Monat: Oktober 2019

Regenjacken für Radsportler im Test: Kaufberatung zum Regenschutz

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Der Spruch „es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung“ ist zwar alt – doch enthält er auch ein gutes Stück Wahrheit. Die Phase des potenziell dauerhaft schlechten Wetters reicht in Mitteleuropa von Oktober bis April. Und auch im Sommer ist Regen keine Seltenheit. Dagegen kann man sich als Radfahrer schützen. Eine gute Regenjacke gehört zur Standardausstattung jedes Rennradfahrers. Die Frage ist: Was macht eine gute Regenjacke aus? Und wie viel „muss“ man für gute Regenjacken ausgeben?

Meist recht unbeeinflusst von dem Preis einer Jacke ist ihr Schnitt. Zwar sind günstige Modelle oft weiter geschnitten als teurere – doch auch in den günstigeren Preisklassen gibt es Modelle, die sehr eng und nahezu flatterfrei am Körper anliegen. Ein passendes Beispiel hierfür ist etwa das Modell von Endura: Die Jacke sitzt sehr nah am Körper, auch dank der besonders enganliegenden Bündchen.

Anders verhält es sich hingegen in der Regel beim Wetterschutz und der Atmungsaktivität. Dabei sollte man sich nicht zu sehr auf Angaben wie „Wassersäule“ oder „Dampfdurchlässigkeit“ verlassen. Denn was zählt, ist die Praxis. Was zählt, ist auf dem Rad.

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Regenjacken für Radsportler: Preis-Frage

Mit dem steigenden Preis steigt in der Regel auch die Wasserdichtigkeit der Regenjacken des Testfeldes – und oft auch ihre Atmungsaktivität. Die Jacken wurden von uns verschiedenen Testszenarien in der Praxis unterzogen, zu denen unter anderem eine Dauerberegnung gehörte, um die Wasserdichtigkeit zu testen.

So stellte sich heraus, dass Jacken unter 100 Euro fast immer deutlich kürzer das Wasser von außen abhalten als teurere Modelle. Zudem bildete sich in den Fahrtests in ihrem Inneren meist relativ schnell Kondens- und Schwitzwasser. Der Einsatzbereich ist also schnell klar: Viele dieser Jacken halten starkem Regen nur für eine bestimmte Zeit stand. Sie sind daher nur für kurze Regenschauer zwischendurch oder für eine auskühlende Abfahrt die richtige Wahl.

Betrachtet man die Jacken-Kategorie bis 200 Euro, dann zeigt sich, dass die Wasserdichtigkeit signifikant ansteigt. Auch ein längerer Regenabschnitt lässt sich problemlos überstehen. Da die Jacken zudem oft recht ventiliert sind, ist es auch nicht nötig, die Jacke sofort wieder auszuziehen. Ein anderes entscheidendes Kriterium ist der Schnitt. Während die Modelle von Löffler oder Gonso leger geschnitten sind, wird jenes von Bioracer dem Namensbestandteil „Race“ voll gerecht.

Allwetter-Trikots und Armlinge im Test

Regen

Regnerisches Wetter im Herbst muss nicht bedeuten, dass man das Rennrad stehen lassen muss.

Innovationen bei Regenjacken für Radsportler

Ab 200 Euro aufwärts kosten die Jacken-Modelle, die im Test vollauf überzeugten. Gerade in Sachen Regenbeständigkeit und Atmungsaktivität. Die einzelnen Materiallagen – bis zu drei – sind dann in der Regel perfekt aufeinander abgestimmt.

Aber: Mehr Lagen sind zwar dichter und vor allem auch wärmer, oft aber auch schwerer und vom Packmaß größer. Besonders überzeugend sind in beiden Kategorien Gore-Tex-Produkte. Eine optimale Symbiose aus Leichtigkeit und Wetterschutz bietet dabei das Gore-Shakedry-Material.

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Wie viel Geld sollte ich für eine gute Regenjacke ausgeben?

Das Fazit: Für kurze Fahrten und den akuten Nässeschutz genügt eine Investition von unter 100 Euro. Sehr gutes Material kostet ab 200 Euro. Für eine sehr gute Materialqualität, die mit einem geringen Packmaß verbunden ist, zahlt man ab 250 Euro.

Ausnahmen bestätigen jedoch auf beiden Seiten der Preisskala die Regel. Die Gonso Galibo Jacke etwa kostet nur rund 150 Euro und lieferte sehr gute Ergebnisse. Auf der anderen Seite konnten deutlich teurere Jacken, zumindest was den Regenschutz betrifft, die hohen Erwartungen nicht ganz erfüllen.

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Warum sind Hersteller von Regenjacken in der Kritik von Umweltschützern?

Hersteller von Outdoorbekleidung sind schon seit längerem deutlicher Kritik von Umweltschützern ausgesetzt. Stichworte: Fluorcarbone oder kurz PFCs oder PFOAs. Diese Chemikalien werden sehr oft in den wasserdichten Membranen verwendet, da sie hervorragende Eigenschaften mit sich bringen, eben auch die Wasserdichtigkeit. Allerdings sind diese synthetischen Stoffe nicht abbaubar und gelangen so in den natürlichen Kreislauf.

Wie schädlich PFCs am Ende aber sind, ist noch nicht zu 100 Prozent nachgewiesen. Momentan werben immer noch nur sehr wenige Hersteller mit PFC-freier Ware. Dieses ehrgeizige Ziel haben sich zwar auch die Großen der Branche auf die Fahnen geschrieben, die Umsetzung dauert aber noch an.

Pflegetipps für Regenjacken

1. Es ist wichtig zu wissen, aus welcher Art von Membran die Jacke hergestellt ist. Fragen Sie daher beim Händler nach. Mikroporöse Membranen sollten recht häufig gewaschen werden, damit die Transportkanäle wieder frei werden. Bei porenlosen Membranen gilt hingegen der Leitsatz: So wenig wie möglich, aber so oft wie nötig waschen.

2. Grundsätzlich mit flüssigem Funktionswaschmittel waschen. Bitte beachten Sie das eingenähte Pflegeetikett. Wählen Sie grundsätzlich den Schonwaschgang mit zwei Spülgängen bei einer Waschtemperatur von circa 30° C. Viele Waschmaschinen haben hierfür auch ein extra Outdoor-Programm.

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Soll man Regenjacken wirklich in den Trockner legen?

3. Auch der Trockner hilft. Die wasserabweisende Ausrüstung wird am besten reaktiviert, indem Sie das Kleidungsstück etwa 30 bis 50 Minuten lang bei niedriger Temperatur im Schontrocknungsgang trocknen. Alternativ kann man die Jacke auch mit niedriger Temperatur vorsichtig bügeln.

4. Landläufig heißt es, dass Wassertropfen am Obermaterial abperlen sollen, weil sonst die Funktion beeinträchtigt ist. Dies ist aber nur die halbe Wahrheit. Denn: Auch wenn Funktionsmembranen in der Regel absolut wasserdicht sind, wird der Oberstoff zusätzlich meist mit einer Imprägnierung ausgerüstet, damit er sich nicht mit Wasser vollsaugen kann. Ist der Oberstoff nämlich nass, wird die Atmungsaktivität der Membran um bis zu 80 Prozent beeinträchtigt.

5. Wenn das Wasser also nicht mehr vom Oberstoff abperlt, sondern ein nasser Fleck entsteht, sollte man nachimprägnieren. Schließen Sie nach dem Waschen sämtliche Reißverschlüsse, hängen Sie das Kleidungsstück auf einen Kleiderbügel und sprühen Sie das Imprägniermittel gleichmäßig auf die noch feuchte Oberfläche der Kleidung. Trocknen Sie das Kleidungsstück anschließend wie oben beschrieben. Wir empfehlen ausschließlich Aufsprüh-Imprägnierungen. Von der Verwendung einwaschbarer Imprägniermittel raten wir ab.

Regen, Peloton, Regenjacke

Bei einer Regenschlacht wie dieser braucht der Rennradfahrer die richtige Regenjacke.

In der RennRad-Ausgabe 11-12/2019 haben wir diese 17 Regenjacken getestet

Marke Modell UVP Prädikat
BBB Storm Shield 79,95 Euro
Endura FS260-Pro Adrenaline Race Cape II 89,99 Euro Preis/Leistung
Biehler Reflective WechselhaftTestbrief 120,00 Euro Preis/Leistung
Craft Verve 129,95 Euro
Gonso Galibo 149,95 Euro
Skinfit Scudo Val Mustair 169,00 Euro
Bioracer Kaimaan 189,00 Euro
Mavic Cosmic H2o SL 199,00 Euro Kauftipp
Sportful Hotpack Norain Ultralight 199,90 Euro
Löffler Prime GTX Active 199,99 Euro Kauftipp
Ekoi Event DV Storm 249,00 Euro
Rapha Race Cape 260,00 Euro
Castelli Idro 2 269,95 Euro Testsieger
Gore C7 Gore-Tex Shakedry 279,95 Euro / 329,95 Euro
Katusha Light Rain Jacket 280,00 Euro
UYN Alpha Biking Jacke 299,00 Euro Race-Tipp
Assos Schlosshund Equipe RS Rain Jacket 300,00 Euro

Die ausführlichen Testberichte finden Sie in der RennRad-Ausgabe 11-12/2019. Darin werden die Stärken und Schwächen der Regenjacken beleuchtet, technische Daten und Features der Jacken ein. Hier können Sie die Ausgabe 11-12/2019 als Printmagazin oder als E-Paper bestellen.

Die getesteten Regenjacken in der Bildergalerie

BBB Storm Shield

Endura FS260-Pro Adrenaline Race Cape II, Test, Regenjacken, Kaufberatung

Endura FS260-Pro Adrenaline Race Cape II

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Biehler Reflective Wechselhaft

Craft Verve, Kaufberatung, Regenjacken, Test

Craft Verve

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Gonso Galibo

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Skinfit Scudo Val Mustair

Bioracer Kaimaan, Kaufberatung, Test

Bioracer Kaimaan

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Sportful Hotpack Norain Ultralight

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Ekoi Event DV Storm

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Rapha Race Cape

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Castelli Idro 2

Gore C7 Gore-Tex Shakedry

Gore C7 Gore-Tex Shakedry

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Katusha Light Rain Jacket

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UYN Alpha Biking Jacket

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Assos Schlosshund Equipe RS Rain Jacket

Mallorca als Destination für Rennrad-Trainingslager

Mallorca, Trainingslager

Tropfen auf der Brille, Prasseln auf dem Helm. Der Regen setzt ein – innerhalb von fünf Sekunden. Es ist ein Platzregen. Vom dunklen Asphalt springen die Tropfen zurück. Die graue Lauffläche des Vorderreifens färbt sich dunkel. Ein sanfter Platzregen im milden Winter. Der Regen zieht bald vorbei, die Sonne bricht wieder durch, das Meerwasser glitzert in der Bucht, unter der Regenjacke wird es uns zu warm. Wir fahren die ersten Berge der Saison. Die ersten richtigen Berge, ohne Schnee und Eis. Wir sind am Coll de Soller, wir fahren zehn Kilometer bergauf, legen 450 Höhenmeter am Stück zurück. Der Coll de Soller ist einer der meistgefahrenen Berge des Radsports. Denn dies ist eine Radsport-Insel. Mallorca ist die Radsportinsel. Für viele Rennradfahrer ist das Trainingslager in Mallorca ein jährliches Ritual. Ein verlässliches Trainingslager, ein wesentlicher Baustein im Formaufbau für eine gute, lange Saison.

Wer noch nicht hier war, kennt Bilder, Namen und Erzählungen: Cap de Formentor, Sa Ca­lobra, Puig Major. Berge im Meer, Serpentinen hinab und hinauf an Buchten mit azurblauem Wasser, durch Felsenspaliere, vorbei an kargen, trockenen Büschen.

Winter in Deutschland, perfekte Bedingungen auf Mallorca

Es ist spät im Winter, in Deutschland liegt noch Schnee. Wir fliehen zur Mandelblüte, rosa und weiß leuchtet es an Straßen, die frei sind von Schnee und Rollsplit. Straßen, an denen Schilder die Autofahrer zum Sicherheitsabstand von 1,5 Metern ermahnen, wenn sie Radfahrer überholen. Als wir am Flughafen in Palma ankommen und mit dem Auto die Insel durchqueren, zeigt das Thermometer 18 Grad Celsius.

Die Hand friert nicht, wenn man sie während der Fahrt aus dem Fenster streckt. Ein letztes Mal in dieser Woche sitzen wir im Auto. Die nächsten Tage verbringen wir auf dem Rad oder im Bett oder morgens und abends am Esstisch.

