Monat: Dezember 2019

Traumräder im Test: Leichte, aerodynamische Rennräder der Saison 2020

Traumräder, Test, RennRad 1-2/2020

6,1 Kilogramm wiegt das Canyon Ultimate CF Evo Disc. 6,4 Kilogramm bringt das Chapter2 Huru auf die Waage. Das Canyon ist mit Scheiben-, das Chapter2 mit Felgenbremsen ausgestattet. Auch in der Radkategorie, der dieser Test gewidmet ist – absolute Highend- und Topmodelle, Traumräder – verdrängt die Disc immer stärker die klassische Felgenbremse.

Die Gewichtsnachteile, die noch vor Kurzem in der Regel bei rund 400 Gramm lagen, werden geringer oder verschwinden, zumindest im High-End-Bereich. Die Performance-Vorteile der Discs liegen auf der Hand und waren bereits mehrfach Thema in der RennRad. Allerdings zeigten auch die am Chapter2 verbauten Direct-Mount-Felgenbremsen der Campagnolo-Record-Gruppe im Test kaum Schwächen.

Neben Canyon fallen im Traumräder-Test zwei weitere deutsche Hersteller mit besonders leichten Rennrädern auf: Storck und Lightweight – das Storck Aernario.2 in der Top-Platinum-Variante mit Felgenbremsen sowie ein Aufbau des Lightweight-Urgestalt-Rahmens mit Scheibenbremsen und den neuen Lightweight-Meilenstein-Evo-Laufrädern in der Schwarz-Edition mit Leichtlauf-Keramic-Kugellagern. Hier sind die Laufräder deutlich teurer als der Rahmen: Sie allein kosten 5144 Euro.

RennRad 1-2/2020, Banner

Dieser Artikel erscheint in RennRad-Ausgabe 1-2/2020

Traumräder als Leichtgewichte

Das Testfeld dieser Ausgabe ist sehr vielfältig. Unsere Auswahlkriterien waren diesmal sehr weit gefasst: Dieser Test sollte einen Überblick über Topmodelle des Rennradmarktes bieten. Somit sind letztlich sowohl klassische Race-Modelle – wie etwa die Leichtgewichtsrennmaschinen von Canyon und Chapter2 – als auch komfortbetonte Top-Rennräder im Testfeld vertreten.

Natürlich dominieren in dieser Kategorie leichte Carbonrahmen aus Hightech-Fasern den Markt, doch wir haben bewusst auch „Exoten“ aus Metall in diesen Test aufgenommen, wie zum Beispiel: das Liteville 4-ONE MK1, das Moots Vamoots Disc RSL, das Basso Viper und das Passoni Top Force. Sie basieren auf recht leichten, hochwertigen und sehr fein verarbeiteten Rahmen aus Stahl, Aluminium und Titan. Der bayerische Hersteller Liteville setzt bei seinem Testmodell auf eine 7005er-Aluminium-Legierung. Das Modell 4-ONE MK1 soll ein Rad für alle Fälle und alle Untergründe sein. Mit einer Reifenfreiheit von bis zu 40 Millimetern ist es vor allem für den Graveleinsatz ausgelegt. In diesem Bereich überzeugen seine Fahreigenschaften besonders.

Bei den Faktoren Verwindungssteifigkeit und Gewicht können die Metall-Rahmen erwartungsgemäß nicht ganz mit den Top-Carbonrädern mithalten, dennoch konnten sie mit ihren anderen Stärken die Testfahrer überzeugen. Titan und Stahl etwa stehen für Haltbarkeit, Robustheit, Komfort, Understatement.

Diese Traumräder haben wir getestet

Marke Modell UVP Prädikat
Lightweight Urgestalt DiscTestbrief 3990 Euro
Officina Battaglin Portofino 3500 Euro Rahmenset, auf Anfrage
Basso Viper 5200 Euro – Rahmenset 1980 Euro
Liteville 4-one MK1 7080 Euro
Canyon Ultimate CF Evo Disc 10.0 LTD 7999 Euro Best Race Bikes Ever
Storck Aernario.2 Platinum 8998 Euro
Argon 18 Gallium Pro Disc 15th AnniversaryTestbrief 9600 Euro
Chapter2 HuruTestbrief 10.000 Euro
Moots Vamoots Disc RSL 10.400 Euro
Bianchi Oltre XR4 Disc 10.990 Euro
Trek Domane SLR 9 Disc 11.099 Euro
Colnago V3RS Disc 11.550 Euro
Passoni Top Force 14.200 Euro

Die ausführlichen Testbriefe der Traumräder finden Sie in der RennRad-Ausgabe 1-2/2020. Diese ist ab jetzt überall im Handel erhältlich. Außerdem können Sie die Ausgabe hier im Online-Shop als Printmagazin oder E-Paper bestellen.

Die getesteten Traumräder in der Bildergalerie

Lightweight Urgestein Disc, Traumräder, Test

Lightweight Urgestalt Disc

Officina Battaglin Portofino, Test

Officina Battaglin Portofino

Basso Viper, Traumräder, Test

Basso Viper

Liteville 4-ONE MK1, Traumräder, Test

Liteville 4-ONE MK1

Canyon Ultimate CF Evo Disc 10.0 LTD, Traumräder, Canyon, Test

Canyon Ultimate CF Evo Disc 10.0 LTD

Storck Aernario.2 Platinum, Traumräder, Test

Storck Aernario.2 Platinum

Traumräder, Test, Argon 18

Argon 18 Gallium Pro Disc 15th Anniversary

Chapter2 Huru, Traumräder

Chapter2 Huru

Moots Vamoots Disc RSL, Traumräder, Test

Moots Vamoots Disc RSL

Bianchi Oltre XR4 Disc, Traumräder, Test

Bianchi Oltre XR4 Disc

Trek Domane SLR 9 Disc

Colnago V3RS Disc, Traumräder

Colnago V3RS Disc

Passoni Top Force, Test

Passoni Top Force

Radsport-Geschichte

Moots und Passoni haben es bei ihren Modellen zudem geschafft, auch in Sachen Fahrspaß und Agilität stark zu punkten. Zu den ganz großen Namen der Rennradgeschichte, die in diesem Testfeld vertreten sind, zählen etwa auch die italienischen Traditionsmarken Colnago und Bianchi. Die beiden Hersteller schicken moderne Traumräder in den Test.

Generell ist eine der Wiegen des Rennradbaus, Italien, überproportional in diesem Testfeld vertreten. Zwei weitere italienische Hersteller sind mit besonders klassischen Modellen am Start: Basso und Officina Battaglin. Sowohl das Basso Viper als auch das Modell Portofino von Officina Battaglin bauen auf klassischen Stahlrahmen auf. Besonders auffällig ist die hochwertige Lackierung der Columbus-Stahlrohre des Officina-Battaglin-Rennrades. Der Rahmen verbindet Tradition und Moderne – Stahl, Muffenbauweise und konifizierte Oversized-Rohre kombiniert man mit einer absoluten Top-Ausstattung von Campagnolo, der Super-Record-Gruppe. Es ist ein Sammlerstück und wird auch eines bleiben. Denn pro Jahr werden nur 70 Exemplare des limitierten Sondermodells des italienischen Traditionsunternehmens hergestellt.

R2C2, Banner

Der RennRad Cycling Club – Deine Leidenschaft. Dein Club. Jetzt alle Informationen einsehen!

Breites Testfeld

Somit sind in diesem Test fast alle Bereiche des Rennradmarktes vertreten: von einem geländegängigen Allrounder wie dem Liteville bis hin zum 6,1 Kilogramm leichten Renngerät, dem Canyon Ultimate CF Evo Disc 10.0 LTD. Die Rad-Auswahl in diesem Test ist breit gestreut.

Eine Gemeinsamkeit dieser Top-Modelle ist der – leider – sehr hohe Preis. Dieser sorgt dafür, dass diese Räder für die allermeisten Radsportler wohl Träume bleiben werden. Günstige, preisleistungsstarke Modelle werden in den nächsten RennRad-Ausgaben wieder klar im Fokus stehen.

RennRad 1-2/2020: Alle Inhalte der aktuellen Ausgabe

RennRad 1-2/2020, Ausgabe, Heftinhalt

Jeder Mensch träumt in jeder Nacht – doch nur die wenigsten können sich am nächsten Morgen daran erinnern. Dieses Magazin handelt von Träumen. Zum einen von materiellen: von den Top-Rennrädern des Marktes. Wir haben 13 der schnellsten, leichtesten, innovativsten, edelsten Maschinen getestet. Zum anderen drehen sich viele Seiten der RennRad 1-2/2020 um erfüllte – und erfüllbare – Träume. Dabei stellen wir Ziele vor, von denen viele Rennradfahrer träumen. Von Sonne, Ruhe, leeren Straßen, Bergen, Natur, Abfahrten, Kultur, Stränden – all das bieten die Regionen, über die wir berichten. Sie sind nicht nur ideale Trainingslager-, sondern auch Urlaubsdestinationen.

Ein Hauptprotagonist dieses Hefts bereiste etliche berühmte und wunderschöne Urlaubsziele – aber in einem Tempo, das nichts mit Urlaub zu tun hatte. Ulrich Bartholmös fuhr mit dem Rad durch Portugal und Spanien. Er absolvierte 3600 Kilometer und 43.000 Höhenmeter in neun Tagen, 20 Stunden und 33 Minuten. Und gewann damit das Transiberica-Ultracycling-Rennen. In unserer Reportage beschreibt er, wie sich dieses extreme Langdistanz-Erlebnis anfühlte.

Ein weiteres Radmarathon-Abenteuer führte unseren Autoren in die Wüste Israels. Doch auch in der Heimat kann man im Winter auf und abseits des Rades viel erleben. Und erreichen. Man kann an der Verwirklichung seiner Träume arbeiten. An seiner Fitness etwa: mit unseren Trainingsplänen und Ernährungstipps – praxisnah, wissenschaftlich fundiert, pragmatisch, zeiteffizient.

