei neuen Serien-Rennrädern etwas an Bedeutung – wegen des Fokus’ auf die Aerodynamik, die auf vielen Strecken von größerer Bedeutung ist und wegen der Schreibenbremsen, die deutlich schwerer sind als Felgenbremsen. Das UCI-Gewichtsminimum von 6,8 Kilogramm erreichen vor allem auf die Leichtigkeit ausgerichtete Top-Modelle.

Auch viele aktuelle Allround-Leichtgewicht-Modelle wie etwa das Specialized Tarmac SL7 oder das Trek Emonda sind weitgehend aero-optimiert, für Scheibenbremsen ausgelegt und teils serienmäßig mit Aero-Hochprofil-Laufrädern ausgestattet. Dennoch sind einige Leichtgewicht-Modelle weiterhin auch mit Felgenbremsen-Systemen erhältlich.

Typische Modell-Serien: Specialized Aethos, Trek Émonda, Merida Scultura, Giant TCR, BH Ultralight, Canyon Ultimate, Rose XLITE, KTM Revelator Alto, BMC Teammachine, Scott Addict, Benotti Vial Evo.

Gravelbikes: Stärken und Einsatzgebiete

Gravelbikes haben ganz andere Stärken – und Einsatzgebiete: Sie sind „Räder für alle Fälle“, für Schotter, Waldwege, Trails und Asphalt. Die Reifen sind oft stark profiliert und zwischen 35 und 50 Millimeter breit. Die meisten Gravelbikes weisen eine eher komfortorientierte Geometrie auf, wie sie auch viele Endurance-Rennräder ausmacht. Oft können, etwa durch spezielle Bohrlöcher, Packtaschen für Bikepacking-Touren besonders gut angebracht werden. Durch einen zweiten Laufradsatz, auf dem schmalere, kaum profilierte Straßen-Reifen montiert sind, können Gravelbikes auch den klassischen Rennrad-Einsatzbereich abdecken.

Gravelbikes sind oft mit nur einem Kettenblatt ausgestattet, das in der Kombination mit einer großen Bandbreite der Ritzel der Kassette viele „leichte“ Gänge bietet. Die Aerodynamik und ein geringes Gewicht liegen dabei weniger im Fokus. Je nach Ausrichtung kann man etwa zwischen renn-, bikepacking-, und komfortorientierten Gravelbikes unterscheiden.

Beispielmodelle: Canyon Grizl oder Canyon Grail, Rose Backroad, BMC Urs, Giant Revolt, Merida Silex, Scott Addict Gravel, Storck Grix, Trek Checkpoint, Fuji Jari, Cube Nuroad, Specialized Diverge oder Specialized Crux, Cannondale Topstone, Liv Devote.

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Auswahl des geeigneten Rahmenmaterials

Rahmenmaterial: Aluminium und Carbon

Welches Rahmenmaterial ist für die eigenen Einsatzbereiche und das Budget das sinnvollste? Je nach dem verwendeten Werkstoff können Rennräder robuster, leichter oder steifer sein.

Die beiden bekanntesten und am häufigsten verwendeten Materialien sind Aluminium und Carbon. Stahl oder Titan werden bei den Serienmodellen großer Hersteller kaum eingesetzt. Alu-Rahmen sind oftmals günstiger, aber deutlich schwerer als Carbon-Modelle. Für eine hohe Stabilität und eine hohe Steifigkeit muss die Dicke und der Querschnitt der Aluminiumrohre erhöht werden, wodurch das Gewicht steigt.

Nicht alle Rohrformen, insbesondere flächige Aero-Formen, lassen sich dabei so gut umsetzen wie mit Carbonmaterial. Bei der Produktion von Carbonrahmen werden Kohlenstoffasern mit verklebendem Harz zu Platten verarbeitet und durch Hitze und Druck in die gewünschte Form gebracht. Dadurch werden sie oft in einem Stück gefertigt, während bei anderen Werkstoffen einzelne Rohre verbunden werden.

Ab einem Komplettrad-Preis rund 2000 Euro überwiegt der Anteil der Carbonrahmen auf dem Rennrad-Markt klar. Carbon weist eine besonders hohe Steifigkeit auf, wodurch es sich weniger stark verwindet und die Kraft besonders effizient übertragen kann. Es kann so verarbeitet werden, dass es in eine Richtung flext und somit den Komfort erhöht, während es in andere Richtungen besonders verwindungs- oder seitensteif ist und eine direkte Kraftübertragung ermöglicht.