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Zwischen Alcudia und Pollenca

Unsere Trainingswoche hatten wir schon lange gebucht. Man kann es sich einfach machen auf Mallorca, kaum eine Destination ist für Radsportler zugänglicher. Wir haben es uns einfach gemacht. Wir haben gebucht: Halbpension im Grupotel „Los Principes“, Leihräder von Huerzeler. Mehr brauchen wir nicht, hier am Sandstrand von: Platja de Muro, wie es die Mallorquiner selbst und stolz auf Katalanisch nennen, oder aber Playa de Muro, wie es auf Spanisch heißt. Es ist der Strandabschnitt der Gemeinde Muro, im Nordosten der Insel, in der Bucht zwischen Alcudia und Pollenca.

Huerzeler ist allgegenwärtig auf Mallorca. Die Trikots, welche die Gäste mit dem Radsport-Paket erhalten, sieht man überall auf der Insel. Zusätzlich zum Verleih bietet Huerzeler unter anderem Werkstätten, Boutiquen und Treffpunkte für geführte Ausfahrten an. Max Huerzeler hat die Firma unter seinem Namen gegründet.

Als Profi und ehemaliger Bahnrad-Weltmeister lernte Huerzeler Mallorca als Trainingsinsel kennen. Er war 1986 einer der Ersten, die Mallorca als Radsport-Insel für viele Freizeitathleten erkannten. Und er schaffte es, diese Seite Mallorcas prominent zu machen.

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Radsport auf Mallorca als Geschäftsmodell

Seit 1986 ist der Radsport auf Mallorca das Geschäft von Huerzeler, 2005 verkaufte der Gründer die Firma. Das Angebot wird jedoch unter dem prominenten Namen weitergeführt. Dass Mallorca in Deutschland nicht nur auf den Ballermann, die wenigen Quadratkilometer Partytourismus an der Küste von Palma, reduziert wird, liegt auch an Unternehmen wie Huerzeler.

Mallorca steht für Radsport, für Trainingslager, für Saisonvorbereitung – auch wenn der Party-Tourismus das Image der Insel noch immer prägt. Bekannt ist vor allem der Balneario N° 6, der Strandabschnitt, dessen Namen über Wortspielereien zum Namen des berühmten Strandlokals „Ballermann 6“ führte und als „Ballermann“ für diese Art des Tourismus steht.

Dieser Artikel erschien in der RennRad-Ausgabe 3/2019. Hier können Sie die Ausgabe als Printmagazin oder E-Paper bestellen!

Radsportler: Beliebter als Party-Touristen

Beliebter als die Party-Touristen sind bei den Mallorquinern meist die Radsportler, die ihr Geld nicht nur zwischen All-inclusive-Hotel und dem Ballermann lassen. Die überhaupt deutlich mehr Geld ausgeben als Durchschnitts-Urlauber, rund 30 Prozent. Und die man als gute und treue Gäste gewinnen kann. Die 8000 Startplätze für die zehnte Ausgabe des Radmarathons Mallorca 312 waren in diesem Jahr schon nach weniger als einer Woche komplett ausverkauft. Die meisten kommen nicht nur für das Event, sondern bleiben gleich länger als eine Woche, viele erweitern die Reise sogar zum Familienurlaub, sagt Organisator Xisco Lliteras.

Dennoch sind die Radfahrer bei den rund 870.000 Mallorquinern nicht unumstritten. Zur Hochsaison Mitte April füllen sie die Straßen und erschweren gerade auf kurvigen und schmalen Küsten- und Bergstraßen mitunter den Autofahrern das Überholen. Auch Umweltschützer kritisieren den zunehmenden Sporttourismus, der durch beliebte Events wie Mallorca 312, den Marathon in Palma oder den Halbdistanz-Ironman-Triathlon in Alcudia immer größer wird.

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Welches ist der beste Standort für ein Trainingslager auf Mallorca?

Für Mallorca gilt: Die Wege sind kurz. Wer ein paar Tage bleibt und einige Mehrstunden-Touren fährt, kann einen Großteil der 3.640 Quadratkilometer großen Insel erleben. Der kann Mallorca in allen Facetten kennenlernen: Das Inselinnere kann flach sein. Im Tramuntana-Gebirge im Nordwesten kann man extrem bergige Touren fahren.

Welcher der „beste“ Standort für ein Trainingslager auf Mallorca ist, ist umstritten. Denn fast überall auf der Insel gibt es auf Rennradfahrer ausgerichtete Hotels und Verleihstationen, Traumstrecken, ideale Trainingsmöglichkeiten.

Was es beim Trainingslager auf Mallorca zu beachten gilt: Weiterführende Tipps gibt es hier!

Nordwesten und Nordostküste

Doch der Nordwesten und die Nordostküste zwischen Port de Pollenca, Port d’Alcuida und Can Picafort sind besonders beliebt. Der Hauptgrund: die legendären Anstiege im Tramuntana-Gebirge. Der Norden ist ein guter Ausgangsort für die Klassiker-Touren, bei denen man an der Westküste entlang durch die Serra de Tramuntana über viele berühmte Anstiege der Insel fährt. Für ein frühes Trainingslager können diese Touren oftmals zu schwierig sein – der „Küstenklassiker“ etwa bringt es über 136 Kilometer auf 2300 Höhenmeter.

Auch kürzere, wellige Touren oder weitgehend flache Touren lassen sich von Muro aus starten. Für die Flachetappen fährt man etwa in den Osten oder in das Landesinnere Richtung Süden. Der Nordwesten bietet sich als Kompromiss an für alle, die bergige, wellige und flachere Touren gleichermaßen fahren wollen.

Wer vor allem Berge fahren will, für den kann die Stadt Soller im Gebirge nahe der Westküste ein guter Ausgangsort sein. Coll de Soller, Coll dels Reis bei Sa Calobra, Coll de Sa Bataia, Coll d’Honor sowie der mit 880 Metern höchste Pass Mallorcas, der Coll de Puig Major – viele der längsten und bekanntesten Anstiege lassen sich von hier aus schnell erreichen.

Mallorca, Trainingslager, Tipps

Tipps fürs Trainingslager auf Mallorca

Süden und Osten

Von der Hauptstadt Palma aus ist man schnell in den Bergen des Südwestens und an den Küstenstraßen in der Gegend des Hafens von Andratx. Von Palma in Richtung Osten gibt es zudem viele überwiegend flache Touren. Hier lohnen sich Guides: Wer sich einer geführten Gruppe anschließt, ist auf den ruhigen Verbindungsstraßen unterwegs und kann die bei Rennradfahrern weniger bekannten Gegenden der Insel im Südosten erkunden.

Ein Vorteil des Inselsüdens und des -ostens, gerade im Frühjahr: Das Wetter ist häufig beständiger. Die Wolken hängen oft in den Bergen, im Nordwesten gibt es bis zu viermal so viel Niederschlag, während im Süden die Sonne scheint und die jährlichen Durchschnittstemperaturen im Flachland der Insel etwa drei Grad Celsius höher sind als in den Bergen.

Rennrad-Frühling auf Mallorca

Gut zehn Millionen Menschen reisen jährlich nach Mallorca. Nur ein Bruchteil davon kommt zum Radfahren. Doch die Zahl der Rad-Touristen steigt. Der Großteil der Radfahrer kommt zwischen Februar und Mai, wenn der Frühling in Mitteleuropa noch nicht da ist oder noch nicht zuverlässig genug erscheint.

Für 2019 rechnen Tourismus-Experten mit rund 250.000 Radsport-Gästen. Das wären 25 Prozent mehr als noch 2018. Die Reise lohnt sich für Ganzjahres-Radsportler vor allem dann, wenn es zu Hause noch besonders unwirtlich ist – etwa Ende Februar.

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Brauche ich eine Rennrad-Reservierung auf Mallorca?

Wer früh im Jahr kommt, kann auch ohne Rennrad-Reservierung anreisen. Im April wird es eng: „Wer Mitte April ohne Reservierung zum Radfahren nach Mallorca kommt, sollte Wanderschuhe dabeihaben“, sagt Marcel Iseli, der die größte Huerzeler-Station leitet, die südliche in Platja de Muro.

Durch den Ort führt die Hauptstraße MA-12, an ihr reihen sich Radverleihe und Sporthotels. Von hier aus lassen sich viele der beliebtesten Touren direkt starten. Etwa die zur Bucht von Sa Calobra an der Westküste, über die legendären Serpentinen und durch die 270-Grad-Kurve, den Krawattenknoten.

Die Straße ist eine Sackgasse. Der höchste Punkt ist der Coll dels Reis mit 728 Metern. Man erreicht ihn, wenn man auf der Straße zwischen dem berühmten Kloster Lluc und der Stadt Soller am – wegen der vielen hier pausierenden Radsportler – nicht zu übersehenden Straßenkiosk abbiegt. Danach geht es zehn Kilometer hinab nach Sa Calobra und weiter bis zur Meeresbucht.

Alle Inhalte der RennRad-Ausgabe 3/2019

Mallorca, Trainingslager, Tipps

Die Kurven und Anstiege Mallorcas zählen zu den beliebtesten der Welt. Die Insel bleibt ein Trainingslager-Klassiker.

Herausforderung Mallorca

Der Rückweg ist eine Herausforderung: zehn Kilometer mit 710 Höhenmetern.

Der Blick auf die vielen zwischen Felsen verlaufenden Serpentinen, auf das Meer, die Fahrt durch das enge Felsentor und vor allem durch den legendären Krawattenknoten, an dem der Aufstieg fast geschafft ist, machen den meist einfach „Sa Calobra“ genannten Anstieg zu einem der bei Radsportlern weltweit beliebtesten Pässe.

Bestseller: Elf Räder zwischen 2500 und 3100 Euro im Test

Mallorca, Trainingslager

In der Ausgabe 3/2019 finden Sie Tourentipps und Trainingsinhalte für Ihr Trainingslager auf Mallorca.

Mallorca als Standort für Rennrad-Trainingslager: Informationen

Mallorca ist mit 3640 Quadratkilometern und 876.000 Einwohnern die größte der spanischen Baleareninseln. Die Haupt- und größte Stadt ist Palma.

Neben den Stränden und Buchten prägen die Berge und Bergstraßen des Gebirgszuges Serra de Tramuntana die Westküste der Insel. Hier befindet sich der mit 1145 Metern höchste Punkt der Insel: der Puig Major, über den mit 880 Metern Höhe auch der höchste Pass der Insel führt.

Kommentar: Warum die Politik beim Umgang mit Radfahrern versagt

Klima auf Mallorca

Das subtropische Klima bietet milde und kurze, aber feuchte Winter. Wegen der Berge ist die Niederschlagsmenge im Süden deutlich geringer als im Norden. Im Spätsommer und im Herbst gibt es vermehrt heftige, kurze Regenfälle. Der Herbst ist statistisch wärmer als das Frühjahr, jedoch auch regnerischer.

Der Radmarathon Mallorca 312, die legendäre Inselrunde, war mit 8000 Startplätzen innerhalb weniger Tage ausverkauft.

Ötztaler Radmarathon 2019: Leistungsdaten, Leistungsmessung, Analyse

Ötztaler Radmarathon 2019, Ötztaler, Leistungsanalyse

Beim Ötztaler Radmarathon 2019 herrschten für viele Fahrer optimale Bedingungen, um ihre beste Leistung herauszukitzeln. Wie gut gelang ihnen das? Woran haperte es im Zweifel. RennRad erklärt Details zur Leistungsmessung und zeigt die Leistungsdaten und -analyse von vier Fahrern: Markus Hertlein, Jonas Leefmann, Felix Hegar und Lisa Brunnbauer.

Leistungsmessung beim Ötztaler Radmarathon

Leistung, Power, Watt: Bei Wettkämpfen wie Radmarathons führt meist eine möglichst konstante und hohe Dauerleistung zum Erfolg. Hierfür gilt die Wattleistung als entscheidender und verlässlicher Parameter zur Steuerung der Intensität. Diese lässt sich mit einem am Rennrad verbauten Leistungsmesser, einem sogenannten Powermeter, erheben. Er kommuniziert via ANT+ oder Bluetooth mit einem Radcomputer.

Es gibt verschiedene Powermeter-Systeme. Klassischerweise arbeiten sie mit Dehnmessstreifen. Diese länglichen Sensoren sind meist an den Kurbeln angebracht und erkennen selbst minimale Verformungen des Materials. Sind sie richtig kalibriert, kann anhand dieser gemessenen Materialverformung die Leistung des Fahrers errechnet werden. Powermeter können außer im Kurbelarm auch in der Hinterradnabe, am Kettenblatt-Spider oder in den Pedalen verbaut werden.

