Monat: April 2021

Nadine Gill: Auf dem Weg in die Weltspitze des Frauen-Radsports

São Paulo, Skyline

45 km/h, 30 Grad, 80 Prozent Luftfeuchtigkeit, um fünf Uhr morgens – sie trainiert in einem Peloton, das einem Radrennen gleicht, mitten in einer Gruppe aus 30 Männern, hier am Rand der 20-Millionen-Einwohner-Stadt São Paulo. Jeden Donnerstag treffen sie sich hier. Die besten, stärksten, schnellsten Rennradfahrer São Paulos. 30 Männer – und eine Frau. Eine Deutsche. Sie ist 1,67 Meter groß, wiegt 57 Kilogramm und sie fährt erst seit weniger als 20 Monaten Radrennen: Nadine Gill.

Ihr Beruf: Diplomatin. Sie fährt in dieser Gruppe, wie so oft. Der Kurs ist flach, er führt um die Universität herum. Dies ist ein Ausscheidungsfahren: In jeder Runde scheiden Fahrer aus, die den Anschluss an die Gruppe nicht halten können. Die Geschwindigkeit fällt nie unter 40 km/h. Die Trainingseinheiten sind immer frühmorgens. Denn nur um diese Uhrzeit sind die Temperatur und auch der Smog der Stadt noch erträglich. Das Feld der Rennfahrer wird immer kleiner, das Tempo wird immer schneller. Bald sind nur noch zehn Fahrer auf der Rennstrecke. Die einzige Frau ist noch dabei – und wird am Ende Achte.

„Das ist ein gutes Training“, sagt sie danach. Nadine Gill ist 28 Jahre alt. Sie lebt seit 3,5 Jahren in Brasilien. In São Paulo, einer Stadt, die vielen als gefährlich gilt. Einer südamerikanischen Stadt, die ein wachsendes Industrie-Moloch-Konglomerat ist. „São Paulo ist sicher kein ideales Trainingsgebiet. Die Stadt ist riesig, laut und dreckig – und doch hat sie ihren eigenen Charme.“

Dieser Artikel erschien in der RennRad 5/2020. Hier können Sie die Ausgabe als E-Paper oder Printmagazin bestellen.

Nadine Gill: Vom Laufen zum Radsport

Nadine Gill spricht Portugiesisch. In Brasilien ist sie bekannt: Radsportfans kennen sie, die deutsche Aufsteigerin. Im Juli 2018 fuhr sie ihr erstes Radrennen in Brasilien. Ihre Bilanz bisher ist makellos: zehn Starts, zehn Siege. Mehrmals im Jahr ist sie auch in Deutschland, ihrer Heimat. Und fährt auch dort Rennen.

Bei diesen Gelegenheiten wurde sie im Jahr 2019 Zweite der Deutschen Bergmeisterschaften, Zweite der Granfondo-Weltmeisterschaft der Amateure in Polen – und Siegerin des Kufsteinerland Radmarathons. Im September trat sie als Gastfahrerin eines deutschen Teams zu ihrer ersten Etappenfahrt an, dem Giro Delle Marche, einem topbesetzten UCI-Rennen der Kategorie 2.2 in Italien. Sie wurde Siebte. Vor ihr platzierten sich ausschließlich WorldTour-Profi-Fahrerinnen. Zu diesem Zeitpunkt trainierte sie rund einem Jahr regelmäßig und planvoll auf einem Rennrad.

Davor lief sie. Sie lief schnell und sie lief weit. In ihrer Jugend gehörte sie zu den schnellsten Langdistanz-Läuferinnen Deutschlands. Dann folgten mehrere Verletzungen – und das Karriereende. Es war ein vorläufiges. Während ihres Studiums begann sie, wieder mehr zu laufen. Und länger. 2017 lief sie die 42,195 Kilometer des Boston- Marathons in den USA in 2:47 Stunden.