Stahl und Titan

Die Werkstoffe Stahl und Titan stehen für Robustheit, Komfort und Haltbarkeit. Der Dämpfungskomfort solcher Metallrahmen ist aufgrund einer stärkeren Nachgiebigkeit oftmals hoch. Rennräder mit Stahl-Rahmen sind teilweise auch in den unteren Preisbereichen erhältlich. Titan ist sogar korrosionsbeständig.

Der Nachteil: der in der Regel hohe Preis. Neben dem Rahmen haben auch die Laufräder einen großen Einfluss auf das Gewicht eines Rennrads. Aluminium-Laufräder sind robust und oft günstiger, aber häufig schwerer und weniger steif als Carbon-Modelle. Aerodynamisch optimierte Hochprofil-Felgen mit Höhen von mehr als 35 Millimetern sind in der Regel aus Carbon gefertigt.

Scheibenbremsen und Komponenten

Felgenbremsen oder Scheibenbremsen? Breite oder schmale Reifen? Einfach- oder Zweifach-Antrieb, viele „leichte“ Gänge? Elektronische oder mechanische Schaltung? Lenkerbreite, Vorbaulänge, Sattelstützendesign, Sattelmodell – viele Ausstattungsvarianten und Kombinationen sind möglich. Viele Hersteller statten inzwischen die meisten ihrer Modelle serienmäßig mit hydraulischen Scheibenbremsen aus. Rennräder mit Felgenbremsen sind weiterhin erhältlich, jedoch ist die Auswahl eingeschränkt. Beide Systeme haben Vor- und Nachteile, jedoch ist unter anderem die Bremsleistung bei Nässe bei Scheibenbremsen in der Regel deutlich besser.

25 Millimeter – so breit sind die Reifen der meisten aktuellen Rennräder in der Regel. Oft sind auch 28, 30 oder 32 Millimeter breite Reifen montiert. Möglich wurde dies vor allem durch Scheibenbremsen. Denn bei ihnen fallen die Felgenbrems-„Zangen“ weg, durch die das Reifenvolumen naturgemäß eingeschränkt wird. Entsprechende Rahmendesigns lassen sich mit modernen Carbon-Rahmenformen und Verarbeitungstechniken leichter umsetzen.

So kann beispielsweise im Winter ein breiterer, profilierter Reifen gefahren werden, dann können auch mit vielen Rennrädern Gravelstrecken befahren werden. Hinsichtlich des Rollwiderstandes sind die Nachteile etwas breiterer Reifen meist sehr gering. Die Vorteile hinsichtlich des Komforts, des Grips und des Pannenschutzes – durch eine breitere Auflagefläche und einen geringeren Luftdruck – sind jedoch hoch. Auch das Tubeless-System, bei dem die Reifen ohne Schlauch montiert werden, trägt dazu bei.

Wer flexibel sein möchte, der sollte auf eine große Reifenfreiheit des Rahmens achten. Bei Modellen mit Scheibenbremsen ist diese, abhängig vom Rahmendesign, in der Regel größer als bei Rennrädern mit Felgenbremsen. Die Größe der Laufräder bei Rennrädern beträgt 28 Zoll beziehungsweise 700C. Im Gravelbereich und bei kleineren Rahmengrößen mancher Hersteller – etwa bei Canyon – findet man auch den Durchmesser von 27,5 Zoll, auch 650B genannt. Diese Laufräder stehen für einen kleineren Wendekreis und damit mehr Agilität. Eine Kurbelgarnitur mit zwei Kettenblättern ist der Standard bei Rennrädern.

Gruppe und Übersetzungen

Besonders bei Gravelbikes sind, wie bei Mountainbikes, oftmals Einfach-Antriebe montiert. Die bei Rennrädern am häufigsten verbauten Kettenblattkombinationen sind bei dem Hersteller Shimano die Kompakt-, Semikompakt-, oder klassischen Kurbeln mit 50 und 34, 52 und 36, oder 53 und 39 Zähnen vorne und eine Kassette mit elf Ritzeln mit elf bis meist 25, 28 oder 30 Zähnen. Die Hersteller Sram und Campagnolo bieten seit Jahren Kombinationen mit Zwölf-Ritzel-Kassetten an. Dadurch kann die Bandbreite an Gängen steigen und die „Sprünge“ zwischen den Gängen können geringer ausfallen. Mehr Ritzel ermöglichen auch bei Einfach-Kurbeln die gleichen Effekte. Da hierbei der Umwerfer an den Kettenblättern entfällt und die Gänge nur über das Schaltwerk an der Kassette gewechselt werden, ist weniger Material nötig, wodurch sich die Wartung vereinfachen kann.