RennRad 1-2/2020, Banner

Dieser Artikel erscheint in RennRad-Ausgabe 1-2/2020

In der Rubrik „Jedermann“

Auftakt: Menschen, Szene, Geschichten 
News, Informationen und Leitartikel: Radfahren und die Verkehrspolitik in Deutschland

Extrem-Rennen: durch Spanien und Portugal
3600 Kilometer und 43.000 Höhenmeter fast nonstop: die Transibérica. Die Geschichte des Siegers

Wüsten-Abenteuer: Radmarathon in Israel
Hobby-Rennen im Nahen Osten, 162 Kilometer durch die Wüste. Reportage, Reise- und Trainingstipps

Trainingslager: Traum-Ziele für Radfahrer
Pässe, Traumstrecken und Sonne: Top-Orte für den Saisonauftakt. Inklusive Tourentipps

RennRad 1-2/2020, Espana Extrem

3600 Kilometer und 43.000 Höhenmeter fast nonstop: die Transibérica. Die Geschichte des Siegers

RennRad 1-2/2020, Wüsten-Abenteuer, Heftinhalt

Hobby-Rennen im Nahen Osten, 162 Kilometer durch die Wüste. Reportage, Reise- und Trainingstipps

Pässe, Traumstrecken und Sonne: Top-Orte für den Saisonauftakt. Inklusive Tourentipps

In der Rubrik „Teststrecke“

Auftakt: Neuheiten für Radsportler
Rennräder, Helme, Zubehör: Welche Technologien setzen sich 2020 durch? Merida, Ridley & mehr

Radtest: 13 besondere Traum-Rennräder
Edel, exklusiv, leicht und schnell: 13 Traumräder aus Carbon, Alu, Stahl und Titan im großen Test-Spezial

Mega-Test: Thermo-Jacken & Radhosen
Härtetest: 34 Jacken und Hosen im Test: Was hält warm und trocken? Castelli, Löffler, Katusha & Co.

Heimtraining: Smart-Rollentrainer im Test
Was können aktuelle Top-Indoor-Geräte? Saris, Elite und Orekas O2-Laufband-Trainer im Test

Weihnachts-Geschenktipps für Radsportler
Geschenkideen für Rennradfahrer: von Katusha, Vaude, SQlab, Litecco, BikeBeat, Casco & Co.

Traumräder, RennRad 1-2/2020

Edel, exklusiv, leicht und schnell: 13 Traumräder aus Carbon, Alu, Stahl und Titan im großen Test-Spezial

RennRad 1-2/2020, Ausgabe, Thermobekleidung

Härtetest: 34 Jacken und Hosen im Test: Was hält warm und trocken? Castelli, Löffler, Katusha & Co.

Was können aktuelle Top-Indoor-Geräte? Saris, Elite und Orekas O2-Laufband-Trainer im Test

In der Rubrik „Training“

Auftakt: Wissen, Tipps und Rezepte
Studie: Bakterien, Blutdruck und Leistung. Plus: Rezept – Essen wie die Bora-Hansgrohe-Profis

Wissen: Kompression und Regeneration
Effizienter regenerieren durch Druck? Welchen Einfluss hat Kompression auf die Leistungsfähigkeit?

Winter-Training: Tipps, Ideen & Pläne
Formaufbau im Winter und ein starker Start in die Saison: Wissen, Tipps und Trainingspläne

R2C2, Banner

Der RennRad Cycling Club – Deine Leidenschaft. Dein Club. Jetzt alle Informationen einsehen!

Radmarathon-Training: Plan und Motivation
Erfolgreich dank Strategie und Motivation: Tipps und Pläne vom Radmarathon-Spezialisten

Ernährung: Fit & gesund?
Trends vs. Wissenschaft: Welche Ernährung macht wirklich schneller und gesünder?

Rollentraining: Kurz & intensiv
Effizientes Indoor-Training: So gelingt das smarte Rollentraining zur Leistungssteigerung

Fit im Winter: Training & Ernährung
Der Profi als Beispiel: So macht man das Beste aus dem Winter. Trainings- und Ernährungstipps

Tipps: Bahnradsport & Training
Einblicke vom Weltmeister: Das macht den Bahnradsport aus. Kraft und Schnelligkeit

RennRad 1-2/2020, Formaufbau, Wintertraining

Formaufbau im Winter und ein starker Start in die Saison: Wissen, Tipps und Trainingspläne

In der Rubrik „Peloton“

Profiradsport: Analyse & Fakten
Powerdaten eines Top-Newcomers, Sprint-Hoffnung für Olympia und die Giro-Pässe 2020

Extrem bergig: Die Tour de France
Acht Gebirgsetappen, vier Bergankünfte, neue Pässe. Strecke und Vorschau zur Tour de France

Zukunft: Das deutsche Top-Talent
Nachwuchs-Porträt: Marco Brenner gilt als herausragender Fahrer einer starken Generation

Bahnradsport: Sprint und Highspeed
Sechstagerennen und Olympia: Welche Zukunft hat die Bahn? Einblicke und Analysen

RennRad 1-2/2020, Bahn

Sechstagerennen und Olympia: Welche Zukunft hat die Bahn? Einblicke und Analysen

In der Rubrik „Reise“

300 Kilometer: Mecklenburger Seen Runde
Natur, Wälder, Wiesen: die Langstrecken-Legende. Mit Tipps für Training und Ernährung

RennRad 1-2/2020, Reise

Natur, Wälder, Wiesen: die Langstrecken-Legende. Mit Tipps für Training und Ernährung

Japan: Rennrad-Reise ins Land der Olympischen Sommerspiele 2020

Japan, Reise, Rennradreise

Man sieht ihn aus hundert Kilometern Entfernung. Stundenlang fährt man auf ihn zu. Auf diesen Monolithen, diesen einen Berg, der aus der Ebene aufragt, 3776 Meter hoch. Der höchste Berg des Landes Japan – und der heiligste: der Mount Fuji, der Fuji-san. Auf seinem Gipfel wurde für die buddhistische Feuergöttin Fuchi ein Schrein gebaut. Rund 300.000 Wanderer brechen jeden Sommer auf, um den Gipfel zu erreichen. Viele schaffen es nicht. Ich sitze auf dem Rennrad und fahre auf diesen symmetrischen Kegel mit seiner schneebedeckten Kuppe zu. Gerade kann ich mich jedoch kaum auf die Schönheit der Landschaft konzentrieren, denn das Tempo in unserer kleinen Gruppe ist schnell. Der Hauptverantwortliche dafür ist 42 Jahre alt, Australier, schon 20 Jahre Wahl-Japaner und der Gründer von „RideJapan“. Sein Name: Adam Cobain.

Shizuoka, Japan, Reise

Blick auf Shizuoka

Radrennen bei den Olympischen Spielen in Japan

Er zeigt uns die besten und schönsten Strecken der Präfektur Shizuoka – jener Region, in der im nächsten Jahr die Radrennen der Olympischen Sommerspiele von Tokio ausgetragen werden. Seit sich das IOC auf die Route festgelegt hat, herrscht in der Region am Fuß des Mount Fuji Aufbruchstimmung. Shizuoka will zu einer führenden Destination für Rennrad fahrende Touristen werden, auch für Gäste aus Deutschland.

Der erste Tag war noch harmlos. Begleitet von Mitgliedern des örtlichen Radclubs ging es von der Provinzstadt Gotemba ins hügelige Umland. Adam sprach am Morgen noch davon, dass es „über ein paar Hügel“ gehen soll. Diese präsentierten sich als Anstiege mit teils mehr als 500 Höhenmetern. Zu meinem Glück blieben die Steigungsprozente dabei meist im moderaten Bereich von vier bis acht Prozent.

Es ist so ruhig, dass man nur den eigenen Atem hört. Man erlebt nur sich und die Natur. Dabei fast immer im Blick: der Fuji. Am Vormittag zeigte sich der Berg sogar vollkommen wolkenfrei, was im Sommerhalbjahr eine Seltenheit ist. Wir lassen an diesem ersten Tag auf dem Rennrad das Stadtleben schnell hinter uns und fahren auf einer kleinen Asphaltstraße bergauf. Kein einziges Auto überholt uns. Uns umgibt vollkommene Stille. Eine Ruhe, wie man sie in einem so dicht besiedelten und stark industrialisierten Land wie Japan wohl eher nicht erwartet hätte.

RennRad 10/2019, Banner, Ausgabe

Jetzt RennRad 10/2019 im Shop bestellen!

Japan: Traumstrecken für Rennradfahrer

Die vielen kleinen Sträßchen sind ein Rennradfahrer-Traum. Doch ihre große Zahl hat einen Grund: Weil im früheren Fortschritts-Labor Japan die Konjunktur schon seit vielen Jahren schwächelt und die Bevölkerung dramatisch altert, versucht die Regierung mit öffentlichen Infrastrukturprojekten wie dem Straßenbau gegenzusteuern, um die Wirtschaft anzukurbeln. Deshalb entstehen immer mehr dieser kleinen und fast immer autofreien „Schleichwege“: Der Asphalt neu, glatt, schlaglochfrei, fast frei von Pkw, Lkw und Motorrädern – es ist die Konjunktur-Politik, die Rennradfahrer-Träume wahr werden lässt.

Nach dreieinhalb Stunden Fahrt: Mittagspause. Der Name des Restaurants sagt alles: „Niku Tomo“, zu Deutsch „Fleisch-Fan“. Zu den Speisen, die aufgetischt werden, zählen unter anderem rohes Pferde-Carpaccio und paniertes Schweinefleisch auf gebratenem Reis. Das Ganze ist etwas gewöhnungsbedürftig für eine Trainingsausfahrt – genauso wie das Platznehmen im Schneidersitz an nur kniehohen Tischchen, natürlich ohne Radschuhe. Der Wirt, der selbst Rennradfahrer ist, beobachtet unsere Verrenkungen mit einem mitleidigen Lächeln. Am Nachmittag lassen wir es wegen des Jetlags ruhig angehen und nehmen an einer traditionellen Tee-Zeremonie teil. Diese hat mit dem in Europa gängigen Tee-Trinken in etwa so viel zu tun wie das In-die-Mikrowelle-Schieben-einer-Tiefkühlpizza mit der italienischen Kochkunst.

Die Grüntee-Verkostung folgt, wie so vieles in Japan, strengen Regeln – sehr vielen sehr strengen Regeln. Als Dank für die bestandene Prüfung gibt es hinterher einen Grüntee-Brownie – und später beim traditionellen Kaiseki-Dinner wahre Kunstwerke aus Essbarem: das Ergebnis vieler Stunden Vorbereitung. Ein Ergebnis, das sehr weit weg ist vom Sushi-­Laufband, wie man es aus ­deutschen Innenstädten kennt. Aber wen wundert es: Schließlich ist der Mount Fuji tatsächlich 9100 ­Kilometer von der Zugspitze entfernt.

R2C2, Banner

Der RennRad Cycling Club – Deine Leidenschaft. Dein Club. Jetzt alle Informationen einsehen!

