Monat: März 2020

Körperliche Voraussetzungen: Hängt Erfolg beim Training von Dispositionen ab?

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Der Mann, der die besten Radprofis der Welt abhängte, sieht fast noch aus wie ein Junge. Er ist 1,71 Meter groß und wiegt 61 Kilogramm. Er ist am 25. Januar 2000 geboren. Zwei Jahre, bevor er Zeitfahr-Europameister und Vize-Weltmeister der Profis wurde und die Clásica San Sebastián gewann, war er noch ein Nachwuchs-Fußballspieler: beim RSC Anderlecht, bei der PSV Eindhoven, beim KV Mechelen – und in der belgischen Nationalmannschaft. Im Herbst 2017 gewann er sein erstes Radrennen. Im Jahr darauf siegte er – noch in der Juniorenklasse – bei fast jedem Rennen, bei dem er an den Start ging. So auch bei der Zeitfahr- und Straßen-WM. Er übersprang die komplette U23-Klasse, wechselte zu den Profis – und war mit 19 Jahren einer der stärksten Fahrer bei Eintagesrennen und Zeitfahren. Heute ist er 20 und, wie er sagt, „sehr viel stärker als letzte Saison“. Sein erstes Saisonrennen 2020: die Rundfahrt Vuelta a San Juan. Sein Ergebnis: Platz eins. Sein Name: Remco Evenepoel. Er ist ein Extrem-Beispiel: ein Athlet gegen alle Regeln, so etwa gegen die 10.000-Stunden-Regel. Sie ist in der Sportwissenschaft weitgehend anerkannt und besagt: Wer so viel Zeit investiert – zehn Jahre lang durchschnittlich mehr als 19 Stunden Training pro Woche – kann in seiner Sportart in die Weltspitze vordringen.

Allerdings ist diese Regel alles andere als allgemeingültig. So zeigte eine große Metaanalyse von 88 Studien, die Forscher der Universität Princeton durchführten: Das langjährige Training ist nur zu 18 Prozent für die Varianz des Erfolgs von Topathleten verantwortlich. Und der Rest?

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Leistungspotenzial dank genetischer Voraussetzungen

In seiner Heimat Belgien ist Remco Evenepoel längst ein Superstar. Den „neuen Eddy Merckx“ nennen sie ihn. Merckx ist der bis heute erfolgreichste Radsportler überhaupt. Er prägte eine ganze Ära und war über Jahre hinweg fast unschlagbar. Er gewann die Grand Tours, die Rundfahrten, die Klassiker, Sprints, Bahnrennen. Er siegte bei 525 Radrennen. Merckx war in Doping verstrickt – doch er war und ist auch unzweifelhaft: ein Jahrhunderttalent.

Der Hauptgrund für solche Extremleistungen hat immer auch mit einem zu tun: mit den genetischen Voraussetzungen eines Menschen. Mit dem Erbgut. Oder anders ausgedrückt: mit dem Talent.

Welche Muskelfasertypen gibt es?

Jeder Mensch ist anders. Auch in seinem Inneren, etwa – dies ist für den Sport besonders relevant – beim Muskelaufbau. Grob gesagt kann man vor allem zwischen drei Muskelfasertypen unterscheiden: den roten, den intermediären und den weißen Fasern.

Erstere, die slow twitch, kontrahieren langsamer und sind deutlich ausdauernder. Letztere, die fast twitch, kontrahieren schneller. Bergfahrer haben in der Regel deutlich mehr rote Muskelfasern als Sprinter. In deren Muskulatur überwiegen die weißen schnellen Fasern.

Die Muskelkomposition gibt eine entscheidende Tendenz vor, ob man eher Ausdauerathlet oder Maximalkraftsportler ist. Ein durchdachtes spezifisches Training kann an diese Disposition ausgerichtet werden. 94 Milliliter Sauerstoff pro Kilogramm Körpergewicht. 94. Dieser Wert ist sensationell – und er sagt extrem viel aus. Er bezieht sich auf die Sauerstoffaufnahme des Körpers während einer Ausbelastung. In der Regel wird er während eines Leistungstests, etwa auf einem Fahrradergometer, bei dem der Proband eine Atemmaske trägt, gemessen.

Der Name des Probanden, der einen Wert von 94 erreichte: Egan Bernal – der Kolumbianer, der im Vorjahr mit gerade einmal 22 Jahren die Tour de France gewann. Es ist dieser Wert, der oft dafür herangezogen wird, um in Ausdauerdisziplinen wie dem Radsport schon früh potenzielle Talente zu erkennen: die maximale Sauerstoffaufnahme, abgekürzt „VO2max“.

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Genetisch ausdauernd

Wie viele Studien gezeigt haben, ist dieser Wert zwar durch Ausdauertraining veränderbar – allerdings nur in eingeschränktem Maße. In vielen dieser Untersuchungen konnten Teile der Probanden, trotz derselben Trainingsintensität und -quantität, keine VO2max-Steigerungen erreichen. Die Forscher führen dies auf die genetische Prädisposition dieser Probanden zurück. Vereinfacht ausgedrückt: Der Körper reagiert nicht mit Adaption an die Trainingsreize – oder in einem deutlich geringeren Ausmaß –und somit mit einer geringen „response“.

Allein die für Ausdauersportarten so wichtige maximale Sauerstoffaufnahme ist den meisten Studien zufolge zu rund 50 Prozent genetisch festgelegt. Die Körpergröße ist zu bis zu 80 Prozent, der Body-Mass-Index zu 30 bis 50 Prozent und die Muskelkraft sowie die maximale Sauerstoffaufnahme zu rund 50 Prozent im eigenen Genom festgelegt. „30 bis 70 Prozent seines Leistungspotenzials erbt man“, sagt der an der Universität Melbourne arbeitende Genforscher Nir Eynon. Er ist mit Hunderten von Kollegen weltweit an der Suche nach „Sport-Genen“ beteiligt – am sogenannten Athlome Project.

Responding

Der Aspekt des „Responding“ bildet meist die Grundlage, wenn bei Athleten von „Talent“ gesprochen wird. Talent ist in weiten Bereichen dadurch definiert, wie stark ein Athlet auf Trainingsreize reagiert – und wie oft und wie lange solche Reize gesetzt werden müssen, bis eine signifikante körperliche Weiterentwicklung eintritt. Doch auch ein weiterer Parameter zählt zum „Talent“ eines Menschen: die Regenerationsfähigkeit. Sich schnell von harten Trainingseinheiten und Wettkämpfen erholen zu können, ist ein wichtiger Wettbewerbsvorteil für Athleten – gerade im Radsport.

Belastungs-Extrembeispiele bilden hier die Grand Tours, die dreiwöchigen Rundfahrten: fast täglich viele Stunden auf dem Rad, mit Sprints, Bergetappen, Stürzen, Windkanten, dazu Transfers und Reisestress. Nur wer sich unter diesen extremen Umständen noch ausreichend regenerieren kann, hat eine Chance auf eine vordere Platzierung. Profisportler sind meist nicht nur sehr gute „Training-Responder“ in ihrem Spezialgebiet, sondern verfügen auch über außergewöhnliche Erholungsfähigkeiten.

High-Responder erfahren Anpassung durch Training

In der Trainingswissenschaft werden Athleten aller Leistungsklassen seit Jahren auf ihre „Responding-Fähigkeiten“ untersucht. Beim Vergleich unterschiedlicher Trainingsansätze, wie etwa reines Ausdauertraining gegenüber Intervalltraining, reagieren die Probanden mit sehr unterschiedlichen individuellen Reaktionsmustern.

In diesen Untersuchungen wurde die Hypothese aufgestellt und bestätigt, dass Menschen vor allem dann eine Trainingsanpassung erfahren, wenn sie empfindlich für bestimmte Trainingsreize – also High-Responder – sind. Umgekehrt reagieren Personen, die nicht sensibel für gezielte Trainingseinheiten sind, mit keinem oder einem nur sehr geringen Effekt: die Low-Responder.

Trainingsreize

Dafür mitverantwortlich: die Gene. Jedoch gibt es auch hier keine einfachen beziehungsweise Pauschalantworten. Denn in den meisten Studien konnte kein Gruppeneffekt festgestellt werden. In diesen Untersuchungen führt jeweils eine oder mehrere Gruppen von Athleten ein definiertes Trainingsprotokoll durch. Untersucht wird dann die körperliche Anpassung nach einem bestimmten Zeitpunkt anhand vordefinierter Leistungsparameter, wie etwa der Maximalkraft. Dabei kristallisiert sich fast immer eine Gruppe von „Low-Respondern“ heraus – also Sportlern, die keine oder kaum Trainingseffekte vorzeigen und nicht auf die vorgegebenen Reize reagieren.

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Welche Reize beim Training sind sinnvoll?

Damit ist aber nicht bewiesen, dass genau diese „Low-Responder“ auch auf andere Trainingseinheiten nicht reagieren würden. Würde man das Studiendesign ändern – etwa die Intensität, die Dauer oder das Volumen des Trainings – so wären die Ergebnisse, die zudem immer von der „Tagesform“ der Athleten abhängig sind, vielleicht ganz andere. Weiterhin gilt: Je länger man bereits trainiert – und je höher das Leistungsniveau ist – desto schwieriger ist es, besser zu werden.

Die Grundlage für die Responding-Fähigkeit liegt im individuellen Genpool eines Athleten. Die genetische Komposition kann sich sehr unterscheiden. Dass dieses Talent sehr ungleich verteilt ist, ist unbestritten: Der eine Athlet reagiert schneller und effektiver auf Trainingsreize, der andere muss es sich hart erarbeiten. Um hier vergleichbare Erkenntnisse gewinnen zu können, empfiehlt es sich für den ambitionierten Athleten, die persönlichen Leistungsparameter regelmäßig zu bestimmen und zu überprüfen, beispielsweise durch eine Labor-Leistungsdiagnostik.

Anpassungen beim Training

Jahrelang wurde von dem Kontrast zwischen Respondern und Non-Respondern gesprochen – also jenen Menschen, die in diesen Studien keine oder nur sehr geringe Trainingsanpassungen beziehungsweise Leistungsfortschritte zeigten. Diese Annahme zu Non-Respondern ist inzwischen hochumstritten und teilweise widerlegt.

Neue Forschungen, etwa jene der Universität Zürich, zeigen, dass jeder Athlet auf Trainingsreize anspricht – nur in stark unterschiedlichem Ausmaß: Manche müssen mehr dafür tun als andere. In einer Studie von Montero und Lundby aus dem Jahr 2017 wurden 78 erwachsene Probanden in fünf Gruppen unterteilt, die jeweils ein-, zwei-, drei-, vier- oder fünfmal pro Woche ein einstündiges Training über einen Zeitraum von sechs Wochen ausführten.

Die Ergebnisse: In der Gruppe mit einer Intervention pro Woche waren alle Athleten Low- beziehungsweise Non-Responder. Auch in den Gruppen, die zwei- oder dreimal pro Woche trainierten, fanden sich Personen, die kaum Reaktionen auf die Trainingsreize zeigten. Also sortierten die Forscher die scheinbaren Non-Responder für weitere sechs Wochen in eine andere Gruppe ein und erhöhten die Trainingsdosis um jeweils zwei Einheiten pro Woche.

Nach Ablauf dieses zweiten Turnus zeigten sich völlig andere Ergebnisse: Die vorherigen Non-Responder haben nun Reaktionen gezeigt und sich körperlich verbessert. Das Fazit der Forscher: „Die Ergebnisse zeigen, dass zeitgenössische Konzepte über die Untrainierbarkeit von Menschen und Vorannahmen bei der Trainingssteuerung neu untersucht werden müssen.“

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Wann ist man ein High-Responder?

Wann ist man ein High-Responder? Dies kann zu einem Teil aus den eigenen Leistungsdaten, Wattzahlen und dem VO2max-Wert gefolgert werden, zum anderen aus der Leistung in Relation zu anderen sowie aus dem eigenen Körpergefühl beziehungsweise den eigenen Erfahrungswerten. Derjenige, der das Gefühl hat, meist stark auf Trainingsreize zu reagieren und sich von harten Einheiten recht schnell regenerieren zu können, und dem Leistungstests stets Verbesserungen bescheinigen, gehört wohl zu der kleinen Gruppe der High-Responder.