RennRad-Ausgabe 11-12/2019: Alle Inhalte auf einen Blick

Garmin Vector im Test

Für unsere Analyse der Ötztaler-Werte nutzten wir die Vector-3-Pedale von Garmin. Ein Vorteil von Pedal-Powermetern ist, dass sie wie „normale“ Pedale schnell zwischen unterschiedlichen Rädern getauscht werden können. Auch die Montage erfolgt extrem schnell und einfach. Zudem lässt sich damit stets die Effizienz der Links-Rechts-Kraftverteilung beim Pedalieren überwachen.

Die Messgenauigkeit gibt Garmin mit +/- einem Prozent an. Mit 316 Gramm ist das Mehrgewicht im Vergleich zu Standard-Pedalen gering. Unsere Tester hatten die Vector 3 über Wochen, teils Monate hinweg im Einsatz – ohne Mängel oder Ausfallerscheinungen. Die Vector sind mit Look-Kéo-Schuhplatten kompatibel. Der Preis pro Paar beträgt 899,99 Euro.

Garmin Vector, Leistungsmessung

Garmin Vector erleichtert die Leistungsmessung bei Radsportlern

Mehr Informationen über die Vector-3-Pedale von Garmin erhalten Sie auf der offiziellen Website.

Das könnte Sie ebenfalls interessieren: DRF-Luftrettung beim Ötztaler Radmarathon 2019 am Start

Leistungsanalyse vom Ötztaler Radmarathon: Die Strecke

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Zahlen, Daten, Fakten: Die Analyse des Ötztaler Radmarathons 2019

Sölden (1377 Meter) – Längenfeld – Umhausen – Oetz (820) – Kühtai (2020) – Kematen (610) – Völs – Innsbruck (600) – Sonnenburgerhof – Schönberg – Matrei am Brenner – Steinach am Brenner – Gries am Brenner – Brenner (1377) – Sterzing – Jaufenpass (2090) – St. Leonhard im Passeiertal – Timmelsjoch (2509) – Sölden (1377 Meter)

Leistungsanalyse: Begriffsklärung

  • FTP: Functional Treshold Power, funktionelle Schwellenleistung – die maximale Leistung, die ein Athlet theoretisch über einen Zeitraum von einer Stunde konstant erbringen kann. Sie dient häufig als Orientierungswert für das Pacing. Die FTP lässt sich in Leistungsdiagnostiken oder durch einen selbst durchgeführten 20-Minuten-Belastungstest sowie etwa durch eine Automatik-Funktion auf der Online-Trainingsplattform Zwift ermitteln. Die Formel: Man multipliziert die 20-Minuten-Durchschnittswattleistung mit 0,95.
  • FTP (rel.): steht hier für das Verhältnis der FTP-Watt-Leistung zum Körpergewicht. Dieses ist entscheidend für die Leistungsfähigkeit an Anstiegen.
  • NP: Normalized Power, die gewichtete Wattleistung.
  • W/Kg: Watt pro Kilogramm Körpergewicht.
  • Hf: Herzfrequenz in Schlägen pro Minute.
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Der Experte: Markus Hertlein analysiert die Ötztaler-Leistungsdaten

Markus Hertlein, 26, ist Sportwissenschaftler. Er absolvierte sein Sportstudium aus Liebe zu den Bergen in Salzburg. Sein Wissen kombiniert er mit Leidenschaft für den Radsport und Jahren der Rennerfahrung, was sich etwa in einer Ötztaler-Zeit von 7:07 Stunden zeigt. Er arbeitet in München als Trainer für Radsportler und Triathleten. www.wattschmiede.at | facebook.com/wattschmiede

Ausführliche Reportagen und Erfahrungsberichte der vier Fahrer lesen Sie in der RennRad 11-12/2019. Hier können Sie die Ausgabe als Printmagazin oder E-Paper bestellen.

Markus Hertlein: Analyse der Leistung beim Ötztaler Radmarathon 2019

Alter 26
Gewicht 58,8 kg
FTP (abs.) 310
FTP (rel.) 5,27
Zeit 07:07:24
NP 235
Markus Hertlein, Ötztaler Radmarathon 2019

Die Einordnung der Leistung des Experten Markus Hertlein

Einordnung des Experten Markus Hertlein

„Mein Knackpunkt: der Brenner. Ähnlich wie viele andere Starter des Ötztaler Radmarathons habe ich hier deutlich überzogen. Die Umstände mit der Position in der Spitzengruppe waren sicherlich besonders, aber das Phänomen ist typisch für den Ötztaler Radmarathon: Die Gruppe am Brenner fährt zu schnell, aber zurückfallen lassen will man sich nicht. Bei mir kommt hinzu, dass die Gruppe den gesamten Brenner über gekreiselt ist und ich damit zusätzlich dauerhaft an der Führungsarbeit beteiligt war.

Die Durchschnittsleistung mit 243 Watt bei einer Schwellenleistung von 310 Watt wirkt auf den ersten Blick zwar nicht enorm hoch. Doch entscheidend ist, wie sich diese Leistung zusammensetzt. Ich wechselte dauerhaft zwischen 270 bis 300 Watt, also knapp unter der Schwelle während der Führungsarbeit, und lockeren 150 bis 200 Watt im Windschatten.

Ein Parameter, der meine hohe Belastung deutlich besser darstellt, ist die Herzfrequenz. 162 Schläge pro Minute im Durchschnitt, bei einer Schwellenherzfrequenz von 169, ist sehr intensiv – wohl zu intensiv. Auch wenn ich mich in diesem Moment noch „sehr stark“ fühlte und im Anschluss sogar noch die ersten 15 Minuten des Jaufens mit den Top-3-Fahrern mithalten konnte. Die Rechnung für die Aktion am Brenner bekam ich viel später: am Timmelsjoch. 229 Watt und eine Herzfrequenz von 159 zeigen den Einbruch. Am Kühtai waren es noch 275 Watt, am Jaufen 276 Watt.“

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Jonas Leefmann: Analyse der Leistung beim Ötztaler Radmarathon 2019

Alter 37
Gewicht 72,3 kg
FTP (abs.) 320
FTP (rel.) 4,43
Zeit 08:10:15
NP 237
Jonas Leefmann, Ötztaler Radmarathon, Leistungsanalyse

Experte Markus Hertlein ordnet die Leistung von Jonas Leefmann beim Ötztaler Radmarathon 2019 ein

Einordnung des Experten Markus Hertlein

„Jonas paced das Rennen sehr gut. Die im Vorfeld mit seinem Trainer erarbeitete Rennstrategie setzt er bis zum Jaufenpass nahezu perfekt um. Mit 88 Prozent der Schwellenleistung, 284 Watt am Kühtai, 72 Prozent, also 233 Watt am Brenner, und 83 Prozent, also 268 Watt, am Jaufenpass läuft alles nach Plan. Er kann die Werte gut einhalten.

Leider bekommt Jonas mit Fortdauer des Rennens immer mehr Probleme mit seinem Magen. Er muss sich schon am Brenner zwingen, feste Nahrung zuzuführen, und irgendwann sind auch Gels keine Option mehr, da er sie nicht bei sich behalten kann. Das rächt sich im zweiten Teil des Timmelsjochs. In der ersten Hälfte reicht es noch zu guten 248 Watt und er kommt bei knapp über 6,5 Stunden zur Verpflegung in der Schönau an. Mit weiterhin 240 bis 250 Watt und rund 3,5 Watt pro Kilogramm Körpergewicht hätte es noch für eine Zeit von unter acht Stunden gereicht. Doch nun kommt der „Mann mit dem Hammer“.

Aufstieg nagt an der Motivation

Nach der Verpflegung in Schönau reichen seine Energiereserven „nur“ noch für 203 Watt. Der Puls fällt von 140 auf 130 Schläge im Schnitt und er braucht noch über 50 Minuten bis zum Gipfel. Mit etwa 60 bis 65 Prozent der Schwellenleistung ist das nur mehr der untere Grundlagenbereich und auch der Puls mit 130 Schlägen im Durchschnitt zeigt, wie erschöpft Jonas zum Ende des Rennens war.

Zusätzlich nagt der Aufstieg an seiner Motivation: Er erkennt, dass er eine Zeit unter acht Stunden mit dieser Leistung wohl nicht mehr erreichen wird. Genauso kommt es dann auch. Um 14.22 Uhr erreicht er das Timmelsjoch. In 23 Minuten hinab nach Sölden? Das schaffen selbst die Schnellsten nicht.

Das Rennen von Jonas liefert ein sehr gutes Beispiel für die Komplexität eines Rennens vom Format des Ötztalers. Eine gut geplante und perfekt umgesetzte Pacingstrategie ist nichts wert, wenn man keine darauf abgestimmte und vor allem am Renntag funktionierende Verpflegungsstrategie hat.“

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Felix Hegar: Analyse der Leistung beim Ötztaler Radmarathon 2019

Alter 41
Gewicht 83,0 kg
FTP (abs.) k.A.
FTP (rel.) k.A.
Zeit 09:12:22
NP 235
Felix Hegar, Leistungsanalyse, Ötztaler Radmarathon

Wie ist die Leistung von Felix Hegar einzuordnen? Eine Analyse von Markus Hertlein

Einordnung des Experten Markus Hertlein

„Felix überzieht trotz der Warnungen seiner Freunde bereits am Kühtai deutlich. Er begeht zwei typische Fehler, die sehr viele Starter des Ötztalers machen. Erstens: Er lässt sich von seinem guten Gefühl zu Beginn des Rennens täuschen. Er hatte sich im Vorfeld aufgrund fehlender Richtwerte keine richtige Pacingstrategie zurechtgelegt und sich daher auf sein Gefühl verlassen müssen.

Im Nachhinein schätzt er seine Fahrweise am Kühtai als sehr konservativ ein. Die Leistungsaufzeichnungen zeigen jedoch ein komplett anderes Bild. Er fährt das Kühtai im Schnitt mit 258 Watt. Diese Leistung setzt sich allerdings aus sehr ungleichmäßigen Abschnitten zusammen. Zu Beginn fährt er etwa fünf Minuten lang bei 275 Watt. Das Steilstück überwindet er sogar mit 288 Watt über sechs Minuten. Leider kennt er seine FTP nicht. Allerdings ist davon auszugehen, dass diese Werte deutlich darüber liegen. In diesen Abschnitten erreicht seine Herzfrequenz mit 162 bis 165 Schlägen auch die höchsten Werte des ganzen Rennens.

Verpflegungsstrategie beim Ötztaler Radmarathon

Gerade diese intensiven Abschnitte führen zu einem stark erhöhten Energieverbrauch, womit wir zum zweiten Fehler kommen. Die verbrauchte Energie, die Felix am Kühtai investiert, fehlt ihm in den späteren Abschnitten des Rennens. Dafür verantwortlich ist auch seine Verpflegungsstrategie, die ausschließlich auf kohlenhydrathaltigen Getränken basiert. Der konstante Abfall in den Leistungen der vier Anstiege – 258, 229, 225 und 202 Watt – deutet daraufhin, dass seine Energiereserven immer kleiner wurden. Das erklärt auch, warum er am Timmelsjoch „nur“ noch 202 Watt treten kann.

Aufgrund fehlender Leistungsdaten vor dem Ötztaler ist es schwer abzuschätzen, was mit einer besser geplanten Verpflegungs- und Pacingstrategie wirklich möglich gewesen wäre. Allein mit etwas mehr Kohlenhydraten hätte es aber sicher für eine Zeit von weniger als neun Stunden gereicht.“

RennRad 11-12/2019: Die aktuelle Ausgabe ist jetzt erhältlich. Bestellen Sie das Magazin bei uns im Shop – als Print oder als E-Paper!

Lisa Brunnbauer: Analyse der Leistung beim Ötztaler Radmarathon 2019

Alter 37
Gewicht 55,0 kg
FTP (abs.) 220
FTP (rel.) 3,45
Zeit 09:23:23
NP 158
Lisa Brunnbauer, Ötztaler Radmarathon

Markus Hertlein bewertet die Leistung und die Strategie von Lisa Brunnbauer beim Ötztaler Radmarathon 2019

Einordnung des Experten Markus Hertlein

„Die Strategie von Lisa, das Kühtai mit 184 Watt, also etwa 83 Prozent ihrer Schwellenleistung von 220 Watt, zu fahren, ist zwar konservativ, aber vernünftig. Allerdings weicht sie von dieser Strategie am Einstieg zum Brenner ab und fährt dort fast 30 Minuten lang mit 175 Watt, also fast 80 Prozent ihrer Schwellenleistung. Diese Aktion kostet viel Energie. Dennoch schafft sie es, nicht komplett einzubrechen.