Scharfrichter

Die Tour des zweiten Tages klingt mit 82 Kilometern und 1400 Höhenmetern zunächst auch überschaubar. Doch das mentale Sich-Zurücklehnen sollte voreilig sein. Wir fahren zum „Fuji International Speedway“, einer Motor-Rennstrecke, auf der 2020 das olympische Radrennen enden wird. Von dort rollen wir weiter, zu jenem Berg, der das Rennen wohl entscheiden wird. Zum Scharfrichter.

Die Daten: 6,8 Kilometer, eine durchschnittliche Steigung von zehn Prozent, eine Maximalsteigung von 20 Prozent. Das ist der Mikuni-Pass. Er führt auf eine Höhe von 1159 Metern über dem Meer. Der Anstieg ist hart, heiß, unrhythmisch – und fühlt sich endlos an. Er wird die Rennen spektakulär machen. Oben machen wir Pause, genießen die Aussicht, ziehen die Windjacken an. Abfahrt. Bis zum nächsten Anstieg. Dort kommen uns viele einheimische Rennradfahrer entgegen – schließlich ist es Sonntag und damit für viele Japaner der einzige wirklich freie Tag der Woche.

Eindrücke von der Japan-Reise der RennRad in der Bildergalerie

Japan, Reise, Eindrücke, Rennradreise

 

Japan, Reise, Eindrücke, Rennradreise

 

Japan, Reise, Eindrücke, Rennradreise

 

Japan, Reise, Eindrücke, Rennradreise

 

Japan, Reise, Eindrücke, Rennradreise

 

Radfahren hat in Japan Tradition

Die meisten fahren mit einer eher altmodischen Ausrüstung und einem großen Rucksack. Manche tragen sogar Mundschutz, wohl um sich selbst und andere nicht mit Bakterien zu belästigen. Das Radfahren hat in Japan zwar Tradition, allerdings eher das Tourenfahren in den Städten als der Rennradsport auf dem Land. Dieser wurde erst im vergangenen Jahrzehnt populär.

Zehn Kilometer später die nächste Pause. Wir halten an einer heißen Thermalquelle. Radschuhe aus, Füße rein. Solche kleinen Parks mit Quellen, Onsen genannt, gibt es in Japan in fast jedem Ort. Tiefenentspannt rollen wir ins Hotel zurück. Wir haben heute gelernt: 20 Prozent Steigung fühlen sich überall auf der Welt gleich hart an. Auch in der Nähe eines heiligen Berges.

Technik

Aber wo kann man schon aus einem Automaten mit kryptischen Schriftzeichen ein Heißgetränk ziehen und sich auf eine heiße Schokolade freuen, nur um dann festzustellen, dass es schwarze Bohnensuppe ist? Wo kann man nach dem Radfahren in ein von vulkanischen Quellen gespeistes, 45 Grad heißes Onsen-Bad tauchen und eine halbe Stunde lang einen akribisch zugeschnittenen Bonsai betrachten, bis auch der letzte Rest westlicher Hektik von einem abfällt? Und wo kann man sich auf eine beheizte und mit allem Techno-Schnickschnack ausgestattete Klobrille setzen, während aus dem Lautsprecher an der Toilette klassische Musik dröhnt und ab und an eine unverständliche Anweisung? Nach dem Spülen vielleicht sogar ein Lob?

Am dritten Tag reisen wir noch etwas weiter weg von Tokio: in die Kleinstadt Izu, die auf einer Halbinsel liegt, ganz nahe am Meer. Nach einer Stärkung mit so nahe am Ozean wunderbar frischem und auf der Zunge zergehendem Sashimi brechen wir zu unserer Fahrt in die umliegenden Hügel auf.

Wir verlassen das dicht besiedelte Haupttal, in dem sich traditionelle Baukunst und moderne Architektur abwechseln. Vorbei an Feldern, in denen junge Reissetzlinge im Wasser stehen, gewinnen wir rasch an Höhe. Noch sind die Pflanzen klein, später im Jahr wird hier alles in einem noch satteren Grün leuchten. Eine Greisin arbeitet mit gekrümmtem Rücken in den Feldern, ihre Bewegungen wirken trotz des hohen Alters würdevoll. Dann umschließt uns dichter Wald aus Laubbäumen und Bambus. Die Luft ist feucht und riecht würzig. Hier leben sogar noch Bären, hatte uns Adam erzählt. Wie zum Beweis, dass es noch wilde Tiere gibt, überquert vor uns eine meterlange Schlange die Straße. Später zwingt ein großer Dachs einen Mitfahrer zu einer Vollbremsung.

Fahrrad-Utopia

Das Velodrome, in dem die olympischen Bahnrad-Wettbewerbe stattfinden werden und an dem wir jetzt vorbeikommen, können wir leider nicht besichtigen. Es wird noch umgebaut. Als wir abends im „Kona Stay“ in Izu einchecken, sind wir um die Zeitersparnis froh, denn wir trauen unseren Augen kaum: Das ehemalige Ryokan – so werden die sehr traditionellen japanischen Hotels bezeichnet – wurde von seinem radverrückten Eigentümer in ein Fahrrad-Utopia verwandelt.

Es gibt großzügige Zimmer aus einem Mix aus Moderne und Tradition, mit Tatami-Matten und flauschigen Daunendecken, mit Leih-Rädern aller Kategorien von Rennrädern bis zu E-Bikes, einem Showroom, Rad-Ersatzteilen und Schläuchen aus dem Automaten, einem Grillplatz und einem Onsen-Bad. „Solch ein Ort ist ein Glücksfall“, schwärmt Adam.

Kampai

Denn ansonsten sei es in Japan nicht gerade einfach, geeignete Hotels für Radfahrer zu finden. Zum Dinner erscheint sogar der Bürgermeister von Izu, auch er ist ein Hobby-Radsportler. Er hat mehrere Jahre lang in Berlin für die Botschaft seines Landes gearbeitet und ist deshalb ungewohnt direkt für einen Japaner. „Was müssen wir tun, um langfristig mehr Radtouristen anzulocken?“, will er wissen. Er erinnert sich noch an die Winterspiele in Nagano 1998, wo vor dem Sportfest sehr viel investiert wurde – und danach gar nicht mehr. Es folgte der Absturz. Die Region um Nagano und Hakuba blieb auf einem Berg von Schulden sitzen. „Im Moment macht ihr alles richtig“, lautet unsere Antwort, als die dritte Runde Sake eingeschenkt wird. Zum Wohl, Kampai – Prost!

RennRad 10/2019: Alle Inhalte der Ausgabe

Ans Meer

Der nächste Tag, die nächste Tour. Sie führt uns von Izu nach Shuzenji. Noch einmal genießen wir den Blick auf Reisfelder und Bambuswälder, auf die alten roten Brücken aus Holz, auf die Kraftplätze rund um die Shintō-Schreine. Nach einer langen, harten Auffahrt sehen wir oben, am höchsten Punkt eines fast 800 Meter hohen Passes, zum ersten Mal das Meer und die Sagami-Bucht. 15 Minuten später, nach einer zehn Kilometer langen Abfahrt, sind wir am Wasser und rollen an der Kaimauer von Heda entlang. Wir scheinen die einzigen Touristen zu sein. In der Bucht liegen Fischerboote. Tsunami-Warnschilder und Schutzwälle erinnern daran, dass das Meer nicht immer so friedlich ist wie heute.

Im nächsten Seebad zwängen sich Flaschentaucher vor einer Kulisse aus Häusern mit verwitterten Fassaden in ihre Neoprenanzüge – zum Baden ist das Wasser noch zu kalt. Am Himmel rotten sich dichte Wolken zusammen. Das geplante Mittagsessen mit Meeresfrüchten, Fisch und Riesenkrabben verschieben wir deshalb auf den Abend. Gerade noch rechtzeitig vor dem Platzregen erreichen wir unser Ziel, das Kona Stay. Es ist ein Ort, der sich heimisch anfühlt. In einem Land, das so modern, so altmodisch, so hochtechnisiert, so extrem anders ist. Einem Land aus mehr als 6000 Inseln, das zum Radsport-Mekka werden wird. Einem Land, das Straßen hat, von denen Rennradfahrer auf der ganzen Welt träumen. Einem Land am anderen Ende der Welt.

Mehr Reisetipps für Rennradfahrer


Radsport bei den Olympischen Sommerspielen 2020 in Tokio, Japan

Die Olympischen Sommerspiele in Tokio finden vom 24. Juli bis zum 9. August 2020 und damit nach 1964 bereits zum zweiten Mal in der japanischen Hauptstadt und der Heimat von Shimano statt. Insgesamt 22 Wettbewerbe werden im Radsport ausgetragen: Straßen- und Bahnradsport, Mountainbike und BMX. Das Straßenrennen der Männer findet am 25. Juli 2020 statt, das der Frauen einen Tag später. Die Damen legen 137 Kilometer und 2692 Höhenmeter zurück, die Männer 234 Kilometer und 4865 Höhenmeter. Das Rennen der Männer beginnt im Musashino­nomori-Park in Chōfu in den Außenbezirken von Tokio und endet im Fuji-Speedway am Fuß des Fuji.

Gefahren wird größtenteils in der Präfektur Shizuoka an der Südostküste von Honshū, der Hauptinsel von Japan. Shizuoka ist das Zentrum des japanischen Teehandels und im Sommer subtropisch schwül – für die Fahrer eine zusätzliche Herausforderung. Historisch spielt Shizuoka eine wichtige Rolle: In Shimoda befindet sich der Hafen, an dem 1854 das Ende der Isolation Japans besiegelt wurde, nachdem der Kommandeur der US-amerikanischen Flotte, Matthew Perry, genau hier mit seinen Kriegsschiffen vor Anker gegangen war und eine Öffnung des Landes erzwungen hatte. Diesem Ereignis wird in Shimoda noch immer jedes Jahr mit dem Kurofune-matsuri, dem sogenannten Fest der schwarzen Schiffe, gedacht.

Rennrad-Straßenradrennen sind seit den ersten Spielen der Neuzeit olympisch. Bis dato holten bei den Männern jeweils Olaf Ludwig und Jan Ulrich Einzelgold für Deutschland, beim heute nicht mehr ausgetragenen Mannschaftszeitfahren gab es zweimal Gold für das bundesdeutsche Team.

App, RennRad, Download, Banner

Jetzt die neue RennRad-App kostenlos downloaden!