Doch darauf folgten: zwei Ermüdungsbrüche und eine Lungenentzündung. „Ich konnte nicht noch einmal wieder ruhig anfangen. Es ging einfach nichts mehr vorwärts“, sagt sie. „In der Phase hatte ich Motivations- und Gewichtsprobleme.“

Nadine Gill, Weltspitze, Frauen-Radsport

Nadine Gill ist auf dem Weg in die Weltspitze

Veni, vidi, vici

Um sie abzulenken und aus ihrem Tief zu holen, schenkte ihr Freund ihr ein Rennrad. Sie begann, zwei- bis dreimal pro Woche eine Runde zu drehen. „Ich dachte zuerst nicht an Rennen. Ich wollte nur den Spaß am Sport wiederfinden.“ Doch ihre Sicht auf Radrennen änderte sich schnell. Vier Trainingswochen sind vergangen, als sie zufällig ein Plakat sieht: die Ausschreibung des größten Radrennens von São Paulo. Sie meldet sich an, sie startet, sie fährt – und sie gewinnt.

Das war im Juli 2018. Heute trainiert sie fünf- oder sechsmal pro Woche nach den Vorgaben eines Trainers. Zwei bis drei kürzere Intervall-Einheiten unter der Woche sind ihr Standard. Daneben umfasst ihr wöchentlicher Trainingsplan in der Regel noch ein bis zwei lockere Grundlagenfahrten, sowie ein bis zwei Einheiten im Fitnessstudio. „Eigentlich mag ich lange Einheiten in den Bergen am liebsten. Die Geschwindigkeit, die Natur, der eigene Rhythmus. Nur ist das für mich nur selten umsetzbar. Leider.“

Training und Sicherheit

Das Training in Brasilien und vor allem in der 20-Millionen-Stadt São Paulo ist eine Herausforderung an sich: Verkehr, Smog, Chaos. Die meisten Straßen sind schlecht asphaltiert – der extrem dichte Straßenverkehr macht jedes Training zu einer gefährlichen Hindernisfahrt. Die Straßen und Strecken, die sich ohne größere Gefahren zum Trainieren eignen, sind rar. Aber es gibt sie – unter anderem in Form eines sieben Kilometer langen Radwegs entlang eines Flusses.

Nadine Gill fährt hier oft, morgens um sechs Uhr, vor der Arbeit, mit Hunderten anderen Radsportlern. Längere Ausfahrten sind hier nur an den Wochenenden möglich, wenn sie genug Zeit hat, um die Großstadt zu verlassen. „Ich brauche etwa eine Stunde, um aufs Land zu kommen, in die Natur.“

Ihre normalen Trainingszeiten: zwischen fünf und acht Uhr morgens. „Das liegt an meiner Arbeit, an den Temperaturen, am Verkehr – und an der Sicherheit. Meinem Freund und mir wurden schon zwei Rennräder gestohlen. Die organisierten Gruppen hier erkennen teure Modelle. Einmal wurden wir nachmittags überfallen, mit einem vorgehaltenen Messer. Abends ist es generell gefährlicher als morgens. Ich habe das Gefühl, dass die Gangster noch schlafen, wenn ich um fünf Uhr morgens trainiere.“

Im Hinterland der Megacity herrscht der Dschungel. Die Region um São Paulo ist hügelig. Der „Hausberg“ der Stadt, der Pico do Jaraguá, ist 4,5 Kilometer lang und durchschnittlich rund sieben Prozent steil. „Am Wochenende fahre ich manchmal in die brasilianischen Alpen. Die Stadt Campos do Jordão dort ist rund 1,5 Auto-Stunden von São Paulo entfernt und liegt auf 1500 Metern Höhe über dem Meer. Dort findet man einen der steilsten Anstiege des Landes, den ‚Paiol‘: Er ist sieben Kilometer lang und hat eine Durchschnittssteigung von zehn Prozent. An den steilsten Stellen ist er wie eine Wand – mit mehr als 18 Steigungsprozenten.“