Die 175-Watt-Leistung vom Brenner kann sie ebenfalls über den Jaufenpass abrufen. Mit 160 Watt am Timmelsjoch, 73 Prozent der Schwellenleistung, ist ihre Ermüdung im Vergleich zu anderen Fahrern deutlich geringer. Entscheidend hierfür ist neben einem extrem hohen Trainingsumfang von 26.000 Kilometern ihre Verpflegungsstrategie. Mit 90 Gramm pro Stunde führt sie während der rund 9,5 Stunden enorm viele Kohlenhydrate zu. Zu hinterfragen ist sicherlich, ob 26.000 Kilometer und 90 Gramm Kohlenhydrate pro Stunde aus trainingswissenschaftlicher und physiologischer Sicht wirklich sinnvoll sind.

Mit etwas mehr Fokus auf Qualität statt auf Quantität, in beiderlei Hinsicht, hat sie sicher noch Potenzial in ihrer Leistungsfähigkeit. Dennoch ist die grundlegende Herangehensweise von Lisa durchaus richtig und durchdacht und bietet mit etwas Feintuning an den richtigen Stellschrauben fraglos Potenzial für Verbesserungen.“

Breitensport vs. Leistungssport: Leitartikel zur gegenläufigen Entwicklung

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Auf der einen Seite fahren immer mehr Menschen Rennrad, es entstehen Rad-Cafés, Trainingsgruppen, Apps und Online-Trainingsplattformen werden Teil des Alltags, die Startplätze der großen Radmarathons sind innerhalb weniger Stunden ausverkauft. Der Breitensport ist die eine Seite des Sports. Die andere spielt sich heute meist in kleinen Dörfern ab, rund um Kirchen, Marktplätze und Industriegebiete. Diese Seite ist der Ursprung des Rennrades und des Radsports. Sie heißt: Radrennen. Die klassischen Rennen – Straßenrennen, Zeitfahren, Kriterien, Rundfahrten – für Fahrer, die in einem Verein sind und eine Rennlizenz haben. Dieser, der ursprüngliche Teil, des Radsports verliert immer weiter an Bedeutung. Die Rennen werden weniger, die Fahrerfelder werden kleiner.

Woran liegt das? Was ist an Radrennen so unattraktiv? Und: Braucht der Radsport, braucht eine Gesellschaft, den Leistungssport? Oder entsteht gerade ein neuer Radsport? Einer ohne Vereine, ohne Lizenzen, ohne die alten Traditionen.  Einer, der zur generellen und nachhaltigen Entwicklung der Gesellschaft passt. Einer des Individualismus.

Weniger Rennen, weniger Chancen

Vor dem Ötztaler Radmarathon zahlen jedes Jahr mehr als 20.000 Menschen je fünf Euro, um in den Lostopf für einen der rund 4000 Startplätze zu kommen. Dafür, an einem Tag 227 Kilometer über vier Alpenpässe und 5100 Höhenmeter fahren zu dürfen.

Heute zeichnen viele Rennradfahrer jede ihrer Fahrten auf. Man vergleicht, mit der App Strava, seine Leistung mit der von anderen – an jedem Hügel, an jedem Flachstück. Man zahlt 15 Euro im Monat, um auf Online-Plattformen wie Zwift, auf dem Hometrainer vom eigenen Wohnzimmer aus, in einer virtuellen Welt mit anderen zu fahren – oder in Radrennen gegen sie anzutreten.

Was spricht gegen echte Radrennen? Was spricht gegen Vereine? Die verkrustete Struktur? Aktuell gibt es in Deutschland rund 500 Juniorenfahrer: 500 Jugendliche zwischen 16 und 18 Jahren haben eine Lizenz gelöst, um Radrennen zu fahren. Zwischen 1997 und 2016 hat sich ihre Zahl halbiert.

Aus diesem immer kleiner werdenden Talentpool sollen einmal die deutschen Tour-de-France-Stars der Zukunft hervorgehen. Während auch die Zahl der Radrennen sinkt. Die beispielhafte Entwicklung in Nordrhein-Westfalen zwischen 2005 und 2015: Von einst rund 130 blieben zehn Jahre später noch weniger als 70 Straßenrennen übrig.

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Grundprobleme

2019 soll das Jahr der Gegenbewegung werden. Zumindest wenn es nach dem Bund Deutscher Radfahrer (BDR) geht. Der hat eine Reform beschlossen – mit dem großen Ziel: die Einstiegshürden in den Radrennsport zu senken. Das Lizenzsystem wurde vereinfacht. Statt der gewohnten drei gibt es nun nur noch zwei Renn-Klassen: Elite-Amateure und Amateure. Der Lizenzsport wurde für Hobby- und Jedermann-Fahrer etwas weiter geöffnet. Und umgekehrt: Denn seit diesem Jahr dürfen bei der größten deutschen Jedermann-Rennserie, dem German Cycling Cup (GCC), auch alle Lizenzfahrer teilnehmen.

Doch ob dies die Rettung des traditionellen Rennsports ist, ist mehr als fraglich. Natürlich werden sich beide Szenen – die Rennszenen der Fahrer mit und ohne Lizenz – etwas stärker mischen. Doch die großen Jedermann-Rennen sind schon seit Jahren attraktiver als die meisten Lizenz-Rennen: schönere Strecken durch die Innenstädte statt durch Industriegebiete, mehr Zuschauer, mehr Medieninteresse und deshalb in vielen Fällen auch: mehr Sponsoren. Die große Chance einer Reform wurde vertan. Sie hätte beiden Seiten genutzt.

Bürokratie

Die Vertreter des BDR und jene des GCC hätten sich vielleicht einigen – und auf den Strecken zusätzlich zu Jedermann- auch Lizenzrennen austragen – können. Die Grundprobleme des Radrennsports werden weiter bestehen bleiben: Zu wenige Rennen, zu wenige Fahrer, zu wenig Nachwuchs, zu wenige ehrenamtliche Helfer – und vor allem der rosa Elefant im Raum, der ein enormes Problem für alle Sportveranstalter darstellt, und der, wenn er weiter so wächst, der Tod der nicht-professionellen und nicht-durchkommerzialisierten Sport-Veranstaltungen in Deutschland sein wird: die Bürokratie.

Die immer strengeren Auflagen, die einzuholenden Genehmigungen, die immer weiterwachsenden Kosten. Die Bürokratie und der damit enorm steigende Arbeitsaufwand ist eine der Hauptursachen dafür, dass viele Vereine die Organisation von Events nicht mehr durch das Engagement ihrer ehrenamtlichen Helfer stemmen können.

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Defizite

Vielleicht kann der Niedergang etwas verlangsamt werden – aufgehalten wird er so nicht. Die dahinterstehende, die große Frage lautet: Braucht Deutschland, braucht eine Gesellschaft, den Leistungssport? Die Antwort lautet: ja.

Gerade jetzt, in einer immer stärker körper- und bewegungslosen Gesellschaft. Einer Gesellschaft, in der Menschen durchschnittlich mehr als acht Stunden täglich sitzend verbringen. In der fast 80 Prozent der Befragten einer DKS-Studie außerhalb des Berufs nicht einmal das Mindestmaß an Bewegung, 150 Minuten pro Woche, erreichten. Einer Gesellschaft, in der immer mehr Kinder motorische Defizite haben: Laut einer Krankenkassen-Studie hat der Anteil der 6- bis 10-Jährigen mit motorischen Entwicklungsstörungen in zehn Jahren um 63 Prozent zugenommen. Eine Befragung der AOK ergab, dass nur jedes zehnte Kind ausreichend Bewegung hat. Und dies in einer Gesellschaft, der die große Digitalisierungs- und Automatisierungswelle erst noch bevorsteht. In der eine „Generation Smartphone“ heranwächst, die Krankheitsbilder wie den „Handydaumen“, eine Sehnenentzündung, entwickelt. Heute leiden die Hälfte der 14- bis 17-jährigen Patienten an Rücken- und Nackenschmerzen. Über die Hälfte der Erwachsenen und mehr als 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland sind übergewichtig.

Selbstoptimierung als Trend

Menschen brauchen positive Beispiele. Eine Gesellschaft braucht mehr als das „Ins-Fitnessstudio-Müssen“, hinter dem für Viele derselbe Antrieb steht: den eigenen Marktwert zu erhalten. Sich zu optimieren. Eine Gesellschaft braucht das Miteinander, das Zusammenarbeiten, das Ehrenamt, den Leistungssport – denn nur in diesem einen Teilsystem der Gesellschaft sind alle gleich – an jeder Startlinie.

Hier haben alle dieselben Chancen und das Versprechen: Der Beste gewinnt. Wer im Sport und mit dem Sport sozialisiert wird, verinnerlicht die Ideal-Grundregeln dieser Gesellschaft: Leistung, Ausdauer, Wille, Fairness und vor allem Teamwork.

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Anachronismus

Das Engagement einzelner und ganzer Vereine muss anerkannt und belohnt werden. Die Bürokratie muss weniger werden. Der Schulsport muss gestärkt werden, der Radrennsport bekannter gemacht werden. Die Gesellschaft braucht einen Gegenpol zur immer weiter zunehmenden Bewegungslosigkeit. Zum immer volleren Alltag. Zur Verschulung der Kindheit und Jugend. Zum Verlust von Freiheit. Zum Starren-auf-Bildschirme.

Der Radsport ist ein Anachronismus. Er fordert viel Zeit. Er dreht sich um Schmerz, um Härte gegen sich selbst, Willenskraft, Verzicht, Selbstdisziplin, Selbstaufgabe – im Verbund mit anderen. Er ist ein absoluter Teamsport. Wer nicht mit und für die anderen arbeitet, wer nicht alles gibt, ist weg vom Fenster. Der wird nichts erreichen. Es gibt Hoffnung. Positive Beispiele. Engagement. Genau damit wurde das Junioren-Rennen des Klassikers Paris-Roubaix gerettet. Den Veranstaltern fehlten 10.000 Euro, es drohte die Absage. Das Ende einer Tradition – und einer Chance für den Nachwuchs.

Bis sich mit einem Facebook-Posting alles änderte. Denn es war der Paris-Roubaix-Sieger von 2015, John Degenkolb, der die erste Spende tat. Und per Crowdfunding zur Rettung des Rennens aufrief. Erfolgreich. Gerade die heutige entkörperlichte, sitzende Gesellschaft braucht den Leistungssport. Als etwas, das sehr weit über den modernen Instagram-Selfie-Selbstoptimierungs-Fitnessstudiosport hinaus geht. Als Gegenpol zum Alltag.


Weitere Leitartikel von RennRad-Chefredakteur David Binnig

GPS-Radcomputer im Test: Empfehlungen, Stärken, Schwächen, Kaufberatung

GPS-Radcomputer, Test, Kaufberatung

40 Kilometer pro Stunde, 35, 30, 20, 10. Ein Blick über die rechte Schulter, ein Handzeichen, abbiegen. Links, rechts, geradeaus: Der Pfeil auf dem Display leitet durch unbekannte Gegenden auf einsamen Straßen zu den schönsten Anstiegen. Per Ortung erkennt der GPS-Radcomputer die Position und zeigt am Bildschirm, wohin die Route führt. Die Display-Einheiten auf dem Vorbau sind jedoch weit mehr als Navigationssysteme für die beste Routenführung. Dank der Anzeige von Watt-Leistungswerten oder der Herzfrequenz ermöglichen sie ein minutiös gesteuertes, effizientes Training. Komplexe Intervall-Einheiten lassen sich nach Vorgabe des Computers einfach durchführen. Mehr Leistung durch Toptechnik – doch was können die modernsten Geräte wirklich? Und: Für welchen Fahrertyp eignet sich welches Gerät?

Diese GPS-Radcomputer haben wir getestet

Marke Modell Preis im Bundle / Preis als Solo-Gerät Prädikat
Bryton Aero 60 269,95 Euro / 199,95 Euro Preis-Leistung
Garmin Edge 830 499 Euro / 399 Euro Testsieger
Lezyne Mega XL GPS – / 199,95 Euro
Sigma ROX 12.0 Sport Set 479 Euro / 399 Euro
Wahoo Elemnt Roam – / 349,99 Euro Testsieger
Xplova X5 Evo – / 399 Euro

Die ausführlichen Tests der GPS-Radcomputer finden Sie in der RennRad-Ausgabe 9/2019. Dort erhalten Sie genaue Angaben zum Gerät, Stärken und Schwächen, der App/Plattform und ein präzises, kritisches Fazit. Die Ausgabe können Sie hier als Prinzmagazin oder als E-Paper bestellen.