Nils Politt: Interview über Saisonziele, Training und Paris-Roubaix

Nils Politt, Israel Start-Up Nation, Interview

RennRad: Herr Politt, wie bereitet man sich über den Winter hinweg auf ein großes Ziel wie Paris-Roubaix vor?

Nils Politt: Ich hatte vergangene Saison eine sehr gute Vorbereitung und daran werde ich auch nicht viel ändern. Das einzige, was sich am Programm vielleicht ändert ist, dass ich im Januar ein Sechs-Tage-Rennen fahre. Sonst werde ich wohl fast die gleichen Rennen fahren. Ich werde mich dazu noch mit den Sportdirektoren zusammensetzen. Mein persönlicher Wunsch ist es allerdings, an dem, was ich vergangene Saison gemacht habe, nicht zu viel zu ändern. Ich sage immer: Never change a running system.

Wie sieht dieses „System“ aus?

Die eine oder andere Sache, die in der abgelaufenen Saison nicht so gut gelaufen ist, greife ich im Winter jetzt an. Die eine oder andere Trainingsmethode schaue ich mir an, die mir vielleicht noch das eine oder andere Prozent geben kann. Auch vor den Klassikern kann vielleicht noch etwas Neues eingebaut werden.

R2C2, Banner

Der RennRad Cycling Club – Deine Leidenschaft. Dein Club. Jetzt alle Informationen einsehen!

Welche Trainingsmethoden konkret?

Da gibt es Verschiedenes. Mein Trainer reizt das immer weiter aus. Bei der vergangenen Flandernrundfahrt habe ich bei der letzten Überfahrt am Paterberg gemerkt, dass mir im Bereich der Maximalpower zwischen 30 und 40 Sekunden noch etwas fehlt – also der Punch, um über solche Hügelkuppen zu attackieren oder um an der Gruppe dranzubleiben. Das war in der vergangenen Saison zwei, drei Mal der Fall, also ist klar, dass ich hier noch etwas verbessern kann. Das greifen wir im Winter an. Da ist die Zeit dafür, auch wenn er immer kürzer wird.

Also lautet das Winter-Trainingsmotto „hart und intensiv“?

Ich bin nicht so sehr der intensive Typ und mag es eigentlich lieber, etwas länger hinter dem Moped herzufahren.

 

Nils Politt: „Warum sollen die anderen stärker sein als ich?“

 

Sie sind ein Freund des Mototrainings – im Windschatten hinter einem Roller?

Im Winter fahre ich auch sehr viel auf der Radrennbahn hinter dem Derny, weil ich denke, dass das ein guter Ausgleich ist. Gerade um auch die Drehzahl hoch zu bekommen. Man rostet in der Saison schon langsam ein, wenn man immer die dicken Gänge fährt. Das ist dann auf der Bahn ganz anders, wenn man nur einen Gang hat und hinter dem Derny her hohe Frequenzen treten muss.

Große Athleten tendieren häufig eher zu den „dicken“ Gängen. Arbeiten Sie bewusst im Training an der Trittfrequenz?

Gerade auf der Straße: Wenn ich die Gänge zur Verfügung habe, dann nutze ich sie auch gerne (lacht). Das ist das Positive am Bahntraining. Da baue ich mir gerne einen kleineren Gang drauf und weiß, dass ich dann zwei Stunden eine hohe Frequenz fahren muss.

 

Wie denkt Nils Politt im Rückblick über Paris-Roubaix?

 

Wenn Sie die TV-Bilder von sich während Paris-Roubaix sehen, was geht Ihnen dann durch den Kopf?

Am Anfang habe ich gar nicht so richtig realisiert, was da passiert ist. Es ist witzig, aber vor ein paar Wochen kamen die Klassiker noch einmal auf Eurosport als Wiederholung und ich saß auf der Couch. Ich habe ein bisschen herumgeswitched und bin auf Paris-Roubaix gestoßen. Zuvor hatte ich nie so richtig Zeit, mir das Rennen genau anzuschauen. Das habe ich dann gemacht und mir die letzten 80 Kilometer angeguckt und mir nur gedacht: „Wow. Was du da geleistet hast, ist der Wahnsinn.“ Das kommt nach dem Ende der Saison dann wieder hoch, die Gefühle, alles. Gerade Paris-Roubaix ist DAS Radrennen für mich. Das Rennen, das die ganze Radsportwelt feiert, weil es so hart, spektakulär und nicht einsehbar ist. Da Zweiter zu werden und so nah am Sieg dran zu sein, das ist einfach ein krasses Gefühl. Wenn ich immer wieder auf den kleinen Pflasterstein schaue, der zu Hause steht, weiß ich so richtig, was ich geschafft habe.

Emanuel Buchmann und Franziska Brauße sind die Radsportler des Jahres 2019

Nils Politt, Paris-Roubaix

Nils Politt wurde bei Paris-Roubaix 2019 Zweiter

Mit solchen Erfolgen wächst auch die Aufmerksamkeit. Wird Ihnen diese manchmal zu viel?

Im Endeffekt sagen viele, dass es super ist, dass ich eine offene Ader habe. Das ist meine Mentalität, das ist die rheinländische Mentalität. Ich bin immer ein ganz normaler Mensch. André Greipel ist ein guter Freund von mir geworden, aber als ich ihn kennengelernt habe, war ich ein U15-Fahrer. Wir hatten vom Verein jeden Samstag um 14 Uhr eine Trainingsausfahrt und ich habe meinen Vater immer gefragt: „Papa, meinst du heute kommt André?“ Klar habe ich im Laufe der Zeit immer mehr mit ihm trainiert, aber es ist für mich immer noch was Besonderes, mit ihm in einem Team zu fahren. Er war ein Vorbild für mich. Und als er zu mir einmal gesagt hat, dass ich zu ihm nach Hause kommen soll, war ich extrem stolz. Er hat dort Kartons aufgemacht und mir Sachen von Highroad und T-Mobile geschenkt. Und für mich ist es jetzt genauso schön, mit ihm im Team zu fahren. Aber wir sind alle Menschen, wir sind zum Anfassen da und daher will ich nicht, dass jemand vielleicht Angst hat, mich anzusprechen.

Zur Ihrer gemeinsamen Trainingsausfahrt kamen mehr als 400 Leute.

Wir hatten zwar ein paar Anfragen bei Instagram, aber dass es so groß wird, hätten wir nicht gedacht. Wir haben vor der Tour gesagt, dass wir die Leute ein bisschen mitnehmen und haben die Instagram-Seite „Kölner Trainingstiere“ genannt. André ist ja der Gorilla, Rick hat sich als Löwe geoutet: „Ich bin der Löwe und greife immer an.“ Dann haben sie zu mir halt wegen der Größe „Giraffe“ gesagt. Mein Schwager, der ist Amateurfahrer und fährt öfter mit uns, heißt Freddy – also wurde er Fred Ferkel und dann kam noch Juri Hollmann, der bei Movistar unter Vertrag ist, dazu und der war das „Küken“. Das ist wohl mega gut angekommen und dass dann 450 Leute gekommen sind, macht mich sprachlos.

RennRad-Kalender 2020, Banner

Die schönsten RennRad-Bilder des Jahres: Unser Kalender 2020 – jetzt bestellen!

Diese Trainingsgemeinschaft ist aber nicht nur eine Show für die sozialen Medien. Wie viel profitieren Sie voneinander?

Wir sind gut befreundet und machen auch in der Freizeit viel zusammen und motivieren uns. Wenn es regnet, würde ich vielleicht nicht alleine für zwei Stunden raus, aber wenn André oder Rick auch fahren, geht das leichter. Und wenn wir dann zwei Stunden im Regen fahren, sagen wir „ach komm, drei Stunden“, dann auch „ach komm, vier Stunden. Vier Stunden ist gut.“ Und dann kommen wir nach vier Stunden nach Hause. Klar ist André der erfahrene Mann bei uns und gibt uns viele Tipps. Er hat mir auch viel in meiner Karriere geholfen. Er war es auch, der nach Rennen zu mir kam und meinte: „Also was du heute gemacht hast, Junge. Du warst der Stärkste im Feld, aber du fährst so dumm Radrennen.“ Das kam schon öfter vor (lacht).

 

Marco Haller an Nils Politt: „Wer soll dich morgen schlagen?“

 

Wie fühlt es sich an, wenn André Greipel, das ehemalige Idol, sagt, dass er bei den Klassikern für Sie fahren wird?

Es ist natürlich riesengroß, mit André im Team zu sein. Mit Spaß kommt auch der Erfolg und das ist auch ein bisschen meine Devise. Ich denke, das kann unsere Stärke sein. Klar habe ich jetzt ein bisschen den Druck auf meinen Schultern, aber ich bin mir auch sicher, dass André noch nicht am Ende ist. Ich freue mich in erste Linie, dass wir mit ihm einen Fahrer haben, der uns auch ein bisschen den Weg zeigt, da wir ja auch eine relativ junge Truppe sind. Einer, der sagt, was gut und was schlecht ist. Das hatten wir in den vergangenen Jahren bei Katusha wohl zu wenig: Einen erfahrenen Mann an der Seite, der den Mund aufmacht. Bei Roubaix war er im Vorjahr auch in den Top Ten und ich denke, dass wir da eine ganz gute Speerspitze haben. Mathew Hayman hat Roubaix ja auch erst mit 37 Jahren gewonnen.

Wie wichtig ist generell die Psyche, der Kopf, für einen Radprofi?

Sehr wichtig. In der vergangenen Saison bin ich auch ein bisschen in einen Flow reingekommen. Bei Paris-Nizza hatte ich schon ein paar Zweifel, da ist es erst auf den letzten beiden Etappen besser gegangen. Aber auf einmal hat es Klick gemacht und es lief. Dann bin ich beim E3-Preis in die Top Ten gefahren, bei der Flandernrundfahrt wurde ich Fünfter – und ich war in einem Flow. Ich hatte Spaß, war lustig drauf und habe mir gedacht: „Warum sollen die anderen stärker sein als ich?“ Das habe ich auch vor Roubaix gedacht, und bin dann einen kleinen Selbsttest gefahren: Fünf Minuten lang alles was geht, einen Tag vor dem Rennen – und heraus kam: mein neuer Wattrekord. Es waren mehr als 550 Watt.

Das steigert das Selbstvertrauen.

Marco Haller hat dann zu mir gesagt: „Wer soll dich morgen schlagen?“ Wenn der Kopf frei ist, sind es die Beine auch.

Werden Sie den Test vor dem nächsten Klassiker wiederholen?