Generell gilt: Das Responding ist ein sehr individuelles Thema. Jeder Mensch hat das Potenzial, sich in entscheidenden Leistungsparametern zu verbessern. Zwar gilt das nicht für alle Parameter, aber wenn man seine „Sport-Nische“ gefunden hat, dann in diesem persönlichen Spezialbereich. Somit gilt auch: Man muss seinen eigenen Weg finden.

Stress und Erholung

Selbst wenn bei Freunden oder Trainingskollegen ein bestimmtes Trainingskonzept funktioniert, ist dies keine Garantie, dass es auch bei einem selbst effizient eingesetzt werden kann. Man braucht demnach den Mut zum Experimentieren. Bei einer Leistungsstagnation wäre es einfach – zu einfach – zu sagen: „Ach was soll es, ich bin sowieso ein Low-Responder in diesem Bereich, das Training bringt mir ohnehin nicht viel.“

Doch es gibt weitere maßgebliche Parameter, die – neben der genetischen Prädisposition – einen starken Einfluss haben können: etwa äußere Einflüsse, wie der Stress des Alltags sowie die Psyche. Eine andere potenzielle Erklärung für eine Stagnation ist: Übertraining. Gerade unter Hobbyathleten ist es kein seltenes Phänomen, sich „in den Keller“ zu trainieren.

Da die Leistung stagniert, steigert man seine Umfänge und die Intensitäten – und wird immer schlechter, da sich der Körper nicht mehr ausreichend erholen kann. Man sollte deshalb immer darauf achten, trainingsfreie Tage und auch sehr niedrig-intensive Trainingswochen einzubauen, gerade nach überstandenen Krankheiten oder auch wenn man das körperliche Bedürfnis nach Erholung hat. Regel Nummer eins lautet demnach: Höre auf die Signale deines Körpers.

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Das richtige Maß von Stress und Erholung zu finden, ist für den Erfolg beim Training essenziell

Langfristige Planung verhindert Demotivation und Übertraining

Regel Nummer zwei: Denke und plane langfristig. Somit kann man kurzfristige Rückschläge, wie etwa Erkrankungen oder berufliche Hoch-Stress-Phasen, psychisch besser verarbeiten. Und: Wer sehr schnell sehr viel erreichen will, steigert die Wahrscheinlichkeit enorm, statt seiner Ziele den Zustand des Übertrainings zu erreichen.

Zudem gilt: Selbst Profi-Sportler erleben Phasen der Leistungsstagnation. Wichtig ist es, nicht nur von Saison zu Saison zu denken. Jeder Tag ist anders – auch hinsichtlich der Reaktion auf Trainingsreize. Diese ist von vielen Faktoren abhängig: von der Regeneration etwa, der Ernährung, vom Hormonhaushalt, Schlaf, Stress, von der Psyche, der Jahreszeit, der Tageszeit.

Beim Training auf Körpersignale achten

Hier lohnt es sich, sich immer wieder auf die eigene Situation zu fokussieren – und sich die Frage zu stellen: Sind meine aktuellen Ziele realistisch? Kann ich die geplanten Trainingsumfänge und -intensitäten überhaupt dauerhaft durchhalten? Wie viel Erholungszeit brauche ich und erlaubt mein Alltags- überhaupt diesen Zusatzstress? Wie reagiert mein Körper auf diese Belastungsreize? Muss man eine oder alle diese Fragen mit „Nein“ beantworten, sollte man etwas verändern – und seine Ziele und seine Trainingsgestaltung entsprechend anpassen. Zum Beispiel: Statische Trainingszyklen unterbrechen, variabel trainieren.

Erst das detaillierte Wissen zu den persönlichen Stärken und Schwächen erlaubt die gezielte Anpassung der Trainingsinhalte. Wer an kurzen Anstiegen und bei Attacken Schwächen in Sachen Explosivität hat, der kann mit verschiedenen hochintensiven Intervallen effektive Interventionen in sein Training einbauen. Das Ziel ist es in diesem Fall, den Körper über regelmäßige sehr harte Belastungen zur physiologischen Anpassung zu zwingen. Dafür sollte man in den Intervallen den Bereich der maximalen Sauerstoffaufnahme erreichen.

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Hören Sie beim Training auf die Signale Ihres Körpers

Das eigene Training regelmäßig hinterfragen

Ein Schlüssel zum Leistungsfortschritt ist es generell, sich selbst, die eigenen Ziele und das eigene alltägliche Training regelmäßig zu hinterfragen: Trainiere ich zu viele Intervalle? Trainiere ich zu lange? Regeneriere ich nicht ausreichend? Ernähre ich mich gut? Schlafe ich ausreichend? Mache ich mir Stress bei der Arbeit oder sogar beim Sport?

Neben dieser Introspektion kann man sich auch professionellen Rat – etwa von Trainern, Sport- oder Ernährungswissenschaftlern – einholen. Auch das regelmäßige Überprüfen der eigenen Leistungsparameter kann helfen, sein Training zu steuern und damit eine Stagnation zu vermeiden. Wobei eines ganz klar ist: Training sollte niemals zur Last oder gar zum Zwang werden. Der Spaß an der Bewegung ist essenziell.

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Die Trainings-Experten: Das Radlabor

Das Radlabor wurde 1997 im wissenschaftlichen Umfeld der Universität Freiburg zusammen mit dem Olympiastützpunkt Freiburg-Schwarzwald gegründet. Im Radlabor wurden die wissenschaftlichen Grundlagen gelegt, um die Themen Leistungsdiagnostik, Pedalkräfte und Sitzposition auf dem Fahrrad im Detail zu untersuchen.

Mittlerweile werden die dort entwickelten Systeme unter dem Namen „Smartfit“ bei Radhändlern weltweit als Bike-Fitting-Tools genutzt. Heute liegt der Anspruch des Radlabors darin, jeden Menschen, egal auf welchem Rad, individuell zu beraten. Die Standorte sind in Frankfurt, Freiburg und München. Weitere Informationen gibt es auf der Radlabor-Website.

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Tipps für effizientes Training vom Radlabor


Trainingsideen: Neue Reize gegen Stagnation

  • IANS/Schwellenleistung: Trainingsbeispiel: Pro Woche ein- oder zweimal Schwellenintervalle fahren, zum Beispiel 3 x 8 Minuten genau mit der Schwellenleistung. Dazu wöchentlich die theoretische IANS um ein bis zwei Watt erhöhen. Dadurch wird ein fortschreitend effektiver Trainingsreiz garantiert.
  • Explosivität bergauf: Mit zwei hochintensiven Einheiten pro Woche, zum Beispiel am Dienstag und Samstag, gezielt intensiv trainieren. Ein solcher fokussierter Trainingsblock sollte mindestens vier Wochen dauern, um signifikante Resultate zu erzielen. Gerade Fahrer mit Potenzial im Spitzenbereich können sich so rasch verbessern. Zum Beispiel: 2,5 Stunden GA1 mit 5 – 8 Steigerungsfahrten bergan, vom GA2 bis zum EB und All-out-Sprint über die finalen zehn Sekunden. Aktive Pause: je fünf Minuten.
  • Ermüdungsresistenz: Um diese zu trainieren, sollte man regelmäßig eine Schwellenbelastung am Anfang einer Ausfahrt fahren und am Ende wiederholen. Zum Beispiel ein zweistündiges Training mit zehn Minuten bei 95 bis 100 Prozent in den ersten 20 bis 30 Minuten – und diese Belastung in den letzten 20 Minuten wiederholen.
  • Fahrtspiele: Ein wettkampfspezifisches Training in der Gruppe, zum Beispiel im Rahmen einer 1,5-Stunden-Fahrt – warmfahren, Start, drei- bis fünfmal Bergwertungen über Hügel und/oder Punktewertungen im Flachen sowie den finalen Zieleinlauf, etwa an einem Ortsschild, ausfahren. Die Belastungsbereiche: GA1, GA2, EB und SB.
  • Maximalkraft: Neue Reize setzen im Kraftraum. Das Trainingsziel ist die Verbesserung der intramuskulären Koordination. Dazu 2 – 5 Sätze mit je 1 – 3 Wiederholungen absolvieren. Die Königsübung: die freie Kniebeuge. Achtung: Zuerst muss die Technik perfekt beherrscht werden.
  • Wichtig: Im Sinne eines polarisierten Trainings gilt es, die Grundlagen- und Erholungseinheiten sehr niedrigintensiv zu fahren und ein Übertraining um jeden Preis zu vermeiden. In beruflichen Hoch-Stress-Phasen sollten die Trainingsintensitäten deutlich gesenkt werden. Zudem sollten die Parameter Schlaf und Ernährung die Regeneration unterst

Training im Frühjahr: Tipps für den effizienten Formaufbau

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Der Frühling ist eine schöne und zugleich schwierige Zeit. Für viele Hobbyathleten ist er die Zeit der Fehler. Sie wollen zu schnell zu viel. Und schädigen dadurch ihren nachhaltigen Formaufbau. Wer im Winter noch wie geplant ruhig an seiner Grundlage und Kraft gearbeitet hat, lässt sich bei den wärmeren Temperaturen im Frühjahr oftmals zu einem zu langen und zu harten Training verleiten. Dabei sind die ersten Frühlingstage und -wochen enorm wichtig für den weiteren Saisonverlauf.

Es ist die Zeit des Überganges in die Wettkampfsaison, die Zeit des Überganges in das rennspezifische Training. Es gilt, sich dabei nicht gleich zu überlasten. Muskeln, Sehnen, das Immunsystem – der ganze Körper kann von zu hohen und zu langen Belastungen in Mitleidenschaft gezogen werden. Diese so häufig gemachten Fehler gilt es zu vermeiden.

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Tipps für die Fehlervermeidung beim Training im Frühjahr

Teilziele setzen

Die ersten frühen RTFs, Radrennen oder Radmarathons gleich in der Spitzengruppe schaffen zu wollen, ist meist kein guter Rat. Es sei denn, man hat sich genau solch ein Event als eines seiner Jahreshighlights ausgesucht. Für das Gros der Hobbyathleten gilt jedoch: Die Intensitäten langsam steigern. Denn die Saison ist lang. So wird auch das Risiko, in einen Übertrainingszustand zu geraten, gesenkt.

Hilfsmittel

Herzfrequenzmesser und Powermeter sind sinnvolle Hilfsmittel in der Trainingssteuerung – und dienen auch dazu, ein Übertraining im Frühjahr zu vermeiden. Wichtig ist, sich auch an den Werten und eigenen Trainingszonen zu orientieren. Und sich nicht von anderen zum Überziehen verleiten zu lassen.

Kontinuierlich steigern

Besonders diejenigen, die im Winter kein gezieltes Training beziehungsweise eines fast ohne höhere Intensitäten absolviert haben, sind im Frühjahr besonders „gefährdet“. Gerade dann sollten die ersten Fahrten langsam und eher kurz sein, nach dem Motto: Klein anfangen und langsam steigern. Ebenso verhält es sich mit der Intensität von Intervallen. Man beginnt mit kurzen G2/Tempo-Einheiten und steigert dann langsam die Länge und die Intensität.

Pausen einhalten

Auch wenn die Motivation noch so groß ist, darf man die Signale des Körpers nicht „überhören“. Oft sind es die Sehnen am Knie, die zuerst schmerzen. Dann heißt es konsequent pausieren und Ursachenforschung betreiben. Um Problemen der Stütz- und Haltemuskulatur vorzubeugen, ist ein regelmäßiges Krafttraining sinnvoll. Auch Intervalle sollte man nur ausgeruht angehen.

Hohe Trittfrequenz

Durch eine hohe Trittfrequenz von deutlich über 90 Umdrehungen pro Minute und flache Strecken vermeidet man zum Saisonanfang viele Probleme. Muskeln und Gelenke werden geschont und das Herzkreislaufsystem wird effizient trainiert. Mein Tipp: Die ersten 500 Saison-Kilometer nur auf dem kleinen Kettenblatt absolvieren.  Auch das Training auf einer Radrennbahn kann zur Technikschulung beitragen. Manche Lizenzfahrer setzen zudem nach wie vor auf das Training mit einer „starren Nabe“ im Winter, also ohne Freilauf und Schaltwerk am Straßenrad.

