Monat: November 2019

Schwarzwald-Touren für Rennradfahrer: Strecken-Ideen, Tipps, Steigungen

Schwarzwald, Rennrad, Tipps

Hornisgrinde | Nordschwarzwald – 1150 Meter

Fast 1000 Meter Anstieg an einem Stück. Das bietet die Steigung zur höchsten Erhebung des Nordschwarzwaldes. Der Gipfel der Hornisgrinde liegt auf 1164 Metern. Die mit dem Rennrad erreichbare Höhe liegt 14 Meter darunter. Am „einfachsten“ ist die Anfahrt von Baden-Baden über die Schwarzwald-Hochstraße. Die steilere Variante startet auf der Hornisgrindestraße, fast am Ortsausgang in Achern im Rheintal auf nur 170 Metern.

Die Durchschnittssteigung liegt insgesamt bei sechs Prozent, wobei sich die ersten dreieinhalb Kilometer mit 2,2 Prozent perfekt zum Einrollen eignen. Mit mehr als zwölf Prozent werden die Steigungszahlen in Sachbachwalden, einem von Fachwerkhäusern und Blumenschmuck gekennzeichneten Dorf, danach erstmals zweistellig. Es folgen Abschnitte mit bis zu 14 Prozent, ehe man die Waldpassage und das Dorf Brandmatt erreicht. Später, am alten Forsthaus, kann man den hohen Sendeturm des Hornisgrinde-Gipfels schon von Weitem erblicken. Die letzten 1,5 Kilometer dorthin führen durch einen Fichtenwald und noch einmal mit knapp 9,5 Prozent bergauf.

Schließlich, auf einem fast schnurgeraden Stück, erreicht man das Hochplateau der Hornisgrinde. Von dort hat man einen einzigartigen Blick hinunter auf die Rheinebene. Man denkt an die 1000 Höhenmeter, die man bewältigt hat – und spürt sie in den Beinen.

Hornisgrinde, Schwarzwald

Schwarzwald-Tipp Hornisgrinde

Schwarzwald-Tipp Hornisgrinde: Daten und Fakten

Länge: 16 Kilometer

Höhenmeter: 980

Startort: Achern

Maximalsteigung: 14 Prozent


Schwarzmiss | Nordschwarzwald – 939 Meter

Murg und Enz sind zwei Zuflüsse des Rheins und verlaufen gewissermaßen parallel. Die Schwarzmiss überwindet den Höhenzug dazwischen. Die Westauffahrt von Hilpertsau ist steil, spektakulär – und 11,3 Kilometer lang. Sie ist unter Rennradfahrern auch als „Kaltenbronner Wand“ bekannt. Der Grund: Mit dem zwölf Prozent steilen Mittelteil zählt der Anstieg zu den schwierigsten Steigungen des Nordschwarzwalds.

Von Beginn an, schon kurz nach Hilpertsau, führt die Straße mit fast zehn Prozent steil bergauf. Nur ein kurzes „flacheres“ Zwischenstück von vier Prozent Steigung unterbricht die Kletterei, bevor in Reichental, dem einzigen Ort vor dem Gipfel, die steilste Rampe wartet: Hier erreicht die Straße auf einer Länge von drei Kilometern eine Steigung von 16 Prozent. Auf den letzten Kilometern zur Passhöhe finden sich einige schöne Aussichtsstellen, die zum Blick ins Tal einladen. An der Passhöhe selbst lohnt ein Abstecher zum Kaiser-Wilhelm-Turm, der Ende des 19. Jahrhunderts errichtet wurde. Von dessen Aussichtsplattform kann man, bei guter Sicht die Hornisgrinde, Gernsbach und sogar die ersten Häuser von Karlsruhe erblicken.

Der Name des Bergs stammt im Übrigen von dem gleichnamigen Hochmoor ab: „Miss“ oder „Müss“ ist im Nordschwarzwald ein Begriff für Hochmoorlandschaften.

Schwarzmiss, Schwarzwald, quaeldich.de

Ein Blick auf die Schwarzmiss

Schwarzwald-Tipp Schwarzmiss: Daten und Fakten

Länge: 11,3 Kilometer

Höhenmeter: 755

Startort: Hilpertsau

Maximalsteigung: 16 Prozent


Wilhelmshöhe | Mittlerer Schwarzwald – 990 Meter

Ein 19 Kilometer langer Anstieg. Auch den findet man im Schwarzwald. Dies sind Alpen-Dimensionen. Die Wilhelmshöhe liegt westlich von Schonach. Der Ort ist vor allem durch den Wintersport bekannt. Die Anfahrt von Elzach folgt dem sanft ansteigenden Elztal mit einem weiten Bogen nach Norden. Die ersten 6,5 Kilometer eignen sich mit selten mehr als drei Prozent Steigung perfekt zum Einrollen. Erst ab Oberprechtal legen die Steigungsprozente zu.

Die Strecke führt dann mit zwischen vier und sechs Prozent idyllisch an einzelnen Bauernhöfen und an einem Fluss entlang bergauf. Die letzten drei Kilometer bis zur Passhöhe werden schließlich deutlich steiler: Es werden maximal neun Prozent Steigung erreicht. Direkt an der Passhöhe findet man das Gasthaus Wilhelmshöhe. Nach 19 Kilometern und mehr als 600 Höhenmetern hat man sich dort Espresso und hausgemachten Kuchen redlich verdient. Die Abfahrt über Schonach nach Triberg lohnt sich: Dort kann man die höchsten Wasserfälle Deutschlands bestaunen.

Wilhelmshöhe, Tourentipps im Schwarzwald

Wilhelmshöhe

Schwarzwald-Tipp Wilhelmshöhe: Daten und Fakten

Länge: 19,4 Kilometer

Höhenmeter: 618

Startort: Elzach

Maximalsteigung: 9 Prozent


Kniebis | Mittlerer Schwarzwald – 930 Meter

Früher verlief auf dem Kniebis die Landesgrenze von Baden und Württemberg. Damals gab es einen badischen und einen württembergischen Ortsteil. Im Winter ist der Kniebis ein beliebtes Langlaufgebiet.

Von Bad Rippoldsau-Klösterle aus sind 8,4 Kilometer und 387 Höhenmeter bis zum Gipfel an der Schwarzwaldhochstraße zu überwinden. Der Anstieg weist auf den ersten 3,5 Kilometern noch eine geringe Steigung auf. Dann warten Steigungen von bis zu 13 Prozent. Bis zur ersten Kehre nach 4,5 Kilometern beträgt die durchschnittliche Steigung neun Prozent. Auf dem Weg zum Gipfel wird es zum Schluss wieder deutlich flacher. Verlegt man den Startpunkt für die Auffahrt zum Kniebis von Klösterle nach Wolfach, kommt man sogar auf 29 Kilometer und insgesamt 700 Höhenmeter bergauf.

Kniebis, Schwarzwald, Tourentipp

Tourentipp: der Kniebis

Schwarzwald-Tipp Kniebis: Daten und Fakten

Länge: 8,4 Kilometer

Höhenmeter: 387

Startort: Bad Rippoldsau-Klösterle

Maximalsteigung: 13 Prozent


Geutsche | Mittlerer Schwarzwald – 916 Meter

2,2 Kilometer kurz und bis zu 19 Prozent steil: Die Geutsche mit ihren 224 Höhenmetern liegt oberhalb der Stadt Triberg im Hochschwarzwald. Der Anstieg war früher Teil des Grand Prix Triberg-Schwarzwald, der als das schwerste Eintagesrennen in Deutschland galt.

Der als Rundkurs angelegte Parcours führte gleich mehrmals und zum Teil bei widrigsten Bedingungen über die Geutsche. 2009 fand die letzte Austragung des Profi-Rennens statt.

Geutsche, Schwarzwald, Tourentipp

Geutsche

Schwarzwald-Tipp Geutsche: Daten und Fakten

Länge: 2,2 Kilometer

Höhenmeter: 224

Startort: Triberg

Maximalsteigung: 19 Prozent

RennRad 7/2019: Alle Inhalte der Ausgabe


Brandenkopf | Mittlerer Schwarzwald – 945 Meter

Einer der höchsten Berge im mittleren Schwarzwald liegt zwischen Kinzig-, Harmersbach- und Wolftal. Markant macht den Berg der über 100 Meter hohe Sendeturm. Die vier verschiedenen Auffahrten von Walke, Hausach, Unterharmersbach und Oberharmersbach treffen sich alle etwas unterhalb des Gipfels.

Von dieser Kreuzung führt dann eine etwa 1,5 Kilometer lange Schlussgerade hinauf, die es in sich hat. Denn mit zum Teil deutlich mehr als zehn Prozent Steigung verlangt sie jedem Fahrer noch einmal alles ab. Der Brandenkopf ist Teil des SymBadischen Radmarathons, der jedes Jahr im September über mehrere der härtesten Anstiege des Schwarzwalds führt. Seine Kennzahlen: 201 Kilometer und 3700 Höhenmeter.