Die getesteten GPS-Radcomputer in der Bildergalerie

Bryton Aero 60

Garmin Edge 830, GPS-Radcomputer. Test, Kaufberatung

Garmin Edge 830

Lezyne Mega XL GPS

Lezyne Mega XL GPS

Sigma ROX 12.0 Sport Set, GPS-Radcomputer

Sigma ROX 12.0 Sport Set

Wahoo Elemnt Roam

Wahoo Elemnt Roam

Xplova X5 Evo, GPS-Radcomputer im Test

Xplova X5 Evo

GPS-Radcomputer im Test: Bedienung

Ob Touchscreen oder Tasten an den Seiten oder an der Front: Es gibt bei GPS-Computern unterschiedliche Bedien-Konzepte. Je nach Hersteller unterscheiden sie sich – sie bieten unterschiedliche Vorteile, aber auch mögliche Nachteile. Welches Konzept das individuell optimale ist, hängt vom Einsatzzweck ab und ebenso von persönlichen Präferenzen.

Wer ein Gerät mit Touchscreen kauft, etwa von Garmin, Sigma oder Xplova, wird feststellen: Die Displays reagieren bei den besten Modellen oft genauso flüssig wie bei modernen Smartphones. Ähnlich wie bei einem Smartphone können teilweise auch Zusatz-Info-Fenster per Wisch-Geste aufgerufen werden. So überträgt sich die im Alltag gewohnte Bedienweise auch auf das Rennrad-Training.

Leider aber lässt sich keines der getesteten Geräte bisher mit Multi-Touch bedienen. Möchte man beispielsweise zoomen, dann muss man oft mehrmals tippen. Während der Fahrt kann das ein großer Nachteil sein – denn es kann Aufmerksamkeit erfordern, die eigentlich im Straßenverkehr dringend benötigt wird. Idealerweise lenkt die Bedienung des Computers so wenig wie möglich ab. Auch lassen sich Touchscreens nur mit speziellen Touch-Handschuhen bedienen. Bei Fahrten in der Kälte ist dies zu beachten. Ein weiterer Nachteil: Tropft Regen oder Schweiß auf die Display-Fläche, dann kann die Feuchtigkeit die Touch-Funktionen beeinflussen.

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Vorteile der Tasten-Bedienung

Hier kommen die Vorteile der Bedienung durch Tasten zum Tragen. Über die robusten Druckknöpfe lassen sich alle Funktionen zu jeder Jahreszeit zuverlässig aufrufen.

Allerdings sind manche Steuerungsbefehle unverständlich gelöst: Die Tasten sind manchmal seitlich beschriftet, was für die Bedienung während der Fahrt nicht praktikabel ist – denn man sieht diesen Bereich während der Fahrt ganz einfach nicht. Manche Tasten sind doppelt belegt – teilweise aber, ohne dass diese Doppelbelegung auch durch eine Anzeige nachvollziehbar ist. Auch funktioniert der Wechsel der Display-Seiten manchmal mit unterschiedlichen Tasten. Das ist nicht immer sofort logisch nachzuvollziehen. Manche dieser Herausforderungen lassen sich mit etwas Erfahrung lösen.

Am bedienerfreundlichsten ist Wahoo: Erhält eine der drei wichtigsten Tasten eine neue Funktion, dann wird dies auch auf dem Display angezeigt. Eine Kombination aus einem Touchscreen und Tasten kann die beste Lösung sein – wenn sie so entwickelt wurde, dass die Vorteile beider Bedien-Konzepte zum Tragen kommen. So lassen sich die Grundfunktionen mit den Tasten regeln, während man per Touch-Steuerung durch die Kartendarstellung scrollt.

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Welche Vorteile haben GPS-Radcomputer? Wir klären auf.

Aufwand

Auf diese Kombination setzen auch die drei oben genannten Hersteller von Touchscreen-Computern – allerdings mit unterschiedlichen Ansätzen. Das beste kombinierte Bedienkonzept liefert Sigma – es erwies sich im Test als bedienerfreundlich und sehr durchdacht. Im Test-Einsatz überzeugten die Geräte überwiegend, doch das Einstellen und Konfigurieren verlief teilweise frustrierend.

Bis die Geräte in allen Funktionen einsatzbereit waren, war manchmal ein größerer Aufwand nötig. Manche Systeme benötigen ein Smartphone, einen Computer sowie das Gerät selbst, damit man alle Daten einstellen kann. Zudem sind die Benutzeroberflächen der Smartphone-App, der Desktop-App und des GPS-Computers teilweise sehr unterschiedlich. Auch auf die deutschsprachige Navigation kann man sich leider nicht immer bei allen Geräten verlassen.

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GPS-Radcomputer: Einstellung & Konfiguration

Die Übersetzungen der Menü-Anweisungen sind teilweise missverständlich. Auch die Konnektivität war nicht immer überzeugend: Manchmal brauchte es zehn bis zwanzig Versuche, bis sich das Gerät mit dem Handy verbunden hatte. Synchronisiert wird dann erst nach unverständlich vielen Menüschritten, die man immer wieder durchlaufen muss.

Man fühlt sich in die 2000er-Jahre, in die Zeit der ersten Smartphones zurückversetzt, wenn man auf dem Gerät selbst die Anmeldedaten für Strava auf drei Millimeter großen Buchstaben eintippen soll – und die Synchronisierung dann wieder nicht funktioniert. Dass es auch anders geht, beweist Wahoo. Zur ersten Bedienung muss man nur das Elemnt-Gerät anschalten, den QR-Code mit der App scannen – und schon ist das Gerät verbunden. Alle Einstellungen werden via App vorgenommen und ohne Verzögerung auf den Tacho übertragen.

Smartphone-Apps werden benutzerfreundlicher

Positiv ist: Die Smartphone-Apps der Systeme werden immer sauberer und benutzerfreundlicher programmiert. Handy und GPS-Computer funktionieren oftmals als Einheit. Hier lassen sich die Funktionen einstellen, hier lassen sich Routen planen, hier lassen sich gefahrene Touren auswerten und am Ende auf andere Plattformen hochladen. Das funktioniert oft recht reibungslos.

Ein internes Ranking während des Tests ergab folgendes Bild: Die beste und umfangreichste App bietet Garmin. Es folgen Sigma und dann Bryton. Etwas abgeschlagen waren die Programme von Xplova und Lezyne, die uns hier nicht auf voller Linie überzeugen konnten. Leider sind nicht alle Web-Plattformen und Desktop-Apps immer auf dem gleichen Niveau wie die Smartphone-Apps.

Sehr gut macht das hingegen Garmin: Hier werden die Apps für alle Geräte auf dem neuesten Stand gehalten. Eine große Stärke der Geräte der neuesten Generation ist, dass sie inzwischen mit unterschiedlichen Sensoren umgehen können. Alle Geräte beinhalten die Funkstandards ANT+ und Bluetooth 4.0. Das macht vieles einfacher: Bei der Wahl der Sensoren ist man nicht an die Hausmarke gebunden, man kann das Gerät einfach individuell aufrüsten. Wer mit elektronischer Schaltung fährt, kann sich zudem den aktuell gewählten Gang anzeigen lassen.

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Kartendarstellung & ­Routenführung

Ein Schwerpunkt in diesem Test lag auf den GPS-Funktionen: Getestet wurden nur Geräte mit integriertem Karten-Modul. Die Spannweite bei den Geräten ist aber entsprechend groß.

Prinzipiell kann man sagen: Bei der Darstellung von Details ist ein Farb-Display überlegen. Allerdings sollte dann auch das Display kontrastreich und ausreichend groß sein. Ein Beispiel: Xplova hat mit Google Maps ein Top-Kartenpaket an Bord, jedoch ist der Bildschirm etwas blass. Das macht die Orientierung gerade bei diffusem Licht schwieriger.

Praktikabilität bei der Kartendarstellung

Bei Sigma bringt die Farbwahl bei gewissen Straßentypen Schwierigkeiten mit sich. Einen wirklich hervorragenden Bildschirm verbaut hingegen Garmin, und auch das Monochrom-Farb-Display des neuen Wahoo Elemnt Roam ist eine sehr gelungene Lösung.

Bei der Kartendarstellung geht es aber auch um die Praktikabilität. Möchte man vorausschauend fahren, dann sollte die Karte auch bei größerem Maßstab noch genügend Straßen anzeigen. Es zeigt sich, dass hier die Monochrom-Bildschirme, auch der des Wahoo, deutliche Schwächen haben. Ab einem Maßstab von 500 bis 1000 Metern sind die Nebenstraßen nicht mehr zu erkennen.

Wie schnitt die Navigation ab?

Auch die Navigation haben wir getestet. Alle Geräte versorgten uns zuverlässig mit Abbiegehinweisen, sofern die Route vorher geplant war und man sich an die vorgegebene Strecke hielt. Mit Streckenänderungen können Garmin und Sigma am besten umgehen. Bei Sigma funktioniert dies sogar ohne mitgeführtes Handy.

Unterwegs eine neue Route zu planen, stellte manches Gerät aber vor eine Herausforderung. Wer unterwegs seine Strecke variieren will, sollte dafür besser das Smartphone nutzen.

Probleme bei der Navigation

Leider gibt es auch bei der neuesten Generation von GPS-Trainingscomputern öfter Navigations-Probleme. Immer wieder wird man auf Feldwege gelotst. Geräte stürzen ab, wenn man unterwegs die Route ändert. Ortsnamen stehen in der Darstellung auf dem Kopf, wenn man in Richtung Süden fährt. Vielleicht sollten manche Hersteller erwägen, mit Anbietern wie Komoot zusammenzuarbeiten. Denn: Wer gute Apps vom Smartphone gewohnt ist, wird bei vielen GPS-Computern enttäuscht sein – und die teils großen Abstriche nur ungern in Kauf nehmen.

Grundsätzlich dienen hier alle Geräte auch der Trainingssteuerung. Entweder stehen eigene Trainingsprogramme zur Verfügung oder es werden Plattformen wie TrainingPeaks eingebunden. Auch die notwendigen Erholungszeiten lassen sich je nach Intensität berechnen – auch wenn die Ergebnisse nur Anhaltspunkte liefern können, teilweise schwer nachvollziehbar sind und immer in Zusammenhang mit dem jeweiligen Trainingsvorhaben zu interpretieren sind. Zudem bekommt man oftmals hilfreiche Tipps, wie man sein Training gestaltet. Trainiert also jemand nach Plan oder zumindest teilweise strukturiert, ist das ein hervorragendes Feature. Optimale Ergebnisse bietet hierbei das wattgesteuerte Training mit einem Powermeter.

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Akkulaufzeit als Vorteil für GPS-Radcomputer

Ein großer Vorteil von GPS-Computern im Vergleich zu Smartphones ist die lange Akkulaufzeit und die Robustheit. In beiden Fällen sind sie bis auf wenige Ausnahmen deutlich überlegen. Auch ein langer Tag auf dem Rad – auch bei Sturm, Regen und Dreck – lässt sich problemlos meistern.

Überraschenderweise war die Sendeleistung mancher GPS-Module nicht vollkommen überzeugend. Bereits beim Fahren in einem dicht bewachsenen Waldabschnitt war der GPS-Empfang merklich beeinträchtigt. Die Geschwindigkeit stimmte dann nicht mehr oder das Gerät schaltete bereits in den Auto-Pause-Modus, obwohl man noch mit acht bis zehn Stundenkilometern unterwegs war.

Halterung & Aerodynamik

Eine gute Aerodynamik entsteht auch durch „marginal gains“. Wenn man überall ein paar Watt spart, ergibt sich insgesamt ein großer Vorteil. Auch Radcomputer finden in der Regel vor dem Lenker auf der Höhe des Vorbaus Platz. Das ist eine aerodynamisch günstige Position – und eine, bei der sich das Display besonders gut ablesen lässt.

Am konsequentesten setzen dies Wahoo und Bryton um. Beide Geräte bilden gemeinsam mit der Halterung eine besonders windschlüpfrige Einheit. Bei Xplova, Sigma und Garmin ist beim Kauf im Paket zwar eine Aero-Halterung zur Montage vor dem Lenker inkludiert. Hier thront aber der Tacho immer oben auf der Halterung. Lezyne liefert diese als einziger Hersteller nicht mit. Hier kann der Tacho nur auf dem Vorbau oder am Lenker montiert werden.

Manche Geräte bieten zudem interessante Extras: Xplova integriert eine Onboard-Kamera, die gute Aufnahmen liefert. Bei Lezyne lässt sich das Display sowohl hochkant als auch im Landscape-Modus betreiben. Mit dem Garmin 830 lässt sich zudem hauseigenes Zubehör wie die Action-Cam oder die Beleuchtung steuern. Bei Wahoo überzeugen die Quick-Look-LEDs am Display-Rand – sie helfen bei der Trainingsteuerung.

GPS-Radcomputer im Test: Fazit

199 Euro kostet der günstigste GPS-Radcomputer mit Kartendarstellung in diesem Test. Grundsätzlich können alle Testgeräte überzeugen – je nachdem, wofür man sie überwiegend einsetzen will: Sie haben ganz unterschiedliche Stärken. Unsere Testurteile bieten einen Überblick.