Berge und Attacken

Nadine Gill liebt die Langstrecke – und die Berge. „Ich profitiere auch auf dem Rad von meiner Ausdauer, die ich durch das Laufen aufgebaut habe. Und ich weiß, was es heißt, sich zu quälen. Viele, die neu mit dem Radsport beginnen und bei Rennen starten, haben wohl Schwierigkeiten damit, dass ein gewisser Grad an Schmerzresistenz zum Radsport gehört. Ich nicht.“

Zudem hat sich nun für sie auch ein sportlicher Kreis geschlossen: Denn als Schülerin fuhr sie viel Mountainbike. „Von diesen technischen Grundlagen, der Radbeherrschung, profitiere ich noch heute – auch wenn ich zwischendurch mehr als zehn Jahre lang kaum Rad gefahren bin.“

Nadine Gill mitten in der Weltspitze

Zwei Monate, nachdem sie ein Rennrad, ihr erstes, geschenkt bekommen hatte, nahm sie an den Landesmeisterschaften des Staates São Paulo teil. Als Einzelstarterin ohne Team – gegen die besten Frauen-Equipes des Landes.

Die Strecke: ein Rundkurs, der einen Anstieg aufweist und zehnmal zu fahren ist. „An diesem Hügel habe ich attackiert – in jeder einzelnen Runde.“ Nach der achten Attacke ist sie allein. Sie erreicht das Ziel allein, als Solistin. Als Siegerin. „Die letzten 15 Kilometer hatte ich solche Schmerzen wie selten zuvor in meinem Leben. Die Muskulatur war völlig übersäuert, aber der Wille war stärker.“

Im Februar 2020 trat Nadine Gill erstmals gegen die besten Fahrerinnen der Welt an. Sie startet bei der WorldTour-Rundfahrt Setmana Ciclista Valenciana. Die Siegerin: Anna van der Breggen, die niederländische Ex-Weltmeisterin. Nadine Gill beendet die Rundfahrt als 15. Mitten in der Weltspitze.

Die Inhalte der RennRad 5/2020 in der Übersicht.

Nizza und Côte d’Azur: Tipps, Training und Touren in den Seealpen

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Wie eine Fischgräte, die in einem Berg steckt – dem Gipfel eines legendären Anstiegs: Dies sind die letzten Kilometer des berühmten Col de la Madone, und ich sehe die Antennenmasten hoch oben vor mir. Mein Ziel. Ich schalte in einen schwereren Gang und gehe aus dem Sattel, bei elf, 13, 15 km/h. Ich fahre bergauf, auf der schmalen Straße zwischen dem grauen felsigen Hang links und den grünen, braunen und gelben Büschen am steilen Abhang rechts von mir. Ich sehe die Sonne nicht mehr am Himmel. Er ist nicht mehr durchgängig blau, sondern hat sich hinter der Bergkette rötlich eingefärbt. Die langen Ärmel meines Trikots sind nass vom Schweiß und kühl von der Abendluft auf knapp eintausend Metern über dem Meer. Im Hafen von Nizza an der Côte d’Azur begann vor zwei Stunden meine Tour, die zunächst flach entlang der Küste durch Monaco und Menton zum Fuß des Anstieges führte. Mein Begleiter Thibault lässt sich kurz zurückfallen und fährt weit unter seinem Niveau an meinem Hinterrad.

Ich höre Verpackung knistern, dann höre ich ihn lauter atmen, weil er einen Energieriegel kaut, während seine Kette durch die hohe Trittfrequenz im Sitzen in diesem etwas flacheren Abschnitt surrt. Es ist für mich das letzte Mal in diesem Jahr, dass ich einen Pass befahre. Nur mit einer Reise war dies möglich. Denn nun, Mitte November, sind viele der hohen Pässe der Zentralalpen bereits wieder verschneit und unbefahrbar. 927 Meter über dem Meer erreiche ich den Passübergang des Madone.

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Erlebnisse in den Seealpen um Nizza und die Côte d’Azur

Zurück in den Hafen von Nizza

Zur Abfahrt in der frühen Novemberdämmerung reicht mir eine dünne Windweste. Von hier aus geht es nur noch bergab – verschwitzt und fröstelnd, eine Strecke von 25 Kilometern, zurück in den Hafen von Nizza an der Riviera, zurück in den milden Mittelmeerherbst bei 15 Grad Celsius in der Abenddämmerung.