Die schwierigste Auffahrt zum Brandenkopf ist die aus Unterharmersbach. Im Mittelteil der einspurigen Straße sind auf drei Kilometern durchgängig rund zehn Prozent Steigung zu überwinden. Im schwarzwaldtypischen dichten Nadelwald werden auch Spitzen von 16 bis 18 Prozent erreicht. Der steile Abschnitt dauert noch bis zur Einmündung in die Variante aus Oberharmersbach an. Ab hier folgt eine deutlich flachere Passage bis zur Kreuzung der drei Auffahrtsvarianten aus Harmersbach-, Kinzig- und Wolftal.

Brandenkopf, Ausblick, Schwarzwald, Tourentipp

Ein Blick auf den Brandenkopf

Schwarzwald-Tipp Brandenkopf: Daten und Fakten

Länge: 8,8 Kilometer

Höhenmeter: 731

Startort: Unterharmersbach

Maximalsteigung: 18 Prozent

RennRad-Kalender 2020, Banner

Die schönsten RennRad-Bilder des Jahres: Unser Kalender 2020 – jetzt bestellen!

Weitere Varianten zum Brandenkopf

Von Walke: 9 Kilometer | 567 | 13 Prozent

Von Hausach: 10,6 Kilometer | 722 | 16 Prozent

Von Oberhamersbach: 9 Kilometer | 567 | 13 Prozent


Rinken | Südschwarzwald – 1196 Meter

Der Anstieg liegt am nördlichen Fuße des Feldbergs. Die Auffahrt von Oberried durch das tief eingeschnittene Zastlertal zählt mit Sicherheit zu den schwersten Anstiegen, die der Schwarzwald für Rennradfahrer zu bieten hat. Der Einstieg beginnt von Kirchzarten aus kommend in Oberried auf 445 Metern.

An der ersten Kehre folgt man einfach der Beschilderung gen Zastlertal und wird belohnt: Die Straße führt vorbei an typischen Schwarzwaldhöfen. Kurz darauf ist der Weg für Autofahrer gesperrt – man hat die Fahrbahn für sich allein. Die folgenden zwei Kilometer sind zwischen zehn und 15 Prozent steil. Die letzten hundert Meter geht die Straße dann in einen befestigten Forstweg über, der jedoch problemlos mit dem Rennrad zu fahren ist. Die Kreuzung auf der Passhöhe ist dann wieder asphaltiert. Dort hat man die Wahl: Kehrt man im Gasthof Rinken ein, oder nimmt man die landschaftlich reizvolle Abfahrt über Alpersbach nach Hinterzarten?

Wer noch nicht genügend Höhenmeter gesammelt hat, kann dort außerdem einen Abstecher über die Stichstraße zur Baldenweger Hütte an der Nordflanke des Feldberges machen. Der steile Weg dahin führt über eine sehr gute, asphaltierte Straße, auf der man binnen eines Kilometers stattliche 125 Höhenmeter zurücklegt. Steil, steiler, Schwarzwald.

Rennrad-Tourentipp Rinken

Rennrad-Tourentipp Rinken

Schwarzwald-Tipp Rinken: Daten und Fakten

Länge: 11,8 Kilometer

Höhenmeter: 802

Startort: Oberried

Max. Steigung: 15 Prozent


Notschrei | Südschwarzwald – 1120 Meter

Von Kirchzarten aus führt der Anstieg über Oberried in Richtung Notschrei. Bereits auf den ersten neun Kilometern bis zum Steinwasenpark, einem Vergnügungspark, kämpft man mit Steigungen von bis zu 14 Prozent. Kurz darauf folgen zwei weitere steile Kehren. Erst wenn sich der Wald lichtet, wird die Steigung weniger.

Das Schlimmste ist überstanden. Die Passhöhe versteckt sich allerdings hinter einer etwa zwei Kilometer langen Geraden mit noch einmal mehr als zehn Prozent Steigung. Der Weg geradeaus führt hinab nach Todtnau. Rechts geht es weiter auf die Panoramastraße.

Notschrei

Notschrei

Schwarzwald-Tipp Notschrei: Daten und Fakten

Länge: 13,5 Kilometer

Höhenmeter: 734

Startort: Kirchzarten

Maximalsteigung: 14 Prozent


Schauinsland | Südschwarzwald – 1200 Meter

Von 270 auf 1200 Meter: Mehr als 900 Höhenmeter sind von der Freiburger Innenstadt aus bis hinauf auf den Schauinsland zu überwinden. Damit hat der Anstieg fast schon eine alpine Dimension.

Ähnliches lässt bereits eine Serie schnell aufeinanderfolgender Serpentinen vermuten. Die Maximalsteigung beträgt hier zwölf Prozent. Viel schwieriger sind die beiden kürzeren Auffahrten. Jene vom Münstertal aus ist bis zu 21 Prozent steil. Das Ziel ist der Parkplatz auf 1200 Metern. Hier endet auch das alljährliche Bergzeitfahren „Schauinslandkönig“. 2019 findet das Event am 14. Juli statt.

Schauinsland

Schauinsland

Schwarzwald-Tipp Schauinsland: Daten und Fakten

Länge: 17,9 Kilometer

Höhenmeter: 930

Startort: Freiburg

Maximalsteigung: 12 Prozent


Kandel | Südschwarzwald – 1241 Meter

Er gilt als der härteste Berg im südlichen Schwarzwald. Die Zahlen sind eindrucksvoll: fast zwölf Kilometer und 8,2 Prozent Durchschnittssteigung. Der Kandel ist das „badische Alpe d’Huez“. Durch seine exponierte Lage wirkt der 1241 Meter hohe Hausberg von Waldkirch eindrucksvoller als benachbarte Berge vergleichbarer Höhe.

RennRad 7/2019

Jetzt im Shop die Ausgabe 7/2019 mit 64 Seiten Tour-Spezial bestellen!

Die Landschaft ist weniger hochalpin, denn man befindet sich praktisch die ganze Zeit über im dichten Wald. Im oberen Teil der Auffahrt, und besonders vom Gipfel, bieten sich allerdings grandiose Ausblicke zur Hügelkette auf der anderen Seite des Elztals, das Rheintal – und bei gutem Wetter auch bis hin zu den Vogesen am Horizont. Die brutalste Rampe wartet ab dem Gasthaus Altersbach. Die erste Kehre führt mit zwölf Prozent Steigung bergan und mündet in eine zweite Rampe mit 15 Prozent Steigung. Hat man diesen Kilometer überstanden, pendeln sich die Steigungswerte bei zehn Prozent ein.

Ab der dritten Kehre hat man dann zum ersten Mal auch eine Aussicht ins Elztal. Kurz vor der vierten Kehre wartet noch einmal eine tückische Rampe, die jedoch nur etwa 100 Meter kurz ist. Ziel des Anstiegs ist das Hochplateau, auf dem sich auch ein großer Parkplatz für Wanderer und Skifahrer befindet. Die Abfahrt Richtung Glottertal bietet Kurvenreichtum und starkes Gefälle. Sie fordert die Fahrtechnik – und die Bremsen.

Kandel

Kandel

Schwarzwald-Tipp Kandel: Daten und Fakten

Länge: 11,8 Kilometer

Höhenmeter: 970

Startort: Waldkirch

Max. Steigung: 15 Prozent


Belchen | Südschwarzwald – 1360 Meter

Eine kahle und markante Bergkuppe zeichnet ihn aus: Den Belchen erkennt man von Weitem. Seinen Namen teilt er sich unter anderem mit den Ballons jenseits der Grenze zu Frankreich, in den quasi gegenüberliegenden Vogesen. Insgesamt gibt es drei Belchen in der Region, die sich auch zu – sehr harten – Touren kombinieren lassen.

Zwei Straßen führen auf den zweithöchsten mit dem Rennrad zu befahrenden Anstieg im Schwarzwald: eine Stichstraße aus Richtung der B317 sowie ein Anstieg über Wieden. Entscheidet man sich für die erstere Route, gewinnt man ab Aiterbach bei einer konstanten Steigung von sieben Prozent stetig an Höhe, bis man die Abzweigung zum Belchen erreicht. An Feiertagen und Wochenenden lässt eine Schranke kurz nach der Abzweigung nur noch den Linienbus zum Gipfel durch. Die 3,8 Kilometer lange Straße ist dann von Ausflüglern und Radfahrern bevölkert. Der zweite Anstieg führt über das Wiedener Eck. Hat man dieses erreicht, geht es circa drei Kilometer hinauf zum „Rollspitz“, von dem man einen herrlichen Blick zum Belchen hat.

Nach einer kurzen Abfahrt biegt man scharf rechts ab hinauf zur Belchen-Talstation. Hier beginnt das Finale: der vier Kilometer lange Schlussanstieg zum Belchen. Die Steigung beträgt im Durchschnitt sieben Prozent. An einigen Stellen ist die Straße bis zu zwölf Prozent steil.

Belchen, Schwarzwald, Tourentipps, quaeldich.de

Belchen

Schwarzwald-Tipp Belchen: Daten und Fakten

Länge: 11,1 Kilometer

Höhenmeter: 815

Startort: B317

Maximalsteigung: 9 Prozent

R2C2, Banner

Der RennRad Cycling Club – Deine Leidenschaft. Dein Club. Jetzt alle Informationen einsehen!