Bei der Wahl kommt es dann auf die Details an: Ist mir die optimale Trainingssteuerung wichtiger als eine bestmögliche Navigation? Brauche ich Strava-Live-Segmente? Wie lange sind meine Touren? Bevorzuge ich einen Touchscreen und ein Farb-Display? Es kann hilfreich sein, sich eine Prioritäten-Liste zu erstellen und anhand unserer Testberichte zu vergleichen. Aber: Wer das bestmögliche Kartenmaterial und eine sehr gute Navigation möchte, der findet das beste Gerät eher in der 400-Euro-Klasse.

Geld im System Sport: Leitartikel zum kommerzialisierten Profisport

Team Ineos, Geld im Sport

Der Sport kann ein Gegenpart zum Alltag sein. Ein Bereich, in dem alle dieselben Chancen haben, in dem sich alle an dieselben Regeln halten, in dem nur Teamwork zum Erfolg führt – und doch ist er ein Spiegel der Gesellschaft. In dieser gilt: Geld zieht Geld an. Kapitalallokation nennt sich das Spiel, für das die zur Euro- und Wachstumsrettung „alternativlosen“ Niedrigzinsen und Anleihenaufkäufe der Zentralbanken wirken wie Benzin, das man in Feuer gießt. Auch im Leistungs- und Profisport werden die Abstände zwischen den reichen „Gewinnern“ des durchkommerzialisierten Systems und den „Verlierern“ immer größer. So fand sich erst weniger als zwei Monate vor den Deutschen Radsport-Meisterschaften noch ein Ausrichter. Der Hauptgrund: die hohen Kosten durch steigende Sicherheitsauflagen. Es ist ein Fall, der symptomatisch für die Probleme der Veranstalter mit der Bürokratie steht.

Geld im Profisport: Teufelskreis

Und für das „Aussterben“ der Radrennen in Deutschland. „Die Anzahl der Straßenrennen ist in den vergangenen zehn Jahren mindestens noch einmal um 50 Prozent gesunken“, sagte Udo Sprenger, der langjährige Vizepräsident des Bundes Deutscher Radfahrer, in einem Interview mit der FR. Der BDR-Präsident Rudolf Scharping kommentierte: „Als fahrradfreundliche Städte bezeichnen sich in Deutschland immer mehr Kommunen. Dann sollte man dort auch bereit sein, vor allem sonntags auch einmal im Jahr einige Straßen für ein Radrennen kostenfrei abzusperren.“

Dass die Zahl der Radrennen zurückgeht, wirkt mit vielem zusammen und hat viele Effekte – und alle sind negativ: weniger Chancen und Entwicklungsmöglichkeiten für Talente, mehr Aufwand und Kosten für Eltern und Betreuer, eine noch höhere Drop-Out-Rate, eine geringere Wahrscheinlichkeit, den Rennsport überhaupt erst auszuprobieren, eine geringere Chance, es bis zu den Profis zu schaffen.

Der Teufelskreis ist absehbar: weniger erfolgreiche Radprofis, weniger Medienberichterstattung, weniger Sponsoren, noch weniger Rennen, weniger Erfolge, weniger Vorbilder, weniger Jugendliche, die neugierig auf diesen Sport werden.

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Tour de France überstrahlt alles

Während die Basis erodiert, floriert die Spitze der Leistungs- und Geld-Pyramide. Die Tour de France ist nach den Olympischen Spielen und der Fußball-WM die drittgrößte Sportveranstaltung der Welt.

Die Zahlen: zwölf Millionen Zuschauer an der Strecke, eine Milliarde vor den Fernsehgeräten. Laut mehreren Schätzungen liegt der Umsatz des Events bei mehr als 150 Millionen Euro.

Der Fahrer, der im Gelben Trikot Paris erreicht, erhält ein Preisgeld von 500.000 Euro – fast ein Viertel der Gesamtsumme von rund 2,3 Millionen Euro. Der Zweitplatzierte erhält 200.000, der Dritte 100.000 Euro. Der Träger des Gelben Trikots erhält pro Tag 500 Euro. Die Träger der anderen Wertungstrikots erhalten täglich 200 Euro – und je 25.000 Euro für den Gesamtsieg.

Dominatoren

Dabei muss man berücksichtigen: Radsport ist ein Teamsport. Kein Tour-Sieger wird sein Preisgeld für sich behalten – alle Gelder, die ein Team einfährt, fließen in einen gemeinsamen „Topf“, der dann zwischen allen Beteiligten aufgeteilt wird. Auch die Physiotherapeuten, Trainer und Team-Busfahrer werden beteiligt.

Das Team auf dem letzten Platz der Geldrangliste der Tour 2018, Education First-Drapac Cannondale, fuhr mit einem Gesamtpreisgeld von 14.420 Euro nach Hause. Das Team auf dem ersten Rang mit 726.630 Euro. Der Name dieses Teams: Sky. Es ist das Team, das die Tour de France seit Jahren dominiert. Seit 2012 gewannen sie die Große Schleife immer – außer 2014, als ihr Kapitän, Chris Froome, stürzte und die Tour vorzeitig beenden musste. Der Hauptgrund für diese Dominanz: Geld.

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Geld bringt Erfolg

Das Medienunternehmen Sky hat rund 35 Millionen Euro pro Jahr in diese Über-Mannschaft gesteckt. Seit Mai hat das Team nun einen neuen Sponsor: das Chemie-Unternehmen Ineos. Dessen Gründer Jim Ratcliffe gilt als reichster Mensch Großbritanniens – mit einem geschätzten Vermögen von 24,5 Milliarden Euro. „Eine undurchdringliche Geldwand“ nennt Jonathan Vaughters, der Education-First-Manager, dieses Investment. „Mit diesem Hintergrund kann man die besten Fahrer kaufen. Aber die Frage ist, ob das für den Sport gut ist – und ob es den Zuschauern Spaß macht, solche Rennen anzuschauen. Es ist, wie wenn man im Schach mehr Königinnen kaufen kann. Dave Brailsford hat fünf oder sechs Königinnen im Team. Die meisten anderen Teams können sich nur eine leisten.“ (Quelle: BBC Sport)

Dimensionen im Fußball-Kosmos

Der Radsport könnte den Weg des Fußballs gehen – dort gilt schon lange die Maxime: Geld schießt Tore. Deshalb sind es fast immer dieselben Clubs, die etwa die Champions League unter sich ausmachen. Nur sind die Dimensionen im Fußball völlig andere: 2018 wurden 6,15 Milliarden Euro mit Spieler-Transfers umgesetzt. Ein Rekordwert. Das Team, das die Champions League gewinnt, gewinnt neben dem Ruhm noch rund 66 Millionen Euro. Selbst der Sieger des DFB-Pokalfinales verdient damit rund zehn Millionen Euro.

Die Summe, die Adidas mit dem neuen Zwölf-Jahres-Vertrag an Real Madrid zahlt, laut der Zeitung „Marca“: 1,6 Milliarden. Der FC Barcelona bekommt dagegen von Nike „nur“ rund 100 Millionen – pro Jahr. Der Umsatz des Weltfußballverbandes FIFA in der Geschäftsperiode 2015 bis 2018 laut „AFP“: rund 5,65 Milliarden Euro. Die Einnahmen der englischen Premier League allein durch den Verkauf der TV-Übertragungsrechte für die Jahre 2016 bis 2019: 6,9 Milliarden Euro. Für die deutsche Bundesliga gingen die TV-Rechte von 2017 bis 2021 für 4,64 Milliarden Euro weg – 1,16 Milliarden Euro pro Saison. Die Gesamteinkünfte von Lionel Messi in der Saison 2017/18 laut „France Football“: 126 Millionen Euro. Dies entspricht einem Stundenlohn von 1,5 Millionen Euro – oder 25.000 Euro pro Minute.

Vergleich zum Geld im Radsport

Auch die Mindestgehälter der Radprofis wurden angehoben: von 36.000 auf 38.115 Euro. Pro Jahr. Für die Fahrer der WorldTour-Teams, der höchsten Klasse des Radsports. Neuprofis sind davon ausgenommen, für sie gilt die Gehaltsuntergrenze von 29.370 Euro.

In der zweiten Liga, bei den Pro-Continental-Teams, liegt sie bei 30.855 Euro. Im Frauenradsport soll der neue Mindestlohn von 2020 bis 2023 von 15.000 auf jene rund 31.000 Euro steigen. Damit wäre immerhin Lionel Messis Minutenlohn überschritten. Sarkasmus beiseite.

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Fairness?

Wo hört der Sport auf? Dort, wo das Geld völlig regiert? Dann hat der Fußball diese Grenze längst überschritten. Natürlich gehört die Kommerzialisierung zum Profisport – die Frage ist, welche Ausmaße sie annimmt. Und: Ob sie den Sport verändert.

Wenn bei der Tour de France ein Team den anderen völlig überlegen ist – aus finanziellen Gründen – dann ist dies schlecht für die Spannung, die Zuschauer, die meisten Sponsoren, den Sport. Jonathan Vaughters fasst die Situation um das neue Team Ineos so zusammen: „Die gute Nachricht ist, dass Geld in den Radsport kommt. Die schlechte Nachricht ist, dass das Radfahren leider kein finanzielles Fairplay-System hat und es erlaubt, dass Dominanz gekauft wird, statt strategisch kreativ zu sein. Ich denke, eine finanzielle Fairness-Regel wäre hilfreich.“ So könnte man zum Beispiel eine „weiche“ Gehaltsobergrenze einführen: Diese hätte zur Folge, dass an jene Teams, die „zu viel“ ausgeben, keine Preisgelder mehr ausgeschüttet werden. Stattdessen würden diese unter den „ärmeren“ Teams verteilt. Quo vadis, Profi-Sport?

PS: Der Titel des Weltmeisters im Straßenrennen bringt dem Gewinner ein Preisgeld von 7667 Euro – Männern und Frauen gleich viel. Der Deutsche U23-Meister erhielt 2018 ein Preisgeld von 90 Euro. Der 15. der DM bekam zehn Euro. Bei den Deutschen-E-Bike-Meisterschaften 2019 sollen Preise im Wert von insgesamt rund 6000 Euro vergeben werden.


Weitere Leitartikel von RennRad-Chefredakteur David Binnig

Dinkel-Pancakes mit Beeren und Honig: Rezept des Teams Bora-Hansgrohe

Dinkel-Pancakes mit Beeren und Honig, Rezept

Die Saison neigt sich dem Ende zu: Jetzt kann man sich auch einmal etwas Süßes gönnen. Die Dinkel-Pancakes mit Beeren und Honig sind ein gesunder Snack, den der italienische Meister Davide Formolo besonders gern mag.

Im Dinkel sind mehr höherwertige Proteine, Vitamine und Mineralstoffe enthalten als im Weizenmehl. Somit ist er bei Speisen mit Mehl und Milch grundsätzlich immer eine gute Wahl. Der kalorienarme Magerquark macht satt und ist ein sehr guter Lieferant von Eiweiß und Kalzium. Das tierische Eiweiß wird vom Körper leichter aufgenommen als pflanzliches, um dann in körpereigenes Eiweiß, vor allem in Muskelmasse, umgewandelt zu werden. Die frischen Beeren sind wahre Vitalstoff- und dabei aber keine Fruchtzuckerbomben. Je dunkler die Beere ist, desto besser. Denn diese enthalten noch mehr Antioxidantien. Diese sind dafür verantwortlich, freie Radikale zu binden und geschädigte Körperzellen zu reparieren.

Die Dinkel-Pancakes mit Beeren und Honig sind nicht nur gesund und lecker, sondern auch nach nur fünf Minuten Vor- und fünf Minuten Zubereitungszeit fertig auf dem Teller.

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Dinkel-Pancakes mit Beeren und Honig: Die Zubereitung

1. Die Zutaten vermengen: Eier, Mehl, Milch, Backpulver, zwei Esslöffel Honig und eine Prise Salz.

2. Pancakes mit etwas Öl in einer Pfanne auf mittlerer Stufe oder auf dem Tepan goldbraun braten.

3. Etwa die Hälfte der Beeren in einer Schüssel  zerdrücken und dann mit dem Magerquark und mit drei Esslöffeln Honig vermischen.

4. Die fertigen Pancakes mit dem Quarktopping und den restlichen frischen Beeren servieren. Optional mit weiterem Honig beträufeln.

