Monat: September 2023

Pas Normal Studios: Flagship-Store-Eröffnung in München

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Es liegt südlich der Münchener Altstadt und der Isar: der neue Flahship Store des dänischen Bekleidungsherstellers Pas Normal Studios. Die Eröffnung fand am 1. September statt. Es ist der erste Flagship Store der dänischen Marke in Deutschland. Pas Normal Studios möchte damit nicht nur eine Möglichkeit schaffen, Produkte der Brand vor Ort anfassen, anprobieren und kaufen zu können. Der Fokus des dänischen Unternehmens liegt daneben auch darauf, die Rad-Community generell anzusprechen.

Hierfür möchte man einen Ort schaffen, an dem sich Radsportler treffen und aufhalten können, aber an dem sich grundsätzlich jeder willkommen fühlen soll – ob Radfahrer, Mode- und Design-Interessierter oder nichts von alledem.

Pas Normal Studios: Gründung & Entwicklung

Vor noch nicht einmal zehn Jahren gründeten Karl-Oskar Olsen und Peter Lange die Bekleidungsmarke Pas Normal Studios. „Pas Normal“ bedeutet im Französischen so viel wie „nicht normal“ und ist eine Anspielung auf das „not normal“ des amerikanischen Ex-Profis Lance Armstrong, mit dem er einst seine offensichtlich gedopten Kontrahenten verspottete – bis er schließlich selbst jahrelanges Doping zugab.

Bei Pas Normal Studios begann Anfang der 2010-er alles mit der Idee eines eigenen Trikots, das sich von den damals üblichen Designs unterscheiden sollte. Die beiden Gründer wollten ein Trikot, das ihnen selbst gefiel – ohne die damal üblichen grellen Farben, auffälligen Mustern sowie großen Markenlogos und -namen. Das eigene Trikot sollte „nicht normal“ und außergewöhnlich im Vergleich zu damals gewöhnlichen Designs der etablierten Marken sein.

Nachdem ein eigenes Design gefunden war, erkundigten sich die beiden Gründer im eigenen Freundeskreis und in der heimischen Kopenhagener Rad-Community, wer Interesse an dem angedachten, minimalistisch designten Trikot-Kit habe. Schnell fanden sich genügend Interessenten für die ersten etwa 100 Trikots, die umgehend produziert wurden.

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Dies alles geschah zunächst, ohne dass die beiden Gründer beabsichtigten, aus ihrer Idee und deren Umsetzung eine Geschäftsidee abzuleiten und ein Unternehmen zu gründen. Am Anfang stand ausschießlich der eigene Wunsch und der der Community nach einem minimalistisch designten Trikot, weswegen Pas Normal Studios zu Recht behaupten kann, aus der Community heraus geboren worden zu sein.

Heute gehört Pas Normal im Rasport bereits zu den etablierten Premium-Marken und beschäftigt rund 60 Mitarbeiter. Neben dem eigenen weltweiten Online-Vertrieb unterhält das Unternehmen Flagship Stores mittllerweile in Europa in Kopenhagen und auf Mallorca, in den USA in San Francisco sowie in Asien in Seoul und Taipeh. Der Store in München ist der erst sechste weltweit. Dessen Eröffnung wurde mit gemeinsamen Rad-Ausfahrten, Freibier und Musik ausgiebig gefeiert.

Pas Normal Studios: Flagship Store in München

Der Standort in München liegt zu Fuß nur wenige Minuten südlich der Altstadt und nahe der Isar. Nach dem die Entscheidung gefallen war in München Fuß fassen zu wollen, hat sich Pas Normal mit der Standortwahl zeitgelassen. Neben einer guten Anbindung und Nähe zum Stadtzentrum, sollte die Location aber nicht nur gut erreichbar sein. Auch für die von nun an regelmäßigen vom Store ausgehenden Ausfahrten war eine gute Anbindung an die Wege-Infrastruktur eine wichtige Voraussetzung, die mit den Isar-Radwegen hervorragend gegeben ist.

Pas Normal Studios: Events

Nicht nur der Store, sondern auch die Location soll so die Münchener Rad-Community vor und nach einer Ausfahrt auf einen Café einladen. Zusätzlich hierzu plant Pas Normal weitere Aktionen. Hierzu zählen unter anderem geführte Group-Rides nur für Frauen, Gravel-Ausfahrten, gemeinsame Trainingseinheiten und sogenannte Epic-Road-Rides. Darüber hinaus plant Pas Normal aktuell einen Gravel-Adventure-Ride am 29. September 2023 unter dem Titel „Escape to Nowhere“ inklusive einer Übernachtung in den Bergen. Weitere Rad-Events befinden sich in der Planung.

Am 4. Oktober findet in dem neuen Flagship Store zudem eine Filmpremiere statt: Der Film zeigt Anna Kollmann-Suhrs Teilnahme bei ihrem ersten Ultradistanz-Rennen in Basajun. Anschließend wird es eine Fragerunde mit der Protagonistin bei Snacks und Drinks geben. Auch weitere Aktivitäten für die Off-Season wie beispielsweise Balance Training Sessions sind geplant.

Weitere Informationen: https://pasnormalstudios.dk/pages/munich

 

RennRad 10/2023: Alle Inhalte der aktuellen Ausgabe

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16 Räder für fast alle Fälle haben wir für die RennRad 10/2023 ausgiebig getestet. Es sind Modelle für viele Einsatzbereiche: Asphalt, Feldwege, Trails, Bikepacking, Renneinsätze, Alltag. Das Testfeld umfasst Gravel-Modelle aller Preisklassen – von Canyon, Storck, Wilier, Bulls und vielen mehr. Der Preis des günstigsten Testmodells: 750 Euro.

Einer unserer anderen großen Tests passt extrem gut dazu. In ihm widmen wir uns dem „Verbindungselement“ zwischen dem Fahrrad und dem Boden: den Reifen. In der RennRad-Ausgabe 8/2023 haben wir einen großen Vergleichstest von Rennradpneus veröffentlicht – nun haben wir Gravel-Modelle im Labor, auf diversen Prüfständen und in der Praxis ausgiebig getestet.

Im Test Nummer drei geht es um Rollentrainer: Wir vergleichen darin Topmodelle von Wahoo, Tacx und Elite. Plus: Zubehör für das Indoor-Training und die wichtigsten Software- beziehungsweise Trainings-Plattformen im Überblick.

Zudem stellen wir einige ausgewählte Top-Neuheiten des Marktes vor – unter anderem ein neuentwickeltes Aero-Race-Rennrad von Ridley. Wir haben es bereits getestet.

Das berühmteste Gravel-Rennen der Welt

Die anderen Haupt-Themen dieses Magazins in der Kurzform: Mallorca, Portugal, Schottland, USA. Dort waren unsere Protagonisten, um zu trainieren, zu erleben – und das größte, berühmteste, offiziell rund 330 Kilometer lange Gravel-Rennen der Welt zu gewinnen, das legendäre „Unbound“.

Die Reportagen zu diesen Abenteuern und Top-Leistungen finden Sie in der Ausgabe.

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Alle Inhalte der RennRad 10/2023

Erfahren

Auftakt: Menschen, Szene, Geschichten
News, Termine, Leitartikel: Die „Enhanced Games“ – das Für und Wider der Freigabe von Doping

Abenteuer: Bikepacking in Schottland
Reportage: Hügel, Täler, Seen, Ruhe. Plus: Tipps fürs Bikepacking und Top-Gravel-Strecken

Mallorca: Top-Strecken – Urlaub & Training
Der Klassiker unter den Radsport-Destinationen. Trainingsoptionen, Erlebnisse, Tipps & Top-Touren

Das größte Gravel-Rennen: 330 Kilometer
Reportage: Durch Matsch und Wüste. Carolin Schiff gewinnt das „Unbound Gravel“. Portrait & Training

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Test & Technik

Auftakt: Laufräder, Rose Reveal AL & mehr
Crankbrothers Gravel-Laufradsätze, Specializeds Tarmac SL 8 und Roses neues Einsteiger-Modell

Radtest: 16 Gravel-Räder ab 750 Euro
Vielseitig, schnell, geländegängig & komfortabel: 16 Modelle von Canyon, Giant, Wilier und Co. im Test

Reifen-Test: Schwalbe, Continental, Pirelli & Co.
Rollwiderstand, Grip, Pannenschutz und Komfort: zwölf Gravel-Reifen im großen Labor- und Praxitest

Kaufberatung: Rollentrainer & Zubehör im Test
Die Top-Smarttrainer von Elite, Tacx und Wahoo im Vergleich. Plus: Trainingsplattformen und Zubehör

Dauertest: Neue Top-Modelle und Bekleidung
Canyons neues Endurace, Ridleys Falcn RS und Top-Kleidungs-Innovationen ausgiebig getestet

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Training

Auftakt: Wissen, Tipps & Fitness-Rezepte
Studie: Schlafqualität und Infektanfälligkeit. Plus: Rezept – Essen wie die Bora-Hansgrohe-Profis

Training: Laktat als Energieträger & Einheiten
Die Rehabilitation eines unterschätzten Stoffs. Die Hintergründe. Plus: Trainingstipps für mehr Leistung

Gran-Fondo-WM: Vorbereitung & Race-Report
Als Titelverteidiger zur Radmarathon-WM nach Glasgow. Rennbericht, Einheiten & Trainingspläne

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Laktat als Energieträger

Peloton

Tour de France: Hintergründe & Analysen
Der Sieger Jonas Vingegaard, die Tour-Entdeckung Felix Gall und der Top-Sprinter Jasper Philipsen

Rückblick: Tour-Highlights & Wattwerte
Die Höhepunkte und Schlüsselszenen der Tour de France 2023. Plus: Bestzeiten und Leistungsdaten

Tour de France Femmes: die Machtübernahme
Der Sieg Demi Vollerings war eine Wachablösung. Etappensiege, Überraschungen & Top-Leistungen

Reise in der RennRad 10/2023

Algarve: Hügel, Strände, Ruhe, leere Straßen
Meer & Sonne: Die Algarve bietet extrem viel – und ist fast noch ein Geheimtipp. Touren & Tipps

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Touren und Tipps für die Algarve

Gravel Bikes 2024 im Test: 16 Räder für Asphalt und Gelände

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Reifen formen den Charakter. Sie bestimmen vergleichsweise stark über die Fahreigenschaften eines Rades. Über den Komfort, über die Schnelligkeit, die Sicherheit, das Einsatzgebiet. Die schmalsten in diesem Testfeld von 16 Gravel Bikes verbauten Pneus sind 38 Millimeter breit – die weitesten 47 Millimeter. Was gute Gravel-Reifen ausmacht und wo die Unterschiede zwischen den Top-Allround-Modellen liegen, zeigt der große Labor- und Praxis-Test, der sich diesem Radtest anschließt. Schon die Reifenwahl zeigt, dass sich die noch junge Radgattung der Gravel Bikes immer weiter ausdifferenziert.

