Monat: März 2020

Strade Bianche: Erlebnisbericht vom Granfondo in der Toskana

Granfondo Strade Bianche, Strade Bianche, Toskana

40 km/h – auf einem staubigen Schotterweg. Ein Knall. Ein Schmerz. Von einer Sekunde auf die andere. Ich weiß nicht, was gerade passiert, doch ich greife den Lenker fester, um die Spur zu halten. Instinktiv. Vor einer Sekunde fuhr ich zum ersten Mal an diesem Tag auf einen Schotterweg. Mit einem Rennrad, bei einem Granfondo, umgeben von schnellen Italienern.

Ich bog ein auf einen der schmalen Wege, die sich, mal mit grobem, mal mit feinem Kies, durch die Hügel der Toskana schlängeln, mal extrem steil mit 16, 17, 18 Prozent Steigung bergauf oder bergab, mal leicht ansteigend oder abfallend, mal flach. Immer wunderschön. Wie grüne, hohe, schlanke Statuen säumen Säulen-Zypressen die Wege. Sie machen die Schotterwege zu Alleen. Jetzt, etwa eine Sekunde später, weiß ich, dass ich heute zumindest eine Sache falsch gemacht habe.

Schotter & Schlaglöcher

Die Trinkflasche, der Flaschenhalter. Der raue Untergrund, das erste Schlagloch. Als ich nach etwa 20 Kilometern auf Asphalt an diesem Tag zum ersten Mal auf einen Schotterweg abbiege, bin ich schnell. Eine Linie markiert den Übergang vom Asphalt zum Schotter. Bis hierher trieb mich ein Hochgefühl an. Ich hatte mich auf einen harten Tag eingestellt, voller Motivation, voller Adrenalin. Der erste Formtest der Saison, in Deutschland lag noch Schnee.

Nach dem Start in Siena, um 8.30 Uhr, bei acht Grad Celsius, fühlte ich mich gut. Ich überholte Fahrer um Fahrer. Eine Sekunde, nachdem ich zum ersten Mal auf Schotter fuhr, also eine Sekunde, nachdem der Granfondo Strade Bianche richtig begonnen hatte, folgte die Ernüchterung. Mein Blick war auf das Hinterrad meines Vordermannes gerichtet, auf den Straßenverlauf, auf die Fahrer vor mir, die ich noch überholen wollte. Was passiert sein muss, habe ich nur gespürt.

Meine Trinkflasche saß zu lose im Carbon-Flaschenhalter. Die Erschütterung des ersten Schlaglochs katapultierte sie mit Wucht von unten gegen das Oberrohr, der Deckel sprang ab – mit einem Knall, von dem ich nicht weiß, wie er in dieser Situation entstehen kann. Die Flasche schlug gegen die Innenseite meines linken Knies. Nach zehn Sekunden lässt der Schmerz schon nach. Ich schaue nach vorne, auf die helle Erde mit den fast weißen Steinen unter mir, und fahre weiter.

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Granfondo Strade Bianche und Profi-Rennen

Das Kohlenhydrat-Elektrolyt-Getränk aus der Flasche verteilt sich über meine Beine und bildet die klebrige Grundlage für eine dicke Kruste aus Staub und Dreck, die sich während der 139 Kilometer des Tages an meinen Schienbeinen ansammeln wird. 31,4 Kilometer davon führen über die weißen, staubigen Schotterstraßen der Toskana, die dem Rennen seinen Namen geben: Strade Bianche.

Der Granfondo ist die bereits zehn Jahre ältere Radmarathon-Version des Profi-Rennens, das es erst seit 2007 gibt und seitdem mit jeder Ausgabe an Bedeutung gewinnt. 2017 wurde es in den Kalender der ersten Liga des Radsports aufgenommen: in die Reihe der UCI-WorldTour-Rennen. Gut besetzt war es schon zuvor: Dreimal gewann Fabian Cancellara auf den weißen Straßen der Toskana, neben ihm weitere Top-Fahrer wie Philippe Gilbert und Michał Kwiatkowski.

Mit dem Termin Anfang März ist es eines der ersten Rennen der Saison in Europa. Die Strecke des Granfondos ist die des Frauen-Profi-Rennens, das ebenfalls am Tag vor der Hobby-Version stattfand. Die kürzere Mediofondo-Strecke führt über 86,6 Kilometer.  21,6 Kilometer davon sind auf Schotterstraßen zu absolvieren.

Strade Bianche, Granfondo, Radmarathon

RennRad-Redakteur Johann Fährmann (l.) fuhr beim Granfondo Strade Bianche

Radsportgeschichte

Selbst viele der belgischen und französischen Fans akzeptieren das Rennen inzwischen in der Reihe der großen traditionsreichen Frühjahrsklassiker wie Paris–Roubaix und der Flandern-Rundfahrt. Denn der Charakter der Strecke ist ähnlich: Wie in Flandern und in der französischen „Hölle des Nordens“ geht es über schlechte Straßen, auf denen die Muskeln und das Material auf die Probe gestellt werden. Wie in den Ardennen sind kurze, steile Anstiege zu überwinden.

Um das Rennen zu gewinnen, sind die Fähigkeiten eines Klassikerspezialisten gefragt. Es zählen nicht allein eine kluge Mannschaftstaktik und ein gutes Watt-pro-Kilogramm-Körpergewicht-Verhältnis: Es geht um Mut, um Leidensfähigkeit, um das Bestehen gegen die Kälte, den Dreck und den Wind, es geht um den Kampfgeist.

Und es bleiben Eindrücke für die Fotoalben der Radsportgeschichte: spektakuläre, martialisch anmutende Aufnahmen. Heroische Bilder gibt es von jeder Ausgabe der Strade Bianche. Ist es trocken, dann begleitet das Peloton eine weiße Staubwolke, die vor allem von den Begleitfahrzeugen aufgewirbelt wird. Wer auf einem der Hügel in den Weinbergen der Toskana steht und auf die Passage der Rennfahrer wartet, der sieht bereits von Weitem, wie sich eine große Staubwolke annähert.

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Toskana ist ein Rennrad-Revier

Wie ein Tornado bewegt sich die Wolke der übrig gebliebenen Fahrer von ursprünglich knapp 150 gestarteten entlang des weißen Bandes, das sich kurvenreich durch eine Landschaft zieht, die hier schon so viel grüner ist als auf der Nordseite der Alpen. Die Toskana ist ein Rennrad-Revier. Hier um Siena reiht sich ein Hügel an den nächsten.

Doch man findet auch lange Anstiege. Etwa weiter östlich, in Richtung des Zwergstaats San Marino – so etwa den bis zu 27 Kilometer langen Passo della Calla. Rund 80 Kilometer südlich von Siena ragt ein erloschener Vulkan fast 1700 Meter hoch aus der Landschaft: der Monte Amiata. Die Daten der Auffahrt: 15 Kilometer, fast 1100 Höhenmeter. Auf Asphalt.

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Die Toskana ist ein Rennrad-Revier

Weiße Straßen: alles anders

Auf den weißen Schotterwegen sind kleine Ausgleichsbewegungen im Oberkörper nötig, um die Balance zu halten. Dann wenn man kleine Kurven fahren muss, um besonders große oder spitzen Steine fahren muss. Eine beinahe verkrampfte Körperspannung ist im Anstieg nötig, um die Traktion des Hinterrades zu erhalten, egal ob sitzend oder im Wiegetritt. Auf Schotter sind Zusatzfähigkeiten gefragt, um die Energie effizient in Vortrieb umzuwandeln.

Viele Antriebe der teuren, filigranen Rennräder quietschen bereits nach der Hälfte des Rennens wie alte Kaffeemühlen, weil sich der Staub in den Kettengliedern festsetzt wie zwischen den Zähnen der Athleten. Bei schlechtem Wetter, bei Nässe und Regen, wird das Rennen zu einer Schlammschlacht, bei der die Fahrer ihre von den vielen Spritzern verdreckten, längst nicht mehr durchsichtigen Brillen abnehmen und versuchen, durch die zugekniffenen Augen die sicherste Linie auf den sonst so weißen Straßen zu finden – auf Straßen, die auch „strade sterrate“, also Feldwege, genannt werden.