Atmung

Ein Indiz für das „richtige“ ruhige Grundlagentraining ist, dass man dabei noch in ganz normalen Sätzen sprechen kann, ohne nach Luft zu ringen. Die Atmung ist nicht besonders ausgeprägt und kann noch leicht durch die Nase erfolgen.

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Regeneration

Die ausreichende Erholung ist eine Bedingung für jeden Leistungsfortschritt. Diese kann man mit einer guten Ernährung, Massagen und ausreichend Schlaf unterstützen. Ernährungstipps finden Sie in jeder RennRad-Ausgabe.

Dehnen und Mehr

Gerade im Frühjahr sind Dehn- und Stabilisationsübungen besonders wichtig, um der einseitigen Belastung entgegenzuwirken und Verspannungen und Verletzungen vorzubeugen. Zehn bis 15 Minuten täglich genügen in der Regel.

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Ausführliche Trainingspläne zum Formaufbau im Frühjahr finden Sie in RennRad-Ausgabe 4/2020. Dort erhalten Sie außerdem eine 16-seitige Beilage „Trainingspläne für Berufstätige“ kostenlos obendrauf. Hier können Sie die Ausgabe als Print oder E-Paper bestellen.


Trainingstipps für das Frühjahr: Der Experte

Stefan Kirchmair ist zweifacher Ötztaler-Radmarathon-Sieger und Radtrainer mit A-Lizenz. Seine Renn- und Trainings-Erfahrungen gibt er gerne weiter. Für Fragen stehen er und sein Team zur Verfügung. Mehr zu ihm gibt es auch auf www.kirchmair-cycling.com sowie auf der entsprechenden Facebookseite.

Newcomer: Fünf junge deutsche Talente in der WorldTour 2020

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Fünf Jahre lang hat er überlegt, wie es sich anfühlen würde – heute weiß er es. Denn er hat sein Ziel erreicht. Sein Traum wurde wahr: Georg Zimmermann wird ein Profi in der ersten Liga des Radsports sein – ein Newcomer als Teil des Teams CCC. Es war ein langer, harter Weg für den heute 22-Jährigen. Sein erstes Radrennen fuhr er im Alter von zehn Jahren. In der Saison 2019 absolvierte er 25.000 Kilometer auf dem Rennrad. Dieser Umfang soll sich auch im kommenden Jahr nicht wesentlich steigern.

Aktuell studiert er zudem „nebenher“ Internationales Management an der Fernuniversität Ansbach. Inwieweit er dieses Studium fortsetzen kann, will er abwarten. Die vergangene Saison, sein letztes Jahr in der U23-Klasse, war seine mit Abstand erfolgreichste. Diese Erfolge waren sein Ticket in die WorldTour. Er wurde bereits im Frühjahr Dritter der Istrian Spring Trophy, in Italien gewann er die Rennen Trofeo Piva und Coppa della Pace, die wichtige Tour de l’Avenir schloss er mit Rang fünf ab, die Bergwertung der Österreich-Rundfahrt gewann er und beim Weltmeisterschafts-Straßenrennen der U23-Klasse in Yorkshire wurde er Zwölfter.

Nicht wenige Beobachter stellen Parallelen zwischen Georg Zimmermann und dem vier Jahre älteren Emanuel Buchmann fest. Beide sind ähnliche Fahrertypen: leicht, ausdauernd, Bergspezialisten.

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Newcomer Georg Zimmermann: Berg-Spezialist

Beide konnten bei der berühmten Tour de l’Avenir in die Top Ten fahren – Buchmann wurde 2017 Siebter. Beide sind ruhige, nachdenkliche, eher introvertierte Menschen. „Ich habe Emanuel vor der Tour de France zufällig getroffen und war beeindruckt von seinem Leistungsvermögen“, sagt Zimmermann. „Ich konnte mir bis dahin kaum vorstellen, dass jemand so schnell im Training unterwegs sein kann.“

An die Tour de l’Avenir denkt er gerne zurück: „Am schönsten war die Schlussetappe. Ich habe mich im Gesamtklassement zwar kontinuierlich gesteigert, aber eigentlich hatte ich bis zum letzten Tag nichts in der Hand, keinen Etappensieg, nichts. Ich bin nur jeden Tag ein wenig im Klassement nach oben geklettert. Aber es hätte noch so viel passieren können. Ich hätte in einem schwachen Moment aus den vorderen Rängen rausfliegen können, dann hätte ich nichts gehabt, nichts. Aber je näher wir dem Ziel der letzten Etappe kamen, umso mehr ist meine Anspannung gewichen. Als ich dann über den Zielstrich fuhr – das war ein ganz großer Moment.“

Georg Zimmermann, Newcomer

Georg Zimmermann ist ein vielversprechender Newcomer auf der WorldTour 2020

Der gelernte Leichtathlet

Als Kind lief er: als Leichtathlet über die Mittel- und Langstrecke. Er stammt aus der Nähe von Augsburg in Bayern und liebt die Berge. „Ich liebe Rundfahrten und dabei besonders die Bergetappen. Im Gegensatz zu den viel hektischeren Eintagesrennen hat man in den Bergen viel mehr Ruhe, kann seinen eigenen Rhythmus fahren, seine Leistung abrufen. Es gibt weniger Kurven, man muss keine Ellenbogen ausfahren.“

Zimmermann geht sehr überlegt an seine Aufgaben heran – auch an die Rennen, die er bestreitet: „Ich hatte mir 2019 vier Rennen ausgesucht, bei denen ich gut fahren wollte. Dazu gehörte auch die Tour de l’Avenir.“ Bei dieser „Tour de France der U23-Klasse“ lernte er viele Pässe der französischen Alpen kennen. „Am liebsten mag ich den Col de l’Iseran“, sagt er. „Das ist der höchste Berg, den ich je gefahren bin. Von der einen Seite aus ist der Anstieg 50 Kilometer lang. Da geht eine einzige Straße rauf, mitten in einem Naturschutzgebiet, und von oben hat man einen phantastischen Blick. Ich liebe das.“

In den heimischen Bergen unterwegs

Auch in seiner Freizeit ist er gern in den heimischen Bergen unterwegs: Er geht wandern oder fährt mit dem Mountainbike. „Ich mag es, in der Natur zu sein, abzuschalten und einfach nur die Landschaft zu genießen.“ Nach zwei Jahren im Team Tirol KTM geht er nun neue Wege. „Ich hatte bei Tirol viel Spaß, wir haben sehr gut harmoniert, das war eine tolle Zeit, aber jetzt freue ich mich auf die WorldTour mit CCC.“

Schon am Ende der vergangenen Saison fuhr er als Stagiaire im orangenen Trikot des polnischen Teams – unter anderem bei der Slowakei-Rundfahrt. „Am beeindruckendsten fand ich zu Anfang, dass einem alles abgenommen wird. In einem kleineren Team ist man ja irgendwie nur zu 50 Prozent Radfahrer und die restliche Zeit über Logistiker. Da verbringt man viel Zeit damit zu überlegen, wie das eigene Rad von A nach B kommt und solche Sachen.“

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Newcomer auf der WorldTour: Träume und Ziele

Dass er bei CCC auf zwei Landsleute trifft, könnte ihm den Einstieg ins Profimetier erleichtern: Jonas Koch und Simon Geschke starten ebenfalls für das polnische Team. Beide kennt er von gemeinsamen Einsätzen für die Nationalmannschaft – auch wenn Zimmermann bislang für das deutsche U23-Team startete.

Nie für die Nationalmannschaft im Einsatz war dagegen Jannik Steimle aus Weilheim an der Teck. Der 23-Jährige ging einen anderen, eher ungewöhnlichen Weg. Nach seinem ersten U23-Jahr wechselte er nach Österreich. 2016 und 2017 fuhr er für das Team Felbermayr Simplon Wels, seit 2018 für Vorarlberg Santic. Dort entwickelte er sich zum Siegfahrer. 2018 gewann er bei Rundfahrten zwei Rennen und gleich vier Wertungstrikots. Schon in diesem Jahr wurde seine enorme Vielseitigkeit deutlich: Steimle gewann sowohl aus Fluchtgruppen heraus als auch die Bergwertungen großer Rennen. Im Vorjahr holte er Etappensiege bei der Österreich-Rundfahrt, beim Flèche du Sud in Luxemburg, bei der CCC-Tour und der Oberösterreich-Rundfahrt, deren Gesamtwertung er ebenfalls für sich entschied. Insgesamt holte er sieben Saisonsiege.

Der Werdegang von Newcomer Jannik Steimle

Schon im Sommer bekam er seine Chance: Er durfte als Stagiaire, eine Art Praktikant, für das erfolgreichste Team der Welt fahren – Deceunink-Quick-Step. Dabei gelang ihm ein Traumstart in der WorldTour. Bei seinem ersten Einsatz im blauen Quick-Step-Trikot gewann er den „Textielprijs“ von Vichte. Die Team-Verantwortlichen zögerten nicht lange und legten Steimle ein Vertragsangebot vor. Kurz nach der Unterzeichnung gewann er die „Meisterschaft von Flandern“.

Auch beim Münsterland Giro war er einer der bestimmenden Fahrer und wurde am Ende Achtzehnter. „Mit diesem Vertrag ist ein Kindheitstraum für mich in Erfüllung gegangen,“ sagt er. „Diese Zeit werde ich genießen. Ich bin kein Fahrertyp, der in der zweiten oder dritten Reihe steht, sondern ich will relativ schnell im nächsten Jahr an die Erfolge der aktuellen Saison anknüpfen.“

Jannik Steimle, Newcomer

Jannik Steimle ist ab dieser Saison Neu-Profi auf der WorldTour

Der Weg des Martin Salmon

Die Chancen dafür stehen gut. Im Team Deceuninck-Quick-Step wurden bereits viele Talente zu Siegfahrern. Gefühlt fährt in diesem Team jeder schnell. Einen „traditionelleren“ Weg in die erste Radsport-Liga ging ein anderer deutscher Fahrer: Martin Salmon.

Der heute 22-Jährige wurde im Nachwuchsteam einer Profi-Equipe „ausgebildet“. In der neuen Saison wird er nun von diesem Development- in das WorldTour-Team von Sunweb wechseln. Der Pfälzer, der in Aachen Physik studiert, unterschrieb einen Zweijahresvertrag. Salmon überzeugte bereits als Juniorenfahrer mit einem fünften Platz bei der Straßen-WM 2015.

Er ist ein guter Allrounder, der dabei ist, sich auf anspruchsvolle Eintagesrennen zu spezialisieren und sich wohl vor allem auf die Klassiker fokussieren wird, auch wenn die vergangenen beiden Saisons weniger erfolgreich für ihn verliefen als erhofft. Denn es stehen wenige Top-Platzierungen in seiner Ergebnisliste. Dennoch gewann er 2019 die Bergwertung der Slowakei-Rundfahrt. „Ich liebe die Strukturen bei Sunweb – und die Unterstützung, die man als junger Fahrer in dieser Mannschaft bekommt“, sagt er. Mit ihm wird auch der österreichische Junioren-Weltmeister von 2015, Felix Gall, vom Nachwuchs- zum Sunweb-Profi-Team wechseln.

Martin Salmon, Newcomer

Martin Salmon und sein Werdegang

Juri Hollmann: Vom Super Stagiaire zum Newcomer auf der WorldTour

Am Erfolg des jüngsten deutschen Neuprofis haben auch wir von RennRad einen – wenn auch sehr kleinen – Anteil. Denn Juri Hollmann gewann im Sommer 2019 das von RennRad und Katusha Sports veranstaltete Casting und wurde der „Super Stagiaire“ 2019. Damit erhielt er mit gerade einmal 19 Jahren einen Stagiaire-Vertrag im WorldTour-Team Katusha Alpecin und konnte somit Rennen auf höchstem Niveau absolvieren.

Dort überzeugte er mit seinen Helferdiensten, als unermüdlicher Arbeiter im Wind. In der nächsten Saison wird er für die spanische Movistar-Equipe antreten.