Ein Ziel- und Ausgangsort vieler Touren rund um Nizza: das Café du Cycliste, das auch eine Rennrad-Modeboutique ist, in der die Radhosen und -trikots der gleichnamigen Marke verkauft werden. Dort stelle ich die Sitzhöhe meines Leihrennrades des kleinen Herstellers Officine Mattio aus dem nur gut 120 Kilometer entfernten italienischen Piemont ein, während die Milchschaumdüse an der Siebträgermaschine zischt, an der mein Pre-Ride-Cappuccino zubereitet wird.

Hier ist der Arbeitsplatz meines Streckenführers Thibault. Seine Bergfahrer-Figur hat der 29-jährige Ex-Radprofi, 58 Kilogramm Körpergewicht, 175 Zentimeter Körpergröße, Trikotgröße XS, nicht verloren – ebenso wenig seine Begeisterung für den Radsport und für die „Cols“, die legendären Anstiege zwischen der Côte d’Azur und den hohen Gipfeln der französischen Seealpen. Dazu gehören etwa der Col de la Bonette, an dessen Gipfel-Rundstrecke sich mit dem Rennrad eine Höhe von 2800 Metern erreichen lässt.

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Vive la Côte d’Azur

Hausberg von Nizza

Der Col d’Èze ist der Hausberg von Nizza, geeignet für kurze Bergtrainings und Ausblicke. Der Col de Turini mit seinen vielen kurzen und gleichmäßigen Serpentinen ist der Lieblingsanstieg vieler Einheimischer – auch von Thibault.

Der Col de la Madone ist als Lance Armstrongs Trainingsberg berühmt geworden. Die Zeit für die Auffahrt am Col de la Madone war Armstrongs Richtwert, ob die Form für einen Triumph bei der Tour de France reichen würde. Top-Profis legen die 910 Höhenmeter auf 13 Kilometern in weniger als einer halben Stunde zurück.

Pässe: Èze, Turini, Madone

Zu den Einheimischen zählen nicht nur die Franzosen, die hier leben und auf den schmalen, kurvigen Straßen zwischen dem azurblauen Meer und den dicht bewachsenen Cols trainieren. Die Côte d’Azur ist die Wahlheimat vieler Radprofis, die hier viele Trainingspartner, gutes Wetter, schöne Strecken sowie kürzere Wege zu den Rennen im europalastigen Weltradsport haben.

Was einige der Top-Radprofis hier ebenfalls genießen: einen Wohnsitz in Monaco, dem Zwergenstaat ohne Einkommens- und Erbschaftssteuer, der mit einigen Hochhäusern extrem schön an der Küste liegt. Dass ich nach weniger als 20 Kilometern in Monaco bin, bemerke ich auch ohne Straßenschilder. Mit jedem Kilometer, den man dem Fürstentum – und dem, nach dem Vatikan, zweitkleinsten Staat der Welt – näherkommt, werden die Autos glänzender, schwerer, die Auspuff-Geräusche werden dumpfer und dröhnender.

In Monaco selbst ist der Asphalt an vielen Stellen tiefschwarz und perfekt. Das Formel-1-Rennen auf den Straßen der Stadt zählt trotz der wenigen Überholmanöver zu den beliebtesten des Motorsportkalenders. Ich fahre vorbei am 179 Meter hohen Tour Odéon mit seinen 49 Stockwerken. Hier gibt es die wohl teuerste Penthouse-Wohnung der Welt: 3300 Quadratmeter für 300 Millionen Euro.

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Cyclosser und Packtaschen im Test, Tipps für Training und Ernährung, Hintergründe und Leistungsdaten zur Tour de France 2020, dazu die Reportage zum Three Peaks Bike Race – das bietet die RennRad 11-12/2020. Hier können Sie die Ausgabe als E-Paper und Printmagazin bestellen.