Neu ist die Kombination einer Einfachkurbel und einer zusätzlichen Nabenschaltung, die der Hersteller Classified anbietet. Durch ein zweites „virtuelles“ Kettenblatt kann man ähnliche Bandbreiten wie mit einer 2×11-Gruppe erreichen und zugleich von einem geringeren Verschleiß der Nabenschaltung profitieren.

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Auf die Wahl der passenden Komponenten kommt es an

Nabenschaltung beim Rennrad?

Eine reine Nabenschaltung wird bei Rennrädern bisher nicht verbaut. Durch moderne Schaltwerksdesigns werden Ritzelpakete für Zwölffach- oder sogar für 13-fach-Kassetten ermöglicht. Zwölffach-Kassetten sind bei Sram, Campagnolo und bei den neuesten Modellen der Shimano-Gruppen Standard. Ein Vorteil von Zweifachkurbeln ist die größere Bandbreite an Gängen.

Bei einem klassischen Rennrad lohnt sich für Viele eine Zweifachkurbel, um auch bei Geschwindigkeiten von mehr als 25 km/h und unterschiedlichen Steigungen stets einen zur jeweiligen Trittfrequenz passenden Gang wählen zu können. Wer ein Gravelbike für den harten Offroadeinsatz sucht, wählt oftmals Einfachoptionen.

Alternativ kann man etwa eine Rennradkurbel mit einem größeren MTB-Ritzelpaket kombinieren, um bergauf ausreichend große Ritzel zur Verfügung zu haben. Um stets die individuell ausreichend hohe Trittfrequenz zu erreichen, empfiehlt sich im hügeligen Terrain eine Kompaktkurbel und eine größere Kassette, etwa mit der Option 11-32. Neben der Übersetzungsvariante ist die Wahl der Schaltung vor allem eine Preisfrage. Oft bieten Hersteller ihre Räder mit der gleichen Rahmenqualität in verschiedenen Ausstattungsvarianten an.

Unterschiede der Rennrad-Gruppen

Worin unterscheiden sich die Gruppen? Neben einem schnelleren und präziseren Schaltverhalten ist auch das Gewicht entscheidend – rund 500 Gramm liegen oft zwischen Einsteiger- und Top-Gruppen. Teils werden hochwertige Carbonteile verbaut, um diesen Gewichtsvorteil zu erreichen – etwa an den Kurbelarmen oder den Schalthebeln.

Vergleichsweise neu sind die gravelspezifischen Schaltgruppen – Shimano GRX, Campagnolo Ekar und die XPLR-Varianten der Sram-Gruppen – sie sind etwa besonders widerstandsfähig gegen Erschütterungen und bieten eine große Bandbreite an. Im Rennradbereich erwies sich in unseren Tests etwa die mechanische Shimano-105-Gruppe als besonders preis-leistungsstark.

Tipps für Rennrad-Einsteiger: Lenker, Sattel und Co.

Der „richtige“ passende Lenker kann viel zu einer optimalen Abstimmung des Rennrads auf die Sitzposition und die gewünschten Fahreigenschaften beitragen. Zu beachten ist jedoch, dass ein Tausch je nach der Verlegung der Schaltzüge und Bremskabel mit Aufwand und Kosten verbunden sein kann.

Je nach der Rahmengröße variiert die „Standard“-Lenkerbreite meist zwischen 40 und 44 Zentimetern. Größere Fahrer mit breiteren Schultern sollten auch breitere Lenker wählen. Wer eine aerodynamischere Sitzposition anstrebt und auf die größere Stabilität, die ein breiterer Lenker oft bietet, verzichten kann, kann einen schmaleren in Betracht ziehen. Als Faustformel kann hier gelten: Die Lenkerbreite entspricht der Schulterbreite, also der Distanz zwischen den Schulterknochen.

Auch die Streckung und die Tiefe des Lenkers, beschrieben als „Reach“ und „Drop“ sowie die Rohrformen haben Einfluss auf die Sitzposition und die Griffergonomie. Dämpfende, oftmals dickere Lenkerbänder können den Griffkomfort erhöhen. Für Gravelbikes gelten bei den Lenkern oft andere Dimensionen. Lenker, die für den Gravel-Einsatz spezialisiert sind, sind in der Regel etwas breiter. Durch seitlich ausgestellte Lenkerenden – dieses Design wird als „Flare“ bezeichnet – ist die Position in der Unterlenkerhaltung noch breiter. Ob ein Lenker auch während langer Ausfahrten passt, lässt sich durch Ausprobieren oder durch Hinweise aus einem professionellen Bike-Fitting herausfinden.