RennRad-Ausgabe 10/2019: Alle Inhalte auf einen Blick

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Bio-Zutaten für zwei Personen

  • 120 Gramm Dinkelmehl
  • 2 Eier
  • 120 Milliliter Dinkelmilch
  • 1 Teelöffel Backpulver
  • 250 Gramm Beeren
  • 150 Gramm Magerquark
  • 5 Esslöffel Honig
  • Bratöl, Salz

Kochdauer: fünf Minuten Vor- und fünf Minuten Zubereitungszeit

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Gegrillte Lachsforelle mit Quinoa
Kalbsröllchen mit Kräutersalat, Zitrusfrüchten und Manchego

Biehler Reflective Wechselhaft: Race-orientierte Regenjacke

Biehler Reflective Wechselhaft, Regenjacke, Test

Transparent schimmernd oder hell leuchtend: Die Biehler Reflective Wechselhaft schützt nicht nur vor der Witterung, sondern schafft durch eine erhöhte Sichtbarkeit auch Sicherheit im Straßenverkehr. Abgesehen von den Bünden besteht die Oberfläche komplett aus reflektierendem Material. Bestrahlt man die Jacke im Dunklen mit Licht, reflektiert sie stark.

Der Regenschutz ist auf gutem Niveau und ausgeglichen mit der Atmungsaktivität, die auch durch die Mesh-Einsätze unter den Armen und eine Öffnung am Rücken erreicht wird, die zudem Feuchtigkeit transportieren. Das Material ist dünn, leicht und sehr elastisch. Das kommt der Passform zugute. Der Schnitt ist körperbetont, radsporttypisch ist die Front sehr kurz, der Rückenabschluss verlängert. Das Material ist am Reißverschluss etwas empfindlich.

Biehler Reflective Wechselhaft, Mesh-Einsätze, Detail

Die Mesh-Einsätze unter den Armen erhöhen die Atmungsaktivität der Biehler Reflective Wechselhaft

Biehler Reflective Wechselhaft: Fazit

Eine leichte Jacke mit geringem Packmaß. Die Passform ist race-orientiert, das Material flexibel. Der Wetterschutz ist gut, die Reflektion bringt Sicherheit.

  • Preis: 120,00 Euro
  • Gewicht (Größe M): 153 Gramm
  • Größen: XS-XXXL
  • Material: 50 % Polyester, 50 % Polyurethan
  • Technische Daten: 10.000 mm Wassersäule, >10.000 g/m2/24h
  • Features: Reißverschluss winddicht hinterlegt, Reißverschluss-Garage, Race-Schnitt, Transport-Beutel, komplett reflektierendes Material
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Biehler Reflective Wechselhaft: Stärken

  • Race-Passform
  • Reflektoren
  • Stretchmaterial
  • Atmungsaktivität
  • Recht leicht

Biehler Reflective Wechselhaft: Schwächen

  • Dauerregenschutz
  • Empfindliches Material

Mehr Informationen gibt es auf der Biehler-Website.

Bewertung der Biehler Reflective Wechselhaft

4,5 / 5

Mehr Regenjacken im Test finden Sie in der RennRad-Ausgabe 11-12/2019: Alle Inhalte auf einen Blick

Worauf sollte ich vor dem Kauf einer Regenjacke achten?

Für welchen Einsatzbereich benötige ich die Jacke? Als Notfalljacke genügt oft ein günstiges Modell. Sucht man eine Jacke als Oberschicht für die Übergangs- sowie Winterzeit, sollte man etwas mehr Geld investieren.

Eine richtig gute Jacke verfügt oft über mehrere Stofflagen oder Membrane. Mehr Schichten bedeutet oft „dichter und wärmer“. Aber: Nicht alle Jacken sind gleich „klein“ zu packen und können die Trikottasche auch mal überfordern.

Schnitt und Größenwahl: Für den Sommer ist oft eine engere und auch eine Nummer kleinere Jacke die bessere Wahl. Anders verhält es sich bei Allwetter-Jacken für die Zeit von Oktober bis Ostern. Da hier oft ein oder zwei dickere Schichten noch dazukombiniert werden, kann die Jacke etwas größer ausfallen.

RennRad 11-12/2019: Alle Inhalte der aktuellen Ausgabe

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Zum einen geht es in der RennRad 11-12/2019 um das Training in den eigenen vier Wänden, auf den neuesten Rollentrainern, zum anderen um Räder für jede Jahreszeit, jedes Wetter, jeden Untergrund: Cyclocrosser. Diese Räder sind schnell, agil, geländegängig. Was sie auszeichnet: Rennlenker, Stollenreifen, eine aggressive Geometrie, ein extrem agiles Fahrverhalten. Wir haben zwölf der neuen Allrounder getestet – aus allen Preisklassen.

Neben diesem Test-Spezial bieten wir in der RennRad 11-12/2019 natürlich auch wieder umfangreiche, effiziente und praxisnahe Trainingspläne und -tipps. Denn viele von Ihnen kennen schon jetzt die Ziele für den kommenden Sommer.

Radmarathons und Top-Events in der neuen RennRad

Inspiration dazu finden Sie in unserer Vorstellung ausgewählter Radmarathons und Top-Events. Und in Form von Tourentipps – etwa von neuen, unbekannten Strecken über Asphalt, Schotter und Trails auf der Radsportinsel schlechthin: Mallorca.

Ein Saisonziel für viele ist der legendäre Ötztaler Radmarathon. Wie es sich anfühlt, die 227 Kilometer mit 5100 Höhenmetern zu überstehen, beschreibt unsere Reportage. Die Auswertung der Leistungsdaten von vier Fahrern zeigt, was dazu nötig ist – und wie man sich darauf vorbereiten kann.

Das Ziel eines weiteren Protagonisten war noch extremer, viel extremer. Es lautete: Weltrekord. Patric Grüner hat es erreicht. Er absolvierte 36.900 Höhenmeter – innerhalb von zwei Tagen und zwei Nächten. Einblicke. Ideen. Neues. In dieser RennRad. In den kommenden Tagen, Wochen, Monaten.

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RennRad 11-12/2019: Die aktuelle Ausgabe ist jetzt erhältlich. Bestellen Sie das Magazin bei uns im Shop – als Print oder als E-Paper!

In der Rubrik „Jedermann“

Auftakt: Menschen, Szene, Geschichten
News, Leserbriefe und Leitartikel: Leistungssport, Ehrenamt, Radrennen und Bürokratie

Ötztaler Radmarathon: Leistungs-Analyse
227 Kilometer, 5100 Höhenmeter: Vier Fahrer beim Alpen-Highlight. Reportage und Leistungsdaten

Höhenmeter-Weltrekord: Immer bergauf
163 Mal 227 Höhenmeter in 48 Stunden: die neue Bestmarke. Reportage, Interview, Trainingstipps

Top-Events 2020: Radmarathons & mehr
Geheimtipps und Klassiker im Porträt: die Herausforderungen für die Saison 2020. Eine Auswahl

Mallorca: Strecken & Insider-Tipps
Die Traumstrecken der Radsport-Insel – nicht nur   auf Asphalt. Gravel-Abenteuer und Strecken-Tipps

Ötztaler, RennRad 11-12/2019

Ötztaler Leistungsanalyse: 227 Kilometer, 5100 Höhenmeter: Vier Fahrer beim Alpen-Highlight. Reportage und Leistungsdaten

Höhenmeter-Weltrekord, RennRad 11-12/2019, Ausgabe

Höhenmeter-Weltrekord: 163 Mal 227 Höhenmeter in 48 Stunden: die neue Bestmarke. Reportage, Interview, Trainingstipps

Top-Events 2020, Radmarathons

Top-Events 2020: Geheimtipps und Klassiker im Porträt: die Herausforderungen für die Saison 2020. Eine Auswahl

Mallorca: Die Traumstrecken der Radsport-Insel – nicht nur auf Asphalt. Gravel-Abenteuer und Strecken-Tipps

In der Rubrik „Teststrecke“

Auftakt: Neuheiten für Herbst und Winter
Gegen Kälte und Nässe, dabei atmungsaktiv: Neuheiten von Castelli, Gore, Santini & Polartec

Radtest-Spezial:  12 Cyclocross-Räder
Wettkampfräder für Schlamm, Sand und Schotter: 12 aktuelle Cross-Räder aller Preisklassen im Test

Dauertest: Kleidung gegen Kälte & Nässe
Härtetest: High-Tech-Funktionsbekleidung mit den Innovationen von Gore und Polartec im Test

Shimano GRX: Die neuen Gravel-Gruppen
Neu für Schotter, Trails und Straße: Shimanos elektronische Gravel-Schaltgruppe GRX im Test

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Heimtraining: Smart-Rollentrainer im Test
Was können aktuelle Top- und Einsteiger-Geräte? Tacx, Wahoo, Kinetic und Technogym getestet

Wasserdicht: Regenjacken im Vergleichstest
17 Regenjacken aller Preisklassen getestet: Regenschutz, Atmungsaktivität, Passform und Packmaß

Cyclocross, Crossräder, RennRad 11-12/2019

Cyclocross-Test: Wettkampfräder für Schlamm, Sand und Schotter: 12 aktuelle Crossräder aller Preisklassen im Test

17 Regenjacken aller Preisklassen getestet: Regenschutz, Atmungsaktivität, Passform und Packmaß

In der Rubrik „Training“

Auftakt: Tipps und Rezepte
Studie: Cannabis und Leistungssteigerung. Plus: Rezept – Essen wie die Bora-Hansgrohe-Profis

Wissen:  Länger leben – durch Training
Effizientes Training: Kurze, harte Intervalleinheiten und die Auswirkungen auf Alterungsprozesse

Winter-Training: Tipps & Einblicke
Optimal trainieren in der Wintersaison: Rad-, Kraft-, Rollen- und Alternativtraining im Fokus

Trainingspläne: effizientes Rollentraining
Struktur und Effizienz im Winter: Tipps und Wochenpläne vom Radmarathon-Experten

Leistungssport & Alltag: Das Protokoll
Ambitioniert trainieren als Berufstätiger? Die Rewie nnfahrer-Kolumne: Tipps & mehr

Premiere im Ötztal: Radmarathon-Erlebnis
Zum ersten Mal beim Ötztaler Radmarathon: Erlebnis, Training und Ernährungsstrategie

Winter-Training, Training, Rollentraining, RennRad

Optimal trainieren in der Wintersaison: Rad-, Kraft-, Rollen- und Alternativtraining im Fokus

In der Rubrik „Peloton“

Weltmeisterschaft: die Analyse
Die WM in Yorkshire war extrem: Von Dramen und Taktik. Die Rennanalyse der Regenschlacht

Extrem bergig: Die Vuelta a Espana
Die extrem harte Spanienrundfahrt: Showdown mehrerer Teams und Durchbruch einer Generation

Heimatrunde: Die Deutschland-Tour
Die Spektakel-Rundfahrt in der Analyse: Die Deutschland-Tour war stark besetzt und umkämpft

Loipe, Skilanglauf, Wintertraining, RennRad 11-12/2019

Training und Wettkampf in der Loipe: Der Selbstversuch beim Ski-Trail im Tannheimer Tal

In der Rubrik „Reise“

Etappenrennen für Hobbyfahrer
Natur, Zeitfahren & Radrennen für alle Klassen: Die Tour de Kärnten in Österreich

Das Top-Alternativtraining: Skilanglauf
Training und Wettkampf in der Loipe: Der Selbstversuch beim Ski-Trail im Tannheimer Tal

DRF Luftrettung beim Ötztaler Radmarathon am Start

DRF Luftrettung, Ötztaler Radmarathon, Ziel

Es geschah am 23. Januar 2018. Christian Neuner ist Pilot bei der DRF Luftrettung und muss einen seiner letzten Übungsflüge absolvieren. Dann geschieht das Unfassbare: Ein Kleinflugzeug verliert die Kontrolle und kollidiert mit Neuners Rettungshubschrauber, er stürzt ab und stirbt im Alter von nur 27 Jahren. Auch für den 46-jährigen DRF-Ausbilder an Bord sowie den Piloten (61) des Kleinflugzeugs und dessen Flugschüler (48) aus der Schweiz kommt jede Hilfe zu spät. Einfach so aus dem Leben gerissen. Eine unglaubliche Tragödie für Familien und Freunde.

Krystian Pracz (50) hat gut zwei Monate zuvor seinen Job als Vorstandsmitglied bei der DRF Luftrettung angetreten. Beim kondolierenden Treffen der Firma mit der trauernden Familie lernt der begeisterte Rennrad-Sportler Pracz auch Christians Bruder Daniel kennen. Schnell ist man auf einer Wellenlänge: Dank der Leidenschaft zum Sport. Der jetzt 32-jährige Gymnasiallehrer Daniel Neuner unterrichtet in seiner Heimat Garmisch-Partenkirchen Englisch und Latein, ist in seiner freien Zeit aber sportlich jeden Tag unterwegs, auch auf dem Rad. Praczs‘ Idee: „Ich fahre den Ötztaler Radmarathon und würde gerne für deinen Bruder fahren.“ Und lädt ihn ein, dabei zu sein.