Zwischen einem stark auf die Geländegängigkeit und Robustheit ausgerichteten und einem leichten agilen Race-Gravelrad liegen Welten. Beim Rahmen, der Geometrie, der Ausstattung, dem Fahrverhalten.

Gravel Bikes im Test: Vielfalt

Nicht nur in Sachen Ausrichtung ist die Vielfalt innerhalb dieses Testfeldes extrem, sondern auch bei den verwendeten Rahmenmaterialien.

So ist eines der hervorstechenden Räder dieses Testfelds das 8bar Mitte Steel. Der Rahmen ist optisch extrem auffällig – durch seine Filigranität: Seine Rohre sind „schlank“ und dünnvolumig. Das Rahmenmaterial: Stahl. Ein weiteres Highlight ist seine Vielseitigkeit. Denn: Über ein einstellbares verschiebbares Ausfallende lässt sich die Geometrie an die individuellen Bedürfnisse und die verschiedene Reifentypen anpassen. Das System erlaubt es sogar, den Rahmen mit einer Nabenschaltung oder als Single-Speeder zu fahren.

Auch der Rahmen des Titici Sterrato ist aus Stahl. Er ist von Hand aus einem hochwertigen eigens entwickelten Columbus-Life-Rohrsatz hergestellt. Das spezielle PAT.P-Oberrohr-System mildert zudem Erschütterungen ab. An dem italienischen Rad ist die Gruppe eines italienischen Traditions-Herstellers verbaut: eine Campagnolo Ekar 1 x 13 – ergo ohne Umwerfer, mit einem Mono-Kettenblatt und 13 Ritzeln. Die Übersetzungsbandbreite ist dabei enorm groß.

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Rahmen-Material & Preis-Leistung

Einen Kontrast dazu bietet das mit Abstand günstigste Rad in diesem Testfeld – wenngleich auch sein Rahmen aus Metall besteht. In diesem Fall: Aluminium. Das Triban GRVL 120 aus dem Sortiment des französischen Sporthandels-Riesen Decathlon kostet 749,99 Euro. Das Gewicht des Testmodells der Rahmengröße M: 10,9 Kilogramm.

Daneben kommt in diesem Test noch ein drittes Metall vor: Titan. Der Berliner Hersteller Kocmo ist ein bewährter Spezialist für diesen Rahmen-Rohstoff. Das Testmodell Daytona X kann wahlweise in einer Standardgröße erworben oder inklusive eines Bike-Fittings nach individuellen Vorgaben gebaut werden.

Die meisten der klar auf den sportiven Race-Einsatz ausgerichteten Gravel Bikes basieren auf dem Rahmen-Material Carbon. So auch das Storck Grix.2 Comp und das Benotti Fuoco Gravel. Dessen Rahmen ist aus T-800-Carbonfasern gefertigt. Trotz der Race-Ausrichtung weist der Rahmen mehrere Ösen für die Befestigung von Taschen auf. Auch die leichten und seitensteifen Engage-Carbon-Laufräder punkteten im Testverlauf.

Schon an diesen Parametern wird ersichtlich: Die Auswahl- und Ausrichtungs-Optionen im Gravel-Segment nehmen immer weiter zu. Sechs der Test-Modelle sind mit Zweifach-, zehn mit Einfach-Gruppen ausgestattet. Sieben der Räder schalten elektronisch, neun mechanisch. Die meistverbaute Gruppe: die Shimano GRX. Ihre Varianten sind an fünf der 16 getesteten Gravel Bikes verbaut.

Auch dieser Test hat wieder gezeigt: Die einzelnen Modelle werden immer stärker spezialisiert – und doch gibt es auch einige „Top-Allrounder“.

Diese Gravel Bikes haben wir getestet

Marke Modell Preis Prädikat
Triban GRVL 120 750 Euro  
Rondo MYCL AL 2399 Euro  
Koga Colmaro Extreme 2499 Euro  
Conway GRV 9.0 2500 Euro Preis-Leistung
8bar Mitte Steel 3480 Euro  
Fuji Jari Carbon 1.1 3499 Euro  
Storck Grix.2 CompTestbrief 3599 Euro Preis-Leistung
Giant Revolt Advanced 0 3999 Euro  
Benotti Fuoco GravelTestbrief 4699 Euro Race-Tipp
Bulls Machete AXS 4699 Euro Offroad-Tipp
Vitus Venon-GR 4800 Euro Race-Tipp
Canyon Grizl CF SLX 8 Di2 4999 Euro Kauftipp
Kocmo Daytona-X 5000 Euro  
Titici Sterrato 5490 Euro  
Specialized Diverge Expert 6300 Euro  
Wilier Triestina Rave SLR 8300 Euro Race-Tipp

Die ausführlichen Testberichte der Gravel Bikes lesen Sie in der RennRad 10/2023. Hier können Sie die Ausgabe als Printmagazin oder E-Paper bestellen.

Die getesteten Gravel Bikes in der Bildergalerie

Triban GRVL 120, Gravel Bikes, Test, Kaufberatung

Triban GRVL 120

Rondo MYLC AL, Test, Kaufberatung, Gravel Bikes

Rondo MYLC AL

Koga Colmaro Extreme, Test, Kaufberatung, Gravel Bikes

Koga Colmaro Extreme

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Conway GRV 9.0

8bar Mitte Steel, Gravel Bikes, Test, Kaufberatung, Gravelbike-Test

8bar Mitte Steel

Fuji Jari Carbon 1.1, Test, Gravelbike-Test, Kaufberatung

Fuji Jari Carbon 1.1

Storck Grix.2 Comp, Test, Kaufberatung, Gravel Bikes

Storck Grix.2 Comp

Giant Revolt Advanced 0, Test, Kaufberatung, Gravelbike-Test

Giant Revolt Advanced 0

Benotti Fuoco Gravel, Gravel Bikes, Gravelbike-Test, Test, Kaufberatung

Benotti Fuoco Gravel

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Bulls Machete AXS

Vitus Venon-GR, Kaufberatung, Test, Gravelbike-Test

Vitus Venon-GR

Canyon Grizl CF SLX 8 Di2, Test, Kaufberatung, Gravel

Canyon Grizl CF SLX 8 Di2

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Kocmo Daytona-X

Titici Sterrato, Test, Kaufberatung, Gravelbike-Test

Titici Sterrato

Specialized Diverge Expert, Test, Kaufberatung, Gravelbike-Test

Specialized Diverge Expert

Wilier Triestina Rave SLR

An diesem Test wirkten mit: Johannes Schinnagel, Jan Zesewitz, Frederik Böna, David Binnig

Ricarda Bauernfeind: Werdegang und Training einer Aufsteigerin

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Der Schlussanstieg ist sechs Kilometer lang – sie ist vorne dabei. Das Tempo wird immer höher, die Gruppe immer kleiner. Im Finale platzt alles auseinander: Fast jede Fahrerin fährt alleine. Alle sind am Limit. Dies ist eine Bergankunft. Dies ist die fünfte Etappe der La Vuelta Feminina, der Spanien-Rundfahrt der Frauen. Ganz vorne sprinten die beiden Top-Stars des Sports um den Sieg: Demi Vollering und Annemiek van Vleuten. Kurz dahinter fährt eine Fahrerin in einem lila-farben-bunten Trikot: Ricarda Bauernfeind sprintet als Dritte über die Ziellinie auf dem Mirador de Peñas Llanas. Neun Sekunden hinter Vollering, sechs hinter Annemiek van Vleuten, der viermaligen Weltmeisterin, dreimaligen Vuelta- und Giro- und Tour-de-France-Siegerin. Die Niederländerin ist 17 Jahre älter als die Deutsche. Für Van Vleuten, 40, ist es die letzte Vuelta ihrer Karriere – für Ricarda Bauernfeind, 23, ist es die erste.

Studium und Radsport

Die Rundfahrt umfasst sieben Etappen. Zwei Tage später – bei der Königsetappe zu den berühmten Lagos de Covadonga –fährt Bauernfeind auf Rang fünf. Und sichert sich damit auch den fünften Platz der Gesamtwertung der Vuelta. Sie ist, schon bei ihrer ersten Grand Tour, angekommen: im Kreis der Weltbesten, der stärksten Berg- und Rundfahrerinnen überhaupt. Und das nur rund drei Jahre, nachdem sie eine längere Radsport-Pause eingelegt hat.

Bei ihrer zweiten Grand Tour, der Tour de France Femmes, ging es noch steiler bergauf: Sie gewann nach einem langen Solo die 5. Etappe. Ihre ersten Radrennen fuhr sie, angespornt durch ihren fünf Jahre älteren Bruder, im Alter von zwölf Jahren. Schon ein Jahr später gewann sie die renommierte Kids Tour in Berlin. Nebenbei besuchte sie noch eine Zeit lang die Ballettschule in ihrer Heimatstadt Eichstätt bei Ingolstadt, ehe sie sich völlig auf den Radsport konzentrierte. Als Juniorenfahrerin zog es sie auch zunächst auf die Bahn. Sie gewann 2017 den DM-Titel in der Mannschaftsverfolgung und siegte ein Jahr später zusammen mit Katharina Hechler bei der Madison-DM.

Die erste internationale Medaille

Bei der Junioren-Bahn-EM 2018 gewann sie ihre erste internationale Medaille: Bronze in der Mannschaftsverfolgung. Doch 2019 änderte sich ihre Perspektive: Sie verlor den Spaß am Radsport. Sie wollte sich nicht mehr diesem Druck aussetzen, nicht mehr durch die Welt hetzen. Stattdessen konzentrierte sie sich auf ihr Studium in München, Lehramt mit Fachrichtung Sport, Ernährung, Hauswirtschaft. Und findet ab und zu Zeit für ihr anderes Hobby: das Backen.

In Ernährungsfragen weiß sie Bescheid – sie schreibt gerade an ihrer Bachelorarbeit zum Thema: Wie gut kennen sich Radsportlerinnen mit dem Thema Kohlenhydrat-Versorgung in der Wettkampfphase aus? Ricarda Bauernfeind wollte nicht, wie viele andere Radsportlerinnen, eine Laufbahn bei der Bundeswehr oder der Polizei einschlagen, aber sie wollte Sicherheit, eine berufliche Perspektive, wenn das mit dem Radfahren doch nicht klappt. Ihr Training hatte sie nach einer kleinen Wettkampfpause schon bald wieder aufgenommen –aber auf andere Art: virtuell. Sie absolvierte zu Hause auf dem Rollentrainer virtuelle Rennen auf der Software-Plattform Zwift.

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Team und Ergebnisse

Sie holt dabei etliche Top-Platzierungen und fällt mit hervorragenden Leistungsdaten auf. 2021 ist die Saison ihres „Comebacks“. Das Saison-Highlight: die deutschen Profi-Straßenmeisterschaften. Ricarada Bauernfeind fährt sofort ganz vorne mit. Sie ist die Überraschung des Rennens – und sprintet hinter den Top-Stars Lisa Brennauer und Lisa Klein zur Bronzemedaille. Diese Leistung bescherte ihr das „Ticket“ zur Europameisterschaft. Dort fährt sie im U23-Straßenrennen auf Rang zehn.