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Strade Bianche: Weinberge und weiße Straßen

Ich erlebe die Toskana trocken, bewölkt und bei 14 Grad Celsius – meine Knielinge ziehe ich an der ersten Verpflegungsstation aus, an der ich meine verbliebene zweite Trinkflasche neu auffülle. Mit meiner Weste und den Armlingen bin ich für das Rennen genau richtig gekleidet, um an den teilweise zehn Prozent steilen Anstiegen nicht zu überhitzen und in den Abfahrten nicht auszukühlen. Der Schock der „Flaschenexplosion“ hat meine Euphorie ebenso gedämpft wie die ersten Laktat-Rennschmerzen der noch so frühen Saison und die Schnappatmung, die sich einstellt, wenn der am Anschlag gefahrene Anstieg so viel länger ist als gedacht – und ich zudem immer wieder nach der optimalen Gewichtsverlagerung suche, damit das Hinterrad auf dem Schotter nicht ausbricht.

Fast 2000 Höhenmeter werden es sein, wenn ich das Ziel in Siena erreiche – auf der mittelalterlichen Piazza del Campo, wo zweimal jährlich der Palio ausgetragen wird, das traditionsreiche mittelalterliche Pferderennen, bei dem die 17 Contrade, die Stadtteile Sienas, gegeneinander antreten. Für das Rennen bringen die Sieneser eine festgestampfte Bahn aus Sand und Stein auf dem ovalen Stadtplatz auf. Sie bringen die Strade Bianche vom Umland hinein in die Stadt – in die Stadt, die neben Florenz als eine der schönsten und bei Touristen beliebtesten der Toskana gilt.

Anders als Florenz, wo die Baustile der Renaissance mit viel Marmor die Architektur prägen, ist die Altstadt von Siena beinahe konsequent gotisch, mittelalterlich errichtet. Während Florenz einen „weißen“ Eindruck hinterlässt, erscheint Siena rötlich braun, gröber, weniger verspielt, mittelalterlicher, rustikaler. In der jahrhundertelangen Auseinandersetzung mit Florenz geriet Siena im Mittelalter ins Hintertreffen, zudem raffte die Pest zwei Drittel der Bevölkerung dahin.

Schmale Reifen & Pannen

Ich finde immer besser in mein Rennen hinein und schätze, dass ich von den rund 5000 Fahrern, die gemeinsam mit mir auf der Strecke sind, einer der schnelleren sein könnte. Nach 50 Kilometern rechne ich nicht mehr mit einem Einbruch, ich fühle mich trotz meiner nur 25 Millimeter breiten Straßenreifen auf den Schotterstraßen sehr sicher. Immer öfter passiere ich Fahrer, die mit einem platten Reifen am Straßenrad stehen und den Schlauch wechseln, um weiterfahren zu können. Das macht mir keine Angst, das hat mit mir nichts zu tun, denke ich.

Müsste eine Sozialpsychologe in diesem Moment meine Einstellung zu den anderen Fahrern analysieren, er würde wohl den Third-Person-Effekt zum Vergleich nutzen – „Einen Platten haben heute nur die anderen“. Müsste ein Fahrradmechaniker meine Situation analysieren, er würde wohl einfach nur den Kopf schütteln. Und selbst der risikofreudigste Glücksspieler würde kaum einen Euro darauf setzen, dass ich es ohne Panne ins Ziel schaffe.

Aufgeschlitzter Reifen

Denn: Viele Schottersteine sind grob und spitz. Und meine Fahrweise ist nicht darauf ausgerichtet, das Material zu schonen und Pannen-Fallen zu umgehen. Ich will einfach nur schnell sein. Ich will ein Radrennen fahren. Und dann knallt es hinter mir. Ganz nah hinter mir. Es ist mein Hinterreifen. Er platzt, sofort ist die Luft entwichen. Ich schaffe es, in der Schotterabfahrt von 40 km/h abzubremsen, und komme zum Stehen, ohne andere zu gefährden. Die Wand meines Reifens ist aufgeschlitzt. Was ich nicht an meinem Leihrad habe: einen Ersatzschlauch.

Ich wandere, schiebe mein Rad die Strecke entlang. Unter meinen Carbonsohlen knirschen die Steine. Einige der Fahrer, die jetzt an mir vorbeirollen, sind mit Gravel-Bikes unterwegs. Breitere, robustere Reifen hätten dem Stein wohl mehr entgegensetzen können. Noch am Start habe ich mit anderen über die richtige Reifenwahl diskutiert. Jetzt bin ich mir sicher: Echte Stollenreifen sind für die Strade Bianche nicht unbedingt nötig. Aber ein zumindest 28 Millimeter breites Modell mit besonders gutem Pannenschutz und leichtem Profil sollte es schon sein. Die Nachteile durch den dadurch höheren Rollwiderstand hätte ich heute in Kauf genommen, wenn mir die Panne erspart geblieben wäre.

Ich komme an die Station eines Radreisen-Veranstalters. Der Mechaniker erkennt meine Not, er klemmt mein Rennrad in den Montageständer, tauscht den Schlauch aus und stellt mir mein Rad wieder fahrbereit hin. Er macht es wie selbstverständlich, will kein Geld dafür. Es fehlt nur noch, dass er mir auf mein Rad hilft und mich anschiebt, damit ich wieder ins Renngeschehen zurückfinde. Ich und die vielen anderen ambitionierten Starter sind nicht die Einzigen, die diesen Granfondo ernst nehmen. Radmarathons in Italien zeichnen sich nicht nur durch die starken Fahrer an der Spitze aus. Auch viele der im Mittelfeld und ganz hinten Fahrenden nehmen die Herausforderung sportlich.

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Carbon auf Stein

Heute ist Radrennen, also geben wir alles. Auch wenn der Schlauch in meinem Hinterreifen sich mit einer Wulst durch den Schnitt in der Karkasse drückt – es geht weiter. Von nun an rechne ich jeden Moment mit einer weiteren Panne, einem Unglück. Welchen Faktor könnte ich noch unterschätzt haben? Doch es geschieht keine weitere Panne. Und es folgt auch kein Einbruch, meine Frühjahrsform passt. Es ist eine Freude. Das Wintertraining hat sich gelohnt.

Von nun an kann ich einfach fahren. Ich finde Gruppen, mit denen ich schnell fahren kann. Immer wieder habe ich Windschatten, immer wieder gebe ich Windschatten. Neben den vielen Italienern sind auch viele Briten, Belgier und Niederländer auf der Strecke. Die Strade Bianche ist eines der großen Rennen des Frühjahres – nicht nur für die Profis.

Strade Bianche ist ein Abnutzungskampf

Bis zum Ziel überhole ich vor allem Fahrer, die nach meiner Panne an mir vorbeigezogen sind. Schließlich habe ich die acht Schotter-Sektoren durch die Crete Senesi, wie die Hügellandschaft südlich von Siena genannt wird, hinter mir. Der längste davon begann bei Monteroni d’Arbia, bei Rennkilometer 80, mitten in der Landschaft der Crete – 9,5 Kilometer Schotterstraßen, es ging überwiegend bergauf. Die größten Schwierigkeiten überwinde ich zum Schluss: auf den beiden letzten, kürzeren Gravel-Sektoren zum Colle Pinzuto und nach Tolfe hinauf bäumen sich Anstiege mit mehr als 15 Prozent Steigung vor mir auf. Viele Fahrer müssen hier – nachdem die Reifen ihrer Hinterräder die Traktion verloren – absteigen und schieben.

Nach fast 139 Kilometern bin ich zurück in Siena. Vom Ziel auf der Piazza del Campo trennt mich noch der letzte, gut 500 Meter lange und bis zu 17 Prozent steile Anstieg hinauf in die hoch gelegene Altstadt: die Via Santa Caterina. Hier sorgte der belgische Radprofi Wout Van Aert für einen bereits legendären Moment in der jungen Geschichte des Rennens. Beim Profirennen 2018 wuchtete er sein Rad mit unrunden Pedalumdrehungen in Schlangenlinien und völlig verdreckt über das nasse, rutschige Pflaster des steilen Anstieges. Er stürzte und schaffte es unter Krämpfen zurück auf das Rad – und wurde am Ende Dritter. Die Strade Bianche ist ein Abnutzungskampf. Wer hier ins Ziel kommt, hat es sich verdient. Die steilen Hügel, der grobe Schotter, der Dreck, der Zeitpunkt so früh in der Saison – hier „rollt“ niemand einfach so vom Start ins Ziel. Bei den Profis schafften es 2018 nur 53 Fahrer innerhalb des Zeitlimits ins Ziel.