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Juri Hollmann gewann im vergangenen Jahr die RennRad-Suche nach dem Super Stagiaire 2019

Top-Talent Jonas Rutsch

Ganz sicher bereit für die WorldTour ist Newcomer Jonas Rutsch aus Erbach im Odenwald – auch wenn er erst im Januar seinen 22. Geburtstag feierte und noch ein Jahr in der U23-Klasse hätte fahren können. Rutschs Lebensmotto lautet: Geht nicht, gibts nicht. Und genauso fährt er Radrennen: offensiv und kämpferisch. „Ja, ich bin nicht der große Taktikfuchs, da muss ich sicher noch viel lernen“, sagt er.

Oft führte seine Angriffslust aber auch zum Ziel. Wie beim belgischen Klassiker Gent-Wevelgem. Im Rennen der U23-Klasse attackierte er vier Kilometer vor dem Ziel – und kam durch. Es war sein größter Sieg. Jonas Rutsch scheint schon von der Statur her prädestiniert für schwere Eintagesrennen: Bei einer Größe von 1,97 Meter wiegt er 82 Kilogramm. Dennoch überzeugte er auch bei bergigen Rennen und kleineren Rundfahrten. So wurde er etwa Sechster der Tour Alsace. Das schwere WM-Rennen von Yorkshire beendete er als Fünfzehnter.

Rutschs Laufbahn begann schon im Alter von zehn Jahren: Bereits 2010 gewann er die Gesamtwertung der Internationalen Kids-Tour in Berlin. 2012 wurde er deutscher U15-Meister und erhielt 2017 einen Vertrag beim Team Lotto-Kern Haus. 2018 wurde er Deutscher Bergmeister und Vizemeister auf der Straße. 2019 gewann er die Einzelwertung der Rad-Bundesliga. „Ich bin sehr froh, dass ich im Team Lotto-Kern Haus die Chance bekam, mich zu entwickeln – und dass ich meine Zeit dort mit dem Gesamtsieg in der Bundesliga abschließen konnte“, sagte er. Aktuell absolviert er noch eine Ausbildung bei der Polizei in Wiesbaden. Ob sich diese mit dem Profileben vereinbaren lässt, will er abwarten. „Ich werde keine voreiligen Entscheidungen treffen.“

Jonas Rutsch, Newcomer

Jonas Rutsch ist ein Top-Talent und in dieser Saison Newcomer auf WorldTour

Regen und Kopfsteinpflaster

Ab 2020 wird er nicht in Grün, sondern in Rosa unterwegs sein, den Teamfarben der US-amerikanischen Equipe EF Education. Sein Ziel: sich zu einem Klassiker-Spezialisten entwickeln. Gerade die Flandern-Rundfahrt und Paris-Roubaix könnten „seine“ Rennen werden. „Das ist die Richtung, die ich einschlagen will. Ich möchte mich zu einem guten Klassikerfahrer entwickeln. Ich finde, das sind die spannendsten aller Rennen. Man muss sich sehr gezielt vorbereiten, hat nur diesen einen Tag Zeit, seine Leistung abzurufen. Und es gibt Kopfsteinpflaster und schlechtes Wetter – da fühle ich mich wohl.“

Sein neuer Teamchef bei EF Education hat große Ziele mit dem jungen Deutschen: „Der Junge ist eine Maschine. Eine gut abgestimmte Maschine wie Arnold Schwarzenegger bei Terminator“, sagt der Teammanager und Ex-Profi Jonathan Vaughters. „Ich denke, er wird ein großartiger Klassikerfahrer. Ich meine, er hat Gent-Wevelgem der U23-Klasse gewonnen, und ich glaube, er ist ein zukünftiger Paris-Roubaix-Sieger.“

WorldTour-Vorschau auf die Saison 2020: Teams, Wechsel, Favoriten


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Perspektive der deutschen Newcomer

Der U23-Bundestrainer Ralf Grabsch über die neuen deutschen Newcomer auf der WorldTour:

Jonas Rutsch

„Er ist ein extrovertierter Mensch, mit dem es Spaß macht zu arbeiten. Ich habe mit ihm in der vergangenen Saison sehr viel an Trainingsmethodik gearbeitet und einiges umgestellt. Das hat sich für ihn ausgezahlt. Jonas hat 2019 eine konstant gute Leistung gezeigt, keine Leistungssprünge gehabt wie noch im Jahr zuvor und hat mehr Rennübersicht gewonnen. Trotzdem muss er taktisch noch einiges lernen. Er haut noch oft zu viele Körner raus.“

Juri Hollmann

„Juri ist ein sehr ruhiger Fahrer, einer der alles hinterfragt und der eine enge Bindung an seinen Coach braucht. Für ihn wäre es wünschenswert, wenn ihn ein älterer erfahrener Profi zu Beginn seiner Karriere leitet. Juri befindet sich mitten im Ausbildungsprozess. Vielleicht hätte er mit der WorldTour noch ein Jahr warten können. Aber ich kann verstehen, dass man ein solches Angebot nur schwer ablehnen kann.“

Jannik Steimle

„Über ihn kann ich am wenigsten sagen, da er nie zum Kader gehörte. Leider ist Jannik nie ein einziges Bundesligarennen gefahren, wie es selbst die Fahrer von Sunweb tun. Aber deutsche Fahrer müssen sich auch auf deutscher Ebene ins Gespräch bringen. Er ist eine starke Saison gefahren und wird in den Eintagesrennen und Klassikern sicher seinen Platz finden.“

Martin Salmon

„Martin hat in der letzten Saison seine alte Klasse wiedergefunden. Seine ersten Jahre in der U23 waren leider alles andere als erfolgreich, doch jetzt ist er wieder viel stärker. Er hat die Qualität, die er im letzten Jahr bei den Junioren zeigte, wieder zurückgewonnen. Er wird auch mental wieder freier und fährt gut.“

Georg Zimmermann

„Georg braucht das Gefühl, dass man für ihn da ist, sich kümmert, dann geht es ihm gut und er fährt auch entsprechend. Georg kann alles, ist ein sehr offensiver, sehr aggressiver Fahrer. Ich habe an ihm am meisten gemocht, dass er immer versucht hat, Rennen selbst zu entscheiden, sich nicht zu verstecken.“

Triathlon-Kolumne 2020: Anmeldung für den Ironman – Beginn der Vorbereitung

Triathlon, Ironman, Triathlon-Kolumne

Rückblick. Sommer 2019: Mein Handy klingelt – und ich gehe ran. Was vielleicht einer der größten Fehler meines Lebens ist. Denn dieser Anruf ändert sehr viel in dem, was ich bislang mein Leben nannte. Der Anrufer, Tim, ist ein guter Freund. Ein so guter Freund, dass er mich sehr gut kennt. Leider. Denn seine Frage lautet: „Ludwig, was hältst du davon, wenn wir uns zu einem Ironman anmelden? In Frankfurt. Das Online-Anmeldeportal wird in 15 Minuten freigeschaltet. Also jetzt, sofort.“ In meinem Kopf ploppen Zahlen auf: 3,8 Kilometer schwimmen, 180 Kilometer Rad fahren, 42 Kilometer laufen. Ich habe noch nie einen Triathlon absolviert. Ich bin ein miserabler Schwimmer und ein aktuell untrainierter Läufer. Und jetzt gleich eine Langdistanz? In diesem Sommer? Was für eine Schnapsidee. Ich muss lachen. Doch Tim bleibt ernst. Er schwärmt von dem gemeinsamen Erlebnis, von Grenzerfahrungen.

Je länger er redet, desto ernsthafter denke ich darüber nach. Ich fahre Rennrad, seit ich 14 Jahre alt bin. Einen Marathon bin ich vor drei Jahren schon einmal gelaufen. In 3:40 Stunden. Dieser Denkvorgang dauert rund 30 Sekunden – dann falle ich Tim ins Wort und spreche jene fatalen Worte: „Okay, ich bin dabei.“ 3000 Startplätze gibt es für den Ironman Frankfurt. Die Zahl der Bewerber liegt weit darüber. Die Wahrscheinlichkeit, dass ausgerechnet Tim und ich unter den „Auserwählten“ sind, ist extrem gering.

Doch schon einen Tag später sehe ich eine E-Mail in meinem digitalen Postfach, öffne sie, lese sie, lese sie noch mal – und noch mal. Dort steht tatsächlich: „Sie haben sich erfolgreich zum Ironman Frankfurt 2020 angemeldet.“ In dieser Sekunde schaltet sich in meinem Kopf eine Uhr ein, die einen Countdown zählt: noch 357 Tage bis zu meinem ersten Triathlon – und meinem ersten Ironman. Noch 357 Tage, um in Form zu kommen. Noch 357 Tage bis zum 28. Juni.

RennRad 4/2020: Die Inhalte der Ausgabe im Überblick

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Vorbereitung auf den ersten Triathlon: Schwimmschule

Was trainiere ich, wie trainiere ich, wann trainiere ich: Seit mein Name auf der Startliste steht, dreht sich in meinem Alltag fast alles um Training, Erholung, Ernährung, die zeitliche Vereinbarung von Sport, Job, Freunden, Freizeit. Zwar bin ich seit meiner Jugend den Leistungssport gewohnt, allerdings nur in Bezug auf eine einzelne Sportart, das Radfahren. Ab jetzt stehen gleich drei Ausdauersportarten auf meinem Trainingsplan. Und eine davon muss ich erst noch lernen.

Mein erstes richtiges Schwimmtraining: Ich war nervös, stand vor meinem Kleiderschrank und wusste nicht, was ich anziehen sollte. Welche Badehose, welche Schwimmbrille, welches Handtuch nehme ich mit? Bei meinen bisherigen Schwimmbadbesuchen habe ich mit Boardshorts geplanscht oder den Saunabereich aufgesucht. Jetzt heißt es Kacheln zählen. Eine Bahn nach der anderen. Beziehungsweise in meinem Fall erst einmal: über Wasser bleiben.

Bei meiner ersten Einheit im Becken bin ich in eine für mich völlig neue Welt eingetaucht. Bisher habe ich Sport nur mit fixierten Füßen in Klickpedalen und mit den Händen an einem Lenker betrieben.

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Herausforderung Langdistanz

Und jetzt geht es auf einmal um ungeführte, fließende, technisch anspruchsvolle Bewegungen in einem ungewohnt nassen Element. Mein erster Schwimmversuch war nach gerade einmal zwei Kraul-Bahnen beendet. Mit brennenden Armen und nach Luft ringend hing ich am Beckenrand – völlig desillusioniert auf dem Beckengrund der Realität. Ich habe sogar daran gezweifelt, ob ich eine Seepferdchenprüfung bestehen würde.

Mir war extrem schnell klar: Wenn ich den Triathlon angehen will, brauche ich professionelle Hilfe in Form eines Schwimmtrainers. Nach den ersten Wochen des planlosen Trainings nach Gefühl kam das Umdenken. Es musste etwas passieren. Denn die Herausforderung Ironman beginnt nicht erst am Wettkampftag, sondern sehr viel früher.

Genau an dem Tag, an dem man sich anmeldet. Ab diesem Zeitpunkt heißt es, alle möglichen Verpflichtungen und Termine bestmöglich mit dem Training zu koordinieren, ein regelmäßiges und strukturiertes Vorbereitungsprogramm abzuspulen und am Feierabend den größten Gegner von allen zu besiegen: den inneren Schweinehund.

Interview: Cancellara über Paris-Roubaix, Gravel und Coronavirus

Fabian Cancellara gewann dreimal die Flandern-Rundfahrt

Fabian Cancellara sollte jetzt eigentlich Rennen fahren. Nicht als Profi, keine WorldTour-Rennen. Sondern bei einem Rennen seiner eigenen Rennserie „Chasing Cancellara“, wo er auch seine neue Bekleidungslinie mit Gore Wear präsentieren wollte. Bei einem Rennen der Serie können sich Hobbyradfahrer an den Orten seiner größten Erfolge – die Hellinge der Flandern-Rundfahrt – messen. Doch das Coronavirus verschiebt diesen Plan in den Oktober. Wir interviewten Cancellara deshalb per Video-Telefonkonferenz.