Längst waren einige Profiteams auf die junge Bayerin aufmerksam geworden – so auch die deutsche WorldTour-Equipe Canyon-Sram. Sie erhält die Chance, in dem Nachwuchsteam der deutschen WorldTour-Equipe zu fahren. Und ergreift sie. „Mario Vonhof hat das damals vermittelt“, erinnert sich Ronny Lauke, der Canyon-Sram-Teamchef. „Wir freuen uns aktuell sehr über ihre außergewöhnlichen Leistungen. Das ändert aber nichts daran, dass sie als junge Fahrerin noch Zeit braucht – und die geben wir ihr. Sie soll sich möglichst unbeschwert weiterentwickeln. Tief drinnen, da weiß sie, was sie kann.“

Mario Vonhof ist Landestrainer in Bayern. Er kennt seine Athletin genau und wusste, dass sie in diesem Nachwuchsteam erst einmal gut aufgehoben war. Er begleitet ihre Karriere schon seit Jahren. „Wenn sie gesund bleibt und den Spaß am Sport behält, dann wird ihr Weg noch weit nach oben führen“, sagt er. Schon im Vorjahr zeigte Ricarda Bauernfeind eine enorme Leistungsentwicklung: Sie gewinnt die deutschen Meistertitel der U23-Klasse auf der Straße und im Zeitfahren. Dabei fährt sie fast 20 Sekunden schneller als die spätere Elitemeisterin und Ex-Weltmeisterin Lisa Brennauer. Mit der deutschen Mixed-U23-Staffel holt sie bei den Europameisterschaften in Anadia in Portugal die Goldmedaille. Sie wird Dritte der Andalusien-Rundfahrt – und beendet dabei jede Etappe auf dem Podium. Bei der Internationalen Thüringen-Rundfahrt fährt sie auf den fünften Gesamtrang. „Bei der Andalusien-Rundfahrt habe ich zum ersten Mal gesehen, dass ich gut lange Berge fahren kann“, sagt sie. Ein gutes Jahr später ist sie in der Weltspitze angekommen. Eine Entwicklung, die enorm ist – enorm schnell.


Training: Beispiel-Einheiten

Rollen-Programm 1

  • 10 Minuten im GA1-Bereich warmfahren
  • 30 Minuten GA2, abwechselnd 5 Minuten unteres GA2, anschließend fünf Minuten oberes GA2
  • 5 Minuten Pause im lockeren GA1-Bereich
  • 30 Minuten GA2, abwechselnd 5 Minuten unteres GA2, anschließend fünf Minuten oberes GA2
  • 10 Minuten im lockeren GA1-Bereich ausrollen

Rollen-Programm 2

  • 10 Minuten im GA1-Bereich warmfahren
  • 18 Minuten GA2/EB, abwechselnd 6 x 3 Minuten abwechselnd im GA2 und im Entwicklungsbereich
  • 5 Minuten Pause im lockeren GA1-Bereich
  • 18 Minuten GA2/EB, abwechselnd 6 x 3 Minuten abwechselnd im GA2 und im Entwicklungsbereich
  • 10 Minuten im lockeren GA1-Bereich ausrollen

Ricarda Bauernfeind im Interview: „Ich bin selbst mein größter Gegner“

Ricarda Bauernfeind über Leistungsdruck und die neu entdeckte Liebe zu den Bergen.

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Ricarda Bauernfeind im Interview

RennRad: Frau Bauernfeind, im Mai absolvierten Sie Ihre erste Grand Tour, die Vuelta, und fuhren auf den fünften Gesamtrang. Glückwunsch! Wie haben Sie die Rundfahrt erlebt?

Ricarda Bauernfeind: Geplant war das nicht. Ich habe aber schon im Trainingslager vorher gemerkt, dass ich gut lange Berge fahren kann. Die Strecke der Vuelta lag mir, vor allem der letzte Tag. Allerdings wusste ich vor der Schlussetappe nicht, wie gut ich die letzten sieben Tage verkraftet habe. Diese Renndauer war ja ganz neu für mich. Ich bin dann einfach nach Gefühl gefahren.

Wie groß war danach der Rummel um diesen Erfolg?

Es war vor allem viel los in den sozialen Netzwerken. Ich spürte aber auch eine gewisse Müdigkeit und war extrem froh, wieder nach Hause zu können und dort ein paar Tage zu haben, um den Kopf freizubekommen. Ich stehe nicht so gern im Mittelpunkt.

Ricarda Bauernfeind über Erfolge

War dieser fünfte Gesamtrang bei der Vuelta Ihr bis dahin – bis zu Ihrem Tour-de-France-Etappensieg – größter Erfolg?

Ich würde eher sagen, dass das die Andalusien-Rundfahrt im Jahr zuvor war. Dort bin ich zum ersten Mal auf Top-Fahrerinnen wie Mavi García getroffen. Und dort habe ich das erste Mal gespürt, dass ich gut in den Bergen zurechtkomme, dass mir lange Anstiege liegen. Das war echt besonders. Ich liebe lange Berge.

Kam der fünfte Platz in Spanien für Sie überraschend?

Ja, in gewisser Weise schon. Ich habe zwar einen hohen Anspruch an mich selbst, aber dass mein Name dort in einem Atemzug mit Fahrerinnen genannt wurde, die ich vor drei Jahren noch im Fernsehen bewundert habe, das hat mich schon etwas überrascht. Denn damals war ich noch meilenweit von ihnen entfernt. Das ging nun innerhalb von rund drei Jahren extrem schnell.

Ricarda Bauernfeind über Druck

Sie hatten zu Beginn Ihrer Laufbahn teils Probleme, mit Druck umzugehen. Mit zunehmendem Erfolg wird der aber vermutlich eher größer, oder? Haben Sie hier eine Strategie gefunden?

Ich habe mir selbst immer am meisten Druck gemacht. Vor den Rennen war ich extrem nervös, wie in einem mentalen Tunnel und manchmal den Tränen nah. Ich habe nicht mehr die Leichtigkeit verspürt, die Freude am Radsport. Darum habe ich mir Ende 2019 auch eine Auszeit genommen – und mein Lehramtsstudium klar in den Mittelpunkt gestellt. Aber richtig aufhören konnte und wollte ich dann doch nicht. Ich habe seither viele Gespräche mit meinem Trainer Mario Vonhof geführt und kann inzwischen ganz gut mit dem Druck umgehen. Das liegt wahrscheinlich auch daran, dass ich inzwischen älter geworden bin, erwachsener.

Haben Sie ein Vorbild, eine Fahrerin, die Sie stark beeindruckt?

Nein, eigentlich nicht. Ich habe den Anspruch an mich, noch näher heranzukommen an die ganz großen Top-Fahrerinnen, dabei aber keine bestimmte im Auge. Eigentlich bin ich selbst mein größter Gegner. Ich möchte immer stärker werden und besser sein, als ich es gerade bin. Ich möchte mich inspirieren lassen, aber dabei meinen eigenen Weg finden und ihn konsequent gehen.

Ricarda Bauernfeind über die Zukunft

Wo sehen Sie sich selbst in fünf Jahren?

Das kann ich nicht sagen, denn ich weiß nicht, was noch alles passiert. Mein Leben hat sich in den letzten drei Jahren sehr stark verändert. Damals hatte ich zum Ziel, eine gute Lehrerin zu werden, die sich am Wochenende ab und zu mal aufs Rad schwingt. Jetzt ist alles anders – der Radsport ist mein Beruf.

Dieser Artikel erschien in der RennRad 9/2023Hier können Sie die Ausgabe als Printmagazin oder E-Paper bestellen.

Vuelta 2023: Sepp Kuss gewinnt – Jumbo-Visma überstrahlt alle

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Dieses Bild wird sich einprägen: Am Samstag fuhren Sepp Kuss, Jonas Vingegaard und Primoz Roglic Hand in Hand über den Zielstrich der 20. Etappe, knapp zehn Minuten hinter dem Etappensieger zwar, aber sie hatten den Vuelta-Sieg in der Tasche, mehr noch, sie haben mit ihrer überlegenen Fahrweise die Konkurrenz gnadenlos abgehängt und alle drei Podiumsplätze beansprucht und damit nach Giro und Vuelta ihren dritten Grand Tours-Sieg in einem Jahr gefeiert. Niemand war der Übermacht des niederländischen Rennstalls Jumbo-Visma in der Vuelta 2023 gewachsen, die in Madrid mit Kuss, Vingegaard und Roglic die Plätze eins bis drei belegten.

Das hatte es in der Geschichte der Spanien-Rundfahrt noch nie gegeben. Dazu holten sie fünf Etappensiege: Je zweimal setzten sich Tour-Sieger Jonas Vingegaard und Giro-Sieger Primoz Roglic durch, einmal Sepp Kuss, der in den beiden Grand Tours Edelhelfer war und großen Anteil am Triumph seiner Teamkollegen hatte. Gesetz der Serie wäre also jetzt Kuss dran gewesen, und nachdem der US-Amerikaner nach Etappe acht ins Rote Trikot stürmte, sah auch alles danach aus.

Jonas Vingegaard, Sepp Kuss, Primoz Roglic, Jumbo-Visma

Jonas Vingegaard im Gelben Trikot der Tour de France, Sepp Kuss im Roten Trikot der Vuelta und Primoz Roglic im Rosa Trikot des Giro d’Italia (v.l.n.r.)

Angriff auf Sepp Kuss

Doch schon auf der 16. Etappe verringerte Vingegaard den Vorsprung seines Teamkollegen von fast eineinhalb Minuten auf nur noch 43 Sekunden, als er allen davonzog und zum Etappensieg stürmte.

Noch krasser wurde es auf der 17. Etappe, als Roglic gewann und zusammen mit Vingegaard den loyalen Edelhelfer Kuss am Anstieg hinauf zum Altu de L‘Angliru stehen ließ, so dass Kuss ausgerechnet an seinem 29. Geburtstag fast das Rote Leadertrikot verloren hätte. Nur noch acht Sekunden rettete er ins Ziel und lächelte trotzdem. Aber Geburtstagsgeschenke sehen anders aus. „Ich habe nur mein Tempo gefahren, jeder geht in so einem Anstieg so schnell wie er nur kann,“ versuchte der Giro-Sieger seine Fahrweise zu rechtfertigen.

„Das ist Sport, kein Märchen mit Happy End und klar soll der Beste gewinnen“, sagte Ex-Profi Jens Voigt, der die Vuelta drei Wochen lang bei Eurosport kommentierte. „Roglic hat den Giro d‘Italia dieses Jahr gewonnen, weil er in Kuss den loyalsten Helfer hatte. Auch Vingegaard hat dieses Jahr die Tour de France unter anderem nur deshalb gewonnen, weil er in Kuss den loyalsten Helfer hatte. Und jetzt wäre der perfekte Moment, etwas Loyalität zurückzugeben.“ Aber Roglic und Vingegaard stellten sich erst mal nicht in den Dienst ihres Teamkollegen und Jens Voigt wetterte: „Das ist menschlich nicht zu vertreten.“ Er riet dem US-Amerikaner sogar, über eine Vertragsauflösung nachzudenken.