Klassiker des Südens

Als ich im Ziel bin, stehe ich am Fuße des riesigen Stadtturms, des 102 Meter hohen Torre del Mangia, mitten im UNESCO-Weltkulturerbe, mitten in der Stadt, deren mittelalterlicher Charakter ihre Bewohner so konsequent erhalten haben, dass sie mir wie ein begehbares, autoverkehrsfreies, riesiges Museum erscheint. Ich denke zurück an das, was ich gerade erlebt habe. An die 139 Kilometer im Renntempo, an die Schotterwege. An die aus meinem Rahmen „gesprengte“ Trinkflasche. An den aufgeschnittenen Reifen. An meine Frühform. An meine Schienbeine, die von einer Kruste aus Schweiß, verspritztem Iso-Getränk und dem Staub der weißen Straßen bedeckt sind.

Es sind die Insignien eines Radrennfahrers in der Zeit der Frühjahrsklassiker: „belgian tan lines“. So nennt man die Dreckkante an den Oberschenkeln und oberhalb der Knöchel – bis dorthin bedecken die Abschlüsse der Radhosen und Socken die Haut. Farbstreifen, die nicht von der Sonne kommen, sondern vom Dreck der Straße. Wer von einer solchen Radfahrt zurückkommt, hat etwas erlebt. Im besten Fall einen Frühjahrsklassiker des Nordens – vielleicht den südlichsten von ihnen. In der Toskana, auf weißen, grauen, staubigen, schlammigen, dreckigen Straßen. Auf einigen der schönsten Straßen der Welt, auf den Strade Bianche.


Der Granfondo Strade Bianche

Seit 1997 gibt es den Radmarathon auf den Straßen rund um Siena, anfangs zunächst als „Eroica“-Veranstaltung für klassische Oldtimer-Rennräder. 2007 gab es erstmals ein Profi-Rennen auf den Strecken der „Crete Senesi“ genannten Region südlich von Siena. Seit 2017 ist das Profi-Rennen in der höchsten Klasse der UCI WorldTour geführt und seit 2015 gibt es das Rennen auch für die weiblichen Radprofis. Während die Männer eine Strecke von 180 Kilometern mit rund 50 Kilometern Schotterstraßen fahren, sind es für die Frauen 139,2 Kilometer, davon 31,4 Kilometer Schotter, verteilt auf acht bis zu 9,5 Kilometer lange Sektoren.

Die gleiche Strecke ist am Tag danach auch beim Granfondo zu fahren, wobei knapp 2000 Höhenmeter zu überwinden sind. Viele der kurzen steilen Anstiege werden durch den losen Untergrund auch technisch anspruchsvoll. Es gibt auch eine kürzere Mediofondo-Strecke: Sie beinhaltet auf 86,6 Kilometern 21,6 Kilometer Gravel-Abschnitte. Der Start ist an der Festung Fortezza Medicea in Siena, die Zielankunft auf dem mittelalterlichen Stadtplatz, der Piazza del Campo. 2020 findet der Granfondo am 10. März statt. Wer am Vortag anreist, kann auch das Profi-Rennen vor Ort sehen. Es gibt 6000 Startplätze, die je nach dem gewählten Anmeldezeitraum zwischen 75 und 85 Euro kosten. Alle weiteren Informationen gibt es auf der Website des Granfondo Strade Bianche.


Kleidungstipps für den Granfondo

Die richtige Ausrüstung kann beim Granfondo Strade Bianche einen großen Unterschied machen. Empfehlenswert ist es, nicht mit einfachen schmalen Straßenreifen zu starten. Mindestens 28 Millimeter Breite sowie ein verstärkter Pannenschutz und ein leichtes Profil bringen auf dem Schotter große Vorteile.

Viele Starter gehen aber auch mit Gravel-Bikes und mehr als 35 Millimeter breiten, stark profilierten Reifen an den Start. Zu Bedenken ist auch, dass der Staub, der Dreck und ein möglicher Steinschlag den Komponenten und einem Carbonrahmen schaden können. Es lohnt sich zu prüfen, ob die Flaschenhalter die Flaschen auch bei Erschütterungen fest am Rad halten und ob Satteltaschen auch auf den Gravel-Passagen fest am Sattel bleiben.

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Kleidungstipps für den Granfondo Strade Bianche

Auch in der Toskana kann es im Frühjahr noch sehr kühl sein. Ein kurzes Trikot und eine kurze Hose reichen häufig nicht aus. Eine Weste, Armlinge und Beinlinge können nötig sein. Wenn man neben dem kalten Wind zusätzlich Feuchtigkeit durch Regen oder Spritzwasser vom Körper fernhalten muss, können ein Allwettertrikot und Armlinge aus wasserabweisenden, windblockenden, aber atmungsaktiven Materialien die richtige Wahl sein. Im RennRad-Test bewährt sich seit Längerem das für diese Bedingungen entwickelte Fiandre-Material des italienischen Herstellers Sportful, der auch Sponsor des Granfondo Strade Bianche ist. Auch in unserem großen Test von Allwetter-Bekleidung ab Seite 76 dieser Ausgabe ist Sportful mit einem Fiandre-Trikot vertreten.

Soba-Nudeln mit Spargel, Garnelen und Zitronengras: Rezept von Bora-Hansgrohe

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Pasta gehört zum Radsport wie kein anderes Gericht. Damit das nicht eintönig wird, ergibt es durchaus Sinn, immer wieder nach leckeren und gesunden Variationen zu schauen. Die Soba-Nudeln mit Spargel, Garnelen und Zitronengras sind aus Buchweizen, somit glutenfrei und leichter verdaulich als Weizennudeln.

Zudem sind sie reich an hochwertigen Proteinen und Nährstoffen. Die Kombination aus Ingwer, Knoblauch, Zitronengras und Chili wirkt antientzündlich, antibakteriell, antioxidativ und stärkt das Immunsystem. So kommt man gesund und lecker durch die nasskalte Jahreszeit und der frisch-fruchtige Geschmack lässt den Frühling nicht mehr allzu fern erscheinen.

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Soba-Nudeln mit Spargel, Garnelen und Zitronengras: Die Zubereitung

  • Die Nudeln laut Anweisungen kochen, bis sie al dente sind. Dann abgießen und zur Seite stellen. Derweil die Hälfte des Öls in einer Pfanne erhitzen.
  • Die Garnelen dazugeben und eine Minute garen lassen, bis sie rosa sind, dann zur Seite stellen.
  • Die andere Hälfte des Öls erhitzen. Dann Ingwer, Knoblauch, Zitronengras, Chili und Frühlingszwiebeln dazugeben. Unter gelegentlichem Umrühren zwei Minuten lang braten. Den Spargel sowie den Babyspinat dazugeben und das Ganze rund 30 Sekunden lang fertig garen.
  • Die Tamarisauce, die Fischsauce und den Limettensaft dazugeben. Die Nudeln und die Garnelen in die Pfanne geben, durchmischen und weitere 30 Sekunden lang erhitzen. Mit dem Zwiebelgrün und dem frischen Koriander garnieren und mit Sesam bestreuen, danach sofort servieren.