Vielleicht. Wenn ich merke, dass alles läuft, dann mache ich das nicht. Aber manchmal braucht man so etwas – um sich selbst zu beweisen, dass alles passt. Ich nehme mir so etwas nicht vor – es passiert spontan. Dann sage ich mir im Training: Eigentlich wollte ich nur drei Minuten fahren, aber jetzt mache ich die zwei auch noch. Das passiert aus dem Instinkt heraus.

App, RennRad, Download, Banner

Jetzt die neue RennRad-App kostenlos downloaden!

Nils Politt über Distanz zur Familie

 

Sie haben eine kleine Tochter. Wie schwierig ist es, sie so oft und regelmäßig nicht sehen zu können?

Es war tierisch hart, nicht bei ihrer Geburt dabei zu sein. Denn zu der Zeit bin ich die Tour de France gefahren. Aber es war dann Vorfreude pur, nach Hause zu fahren. Natürlich war es auch ein Stress, da so viele Medienanfragen kamen. Bis ich dann zum Pressesprecher gesagt habe, dass es jetzt reicht. Ich fahre gerade die Tour de France und will meine Ruhe haben. Eine Tochter zu Hause zu haben ist einfach wunderschön. Wenn du heimkommst und dich so eine süße Maus anlächelt, ist das unbeschreiblich.

Hier in Istrien herrschen gute Trainingsbedingungen. Gibt es Trainingsmethoden und -Inhalte, die Sie gar nicht mögen?

Ich habe eine Trainingseinheit, bei der ich sage: never ever, niemals. Und zwar das „40-20“ oder auch das „30-30“. 30 Sekunden maximal schnell fahren und 30 Sekunden aktive Pause. Das ist eigentlich der Bereich, den ich ein bisschen üben muss, aber diese Trainingsform muss nicht sein.

…ab sechs, sieben Minuten wird es zäh.

Ab wann wird es brutal?

Meistens geht das Ganze über zehn Minuten, aber ab sechs, sieben Minuten wird es zäh. Und wenn man dann drei, vier Sätze davon machen muss, ist das nicht lustig.

Wie hart fahren Sie diese 30 Sekunden – in Watt ausgedrückt?

Man kann sie All-Out, also mit 100 Prozent Intensität, fahren, das wären im Sitzen 600 bis 700 Watt und dann mit 200 Watt weiter rollen. Aber da muss man dann einmal durchatmen.

Israel Cycling Academy startet 2020 mit Factor Bikes

Radsportler des Jahres 2019: Emanuel Buchmann und Franziska Brauße

Emanuel Buchmann, Radsportler des Jahres 2019

Die Würfel sind gefallen: Emanuel Buchmann und Franziska Brauße sind die Radsportler des Jahres 2019 und treten damit die Nachfolge der Vorjahressieger Kristina Vogel und Maximilian Schachmann an.

Radsportler des Jahres: Emanuel Buchmann vor Pascal Ackermann

Die Leser des RadSport und viele Fans online haben sich entschieden: Buchmann begeisterte mit seinem Kampf um einen Podestplatz in der Tour, was hierzulande fast eine neue Radsport-Euphorie entfachte. Der Ravensburger verwies seinen Teamkollegen Pascal Ackermann, der 13 Saisonsiege feierte, und den Kunstrad-Weltmeister Lukas Kohl auf die Plätze.

Radsportlerin des Jahres. Franziska Brauße vor Lisa Klein

Bei den Frauen gewann Franziska Brauße die Gunst der Radsport-Leser. Brauße schaffte in diesem Jahr den Durchbruch auf der Bahn und war in der Einerverfolgung bei der Deutschen Meisterschaft und der Europameisterschaft die unangefochtene Königin. Die Doppel-Europameisterin lag mit 26,2 Prozent der Stimmen vor Lisa Klein aus Erfurt (24,4), die in dieser Saison auf Bahn und Straße erfolgreich war und bei der Straßen-EM in Apeldoorn dreimal aufs Podest fuhr. Auf dem dritten Platz landete die Welt-und Europameisterin im Trial, Nina Reichenbach (13,6 %).

Franziska Brauße, Radsportler des Jahres

Franziska Brauße ist von den Lesern des RadSport und der RennRad zur Radsportlerin des Jahres 2019 gewählt worden

Radsportler des Jahres: Das Wahlergebnis in Zahlen

Endergebnis der Männer

Platz Radsportler Prozent der Stimmen
1. Emanuel Buchmann 27,1
2. Pascal Ackermann 21,4
3. Lukas Kohl 12,5
4. Dominik Oswald 10,3
5. Felix Groß 8,4
6. Nils Politt 8,1
7. Roger Kluge / Theo Reinhardt 6,7
8. Max Schachmann 5,5

Endergebnis der Frauen

Platz Radsportlerin Prozent der Stimmen
1. Franziska Brauße 26,2
2. Lisa Klein 24,4
3. Nina Reichenbach 13,6
4. Lisa Brennauer 11,4
5. Hannah Ludwig 9,8
6. Emma Hinze 8,5
7. Lea-Sophie Friedrich 6,1

Unter allen Einsendungen verloste der RadSport Sachpreise, die den Gewinnern direkt zugehen. Die Gewinner wurden in der aktuellen Ausgabe des RadSport bekannt gegeben und direkt kontaktiert.

R2C2, Banner

Der RennRad Cycling Club – Deine Leidenschaft. Dein Club. Jetzt alle Informationen einsehen!

Shimano GRX Di2: Die neue Gravel-Schaltgruppe im Test

Shimano GRX Di2, Test, Gravel, Schaltgruppe

Schotter, Trails und Straße: Shimanos neue Schaltgruppen-Familie GRX ist speziell für den Einsatz an Gravel- und Cyclocrossbikes entwickelt worden. Die Shimano GRX gibt es in drei verschiedenen Serien – mit Einfach- oder Zweifach-Antrieb, mit elektronischer oder mechanischer Schaltung und verschiedenen Möglichkeiten der Individualisierung. RennRad testete die neue elektronische Shimano GRX Di2 Version der Top-Serie GRX 800 mit Zweifach-Antrieb sowie die neuen Gravel-Komponenten von Shimano und Pro bei längeren Ausfahrten im US-Bundesstaat Montana.

Auf dem europäischen Markt sind bei Gravelbikes Kurbeln mit einem Kettenblatt weit verbreitet. In den USA ist inzwischen zu beobachten, dass erfahrene Gravel-Renn- und Freizeitfahrer zurück zu klassischen Zweifach-Antrieben wechseln – und von feineren Abstufungen zwischen den Gängen profitieren wollen. Laut den Shimano-Ingenieuren liegt der Anteil der an Kompletträdern verbauten GRX-Gruppen mit Zweifach-Antrieben bei 70 Prozent.

RennRad-Kalender 2020, Banner

Die schönsten RennRad-Bilder des Jahres: Unser Kalender 2020 – jetzt bestellen!

Warum eine Gravel-Schaltgruppe?

Der Gravel-Sektor ist vielfältig und schwierig zu definieren. Auch deshalb habe sein Team von Anfang an auf eine möglichst vielfältige und individualisierbare Schaltgruppen-Familie gesetzt, sagt der Shimano-Ingenieur Hiroshi Matsumotu. Auch die Räder unterscheiden sich untereinander stark. Das verrät schon ein Blick auf die aktuellen Gravelbikes im großen Vergleichstest in der RennRad-Ausgabe 10/2019.

Scheibenbremsen sind inzwischen Standard – auch an Shimanos GRX-Gruppen: Bei Staub, Dreck und Nässe sollen Disc-Systeme eine zuverlässige und starke Bremsleistung garantieren. Gerade auf technisch anspruchsvoll zu fahrendem Untergrund kann man davon profitieren, dass die Bremsen auch mit wenig Fingerkraft effektiv verzögern. So kann man den Lenker fest greifen und gleichzeitig sicher bremsen.

Am Testrad waren die besonders hitzebeständigen Ice-Tech-Discs mit vorne 160 Millimetern und hinten 140 Millimetern Durchmesser verbaut. Die Bremsleistung im Zusammenspiel mit den Flat-Mount-Bremssätteln war sehr stark, dank der Servo-Wave-Technologie ließ sich die Bremskraft zudem sehr gut dosieren.

Die ergonomisch geschwungenen Brems-Schalt-Hebel wurden speziell für den Einsatz an gravel-spezifischen Lenkern entwickelt und unterscheiden sich besonders in Bezug auf die „hoods“, die Knäufe, deutlich von den bekannten Shimano-Modellen. Sie bieten durch das stark profilierte Gummi viel Grip und sind deutlich nach vorne gebogen.

Shimano GRX Di2, Schalthebel, Schaltgruppe, Test

Die ergonomisch geschwungenen Brems-Schalt-Hebel der Shimano GRX Di2

Shimano GRX Di2 im Test: Bremsen & Ergonomie

Zusätzlich zu den für Gravel-Lenker entwickelten Bremshebeln mit ihrer individuell einstellbaren Griffweite lassen sich weitere Bremshebel mittig am geraden Teil des Lenkers anbringen. Diese erlauben es, dass auch in der Oberlenkerhaltung gebremst werden kann. Dies ermöglicht zum einen eine aufrechtere und damit in vielen Situationen komfortablere Sitzposition. Zum anderen bieten die Zusatzhebel gerade auf langen Strecken Abwechslung zu den Bremsgriff- und Unterlenkerpositionen.

Im Test überzeugten die wegen ihrer auffälligen Form auch „froglegs“ genannten Hebel: Sie ermöglichen es, dass man auch bei einem plötzlich schlechter werdenden Untergrund nicht „umgreifen“ muss, um schnell bremsen zu können. Auch bei Straßenrennen auf besonders ruppigem Untergrund, etwa beim Kopfsteinpflaster-Klassiker Paris–Roubaix, setzen manche Radprofis auf die Zusatzbremshebel.

Lenker mit „Flare“

Kontrolle und Komfort: Diese beiden Eigenschaften sind auf ruppigen und unbefestigten Fahrbahnen entscheidend. Gravel-spezifische Lenker sind daher in der Regel breiter und weisen den sogenannten „Flare“ auf: Der Unterlenker ist seitlich ausgestellt. Am Testrad war das neue offroad-spezifische Aluminiummodell Discover von Shimanos Hausmarke Pro verbaut. Mit einer eher geringen Reichweite, dem sogenannten „reach“, und einem ebenfalls geringen „drop“ ergab sich im Test eine kompakte, kaum gestreckte Sitzposition.