RennRad: Dieses Interview findet unter besonderen Umständen statt. Wie nehmen Sie das wahr?
Fabian Cancellara: „Es ist schade, dass wir uns nicht persönlich beim Radfahren sehen können, sondern uns nur über Video unterhalten. Sport verbindet Menschen. Jetzt müssen wir aber zusammenhalten. Denn nur wenn sich jeder an die Vorgaben hält, wird es auch schnell wieder vorbei sein. Ich bin froh, dass wir in der Schweiz noch raus dürfen, ich darf noch Fahrrad fahren. Man muss das akzeptieren, Solidarität zeigen, es geht ja allen gleich. Am fairsten wäre es aus jetziger Sicht, bis Ende April keine Rennen zu fahren. Es können ja viele nicht ordentlich trainieren, vor allem in Italien und Spanien nicht. Indoor-Training ist für Profis ist ja auch nicht das Gleiche wie draußen Rennen zu fahren. Daher sollte man auch Änderungen im Rennkalender für die nächste Zeit in Kauf nehmen.

Digitale Vorbereitung: Klassiker und Taktik

Vor wenigen Wochen begann die Klassiker-Saison. Spannende Rennen wurden für diese Saison erwartet: mit einem extrem starken Team Deceuninck-Quick-Step und herausragenden Fahrern wie Mathieu van der Poel. Wie hat sich die Taktik in den vergangenen Jahren entwickelt?

„Die Rennstrategien von heute gab es im Grunde schon immer. Der Hauptunterschied ist sicher, dass die Vorbereitung und das Rennen immer weiter digitalisiert wird. Heute bekommt man ein Video vom letzten Kilometer gezeigt oder von verschiedenen Passagen – früher beschrieb man einen Berg als 12 Kilometer lang und acht Prozent steil. Heute wird er in kleine Segmente unterteilt. Jeder hat seine Aufgaben im Team, wie früher, aber es gibt heute einfach mehr Details und Informationen.“

Welche Besonderheiten weisen die Klassiker aus taktischer Sicht auf?

„Das kommt darauf an, wie das Team aufgestellt ist und wie die Form der gesamten Mannschaft im Moment ist, ob sie sich in einem Höhenflug befindet, oder in einer Krise steckt. Das sind wichtige Elemente. Am Ende braucht es vor allem gute Beine und mentale Stärke, um das Rennen durchzuziehen. Top-Material haben inzwischen alle, das ist wichtig, aber am Ende entscheiden der Kopf und die Beine. Auch wenn Teams wie Deceuninck-Quick-Step mehrere Fahrer im Finale dabeihaben. Klar gibt es dann taktische Geplänkel, trotzdem muss man schnell sein und mental bereit. Und am schönsten ist es, wenn man allein ins Ziel fahren kann und gewinnt.“

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Rennentscheidend: Mentale Stärke

Wie kann man diese mentale Stärke trainieren?

„Ich wollte schon immer jedes Rennen gewinnen, das war immer das wichtigste für mich. Mit diesem Gedanken habe ich mich auch intensiv vorbereitet. Natürlich ist das Selbstvertrauen sehr wichtig, dabei helfen natürlich auch gute Resultate. Auch im Team kann man sich mentale Stärke abholen, da ist der Zusammenhalt entscheidend. Ich habe mir allerdings den Druck schon immer selbst gemacht, weil ich unbedingt selbst Rennen gewinnen wollte und nicht, weil es eine Vorgabe vom Team war.

Fabian Cancellara beendete seine Karriere 2016

Fabian Cancellara beendete seine Karriere 2016

Sie haben Ihre größten Erfolge bei den Frühjahrsklassikern erzielt. Wie kann man sich auf diese Rennen gezielt vorbereiten?

„Erfahrung spielt eine ganz entscheidende Rolle. Die Frühjahrsklassiker sind immer besonders, jeder hat seine Tücken. Mit einiger Erfahrung geht man anders an die Sache heran, das hilft. Die Flandern-Rundfahrt und Paris-Roubaix sind wohl die zwei größten Eintagesrennen der Welt, da lastet natürlich ein anderer Druck, eine andere Erwartungshaltung, auf den Fahrern. Wenn man da als Person nicht gereift ist, dann kann man an dem Druck auch kaputt gehen. Darum muss man sich physisch und psychisch intensiv auf diese Rennen vorbereiten. Was mir zugutekam: Ich bin sehr detailorientiert, das war zu meiner aktiven Zeit in der Vorbereitung, bei den Trainingsplänen, der Planung der Rennen und der gezielten Vorbereitung auf die einzelnen Höhepunkte so. Aber auch heute noch, wenn ich mich mit Fahrrädern und Bekleidung auseinandersetze.“

Kopfsteinpflaster und Schotter: Gravel in der WorldTour?

Paris-Roubaix und die Flandern-Rundfahrt leben von ihren besonderen Straßenverhältnissen, von den Hellingen in Flandern und dem Kopfsteinpflaster in Nordfrankreich. Rennen, bei denen Sie immer sehr gut waren, genau wie die Strade Bianche mit einigen Schotterpassagen. Was halten Sie von der Entwicklung, mehr Gravel-Sektoren in die Rennen einzubauen?

„Das ist jetzt modern, das kommt immer mehr. Ich finde das gut. Gerade von Strade Bianche bin ich ein großer Fan. Durch die Erschließung dieser Straßen entsteht eine neue Community, es stellt den Radsport breiter auf. Ich denke, es wird nicht dazu kommen, dass die Profis irgendwann auf Single Trails unterwegs sind, aber Gravel-Passagen passen meiner Meinung nach hin und wieder super ins Rennprogramm.“

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Wie sehen Sie heute Ihre Rolle im Radsport?

„Ich versuche, die Leute zum Radfahren zu motivieren. Das ist mir sehr wichtig. Mit Gore habe ich eine über Jahre gewachsene Zusammenarbeit, die sich auf Radsportbekleidung spezialisiert. Mir ist es wichtig, dass ich nicht nur ein Markenbotschafter bin, der herumreist und über die Marke spricht, sondern wirklich an der Gestaltung und der Technologie der Produkte beteiligt bin. Ich freue mich, meine Erfahrungen und Erlebnisse aus meiner aktiven Zeit dort einfließen zu lassen und an die Radsportler weiterzugeben. Das sind Produkte, für die man kein Cancellara-Fan sein muss, um sie zu tragen. Es geht nicht um mich, sondern darum, zu motivieren. Was sie dabei anziehen und was sie für ein Rad kaufen ist nicht in erster Linie entscheidend. Wenn sie erst einmal auf dem Rad sitzen, werden sie sich dann vielleicht auch an mich erinnern, und sich sagen, ‚der hat mich damals motiviert, seine Klamotten will ich haben.‘ “

Cancellara gewann dreimal Paris-Roubaix und dreimal die Flandern-Rundfahrt

Cancellara gewann dreimal Paris-Roubaix und dreimal die Flandern-Rundfahrt

Neu: Gore-Linie von Fabian Cancellara

Gemeinsam mit dem Hersteller Gore präsentiert Fabian Cancellara eine neue Bekleidungslinie für Radsportler. Die Kollektion umfasst acht Produkte: Bibshorts, Trikots und Socken sowie eine Jacke und Handschuhe; aufgeteilt in eine sehr spezifische und rennorientierte „C7“-Kollektion, sowie eine im Design adaptierte „C5“-Variante, basierend auf den Bestseller-Rennrad-Produkten von Gore Wear.

Gore Tex Shakedry: Top-Technologie

Speziell die C7-Kollektion baut auf den Top-Technologien des Herstellers auf – wie etwa die „Central Torso Architecture“ für umfassenden Sitzkomfort oder die Gore-Tex-Shakedry-Technologie der leichten und wasserfesten Jacke. Cancellara war in die Entwicklung und das Design eingebunden und konnte dabei seine langjährige Erfahrung einbringen.

Sieben „Epic Moments“

Sieben Mal siegte Cancellara bei Rennen, die zu den Monumenten des Radsports zählen: Je dreimal gewann er Paris-Roubaix und die Flandern-Rundfahrt, einmal siegte er bei Mailand-Sanremo. Die Zahl sieben ist auch entscheidend für das Design der Linie, jedoch steht sie hier für Cancellaras „Epic Moments“, die größten Momente seiner Karriere, zu denen auch etwa das Rennen Strade Bianche und das Olympische Zeitfahrrennen von Rio zählen. Die Designer setzten dies als Heptagon, als Siebeneck um in der Form eines Kopfsteinpflaster-Steines.

Fabian Cancellara präsentiert eine Bekleidungslinie mit Gore Wear

Die C7-Kollektion basiert auf den High-End-Produkten von Gore

Das Heptagon steht für einen Pflasterstein und Cancellaras sieben "epische Momente"

Der Preis des C7-Trikots: 199,95 €

Die Top-Technologie von Gore Tex: Shakedry

Alles zu den Produkten sowie die Preise: www.gorewear.de

Was leisten moderne Funktionsmaterialien? Mehr Tests und Technik!

Rollentraining und Zwift: Rennrad und Ausgangssperren

Wintertraining, Winter, Training, Trainingstipps, Alternativtraining

Coronavirus: Weltweit meiden Menschen Kontakte, um die Ausbreitung der Pandemie einzuschränken. Manche Länder setzen auf Ausgangssperren. Auf Mallorca und in ganz Spanien ist das Radfahren aktuell verboten. Wichtig ist: Auch Gesunde sollen sich aktuell weitgehend zurückziehen, um die Ansteckungsgefahren zu minimieren. Fit bleiben und Form aufbauen ist dennoch möglich. Unsere besten Tipps, Tests und Trainingspläne für Radsportler. Fokus: Rollentraining.

Rollentraining: Kein Kilometer ohne Trainingseffekt

Ein Hauptvorteil des Rollentrainings: Auch mit weniger Zeitaufwand gelingt ein ebenso beanspruchendes Training wie auf der Straße – und ist meist effizienter. Dies liegt daran, dass man auf der Rolle ständig treten muss. „Junk Miles“ oder „Trash Miles“, also „leere Kilometer“ ohne Trainingseffekt, kann man vermeiden: jene Trainingszeiten, in denen man rollt oder nur mit minimaler Leistung pedaliert. Diese Trash Miles können, je nach dem Trainingsinhalt, beim Straßentraining zwischen fünf und 25 Prozent der Trainingszeit einnehmen.

Rollentraining: effizient und für alle Radsportler geeignet.

Indoor-Taining: Effizienz und Formaufbau

Wenig Zeit, großer Effekt – das wünscht sich wohl jeder Athlet von seinem Training. Wir haben Wege dorthin aufgezeichnet. Mit Trainingsmethoden, die jeder umsetzen kann. Bei jedem Wetter. Mit Indoortraining und Rollentraining. Unser Basisartikel zum Thema: mit wissenschaftlichen Analysen, Einblicken in das Training der Profis und konkreten Trainingstipps.

Zum Trainingsalltag der Profi-Radsportler gehört das Rollentraining längst dazu: beim Aufwärmen, bei schlechtem Wetter und für besonders spezifische Intervalltrainings. Unser Einblick: Wie nutzen WorldTour-Profis das Indoor-Training?

Rollentrainer im Test: High-End und Basis-Modelle

Moderne Rollentrainer bieten viel: Top-Modelle glänzen mit einem realistischen Fahrgefühl, selbst Basis-Modelle ermöglichen eine genaue Steuerung des Widerstandes und sie ermöglichen das vernetzte Trainieren mit Zwift & Co. Wir haben sieben aktuelle Smart-Trainer der Top- und Basis-Klassen getestet. Was können die Geräte, worauf kommt es an und welcher Smart-Trainer ist der richtige für welchen Fahrertyp?

Zwift: Virtuelle Gruppenfahrten und Rennen

Rollentraining ist längst nicht mehr langweilig: Vernetzte Trainingsplattformen wie Zwift haben das Indoor-Training nicht nur effizienter gemacht, sondern auch kurzweilig und motivierend. Wie integriert man Zwift- Ausfahrten oder gar virtuelle Rennen in einen strukturierten Trainingsplan?

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Welche Trainingsformen eignen sich besonders gut für das Indoor-Training? Was ist jetzt sinnvoll? Intervalle oder Grundlage? Ein Überblick über das Rad-, Rollen-, Kraft- und Alternativ-Training bei schwierigen Bedingungen unter einer Prämisse: Effizienz. 

Effizient indoor trainieren: Sinnvolle Intervall-Programme

Kraft und Ausdauer: Welche Fähigkeiten sind für Radsportler entscheidend? Was steckt hinter dem Prinzip des K3-Trainings, dem sogenannten Krafttraining auf dem Rad oder dem Rollentrainer? Was steckt hinter dem Begriff Kraftausdauer und wie lässt sie sich trainieren?