Nizza: Austragungsort der ersten Tour-Etappe 2020

Nizza ist oft weniger eng, weniger laut, es gibt Renaults mit Dellen, es gibt Märkte mit Gemüse in allen Formen, Fischen auf Eis und Blumen in Pastellfarben, es gibt Essen auf die Hand. Ein Picknick im Schneidersitz am Strand unterhalb der Promenade des Anglais, wo sich die erste Etappe der Tour de France 2020 im Sprint entschied.

Für Rennradfahrer führt der Weg oft durch das ruhige Menton, der letzten Stadt vor der italienischen Grenze zur Region Ligurien. Hier beginnen wir den Anstieg zum Col de la Madone, und von hier aus kann man über den Ort Sospel zum Col de Turini auffahren – oder auf weniger höhenmeterreichen Touren an der ligurischen Küste in Italien, auf dem Final-Abschnitt des Rennens Mailand-Sanremo, oder sogar bis zu den etwas nördlicher gelegenen Anstiegen auf der italienischen Seite der Seealpen.

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Tipps für Top-Touren um Nizza und die Côte d’Azur gibt es in der RennRad 11-12/2020

Pässe im Herbst

Der Anstieg zum Col de la Madone beginnt in Menton am Intermarché-Supermarkt zu unserer Linken. Er ist eine der bekanntesten Pausen-Stätten für Radsportler weltweit. Hier kaufen Profi- und Hobbysportler kühle Getränke, Snacks und Eis, um sich vor der Auffahrt zu stärken und abzukühlen, oder für eine Pause nach der Serpentinen-Abfahrt. Richtig ruhig wird es, als wir wenige Meter später an einer kleinen Brücke abbiegen.

Wie lange der Anstieg ist, bemerke ich in dem Moment, in dem ich auch erkenne, wie spät im Jahr es bereits ist. Noch sieben Kilometer, es ist noch nicht einmal 17 Uhr. Am Himmel über dem Berg verdrängt das Abendrot das Blau, das weit hinten, scheinbar tief unter mir liegend, am Horizont in das Blau des Mittelmeers übergeht. Es passt zum Gelb, Orange und Braun der Blätter, zum Rostrot der Felsen.

Auf der schnellen Abfahrt wird es dunkel, meine Sonnenbrille verstaue ich in den Lüftungsöffnungen meines Helmes oberhalb der Stirn. Schwarz, dunkelblau, dunkelrot, wenige helle gelblich weiße Lichter von Straßenlaternen, rote Bremslichter von Autos. Die letzte Bergfahrt der Saison, sie endet am Meer, in einer Großstadt, im Herbst, der hier nicht grau und nass und kalt ist – sondern voller Farben, wärmender Sonnenstrahlen und schneefreier Pässe.

Dieser Artikel erschien in der RennRad 11-12/2020. Hier können Sie die Ausgabe als E-Paper oder Printmagazin bestellen.


Nizza und Seealpen

Nizza ist mit 432.000 Einwohnern die fünftgrößte Stadt Frankreichs und nach Marseille die zweitgrößte Stadt der Region Provence-Alpes-Côte d’Azur. Die Entfernung zur italienischen Grenze beträgt etwa 30 Kilometer, nach Monaco sind es weniger als 20 Kilometer.

Die Ausläufer der Seealpen beginnen nahe der Stadt, die höheren Berge sind weniger als 100 Kilometer entfernt. An der Prachtstraße am Meer, der Promenade des Anglais, ereignete sich im Juli 2016 ein islamistischer Anschlag, bei dem 80 Menschen starben. Hier endete auch die erste Etappe der wegen der Corona-Pandemie verschobenen Tour de France 2020.

Sehen sollte man den Place Garibaldi, den ältesten Platz Nizzas, die hoch gelegene Burg mit ihren Gärten und der Aussicht auf die Stadt, die Berge und die Küste sowie die darunter gelegene Szene-Gegend der Rue Bonaparte. Der Cours Saleya ist eine belebte Fußgängerzone in der Altstadt mit vielen Cafés, Restaurants und Marktständen.