Kuss, Roglic, Vingegaard: „Drei große Champions“

Auf den Social-Media-Kanälen hagelte es ebenfalls viel Kritik, die Sportdirektor Grischa Niermann konterte: „Kuss, Roglic und Vingegaard sind drei große Champions, wir träumen von einem Dreifachsieg in Madrid. Das Wichtigste ist, dass wir die Konkurrenz schlagen. Wir sind noch nicht am Ziel. Es ist noch lange kein Kampf nur zwischen drei Teamkollegen“, sagte der Hannoveraner und weiter: „Sie müssen für Kuss nicht bremsen. Damit ist auch er einverstanden. Jeder darf Rennen fahren, aber die Vereinbarung ist, dass wir keinen unserer eigenen Teamkollegen in eine weniger gute Situation bringen werden. Für mich ist es egal, wer in Madrid auf der obersten Stufe steht, solange es jemand aus unserem Team ist“, sagte Niermann.

Ob es vor der Vuelta eine interne Absprache gab, dass Jonas Vingegaard auf Gesamtsieg fahren soll, damit er – wie Roglic – zwei unterschiedliche Grand-Tours-Erfolge in seiner Vita hat, blieb Spekulation.

Und so fand ihre Fahrweise – trotz ihrer sportlichen Überlegenheit – politisch und menschlich kaum Unterstützung. Der Ungar Attila Valter suchte nach Erklärungen: „Bei uns hatten alle drei Fahrer die Freiheit auf Sieg zu fahren. Große Champions wie Primoz wissen zu kämpfen und wollen nie aufgeben. Das liegt in ihrem Naturell“, meinte der Jumbo-Visma-Profi.

Kritik an Loyalität

Ob es die harsche Kritik in der Öffentlichkeit war oder die Teamleitung letztlich doch eingriff, am Ende fügte sich alles zum Guten für den 29-jährigen Kuss. Am Tag nach der Bezwingung des Angliru rollte das Jumbo Visma-Trio fast Hans in Hand über den Zielstrich, knapp zehn Minuten hinter Etappensieger Remco Evenepoel und hielt sich auf der Sprintetappe Nummer 19 ebenso raus wie auf der letzten Bergetappe am Samstag. Da fuhren sie dann tatsächlich Einigkeit demonstrierend Hand in Hand über den Zielstrich, wieder mit mehr als zehn Minuten hinter dem Etappensieger. Kuss` Vorsprung im Gesamtklassement auf Teamkollege Vingegaard betrug 17 Sekunden, den behielt er auch am Schlusstag auf dem Weg nach Madrid und durfte sich als Sieger feiern lassen.

Seine beiden Teamkollegen machten, ob erzwungen oder echt, gute Miene bei der Siegerehrung. Immerhin war dem Trio historisches gelungen: Noch nie standen drei Fahrer einer Mannschaft bei der Vuelta auf dem Podium. Ob es Vingegaard und Roglic gefallen hat oder nicht, ihren Teamkollegen Kuss zu flankieren, er wird es ihnen im nächsten Jahr in den wichtigen Rennen danken, dessen dürfen sie sicher sein.

Für Jumbo Visma war der Triumph in der Vuelta der krönende Abschluss einer glorreichen Saison mit insgesamt 62 Siegen (bis zum Vuelta-Finale). Sie haben nicht nur Tour, Giro und Vuelta gewonnen, sondern auch das Critérium du Dauphiné, die Baskenland-Rundfahrt und Tirreno-Adriatico. Sie haben Eintagesrennen dominiert und Etappensiege gefeiert. Ihre Stärke ist das Team, die Leistungsdichte der Fahrer. Dass dabei mitunter auch Konflikte entstehen, zeigte sich in der Vuelta deutlich. Am Ende hat man sich aber besonnen und alles zum guten Ende geführt.

Remco Evenepoel, Vuelta

Remco Evenepoel

Versöhnlicher Ausgang

Auch für Remco Evenepoel endete diese Vuelta versöhnlich, obwohl es nach der Tourmalet-Etappe erst einmal nicht so aussah, denn er musste auf der 13. Etappe  alle Hoffnungen auf eine erfolgreiche Titelverteidigung begraben. Mit mehr als 27 Minuten Rückstand, als 60., quälte er sich über den Gipfel des Tourmalet, jenem Berg, der schon für viele zum Schicksal wurde.

Der Däne und sein Team Jumbo Visma demonstrierten auf dem Weg hinauf zum berühmten Tourmalet eine Allianz der Stärke, die jeden Gegner in die Knie zwang. 30 Sekunden hinter dem Tour-Sieger fuhr Vuelta-Spitzenreiter Sepp Kuss vor Giro-Sieger Primoz Roglic über den Zielstrich. Alle drei Jumbo-Fahrer nahmen nach dieser 13. Etappe auch die ersten drei Plätze im Gesamtklassement ein: Kuss vor Roglic und Vingegaard. Lediglich der Spanier Juan Ayuso blieb auf Schlagdistanz zum Podium, aber auch nur bis zum Angliru. Danach hatte Jumbo Visma die Konkurrenz restlos abgehängt.

Schlechte Beine

Evenepoel konzentrierte sich ab da auf Etappensiege.  Nur einen Tag nach dem Tourmalet brillierte der Belgier  in Larra-Belagua und gewann auf die 18. Etappe mit  satten 4:44 Minuten Vorsprung.  „Ich hatte auf der Etappe zum Tourmalet einen schlechten Tag und womöglich die schlechtesten Beine meiner Karriere. Es bleibt nur, diesen Tag so schnell wie möglich zu vergessen. Heute hat es wieder großen Spaß gemacht so zu fahren,“ freute er sich über den dritten Etappenerfolg. Das Gesamtklassement war abgehakt.

in die Top-Ten fuhr sein junger Landsmann Cian Uijtdebroeks vom Team Bora-hansgrohe, der als die Entdeckung der Vuelta gesehen werden darf. Der erst 20-Jährige, im letzten Jahr Gesamtsieger der Tour de l`Avenir, gefiel in dieser Vuelta mit einer sehr offensiven Fahrweise.

Cian Uijtdebroeks, Vuelta

Starke Premiere: Cian Uijtdebroeks von Bora-hansgrohe

Sein Teamkollege Lennard Kämna feierte den einzigen deutschen Etappensieg in der Spanien-Rundfahrt (siehe RadSport Nr. 31) und ist erst der siebte deutsche Fahrer, dem das Triple gelang, in allen drei Gand Tours eine Etappe zu gewinnen. Einen weiteren Triumph in Lekunberri am 15. Tag der Vuelta verpasste der 27-Jährige nur knapp und wurde am Samstag noch einmal Achter.

Die anderen deutschen Fahrer spielten in der Vuelta keine große Rolle. Bester im Gesamtklassement war Emanuel Buchmann als 20, dessen Hauptaufgabe es war, Kapitän Vlasov zu unterstützen.

Radmarathon Tannheimer Tal: Vorbereitung und Rennen

Tannheimer Tal, Radmarathon, Reportage

15 Prozent Steigung. Ein paar Fahrer um mich herum gehen aus dem Sattel und attackieren. Ich fühle mich gut – und fahre mit. 16, 17, 18 Prozent – es wird immer steiler. Immer mehr Fahrer fallen zurück. Der Anstieg vom Örtchen Ettensberg hinauf in das Bergdorf Gunzesried beinhaltet gerade einmal 150 Höhenmeter. Doch das Tempo ist extrem hoch. Kurz vor Gunzesried drehe ich mich um, blicke zurück und sehe: Der Abstand nach hinten ist groß.

Meine Gruppe besteht aus insgesamt neun Fahrern, darunter unter anderem der Vorjahressieger Jonas Hosp, der Fünfte der Gran-Fondo-WM Simon Betz und Johannes Rechenauer, ein Profi aus dem österreichischen Continental-Team Hrinkow Advarics. Dies ist eine erste Vorentscheidung. Hier, schon nach knapp 50 Kilometern, setzt sich eine Ausreißergruppe mit den Favoriten auf den Tagessieg ab. Und ich bin dabei.

Regen und Müdigkeit

1,5 Stunden zuvor – 5:45 Uhr: Ich stehe gemeinsam mit mehr als 1500 anderen Teilnehmern im Startblock. Im strömenden Regen. Viele Fahrer um mich herum tragen Regenjacken und Überschuhe. Ich habe mich dagegen entschieden und nur eine Weste und Armlinge an.

Schon jetzt vor dem Start bin ich komplett durchnässt – und müde. Die Nacht war kurz. Um 4:30 Uhr habe ich gefrühstückt. Trotz des schlechten Wetters ist die Atmosphäre im Startblock überraschend gut. Sechs Uhr. Der Startschuss. Die ersten Kilometer des Rennens verlaufen entspannt. Das Tempo ist recht gemäßigt. In den nassen Abfahrten geht zum Glück niemand ein unnötiges Risiko ein. Das Tempo wäre ideal, um sich warmzufahren. Doch dafür ist es viel zu kalt und nass. Ich friere immer mehr und fange an zu zittern. Negative Gedanken drängen in meinen Kopf: „Was machst du hier überhaupt? Du holst dir eine Unterkühlung. Hör lieber auf.“ Nach zwei, drei Sekunden verdränge ich sie.

Am Anstieg hinauf nach Gunzesried ändert sich alles: Mehrere Fahrer attackieren. Ich gehe mit. Nach und nach wird mir wärmer und ich vergesse das Grau um mich herum. Von Gunzesried aus führt die Strecke wellig weiter. Das Tempo ist immer noch extrem hoch. Über jeden kleinen Hügel hinweg wird beschleunigt. Mir ist klar: Lange halte ich das nicht mehr durch. Der Abstand nach hinten zu der ersten Verfolgergruppe wird immer größer. Vor uns liegt die vermutlich größte Herausforderung des Tages, der Riedbergpass.

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Beim Radmarathon Tannheimer Tal geht es über den Riedbergpass, den Hochtannbergpass und den Gaichtpass

Riedberg- und Hochtannbergpass

Mit einer Höhe von 1420 Metern ist sie Deutschlands höchstgelegene Passstraße – und mit bis zu 16 Prozent Steigung auch eine der steilsten. Die Daten von Obermaiselstein aus: sechs Kilometer, 573 Höhenmeter, 9,6 Prozent Durchschnittssteigung. Ich kenne fast jeden Meter Asphalt der Passstraße – so oft bin ich hier schon gefahren. Allerdings war ich noch nie so erschöpft, bevor der Anstieg überhaupt beginnt. Doch überraschenderweise finde ich schnell einen guten Rhythmus. Je länger der Anstieg dauert, umso besser fühle ich mich. Meine Mitfahrer, die ich auf den vergangenen Kilometern als deutlich stärker als mich selbst eingeschätzt habe, wirken plötzlich genauso erschöpft wie ich – mindestens.