Komponenten der Pro Discover-Linie

Die Pro-Ingenieure entwickelten die neuen Komponenten der Discover-Linie speziell für den Gravel-Einsatz. Besonderen Komfort sollen dabei auch die stärker flexende Discover-Carbon-Sattelstütze sowie der auf dem verbreiteten Rennrad-Sattelmodell Stealth basierende Kurzsattel Stealth Offroad bringen. Er besteht aus mehreren Materiallagen auf einer Fiberglas-Schale und wird über Stahlträger an der Stütze befestigt. Mit 159 Gramm ist er sehr leicht – im Test überzeugte er aber vor allem durch seine guten Dämpfungseigenschaften. Die Aussparung in der Mitte entlastete den Dammbereich spürbar.

Am Testrad war zudem die absenkbare Vario-Sattelstütze Discover Dropper Seatpost von Pro verbaut. Durch einen Hebel am Lenker lässt sich die Sitzhöhe sehr schnell verringern und wieder höher einstellen.

R2C2, Banner

Der RennRad Cycling Club – Deine Leidenschaft. Dein Club. Jetzt alle Informationen einsehen!

Versenkbare Sattelstütze und Gravel-Schuhe

Der tiefere Schwerpunkt auf dem Rad soll in Abfahrten und auf technisch anspruchsvollen Abschnitten mehr Sicherheit bringen. Im Gravel-Einsatz überzeugte das bei Mountainbikes verbreitete Prinzip nur bei sehr langen Abfahrten oder auf technisch besonders anspruchsvollen Trails. Auch beeinflusste der Hebel am Lenkerbogen die Ergonomie etwas, da weniger Griffpositionen möglich waren.

Zu den Reifen: Das verbaute Vittoria-Modell Terreno mit 38 Millimetern Breite und starkem Profil überzeugte auch auf anspruchsvollen Trails mit Wurzeln und gröberen Steinen. Dank der Tubeless-Montage ohne Schlauch konnten sie mit wenig Luftdruck gefahren werden. Unserem 70 Kilogramm schweren Tester boten sie bei rund drei Bar gute Dämpfungseigenschaften, viel Grip und dadurch eine sehr gute Traktion. Sie waren an den neuen, robusten RX570-Laufrädern montiert, die Shimano speziell für die GRX-Serie entwickelt hat. Mit einer Felgenhöhe von 22 Millimetern und einem Innendurchmesser von 21,6 Millimetern entsprechen sie dem Standard bei Cross-Country-Mountainbikes – zudem gibt es sie auch als kleinere 650B-Version. Das Gewicht von 1600 Gramm und die hohe Steifigkeit überzeugten.

Die Gravel-Radschuhe: Wir testeten das Modell RX8, das sich durch eine geringere Verstärkung an der Ferse, das Fehlen von Spikes an der Spitze und durch ein geringeres Profil vom Mountainbike-Top-Modell XC9 unterscheidet. Somit ist der mit 245 Gramm leichte und dank einer Vollcarbon-Sohle sehr steife Schuh auch zum Gehen auf unwirtlichen Schiebepassagen geeignet.

Dieser Test erschien in der RennRad-Ausgabe 11-12/2019. Hier können Sie die Ausgabe bestellen.

Detailaufnahmen, Shimano GRX,, Schaltgruppe

Detailaufnahmen der Shimano GRX Di2

Detailaufnahmen, Shimano GRX,, Schaltgruppe

Detailaufnahmen der Shimano GRX Di2

Shimano GRX Di2 im Test: Fazit

Elektronische Schaltungen waren bei Gravelbikes bisher kaum verbreitet. Im Test waren die Vorteile jedoch sehr deutlich spürbar.

Das Testfazit: Im Gravel-Einsatz kommen die Vorteile einer elektronischen Schaltung besser zum Tragen als in vielen Asphalt-Situationen. Gerade im Gelände kann man von leichtgängigen und schnellen Gangwechseln profitieren.

Die Vorteile

Als praktisch empfanden wir auch die Extra-Schalthebel, die man als Sprint-Shifter im Lenkerbogen oder als Climb-Shifter am Oberlenker anbringen kann. Das Dynamic-Chain-Engagement-Zahnprofil soll die Kette am Einfach-Kettenblatt sicher halten. Zugunsten einer feineren Gangabstufung testeten wir jedoch die Zweifach-Kurbel mit einer Übersetzung von 48 und 31 Zähnen. Kombiniert mit der Elffach-Kassette mit Ritzeln von elf bis 32 Zähnen bot die Shimano GRX auf Ultegra-Niveau passende Gänge für steilere Anstiege sowie für ein hohes Tempo in der Ebene.

Alle GRX-Kurbelgarnituren lassen durch eine breitere Kettenlinie mehr Platz für bis zu 42 Millimeter breite Reifen und entsprechende Rahmendesigns. Der elektronische Di2-Umwerfer schaltete schnell und präzise zwischen den Kettenblättern mit 17 Zähnen Differenz.

Die GRX-Schaltwerke basieren auf den 2018 eingeführten RX-Modellen von Shimano und stabilisieren die Kette dank des Shadow-RD-Plus-Systems. Dadurch schlug die Kette auch auf holprigem Untergrund kaum auf die Kettenstrebe, der Schaltwerkskäfig blieb in allen Situationen stabil. So war die Schaltleistung des zuverlässigen und robusten elektronischen Schaltwerks in allen Situationen präzise und leichtgängig.

Shimano GRX Di2, Testrad

Mit diesem Testrad hat RennRad die Shimano GRX Di2 im US-Bundesstaat Montana getestet.

Disc-Schaltgruppen von Shimano, Campagnolo und Sram im Test


Shimano GRX: Versionen und Fakten

Shimanos neue Gravel-Schaltgruppenfamilie GRX ist vielfältig: Die drei Serien RX800, RX600 und RX400 entsprechen den etablierten Stufen Ultegra, 105 und Tiagra. Es gibt zudem elektronische Di2- sowie mechanische Schaltungsvarianten.

Es kann zwischen Einfach- und Zweifach-Kurbeln gewählt werden. Neben der Elffach-Kassette gibt es auch eine Zehnfach-Kassette, die mit dem Zweifach-Antrieb kompatibel ist. Die GRX- Komponenten sind über die einzelnen Serien hinweg miteinander kompatibel und auch mit solchen aus Shimanos Mountainbike- und Rennrad-Gruppenfamilien kombinierbar. Optional können Zusatz-Brems- und Schalthebel am Oberlenker verbaut werden. Die Gewichte und Preise unterscheiden sich je nach der individuellen Zusammenstellung der Schaltgruppe, die viele Möglichkeiten bietet. Die getestete Gruppe der RX800-Serie der elektronischen Di2-Variante befindet sich hierbei etwa auf dem Niveau der Ultegra-Di2-Ausstattung.

Weitere Informationen zu den Komponenten und Variationen gibt es auf der offiziellen Shimano-Website.

Shimano GRX Di2, Test

Die Shimano GRX Di2 im Test

Taiwan – Wuling-Pass: Traumziel für Rennradfahrer

Rennrad-Traumziele, Wuling-Pass, Taiwan

Taiwan – Wuling-Pass | Vom Meer auf 3275 Meter

Ein Affe. Von rechts nach links läuft er über die Straße, mit den Fäusten stößt er zwischen den Beinen hindurch, drückt sich vom Asphalt nach vorne. Nach wenigen Sekunden ist er an mir vorbei, aus meinem Blickfeld verschwunden, zurück im dicht wachsenden grünen Wald. Ich zweifle an meinen ko­gnitiven Fähigkeiten. Ich muss lachen, obwohl ich keine Luft zu verschwenden habe. Ich befinde mich irgendwo zwischen Meereshöhe und 3275 Metern. Ich befinde mich mitten im mächtigsten Anstieg, den ich je gefahren bin. Es ist einer der längsten, die Rennradfahrer auf der Welt überhaupt fahren können: der Wuling-Pass in Taiwan. Die Fakten: 3410 Höhenmeter, von null auf 3275 Meter ohne wesentliche Unterbrechungen. 85 Kilometer, von der Ostküste Taiwans am Nordpazifik durch den Taroko-Nationalpark, durch den Urwald auf die grün bewachsene Höhe des Passübergangs. Es ist ein Pass, der sich nicht in den Dimensionen fassen lässt, in denen Radsportler üblicherweise von ihren Berg-Touren berichten.

Denn was ich vom Wuling-Pass erzähle, ist vor allem folgendes: Auf den letzten 15 Kilometern wurde es sehr hart. Das bedeutet: 15 Kilometer bergauf sind nur das – harte, harte, harte – Finale der Auffahrt. Das bedeutet: Zuvor ging es bereits 70 Kilometer bergauf. Es sind 85 Kilometer, für die sich die Reise schon lohnt. Die Flugreise, die 19 Stunden dauert. Die Reise in die schwüle Hitze Taiwans, der Insel vor der Küste des chinesischen Festlandes. Jene Insel, auf die sich 1949 nach der Gründung der Volksrepublik China die Eliten der Republik China zurückzogen.

Die Reise in das Land, in dem die meisten Carbon-Rahmen gebaut werden. Die Reise in ein Land, in dem der Radsport immer beliebter wird. Seit dem ersten Radrennen dort, der „Taiwan KOM Challenge“, wurde der Wuling-Pass immer bekannter.

RennRad-Kalender 2020, Banner

Die schönsten RennRad-Bilder des Jahres: Unser Kalender 2020 – jetzt bestellen!

Vincenzo Nibali brachte Glanz in eines der Rennrad-Traumziele

Radprofis wie Vincenzo Nibali brachten etwas Radsport-Glanz in den Nationalpark der Insel. Seinen Platz in der Geschichte des Weltradsports hat Taiwan aber bislang noch nicht sicher. Noch ist der Wuling ein Insidertipp – eine Abenteuerreise auf Asphalt. Am besten startet man früh zu seiner Tour: Während des hier so oft feuerroten Sonnenaufgangs in der Küstenstadt Hualien. 105 Kilometer sind es von hier bis zum Passübergang, dem höchsten Punkt der Strecke.