Ein weiterer entscheidender Kontaktpunkt zwischen dem Menschen und dem Rennrad ist der Sattel. Viele Fahrertypen kommen nur mit einzelnen Sattelmodellen oder speziellen Formen zurecht. Welche dies sind, lässt sich durch Ausprobieren beim Händler, durch Druckmessungen oder ähnliche Verfahren herausfinden.

Bei der Wahl des richtigen Sattels kommt es auch auf die Sitzknochenbreite an. Je nachdem, wie weit die Sitzhöcker voneinander entfernt sind, muss der Sattel schmäler oder breiter ausfallen. Bei der Polsterung kommt es weniger auf die Dicke des als auf die Dichte an. Oft bieten scheinbar „härtere“ Sättel eine langanhaltende und effektive Dämpfung. Auch Carbon-Schalten oder -Streben können besonders viel Dämpfung bieten. Aussparungen in der Mitte können für eine Entlastung im Sitzbereich sorgen. Die Sattelstütze kann, etwa durch eine runde oder eine D-förmige Rohrform sowie eine Kröpfung zusätzlichen Dämpfungskomfort bieten.

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Der Einsatzbereich spielt eine entscheidende Rolle bei der Auswahl

Rennrad-Kaufberatung: Auswahl und Einsatzbereiche

Wofür soll das Rennrad vor allem eingesetzt werden? So lautet – neben der nach dem verfügbaren Budget – eine der entscheidenden Fragen vor dem Kauf.

Folgende Fragen können helfen, die Auswahl des passenden Modells einzugrenzen:

  • Wird das Rad eher in flachen oder bergigen Regionen gefahren? Für häufigere Bergtouren ist, logischerweise, ein speziell auf die Aerodynamik ausgerichtetes Rennrad weniger vorteilhaft als für flache Strecken.
  • Soll das Rad für Wettkämpfe, für den täglichen Pendelweg oder für die lange Trainingsausfahrt am Wochenende genutzt werden?
  • Wo und wann soll das Rad gefahren werden? Ein Marathon- oder Endurance-Rennrad ist für viele Typen eine gute Wahl, wenn man ein solides und recht komfortables Rennrad für verschiedene Einsatzbereiche sucht. Die Reifenfreiheit und damit der Dämpfungskomfort und sogar die Allroad-Tauglichkeit sind oft größer als bei anderen Modellen. Für sportive Pendelfahrten und Bikepackingeinsätze können hingegen Befestigungsmöglichkeiten für Taschen oder Schutzbleche sinnvoll sein.
  • Auf welchem Untergrund wird das Rad gefahren? Wer ausschließlich auf asphaltierten Straßen fahren möchte, muss sich über Gravelbikes keine Gedanken machen. Wer allerdings auch über Schotter- oder Feldwege fahren möchte, sollte sich überlegen, wie groß der Anteil dieser Wege an seinen Touren ist. Einige Rennräder, insbesondere „Endurance“-Modelle, bieten Platz für 32 Millimeter breite Reifen. Andersherum: An Gravelbikes, an denen 45 Millimeter breite Reifen montiert sind, können auch schmalere Straßen-Reifen aufgezogen werden. Für diese Flexibilität eignet sich ein zweiter, mit einer Kassette und Bremsscheiben fahrbereit ausgestatteter, Laufradsatz besonders gut.
  • Ein Rad zum Reisen? Bikepacking ist einer der großen Outdoor- und Fahrrad-Trends. Wer Gepäck mitführen will, achtet etwa auf viele Befestigungsmöglichkeiten. Viele Räder bieten Bohrungen für drei Flaschenhalter, Taschen an beiden Gabelseiten oder sogar einer Tasche am Oberrohr. Große Taschen am Sitzrohr oder am Lenker benötigen in der Regel keine speziellen Zusatz-Bohrungen.

Tipps für Rennrad-Einsteiger: Rahmen und Größen

Welche Rahmengröße ist die passende? Angaben zur Größe des Rennrades findet man entweder in den gängigen internationalen Einordnungs-Größen – S, M, L – oder in den klassischen Rahmengrößen, die etwa der Sitzrohrlänge entsprechen.