Fast den gesamten Riedbergpass fahre ich in unserer Gruppe vorne. Meine durchschnittliche Wattzahl über 26:27 Minuten: 307 – rund 4,6 Watt pro Kilogramm Körpergewicht. Als der Kontinentalfahrer Johannes Rechenauer angreift, reagiert niemand. Die Distanz bis zum Ziel ist noch groß und die Strecke führt unter anderem noch durch das Lechtal. Dass sich ein Fahrer bereits hier absetzen und seinen Vorsprung bis ins Ziel verteidigen kann, halte ich für kaum möglich.

Zu acht erreichen wir die Passhöhe. Hinter uns ist niemand zu sehen. In der Abfahrt fahren wir alle eher defensiv.

Der nächste lange Anstieg, der vor uns liegt, ist der Hochtannbergpass. Dessen Daten: 13 Kilometer und 906 Höhenmeter. Die durchschnittliche Steigung: sieben Prozent. Doch vorher müssen wir noch durch den Bregenzerwald. Wir wechseln uns gleichmäßig mit der Führungsarbeit ab. Doch: Nach einer Weile muss ich anhalten und die Gruppe fahren lassen. Ich halte es nicht mehr aus. Ein natürliches Bedürfnis. Zum Glück hat ein anderer Fahrer, Thomas Hölzler – im vergangenen Jahr Gesamtvierter – dasselbe Problem. Als wir fertig sind und weiterfahren, sehen wir die anderen Fahrer gerade in der Ferne davonziehen. Unser Rückstand: geschätzte zwei Kilometer. Wir brauchen, gefühlt, eine Ewigkeit, bis wir sie endlich wieder einholen.

Als wir kurz nach dem Ort Au wieder aufschließen, hat der Anstieg auf den Hochtannbergpass begonnen. Wir haben keine Chance, uns zu erholen. Denn: Schon im unteren Teil des Anstiegs wird attackiert. Unsere Gruppe fällt auseinander. Drei Fahrer setzen sich ab. Ich merke sofort, dass ich ihr Tempo nicht mitgehen kann. Ich reduziere mein Tempo etwas und versuche, meinen eigenen Rhythmus zu fahren und möglichst konstant weiter 300 Watt zu leisten, rund 40 Watt weniger als meine Schwellenleistung.

Radmarathon, Tannheimer Tal, Rennen, Reportage, Erlebnisbericht

 

Radmarathon, Tannheimer Tal, Rennen, Reportage, Erlebnisbericht

 

Training und Laktat

Aus meinen Trainingseinheiten der vergangenen Wochen weiß ich, dass ich in diesem sogenannten „Sweetspot-Bereich“ sehr lange fahren kann. Die „Sweetspot“-Intensität befindet sich bei 85 bis 95 Prozent der Schwellenleistung beziehungsweise bei 75 bis 85 Prozent der maximalen Herzfrequenz.

Während mein Trainingsplan im Winter viele kurze hochintensive Trainingseinheiten beinhaltete, mit denen ich meine maximale Sauerstoffaufnahme, VO2max, steigern konnte, absolvierte ich ab dem Frühjahr verstärkt lange Intervalle im „Sweetspot-Bereich“, knapp unterhalb meiner Schwellenleistung. Meist dauerten diese Belastungen acht bis 20 Minuten und umfassten vier Wiederholungen. Kombiniert wurden diese Intervalle oft mit einer niedrigen Trittfrequenz von 50 bis 60 Umdrehungen pro Minute.

Ziel des K3-Trainings

Das Ziel dieses sogenannten K3-Trainings: eine Reduzierung der Laktatbildungsrate, VLamax und eine Ökonomisierung des Fettstoffwechsels. Durch den hohen Krafteinsatz und die langsame Bewegungsausführung wird die Muskulatur besonders effizient trainiert.

Grundsätzlich gilt: Je niedriger die Laktatbildungsrate, umso weniger Energie- beziehungsweise Kohlenhydrat-Reserven werden verbraucht. Die Werte der VLamax liegen auf einer Range zwischen 0,2 und 1,0 Millimol pro Liter pro Sekunde. An Anstiegen wie dem Riedberg- oder dem Hochtannbergpass beziehungsweise generell bei langen Belastungen kann über eine niedrige Laktatbildungsrate eine hohe Leistung deutlich länger aufrechterhalten werden. Deshalb ist es für viele Ausdauerathleten, etwa Radmarathon-Spezialisten, meist ein Trainingsziel, die Laktatbildungsrate zu senken.

Doch auch ein Großteil der Leistungsunterschiede am Berg zwischen Amateuren und Profis kann durch Unterschiede in der maximalen Laktatbildungsrate erklärt werden. Die gute Nachricht dazu lautet: Sie ist sehr gut trainierbar. Fakt ist: Für 97 Prozent des Leistungsunterschieds ist die Kombination von VO2max und VLamax verantwortlich.

In meinem Fall führte das Training dazu, dass sich meine VO2max von 71,5 Milliliter Sauerstoff pro Kilogramm Körpergewicht pro Minute im November auf 74,5 im März deutlich erhöhte. Die VLamax dagegen sank von 0,47 auf 0,43. Gemessen wurden diese beiden Leistungsparameter jeweils im Rahmen einer Leistungsdiagnostik. Von März bis Ende Juni wurde der Trainingsschwerpunkt mit langen K3-Intervallen noch einmal verstärkt auf eine Verringerung der VLamax gelegt, sodass diese vermutlich weiter sank. Wie sich eine niedrige Laktatbildungsrate bergauf auswirkt, bemerke ich am Hochtannbergpass deutlich.

Radmarathon, Tannheimer Tal, Rennen, Reportage, Erlebnisbericht

 

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Finale und Erschöpfung

Bis zur Passhöhe auf 1675 Metern Höhe kann ich mich immer weiter von den anderen Fahrern absetzen. Auch den einst Führenden, Johannes Rechenauer, hole ich ein. Oben bin ich alleine. Vor und hinter mir sehe ich niemanden. Ich habe keine Helfer, an der Strecke platziert die mir Verpflegung reichen können. Meine Flaschen sind inzwischen leer. An der Labestation in Warth wenige Kilometer nach der Passhöhe muss ich anhalten. Als ich weiterfahre, rollt Thomas Hölzler heran. Vor uns liegen noch rund 70 Kilometer, 60 davon flach oder bergab. Hinter uns sehen wir bereits die Verfolger.

Einen kurzen Moment lang überlegen wir, ob wir auf sie warten und mit ihnen gemeinsam durch das Lechtal fahren sollen. Doch dann entscheiden wir uns dagegen. Beim Radmarathon Tannheimer Tal werden bei der Siegerehrung auch der Fünft- und der Viertplatzierte ausgezeichnet. Wir haben ein großes Ziel – und arbeiten extrem gut zusammen. Unser Vorsprung nach hinten wird immer größer.

In Weißenbach am Lech beginnt rund 15 Kilometer vor dem Ziel der finale Anstieg: der Gaichtpass. Mit gerade einmal 4,3 Kilometern, 211 Höhenmetern und einer durchschnittlichen Steigung von 4,9 Prozent ist dies mehr ein Hügel als ein Berg. Normalerweise. Für uns fühlt er sich heute wie der Mortirolo an. Immer wieder blicken wir uns um. Doch unser Vorsprung ist groß genug. Nach sechs Stunden und fünf Minuten rollen wir gemeinsam über die Ziellinie. Ich auf Platz vier, Thomas als Fünfter. Unsere Durchschnittsgeschwindigkeit: 34,4 km/h – bei einem Radmarathon in den Bergen – und fast sechs Stunden Fahren im Dauerregen.

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Der Radmarathon und die Region Tannheimer Tal

Der Radmarathon Tannheimer Tal fand in diesem Jahr am 2. Juli zum 13. Mal statt. Der Veranstalter ist der Tourismusverband Tannheimer Tal. Durch seine Streckenführung und mehrere lange Flachstücke ist der Radmarathon verhältnismäßig schnell, gerade wenn man bedenkt, dass man bereits in den Alpen unterwegs ist und mit dem Riedberg- und dem Hochtannbergpass zwei anspruchsvolle Pässe überwinden muss. Deshalb können viele verschiedene Fahrertypen – nicht nur reine Kletterer – um eine Top-Platzierung mitfahren.

Die Topografie der Strecke bietet alles: Die Route führt vom Tannheimer Tal zunächst wellig ins Allgäu, dort steil den Riedbergpass hinauf und anschließend wieder wellig durch den Bregenzerwald zum Hochtannbergpass, dem längsten Anstieg des Radmarathons. Nach der Abfahrt verläuft die Strecke lange leicht bergab durch das Lechtal und schließlich über den Gaichtpass und vorbei am Haldensee zurück nach Tannheim ins Ziel.

Streckenrekord

Der Streckenrekord wurde 2022 von Jonas Hosp aufgestellt. Er absolvierte die 2015 Kilometer lange Strecke mit rund 3500 Höhenmetern in 5:48:40 Stunden – und somit mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 36,82 km/h. Julia Schallau, die schnellste Frau, absolvierte den Radmarathon in 6:20:12 Stunden. Beide gewannen auch die diesjährige Auflage.

Neben der langen Distanz werden auch drei kürzere RTF-Strecken mit 129, 94 und 56 Kilometern angeboten. Das Tannheimer Tal wurde vom Reiseschriftsteller Ludwig Steub als „das schönste Hochtal Europas“ betitelt. Von Süddeutschland aus ist die Entfernung gering. Von München aus beträgt die Distanz nur rund 150 Kilometer, von Stuttgart aus sind es etwa 220.

Landschaftliche Highlights

Das Tal ist umgeben von den Allgäuer Alpen und der Tannheimer Gruppe. Die Region bietet in Richtung Norden die Möglichkeit, variantenreich flacher zu fahren, in Richtung Süden, Westen und Osten dagegen mehrere Pass-Optionen, viele landschaftliche Highlights wie den Forggensee, das Lechtal oder das Namlostal sowie mehrere auf Radsportler spezialisierte Hotels und Pensionen.

Neben dem Radmarathon bietet der Tourismusverband zudem regelmäßig Rennradwochen im Tannheimer Tal an. Hier begleitet der Tour-de-France-Etappensieger Marcel Wüst die Rennradfahrer. Weitere Informationen zum Radmarathon, zu Rennrad- und Gravel-Touren und zur Region finden Sie hier.

Dieser Artikel erschien in der RennRad 9/2023Hier können Sie die Ausgabe als Printmagazin oder E-Paper bestellen.