Eine Weisheit, die so platt ist, dass sie zur Floskel wurde, lautet: Beim Radfahren geht es um Ausdauer. Der Winter und das Frühjahr sind die Zeit, um die Basis für die neue Saison zu legen. Deshalb heißt dieser Trainingsbereich auch „Grundlagenausdauer“. Sie ist die Basis, auf der man dann aufbauen kann. Wie kann man beim Indoortraining und Rollentraining an der Ausdauerfähigkeit arbeiten?

Ausdauer und Muskeltraining

Schneller werden ohne Radtraining oder Rollentrainer? Auch das ist möglich: mit Krafttraining. Unsere Trainingstipps und Übungen für eine effizientere, stärkere Muskulatur. Krafttraining kann auch den Hormonhaushalt positiv beeinflussen und somit gesünder und leistungsfähiger machen. Gerade Ausdauerathleten profitieren davon. Unsere Analyse mit Trainingsideen und Anleitungen.

Das Saisonziel vieler Radsportler sind höhenmeterreiche Radmarathons oder Mehrtagestouren in den Bergen. Wie trainiert man ohne längere Anstiege vor der Haustüre oder ganz einfach auf dem Rollentrainer für Pässe und andere Anstiege?

Polarized Training: harte Intervalle, ruhige Ausdauereinheiten

Worauf setzen die Profis im Training? Lang und ruhig, kurz und hart – immer mehr Profis und ambitionierte Freizeitathleten setzen auf einen Wechsel zwischen sehr lockeren und sehr harten Trainingseinheiten: Polarized Training. Vor allem die kurzen, sehr intensiven Trainingseinheiten eignen sich besonders gut für das Rollentraining.

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Rollentraining: effizient indoor trainieren

Alternativsportarten: Laufen und mehr

Gerade Radsportler mit wenig Zeit sollten neben dem Rollentraining auch immer wieder auf Alternativsportarten setzen. Laufen ist einfach, es ist effektiv, es geht bei jeder Temperatur. Viele Rennradfahrer, die im Winter aufs Laufen umsteigen, klagen anfangs über Knie- und Sehnenbeschwerden. Gerade Laufeinsteiger sollten sich nicht überlasten, denn nur bei einem adäquaten Umfang wird Laufen zum schmerzfreien Erlebnis. Laufen für Radsportler: Unsere Tipps für den Einstieg.

Ernährung: Kohlenhydrate, Fette, Functional Food

Auch beim Rollentraining gilt: Mit der optimalen Ernährung lässt sich der Trainingeffekt nochmals verbessern.Was hat es mit Functional Food und sogenannten Superfoods auf sich? Welchen Einfluss hat Fett auf die Leistung? Welche Rolle spielen die Kohlenhydrate?

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Bahn-Rennen: Einblicke in den Erfolg der Niederlande

Bahn, Bahnrad

Ein Kilometer in weniger als einer Minute – bei der Bahn-WM 2019 gelang gleich drei Fahrern diese Fabel-Leistung. Sie zählen zu den schnellsten Sprintern der Welt. Viele dieser Männer tragen bei Wettkämpfen auffällige orangefarbene Rennanzüge: Die niederländischen Sprinter zählen zu den besten der Welt. Als Weltmeister reiste ein erst 22-Jähriger zur Bahn-WM 2020 nach Berlin. Ein Athlet, der aus einer anderen Sportart kommt, ein Quereinsteiger und Supertalent: Harrie Lavreysen. Einer seiner größten Konkurrenten ist sein Freund, Landsmann, Trainingspartner und Teamkollege: Jeffrey Hoogland.

Lavreysen ist derzeit der überragende Sprinter. Bei den Welt-Titelkämpfen 2019 in Prusków siegte er im Finale gegen den vier Jahre älteren Hoogland. Bei den Weltcups im Herbst in Minsk, Glasgow und Hongkong hieß der Sieger ebenfalls immer: Harrie Lavreysen. Sein Gegner in den Finalläufen war stets derselbe: Jeffrey Hoogland. Nur bei den European Games im Juni in Minsk und bei den Europameisterschaften im Oktober in Apeldoorn war die Rangfolge eine andere. In diesen Finals besiegte jeweils Hoogland seinen jüngeren Landsmann Harrie Lavreysen.

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Schnellkraft

Von der niederländischen Presse wird Lavreysen als „Wunderkind“ bezeichnet. Er hat einen kometenhaften Aufstieg hinter sich. Als Jugendlicher ging er nach Papendal, das niederländische Leistungszentrum, um als BMX-Fahrer den Sprung zu den Olympischen Spielen zu schaffen. Doch ständige Verletzungen und mehrere Schulteroperationen zerstörten diesen Traum.

Nach einem Sturz in Valkenswaard im April 2015, bei dem er sich beide Schultern auskugelte, beschloss er, etwas Neues auszuprobieren. Er besuchte ein Training des Bahn-Talente-Trainers Steve McEwan, stieg zum ersten Mal in seinem Leben auf ein Bahnrad – und war einen Tag später Bahn-Sprinter. Schnelligkeit und Schnellkraft sind nur schlecht trainierbar. Sie sind vor allem angeboren. Harrie Lavreysen ist schnell.

Seine Muskulatur weist einen sehr viel höheren Anteil schnellzuckender weißer Muskelfasern auf, als dies bei „normalen Menschen“ der Fall ist. Der Trainer erkannte dieses Talent sofort. „Ich bin von Natur aus sehr ruhig und diszipliniert. Sowohl im Alltag als auch als Spitzensportler. Ich bin sehr fähig, auf ein Ziel hinzuarbeiten und dann alles dafür zu lassen“, sagt Lavreysen, der bei den Olympischen Spielen 2020 in Tokio einen Dreifach-Start in Teamsprint, Sprint und Keirin anstrebt.

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Wechsel auf die Bahn

Sein Wechsel auf die Bahn war der Beginn einer Erfolgsgeschichte. Lavreysen bewohnte zunächst zusammen mit Hoogland in Apeldoorn ein Haus und zog später in eine Wohngemeinschaft. 2017 wurde er bereits Vize-Weltmeister im Sprint. Er erwies sich als das fehlende „Puzzleteil“ im niederländischen Teamsprint-Trio. Mit Roy van den Berg und Nils van ’t Hoenderdaal haben die Niederländer zwei außergewöhnliche Anfahrer. Mit Jeffrey Hoogland, dem 1000-Meter-Weltmeister von 2018, und Matthijs Büchli, dem Keirin-Weltmeister von 2019, stehen zwei endschnelle Fahrer für die Position drei zur Verfügung.

Doch mit seiner Beschleunigung als zweiter Mann war Lavreysen der entscheidende Faktor für die jüngeren Erfolge: 2017 Vize-Weltmeister, 2018 und 2019 Weltmeister im Teamsprint. Die Breite an Top-Fahrern ist momentan der klare Vorteil der Niederländer. „Das Teamgefühl ist die Basis und bringt uns alle auf ein höheres Niveau“, sagt Harrie Lavreysen. „Wir haben derzeit fünf oder sechs Leute, mit denen wir zu den Olympischen Spielen in Tokio gehen könnten. Das bedeutet, dass wir einen riesigen internen Wettbewerb haben, der jedes Training sehr schwer macht“, sagt Jeffrey Hoogland, der einzige Sprinter, der 2019 Lavreysen schlagen konnte.

Der 26-Jährige, der seine Wurzeln ebenfalls im BMX hat, ist mit seinem Rivalen gut befreundet, bei Wettkampf- und Trainingsreisen teilen beide ein Zimmer – auf der Bahn sind sie jedoch erbitterte Rivalen. „Wir haben eine sehr gute, vielleicht sogar eine besondere Bindung. Wir machen eigentlich alles zusammen, alle Trainingseinheiten. Aber im Wettkampf ist es ein ,Todeskampf‘“, sagt Jeffrey Hoogland – und lächelt dabei.

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Vom BMX auf die Bahn

Bill Huck, der selbst 1989 und 90 Sprint-Weltmeister der Amateure war, war als Nachfolger von René Wolff von September 2017 bis September 2018 Nationaltrainer der niederländischen Sprinter. Er führte die Mannschaft in die absolute Weltspitze. Nach internen Differenzen wurde er durch den erst 28 Jahre alten Ex-Sprinter Hugo Haak ersetzt und arbeitet jetzt in Cottbus als BMX-Nachwuchstrainer. Zwei Fragen.

RennRad: Herr Huck, die deutschen Männer haben viele Jahre lang die Sprint-Disziplinen mit dominiert, zuletzt aber den Anschluss verloren. Worin sehen Sie die Ursachen?

Bill Huck: In den Niederlanden trainieren alle Sportler das ganze Jahr über zusammen unter einer Linie in Apeldoorn. Man hat ex­trem kurze Wege – auch bei den Entscheidungen. In Deutschland trainieren die Fahrer eher individuell mit ihren Heimtrainern an ihren Stützpunkten. Außerdem hat in den Niederlanden Christian Bosse das Krafttraining umgestellt: Es wird intensiv gearbeitet, gleichzeitig ist aber immer ein qualitativ hochwertiges Bahntraining möglich. Hier in Deutschland sind die Wege sehr anders.

Harrie Lavreysen, Bahn

Harrie Lavreysen ist eines der größten Talente auf der Bahn

RennRad: Auffällig in den Niederlanden ist, dass mit Lavreysen, Hoogland und van den Berg drei Fahrer aus dem BMX-Bereich erfolgreich in den Bahnsprint wechselten. Warum ist das so?

Die Verbindung mit dem BMX halte ich für sehr, sehr gut. Man weiß, wie man mit dem Fahrrad umgehen kann, man fängt in frühen Jahren an, schnell zu treten, die Sportler sind schnell-kräftig und können gut starten. Wir versuchen jetzt am Stützpunkt in Cottbus auch in diese Richtung zu arbeiten und die Verbindung zwischen BMX und Bahnradsport zu stärken.

Coronavirus und Mallorca

Am Cap Formentor auf Mallorca

Das Coronavirus und die Trainingslager-Destination Nummer 1: Mallorca. Viele Radsportler, darunter viele Deutsche, befanden und befinden sich auch in diesem Jahr zum Rennradfahren auf der Baleareninsel. Jetzt hat sich die Lage verschärft: Spanien hat Ausgangssperren verhängt, auch zum Radfahren darf man nicht mehr vor die Tür. Philipp Schulze lebt seit Jahren auf Mallorca und arbeitete als Rennrad-Guide und Radmechaniker. Inzwischen vermietet er seine Villa Veloco in Pollenca vor allem an Rennradfahrer. Seine Einschätzung der Lage – kurz nachdem er seine letzten Gäste zur Heimreise zum Flughafen in Palma gebracht hat.

RennRad: Mallorca ist eine der beliebtesten Destinationen für deutsche Rennradfahrer, jetzt ist die Hauptsaison. Nun verhängte die spanische Regierung wegen des Coronavirus Ausgangssperren – was bedeutet das?

Philipp Schulze: „Die Menschen dürfen nun nur noch aus ihren Häusern, um die nötigsten Dinge zu tun – zur Arbeit fahren, zum Arzt gehen, Lebensmittel kaufen. Zum Radfahren jedenfalls nicht. Es heißt, dass mindestens 601 Euro Strafe fällig werden, wenn man beim Radfahren erwischt wird. Es ist aber auch von deutlich höheren Strafen bei Verstößen gegen die Ausgangssperre die Rede, von bis zu 30.000 Euro. Klar ist jetzt: Die Situation wird auf jeden Fall mindestens 15 Tage andauern. Es heißt von offizieller Seite aber auch, dass man sich schon darauf einstellen sollte, dass es noch länger so gehen könnte – so lange es eben nötig ist.“

Mallorca und das Coronavirus: erst entspannt, dann chaotisch

Wie verliefen die Tage zuvor?