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Bio-Zutaten für zwei Personen

  • 160 Gramm Buchweizen-Soba-Nudeln
  • 1 Esslöffel Kokosöl
  • 150 Gramm kleine rohe Garnelen, geschält
  • 1 Zentimeter großes Stück Ingwer, fein gehackt
  • 1 Knoblauchzehe, fein gehackt
  • 2 Stängel Zitronengras, nur den weißen Teil, fein gehackt
  • 1 rote Chilischote, fein gehackt, zum Abschmecken
  • 1 Bund Frühlingszwiebeln, weißer Teil in Scheibchen
  • 400 Gramm grüner Spargel, ohne Enden
  • 100 Gramm Babyspinat
  • 2 Esslöffel Tamari- oder Sojasauce
  • 1 Esslöffel Fischsauce
  • Saft von ein bis zwei Limetten

Zum Servieren:

  • 1 Handvoll frischer Koriander
  • Frühlingszwiebelgrün
  • 1 kleine Handvoll Sesamkörner

Weitere Profirezepte für Sportler vom Team Bora-Hansgrohe

Frittata mit Spinat und Feta
Pastasotto mit Pak Choi
Rafal Majkas Borschtsch
Dinkel-Pancakes mit Beeren und Honig
Tagliata
Hirsecanneloni mit Spinat und Feta
Teryaki-Hähnchen
Gegrillte Lachsforelle mit Quinoa
Kalbsröllchen mit Kräutersalat, Zitrusfrüchten und Manchego

WorldTour-Vorschau auf die Saison 2020: Teams, Wechsel, Favoriten

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Viel spricht dafür, dass es bei den kommenden Grand Tours primär zum Duell zweier Teams kommen könnte: Ineos versus Jumbo-Visma. Dafür sprechen etwa auch die Transfers dieser beiden WorldTour-Mannschaften – beide verpflichteten unter anderem einen Grand-Tour-Sieger. Das Team Ineos – in dessen Farben bereits die Tour-de-France-Gewinner Chris Froome, Geraint Thomas und Egan Bernal fahren – nahm den Sieger des Giro d’Italia 2019 unter Vertrag: Richard Carapaz. Jumbo-Visma gelang der wohl spektakulärste Transfer der Saison, jener von Tom Dumoulin. Der 29-jährige Giro-Sieger 2017 und Giro- und Tour-Zweite 2018 wechselte vom Team Sunweb zu Jumbo. Und damit zu jener Equipe, die sich zum Ineos-Herausforderer Nummer eins entwickelt. So gewann Primož Roglič 2019 die Vuelta, die Tour de Romandie und Tirreno–Adriatico und wurde Dritter beim Giro. Steven Kruijswijk wurde Dritter der Tour de France.

Eine spannende Frage, die beide Top-Teams betrifft, lautet: Wer wird der Kapitän bei der Tour de France? Und: Wie ergänzen sich die Leader? Kommt es zu dem Problem, dass es innerhalb eines Teams zu viele Häuptlinge und zu wenige Indianer gibt? Gerade der Wechsel des Ecuadorianers Carapaz zu Ineos erscheint als diskutabel. Warum wechselt ein erst 26-jähriger amtierender Giro-Sieger zu einem Team, das bereits drei Kapitäne hat? Und dazu noch den amtierenden Tour-de-France-Sieger, der zudem erst 23 Jahre alt ist?

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Die Situation bei Movistar und Deceuninck-Quick-Step

Die naheliegendste Antwort lautet wohl: Geld. Carapaz verließ jenes Team, das den wohl größten Umbruch erlebt: Movistar. Neben Carapaz verlor die spanische Equipe auch Nairo Quintana und Mikel Landa – und damit drei der vier Top-Fahrer. Von den arrivierten Leadern blieb nur der 39-jährige Ex-Weltmeister Alejandro Valverde im Team.

Das „neue Movistar“ wurde stark verjüngt. Als neuer Kapitän für die Rundfahrten wurde Enric Mas, 24, verpflichtet. Der Spanier hatte 2018 seinen Durchbruch, als er Zweiter bei der Vuelta wurde. In der Saison 2019 konnte er die hohen Erwartungen jedoch nicht ganz erfüllen.

Er kommt von einem Team, das – wie fast jedes Jahr – den Verlust einiger Top-Fahrer erlebt. Und das dennoch in den vergangenen Jahren stets die meisten Saisonsiege einfuhr und gerade bei vielen Klassikern kaum zu schlagen war: Deceuninck-Quick-Step. Neben Mas verlassen auch zwei weitere absolute Topstars des Radsports die Equipe: Elia Viviani und Philippe Gilbert. Der italienische Sprinter gewann 2019 elf Rennen – der belgische Ex-Weltmeister siegte bei einem Radsport-Monument: Paris-Roubaix. Wie immer wird Quick-Step diese Abgänge kompensieren.

Zu den Neuzugängen zählt auch ein junger Deutscher: Jannik Steimle. Der 23-Jährige kam vom österreichischen Team Vorarlberg Santic. Zunächst als Stagiaire – doch seine Leistungen brachten ihm einen Zweijahresvertrag bei dem belgischen Top-Team ein. Unter anderem gewann er das 1.1-Rennen Kampioenschap van Vlaanderen als Solist. Vom deutschen Team Bora-hansgrohe wechseln gleich zwei Fahrer zu Quick-Step: zum einen Shane Archbold, der wohl vor allem Helferaufgaben übernehmen wird, und zum anderen der Sprinter Sam Bennett, der die Nachfolge von Viviani antreten soll und dem auch bei einigen Klassikern viel zuzutrauen ist.

Nairo Quintana, WorldTour

Nairo Quintana wechselte zum Team Arkéa-Samsic

Wie sieht es bei Bora-hansgrohe und UAE Emirates aus?

Bei Bora-hansgrohe selbst hat man für die WorldTour 2020 einen weiteren jungen deutschen Rundfahrt-Spezialisten verpflichtet: Lennard Kämna. Der heute 23-Jährige feierte nach einer schwierigen Zeit in der Saison 2019 mit starken Leistungen bei der Tour de Suisse und der Tour de France seinen Durchbruch. Auch bei den weiteren Zugängen setzt man bei Bora vor allem auf Talent: Patrick Gamper und Ide Schelling sind Neo-Profis, Matteo Fabbro kommt von Katusha Alpecin, der Este Martin Laas vom Drittdivisionär Illuminate.

Schmerzhaft könnte der Verlust des Italieners Davide Formolo sein. Der Zweitplatzierte von Lüttich-Bastogne-Lüttich wechselt zum Team UAE Emirates. Dort setzt man weiter auf Top-Talente – nachdem sich im Vorjahr die Verpflichtung des jungen Slowenen Tadej Pogačar bereits mehr als bezahlt gemacht hat: UAE nahm sowohl den mehrmaligen U23-Zeitfahrweltmeister, den Dänen Mikkel Berg, als auch die beiden jungen Top-Bergfahrer Brandon McNulty und Andrés Ardila unter Vertrag. Ersterer gewann 2019 den Giro di Sicilia, Zweiterer den „Baby Giro“, eine der wichtigsten Rundfahrten für Nachwuchsfahrer.

Sunweb und Bahrain-McLaren

Das deutsch-niederländische Team Sunweb verpflichtete zwei deutsche Profis: Jasha Sütterlin kam von Movistar, Nico Denz von AG2R. Beide sind als starke Helfer in ihren bisherigen Teams bekannt – und könnten zukünftig vielleicht mehr eigene Chancen bekommen. Gleich sieben Neoprofis werden bei Sunweb 2020 ihre Chance bekommen. Darunter sind mit Martin Salmon und Felix Gall auch ein Deutscher und ein Österreicher. Das größte Talent könnte jedoch ein erst 19-jähriger Belgier sein: Ilan Van Wilder. Er wurde in seinem ersten U23-Jahr bereits Dritter der wichtigsten Rundfahrt dieser Altersklasse, der Tour de l’Avenir. Auf die Helferdienste von Johannes Fröhlinger wird Sunweb künftig verzichten. Der Gerolsteiner erhielt kein neues Vertragsangebot und beendete nach 13 Jahren seine Profilaufbahn.

„Groß eingekauft“ hat das Team Bahrain-McLaren, auch wenn Superstar Vincenzo Nibali das Team verlassen hat, um – gemeinsam mit seinem Bruder Antonio – künftig für Trek-Segafredo Erfolge einzufahren. Ganz oben steht für den Italiener ein weiterer Sieg beim Giro d’Italia. Dafür will er auf die Tour de France verzichten. Dort will Bahrain-McLaren künftig mit Mikel Landa und Wout Poels, die von Movistar beziehungsweise Ineos kamen, punkten. Beide waren schon Edelhelfer von Tour-Siegern – und haben selbst die Klasse, um eine Top-Platzierung zu fahren. Nach vielen Querelen nicht mehr im Team ist der australische Zeitfahr-Weltmeister Rohan Dennis. Er wechselte zum Team Ineos. Inwiefern er dort seine „PS“ auf die Straße bringen wird, ist eine von vielen spannenden Fragen der Saison 2020.