Alternative Belchen-Route

Wiedener Eck: 9,5 Kilometer | 444 Höhenmeter | 12 Prozent Maximalsteigung


Informationen zur Plattform quaeldich.de

„Hauptsache bergauf“ – das ist das Motto der Plattform quaeldich.de. Hier finden bergaffine Rennradfahrer nahezu alle Anstiege, die man mit schmalen Reifen befahren kann. Gut 5500 Pässe umfasst das Archiv derzeit. Zu jedem Berg gibt es Routen, Höhenprofile sowie Informationen über Verkehr und Wegbeschaffenheit. In jeder RennRad-Ausgabe stellen die Macher von quäldich.de einen ihrer Lieblingspässe vor. Das Portal lebt von aktiven Nutzern, die Daten und Informationen einpflegen. Darüber hinaus bietet quaeldich.de etliche geführte Rennrad-Pässereisen an.

Profitraining: Trainings- und Ernährungsstrategien von Radprofis

Profitraining, Tipps

Durchschnittlich 400.000 bis 600.000 Kilometer fährt ein Radprofi während seiner Karriere Rennrad. Das sind Dimensionen, die so gut wie kein Hobbyathlet in seinem ganzen Leben erreicht. Ein Profi lebt während der Karriere, und auch zuvor, für den Sport – und von ihm. Von daher hat er in der Regel optimale Bedingungen. Bedingungen, die alle auf ein Ziel ausgerichtet sind: die optimale Leistungsfähigkeit. Hobby- und Amateursportler haben in der Regel weniger ideale Bedingungen, einen stressigen Alltag, einen fordernden Beruf, wenig Zeit. Und dennoch können sie von den Radprofis lernen. Denn auch ihnen geht es beim Profitraining vor allem um: Effizienz.

Spiked Efforts

Dies beginnt schon bei den Intervall-Trainingseinheiten, die vor allem italienische Stars wie Fausto Coppi schon vor Jahrzehnten intensiv absolvierten. Daraus entwickelten sich immer neue Intervall-Formen, etwa die berühmten „spiked efforts“, die beim früheren Team Sky, heute Ineos, oft Verwendung finden: Man bleibt während des Intervalls zunächst knapp unterhalb seiner anaeroben Schwelle – und steigert dann die Intensität noch weiter, um gegen Ende wieder knapp unterhalb der Schwelle weiterzufahren.

Der Grundgedanke dahinter ist, eine Rennsituation zu simulieren: Man fährt bereits ein hohes Tempo und muss dann eine Attacke mitgehen. Und somit tief in den „roten“, den anaeroben Bereich der Energiebereitstellung.

RennRad 7/2019: Alle Inhalte der Ausgabe

Profitraining: 40/20-Intervalle

Auch die hochintensiven 40/20-Intervalle sind heute fast allgegenwärtig: Auf eine 40-Sekunden-All-Out-Belastung folgt eine kurze Erholung von 20 Sekunden. Diese extrem fordernden Einheiten firmieren heute oft unter dem Begriff HIIT – oder: High Intensity Intervall Training.

Dazu kann man auch vierminütige Belastungen zählen. Diese erwiesen sich in einer norwegischen Studie in ihren Trainingseffekten – bei einer Intensität von 90 bis 95 Prozent der maximalen Sauerstoffaufnahme absolviert – als der viel zeitaufwendigeren und deutlich weniger intensiven Dauerleistungsmethode überlegen.

Ein anderer Bereich, in dem es in den vergangenen Jahren noch deutlich größere Veränderungen gab als bei den Trainingsinhalten, ist die Ernährung – beziehungsweise das Zusammenspiel von Ernährungsweisen und Training. Den wohl bedeutendsten Siegeszug im Leistungssport hat die sogenannte Low-Carb-Ernährung, die es in etlichen Ausprägungen gibt, hinter sich.

RennRad-Kalender 2020, Banner

Die schönsten RennRad-Bilder des Jahres: Unser Kalender 2020 – jetzt bestellen!

Profitipps zu richtiger Ernährung für Radsportler

Mit einer solchen „ketogenen“ Diät reduziert ein Athlet in bestimmten Phasen seine Kohlenhydrataufnahme und nimmt stattdessen mehr „gute“ Fette und eine kontrollierte Menge an Eiweiß zu sich. Der tägliche Konsum von Kohlenhydraten wird dabei in der Regel unter 50 Gramm gehalten. Der erwünschte Effekt: Der Körper wird gezwungen, für alle Dimensionen der Energiebereitstellung auf Fett als Quelle zurückzugreifen, da kein Glykogen zur Verfügung steht.

Der angestrebte Zustand ist die „Ketose“: der Hungerzustand des Körpers. Dabei werden vermehrt sogenannte Ketone produziert – die als Energiequelle herangezogen werden können.

Profitraining, Tipps

Tipps zum richtigen Profitraining

Die ketogene Diät ist letztendlich eine extreme Variante der Low-Carb-Ernährungsweise. Für Radsportler bedeutet das: Da maximal rund 50 Gramm Kohlenhydrate pro Tag konsumiert werden sollen, werden viele Trainings-Einheiten quasi „nüchtern“ absolviert. Das Ziel: Da die Fettnutzung in der Ketose deutlich größer ist, soll der Körper langfristig eine deutlich höhere Ausdauerleistung abrufen und sogar im intensiven Bereich eine vergleichbare Leistung erbringen können.

Durch die gesteigerte Fettverbrennung soll darüber hinaus der Körperfettanteil reduziert werden. Inzwischen gilt als erwiesen: Für Ultraausdauerathleten, die fast ausschließlich im Grundlagenbereich unterwegs sind, kann eine solche Low-Carb-Ausrichtung Leistungsvorteile bringen.

Die Vorteile

Auch im Radsport und, wie viele Experten vermuten, wohl auch bei vielen Top-Stars der Tour de France findet diese Ernährungsweise Verbreitung. Denn auch ihre Ziele sind dieselben: eine verbesserte Ausdauer und ein geringerer Körperfettanteil. Ein wichtiger Anpassungsprozess des Körpers an das Low-Carb-Training, der bereits nachgewiesen wurde: eine gesteigerte Mitochondrienbildung. Diese „Kraftwerke der Zellen“ können die aerobe Kapazität steigern – und damit die Ausdauerleistung.

Deshalb wenden jedoch längst nicht alle die Ketose an – die Realität ist deutlich unspektakulärer: Die Kohlenhydratrestriktion ist für die meisten ein noch vorsichtig eingesetztes Mittel, um vor allem im Winter eine etwas bessere Grundlage zu legen.

Tour-de-France-Stars wie Chris Froome unternehmen vor allem in dieser Zeit viele Fahrten, ohne zuvor und während der Einheit Kohlenhydrate zuzuführen. Fahrten von sechs oder sieben Stunden Dauer in diesem Zustand sind keine Ausnahme. Es ist nicht auszuschließen, dass einige Athleten dabei sogar für kurze Zeit die Ketose erreichen. Doch in den hochintensiven Trainings- und Wettkampfphasen sollte der Körper nicht einer solchen „Unterversorgung“ ausgesetzt sein. Dann sind Kohlenhydrate in ausreichenden Mengen unverzichtbar – für die Gesundheit und die Leistungsfähigkeit. Für Radprofis – und für Hobbysportler.

RennRad 7/2019

Jetzt im Shop die Ausgabe 7/2019 mit 64 Seiten Tour-Spezial bestellen!

Die Probleme

Denn die ketogene Diät kann auch, gerade für intensiv trainierende Athleten, kritisch sein: Auf Kohlenhydrate im Training langfristig zu verzichten, birgt gesundheitliche Risiken. Der Kohlenhydratstoffwechsel kann durch einen dauerhaft extremen Low-Carb-Fokus sogar nachhaltig geschädigt werden – das Glykogen wird dann weniger effektiv genutzt. Die Konsequenz: Die Leistungsfähigkeit im intensiven Bereich geht verloren.

In intensiven Trainingsphasen und Wettkämpfen konsumieren demnach auch die Profis in der Regel weiterhin große Mengen an Kohlenhydraten. Nur so können die benötigten Glykogenspeicher gefüllt werden. Nur so kann in den entscheidenden Momenten auf höchstem Niveau gefahren, die höchste Leistung erbracht werden. Hobbyradfahrer können demnach regelmäßig kürzere Nüchtern-Einheiten absolvieren und sich gelegentlich in längeren Fahrten auf Proteine verlassen – nachdem sie sich herangetastet haben.

Doch sobald es intensiv wird, sind Kohlenhydrate elementar und sollten stets die Ernährungsgrundlage bilden. Zudem gilt: Statt Extrem-Diäten anzuwenden, sollte die Alltags-Ernährung klar im Fokus stehen – ausgewogen, natürlich, regional.

Mehr Vorteile und Gefahren von Low Carb und Nüchterntraining im Radsport gibt es hier.

Tapering, Profitraining, Tour de France, Egan Bernal

Profis arbeiten bei der Tour de France bewusst mit Tapering

Profitraining: Tapering

Ein weiterer Bereich, in dem man von Profis lernen kann: die Steuerung des Trainings, gerade in der Wettkampfphase. Mit dem Ziel, dann gut zu sein, wenn es darauf ankommt.

In der unmittelbaren Wettkampf-Vorbereitung spricht man vom „Tapering“. Das Ziel in dieser Phase ist, die Ermüdung zu reduzieren und die Form steigern. Dafür wird das Trainingsvolumen in den letzten zwei Wochen vor dem Rennen schrittweise reduziert – und auch die Intensität geht zurück. Aufeinanderfolgende harte Einheiten finden in dieser Phase überhaupt nicht mehr statt, damit keine unnötige Erschöpfung mehr angesammelt werden kann.