Training: VO2max & VLamax

Die maximale Sauerstoffaufnahme, VO2max, und die maximale Laktatbildungsrate, VLamax, sind die beiden wichtigsten Leistungsparameter für Radsportler. Sie erklären 97 Prozent der physiologischen Leistungsunterschiede. Die Laktatbildungsrate wird in Millimol pro Liter pro Sekunde und mittels eines Testverfahrens im Rahmen einer Leistungsdiagnostik gemessen. Bei reinen Langstrecken-Spezialisten sollte die Laktatbildungsrate möglichst niedrig, bei Sprintern dagegen hoch sein. Bei einer niedrigen VLamax werden weniger Energie- beziehungsweise Kohlenhydrat-Reserven verbraucht.

Für die VO2max gilt: Je höher diese ist – gemessen in Milliliter Sauerstoff pro Kilogramm Körpergewicht pro Minute – desto besser. Denn bei einer hohen VO2max kann deutlich mehr sauerstoffreiches Blut in die Muskelzellen transportiert und von diesen verwertet werden. Die maximale Sauerstoffaufnahme ist zu rund 80 Prozent durch die eigenen Gene determiniert und daher eher schlecht trainierbar.

Allerdings können nur rund 20 Prozent der Leistungsunterschiede zwischen Amateuren und Profis durch die VO2max erklärt werden. Rund 75 Prozent können stattdessen auf die VLamax zurückgeführt werden, die sich sehr gut trainieren lässt – in beide Richtungen. Eine hohe VO2max gepaart mit einer niedrigen VLamax ergibt eine hohe individuelle anaerobe Schwellenleistung, IANS.

Die VO2max und die VLamax sollten idealerweise getrennt voneinander trainiert werden. In manchen Phasen des Trainingsjahres sollte es um den Ausbau der VO2max gehen – in anderen um die Anpassung der VLamax. Der Grund dafür: Die VO2max erhöht man mittels intensiver Intervalle. Diese bringen jedoch den Nachteil mit sich, die VLamax im besten Fall beizubehalten, jedoch nicht zu senken. Konzentriert man sich dagegen auf die VLamax, ist es wiederum schwierig, die VO2max nicht zu verringern.

VO2max, Training, Tipps

Trainingsplan zur Erhöhung des VO2max

VLamax, Training, Tipps

Trainingsplan zur Senkung des VLamax


Power-Daten

Name Frederik Böna
Größe 1,85 Meter
Gewicht 66 kg
Fahrzeit 6:12:53 Stunden
Ø-Leistung 243 Watt
Normalisierte Leistung 269 Watt – 4,0 Watt / kg
Platzierung 4. Rang

Riedbergpass Leistungswerte

Distanz 6,0 km
Anstieg 573 Höhenmeter
Fahrzeit 26:27 Minuten
Ø-Geschwindigkeit 13,9 km/h
Ø-Leistung 307 Watt
Ø-Herzfrequenz 159 Schläge pro Minute

Women’s Cycling Grand Prix: Hintergründe und Strecke

Women’s Cycling Grand Prix, Hintergründe, Strecke, Radsport, Frauen-Radsport

Das Hauptfeld kommt immer näher. Die fünf Fahrerinnen an der Spitze des Rennens haben nur noch 20 Sekunden Vorsprung, als sie in die erste der vier Finalrunden einfahren. In der zweiten Runde greift die Italienerin Elena Pirrone an. Die vier anderen Fahrerinnen können ihr nicht folgen. Der Vorsprung wird schnell größer. Fünf Kilometer vor dem Ziel liegen ihre Verfolgerinnen 43 Sekunden zurück. „Als ich zum letzten Mal an der Spitzkehre war, habe ich realisiert, dass ich immer noch einen großen Vorsprung habe. Ab da habe ich an den Sieg geglaubt und bin die letzten 2,5 Kilometer einfach nur noch Vollgas gefahren. Ich habe fast geweint, denn es ist mein erster Profi-Sieg. Für mich ist es richtig emotional, hier zu gewinnen, und ich bin einfach nur glücklich“, sagt die Fahrerin aus dem Team Israel Premier Tech Roland anschließend im Fernsehinterview. Die Juniorinnen-Weltmeisterin des Jahres 2017 hat soeben nicht nur ihr erstes Rennen als Profi gewonnen, sondern auch die Premiere des Women’s Cycling Grand Prix in Stuttgart. Auf den Plätzen zwei und drei: die Österreicherin Kathrin Schweinberger und Linda Riedmann aus Karbach vom BDR-Nationalteam.

Insgesamt 40.000 Zuschauer waren am 16. Juli an die Strecke gekommen. Zudem verfolgten Zehntausende das Rennen vor den Bildschirmen, da der SWR die letzte Rennstunde live im Fernsehen und via Online-Stream übertrug – ein gelungener Auftakt für das neue UCI-Rennen.

Die Landeshauptstadt und der Verband Region Stuttgart hatten die Idee von Anfang an unterstützt, ein neues Profi-Radrennen für Frauen zu gründen. „Bei einem neuen Rennen kann man recht frei mit den Planungen beginnen, doch es gilt viele Sachen zu beachten. Das betrifft nicht nur die Strecke, sondern beispielsweise auch den Termin im UCI-Kalender.

Women’s Cycling Grand Prix: Region und Termin

Der Charakter des Grand Prix sollte zur Region passen – ein anspruchsvolles Auf und Ab“, sagt der Streckenplaner Albrecht Röder. „Wir haben deshalb im Vorfeld auch die Teams aus der WorldTour kontaktiert und ihr Feedback in unsere Planungen mit der Sportlichen Leiterin des Rennens, Lisa Brennauer, einbezogen.“ So haben sich die Veranstalter bewusst für einen Termin entschieden, der zwischen dem Giro d’Italia Donne und der Tour de France Femmes liegt. „Nach dem Rennen haben wir von den teilnehmenden Teams aus der WorldTour, dem Continental-Bereich und auch aus der Bundesliga viele positive Rückmeldungen zum Termin und zur Streckenführung erhalten“, so Röder.

Im Prozess der Planung stand neben Stuttgart als Zielort auch der Startpunkt früh fest: „Wir hatten die Kommunen im Land angeschrieben, und etliche Städte hatten sich beworben.“ Die Wahl fiel schließlich auf Tamm, die jüngste Stadt Baden-Württembergs. Die Menschen dort gelten als sehr sportbegeistert. Von den 12.600 Einwohnern sind 4000 in mindestens einem der zahlreichen Sportvereine. „Es ist auf jeden Fall so, dass der Frauenradsport zu wenig im Vordergrund steht, und es ist wichtig, eine Plattform zu schaffen. Das geschieht mit dem neuen Rennen hier in der Region“, erklärte Tamms Bürgermeister Martin Bernhard den Hintergrund der Bewerbung.

Der Startschuss in Tamm, die Ziellinie in Stuttgart – viel mehr stand zu Beginn jedoch noch nicht fest. „Der Rest war ein großes Puzzle. Man versucht, die Stärken der jeweiligen Top-Fahrerinnen einzuschätzen und das dann auf eine mögliche Strecke zu projizieren. Bei mir liefen im Kopf immer wieder kleine Filmchen ab, ich sah das Rennen förmlich vor mir“, sagte Lisa Brennauer im Vorfeld des Rennens.

Umfangreiche To-do-Liste

Streckenführung, Straßensperrungen, Gespräche mit Kommunen, Verkehrsverbünden, Anwohnern, Sportvereinen, Landwirten: Die To-do-Liste war umfangreich.

Ein weiteres Puzzlestück für die Planer: Neben dem Profirennen galt es noch verschiedene Strecken für das „Brezel Race“ zu entwerfen, ein Jedermann-Rennen, das im Jahr 2022 zum ersten Mal stattfand.

An dem parallel zum Women’s Cycling Grand Prix stattfindenden Hobbyrennen nahmen in diesem Jahr insgesamt fast 3000 Fahrer teil – auf abgesperrten Straßen wie die Profis. Was in Hamburg oder Münster bereits seit Jahren funktioniert, hat somit nun auch in Stuttgart geklappt: die Verknüpfung eines Profi-Rennens mit einem Breitensport-Event.

Während Röder als Streckenplaner auf reichlich Erfahrung verweisen kann – unter anderem hatte er bereits den Parcours der Deutschland Tour und der Deutschen Meisterschaften entworfen – war die Entwicklung des Women’s Cycling Grand Prix für die ehemalige Weltklasse-Radsportlerin Lisa Brennauer Neuland. „Sich intensiv über einen möglichen Verlauf Gedanken zu machen, Veränderungen vorzunehmen und die Strecke nach und nach weiterzuentwickeln, ist ein extrem spannender Prozess“, sagt sie über diese neue Erfahrung.

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Klassikerstrecke und Zuschauer

Das Ziel bei der Streckenplanung lautete, ein Rennen mit dem Charakter eines Eintagesklassikers zu organisieren. Das Ergebnis: eine 105 Kilometer lange Strecke von Tamm über Markgröningen, Heimerdingen und Gerlingen bis nach Stuttgart. Das Streckenprofil: hügelig mit 1365 Höhenmetern, einigen kurzen, steilen Anstiegen wie beispielsweise den zur Schillerhöhe mit bis zu 15 Prozent Steigung oder der Kopfsteinpflasterpassage am Schloss Solitude.

Die finale Strecke führte zu einem sehr spannenden Rennverlauf. Besonders auffällig: die vielen Zuschauer am Straßenrand. „Ich hätte nicht erwartet, dass so viele Menschen an der Strecke sind. Vor allem die Schlussrunde am Marienplatz war krass“, sagte Linda Riedmann nach dem Rennen.

Romy Kasper fühlte sich sogar an einen Frühjahrsklassiker erinnert: „Ich kann es mit der Mur von Huy in Belgien vergleichen, wo die Radsportbegeisterung ja noch größer ist, aber das Gefühl am Anstieg war ähnlich.“

Aufschwung des Frauen-Radsports

Die Premiere des Women’s Cycling Grand Prix ist ein weiterer Beleg für den aktuellen Aufschwung des Frauen-Radsports. „Der Unterschied zu der Zeit, als ich 2001 mit dem Radsport begonnen habe, ist gigantisch“, sagte Lisa Brennauer bereits im Rahmen der offiziellen Streckenpräsentation. Egal, ob die Infrastruktur, die Gehälter, die Wettkampforganisation oder die Sichtbarkeit: „Da ist richtig viel passiert, und in den vergangenen beiden Jahren hat es noch einmal eine Explosion gegeben.“

Stuttgart und der Profi-Radsport – das scheint sich nach der teils chaotischen Straßen-WM 2007 nun womöglich doch noch zu einer erfolgreichen Beziehung zu entwickeln. So endete in Stuttgart in den Jahren 2021 und 2022 bereits jeweils eine Etappe der Deutschland Tour der Männer.

Mit dem Women’s Cycling Grand Prix könnte sich nun in der Landeshauptstadt auch ein anspruchsvolles Eintages-Rennen dauerhaft etablieren.