Dort, wo die Luft schon deutlich dünner und kälter geworden ist. Am Startpunkt auf Meereshöhe liegt die Temperatur meist schon frühmorgens bei rund 28 Grad Celsius. Die Kohlenhydratspeicher sind gut gefüllt vom vielen Reis, den es morgens, mittags und abends gibt – und von Süßkartoffeln, jenem National-Gewächs, an dessen Form sogar die Umrisse der Insel erinnern. Der Jetlag ist nach einigen Tagen überwunden. Nach 20 flachen Kilometern geht es nur noch bergauf, abgesehen von einem kurzen Gegengefälle auf 2453 Metern über dem Meer. Danach sind es noch 15 Kilometer bis zum Pass. 15 Kilometer: Alleine dieses Finale ist länger und härter als viele Alpenpässe.

Rennrad-Traumziele, Taiwan

Welcher Rennradfahrer möchte nicht in diesen Landschaften fahren?

27,3 Prozent Steigung

Die Luft wird dünn, die Steigung wird extrem: 27,3 Prozent sind es an der steilsten Stelle. Mit drei Stunden und knapp 20 Minuten hat Vincenzo Nibali bei der hier ausgetragenen Taiwan KOM Challenge die Bestzeit aufgestellt. Sehr starke Amateur-Bergfahrer schaffen den Anstieg in rund vier Stunden. Für die meisten Hobby-Athleten ist eine Zeit von weniger als fünf Stunden bereits ein ambitioniertes Ziel. Doch die Anstrengung lohnt sich. Man erlebt hier Einsamkeit, ruhige Straßen, Dschungel – und sich selbst.

Insider-Tipp zum Wuling-Pass

Taiwan steht nicht nur für Reis und Süßkartoffeln. Eine andere taiwanesische Spezialität sind Klöße: meist mit Fleisch gefüllte Teigtaschen, die man mit Suppe isst – oder als süße Variante, mit proteinreichem Bohnenpüree gefüllt.

RennRad, Ausgabe, Shop

Zum Shop!

Taiwan: Land & Region

Taiwan ist eine Pazifikinsel vor dem chinesischen Festland. Auf 36.179 Quadratkilometern leben 23.570.000 Einwohner. Jenseits der Hauptstadt Taipeh prägen Berge und Dschungel die Insel: Es gibt mehr als 268 Gipfel, die höher als 3000 Meter über dem Meer liegen. Zwei Drittel der Inselfläche gelten als Gebirge. Der völkerrechtliche Status Taiwans ist international umstritten: Während China Taiwan beansprucht, sieht sich die dortige Republik China als souveräner Staat. „Made in Taiwan“ gilt als Standard in der Fahrrad-Industrie, weltweit beziehen Hersteller ihre Carbonteile aus Taiwan. Die großen Marken Giant und Merida stammen aus Taiwan. Der Radmarathon Taiwan KOM Challenge wird mehrmals pro Jahr ausgetragen. Zur Hauptveranstaltung Ende Oktober werden auch World-Tour-Profis eingeladen. Wer nicht mit dem eigenen Rad anreist, sollte sich schon vor der Reise um ein passendes Leih-Rennrad kümmern. Nicht überall kann man sich auf Englisch verständigen oder zurechtfinden. Hilfreich vor Ort sind etwa die Mitarbeiter im Rapha Club House in Taipeh (www.rapha.cc/gb/en/clubhouses/taipei) oder Fahrradläden, in denen Räder von Giant oder Merida verkauft oder verliehen werden.

Flüge aus Deutschland haben meist eine Zwischenlandung in Dubai oder Bangkok. Die kürzesten Direktflüge dauern rund 13 Stunden. Die Zeitverschiebung beträgt plus sieben Stunden.

Die Top-Tour

Hualien – Wuling – Puli – 157 Kilometer | 3410 Höhenmeter

Hualien – Qixingtan – Taroko Bridge – Tianxiang – Xinbaiyang – Bilu Sacred Tree – Guanyuan – Dayuling – Hehuan Mountain – Wuling –
Kunyang – Quingjing Farm – Ren’ai – Puli

R2C2, Banner

Der RennRad Cycling Club – Deine Leidenschaft. Dein Club. Jetzt alle Informationen einsehen!


Rennrad-Traumziele

Norwegen – Lysevegen: Traumziel für Rennradfahrer

Rennrad-Traumziele, Norwegen, Lysevegen

Norwegen – Lysevegen | Serpentinen am Fjord

Norwegen ist eines der Rennrad-Traumziele für Touristen, die unberührte Natur suchen: Die geringe Besiedelung und die unzähligen Fjorde ziehen Wanderer und Wintersportler an. Spätestens seit den Weltmeisterschaften in Bergen 2017 und seitdem sich das Profirennen Arctic Race of Norway etabliert hat, wird Norwegen auch für Radsportler attraktiv. An den Hängen der Bergmassive entlang der Fjorde führen viele Serpentinenstraßen vom Meer die Bergflanken hinauf. In den Sommermonaten wird Norwegen zum Traumziel für Rennradfahrer. Die sozialen Medien haben Fotos von den Serpentinen der Lysevegen-Straße weltweit berühmt gemacht– doch nur weniger Radsportler sind die entlegenen Kurven, die von einem Fjord aus bergan führen, bereits selbst gefahren.

Felsplateaus & Fjorde in Norwegen

Am Ufer des Lysefjords in Norwegen liegt der Ort Lysebotn, in der Nähe der Stadt Stavanger im Süden Norwegens. Hier befindet sich der legendäre Preikestolen – das auch als Predigtstuhl bekannte Felsplateau, an dessen Kante Touristen 604 Meter in die Tiefe des Fjords hinabblicken können. Bis in die 1980er-Jahre konnte man die von den Felswänden des Preikestolen umschlossene Ortschaft nur mit der Fähre erreichen. Um die Baumaterialien für Wasserkraftwerke per Lkw transportieren zu können, wurde 1984 die Lysevegen-Serpentinenstraße nach Sirdal erbaut. Diese Passstraße ist bis heute eine der spektakulärsten weltweit. Über 27 Haarnadelkurven erklimmt man die 640 Höhenmeter bis zum Aussichtsrestaurant „Oygardsstol“. Den höchsten Punkt der Straße erreicht man am See Andersvatn mit 950 Metern über dem Meeresspiegel.

R2C2, Banner

Der RennRad Cycling Club – Deine Leidenschaft. Dein Club. Jetzt alle Informationen einsehen!

Zehn Prozent

Auf der Lysevegen erklimmt man die ersten 860 Höhenmeter auf gerade einmal 8,3 Kilometern. Dies entspricht einer durchschnittlichen Steigung von mehr als zehn Prozent. Damit kann die Lysevegen auch mit den schwierigsten Alpenpässen mithalten. Die Auffahrt lohnt sich auch für Fahrer, die unter der heftigen Steigung leiden: Denn die Straße führt durch unberührte Natur, immer wieder bietet sich eine weite Sicht über den Lysefjord.

Zu Beginn führt die Straße über einen eineinhalb Kilometer langen Tunnel ins Berginnere. Dann beginnt die eigentliche Steigung. Die geschwungenen Serpentinen klettern den Hang des Berges hinauf. Die Asphaltdecke ist in gutem Zustand. Das macht die Steigungen von bis zu 13 Prozent etwas erträglicher. Wegen des Schnees ist die Straße gewöhnlich nur von Mai bis Oktober geöffnet.

Rennrad-Traumziele, Lysevegen, Norwegen

Lysevegen in Norwegen ist eines der großen Rennrad-Traumziele

Norwegen: Land & Region

Die besten Runden beginnen nicht auf dem Rennrad, sondern auf der Fähre. Klassischerweise startet man in Stavanger und fährt rund 90 Minuten durch den Fjord. Höhepunkte der Touren in der Gegend sind der Valevatn-See oder der Frafjord. Bei den Radmarathon-Veranstaltungen wie Haute Route Norway und Lysebotn-Bryne erlebt man die Strecke inklusive Fähren-Anfahrt. Von Lysebotn geht es direkt in den Anstieg.

Die Top-Tour

Lysebotn – Bryne – 147 Kilometer | 2200 Höhenmeter

Lysebotn – Suleskard – Sinnes – Byrkjedal – Bryne

GPS: http://bit.ly/lysebotn-bryne

Pässe für Rennradfahrer: Die schönsten Passstraßen Europas


Rennrad-Traumziele

Kolumbien – Alto de Letras: Traumziel für Rennradfahrer

Rennrad-Traumziele, Kolumbien, Alto de Letras

Kolumbien – Alto de Letras | Der härteste Anstieg der Welt?

Man fährt bergauf, die Straße steigt an – endlos. Nach mehr als zwei Stunden blickt man auf seinen Radcomputer und erkennt: Man hat noch nicht einmal die Hälfte hinter sich. Eine Fiktion? Nein, die Realität. In Kolumbien.

Der Anstieg nach L’Alpe d’Huez ist 14 Kilometer lang. Der auf den Mont Ventoux rund 20. Der längste mit dem Rennrad befahrbare Pass der Welt ist viermal so lang: der Alto de Letras. Die beeindruckenden Daten: 80 Kilometer, 4163 Höhenmeter. Die Durchschnittssteigung: vier Prozent. Die Maximalsteigung: elf Prozent.

Dieser Monsterpass liegt in Kolumbien – unweit der Metropole Medellín. Der Páramo de Letras verbindet die Departamentos Tolima und Caldas und überwindet dabei die komplette Zentralkordillere der Anden. In den 1980er-Jahren, der Zeit, in der immer mehr kolumbianische Athleten den Sprung ins Profipeloton schafften, sagte einer von ihnen, Lucho Herrera, einen bemerkenswerten Satz: „Die europäischen Berge wie Alpe d’Huez sind zu kurz für uns Kolumbianer.“

RennRad, Ausgabe, Shop

Zum Shop!

Kolumbianische Hitze und steile Abschnitte

Wer einmal den Alto de Letras bezwungen hat, weiß, warum. Fast jeder, der schon einmal oben war, konstatiert: Die ersten und die letzten 20 Kilometer sind die schwierigsten. Denn zu Beginn warten sowohl die kolumbianische Hitze als auch die steilsten Abschnitte – wobei die Prozentzahlen meist knapp einstellig bleiben. Im finalen Abschnitt des Berges kommen zur angesammelten Müdigkeit und einem weiteren langen und recht steilen Abschnitt auch meist noch weitere Hindernisse hinzu: der abnehmende Sauerstoffgehalt der Luft und niedrige Temperaturen, die sich nicht selten in Richtung null Grad Celsius bewegen. Die meisten Radsportler, die extra anreisen, starten von Mariquita aus.