R2C2, Banner

Der RennRad Cycling Club – Deine Leidenschaft. Dein Club. Jetzt alle Informationen einsehen!

Besonderes Tapering bei der Tour de France

So ist der Taper für die Tour de France über die Jahre immer ausgefeilter geworden. Er beinhaltet eine besondere Herausforderung: Denn die wenigsten Teilnehmer wollen bereits zum Tour-Start in Topform sein – die entscheidenden Etappen kommen in der Regel frühestens in der zweiten Woche. Die Taper sind deshalb kürzer.

Viele Topfahrer halten sich noch bis zu eine Woche vor dem Tour-Start im Höhentrainingslager auf. Mindestens 2000 Meter über der Meereshöhe, etwa in den französischen Alpen oder in Andorra. Das letzte wirklich harte Training mit langen Intensitäten am Berg findet rund zehn Tage vor dem Tour-Auftakt statt. Danach folgen noch einige lockere Fahrten – mit maximal einigen kürzeren Sprints. Danach, während der finalen drei bis vier Tage vor dem Rennstart, gilt: möglichst wenig Stress, möglichst viel Ruhe. Die Ruhe vor dem Sturm.

Dieser Artikel erschien in der RennRad-Ausgabe 7/2019. Dort finden Sie ergänzend Trainingspläne der Profis. Hier können Sie die Ausgabe als Printmagazin oder E-Paper bestellen.

Kohlenhydrate im Radsport: Vorteile und Gefahren von Low Carb und Nüchterntraining

Kohlenhydrate, Low Carb, Nüchterntraining

7350 Kalorien in 5:26 Stunden: So viel Energie „verbrannte“ Alexander Kristoff während eines Radrennens – bei seinem Sieg im Eintagesrennen Gent-Wevelgem. Die Distanz: 252 Kilometer. Die Durchschnittsgeschwindigkeit: 45,2 Kilometer pro Stunde. Die Durchschnittsleistung: 345 Watt. All diese Zahlen zeugen von einer Top-Leistung – dafür war eine enorme Energie nötig. Jene, die anhand der Menge an verbrannten Kalorien nachvollziehbar ist. 7350 Kalorien: Das entspricht mehr als 16 Tellern Pasta – oder fast 14 Tafeln Schokolade. Doch Ernährung ist weit mehr als die Menge an Energie, die man zu sich nimmt, um sie wieder zu verbrennen. Ernährung ist für Radsportler mehr als Energiezufuhr und Genuss – sie ist ein entscheidender Leistungsfaktor. Die Ernährung und die Regeneration sind neben dem Training als die zentralen Bausteine einer optimalen Leistung anerkannt. Das Essen steht somit auch für viele Profis im Fokus.

Der Fettstoffwechsel

Nicht nur Profis, sondern auch Freizeitathleten versuchen immer stärker, ihre Leistung durch eine optimierte Ernährung zu steigern. Ist die Ernährung nicht optimal, dann geht Potenzial verloren. Ausdauersportler profitieren zum Beispiel besonders von einem bestmöglichen Fettstoffwechsel. Denn je effizienter der Körper auf die nahezu unerschöpflichen Fettreserven zugreifen kann, desto „weniger“ werden die begrenzten Kohlenhydratreserven angegriffen – die zudem nicht immer rechtzeitig nachgefüllt werden können, da die Kohlenhydrataufnahme limitiert ist.

Kohlenhydrate, Low Carb, Nüchterntraining

„Ein optimierter Fettstoffwechsel ist für eine sehr gute Ausdauerleistung notwendig – doch sie ist auch nur ein Baustein. Entscheidend ist zudem die Leistung in intensiveren Bereichen.“

Einen Vorteil hat, wer auch bei höheren Leistungen länger vom Fettstoffwechsel zehren kann. Häufig wurde in den vergangenen Jahren suggeriert, dass ein ökonomischer Fettstoffwechsel vor allem durch ein Verbannen der Kohlenhydrate vom Speiseplan möglich ist. Die Low-Carb-Ernährung sollte das neue Wundermittel sein – und nicht nur das Abnehmen erleichtern, sondern auch eine Leistungssteigerung unterstützen.

Ein häufig empfohlenes und von vielen Sportlern praktiziertes Low-Carb-Trainingsprinzip lautet: Wer mit leeren Kohlenhydratspeichern trainiert, zwingt den Körper, verstärkt auf Fette zurückzugreifen – ganz einfach, weil keine Kohlenhydrate zur Verfügung stehen. Diese Annahme ist zunächst logisch und zum Teil auch richtig. Die Grundlagenausdauer lässt sich dadurch effektiv verbessern.

Verzicht auf Kohlenhydrate kein Allheilmittel

Doch wie effizient man auf Fette als Energieträger zurückgreifen kann, ist nur ein Baustein der Leistungsfähigkeit im Radsport. Bestzeiten und Siege erreicht man zwar auch durch einen optimierten Stoffwechsel – jedoch in der Regel nur dann, wenn auch in den intensiveren Anforderungsbereichen die Leistungsfähigkeit sehr hoch ist.

Denn wer Kohlenhydrate nicht effizient nutzen kann, der kann Tempoverschärfungen nicht mitgehen, dem fehlt die Energie, wenn am Anstieg eine höhere Leistung gefragt ist.

Low Carb kann Leistung sogar schaden

Das liegt nicht nur daran, dass bei einem Fokus auf einen optimierten Fettstoffwechsel häufig das intensive Training vernachlässigt wird. Das Low-Carb-Training kann der Leistung sogar schaden: Durch Training mit leeren Kohlenhydratspeichern kann man an Schnellkraft verlieren, hohe Intensitäten fallen dann schwerer.

Die Optimierung des Fettstoffwechsels geht bei einem umfassenden und dauerhaften Low-Carb-Training häufig auf Kosten des Kohlenhydratstoffwechsels. Eine durchgehend kohlenhydratreduzierte Ernährungsweise bringt somit vielen leistungsorientierten Sportlern keine Vorteile – sondern schadet eher.

Wie kann ich von Low Carb profitieren?

Wer jedoch nicht strikt und dauerhaft, sondern gezielt zu den richtigen Zeitpunkten an Kohlenhydraten spart, der kann vom Low-Carb-Prinzip profitieren. Wessen Ziel Radmarathons sind, dem hilft vor allem ein optimierter Fettstoffwechsel. Doch auch Tempoverschärfungen und Anstiege dürfen kein Problem darstellen. Das Ziel muss sein: ein flexibler, aber dennoch sehr ökonomisch arbeitender Stoffwechsel.

Ein Beispiel hierfür ist die sogenannte periodisierte Ernährung. Denn ebenso wie man im Training zu unterschiedlichen Zeitpunkten verschiedene Schwerpunkte setzt, so lässt sich auch die Ernährung gezielt periodisieren. Dabei plant man die Ernährung abhängig von den Trainingseinheiten: Was man isst und wann man isst, ist an die jeweilige Trainingsperiode oder auch gezielt nur an einzelne Trainingseinheiten angepasst.

Die grundsätzlichen Unterschiede: Für eine intensive Trainingseinheit sind volle Kohlenhydratspeicher nötig. Das Grundlagentraining kann dagegen, abhängig von der Dauer, teilweise auch auf nüchternen Magen und mit geleerten Speichern durchgeführt werden. Wer den Speiseplan an die bevorstehenden Trainingseinheiten anpasst, kann von einer periodisierten Ernährung profitieren – und Leistungspotenzial abrufen.

Trainingsplan & Kohlenhydrate

Über die Ernährung aufgenommene Kohlenhydrate werden in Form von Glukose in sogenannten Glykogenspeichern im Körper eingelagert. Plant man ein Intervalltraining oder ähnliche Belastungen mit hohen Intensitäten, dann kommen die Glykogenreserven ins Spiel. Bei derartigen hohen Intensitäten ist der Anteil des Fettstoffwechsels an der Energiebereitstellung gering – für die Maximalleistung werden Kohlenhydrate benötigt. Deshalb sollten die Glykogenspeicher durch eine Aufnahme von Kohlenhydraten vor einer intensiven Trainingseinheit gefüllt werden. Gefüllte Speicher reichen, abhängig von der Intensität und der Kapazität der Speicher, für eine Belastungsdauer von maximal 90 bis 120 Minuten.

Glykogen wird vor allem in den Muskeln gespeichert. Um diese Reserven für eine lange und intensive Einheit zu füllen, reicht es nicht aus, kurz vor dem Training einen kleinen kohlenhydrathaltigen Snack zu sich zu nehmen.

Kohlenhydrate und ihr Einfluss auf die Leistung im Radsport

Carboloading: Kohlenhydrate und das gezielte Füllen der Speicher

Wie beim klassischen Carboloading, dem gezielten Füllen der Kohlenhydratspeicher vor einem Wettkampf, kann es mehr als 24 Stunden dauern, bis die Speicher durch eine ausreichende Aufnahme von Kohlenhydraten wieder gefüllt sind.