„Hier haben sich die Ereignisse überschlagen. Bisher war es ruhig, jetzt herrscht Chaos. Das öffentliche Leben wird auf ein Minimum heruntergefahren. Dass sich die Bedingungen so schnell und so dramatisch ändern – damit hätten wir vor wenigen Tagen nicht gerechnet. Wir wussten, dass sich die Situation zuspitzen würde, aber nicht wie schnell und wie stark. Bis vergangenen Donnerstag war es hier, verglichen mit Deutschland, ruhig. Es war keine Aufregung zu spüren, keine Panik. Und es waren auch keine Hamsterkäufe zu bemerken. Soweit man das einschätzen konnte, gab es bisher auf Mallorca auch deutlich weniger gemeldete Corona-Fälle als an anderen Orten.

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Wie konnten sich die Radsportler darauf einstellen?

„Am Freitag hieß es dann, dass es Maßnahmen geben wird. Am Samstag wurden die Ausgangssperren für diese Woche angekündigt. Spätestens da war den meisten klar, dass sie so schnell wie möglich in ihre Heimat reisen sollten. Und bereits am Sonntag durften viele Hotelgäste nicht mehr zum Radfahren auf die Straßen. An den Stellen, an denen viele Radfahrer auf den beliebtesten Rennrad-Touren vorbeikommen, standen oft Polizeiautos quer auf der Straße, etwa am letzten Kreisverkehr auf dem Weg zum Cap Formentor. Die Polizisten wiesen die Radfahrer dort an, wieder heimzufahren.“

Ein- und Ausreise: Werden die Balearen komplett abgeschottet?

Wie ist die Lage generell in Spanien? Wie gehen die Spanier damit um?

„Die Einheimischen haben sich früher als die Touristen aus dem öffentlichen Leben zurückgezogen. Leider sind die Maßnahmen aber nicht ganz einheitlich durchgesetzt: Manche Geschäfte sind noch geöffnet, andere nicht. Am gravierendsten ist es wohl weiterhin in Madrid, das hat man ja auch in den deutschen Medien mitbekommen. Sicherlich war die Demonstration zum Weltfrauentag mit zehntausenden Menschen nicht dafür förderlich, die Verbreitung des Coronavirus so gut wie möglich einzugrenzen. Was die Baleareninseln betrifft: Es gibt derzeit Gespräche, um die Balearen komplett abzuschotten. Das soll auch Reisen vom spanischen Festland betreffen. Man hofft, dass die Ausbreitung des Virus auf den Inseln so eingedämmt werden kann.“

Radsport auf Mallorca: Pause wegen Coronavirus

Radsport auf Mallorca: Pause wegen des Coronavirus

Wegen Coronavirus: Pools geschlossen, Essen auf dem Hotelzimmer

Sind denn noch viele Touristen auf Mallorca? Und kommen die noch alle nach Hause?

„Ich habe von ganzen Familien gehört, die noch am Samstag angekommen sind. Da war aber längst klar, wohin es geht. Viele Hotels sind aber schon im Krisenmodus: Die Außenbereiche und Pools sind geschlossen, auch die Hotelrestaurants, um größere Menschenansammlungen zu vermeiden. Viele Gäste bekommen ihr Essen aufs Zimmer geliefert. Die Gäste in unserer Villa Veloco konnten aber alle rechtzeitig ihre Flüge umbuchen. Ich habe heute die letzten von ihnen zum Flughafen gefahren, und jetzt befinden sich alle auf dem Heimweg.“

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Wie ist die Stimmung unter den Radsportlern?

„Am Flughafen in Palma sieht man viele ratlose Gesichter. Es entwickelt sich alles so schnell, ob in Spanien oder in den Heimatländern der Touristen. Viele wissen nicht so recht, ob sie noch von hier ausreisen und dann wieder in ihr Heimatland einreisen dürfen – oder wie es dort für sie weitergeht. Die Maßnahmen und Vorschriften ändern sich ja laufend. Die großen Radverleihe haben schon am Samstag angekündigt, ihre Leihräder von den Gästen zurückzuholen und die geführten Touren abzusagen.“

„Rennrad-Events auf Mallorca sind im Moment schwer vorstellbar.“

Was heißt das für Mallorca als Radsport-Insel?

„Für mich ist klar: Die Radsaison ist durch, das war’s. Jetzt ist die absolute Hochzeit für den Radtourismus. Für die kommenden Wochen ist keine Besserung der Lage in Sicht. Den Tourismus trifft es extrem hart. Hier auf Mallorca sind wir alle abhängig von den Touristen, wirklich alle. Der finanzielle Schaden für die gesamte Branche wird riesengroß sein – vor allem für die, die auf die Frühjahrs-Radsport-Touristen setzen und weniger auf die Sommerurlauber. Man denke nur mal an die Cafés im Stadtzentrum von Petra. Die machen in den drei Frühjahrsmonaten ihren Hauptumsatz mit Rennradfahrern, ansonsten geht da nicht so viel.

„Die Radsaison ist durch, das war’s“

Und wenn man ein paar Wochen in die Zukunft blickt: Mallorca 312, der große Radmarathon mit 8000 Teilnehmern, soll ja Ende April stattfinden. Das ist im Moment schwer vorstellbar. Schließlich müssen ja fast alle Teilnehmer mit dem Flugzeug anreisen. Und die vielen Spanier, die einen großen Teil des Starterfeldes ausmachen, können aktuell ja nicht einmal auf den Straßen trainieren. Das einzig Positive an der aktuellen Situation ist: viele werden es wohl gesundheitlich einigermaßen gut überstehen. Wir hoffen, dass wir mit einem superblauen Auge davonkommen.“

Radsport auf Mallorca: Tipps und Touren

Indoor und effizient: Rollentrainer im Vergleichstest

Kraft- und Rollentraining: Tipps und Pläne für Radsportler

Rennräder unter 3000 Euro im Test: Bestseller

Rennrad Camp Bayern: Profi-Tipps für das Rennradtraining

Mario Kummer, Stephan Schreck, Rennrad Camp Bayern

Leider musste das Rennrad-Camp 2020 wegen der Coronavirus-Krise abgesagt werden. Geplant war wie im Vorjahr das folgende attarktive Programm. Die Teilnehmer sollten sich den Rennrad-Sport vom Olympiasieger und zweifachen Weltmeister Mario Kummer sowie dem Sieger in der Mannschaftswertung bei der Tour de France Stephan Schreck näherbringen lassen. Egal ob Einsteiger oder ambitionierter Sportler – bei den täglichen Trainingseinheiten findet jeder seine ganz persönliche Herausforderung.

Alle Informationen zur Ausschreibung zum Rennrad Camp finden Sie hier!
Alle Informationen zum angegebenen Hotelpaket finden Sie hier!
Das Programm im Detail finden Sie hier!

Rennrad Camp Bayern: Das Angebot

  • Termin: 04. Juni bis 07. Juni 2020 | ABSAGE WEGEN DER CORONAVIRUS-KRISE
  • Das Hotel: MAXIMILIAN***** Quellness & Golfhotel
  • Das Angebot: ab 647,- € p.P. im DZ, 4 Übernachtungen inklusive Halbpension und Teilnahme am Rennrad Camp, Pasta und Salat nach jeder Rückkehr. Bei Platzverfügbarkeit können vor Ort einzelne Radtouren für 80,- Euro inklusive Pasta und Salat nach jeder Rückkehr dazugebucht werden. Bei Platzverfügbarkeit können vor Ort einzelne Radtouren für 80,- Euro inklusive Pasta und Salat nach jeder Rückkehr dazugebucht werden.
  • Leistungsniveau: Einsteiger und Fortgeschrittene, gute Kondition.
  • Mindestalter: ab 16 Jahre
  • Teilnehmerzahl: mindestens zehn, maximal 20
  • Das Sport-Programm: tägliches Radtouren vom 04. bis 07. Juni 2020 in Leistungsgruppen
  • Sonstiges: eigenes Rennrad in technisch einwandfreiem Zustand mitbringen, Helmpflicht.
Rennrad Camp Bayern, Hotel

Das Hotel beim Rennrad Camp Bayern mit Mario Kummer und Stephan Schreck

Das Hotel beim Rennrad Camp Bayern

Einzigartig, großzügig, vielfältig, elegant und mit Stil – dafür stehen die fünf Sterne des MAXIMILIAN Quellness- und Golfhotels, oben auf dem Hügel inmitten der Rottaler Landschaft. Abschalten, Körper und Geist was Gutes tun, sich kulinarisch verwöhnen lassen und der Golfleidenschaft freien Lauf lassen – all das macht das MAXIMILIAN möglich. Die hauseigene MAX-Therme mit Bad Griesbacher Thermal-Heilwasser bietet Quellness im Sportaußen- und im Thermalinnenbecken, in der Saunalandschaft, im türkischen Aromadampfbad oder im Ruheraum mit Salzsteinwand.

Im Spa-Bereich haben Sie die Möglichkeit, sich vom Kopf bis zu den Zehenspitzen verwöhnen zu lassen. Wenn sich nach so viel Erholung der Appetit meldet, sind Sie bei uns genau richtig: Wir zelebrieren für Sie die Welt der Kulinarik.

Zur Ausschreibung
https://experts-mice.com/top-events/rennrad-camp-bayern/

Zum Hotelpaket
https://www.quellness-golf.com/freizeit/kultur-und-sport/rennrad-camp/

Das Programm: Details
https://experts-mice.com/fileadmin/startseite/TOP_Events/Rennrad_Camp_Bad_Griesbach/Programm_pdf/Ausschreibung_Rennrad_Camp_Bad_Griesbach_2020_21.01.2020.pdf

Die Experten: Mario Kummer und Stephan Schreck

Mario Kummer

Rennrad Camp Bayern, Mario Kummer

Mario Kummer begleitet das Rennrad Camp Bayern

  • Olympiasieger 1988 in Seoul
  • 2-facher Weltmeister 1981, 1989

„Es gibt kein zu langsam, nur zu schnell.“ (Mario Kummer)

Stephan Schreck

 

Stephan Schreck, Rennrad Camp Bayern

Stephan Schreck begleitet das Rennrad Camp Bayern

  • Sieger in der Mannschaftswertung bei der Tour de France
  • 6-fache Teilnahme an der Vuelta a España
  • Sieger der Internationalen Thüringen Rundfahrt
  • Sieger Kombinationswertung Sachsen-Tour
  • 4. Platz bei Weltmeisterschaft (U23/EZF)

„Es gibt einfach nichts Schöneres, als in einer größeren Gruppe eine Runde zu fahren und unterwegs einen Kaffee zu trinken.“ (Stephan Schreck)

Mehr zu Rennrad-Reisen finden Sie in unserer Reise-Rubrik hier auf der Website.

Aero-Helme im Windkanal-Test: Fahrradhelme für mehr Aerodynamik

Aero-Helme, Windkanal-Test

Für alle Einsatzzwecke gibt es spezielle Rennräder: Zeitfahren, Race, Langstrecke, Gravel, Cyclocross. Bei den Helmen verhält es sich inzwischen nicht grundsätzlich anders: Manche Modelle sind extrem gut belüftet, andere sind auf Geschwindigkeit ausgelegt: Aero-Helme – wie sie die Radprofis bereits seit Jahren tragen. Diese Modelle sind glattflächig und weisen nur wenige kleine Belüftungsöffnungen auf. Zwischen diesen beiden Extremen gibt es eine Vielzahl von Modellen, die gut belüftet und dennoch windschnittig sind – die Grenzen sind fließend.

Während wir bei unserem letzten Helm-Windkanal-Test die komplette Bandbreite von Helmen prüften, also vom bestens belüfteten Sommerhelm bis hin zum reinen Zeitfahrhelm, untersuchten wir diesmal Aero-Helme mit einer eher maßvollen Belüftung  – die goldene Mitte, zwischen Belüftung und Aerodynamik.

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Aero-Helme im Windkanal

Wie bei allen Tests, bei denen die Aerodynamik beziehungsweise der Luftwiderstand im Vordergrund steht, heißt auch hier die Ausgangsfrage: „Wie viel Leistung und Zeit lassen sich mit Aero-Helmen gegenüber den Standard-Varianten sparen?“ Und was ist ein typischer Standardhelm? Im letzten Test kreierten wir einen solchen anhand durchschnittlicher Aero-Werte, indem wir das arithmetische Mittel von vier normalen Helmen ermittelten.

Der Abus Aventor lag nur ein Zehntel Watt unter diesem Wert. Deshalb nahmen wir ihn auch in diesen Test auf: als Standardhelm und Bezugsgröße. Die anderen acht aerodynamischen Helme im Windkanal müssen nun zeigen, dass sie „schneller“ sind.