So hat man einige Kilometer, um sich im Flachen warmzufahren. Die ersten vier Kilometer des Anstiegs weisen dann schon eine Durchschnittssteigung von acht Prozent auf. Danach wird es etwas flacher. Psychisch und physisch extrem fordernd wird es dann wieder ab Kilometer 63. Also dann, wenn man schon seit gefühlten Ewigkeiten bergauf fährt: Denn die Steilheitsgrade der folgenden 14 Kilometer liegen konstant zwischen acht und elf Prozent.

Ausfahrten-Serie, R2C2, #RIDEGER

Der R2C2 und der Radclub suchen für ihre Ausfahrten-Serie #RIDEGER Guides und Mitfahrer

Endlos

Doch dieser Höhenmeter-Superlativ ist nicht alles – die Region um Medellín bietet noch etliche weitere Highlights. Hunderte Pässe, meist recht verkehrsarme Straßen, gutes Essen, guten Kaffee. Und etliche touristische Sehenswürdigkeiten. Auf dem Weg nach Mariquita bietet sich etwa ein Besuch der Hacienda Nápoles an. Diese war der Rückzugsort des einst berüchtigtesten Drogenbosses der Welt, des Chefs des fast allmächtigen Medellín-Kartells: Pablo Escobar. Die rund 3500 Hektar große Hacienda ist heute eine Touristenattraktion. Ruhe, Entspannung, Abenteuer, Trekking- und Bootstouren bietet der Arvi-Nationalpark. Zudem findet man in der Region etwa auch den Cerro Tusa, einen sehr speziell geformten Berg, der als größte natürliche Pyramide der Welt gilt. Die Metropole Medellín selbst liegt auf rund 2200 Metern Höhe über dem Meer.

Berge, Natur & Städte

Rigoberto Uran, Fernando Gaviria oder die beiden Henao-Brüder – viele von Kolumbiens aktuellen Top-Profis stammen aus der Region Medellín. Dank der Höhe ist das Klima milder als in Küstennähe, auch die Luftfeuchtigkeit ist geringer. Die Möglichkeiten, Höhenmeter zu sammeln sind grenzenlos. Die Stadt galt einst als Drogenhauptstadt der Welt, als Hort des Verbrechens. Diese Zeiten sind lange vorbei – heute gilt Medellín als eine der sichersten Städte Südamerikas. Die Gastfreundschaft ihrer Bewohner und das Nachtleben gelten als legendär.

Insidertipp für Kolumbien

Probieren sollte man eine ungewöhnliche Kreation: „Chocolate con queso“ – eine Trinkschokolade, die mit einer Scheibe Käse serviert wird.

Die Highlights

Berge: Der wohl härteste Anstieg der Welt und etliche weitere Pässe. Ergo: unendliche Höhenmeter-Möglichkeiten.

Wetter: Das ganze Jahr über beständiges mildes Klima.

Höhentraining: Man bewegt sich meist auf Höhen von mehr als 2000 Metern über dem Meer. Ein Zusatz-Trainingseffekt.

Verkehr: Die regionalen Straßen sind meist wenig befahren.

Urlaub: Eine Kombination mit Abstechern in die Anden, in Nationalparks, die Kaffeezone oder ans Meer bietet sich an.

Kaffee & Kultur: Das Heißgetränk gehört untrennbar zur Radsport-­Kultur – und natürlich zur kolumbianischen.

RennRad-Kalender 2020, Banner Die schönsten RennRad-Bilder des Jahres: Unser Kalender 2020 – jetzt bestellen!

Kolumbien: Land & Region

Rennradfahren ist ein Nationalsport in Kolumbien. Auch zeigen die meisten Auto- den Radfahrern gegenüber große Rücksicht. Die Sicherheitslage in dem einst von Rebelleneinheiten und Drogenkartellen terrorisierten Land hat sich in den vergangenen Jahren extrem verbessert. Heute zählt Kolumbien zu den weltweiten Trendreisezielen. Außerhalb der großen Städte sind gewisse Basis-Spanischkenntnisse von großem Vorteil, da fast niemand Englisch spricht. Das Klima ist ganzjährig beständig – Medellín gilt als „Stadt des ewigen Frühlings“. In der Region ist fast alles möglich: Dschungeltouren, Baden in natürlichen heißen Quellen, Trips zu alten, postkartenschönen Kolonialstädtchen oder in die berühmte Kaffeezone, in der mit die besten Kaffeebohnen der Welt angebaut werden.

Wer länger Zeit hat, kann weitere Highlights dieses extrem abwechslungsreichen Landes erkunden. Zum Beispiel: Cartagena, das historische Stadtjuwel an der Küste, den wunderschönen Tayrona-Nationalpark, in dem man neben Dschungel auch weiße Sandstrände findet; die versunkene Indianerstadt Ciudad Perdida oder die großen, vibrierenden Städte Cali und Bogota.

Anreise: Die meisten Flüge aus Deutschland haben einen Zwischenstopp in der Hauptstadt Bogota. Deshalb ist man bis nach Medellín meist zwischen 14 und 18 Stunden unterwegs. Die Preise für Returntickets starten bei rund 650 Euro. Für die Einreise muss der Reisepass noch mindestens sechs Monate lang gültig sein. Die beste Jahreszeit: Dezember bis Februar.

Räder: Wer nicht sein eigenes Rennrad mitbringen will, findet in fast jeder größeren Stadt moderne Leihräder – gerade in der Radsport-Hauptstadt Medellín. Organisierte Gruppenreisen und komplette Trainingslager bieten mehrere Reiseveranstalter an. Angebote findet man etwa hier:

Die Top-Tour in Kolumbien

Der längste Berg – 115 Kilometer | 4445 Höhenmeter

Mariquita – Fresno – Petaqueros – Las Delgaditas – Puerto Brasil – Ga


Rennrad-Traumziele

Rumänien – Transalpina: Traumziel für Rennradfahrer

Rennrad-Traumziele, Rumänien, Transalpina

Rumänien – Transalpina | Durch Transsilvanien

Viele Serpentinen, noch mehr Höhenmeter und fast kein Verkehr. Die Transalpina in Rumänien hat alles, was sich Rennradfahrer in den Bergen wünschen – inklusive eines atemberaubenden Karpaten-Panoramas. „Transalpina“ ist die touristische und sehr treffende Bezeichnung für die Drum National 67 C: So lautet die offizielle Bezeichnung dieser Straße, die die Walachei mit Siebenbürgen, auch bekannt als Transsilvanien, verbindet. Am Urdele-Pass erreicht sie eine Höhe von 2145 Metern über dem Meer. Sie ist damit die höchste asphaltierte Straße Rumäniens.

Von Süd nach Nord

Von Bengesti im Süden führt sie Richtung Norden über den Pasul Urdele und den Pasul Tartarau nach Sebes im Norden. Insgesamt müssen auf den 148 Kilometern 2700 Höhenmeter bezwungen werden. Von Süd nach Nord gefahren sind die Anstiege zwar etwas steiler. Dafür sind die meisten Höhenmeter schon nach knapp 50 Kilometern gemeistert. Die letzten 60 Kilometer führen dann überwiegend bergab.

Die Transalpina soll bereits von den Römern erschlossen worden sein. Saniert und befahrbar gemacht wurde sie um 1940 von König Karl II. von Rumänien. Wenige Jahre später wurde sie im Zweiten Weltkrieg von den Deutschen auf die heutige Breite ausgebaut. Ihre Asphaltdecke wurde erst 2012 fertiggestellt. Die schmale, serpentinenreiche Strecke erinnert noch immer an den Kiesweg, der die Straße bis vor wenigen Jahrzehnten war. Wegen des geringen Bewuchses in höheren Lagen ist die Sicht auf die umliegenden Gipfel des Parang-Gebirges meist frei.

R2C2, Banner

Der RennRad Cycling Club – Deine Leidenschaft. Dein Club. Jetzt alle Informationen einsehen!

Wiesen, Wälder, Felswände, Stauseen

Die Landschaft, durch die sich die Transalpina windet, ist geprägt von grünen Wiesen, Wäldern, schroffen Felswänden und mehreren Stauseen des Sebes-Flusses. Die letzten Kilometer führen am Flusslauf entlang in den gleichnamigen Ort am Ende der Transalpina. Wählt man eine Unterkunft in Novaci am Fuße des Urdele, bietet es sich als Tour an, nach der Abfahrt vom Pass westwärts nach Petrosani abzubiegen. Durch das Tal nach Bumbesti-Jiu lässt sich eine schöne, aber mit 150 Kilometern und gut 3000 Höhenmetern anspruchsvolle Runde fahren. Aufgrund der unsicheren Wetterbedingungen ist die Transalpina üblicherweise von Oktober bis Juni geschlossen.

Wer in der Gegend ist, sollte unbedingt auch die etwas weiter östlich verlaufende Transfagarasan fahren. Sie ist mit dem höchsten Punkt auf 2042 Metern nur gut 100 Meter niedriger, zählt aber dank der spektakulären kurvigen Auffahrt zu den schönsten Serpentinen-Straßen der Welt. Wer beide Pässe fährt, kann für sich die Frage beantworten, über die die einheimischen Radsportler ständig diskutieren: Welcher ist der schönste Pass Rumäniens?

Rumänien: Land & Region

Gut ein Drittel des Staatsgebiets Rumäniens liegt im Gebirge, ein weiteres Drittel nimmt Hochland ein. Besonders markant ist der Gebirgszug der Karpaten, über den auch einige Pässe führen. Die bekannten hochalpinen Straßen Transfagarasan und Transalpina liegen beide in Siebenbürgen. Das Gebiet ist noch heute durch die deutschen Siedler geprägt. Für Radsportler sind die Pässe wegen des geringen Verkehrsaufkommens sowie wegen der Natur attraktiv. Zur Anreise empfiehlt sich etwa der Flughafen in Sibiu/Hermannstadt. Ein Flug von München dauert rund 1:40 Stunden. Mit dem Auto ist man auf der 1200 Kilometer langen Strecke über Österreich und Ungarn mehr als zwölf Stunden unterwegs. Einer der Höhepunkte im Radsport-Kalender Rumäniens ist die Sibiu Cycling Tour. Sie findet seit 2011 als UCI-2.1-Etappenrennen statt.

App, RennRad, Download, Banner Jetzt die neue RennRad-App kostenlos downloaden!

Die Top-Tour in Rumänien

Transalpina – Petrosani – 150 Kilometer | 3000 Höhenmeter

Novaci – Ranca – Petrosani – Bombesti-Jiu – Novaci

GPS-Daten: http://bit.ly/Transalpina-Petrosani


Rennrad-Traumziele