Die Zahl – 49, 52, 54 et cetera – gibt die Länge des Sattelrohres der entsprechenden Größe an. Diese Größen sind jedoch nicht immer einheitlich, die Angaben unterscheiden sich von Hersteller zu Hersteller. Dies führt dazu, dass bei einem Neukauf die Rahmengröße individuell kontrolliert werden sollte. Viele Hersteller bieten dafür Größenrechner an.

Die Wahl des Rades rein anhand der Körpergröße zu bestimmen, ist nicht ratsam. Denn die Beinlänge und die Oberkörperlänge sind bei der Wahl der passenden Rahmengröße getrennt voneinander zu beachten. Generell kann man sich an einer Größenbestimmung über die Innenbeinlänge und die Körpergröße orientieren.

Stack und Reach

Zwei wichtige Größen der Rahmengeometrie sind dabei Stack und Reach – und das Verhältnis dieser Größen zueinander. Stack bezeichnet die senkrechte Distanz zwischen dem Tretlager und der Höhe des oberen Endes des Steuerrohrs. Reach bezeichnet die waagrechte Distanz zwischen dem oberen Ende des Steuerrohr und dem Lot durch das Tretlager. Das Stack-to-Reach-Maß definiert, wie sportiv und gestreckt die Sitzposition ausfällt. Stack-to-Reach-Maße unter 1,45 lassen auf einen sportiv orientierten Rahmen schließen, Werte von mehr als 1,55 weisen auf eine aufrechte, komfortorientierte Sitzposition hin.

Eine andere gute Möglichkeit, die richtige Größe zu finden, ist ein Bikefitting – die Analyse der Sitzposition und von Längen und Winkeln – vor dem Kauf. Davon ausgehend wird dann die passende Rahmengröße bestimmt und auch auf die gemessenen Werte eingestellt.

Für ein umfangreiches Bikefitting muss man mit Kosten von etwa 200 Euro rechnen. Die Investition lohnt sich oftmals, denn so kann man Schmerzen und einer falschen Belastung vorbeugen. Auch für Einsteiger ist ein Bikefitting zu empfehlen, bevor man sich an falsche oder weniger effiziente Sitzpositionen gewöhnt.

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Kauf im Fachhandel oder Online?

Worauf muss ich beim Rennrad-Kauf achten? Online-Shop und Radladen

Direkt-Versandhändler wie Rose und Canyon erhöhen sukzessive ihre Marktanteile. Auch Rennräder vieler anderer Marken können in Onlineshops erworben werden.

Für den Kauf beim Händler im Fahrradgeschäft spricht: Das Rad kann angesehen und probegefahren oder zumindest probegesessen werden. Jedoch betreiben auch einige Versender inzwischen eigene Ladengeschäfte. Ein Händler kann ein direkter Ansprechpartner vor Ort sein.

Im Schadensfall oder wenn es um die regelmäßige Wartung des Rades geht, kann das ein großer Vorteil sein. Aufgrund des großen Verkaufsanstieges der letzten Jahre bieten einige Händler nur noch für die Marken einen Service, die sie auch selbst führen. Ein Rennrad, das beim lokalen Händler gekauft wurde, kann in der Regel auch dort repariert werden.

Ein Vorteil der Direktversender ist der teils günstigere Preis für ein vergleichbares Modell mit einer vergleichbaren Ausstattung. Hinsichtlich der individuellen Beratung haben die Versender mit Chats oder Hotlines aufgeholt. Die Vor-Ort-Beratung und oftmals den Vergleich verschiedener Marken bieten hingegen vor allem die Händler in den Radläden.

Risiko beim Rennrad-Gebrauchtkauf

Wie bei vielen anderen Produkten kann man auch bei Fahrrädern durch einen Gebraucht-Kauf viel Geld sparen. Doch: Was gibt es zu beachten und wie groß ist das Risiko? Durch einen oder vielleicht sogar mehrere Vorbesitzer zahlt man für ein Rennrad weit weniger als den – vormaligen – Neupreis. Auch, wer ein nicht mehr aktuelles Modell als „Traumrad“ identifiziert hat, muss oft auf dem Gebrauchtmarkt suchen. Allerdings ist hier vor allem für Rennrad-Einsteiger Vorsicht geboten. Nicht jeder Verkäufer hat die bisher gefahrenen Kilometer des Rades korrekt ermittelt und angegeben oder „vergisst“ es, alle Stürze und mögliche nicht sichtbaren Schäden anzugeben.