Langstrecke: Specialized präsentiert das neue Roubaix SL8

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Vor zwei Jahrzehnten brachte Specialized mit dem Roubaix sein erstes Langstrecken-Rennrad auf den Markt. Nun präsentiert der US-amerikanische Hersteller eine neue Version des Roubaix, das eine bessere Kontrolle, höhere Geschwindigkeiten und mehr Komfort ermöglichen soll.
Während die Ingenieure in Kalifornien die Rahmen- und Gabelform aerodynamisch verbessert haben, sorgen die neue, in die Gabel integrierte, Future-Shock-3.0-Federung und die bewährte AfterShock-Technologie noch einmal für ein mehr an Komfort im Vergleich zum Vorgängermodell, ohne dass sich dies negativ auf die Kraftübertragung oder das Handling auswirkt.

Specialized Roubaix SL8: neue FutureShock-3.0-Federung

Die Future-Shock-3.0-Federung kann am neuen Roubaix erstmals individuell so eingestellt werden, dass jeder Fahrer unabhängig von seiner Position auf dem Rad 20 Millimeter Federweg zur Verfügung hat. Anders als herkömmliche Federgabeln, bei denen die Federung zwischen Gabelkrone und Vorderradachse liegt und sich damit unter dem Rahmen befindet, arbeitet die Future-Shock über dem Rahmen. Die Folge: Das Rad bewegt sich nach oben in Richtung der Hände, wodurch die Kraftübertragung nicht beinträchtigt wird.

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Bei der neuen FutureShock-3.0-Federung kann der Fahrer individuell einstellen, wie stark die Reaktion auf Unebenheiten reagiert. Es stehen drei verschiedene Federn zur Auswahl – fest, mittel und weich – und bei jeder können bis zu fünf Spacer verwendet werden. Das Setup kann in wenigen Minuten angepasst werden. So lassen sich die Sitzposition und der Komfort einfach und schnell anpassen. Zudem kann die Härte der Federung bei dem Topmodell Future-Shock-3.3 sogar während der Fahrt durch die Rotation einer Handschraube feinjustiert werden.

Specialized Roubaix SL8: AfterShock-Technologie

Die Pavé-Sattelstütze und die Drop-Clamp-Sattelklemme bilden zusammen die AfterShock-Technologie hinten. Die Sattelstütze hat ein Carbon-Layup, das sicherstellt, dass die Sattelstütze Erschütterungen nach hinten abfedert. Vibrationen im Sattel werden reduziert, ohne dass man langsamer wird, denn der Hinterbau des Rades bleibt steif. Um die Nachgiebigkeit zu erhöhen, sitzt die Sattelklemme 65 Millimeter tief im Sattelrohr und damit tiefer als herkömmliche Sattelklemmen. So wird die Sattelstütze effektiv länger und weist eine längere Hebelwirkung auf, was mehr Federung und damit mehr Komfort bedeutet.

Um zum einen noch höheren Komfort zu ermöglichen und zum anderen das Roubaix SL8 zum absoluten Allrounder zu machen, nimmt der Rahmen nun bis zu 40 Millimeter breite Reifen auf. So sind nicht nur auch bedenkenlos Offroad-Einsätze mit dem neuen SL8 möglich. Auch die Geometrie wurde leicht verändert, ohne jedoch den Rennrad-Charakter des Roubaix zu nehmen. Der Radstand wurde um ein paar Millimeter verlängert, was zu mehr Laufruhe und Sicherheit, insbesondere bei schlechten Untergrundverhältnissen, führt. Für die breitere Bereifung wurde das Tretlager etwas nach unten gesetzt, um einen niedrigen Gewichtsmittelpunkt zu haben. Der Stack musste durch die etwas längere Future-Shock-3.0 erhöht werden, um entsprechend ausreichend Federweg in der Gabel zu gewährleisten. Dagegen wurde der Reach etwas reduziert.

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Specialized Roubaix SL8: leichter & aerodynamischer

Zudem besitzt das neue Roubaix nun auch Montagepunkte für drei Flaschenhalter, eine Gepäcktasche auf dem Oberrohr und Schutzbleche. Durch eine neue Gabelform und eine veränderte Form des Unterrohrs wurde zudem die Aerodynamik verbessert. Bei einer durchschnittlichen Leistung von drei Watt pro Kilogramm Körpergewicht ist ein Fahrer so elf Sekunden auf 100 Kilometern schneller als mit dem Vorgängermodell.

Auch das Rahmengewicht konnte gegenüber dem Vorgängermodell um 50 Gramm in der Rahmengröße 56 reduziert werden. Das Top-Modell in dieser Größe wiegt, laut Specialized, 7,3 Kilogramm – ein Spitzenwert für ein Komfort- und Langstrecken-Rennrad.

Specialized Roubaix SL8: Modelle & Preise

Specialized bringt sieben Modelle des neuen Roubaix auf den Markt. Das Topmodell ist mit eine Sram-Red-eTap-AXS-Gruppe ausgestattet und kostet 14.000 Euro. Die günstigste Version mit Shimano-Tiagra-Gruppe kostet 2800 Euro.

Weitere Informationen finden Sie auf der Specialized-Website.

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Indoor-Cycling: Wahoo präsentiert den neuen Kickr Move und das Kickr Bike Shift

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Wahoo Fitness erweitert sein Angebot an Indoor-Trainern und bringt im Spätsommer den neuen Kickr Move und das Kickr Bike Shift auf den Markt.

Kickr Move: realistischeres Fahrgefühl

Mit der Einführung des Kickr Move will das amerikanische Unternehmen das Fahrgefühl auf einem Smarttrainer noch realistischer machen.
Das neue Modell verfügt über eine zusätzliche Vorwärts-Rückwärts-Bewegung des Trainerkörpers von über 20 Zentimetern.
Dadurch soll ein völlig neues, deutlich realistischeres Fahrgefühl entstehen.

Damit ergänzt der Kickr Move die bereits durch den Kickr V6 bekannte Rechts-Links-Bewegungsmöglichkeit durch die einstellbaren Axis-Stützen, auf denen das Gerät steht. Diese eingebaute Zwei-Achsen-Bewegung erzeugt ein Gefühl, das dem des Radfahrens im Freien sehr ähnlich ist. Der Kickr Move soll Radsportlern dadurch noch mehr Komfort, aber auch Spaß bei ihren Indoor-Fahrten, -Workouts und -Rennen bieten.

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Trainerkörper auf Rollen-Rädern

Der Trainerkörper des Kirckr Move steht auf definierten Rollen-Rädern, die sich in einer festen, leicht gebogenen Schiene befinden. Wenn der Fahrer seine Leistung erhöht oder verringert, aus dem Sattel geht oder einfach nur seine Sitzposition auf dem Sattel verändert, bewegt sich der Trainer mit ihm vorwärts und rückwärts. Die Bahn ist gekrümmt, so dass die Schwerkraft den Bewegungsumfang kontrolliert.

Kleine Veränderungen der Sitzposition auf dem Sattel führen auch zu einer geringen Bewegung des Trainerkörpers. Ein All-out-Sprint oder eine Bergaufpassage im Stehen führen dagegen zu einem viel größeren Bewegungsradius. Der Kickr Move verfügt zudem über einen Sperrschalter, mit dem die Bewegung deaktiviert werden kann. Dadurch soll das Aufsteigen und das Bewegen des Trainers, etwa beim Transport, erleichtert werden.

Gleichzeitig mit der Markteinführung des Kickr Move hat Wahoo ein Hardware-Add-on entwickelt, das mit den bestehenden Modellen des Wahoo-Steigungssimulators Kickr Climb kompatibel ist. Der Kickr Climb Base Adaptor wird an der Basis des Kickr Climb angebracht und folgt genau demselben Bogen wie der Kickr Move. In Kombination mit dem Wahoo-Ventilator Kickr Headwind soll so ein noch realistischeres Fahrgefühl ermöglicht werden.

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Kickr Bike Shift: neues Indoor-Smartbike

Zudem bringt Wahoo auch ein neues Indoor-Smartbike auf den Markt: das Kickr Bike Shift. Das Fahrgefühl soll identisch mit dem des Kickr Bike sein, zudem verfügt auch das neue Indoor-Smartbike über wichtige Funktionen wie Reality Shift, True Fit, Real Ride Feel und Wi-Fi. Durch die Implementation eines neuen Brems- und Riemenantriebssystems ist das Kickr Bike Shift allerdings deutlich günstiger als das Kickr Bike. Auf Steigungs- und Leistungsänderungen soll das neue Modell dennoch extrem schnell reagieren – und noch dazu leiser sein als das Kickr Bike.

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Neues Unboxing-Erlebnis im Indoor-Trainingsbereich

Mit den beiden neuen Indoor-Trainern führt Wahoo außerdem ein neues Unboxing-Erlebnis für den gesamten Indoor-Trainingsbereich ein.
Der Kickr Move wurde mit einem Schiebemechanismus ausgestattet, mit dem man den Trainer einfach aus der Verpackung schieben kann. Ein QR-Code führt anschließend zu einer schnellen und einfachen digitalen Anleitung, die durch Videos vermittelt wird.

Für das Kickr Bike und das Kickr Bike Shift wird dies ein detailliertes Video zur Einrichtung und Anpassung sein, das bei der Einstellung hilft.
Auch für die Hinterbautrainer Kickr Core, Kickr und Kickr Move wird es jeweils ein entsprechendes Setup geben, das alle erforderlichen Werkzeuge, Zubehörteile und Abstandshalter enthält.

Preise

Der Kickr Move kostet 1599,99 Euro, das Kickr Bike Shift 2999,99 Euro.
Beide Indoor-Trainer sind ab heute erhältlich.

Kickr Move: der erste Test

Von den beiden Neuheiten konnten wir bereits vorab exklusiv den Kickr Move testen. Im Vergleich zum Kickr hat der Kickr Move durch die Bewegungsfunktion teilweise ein verändertes Design. Während das Hinterteil mehr oder weniger identisch ist, sitzt der Trainer vorne auf einer Art Schlitten, der sich ähnlich wie eine Schiffschaukel auf einer kreisförmigen Bahn nach vorne und hinten bewegen kann. Zusätzlich lässt der Schlitten eine leichte seitliche Kippbewegung zu.

Im Fahrbetrieb glänzt der Kickr mit den Fähigkeiten, die er hat. Da ist zum Beispiel die seit der Version V6 integrierte Easy-Ramp-Funktion, die das Hineinfahren in eine Steigung oder das Anfahren nach einer Pause deutlich einfacher macht. Die Move-Funktion kommt hauptsächlich dann zum Tragen, wenn es in höhere Wattbereiche geht.
Beim Dahinrollen ist es nur leicht spürbar. Geht es aber „in die Berge“, dann merkt man sehr schnell, wie effektiv und auch realistisch das System ist.

In gewisser Weise passt es auch besser zum Kickr als zum Beispiel ein Leeze Boomboard, das sich eher undefiniert in alle Richtungen bewegt. Der Move fühlt sich da eher an wie ein Rad draußen. Ein weiterer Vorteil: Das System ist insgesamt nicht so hoch und man sitzt nur wenig höher als auf einem normalen Trainer. Ganz anders also als bei Bewegungssystemen beispielsweise von Togu oder GymRail, die doch alle etwas höher bauen.