Viele Sportler trainieren fast täglich, und auch regelmäßig intensiver. Sie benötigen Kohlenhydrate sowohl zur Regeneration als auch, um die geleerten Speicher für die kommenden Trainingseinheiten wieder zu füllen. Für sie empfiehlt es sich, täglich 50 bis 55 Prozent der Energie aus Kohlenhydraten aufzunehmen.

„Bei harten Belastungen benötigt der Körper viele Kohlenhydrate. Sind diese nicht ausreichend vorhanden, droht eine Schädigung der Muskulatur und des Immunsystems.“

Das Nüchterntraining

Dabei sind die sogenannten „guten“ Kohlenhydrate zu bevorzugen – also Vollkornprodukte, Naturreis oder andere langkettige Kohlenhydratquellen mit enem höheren glykämischen Index. Unmittelbar vor dem Training, also in den ein bis zwei Stunden zuvor, sind jedoch leichter verwertbare Kohlenhydrate sinnvoll, um die Verdauung nicht mit einer großen Menge an Ballaststoffen zu belasten. Hierfür eignen sich etwa reife Bananen, Trockenobst sowie Energie- oder Müsliriegel.

Bei kontinuierlichen Belastungen mit einer Intensität oberhalb von 70 bis 75 Prozent der maximalen Sauerstoffaufnahme, der sogenannten VO2max, sind die verfügbaren Glykogenspeicher in vielen Fällen innerhalb von etwa 90 Minuten weitgehend aufgebraucht. Ohne eine weitere Kohlenhydratzufuhr sinkt danach das Leistungsvermögen, es sind dann nur noch moderate Belastungsintensitäten möglich. Es droht der sogenannte „Hungerast“. Die Energie wird nun überwiegend über die Fettverbrennung bereitgestellt. Problematisch ist diese physiologische Beschränkung im Stoffwechsel bei Ausdauerbelastungen von mehr als zwei Stunden.

RennRad 7/2019: Alle Inhalte der Ausgabe

Glykogenspeicher, Eiweiß- und andere Funktionsstrukturen

Im Radsport sind häufig auch nach Stunden plötzlich intensive Belastungen gefordert, die nur mit einer Energiebereitstellung durch den Kohlenhydratstoffwechsel erbracht werden können. Doch die Glykogenspeicher entleeren sich und müssen umgehend wieder aufgefüllt werden.

Neben den Glykogenspeichern kann der Körper jedoch zur Energiegewinnung auch auf Eiweiß- und andere Funktionsstrukturen zurückgreifen. Das kann problematisch sein, denn es droht eine Schädigung der Muskeln und des Immunsystems. Die Gefahr: eine verstärkte Neigung zu Entzündungen und Immunsystemschwächungen, die sogenannte Immunsuppression. Können die Glykogenspeicher aufgrund einer unzureichenden Kohlenhydratzufuhr nicht aufgefüllt werden, sinkt das Leistungsvermögen bei intensiven Belastungen.

Welchen Einfluss haben Kohlenhydrate auf die Lebenserwartung?

Wichtigkeit von Proteinen

Auch Proteine sind in diesem Zusammenhang kritisch: Wird der Bedarf an Proteinen nicht gedeckt, können die geschädigten Funktionsstrukturen wie etwa die Muskulatur, das Immunsystem und die Knochen nicht aufgebaut und regeneriert werden. In der Summe kann der Körper durch zu wenige Kohlenhydrate bei intensivem Training geschwächt werden. Er ist einer Trainings- und Wettkampfbelastung dann nicht mehr gewachsen. Anstatt einer Leistungssteigerung drohen Rückschritte.

Nach einer erschöpfenden körperlichen Belastung ist das Immunsystem üblicherweise zunächst geschwächt. Verantwortlich hierfür ist das Stresshormon Kortisol, das nach der Belastung ausgeschüttet wird, um Stoffwechselvorgänge im Körper zu verbessern. Es bewirkt jedoch eine vorübergehende Immunsuppression, die bis zu 24 Stunden nach der Belastung anhalten kann – das Immunsystem ist geschwächt, man wird anfälliger für Krankheiten. Durch eine gezielte Aufnahme von Kohlenhydraten während der Belastung lassen sich diese negativen Auswirkungen reduzieren. Erkennbar wird dies am verminderten Anstieg des Kortisolspiegels bei Belastungen, die länger als 45 Minuten dauern.

Immunstabilisierend wirken Kohlenhydrate auch deshalb, weil sie die Ausschüttung entzündungsfördernder Stoffe wie etwa Zytokine vermindern und proteinabbauende Prozesse hemmen.

R2C2, Banner

Der RennRad Cycling Club – Deine Leidenschaft. Dein Club. Jetzt alle Informationen einsehen!

Trainingsmethoden für die Verbesserung des Fettstoffwechsels

Es gibt unterschiedliche Trainingsmethoden, mit denen sich der Fettstoffwechsel verbessern lässt. Diese unterscheiden sich hinsichtlich der Dauer, der Tageszeit und der Füllung des Muskelglykogenspeichers – nicht aber hinsichtlich der Intensität. Ein klassisches Fettstoffwechseltraining sollte nicht oberhalb des Grundlagen-Trainingsbereichs 1 durchgeführt werden.

Verbreitet ist die Annahme, dass eine Aufnahme von Kohlenhydraten während einer langen Radausfahrt den Effekt auf den Fettstoffwechsel reduziert. Diese These ist jedoch inzwischen überholt – und durch wissenschaftliche Studien widerlegt. Bei langen Trainingseinheiten ist es daher zu empfehlen, kohlenhydrathaltige Riegel oder Getränke dabeizuhaben – auch um die Konzentration während der gesamten Trainingsdauer aufrechtzuerhalten.

Auch wenn die Energie überwiegend durch den Fettstoffwechsel bereitgestellt wird, werden dabei zu einem gewissen Anteil immer auch Kohlenhydrate verbraucht, sodass diese bei einer langen Tour allmählich zur Neige gehen. Wer auch im langen Grundlagentraining Kohlenhydrate zu sich nimmt, kann somit sein Immunsystem besser schützen.

Low Carb und Nüchterntraining: Funktion und Risiken

Es gibt jedoch auch Trainingsformen, bei denen man die Kohlenhydrate sinnvoll einschränken kann. Die einfachste Form, und immer noch weitverbreitet, ist das Nüchterntraining. Hier verzichtet man morgens komplett auf eine Nahrungsaufnahme und trainiert anschließend. Damit diese Trainingsform den Fettstoffwechsel optimieren kann und nicht schädigend wirkt, gilt es, einiges zu beachten.

Kohlenhydrate werden im Körper als Glykogen eingelagert. Es gibt dafür zwei verschiedene Speicher: die Leber und die Muskulatur. Über Nacht sinkt der Leberglykogenspiegel ab. Das Leberglykogen dient zur Aufrechterhaltung des Blutzuckerspiegels und damit auch zur Versorgung des Gehirns, der roten Blutkörperchen und der Nervenzellen mit Glukose. Die Energiespeicher in den Muskeln bleiben über Nacht auf einem konstanten Niveau, sodass der Muskel auch am Morgen noch voller Energie ist.

Nüchterntraining: Nahezu leerer Leberglykogenspeicher

Wer also im nüchternen Zustand Sport treibt, trainiert mit einen nahezu leeren Leberglykogenspeicher – der Muskelglykogenspeicher hingegen kann noch voll sein. Um dennoch die Versorgung des Gehirns und des Nervensystems zu gewährleisten, kann der Körper in dieser Stoffwechselsituation Eiweiß abbauen und daraus die nötige Energie ziehen.

Bei einer unzureichenden Glukosebereitstellung greift der Körper häufig nicht, wie erwünscht, auf Fettdepots zurück, sondern auf Proteine und Eiweißverbindungen im Körper. Das bedeutet: In diesen Fällen kann zur Energiegewinnung körpereigenes Eiweiß, etwa aus der Muskulatur oder aus dem Immunsystem, abgebaut werden. Das kann einerseits die zur Leistungsfähigkeit notwendige Muskulatur angreifen – und andererseits das Immunsystem schwächen.

Anzeichen für niedrigen Blutzuckerspiegel

Eine weitere Gefahr bei Nüchtern-Trainingseinheiten ist ein niedriger Blutzuckerspiegel. Dadurch kann die für den Radsport nötige Konzentrationsfähigkeit eingeschränkt sein. Anzeichen für eine derartige „Unterzuckerung“ sind etwa Schwitzen, Herzrasen, Blässe um Mund und Nase, Heißhunger, Konzentrationsstörungen, weite Pupillen und Zittern.

Verstärkt sich die Symptomatik aufgrund des Energiemangels im Gehirn, können Kopfschmerzen oder gar Sprach- und Sehstörungen die Folge sein. All das sollte man beim Training natürlich nicht erleben. Wer anstatt mit Energie seinen Kreislauf mit Koffein anregt, unterzuckert dennoch – auch das ist demnach keine Lösung. Ein Nüchterntraining sollte daher immer bei einer geringen Intensität durchgeführt werden und nicht länger als 60 bis 90 Minuten dauern.