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Deutsche Hoffnungen in der WorldTour 2020

Als neuer Top-Sprinter wurde der Routinier Mark Cavendish verpflichtet. Ob der Brite jedoch noch einmal an seine enormen früheren Erfolge anknüpfen kann, erscheint fraglich. Als sein neuer Anfahrer soll der Österreicher Marco Haller agieren, der von Katusha Alpecin kam. Beim Team CCC erhält ein junger deutscher Fahrer seine Chance in der WorldTour: Georg Zimmermann. Der 22-jährige Bergspezialist empfahl sich unter anderem mit einem 5. Platz bei der Tour de l’Avenir und dem 12. Platz im WM-Rennen. CCC hat auch den starken Klassementfahrer Ilnur Zakarin eingekauft, der von Katusha Alpecin zum polnischen Team kommt. Ein weiterer neuer Topfahrer in der Equipe ist der Italiener Matteo Trentin, Vize-Weltmeister von Yorkshire.

Das belgische Team Lotto-Soudal hat gleich zwei Hochkaräter für die Klassiker verpflichtet: Philippe Gilbert und den Deutschen John Degenkolb. Allerdings ließ man auch den starken Klassikerfahrer und Allrounder Tiesj Benoot zum Team Sunweb ziehen.

Das Team Katusha Alpecin wird aus dem Profizirkus verschwinden. Die Lizenz ging an das Team Israel Start-Up Nation, das zukünftig als Zusatz den Namen Katusha führen wird. In deren Trikots werden 2020 drei deutsche Profis fahren: Rick Zabel, André Greipel und Nils Politt. Der Paris-Roubaix-Zweite von 2019 peilt seinen ersten großen Klassikersieg an.

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WorldTour 2020: Die Teams im Überblick

  • AG2R La Mondiale
  • Astana Pro Team
  • Bahrain-McLaren
  • Bora-hansgrohe
  • CCC Team
  • Cofidis Solutions Crédits
  • Deceuninck-Quick-Step
  • EF Education First
  • Groupama-FDJ
  • Israel Start-Up Nation
  • Lotto-Soudal
  • Mitchelton-Scott
  • Movistar Team
  • NTT Pro Cycling Team
  • Team Ineos
  • Team Jumbo-Visma
  • Team Sunweb
  • Trek-Segafredo
  • UAE Team Emirates

Wichtige Wechsel vor der WorldTour-Saison 2020

Name Altes Team Neues Team
Winner Anacona Movistar Arkéa-Samsic
Sam Bennett Bora-hansgrohe Deceuninck-Quick-Step
Pello Bilbao Astana Bahrain-McLaren
Richard Carapaz Movistar Ineos
Mark Cavendish Dimension Data Bahrain-McLaren
Rohan Dennis Bahrain-Merida Ineos
Tom Dumoulin Sunweb Jumbo-Visma
Davide Formolo Bora-hansgrohe UAE Team Emirates
Philippe Gilbert Deceuninck-Quick-Step Lotto-Soudal
Marco Haller Katusha Alpecin Bahrain-McLaren
Kristoffer Halvorsen Ineos Education First
Mikel Landa Movistar Bahrain-McLaren
Enric Mas Deceuninck-Quick-Step Movistar
Vincenzo Nibali Bahrain-Merida Trek-Segafredo
Wout Poels Ineos Bahrain-McLaren
Nairo Quintana Movistar Arkéa-Samsic
Matteo Trentin Mitchelton-Scott CCC
Elia Viviani Deceuninck-Quick-Step Cofidis
Ilnur Zakarin Katusha Alpecin CCC

Deutsche Fahrer in der WorldTour 2020

Name Altes Team Neues Team
Pascal Ackermann Bora-hansgrohe Bora-hansgrohe
Niklas Arndt Team Sunweb Team Sunweb
Phil Bauhaus Bahrain-Merida Bahrain-McLaren
Emanuel Buchmann Bora-hansgrohe Bora-hansgrohe
Marcus Burghardt Bora-hansgrohe Bora-hansgrohe
John Degenkolb Trek-Segafredo Lotto-Soudal
Nico Denz AG2R Team Sunweb
Simon Geschke CCC CCC
André Greipel Arkéa-Samsic Israel Start-Up Nation
Juri Hollmann Neo Movistar
Lennard Kämna Sunweb Bora-hansgrohe
Max Kanter Sunweb Sunweb
Roger Kluge Lotto-Soudal Lotto-Soudal
Christian Knees Ineos Ineos
Jonas Koch CCC CCC
Paul Martens Jumbo-Visma Jumbo-Visma
Tony Martin Jumbo-Visma Jumbo-Visma
Marco Mathis Cofidis Cofidis
Christoph Pfingsten Bora-hansgrohe Jumbo-Visma
Nils Politt Katusha Alpecin Israel Start-Up Nation
Jonas Rutsch Neo EF Education First
Martin Salmon Sunweb Sunweb
Maximilian Schachmann Bora-hansgrohe Bora-hansgrohe
Andreas Schillinger Bora-hansgrohe Bora-hansgrohe
Michael Schwarzmann Bora-hansgrohe Bora-hansgrohe
Rüdiger Selig Bora-hansgrohe Bora-hansgrohe
Marcel Sieberg Bahrain-Merida Bahrain-McLaren
Jannik Steimle Neo Deceuninck-Quick-Step
Florian Stork Sunweb Sunweb
Jasha Sütterlin Movistar Sunweb
Max Walscheid Sunweb Dimension Data
Rick Zabel Katusha Alpecin Israel Start-Up Nation
Georg Zimmermann Neo CCC

Neue Profis: Top-Talente der WorldTour 2020

Quinn Simmons | 18 | USA | Trek-Segafredo

Er wurde in einer dominierenden Manier Junioren-Weltmeister und gewann drei der vier Rundfahrten, bei denen er startete. Körperlich ist er extrem weit. Simmons überspringt die U23-Klasse und startet gleich nach den Junioren in der WorldTour. Wird er ein zweiter Remco Evenepoel?

Quinn Simmons, WorldTour

Quinn Simmons ist eines der Top-Talente in der WorldTour 2020

Ilan Van Wilder | 19 | Belgien | Team Sunweb

Noch 2018 war er der stärkste Helfer des alles überragenden Remco Evenepoel. 2019, in seinem ersten U23-Jahr, wurde er bereits 3. der Tour de l’Avenir, 7. der Ronde de l’Isard, 4. des GP Priessnitz. Ein starker Rundfahrer und Allrounder.

Tobias Foss | 22 | Norwegen | Jumbo-Visma

Er ist der Sieger der Tour de l’Avenir. Der Norweger wurde auch 4. der Le Triptyque und 6. des WM-Straßenrennens. Ein ausgeglichener Rundfahrer und Allrounder.

Clément Champoussin | 21 | Frankreich | AG2R La Mondiale

Er gewann den Giro delle Regioni, war 4. der Tour de l’Avenir und 3. der Ronde de l’Isard. Ein Berg- und Rundfahrer.

Andrés Ardila | 20 | Kolumbien | UAE Emirates

Er hatte keine internationalen Ergebnisse vorzuweisen, bis er 2019 den berühmten „Baby Giro“ mit vier Minuten Vorsprung gewann. Es war ein kolumbianischer Dreifachsieg.

Mikkel Bjerg | 21 | Dänemark | UAE Emirates

Er ist dreimaliger Zeitfahrweltmeister der U23-Klasse. Zudem gewann er die Le Triptyque. Ein Zeitfahrer, der sich zum Klassikerspezialisten entwickeln könnte.