Zu den vielen kulinarische Spezialitäten der Region zählen: Das Pan Bagnat, ein Weißbrot-Sandwich mit Nizza-Salat-Füllung mit Sardellen, Ei, Gemüse und Oliven. Die Pissaladière, ein Zwiebelkuchen mit Sardellenpaste und Oliven. Socca: Kichererbsenfladen. Fougasse: provenzalisches Hefeteig-Brot, das mit Gemüse gefüllt wird. Probierenswert.


Café du Cycliste

Café du Cycliste ist nicht nur eine Radsport-Mode-Marke, die auf auffällige und teils von klassischen provenzalischen Mustern und Stilen inspirierte Designs setzt. Es gibt auch ein gleichnamiges Café mit Boutique und Verleih, das direkt am Hafen von Nizza liegt und das ein beliebter Treffpunkt für Touren ist, für Profis ebenso wie für Hobbysportler.

Wer nur mit Handgepäck reist, kann sich hier neben hochwertigen Rennrädern auch Helme und Radschuhe ausleihen. Auf der Website cafeducycliste.com gibt es neben dem Onlineshop auch Touren-Tipps für die Region.

Auffällig an der Marke ist die Lifestyle-Orientierung. „Dass das nicht allen gefällt, ist in Ordnung. Natürlich lehnen uns viele Rennfahrer ab“, sagt Mitgründer Rémi Clermont. „Heutzutage ist der Radsport bunt und vielfältig. Es ist Platz für alle. Und alle Facetten sind gut, solange man Rad fährt und Spaß hat.“

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Café du Cycliste ist nicht nur eine Radsport-Mode-Marke


Trainingslager: Tipps

Nizza eignet sich besonders gut für ein kurzes Trainingslager, bei dem Bergfahrten im Fokus stehen – dann, wenn einige Grundlagenkilometer schon absolviert sind oder wenn spät in der Saison noch einmal die Bergform getestet werden soll.

Attraktiv für Radsportler, die mit Nicht-Radsportlern anreisen: Die Stadt und die Küste bieten viele Möglichkeiten für Aktivitäten.

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Beispiele für Berg- Trainingseinheiten

Sweet Spot mit Beschleunigungen: längere Einheit
2 bis 3 Stunden GA1, mit zweimal 20 Minuten 88 bis 93 Prozent Intensität, alle 5 Minuten für 15 Sekunden volle Belastung fahren; Pausendauer 15 Minuten. Mit dem Trainingsfortschritt können aus zweimal 20 Minuten dann Varianten mit einmal 45 Minuten oder gar einmal 60 Minuten gemacht werden.

4 x 8 Minuten im EB-Bereich: sehr fordernd
90 bis 120 Minuten mit 4, maximal 8 Minuten leicht oberhalb der Schwellen-Intensität bei 100 bis 105 Prozent Intensität, bei circa 90 Prozent der maximalen Herzfrequenz; Pausendauer 5 Minuten. Das letzte Intervall sollte schwerfallen. Diese intensive Einheit sollte gut erholt gefahren werden.

4 x 6 Kraftausdauer K3 mit Trittfrequenz-Wechsel
Fünfmal fünf Minuten leicht unterhalb der Schwellen-Intensität bei etwa 85 Prozent der maximalen Herzfrequenz; Pausendauer 3 bis 4 Minuten. Dabei abwechselnd 60 Sekunden mit Trittfrequenz 40 bis 60 Umdrehungen, gefolgt von 30 Sekunden mit 90 bis 110 Umdrehungen. Ideal: bergauf durchführen.

30/10: Explosivität und Wettkampfvorbereitung
Zwei bis vier Sets mit sechsmal 30 Sekunden deutlich oberhalb der IANS, 110 bis 115 Prozent bis zur maximalen Herzfrequenz, abwechselnd mit 10 Sekunden lockeren Pausen. Eine geeignete Einheit, um die Explosivität in der unmittelbaren Phase vor einem Wettkampf zu schulen.