„Beim Fettstoffwechseltraining muss man nicht hungern: Er lässt sich auch optimieren, wenn Kohlenhydrate zugeführt werden.“

Kohlenhydrate und Regeneration

Für Sportler, die fast täglich trainieren, gilt der logische Satz: Nach dem Training ist vor dem Training. Wer die Ernährung an das Training anpasst, kann die Regenerationszeit des Körpers verkürzen. Die richtige Ernährung kann die Regeneration der Muskulatur und der Energiespeicher unterstützen.

Um Muskeln aufzubauen und zu reparieren, ist eine erhöhte Kohlenhydratzufuhr notwendig. Für die folgenden intensiven Trainingseinheiten sollten auch die Glykogenspeicher wieder aufgefüllt werden – das gelingt nur, wenn man ausreichend Kohlenhydrate zu sich nimmt. Insbesondere in den ersten zwei Stunden nach der sportlichen Aktivität können die Muskeln besonders effizient Glykogen einlagern. Je schneller, desto besser lassen sich die geleerten Glykogendepots wieder füllen.

Eine Kombination aus eiweiß- und kohlenhydratreichen Lebensmitteln kann die Aufnahme der Energie in den Zellen nochmals verbessern und stellt daher die optimale Regenerationsernährung dar. Nach intensiven Belastungen profitiert man davon besonders: Man unterstützt die Muskulatur und das Immunsystem, während man die Kohlenhydratspeicher für die folgenden intensiven Einheiten wieder füllt.

Sleep-Low-Methode

Als weitere Methode zur Steigerung des Fettstoffwechsels hat sich die sogenannte „Sleep Low“- Methode etabliert. Hierbei werden zwei Trainingseinheiten an aufeinanderfolgenden Tagen verbunden. Am Nachmittag oder am Abend des ersten Tages leert man die Muskelglykogenspeicher mit einer intensiven Trainingseinheit. Anschließend füllt man die Speicher nicht wieder auf – man verzichtet für den Rest des Tages auf Kohlenhydrate.

Am zweiten Tag folgt eine Trainingseinheit im niedrigen Intensitätsbereich. Diese kann man entweder nüchtern oder nach einem Frühstück ohne Kohlenhydrate durchführen. Diese Trainingseinheit sollte maximal 60 bis 90 Minuten dauern, schließlich sind die Leberglykogenspeicher leer, wie beim klassischen Nüchterntraining. Anschließend füllt man die Energiespeicher mit einer kohlenhydratreichen Mahlzeit wieder, um die Energie für folgende, intensivere Trainingseinheiten bereitzustellen.

Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass sich mit dieser Methode der Fettstoffwechsel sehr effizient verbessern lässt.

Die Trainingseinheiten

Dieses kombinierte Training soll den Gehalt wichtiger Enzyme steigern können, welche die Fettverbrennung und die Sauerstoffverarbeitung fördern. Fakt ist: im Radsport kann der Trainingseffekt mit einer optimierten Ernährung unterstützt werden.

Hinsichtlich der Kohlenhydrate gilt: Bei intensiven Trainingseinheiten braucht man gefüllte Glykogenspeicher. Bei Radausfahrten mit geringer Intensität spielt die Dauer eine Rolle. Bei kurzer Dauer kann man von Nüchterntrainings profitieren und den Fettstoffwechsel effizient verbessern. Wer lange Radausfahrten macht, sollte Kohlenhydrate zuführen, um das Entleeren der Speicher zu verhindern – ansonsten besteht die Gefahr, dass der Körper aus Eiweißstrukturen Energie gewinnen muss und das Immunsystem geschädigt werden könnte. Den Fettstoffwechsel kann man auch dann effektiv trainieren, wenn man im Training Kohlenhydrate zu sich nimmt.

Die Expertin

Dr. Katrin Stücher promovierte an der Goethe-Universität Frankfurt in der Abteilung Sportmedizin. Als Ernährungswissenschaftlerin betreut sie am Trainingsinstitut IQ Athletik in Frankfurt Ausdauersportler. www.iqathletik.de | www.erfolgreich-essen.de

Rafal Majkas Borschtsch: Rezept des Teams Bora-Hansgrohe

Rafal Majkas Borschtsch, Ernährung, Rezept

In der kalten Jahreszeit freut man sich nach einer längeren Ausfahrt über eine wärmende Suppe – vor allem, wenn diese bereits fertig zubereitet und nach dem Training schnell fertig ist. Der winterliche Borschtsch schmeckt auch am zweiten Tag noch hervorragend. Die Rote Bete ist ein wahres Superfood: Sie unterstützt die Entgiftung und die innere Reinigung des Körpers, wirkt antioxidativ, entzündungshemmend und sogar antikanzerogen.

Außerdem ist sie reich an den Vitaminen B, C und an Eisen. Die Zi­tronenschale, die Zwiebel und die Paprika verfügen ebenfalls über eine antientzündliche und antioxidative Wirkung sowie einen hohen Vitamin-C-Gehalt. Wer den Borschtsch noch etwas gehaltvoller möchte, kann auch noch einige Kartoffelwürfel hinzufügen. Der Klecks saure Sahne verfeinert die Suppe zum Abschluss.

RennRad-Kalender 2020, Banner

Die schönsten RennRad-Bilder des Jahres: Unser Kalender 2020 – jetzt bestellen!

Rafal Majkas Borschtsch: Die Zubereitung

1. Die Rote Bete mit Salz und Olivenöl 60 Minuten lang im Ofen bei 100 Grad weich garen.

2. Die Rote Bete schälen und würfeln. In einen Topf geben und mit der Brühe erhitzen, bis die Suppe fast kocht. Zehn Minuten lang ziehen lassen.

3. Das Gemüse klein schneiden und in einer Pfanne in Olivenöl anbraten. Das angebratene Gemüse dann in die köchelnde Suppe geben.

4. Den Spitzkohl in kleine Streifen schneiden und dazugeben. Weitere fünf Minuten ziehen lassen.

5. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Die fertige Suppe mit einem Klecks saurer Sahne servieren, Dillspitzen und Zitronenzesten darüber geben.

RennRad-Ausgabe 11-12/2019: Alle Inhalte auf einen Blick

RennRad 11-12/2019: Die aktuelle Ausgabe ist jetzt erhältlich. Bestellen Sie das Magazin bei uns im Shop – als Print oder als E-Paper!

Bio-Zutaten für zwei Personen

  • 5 Stück Rote Bete
  • 1 Zwiebel
  • 1 kleiner Porree
  • 1 rote Paprika
  • 5 Kirschtomaten
  • 1 Liter Rinder- oder Gemüsebrühe
  • ½ kleiner Kopf Spitzkohl
  • 200 Gramm saure Sahne
  • Zitronenabrieb
  • 3 Zweige Dill

Weitere Profirezepte für Sportler vom Team Bora-Hansgrohe

Dinkel-Pancakes mit Beeren und Honig
Tagliata
Hirsecanneloni mit Spinat und Feta
Teryaki-Hähnchen
Gegrillte Lachsforelle mit Quinoa
Kalbsröllchen mit Kräutersalat, Zitrusfrüchten und Manchego

Rennrad-Touren an der Costa Blanca: Routen, Trainingslager, Tipps

Costa Blanca, Action, Berge

Tour-Vorschläge an der Costa Blanca: 1. Zum Stausee Beniarrés

115 Kilometer | 1300 Höhenmeter

Eine Tour an der Costa Blanca für Genießer mit vielen Landschaftseindrücken, wenig Verkehr und moderaten Anstiegen: Auf 115 Kilometern und 1300 Höhenmetern sind keine steilen Hürden zu überwinden. Zunächst führt die kurvige Straße das Vall de Gallinera hinauf. Auf rund 20 Kilometern sind hier nur etwa 500 Höhenmeter zu bewältigen. Anschließend gibt es eine rasante Abfahrt hinab zum Stausee Beniarrés. Hier hat man einen tollen Ausblick auf den See und auf die umliegenden Gebirgszüge. Im gleichnamigen Ort lohnt sich eine Mittagspause.

Auf dem Dorfplatz genießen viele Radsportler das landestypische Bocadillo: Weißbrot, belegt mit Schinken, Käse oder Omelett. Ein Highlight auf dem Rückweg ist der Collado de Godella, ein ebenso schöner wie sanfter Pass, der ins Nachbartal nach Castello de Rugat führt. Von dort aus rollt man auf leicht welligem Gelände zurück zur Küste.

Costa Blanca als Trainingsregion: Informationen zur Radsport-Reise

Strecke: Dénia – Vall de Gallinera – Stausee Beniarrés – Beniarrés – Collado de Godella – Castello de Rugat – Dénia

GPS-Download der Tour an der Costa Blanca zum Stausee Beniarrés: bit.ly/stausee-beniarres

RennRad, Abo, Mini-Abo, Banner

Jetzt die RennRad ohne Risiko testen! Zum Shop!

Tour-Vorschläge an der Costa Blanca: 2. Küsten-Panorama-Tour

90 Kilometer | 1300 Höhenmeter

Auf 90 Kilometern mit 1300 Höhenmetern bietet diese abwechslungsreiche Runde beeindruckende Ausblicke auf das Mittelmeer. Nach einer kurzen Einrollphase in der Ebene geht es hinauf zum Cap San Antonio. Die östlichste Landspitze der Iberischen Halbinsel bietet schöne Ausblicke übers Mittelmeer. Auf kleinen, einsamen Straßen geht es weiter durch die Felder zum Fuße des Cumbre del Sol. Hier gab es in den vergangenen Jahren immer wieder berüchtigte Bergankünfte der Vuelta de Espania.