Darum ist die Tour de France 2020 so hart wie lange nicht


Weitere Top-Talente – Riders to watch – eine Auswahl

  • Andrea Bagioli | 20 | Italien | Deceuninck-Quick-Step
  • João Almeida | 21 | Portugal | Deceuninck-Quick-Step
  • Mauri Vansevenant | 20 | Belgien | Deceuninck-Quick-Step
  • Stefan Bissegger | 21 | Schweiz | EF Education First
  • Einer Rubio | 21 | Kolumbien | Movistar
  • Ethan Hayter | 21 | Großbritannien | Ineos
  • Antonio Tiberi | 18 | Italien | Trek-Segafredo
  • Andrea Piccolo | 18 | Italien | Team Colpack (CT)
  • Magnus Sheffield |17 | USA | Nationalteam | Junioren

RennRad 4/2020: Alle Inhalte der aktuellen Ausgabe

RennRad 4/2020, Ausgabe, RennRad, Heftinhalt

Dieses Heft enthält einen der größten Radtests, den wir je für das RennRad-Magazin erarbeitet haben. Er umfasst: 23 Rennräder. Deren Gemeinsamkeit: Sie gehören einer Preisklasse an, in der auch ambitionierte Radsportler fast alles finden, was sie suchen: Leichtgewicht, Aerodynamik, Komfort, Robustheit und noch vieles mehr. All diese sehr unterschiedlichen Eigenschaften sind in diesem Testfeld vertreten – dafür haben wir 23 Bestseller-Räder bis 3000 Euro getestet.

Doch es gibt noch mehr Zahlen, die diese RennRad zu einer besonderen Ausgabe machen. Zum Beispiel die 16. So viele Seiten enthält dieses Magazin extra – gratis. In Form eines herausnehmbaren Sonderheftes zu einem wichtigen Thema: Training. Dieser Beileger enthält sieben Trainingspläne, die sich an Hobbyathleten aller Leistungsstufen richten – vom Einsteiger bis zum ambitionierten Radmarathon-Spezialisten.

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RennRad 4/2020: Die aktuelle Ausgabe im Shop bestellen

RennRad 4/2020: Top-Events 2020

Dazu passt auch die nächste Zahl, die diese RennRad-Ausgabe charakterisiert: 63 – so viele Radrennen und -marathons umfasst unser Kalender mit den Top-Rennrad-Events 2020.

Zwei lange, harte, schöne, besondere Herausforderungen schildern wir in unseren Reportagen: ein 312 Kilometer langer Radmarathon über die Radsportinsel schlechthin, Mallorca, und das kalte, heroische, dreckige Kontrastprogramm in der „Hölle des Nordens“: das Hobbyrennen über die brutalen Kopfsteinpflaster-Wege von Paris-Roubaix. Unvergessliche Erlebnisse.

Verlosung: Jetzt einen Leeze-Laufradsatz im Wert von 599 Euro gewinnen!

Alle Inhalte der RennRad 4/2020 auf einen Blick

In der Rubrik „Jedermann“

Auftakt: Menschen, Szene, Geschichten
News, Informationen und Leitartikel: Wandel – Bewegung und Radsport -Trends im digitalen Zeitalter

Inselrunde: 312 Kilometer auf Mallorca
Mallorca extrem: Reportage vom Langstrecken-Radmarathon & Analyse der Wattwerte von Top-Fahrern

Selbstversuch: Mythos Paris-Roubaix
Kopfsteinpflaster und Radsport-Tradition im Wald von Arenberg. Ein schmerzhafter Selbstversuch

Event-Kalender: Top-Radmarathons 2020
Die schönsten, längsten härtesten Radmarathons    und Jedermann-Rennen des Jahres. Der Überblick

Top-Touren: Klassiker-Anstiege & Ardennen
Hügel und Radsport-Kulturgut im Dreiländereck: Die Top-Strecken der Frühjahrsklassiker & Tourentipps

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In der Rubrik „Teststrecke“

Auftakt: Neuheiten für Radsportler
Laufräder, Reifen, Räder aus dem 3D-Drucker: Neuheiten von Felt, Campagnolo, Castelli und mehr

Radtest: 23 Bestseller unter 3000 Euro
Meistgekauft: 23 Räder unter 3000 Euro im Test. Mit Rädern von Basso, Canyon, Rose, Storck und mehr

Preiswert: Helme unter 100 Euro im Test
Die Preis-Leistungs-Kategorie: 15 günstige Helme. Der große Test mit Vergleich und Kaufberatung

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In der Rubrik „Training“

Auftakt: Wissen, Tipps und Rezepte
Studie: Linderung bei Parkinson durch Radfahren. Plus: Rezept – Essen wie die Bora-Hansgrohe-Profis

Wissen: Krafttraining für Ausdauer-Athleten
Mehr Kraft: Der Einfluss von Kraftsport auf den Hormonhaushalt. Studien, Tipps und Trainingspläne

Training: Talent, Intervalle, Trainingsideen
Gleiche Voraussetzungen? Die Bedeutung von Talent. Analyse, Tipps & individuelles Training

Radmarathon-Training: Fit im Frühjahr
Fehler und Risiken beim Formaufbau. Tipps und Trainingspläne vom Radmarathon-Experten

Ernährung: Gesundheit & mehr Leistung
Fast Food: die richtige Ernährung für eine Leistungssteigerung. Analyse und Tipps

Triathlon-Kolumne: Von null auf Ironman
Premiere auf der Langdistanz: Der Weg zum Ironman. Plus: Aerodynamik – das Wettkampfrad

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In der Rubrik „Peloton“

Profiradsport: Analyse & Fakten
Renntermine im April, Vorstellung der Vuelta-Route und die Rückkehr von Bjarne Riis

Das deutsche Top-Team Bora-Hansgrohe
WorldTour: Auf dem Weg zur Nummer Eins? Emanuel Buchmanns Tour-de-France-Ambitionen

Deutsches Top-Talent: Lennard Kämna
Zeitfahr-Experte und Kletter-Spezialist: Der deutsche Rundfahrten-Hoffnungsträger im Porträt

Klassiker-Legende: Paris-Roubaix
Die Hölle des Nordens, die Königin der Klassiker. Einblicke in das härteste Rennen der Welt

Analyse: Die Top-Sprinter der Niederlande
Bahnradsport: Kraft und Geschwindigkeit. Die Top-Bahn-Nation in der Analyse. Einblicke

Hintergrund: Das Training eines Neuprofis
Deutscher Neo-Profi: Training, Alltag und Leistungsdaten. Einblicke in das Team Movistar

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In der Rubrik „Reise“

Geheimtipp: Ruhe, Sonne, Berge auf Zypern
Hügel, Berge, Küste – Radsport in der Natur. Reisetipps und die besten Strecken der Insel

TRAININGS-EXTRA: 16 SEITEN GRATIS
12 Wochen: Trainingspläne für Berufstätige

Bestseller-Rennräder 2020 im Test: 23 Räder unter 3000 Euro im Vergleich

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Die Preise für die Topmodelle der Hersteller sind in den vergangenen Jahren quasi explodiert – auf oft mehr als 10.000 Euro. Einen Preis, für den man einen Neuwagen bekommen kann. Oder fast 1,5 – der Dacia Sandero mit 75 PS kostet ab 7290 Euro. Bekommt man angesichts dieser Preisentwicklung in Richtung Unendlich nun auch in den mittleren Preisklassen weniger Rennrad für sein Geld? Nein. Für 2500 bis 3000 Euro bekommt man heute extrem ausdifferenzierte Räder. Räder, die ganz verschiedene Stärken haben – zwischen den beiden Eigenschaftspolen „sportiv-renntauglich“ und „komfortabel“. Bestseller-Rennräder.

23 Bestseller-Rennräder im Test

Marke Modell Preis Prädikat
Liv Langma Advanced 2 Disc 2049 Euro
Orbea Avant M30 2299 Euro
Giant TCR Advanced 1 Disc 2399 Euro
Storck Aernario.2 CompTestbrief 2399 Euro Testsieger
Cube Agree C:62 Race 2499 Euro
KTM Revelator Alto Pro 2499 Euro
Radon Spire Disc 9.0 2499 Euro Preis/Leistung
Scott Addict 10 Disc 2499 Euro
Argon 18 Gallium Classic 2560 Euro Race-Tipp
Airstreeem TT One RoadTestbrief 2599 Euro
Canyon Ultimate CF SL Disc 8.0 2599 Euro Kauf-Tipp
Lapierre Xelius SL 600 2599 Euro
Merida Mission Road 4000Testbrief 2599 Euro
Specialized Tarmac Disc Sport 2599 Euro
Wilier Triestina Cento1NDR 2700 Euro
Trek Émonda SL 6 Disc 2749 Euro
Basso Venta Disc 2750 Euro Race-Tipp
Look 765 Optimum Disc 2799 Euro
Rose X-Lite Four Disc Ultegra 2799 Euro Kauf-Tipp
R Raymon Raceray 8.0 2899 Euro
BMC Roadmachine 02 Three 2999 Euro
Focus Izalco Max Disc 8.7 2999 Euro
Poison Exogen 2999 Euro

Die ausführlichen Tests zu allen 23 Bestseller-Rennrädern lesen Sie in der RennRad 4/2020. Hier können Sie die Ausgabe als Print oder E-Paper bestellen.