Die Messungen fanden wieder im GST-Windkanal in Immenstaad am Bodensee statt. Die wissenschaftliche Leitung übernahm erneut unser freier Mitarbeiter Dipl.-Ing. Volker Buchholz von der Technischen Hochschule in Lemgo, Fachbereich Maschinentechnik und Mechatronik. Wie bei unseren früheren Windkanaltests kam auch diesmal ein winkelverstellbarer Oberkörper-Dummy mit gekürzten Armen und Beinen zum Einsatz. Wir wählten wieder eine gemäßigte Langstreckenhaltung, vergleichbar mit der Griffposition „Unterlenker, Arme gestreckt“. Ein Kopf-Dummy hätte hier keine korrekten Ergebnisse geliefert, da besonders die hintere Hälfte des Helms großen Anteil am gesamten Luftwiderstand hat. Denn dort reißt der Luftstrom ab und es kommt über dem Rücken zu verlustbehafteten Verwirbelungen.

Ausgeklügelte Produkte

Grundsätzlich sind Aero-Helme technisch ausgeklügelte Produkte. Denn: Spezielle düsenförmige Öffnungen an der Front führen den kühlenden Wind durch großzügig bemessene Kanäle gleichmäßig über den Kopf, die großen Kanäle führen deshalb in der Regel zu einer größeren Bauhöhe. Die Auslassöffnungen leiten den Wind gebündelt hinaus.

Gut gemachte Aero-Helme sind oft besser belüftet, als ihre geschlossene und verschalte Außenhülle vermuten lässt. Aus Gründen der Vergleichbarkeit ist es üblich Versuche im Windkanal mit 45 Kilometern pro Stunde durchzuführen, gleichzeitig ist das auch die Bezugsgeschwindigkeit für Zeitfahrer und Triathleten. Für Hobbyfahrer rechneten wir die Ergebnisse auf 35 km/h herunter.

Diese Aero-Helme haben wir im Windkanal getestet

Die Testergebnisse sowie die Stärken und Schwächen der Helme im Überblick. Die Wattersparnisse beziehen sich auf den Vergleich mit dem definierten Standardhelm, dem Abus Aventor. Die besten Werte erzielt der Scott-Helm.

Modell Preis Watt-Ersparnis Prädikat
Abus Aventor* 149,95 Euro 0 Watt
Bell Z20 Aero 259,99 Euro 4,6 Watt  
Ekoi Aerodynamic 69,99 Euro 10,0 Watt Kauftipp
Giro Vanquish 249,99 Euro / 259,99 Euro 9,3 Watt Kauftipp
Giro Synthe Mips 229,99 Euro / 239.99 Euro 0 Watt  
Mavic Comete Ultimate 270 Euro 2,3 Watt  
Scott Cadence Plus 249,95 Euro 10,6 Watt / 8,7 Watt Testsieger
Specialized Evade II 299,90 Euro Nachfolge-Modell mit MIPS 9,6 Watt Race-Tipp
Uvex Race 9 259,95 Euro 5,2 Watt

* Referenzhelm

Die ausführlichen Testberichte der Aero-Helme mit Angaben über Gewicht, Belüftung, Leistung, Stärken, Schwächen und vielem mehr gibt es in der RennRad 3/2020. Hier können Sie das Magazin als Printausgabe oder E-Paper bestellen.

Die getesteten Aero-Helme in der Bildergalerie

Abus Aventor, Aero-Helme

Abus Aventor - Referenzhelm

Bell Z20 Aero, Aero-Helme

Bell Z20 Aero

Ekoi Aerodynamic, Aero-Helme

Ekoi Aerodynamic

Giro Vanquish, Aero-Helme

Giro Vanquish

Giro Synthe MIPS, Aero-Helme

Giro Synthe MIPS

Mavic Comete Ultimate, Aero-Helme

Mavic Comete Ultimate

Scott Cadence Plus, Aero-Helme

Scott Cadence Plus

Specialized Evade II, Aero-Helme

Specialized Evade II

Uvex Race 9, Aero-Helme

Uvex Race 9

Die Berechnungen

Im Windkanal ermittelten wir für alle neun Helme die Leistung, die benötigt wird, um den Luftwiderstand zu überwinden. Gemessen wurden die Werte des Oberkörper-Dummys mitsamt Helm. Diese Werte haben nur einen theoretischen Charakter, da der Dummy gekürzte Arme und Beine hat, weiterhin wurde ohne Rennrad gemessen. Einzig und allein sind die Unterschiede zwischen den Messungen von Bedeutung, da wir nur die Helme wechselten.

Die Differenzen sind allein den Unterschieden zwischen den Helmen zuzuschreiben. Der Windkanalbetreiber GST gibt die Genauigkeit der Messungen mit plus/minus 0,5 Watt an. Da die Halterung des Dummys zwischenzeitlich geändert wurde, um auch Aero-Bekleidung zu messen, sind die Messwerte vom kompletten Prüfstand nicht exakt mit den Werten aus dem zurückliegenden Test aus 2018 zu vergleichen.

In den Testbriefen finden Sie zunächst die „gewichtete Leistung“ des Dummys mit Helm. Während der Messung dreht sich der Prüfstand mit dem Versuchsaufbau von minus nach plus 20 Grad. Damit sind Seitenwindverhältnisse hier mitberücksichtigt. Einschließlich der Frontalanströmung, null Grad, erhalten wir für jedes Grad einen Messwert. Die Auswertungs-Software von GST berechnete die „gewichtete Leistung“ in Abhängigkeit vom Anströmwinkel.

Das heißt: Die einzelnen Winkel mit den dazugehörigen Leistungen werden in dem Maße prozentual gewichtet, wie sie draußen in der Praxis auf den Straßen vorkommen. Sicher wird dabei ein frontaler Anströmwinkel am häufigsten sein und viel höher gewichtet werden als etwa 20 Grad.

Windkanal-Test

Eindrücke von der Installation des Windkanal-Tests für die RennRad

Aero-Helme im Windkanal-Test: Die Ergebnisse

Die gewichteten Leistungen betragen bei unserem Standardhelm Abus Aventor 278 Watt – und beim Testsieger Scott Cadence Plus 267,4 Watt. Die Differenz beträgt somit 10,6 Watt. Dies entspricht dem Leistungsgewinn zum Standardhelm. Mit anderen Worten: Mit dem Aerohelm Scott Cadence Plus lassen sich bei einer Geschwindigkeit von 45 Kilometern pro Stunde 10,6 Watt sparen: Man kann demnach bei der gleichen Leistung schneller fahren. Die Leistungsgewinne finden Sie in den Testbriefen.

Ebenso ist dort die Zeit für 100 flache Kilometer bei 45 und bei 35 Kilometer pro Stunde notiert, mitsamt der gewonnenen Zeit gegenüber dem Standardhelm. Die Basis dieser Berechnung ist eine reale Fahrsituation mit dem Rennrad, mit dem dazugehörigen Leistungsbedarf für die Sitzposition „Unterlenker mit gestreckten Armen“. Hier verrechneten wir die Leistungsgewinne der einzelnen Helme. Neben der Zeit für diese Strecke geben wir auch den Zeitgewinn gegenüber dem Standardhelm an.

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Wie viel Zeit lässt sich durch Aero-Helme sparen?

Immerhin lassen sich so mit dem Testsieger bei einem „45er Schnitt“ 71 Sekunden auf 100 Kilometer sparen. Bei einem „35er Schnitt“ spart man 88 Sekunden. Der Zeitgewinn ist deshalb größer, weil man mit der langsameren Geschwindigkeit auch länger unterwegs ist. Mit den vier aerodynamischsten Helmen dieses Tests – den Modellen von Scott, Ekoi, Specialized und Giro – lassen sich rund zehn Watt bei einem „45er Schnitt“ einsparen. Das ist viel.

Nur, wenn ein engagierter Hobbyfahrer seine flache Feierabendrunde mit einem bemerkenswerten Schnitt von 35 Kilometer pro Stunde absolviert, dann bleibt vom Leistungsgewinn zehn Watt – bei 45 km/h – nur knapp die Hälfte übrig: 4,7 Watt. Der Grund:  Leistung und Geschwindigkeit verhalten sich nicht proportional zueinander – der Leistungsbedarf zur Überwindung des Luftwiderstands steigt in dritter Potenz mit der Geschwindigkeit. Die Berechnung dazu lautet:

(35 km/h /45 km/h)³ * 10 Watt = 4,7 Watt

Zeitgewinne

Desgleichen hochgerechnet bedeutet das für Elite- und Profi-Zeitfahrer: Bei einem „55er Schnitt“ werden ganze 18,3 Watt gespart. Desgleichen gewinnen Einsteiger bei einem „25er Schnitt“ nur 1,7 Watt. Um die Vorteile von Aero-Helmen aufzuzeigen, fügen wir noch eine weitere Rechnung an.

Wir ermittelten die Geschwindigkeit, die sich einstellt, wenn sich der beschriebene Rennradfahrer eine zehnprozentige Gefällestrecke ohne zu treten hinabrollen lässt. Bei dieser Berechnung verwendeten wir nicht die gewichtete Leistung, sondern die der reinen Frontalanströmung: Das ist praxisnäher und entspricht windstillen Verhältnissen.

Aero-Helme sind besser belüftet als vermutet

Zusammengefasst können wir festhalten: Die Aero-Helme sind durchgehend besser belüftet, als ihre geschlossene Außenschale vermuten lässt. Die Top-Helme der Hersteller sind zunehmend mit dem Sicherheitssystem MIPS ausgestattet, so auch sechs Helme in diesem Test. Der Kopf soll damit nicht nur gegen eine Stoßbelastung geschützt werden, sondern zusätzlich auch gegen eine Rotationsbeschleunigung. Beim MIPS-System kommt eine zweite, dünne, innere Helmschale zum Einsatz, die sich gegen die äußere um bis zu 15 Millimeter verdrehen kann. Was Sinn ergibt, denn bei Stürzen aus der Fahrt heraus berührt der Helm den Asphalt in einem flachen Winkel und auf diesen wirkt dadurch eine Kombination aus Rotationsbeschleunigung und Stoßbelastung ein.

Specialized geht beim Thema Sicherheit noch einen Schritt weiter. Der neue „S-Works Evade 2“ verfügt neben dem MIPS-System auch über einen Notfall-Sensor namens ANGi, der im Falle eines Sturzes automatisch eine SMS mit den Daten des Unfallortes an eine vorgegebene Adresse schickt. Bei diesem aufwendigen Test im Windkanal und auf der Straße gab es auch für uns ein Bündel an neuen Erkenntnissen.

Erklärung: Was ist MIPS?

Das Ergebnis der Analyse der Daten aus den Windkanal-Test ergibt folgende Rangfolge:

1. Scott Cadence Plus

2. Ekoi Aerodynamic

3. Specialized S-Works Evade 2

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Tropfenähnliche Form

Bei der Sicht von oben auf dieses Siegerpodest fällt auf, dass die Helme von Scott und Specialized eine tropfenähnliche Form aufweisen. Bekanntlich ist der Tropfen die strömungsgünstigste Körperform. In der Seitenansicht erkennen wir, dass beide Helme weit über den Hinterkopf hinausragen, ähnlich wie bei reinen Zeitfahrhelmen. Besonders bei kleinen Köpfen ergibt sich ein etwas unproportioniertes oder gewöhnungsbedürftiges Bild.

Die sehr guten Ergebnisse des zweitplatzierte Ekoi sind mit einer glatten Außenschale und einer eingeschränkten Belüftung erzielt worden. Der Scott Cadence Plus überzeugt nicht nur mit phantastischen Messwerten, sondern auch mit einem ausgeklügelten Belüftungssystem. Mit fünf Verschluss-Stopfen, den Aeroplugs, lassen sich die großen Belüftungskanäle einzeln verschließen. Die „offene Variante“ benötigte nur zwei Watt weniger, als die geschlossene. Mit nur zwei oder drei entfernten Plugs lassen sich gute Zwischenergebnisse erzielen.

Der Charakter eines Helms wird von vielen Kriterien bestimmt: Aerodynamik, Belüftung, Sicherheit, Gewicht, Optik, Preis. Und: dem Tragekomfort.