Die Quälerei über die bis zu 20 Prozent steilen Rampen wird mit tollen Ausblicken belohnt. Von hier überblickt man das gesamte Hinterland, bei klarer Sicht sind sogar die Balearen-Inseln Formentera und Ibiza gut zu erkennen. Nach den Strapazen lohnt sich eine Mittagspause in der Eisdiele im Yachthafen von Moraira. Hier gibt es die besten und größten Eisbecher. Der Rückweg beeindruckt immer wieder mit Aussichten auf die felsige Küste und den Penion de Ifach, das Wahrzeichen des nahe gelegenen Calpe. Dann verlassen wir die Küste und rollen über leicht hügeliges Gelände durch das Jalontal und den Zitronenpass zurück zum Ausgangspunkt.

Strecke: : Dénia – Cap San Antonio – Cumbre del Sol – Moraira – Jalontal – Zitronenpass -Dénia

App, RennRad, Download, Banner

Jetzt die neue RennRad-App kostenlos downloaden!

Tour-Vorschläge an der Costa Blanca: 3. Die Königsetappe

140 Kilometer | 2300 Höhenmeter

Die Königsetappe der Region: Nach einem 20 Kilometer langen Einrollen ist zunächst der Coll de Rates zu überwinden. Wer möchte, kann hier seine Leistung per Stempelkarte am Stoppomaten dokumentieren. Zur Belohnung gibt es eine lange und kurvenreiche Abfahrt hinab nach Callosa. Von dort aus steigt das Gelände stetig über die nächsten 30 Kilometer an, bis man auf knapp 1000 Metern über dem Meer den Puerto de Confrides erreicht hat. Ein toller Anstieg: gute Straße, kein Verkehr und ein weiter Ausblick in die Landschaft.

Kurz darauf ist Benasau erreicht, dort bietet sich eine Mittagspause an. Hier sind 75 Prozent der Höhenmeter des Tages bewältigt. Beim Rückweg geht es überwiegend bergab zur Mittelmeerküste.

Costa Blanca Radsport, Banner

Mehr Informationen zu Costa Blanca Radsport gibt es hier.

Strecke: Dénia – Coll de Rates – Callosa – Puerto de Confrides – Benasau – Dénia

Dieser Artikel erschien in der RennRad-Ausgabe 1-2/2019. Hier geht es zu allen Inhalten und einem Bestelllink der Ausgabe.

Costa Blanca als Trainingsregion: Informationen zur Radsport-Reise

Costa Blanca, Reise, Radsport, Training

Fünf Prozent Steigung. Sauberer Asphalt, kein Verkehr. Die Sonne fühlt sich warm an auf der Haut. Blühende Mandelbäume, viel Rosa im satten Grün. Fünf Prozent Steigung – der Widerstand ist spürbar, doch nicht zu anstrengend. Mein Atem ist gleichmäßig und kontrolliert, aber schnell. Nach 20 Minuten bin ich oben: am Coll de Rates. Es ist der wohl meistgefahrene Berg des europäischen Radsport-Frühlings. Es ist so weit, obwohl ich eigentlich noch lange nicht so weit bin. 25 Grad Celsius: Sonne, Wärme, Höhenmeter. Alles passt, und doch passt es nicht. Es passt nicht zur Jahreszeit, nicht zu meinem Biorhythmus, nicht zu meiner Form, nicht zum Datum: Heute ist der 23. Januar. Seit drei Tagen bin ich hier, im gefühlten Sommer – an der Costa Blanca, in Dénia, am Mittelmeer.

Mehr Reisetipps aus der RennRad-Redaktion gibt es hier.

Costa Blanca: 30 Grad wärmer

Vor drei Tagen: minus fünf Grad in Deutschland. Schneechaos, zwei Stunden Warten auf dem Rollfeld. Drei Wochen nach dem Jahreswechsel – tiefster Winter in Bayern. Nach zweieinhalb Flugstunden: Frühling am Horn des spanischen Festlandes, zwischen Valencia und Alicante. Ein Kickstart in die Straßensaison, in den Sommer. 25 Grad plus.

Eigentlich bin ich noch nicht so weit. Die ersten Berge, die ersten Trainings in Kurz-Kurz, kommen zu früh. Die ersten Bräunungsstreifen an den Armen, an den Beinen, ein wenig Farbe im Gesicht. Vor allem: die ersten langen Anstiege.

Der Coll de Rates: Hier wollte ich hin. Seit Wochen ist dieser Berg mein Sehnsuchtsort an grauen Tagen, an denen der Schnee in der Stadt nach wenigen Stunden nur noch mehr Dreck, noch mehr Grau in den deutschen Winter-Alltag bringt. Der Coll de Rates liegt – unweit von Dénia, unweit von Calpe – mitten in der Provinz Alicante: Die Radprofis posten auf Instagram täglich Bilder von hier mit Bergen und Sonne.

RennRad, Abo, Mini-Abo, Banner

Jetzt die RennRad ohne Risiko testen! Zum Shop!

Coll de Rates, der Klassiker

Der Coll de Rates ist der Klassiker, der wohl meistgefahrene Berg der Region. Ein kleiner Hügel, manchmal im Etappenplan der Vuelta a Espana, ein wichtiger Ort in der Vorbereitung der neuen Rennsaison. Viele Profi-Teams – und auch viele Hobby-Sportler – ziehen die Costa Blanca für ein Frühjahrs-Trainingslager inzwischen den Baleareninseln vor. Das Wetter ist oftmals beständiger, die Streckenauswahl größer.

Auf der Abfahrt kommen sie mir entgegen: Astana, FDJ, Caja Rural. Die Fahrer der Profiteams, die sich auf die Rennsaison vorbereiten. Die einen unglaublich schnell im Wiegetritt, mit verzerrten Gesichtern und in gesprengten Gruppen. Die anderen ruhig, mit hoher Trittfrequenz und im Gespräch mit dem Teamkollegen in der Zweierreihe.

Die einen fahren den „Coll“ einmal, als Teil einer langen Tour. Die anderen wenden an der Passhöhe auf 620 Metern Höhe über dem Meer, das nur wenige Autominuten hinter felsig aufragenden Bergen liegt. Sattgrün sind diese Berge, die den Hang bewachsen. In der Ebene dominiert das Braun der Weinfelder, auf denen im Januar die Reben keine Trauben tragen.

Costa Blanca, Action, Berge

„Die ersten Berge, die ers­ten Trainings in kurz-kurz. Die ersten Bräunungsstreifen. ein wenig Farbe im Gesicht.“

Der Rollerberg

Die Fahrer schließen die Windwesten, fahren die sechseinhalb Kilometer wieder hinab, besprechen sich unten am Teamwagen und machen sich wieder an den Anstieg, auf in die nächste Wiederholung – „hill reps“. 340 Höhenmeter hat die Auffahrt von Parcent. Weniger als 14 Minuten brauchen die Profis dafür.

In die Bestenliste des Strava-Segments haben sich knapp 18.000 Sportler eingetragen. Auch deutlich analoger kann man seine Zeit messen. Am Fuße und am Gipfel des Anstieges steht ein Stoppomat, per Stempelkarte gibt er die Fahrzeit schwarz auf weiß.

App, RennRad, Download, Banner

Jetzt die neue RennRad-App kostenlos downloaden!

Hotel Los Caballos an der Costa Blanca

Mit aufgestellt hat den Automaten Burkhard Jost – seit 20 Jahren ist der ehemalige Schiffsbetriebsingenieur an der Costa Blanca zu Hause. Er kam als Gast ins Hotel „Los Caballos“ und kehrte nicht mehr nach Hamburg zurück. Heute betreibt er das „Los Caballos“ als Sporthotel – mit einem Pferdehof, wie der Name erahnen lässt. Außerdem leben hier: ein paar Hunde, ein Papagei, ein Hahn, der morgens schon vor den ersten Sonnenstrahlen kräht. Ansonsten: Ruhe.

Seit 2003 hat sich Burkhard Jost auf Radsport-Touristen spezialisiert. Trekkingbike, Mountainbike, inzwischen aber vor allem: Rennrad. Er holt seine Karte, zeigt mir die besten Strecken und jene Abschnitte, in denen ich garantiert auf Profiteams treffen werde. Mit seiner Agentur Costa Blanca Radsport (CBR) ist Jost einer der größten Guiding- und Radverleih-Anbieter in Dénia und der Region.

Auch viele andere Hotels arbeiten mit ihm zusammen. Jost selbst fährt im Jahr gut 14.000 Kilometer Rennrad – für sich selbst und für seine Gäste. Vor allem im Frühjahr und im Herbst sitzt er auf dem Rad. Der Juli und der August sind aus seiner Sicht die schlechtesten Monate zum Radfahren – denn dann ist es in der Gegend heiß und vor allem schwül.

Immobilienboom an der Costa Blanca Anfang der Neunziger

Groß, drahtig und braungebrannt steht Jost, Jahrgang 1964, im tiefsten Winter vor uns deutschen Touristen, die ihre Beine und Arme zum ersten Mal in dieser Saison an die Sonne, an die Luft lassen. Die seit Jahreswechsel kaum Höhenmeter gefahren sind. Er zeigt uns seine Leihrad-Garage, seine Werkstatt. Die Räder werden vor allem von Deutschen, Franzosen, Niederländern und Briten gefahren. Die Deutschen sind aus der Gegend kaum wegzudenken.