Nicht überraschend ist der Kickr Move daher einfach eine richtig gute Komplett-Einheit. Der Preis ist mit 1600 Euro für einen Smarttrainer zwar hoch, allerdings nahezu identisch mit dem des Neo 2T von Tacx zusammen mit den Neo Motion Plates. Auch einen Kickr mit einem Boomboard nachzurüsten kostet 300 Euro Aufpreis. Und wer auf ein professionelles System wie von Gymrail setzt, der liegt mit dem Kickr Move preislich sogar deutlich darunter.
Nachgerüstet werden kann die Wahoo-Move-Funktion aktuell nicht.

Weitere Informationen finden Sie auf der offiziellen Website des Herstellers.

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Ridley präsentiert sein neues Race-Modell Falcn RS

Das wichtigste Rad des Jahres ist das Falcn RS, laut eigener Aussage, für den belgischen Hersteller Ridley.
Ab der nächsten Saison wird das völlig neuentwickelte Race-Allround-Modell zudem das Team-Rad der Profis der Lotto-Dstny-Equipe.
Die Entwicklung des Falcn dauerte fast zwei Jahre – und fand zu großen Teilen via CFD-Analysen und Tests im firmeneigenen Windtunnel statt.

Ridly Falcn RS: leicht & aerodynamisch

Seit 2005 rüstet die Marke Profi-Teams aus. Das neue Falcn RS soll, laut Ridley, das „ultimative Allround-Performance-Rennrad“ sein. Es ist klar auf den Renneinsatz ausgelegt. Die Rahmem-Geometrie ist noch einmal sportiver als jene des bekannten Aero-Race-Modells Noah.
Zudem ist das Falcn deutlich aerodynamischer als das Leichtbau-Rennrad Helium. Das Falcn wurde als Kombination aus einem Aero- und einem Leichtgewichts-Modell ausgelegt. Es soll somit ein Allround-Race-Rennrad für viele Einsatzzwecke und Terrains sein.

Die Hauptziele bei der Entwicklung: Top-Werte in Sachen „stiffness to weight“ und „aero to weight“ – also bei den Steifigkeits- und Aerodynamik-Werten in der Relation zum Gewicht. Der Rahmen des Falcn wiegt, in der Größe M, 825 Gramm. Die Gabel bringt 380 Gramm auf die Waage.
Das Rahmen-Gabel-Set ist damit 110 Gramm schwerer als jenes des Ridley-Leichtgewichtmodells Helium SLX.
„Im Falcn wollten wir das reaktive Fahrgefühl des Helium mit den Aero-Eigenschaften des Noah Fast kombiniert“, sagt Bert Kenens, der zuständige Ridley-Produktmanager.

Falcn RS: neuentwickelte Gabel

Eine der großen Neuerungen, die dies ermöglichen sollen, betrifft die Gabel – und ist auf den ersten Blick kaum zu sehen: Das obere Innenteil, das oberhalb des sich drehenden Vorderrads sitzt, weist eine besondere Form auf: eine Art Diffusor. „Dadurch optimieren wir die Luftströmung so, dass weniger davon bei hohen Geschwindigkeiten auf das Unterrohr trifft. Die Idee haben wir von Rennwagen übernommen.“

Dies wurde bewusst in Kauf genommen, um signifikante Aerodynamik-Vorteile zu erzielen. Allein an der neuentwickelten Gabel wurden im Windtunnel bei 50 km/h zehn Prozent weniger Ludftwiderstand gemessen – in der Relation zu der alten beziehungsweise „normalen“ Ridley-Gabel.
Die Ridley-Ingenieure verglichen dazu die Aero-Werte des Helium SLX und des Falcn RS.
Die Hauptfrage: Wann wird das Gewicht wichtiger als die Aerodynamik? Die Antwort: Erst ab einem längeren Anstieg mit mindestens acht Prozent Steigung. Bis dahin war bei den Messungen das Falcn je klar überlegen.

Falcn RS: große Reifenfreiheit

Eine weitere Besonderheit des Falcn: Die für ein Race-Modell außergewöhnlich große Reifenfreiheit – Rahmen und Gabel lassen bis zu 34 Millimeter breite Pneus zu. „Wir wollten die Aero-Eigemschaften des Noah und das Gewicht des Helium“, sagt Bert Kenens. „Das Rad ist so vielseitig, dass man, mit 34-Millimeter-Reifen, fast auch Gravel damit fahren könnte.“

Die Rohrformen sind je extrem aero-optimiert. So weist etwa das Sitzrohr klare Kammtail-Formen auf.
Natürlich verfügt das Ridley über eine Vollintegration aller Leitungen und Kabel. Auch die Sattelklemmung ist im Oberrohr integriert. An der Gabel kommt das „Diffuser-Prinzip“ zum Einsatz. Sie wurde innen breiter – die Luftströmung wurde optimiert, sodass sie verstärkt das Unterrohr „umströmt“.
Generell ist die Aero-Performance des Falcn, laut Ridley, auf demselben Niveau wie jenes des Noah.

Falcn RS: tiefe & gestreckte Sitzposition

Der Rahmen, in dem ein BB-86-Tretlager verbaut ist, ist zudem kompatibel mit Einfach- oder Zweifach-Gruppen. Die Geometrie: Das Steuerrohr des Falcn ist kürzer als jenes des Noah und des Helium. Die Sitzposition fällt demnach noch tiefer und gestreckten aus als auf dem traditionellen Ridley-Aero-Race-Modell. Auch das Tretlager sitzt am neuen Modell etwas tiefer. Der Stack ist geringer beziehungsweise kürzer als am Noah, der Reach etwas höher.

Der Gabelwinkel ist gleich: 73,5 Grad an einem Modell der Größe M. Das vollintegrierte Cirrus-Pro-Road-Carbon-Cockpit weist einen Drop von 130 und einen Reach von 75 Millimetern auf. Der Lenker weist fünf Grad Flare auf. Die angebotenen Vorbaulängen: 90 bis 120 Millimeter.

Falcn RS: Ausstattungen & Preise

Das Falcn RS wird in drei Größen von XXS bis XL angeboten. Eine große Auswahl an Farben und Komponenten ist über den Ridley-Online-Konfigurator auswählbar.
Der Preis: Mit Sram Force AXS oder Shimano Ultegra Di2 9399, mit Shimano 105 Di2 7399 Euro

Falcn RS: der erste Test:

Man sitzt eher tief und gestreckt auf dem Ridley – ergo „klassisch-sportiv“. Dafür ist unter anderem das, auch in der Relation zu anderen Ridley-Modellen, kurze Steuerrohr mitverantwortlich. Die Sattel-Lenker-Überhöhung ist deutlich. Dennoch ist die Sitzposition nicht zu extrem beziehungsweise aggressiv, sodass auch lange Touren kein Problem sind.

Falcn RS: hoher Fahr- und Dämpfungskomfort

Auch die Unterlenkerposition ist nicht zu extrem, sondern gut zu halten. Dafür, dass das Falcn eher sekundär auf Fahrkomfort ausgelegt ist, fällt dieser überraschend hoch aus. Das Rad gibt Bodenunebenheiten nicht ungefiltert an den Fahrer weiter, sondern ermöglicht ein sehr „smoothes“ Fahren.
Hier verhält es sich recht untypisch für ein „Race-Modell. Für diesen vergleichsweise hohen Dämpfungs- beziehungsweise Fahrkomfort sind vor allem die vergleichsweise breiten Tubeless-Reifen verantwortlich: Vittoria Corsa Pro TLR, 28 Millimeter Breite vorne, 30 Millimeter hinten.

Diese können mit einem niedrigen Luftdruck gefahren werden – und „federn“ dadurch viele Unebenheiten und Schläge weg. Zudem punkten sie hinsichtlich des Leichtlaufs und des Kurvengrips. Auch die bereits von dem Aero-Modell Noah Fast bekannte Carbon-Sattelstütze sorgt, ebenso wie die sehr tief ansetzenden Sitzstreben, für einen gewissen „Flex“.

Falcn RS: Laufruhe & Agilität

Besonders überzeugt hat das Ridley bei den Testfahrten in Norditalien, in der Region rund um den Comer See, in schnellen kurvenreichen Abfahrten.
Hier zeigt sich ein sehr gelungener Kompromiss aus Laufruhe und Agilität. Wobei das Rad etwas mehr zu ersterer tendiert. Bergauf punktet das Ridley mit seinem vergleichsweise – gerade in der Relation zu Aero-Race-Modellen – geringen Rahmengewicht von 825 Gramm in der Rahmengröße M sowie der sehr hohen Tretlagersteifigkeit.

Auch die recht aggressiv-sportivere Sitzposition erwies sich während längerer Anstiege als noch komfortabel und ergonomisch – etwa auf dem Weg hinauf zur legendären Madonna di Ghisallo. Der Anstieg von Bellagio gen Wallfahrtskirche ist ein Teil der Strecke der Lombardai-Rundfahrt. Seine Daten: 10,6 Kilometer und 556 Höhenmeter. Bei den verbauten 50 Millimeter hohen DT-Swiss-ARC-1400-Laufrädern besteht hier noch etwas Gewichts-Tuning-Potenzial.

Im Testverlauf zeigten sich die DT Swiss als seitensteif, komfortabel und vergleichsweise wenig seitenwindanfällig. Die Rahmensteifigkeit zeigte sich als auf einem hohen Niveau. Auch die Ergonomie des stark ovalisierten – und somit eine breite Handauflagefläche bietenden – Carbonlenkers des Forza-Cirrus-Pro-Cockpits überzeugte unserer Tester.

An unserem Testrad war eine elektronische Sram-Force-AXS-Gruppe verbaut, die Zuverlässigkeit und schnelle Gangwechsel bot. Mit 48/35 vorne und 10-33 ist das Falcn, der Ausrichtung entsprechend, sportiv übersetzt. Die Sram-Force-Scheibenbremsen mit den 160- beziehungsweise 140-Millimeter-Discs punkteten bei allen Wetterverhältnissen mit ihrer hohen absoluten Bremskraft.

Falcn RS: ausgewogenes Fahrverhalten

In Flachpassagem verleitet das Falcn aufgrund der Rahmengeometrie, der Sitzposition und der hohen Laufruhe zum Schnellfahren. Das Fahrverhalten ist somit generell extrem ausgewogen. Das Falcn RS ist als „Rad der Kompromisse“ konzipiert, da es Agilität, Aerodynamik, Rahmensteifigkeit und relatives Leichtgewicht kombinieren soll. Ridley spricht mit dem neuen Falcn demnach viele Fahrertypen an – gerade Renn- sowie ambitionierte Radmarathon-Fahrer und viele andere.

 

Weitere Informationen finden Sie auf der Ridley-Website.

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