Die getesteten Besteller-Räder in Bildern

Liv Langma Advanced 2 Disc, Liv, Test, Kaufberatung

Liv Langma Advanced 2 Disc

Orbea Avant M30, Test, Kaufberatung

Orbea Avant M30

Giant TCR Advanced 1 Disc, Test, Kaufberatung

Giant TCR Advanced 1 Disc

Storck Aernario.2 Comp, Bestseller, Test

Storck Aernario.2 Comp

Cube Agree C:62 Race, Test, Kaufberatung

Cube Agree C:62 Race

KTM Revelator Alto Pro, Bestseller, Kaufberatung, Test

KTM Revelator Alto Pro

Radon Spire Disc 9.0, Test, Kaufberatung, Bestseller

Radon Spire Disc 9.0

Scott Addict 10 Dict, Bestseller, Test

Scott Addict 10 Dict

Argon 18 Gallium Classic, Test, Kaufberatung, Bestseller

Argon 18 Gallium Classic

Airstreeem TT One Road, Test, Bestseller

Airstreeem TT One Road

Canyon Ultimate CF SL Disc 8.0, Bestseller, Rennrad, Test

Canyon Ultimate CF SL Disc 8.0

Lapierre Xelius SL 600, Bestseller-Rennräder, Test

Lapierre Xelius SL 600

Merida Mission Road 4000, Bestseller-Rennräder, Test, Kaufberatung

Merida Mission Road 4000

Specialized Tarmac Disc Sport, Test, Kaufberatung

Specialized Tarmac Disc Sport

Wilier Triestina Cento1NDR, Bestseller, Test

Wilier Triestina Cento1NDR

Trek Émonda SL 6 Disc, Bestseller-Rennräder, Test

Trek Émonda SL 6 Disc

Basso Venta Disc, Bestseller, Test

Basso Venta Disc

Look 765 Optimum Disc, Bestseller, Test, Kaufberatung

Look 765 Optimum Disc

Rose X-Lite Four Disc Ultegra, Test, Bestseller, Kaufberatung

Rose X-Lite Four Disc Ultegra

R Raymon Raceray 8.0, Bestseller-Rennräder, Test, Kaufberatung

R Raymon Raceray 8.0

BMC Roadmachine 02 Three, Bestseller, Test, RennRad 4/2020

BMC Roadmachine 02 Three

Focus Izalco Max Disc 8.7, Test, Bestseller

Focus Izalco Max Disc 8.7

Poison Exogen, Test, Bestseller, Kaufberatung

Poison Exogen

Bestseller-Rennräder: Das leichteste Rennrad im Testfeld

Ganz klar auf der sportlichen agilen Seite der Skala ist etwa das Storck Aernario.2 Comp. Es ist mit seinen 6,95 Kilogramm Gesamtgewicht, in der Größe M, das mit Abstand leichteste Rad des Testfeldes.

Somit sorgt es gerade bergauf für einen hohen Fahrspaß und bietet ein extrem direktes Beschleunigungsverhalten. Und das für einen auch in diesem Testfeld sehr attraktiven Preis von 2399 Euro. Ebenfalls voll renntauglich sind etwa das 7,69 Kilogramm leichte Canyon Ultimate CF SL Disc 8.0 und das rund 170 Gramm leichtere Rose X-Lite Four Disc Ultegra. Beide überzeugen durch ein sehr direktes, agiles Fahrverhalten, eine eher tiefe, aber nicht zu extreme Sitzposition sowie einen steifen hochwertigen Rahmen.

Anders als das Storck sind die Race-Modelle von Canyon und Rose mit Scheibenbremsen ausgestattet. Bei den Ausstattungstrends in diesem Testfeld ist offensichtlich, dass die Scheiben- die Felgenbremse immer weiter verdrängt.

RennRad 4/2020: Die Inhalte der Ausgabe im Überblick

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Bestseller: Race- & Allround-Räder

Somit erscheint die Bremsfrage in der Bestseller-Kategorie als fast schon entschieden: Die Mehrheit der Räder in diesem Testfeld ist mit Scheibenbremsen ausgestattet. In einem vergleichbaren Test im Jahr 2019 hielt sich das Verhältnis zwischen Scheiben- und Felgenbremsen noch die Waage, diesmal lautet das Ergebnis: 19 zu vier zugunsten der Disc.

Wer im mittleren bis hohen Preissegment an den Kauf eines Felgenbremsenmodelles denkt, hat in jeder neuen Saison weniger Auswahl. Bei den verbauten Gruppen dominieren zwei Modell: die Shimano-Ultegra und die -105.

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Touren, Fahrkomfort, Allround-Eigenschaften

Am anderen Ende der Skala zwischen einer Race- und einer Komfortausrichtung liegt etwa das Radon Spire Disc 9.0. Es ist auf lange Touren, Fahrkomfort und Allroundeigenschaften ausgelegt. Mit seinen 28 Millimeter breiten Continental-Grand-Prix-Reifen erlaubt es sogar Abstecher auf Schotter- und Feldwege. Auch bei der Reifenwahl ist anhand dieses Testfeldes ein Trend zu beobachten: hin zu mehr Breite. 28-Millimeter-Modelle sind an sechs der Testräder verbaut.

Am Scott Addict 10 Disc kommen 30 Millimeter breite Schwalbe-One-Reifen zum Einsatz und am Merida Mission Road 4000 sogar 32 Millimeter breite Continental Ultra Sport. Die Gründe für diesen Trend: Viele Radsportler suchen keine Spezialisten unter den Rennrädern, sondern Generalisten, ergo: Das eine Rad für alle Einsatzzwecke. Sei es für das Pendeln zur Arbeit, Langstrecken, Mehrtagestouren oder Radmarathons. Auch solche Modelle sind in diesem Testfeld vertreten. So etwa das Merida Mission Road. Dessen Basis ist der Rahmen des Merida-Cyclocross-Modells CX. Die maximale Reifenbreite beträgt 42 Millimeter. Im Test überzeugte das Konzept. Das Merida kommt dem einen „Rad für alle Fälle“ sehr nah.

Bestseller-Rennräder unter 3000 Euro: Highlights und Details

Aero-Optimierung, Bestseller

Aero-Optimierung: Der Rahmen des Airstreeem wurde für den Zeitfahr- und Triathloneinsatz entwickelt. Er ist aus hochwertigen Toray-Carbonfasern gefertigt und mit einem Gewicht von 1360 Gramm in der Größe M vergleichsweise leicht. Das maximal freigegebene Fahrergewicht beträgt 120 Kilogramm.

Felgenbremsen, Bestseller

Felgenbremsen: Wilier lieferte das Cento1NDR als Modell mit Scheibenbremsen. Doch der Rahmen bietet zugleich ungewöhnlicherweise die Option, Direct-Mount-Felgenbremsen zu montieren. Das Rad der italienischen Marke überzeugt durch seine komfortorientierte Ausrichtung sowie durch seine gute Ausstattung.

Verwindungssteif, Bestseller

Verwindungssteif: Der Rahmen des Gallium Classic von Argon 18 erwies sich im Test als besonders steif. Er überzeugte mit einer klassischen Geometrie, Leichtgewicht und einer enorm direkten Kraftübertragung dank des Horizontal-Dual-Systems, bei dem die unteren Bereiche des Carbonahmens verstärkt wurden.

Kabel, Züge, Bestseller-Test

Kabel & Züge: Vollständig integrierte, innen verlegte Kabel und Züge bieten nur wenige Modelle in der Preisklasse bis 3000 Euro. Bei vielen Modellen, wie hier am Liv, sind die Leitungen zu sehen. Hinsichtlich der Optik und der Aerodynamik ist das nicht immer optimal, die Wartung wird dadurch jedoch oft einfacher.