Besonders bei Rahmen oder Komponenten aus Carbon können unbemerkte Beschädigungen bestehen: So können etwa durch Stürze Haarrisse im Rahmeninneren entstehen, die von außen nicht erkennbar sind. Auf jeden Fall sollte das Rennrad genau begutachtet und probegefahren werden. Nach dem Kauf des Rades, einigen Monaten Training und der Verbesserung der Fitness kommen bei Vielen die ersten Fragen nach potenziellen Verbesserungen am Rad auf.

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Das Zusammenspiel von Gewicht, Aerodynamik und Steifigkeit

Leichter und schneller

Wo lohnt es sich am meisten, zu investieren – und wo sind die Vorteile oft nur gering? Die Verbesserung eines Rennrades betrifft in der Regel zwei Größen, die eng miteinander verbunden sind: Das Rad soll leichter und schneller werden. Muss eine geringere Masse bewegt werden, reicht eine geringere Leistung aus, um auf eine bestimmte Geschwindigkeit zu gelangen – vor allem bergauf. Auf vielen Strecken, die weniger Höhenmeter aufweisen, ist für viele Fahrertypen die Bedeutung der Aerodynamik höher als die des Gewichts. Grundsätzlich kann man aber davon ausgehen, dass weniger Gewicht auch zu höheren Geschwindigkeiten bei gleicher Leistung führt, wenn die Strecke bergauf führt. Steifere Komponenten können die Effizienz der Kraftübertragung verbessern.

Gewicht, Aerodynamik, Steifigkeit – alle drei Faktoren können am Rennrad besonders effektiv durch Laufräder beeinflusst werden. Die größten Verbesserungen erreichen Einsteiger und Fortgeschrittene aber in den meisten Fällen ohne Geld auszugeben. Die Aerodynamik wird zu mindestens 70 Prozent vom Fahrer und dessen Haltung auf dem Rad beeinflusst. Das Gewicht des Athleten beträgt immer ein Vielfaches des Rennrads.

Und: Die absolute Leistungsfähigkeit und die Ausdauer lassen sich durch ein individuelles, strukturiertes und langfristiges Training verbessern – etwa mit unseren Tipps ab der Seite 86 dieser Ausgabe. Ein Spruch, der dem für Viele größten Radsportlers aller Zeiten Eddy Merckx zugeschrieben wird, lautet: „Don’t buy upgrades, ride up grades.“ Also: Anstiege hinauffahren und trainieren, statt besseres Material zu kaufen. Beides hat seine Wirkung – das eine mehr, das andere weniger.

Rennrad-Gebrauchtkauf: Worauf muss ich achten?

  • Wie ist der Allgemeinzustand des Rades? Kleinere Kratzer oder Macken im Lack sollte man genau ansehen. Deren Entstehung sollte man nachvollziehen können, um einzuschätzen, ob dabei auch andere Beschädigungen entstanden. Sieht das Rad gepflegt aus?
  • Sind vor Ort noch weitere Fahrräder zu sehen, an denen sich der grundsätzliche Umgang mit dem Fahrrad erahnen lässt? Wie sieht es beim Verkäufer in der Garage oder dem Radkeller aus?
  • Ist Rost erkennbar? Dann stand das Rad möglicherweise draußen, was auf einen nicht optimalen Umfang hinweisen könnte. Sind Dellen am Rahmen zu sehen, dann sollte man nicht kaufen.
  • Probefahrt: Sind Geräusche zu hören? Wackelt etwas? Wenn ja, sollte man dies besprechen und mögliche Reparaturen einschätzen.
  • Wie ist der Zustand der Verschleißteile? Diese können getauscht werden, die Kosten dafür sollten aber einkalkuliert werden.
  • Laufleistung des Rades: Passt die Angabe zum Zustand des Rades? An den Verschließteilen lässt sich auch die Mindest-Laufleistung eines Rennrads einschätzen. Häufig werden bei gut erhaltenen gebrauchten Rennrädern 500 bis 1500 Kilometer angegeben. Trifft dies zu, sollten kaum Verschleißspuren zu sehen sein.
  • Generell gilt: Vorsicht bei Carbon. Beschädigungen, etwa feine Haarrisse, sind nicht immer von außen zu erkennen.

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Diesen und weitere Artikel rund ums Thema Rennrad finden Sie in der RennRad-Ausgabe 03/2022. Hier können Sie die Ausgabe als Printmagazin oder E-Paper bestellen.

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