Anfang der 1990er-Jahre boomte der Immobilienhandel an der Costa. Vor allem Deutsche investierten in Ferienwohnungen oder Häuser, nicht wenige zog es dann ganz nach Spanien, vor allem nach ihrem Rentenbeginn. In manchen Orten machen deutsche Auswanderer ein Drittel der Bevölkerung aus. Wöchentlich erscheinen auf Deutsch die „Costa Blanca Nachrichten“, darin: Anzeigen von Immobilienhändlern und Fachanwälten für Erbrecht.

Josts Küchenchef Valentin serviert Oliven, Weißbrot und Aioli, als wir bei 25 Grad auf der Terrasse sitzen und die Touren planen. Ich wusste, dass es warm wird. Aber ich wusste nicht mehr, was warm heißt. Nach November, Dezember, Januar war Wärme etwas Abstraktes geworden. Jetzt ist sie greifbar, spürbar, fühlbar.

In den Sommer

Es war ungewohnt warm, als das Flugzeug der Linie Iberia landete. Es war ungewohnt, zum ersten Mal ohne Jacke, ohne Pul­lo­ver in der Sonne zu sitzen. Ungewohnt, aber gut. Genau wie die erste Fahrt auf dem Rad: Helm und Sonnenbrille auf, Sattelhöhe einstellen, Schuhe einklicken. Auf die Straße, treten. Fahrtwind an den Händen spüren, an den Armen, an den Beinen.

Auf meine längste Tour begleitet mich Samuel, einer der vielen Guides, mit denen Burkhard Jost arbeitet. Wir fahren morgens in Dénia los, es geht nach La Vall de Ebo, ins Orna-Tal, über den kleinen Orba-Pass ins Hinterland. Durch eine karge Landschaft, über trockene Flussbetten hinweg. In der Nähe der Küste tragen die Orangenbäume reife Früchte. Junge Männer in zerschlissener Kleidung verpacken die Ernte kistenweise in Lastwagen. Im Landesinneren kündigt sich die Mandelblüte an, die Bäume bringen rosafarbene Flecken in das Grün und Braun der Gegend.

Kaum motorisierter Verkehr

Samuel zeigt mir Weinberge, Terrassenlandschaften und Höhlen bei Pla de Petracos, in denen die Bauern einst Trauben zu Rosinen trocknen ließen. Und Höhlen, tief im Berg, die mit seltenem Schnee gefüllt wurden und in vorelektrischen Zeiten bis in die warmen Monate als Kühlschrank dienten. Für uns zählt heute jedoch: das Grau und Schwarz des Asphalts auf den überwiegend guten Straßen. Kaum Schlaglöcher, kaum Frostschäden, kaum Spurrillen, und vor allem: kaum motorisierter Verkehr.

Die Straßen sind fast überall recht breit, allen voran die Verbindung zwischen Benigembla und Castell de Castells. Zwölf Kilometer nahezu ohne Autoverkehr und mit einem fast perfekten, dunklen Asphaltbelag. Die Straße war einmal kleiner, schmaler, schlechter. Inzwischen ist sie in bestem Zustand. Burkhard erzählt mir, warum. Ausbesserungen standen an, für die Reparaturen fehlte aber Geld. Das gab es nur, wenn es sich um wichtige Verbindungsstraßen handelte – mit einer gewissen Breite. So wurde erst die Straße verbreitert, dann kam das Geld – die Radsport-Touristen sind dankbar für solche „Weitsicht“.

Schattiger Abschnitt

Viel Schatten liegt auf diesem Abschnitt, wir frösteln sogar, fahren nebeneinander und sind ansonsten alleine. Ab und an kommen uns andere Radsportler entgegen. Einsam oder in Gruppen, jung und alt, gemütlich oder sehr schnell. Achtsam sind die meisten Autofahrer ohnehin – Radfahrer ist man hier gewohnt, und Verkehrsschilder mahnen an eineinhalb Meter Sicherheitsabstand beim Überholen.

Nach der Hälfte der Strecke halten wir an und zelebrieren das spanische Trainingspausen-Ritual – weil es dazugehört und weil wir es brauchen: Wir setzen uns auf die Terrasse einer Bar, in einem ruhigen Dorf mitten im Hinterland. Schöne alte Häuser, kaum ein Mensch auf der Straße. Wir bestellen: Bocadillos, Weißbrot-Sandwiches mit Olivenöl, belegt mit Käse, Schinken, Omeletts, Tomaten. Danach: Café Solo, also Espresso, oder Café Cortado, ein kleiner Milchkaffee. Beliebt und weniger radsportgeeignet: der berühmte Café Tia Maria – Espresso mit einem Schuss Likör.

Anstieg zur Höhle Cueva del Rull

Nach dieser ersten Kaffeepause der Saison kommen die letzten 40 Kilometer der Runde. Jetzt geht es erst richtig los. Der Anstieg zur Höhle Cueva del Rull ist kurz, aber steil. Bis zu 18 Prozent Steigung – wir müssen aus dem Sattel gehen. Für uns ist dies eine Herausforderung, eine große Rampe. Für die Radprofis ist dieser Anstieg wohl kaum mehr als eine Bodenwelle.

„Es ist unmöglich, in dieser Gegend einen KOM zu gewinnen“, sagt Samuel und deutet auf seinen Radcomputer, der seine Fahrten für die Bestenlisten der Plattform Strava aufzeichnet. KOM steht für „King of the Mountain“, also denjenigen, der die Bestzeit an einem der Anstiege hält.

Costa Blanca, Zitat, Radsport-Reise

„Es ist unmöglich, hier ­einen KOM zu gewinnen.“

Auch Samuel wird es jetzt endlich, nach 200 Höhenmetern, warm – obwohl sich die rund 20 Grad Celsius von heute für ihn noch beinahe winterlich anfühlen. Ich trage kurze Hosen und ein kurzes Trikot. Samuel fährt in Armlingen, Beinlingen, langen Handschuhen und einer Windweste. Vor den Abfahrten zieht er jedes Mal noch seine lange Windjacke an.

Erste Berührung mit dem Sommer

Es geht weiter: leicht bergauf, leicht bergab. Kaum eine der vielen kurzen Steigungen hat mehr als fünf Prozent. Das wellige Terrain ist nicht allzu fordernd. Was mir sehr entgegen kommt, so früh im Jahr. Meine ersten Höhenmeter sind sanft, meine ersten Runden mit mehr als 100 Kilometern in diesem Jahr fahre ich hier, in der Wärme Spaniens. Umgeben von duftenden Orangen- und blühenden Mandelbäumen.

Dies ist meine erste Berührung mit dem Sommer, mit langen Bergen und Höhenmetern. Dies ist eine Flucht vor dem deutschen Winter. Ein Urlaub. Ein Erlebnis. Ein Aufladen der Batterien. Immer wieder.

RennRad, Ausgabe, Shop

Zum Shop!


Costa Blanca: Die Region

Costa Blanca, Region

Costa Blanca: Die Region

Costa Blanca – der Begriff steht für die Tourismusregion des 218 Kilometer langen Küstenabschnitts in der Provinz Alicante im Südosten Spaniens. Sie beginnt bei Dénia und reicht bis nach Pilar de Horadada im Süden. Bekannte Orte sind neben Alicante und Dénia vor allem Calpe und Benidorm. Viele Orte der Gegend sind im Sommer vom Massentourismus bevölkert. Von München oder Frankfurt fliegt man nur gut 2:20 Stunden nach Valencia oder Alicante. Auf Deutsche, Holländer, Briten und weitere Nationalitäten trifft man hier aber ganzjährig – die Gegend ist bei Auswanderern beliebt.

Bereits im Winter liegen die Temperaturen tagsüber meist bei mehr als 15 Grad. Mit rund 300 Sonnentagen im Jahr empfiehlt sich die Gegend als Trainingsregion. Das Profil ist meist wellig, die vielen Anstiege sind meist nur mäßig steil. Profiteams sind während der Saisonvorbereitung häufig auf den Straßen anzutreffen. Das Verkehrsaufkommen ist im Winter und im Frühjahr gemäßigt, der Straßenbelag meist sehr gut. Weitere Informationen: www.spain.info


Sporthotel Los Caballos an der Costa Blanca, Dénia

 

Los Caballos, Sporthotel

Das Sporthotel Los Caballos an der Costa Blanca

Das Sporthotel „Los Caballos“ in Els Poblets bei Dénia hat sich auf Urlaub für Radsportler spezialisiert. Der deutsche Mitbetreiber Burkhard Jost organisiert für seine Gäste Radsporturlaub aller Variationen: Die Angebote gibt es im Paket, vom Flughafentransfer über das Leihrad bis zur geführten Tour mit Begleitfahrzeug ist alles möglich. Mehrere deutschsprachige Guides betreuen Gruppen aller Leistungsstufen. Mit seiner Agentur Costa Blanca Radsport (CBR) bedient Jost auch andere Hotels in der Region. Weitere Informationen:

www.ferienoase.com | www.costablancaradsport.com