Daniel überlegt nicht lange und aus dem „Ich“ wird schnell ein „Wir“. Sie fahren 2018 den Ötztaler zusammen, doch der erste Versuch scheitert an Regen und Kälte. „Ich war schon am Kühtai unterkühlt und am Jaufen war Schluss“, erinnert sich Daniel Neuner, der am dritten der vier Anstiege das Zeitlimit überschritten hatte. „Das Wetter hat nicht mitgespielt, ich habe mich aber auch in der Renneinteilung verzockt“, gibt er zu.

Christian Neuner war Pilot bei der DRF Luftrettung

Christian Neuner, DRF Luftrettung

In Gedanken war er als neunter Starter beim Ötztaler Radmarathon dabei

„Christian drückt mir die Daumen“

Das sollte ihm nicht noch einmal passieren. „Dieses Jahr wollte ich unbedingt den Zielstrich erreichen.“ Neuner hat ein besseres Timing und auch das Wetter spielt mit. „Ich habe trotzdem gelitten wie nie. Am Timmelsjoch war der Tank leer, aber der Wille umso größer.“ Wohl so, als führe noch einer mit und schiebt an. Jedenfalls sagt Neuner: „Ich habe mir immer wieder gesagt ‚Der Christian schaut zu und drückt dir die Daumen. Du schaffst das‘.“

Und er schafft es! Daniel Neuner überquert nach 11:45 Stunden Fahrzeit die Ziellinie an der Söldener Freizeit-Arena. Daniel Neuner: „Christian und ich hatten noch einen Auftrag. Der ist erfüllt.“

DRF Luftrettung, Ötztaler Radmarathon, Ziel

Daniel Neuner fährt beim Ötztaler Radmarathon ins Ziel

Gänsehaut pur…

Auch für Wolfgang Katzamaier (33), der im Ziel auf seinen Freund wartete. „Das war ein Teil der Bewältigung des Unglücks. Ich wusste, wie wichtig es für Daniel war und ist, ins Ziel gekommen zu sein. Das war ein sehr emotionales und intensives Erlebnis“, blickt der Münchner zurück, der mit 10:05 Stunden nebenbei noch „Sieger“ der DRF-internen Wertung nach seiner tollen Tour durch die Alpen war. „Es ist erstaunlich gut gelaufen. Das hätte ich nicht erwartet und kann es mir auch nicht erklären“, sagte der begeisterte MTBler nach seinem allerersten Radrennen. Katzameier: „Sölden muss man einfach mal gemacht haben. Irgendwann komme ich wieder!“

Und dann wird er wieder um 5 Uhr in der Früh aufstehen und frühstücken – um damit die erste Hürde genommen zu haben. Um ab 6 Uhr bei einstelliger Temperatur auf der Ötztaler Bundesstraße stehend auf den traditionellen Start um Punkt 6:45 Uhr zu warten. Um eine gute Position zu haben für die zweite Herausforderung des Tages, bevor der erste Alpenpass in Angriff genommen wird: Die 35 Kilometer von Sölden bergab nach Oetz. Gewaltiges Sturzpotenzial. Da ist man schon froh, wenn einem keiner ins Hinterrad gefahren ist. Und dann steht er im Aufstellungschaos des ansonsten wie immer perfekt organisierten Marathon-Klassikers beim nächsten Mal vielleicht nicht zwischen der nächtlich noch gut besuchten Table Dance Bar und dem Dixie-Klo, dass früh morgens noch mehr Besucher hat. Der Ötztaler Radmarathon ist halt extrem…

RennRad-Ausgabe 11-12/2019: Alle Inhalte auf einen Blick

„Nicht für jede Sekunde sein Leben riskieren!“

Dr. Ulf Aschenbrenner ist nach 10:41 Stunden im Ziel und im nächsten Jahr „unbedingt wieder dabei“. Der 44-jährige Düsseldorfer ist begeistert nach seinem ersten reinen Radrennen: „Das war fantastisch. Perfektes Wetter, tolle Streckenführung, Natur und Organisation. Dafür lohnt sich der Aufwand“, sagt der eigentliche Triathlet, der hartes Training gewohnt ist und eine sehr intensive Art Verquickung von Beruf und Hobby lebt. „Das Rad ist immer dabei. Ich nutze jede Möglichkeit zum Training. Auch auf der Luftrettungsstation, wenn da ein Ergometer steht.“

Der Abteilungsleiter im Fachbereich Medizin der DRF Luftrettung hat natürlich auch eine andere Sicht auf den Ötztaler und schickt ein großes Lob an den Veranstalter: „Das war schon ein sehr gutes Sicherheitskonzept. Bei über 4000 Startern – beeindruckend, dass außer Stürzen nicht mehr passiert ist.“

Und Aschenbrenner weiß, was passieren kann. „Pro Jahr habe ich es mit ein bis zwei toten Radrennfahrer zu tun – das prägt einen.“ Und schickt einen Appell hinterher: „Denkt dran, nicht mit dem letzten Quantum der Physik durch die Kurven zu rauschen. Da reicht manchmal ein Sandkorn auf der Straße. Es ist es nicht wert, für jede Sekunde sein Leben zu riskieren!“

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Ex-Kaderfahrer…

Mit Jérome Gehri und Mario Wüstner waren auch zwei Piloten der Hubschrauber-Staffel der „DRF Luftrettung“ in Sölden dabei. Gehri als einziger DRF-Starter, der eine aktive Radsportler-Karriere vorweisen und dabei auf eine beachtliche Karriere im Bund Deutscher Radfahrer zurückblicken kann: Als Junior war er Mitglied im MTB-Kader des deutschen Radsportverbandes sowie in der Rennrad-Bundesliga aktiv. Heute fährt er meist MTB auf seinem alten „Rocky Mountain Hardtrail Vertex“. Dabei oft belächelt. „Macht mir nichts. Ich liebe mein Retro-Bike…“

Die Rennrad-Vorbereitung auf seine Ötztal-Premiere war hingegen bescheiden. Gehri vor dem Start: „Über meine Jahreskilometer 2019 reden wir am besten gar nicht.“ Entsprechend hieß (nicht nur) für den gebürtigen Freiburger die Devise: „Ankommen!“ Reicht auch, denn mit „Ankommen“ ist man beim Ötztaler Radmarathon ein Sieger und entsprechend ließ sich der 42-jährige Held der Lüfte im Ziel nach 11:54 Stunden am Boden von seinen Kollegen feiern.

…und ein Extrem-Marathoni

Obwohl erst fünf Jahre im Rennrad-Sattel, ist Mario Wüstner, der im Standort Dresden den Rettungshubschrauber „Christoph 38“ steuert, der Extrem-Marathoni in der DRF-Truppe. Ob 312er auf Mallorca, 3-Länder-Giro, Fichkona oder Krusnoton – viele Meilensteine der Langstreckenhelden hat der 53-Jährige aus dem sächsischen Ottendorf schon abhaken können. Und eine Woche vor Sölden hatte er in strömenden Regen noch mal eben 250 Kilo- und 5000 Höhenmeter beim Marathon im tschechischen Teplice absolviert…

Die schlechten Wetterprognosen für Sölden trafen zum Glück nicht ein. Fast alle kamen trocken ins Ziel, nur die Starter jenseits der 11:30-Uhr-Zielzeit wurden noch nass. Dazu zählte Wüstner nicht. Mit 10:30 Stunden im Ziel war er sehr gut unterwegs. Und lächelte dabei. Getreu seinem Motto: „Quäl dich und habe Spaß“. Wäre sichervauch ein guter Werbespruch für den Veranstalter…

Die Rheinland-Fraktion in Tirol

Ähnlich „bekloppt“, wie man im Rheinland sagt, ist auch Krystian Pracz. „Im Ziel ist die Quälerei vergessen und man plant die Rückkehr – verrückt, aber schön“, sagt der „Ötztal-Junkie”, der immer wieder neue Mitstreiter animiert,  diesmal nach 10:51 Stunden im Ziel war und mit der 10. Teilnahme ein stolzes Jubiläum feierte. Pracz: „So oft wie diesmal wollte ich aber noch nie aufgeben“, sagte er schon am Brenner. Doch er hielt mal wieder durch und quälte sich auf Südtiroler Seite auch den 29 Kilometer langen Anstieg zum 2.509 Meter hohen Timmelsjoch hinauf – er weiß einfach, wie man die gefühlt 1000 inneren Schweinehunde bekämpft. Und wie man sich im Feld der über 4000 Teilnehmer bewegt.

Beim gemeinsamen Vorabend-Essen hatte er noch wertvolle Tipps an seine Kameraden vom DRF-Team parat: „Vorsicht im Kreisverkehr von Oetz vor dem ersten Anstieg, wenn im Feld die Regenjacken während der Fahrt ausgezogen werden. Und vor denen, die einen Turnbeutel auf dem Rücken tragen. Wo am Streckenrand ‚Slow‘ steht, auch Slow machen. Vorsicht vor den Kühen, nicht nur am Kühtai. Und vor den Straßenrillen auf der Abfahrt vom Jaufenpass. Und Respekt vor Anstieg und Abfahrt vom Timmelsjoch.“

Seine Bestzeit von 9 Stunden und 20 Minuten (!) möchte er nächstes Jahr knacken. Diesmal war aber Pracz-Junior Marcus mit 10:17 Stunden der Schnellste. Der 45-Jährige aus Köln konnte beim ersten Anstieg hinauf zum Kühtai lange im ersten Drittel des Feldes mithalten. Auf der Abfahrt stellte er dann mit 98,26 km/h sogar einen persönlichen Geschwindigkeitsrekord auf. Geschätzte 30 Minuten verlor er aber hinter dann dem Brennerpass, als ihm eine Sicherheitsnadel auf der Straße zum Verhängnis wurde. Er musste den technischen Support des Veranstalters in Anspruch nehmen, das dauerte. „Ich habe aber mittlerweile ein eher entspanntes Verhältnis zur Zeit und bin einfach froh, das Ziel erreicht zu haben.“ Um schnell eine Ansage an seinen Bruder nachzulegen: „Ich hab schon wieder Lust. Nächstes Jahr knöpfe ich Krystian die Kendenicher Bestzeit ab.“

DRF Luftrettung, Team

Das motivierte Team DRF Luftrettung beim Ötztaler Radmarathon

Persönlicher Auftrag erfüllt

Unter den 4285 Teilnehmern (4024 Männer und 261 Frauen) in Sölden genoss auch Jochen Bartel „die einzigartige Atmosphäre“. Jährlich spult der 61-Jährige Hürther bis zu 12.000 Kilometer auf dem Rennrad ab – auch als Vorbereitung auf diese Alpen-Qual. „Meine Ärztin meint, dass der Ötztaler eigentlich Gift für meinen Körper sei. Aber mein Leben auf diese Herausforderung mit auszurichten – das sei Gold wert“, so Bartel, der zum vierten Mal am Start stand und nach 11:02 Stunden in seiner Altersklasse einen mehr als beachtlichen 91. Platz einfuhr. Auf dem Weg dorthin musste aber auch Bartel das Timmelsjoch besiegen: „Da hat man schon 170 Kilometern in den Beinen und dann geht´s fast 30 Kilometer nur hoch. Eigentlich sagt dir dein Körper unten ‚Hör auf‘. Aber der Kopf widerspricht.“

Und deshalb steht auch der top fitte und junggebliebene Oldie nächstes Jahr wieder im Ötztal am Start. So wie eigentlich alle.

Nur Daniel Neuner wohl nicht. „Dafür war mir das bergab zu gefährlich.“ Was Motivation und Emotion angeht, könnte zudem kein weiterer Start beim Ötztaler mithalten. Und sowieso: Daniels ganz persönlicher Auftrag war in diesem Jahr am 1. September um 18:30 Uhr bereits erfüllt.


Das ist die DRF Luftrettung

Schnelle Notfallrettung aus der Luft und schonende Transporte von Intensivpatienten zwischen Kliniken – das sind die Aufgaben der DRF Luftrettung. Am 19. März 1973 startete der erste DRF-Rettungshubschrauber, mittlerweile sind über 50 Hubschrauber an 29 Standorten Teil eines flächendeckenden Luftrettungsnetzes in Deutschland, in Österreich hat die DRF zwei Stationen. Mit rund 570 Notärzten, 120 Notfallsanitätern, 170 Piloten und 130 Technikern hilft die DRF täglich Menschen in Not – bei über 900.000 Einsätzen in den bislang 46 Jahren des Bestehens. Das Unternehmen hat seinen Sitz im württembergischen Filderstadt. Seit November 2017 ist Krystian Pracz aus Hürth (Rheinland) Vorstandsvorsitzender der DRF Luftrettung.

Mehr Informationen finden Sie auf der offiziellen Website der DRF Luftrettung.

Hilfe der DRF Luftrettung

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