Einheit, Bestseller

Einheit: Canyons Aerocockpit-Lenker-Vorbau-Einheit soll mehr Steifigkeit und eine bessere Aerodynamik bieten. Bei einer Geschwindigkeit von 45 km/h sollen gegenüber einer klassischen Vorbau-Klemmverbindung 5,5 Watt gespart werden können. Der Ergonomie überzeugte, wenngleich die Einstellmöglichkeiten etwas begrenzt sind.

Sitzstreben, Rennrad-Test

Sitzstreben: An immer mehr Rahmen setzen die Sitzstreben sehr tief an. Dies ermöglicht oftmals einerseits einen steiferen Hinterbau und mehr Wendigkeit und andererseits mehr Flex und damit Sitz-Komfort. Besonders gelungen ist dies am sehr überzeugenden, vielseitigen Tarmac Disc Sport des US-Herstellers Specialized.

Krafttraining für Radsportler: Trainingseffekte, Studien, Wissenschaft

Krafttraining, Neues aus der Forschung, Wissen ist Macht

„Never skip leg day“ – lasse den Trainingstag, an dem die Beine dran sind, nicht aus. So lautet ein Sprichwort in der Bodybuilder- und Fitness-Szene. Und diese „Weisheit“, das zeigen viele Forschungsergebnisse, enthält viel Wahres. Der Nutzen von Krafttraining zur Ergänzung des Radtrainings wird seit vielen Jahren kontrovers diskutiert. Früher nahm man an, dass sich das Krafttraining negativ auf die Ausdauerleistung auswirken könne. Diese Annahme erscheint inzwischen als weitgehend entkräftet.

Denn es gilt als wissenschaftlich gesichert, dass mit radsportspezifischen Kraftübungen, insbesondere für die Beine, Leistungsreserven gehoben werden können. Bis Anfang der 2000erJahre wurde von vielen Profis und Amateuren ein vermeintliches Krafttraining auf dem Rad betrieben: das sogenannte K3- oder KmR-Training – „Kraft-mit-Rad“.

Heute weiß man: Diese Trainingsmethode, bei der mit wenigen Pedalumdrehungen und einer Intensität unterhalb der anaeroben Schwelle gefahren wird, kann nicht als Krafttraining angesehen werden. Denn der Kraftaufwand ist viel zu gering, um die gewünschten Trainingseffekte hervorzurufen. Selbst wenn man nur mit einer Trittfrequenz von 50 Umdrehungen pro Minute trainiert und K3-Intervalle von nur fünf Minuten Dauer gefahren werden, käme man am Ende auf 250 Umdrehungen beziehungsweise Wiederholungen. Im Vergleich dazu wird ein Krafttraining mit dem Ziel, Muskelaufbau zu betreiben, mit acht bis zwölf Wiederholungen – und zwei bis vier Sätzen – bis zur Erschöpfung durchgeführt.

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Schwachpunkte

Will man seine Maximalkraft ohne eine Gewichtszunahme erhöhen, absolviert man beim sogenannten IK-Training sogar nur eine oder zwei Wiederholungen pro Satz – dafür aber mit dem maximalen Gewicht. Dieses Training hat das Ziel, die intramuskuläre Koordination zu verbessern und dadurch zu einem Kraftzuwachs ohne Muskelwachstum zu führen. Verglichen dazu ist der Effekt der muskulären Anpassung beim Radtraining gering. Ein spezifisches Krafttraining bietet für Ausdauerathleten, für Radfahrer im Besonderen, noch einen weiteren Vorteil: Im Kraftraum kann und sollte man gezielt an den „traditionellen Radsportler-Schwachpunkten“ arbeiten: der Halte- und Stützmuskulatur.

Neben diesen weithin bekannten Vorteilen, die ein Krafttraining Radsportlern bieten kann, wirkt sich ein solches ergänzendes Training auch auf andere Bereiche positiv aus. So etwa auf den Hormonhaushalt. Besonders die Konzentrationen des Sexualhormons Testosteron und des Stresshormons Cortisol können durch verschiedene Kraft-Trainingsformen beeinflusst werden.

Testosteron

Testosteron, das wichtigste männliche Sexualhormon, kommt zwar bei beiden Geschlechtern vor, tritt bei Männern allerdings in deutlich höheren Konzentrationen auf. Bei Frauen wird das Hormon in den Eierstöcken, bei Männern in den Hoden produziert. Zusätzlich versorgen die Nebennieren den Körper mit kleinen Mengen des Hormons.

Der Transport im Blut erfolgt größtenteils mithilfe von Transporteiweißen, die das Hormon an sich binden. So gelangt es zu den Organen und kann dort seine Wirkung entfalten. Androgene Hormone wie Testosteron beeinflussen bei Männern die Ausbildung und Reifung der primären und sekundären Geschlechtsmerkmale. Zudem steigert Testosteron das sexuelle Verlangen, den Antrieb, aber auch aggressives Verhalten. Bei beiden Geschlechtern sorgt das Hormon für die Zunahme der Muskelmasse und der Kraft.

Testosteron ist am Aufbau der Knochen beteiligt – es schützt somit vor Osteoporose. Bei älteren Menschen ist ein niedriger Testosteronspiegel mitursächlich für den Knochenschwund. Testosteron ist auch für das Immunsystem und die Regeneration von großer Bedeutung. Es trägt zur Erholung bei. Auch nach Krankheiten oder Verletzungen erfolgt die Rehabilitation mit einem vergleichsweise hohen Testosteronspiegel schneller.

Zudem ist das Hormon an der Produktion beziehungsweise der Vermehrung roter Blutkörperchen beteiligt. Der damit verbundene verbesserte Sauerstofftransport ist ein entscheidender Leistungsfaktor in Ausdauersportarten. Auch deshalb stehen die Sexualhormone auf der Dopingliste. Dem Tour-de-France-Sieger im Jahr 2006, Floyd Landis, wurde sein Sieg wegen Testosteron-Dopings wieder aberkannt.

RennRad 4/2020: Die Inhalte der Ausgabe im Überblick

Hormon-Gleichgewicht

Der hormonelle „Gegenspieler“ des Testosterons ist das Cortisol. Es wird in der Nebenniere gebildet. Im Gegensatz zum Testosteron wirkt Cortisol katabol – es aktiviert abbauende Stoffwechselvorgänge, um dem Körper mehr Energie zur Verfügung zu stellen. So ist Cortisol am Fettstoffwechsel, am Proteinumsatz und an der Regulation des Kohlenhydrathaushaltes beteiligt. Aufgrund der Beteiligung an der Proteinbiosynthese wirkt das Hormon dem Muskelaufbau entgegen.

Neben der Wirkung auf den Stoffwechsel hemmt Cortisol Schmerz- und Entzündungsreaktionen, aber auch die Immunabwehr. Zu hohe Konzentrationen führen zu einem verstärkten Abbau von Muskelprotein und Knochenmasse sowie einem vermehrten Aufbau von Körperfett. Dauerhaft erhöhte Cortisolwerte gehen einher mit klassischen Überlastungssymptomen wie chronischer Erschöpfung, erhöhter Ruheherzfrequenz und erhöhtem Blutdruck. Das Burn-out-Syndrom wird ebenso mit chronischem Hypercortisolismus assoziiert. Testosteron und Cortisol können als hormonelle Gegenspieler betrachtet werden, deren Konzentration auf einem kontinuierlichen Niveau gehalten werden sollte, um die normale Funktion des Stoffwechsels, die Regeneration und die körperliche Leistungsfähigkeit zu gewährleisten.

Effekte, Hormonhaushalt, Training, Krafttraining

Welche Effekte hat Training auf den Hormonhaushalt?

Trainingseffekte

Wie wirkt sich Sport auf den Testosteron- und Cortisolspiegel aus? Körperliche Aktivität hat im Allgemeinen zunächst einen positiven Effekt auf den Hormonhaushalt. Die Konzentration von Cortisol kann vermindert werden. Gerade bei ambitionierten Ausdauersportlern ist der Trainingsstress allerdings aufgrund des hohen Trainingsaufwands häufig sehr hoch. Diese langen Ausdauerbelastungen können auf Dauer zu einem Rückgang des Testosteron- und einem Anstieg des Cortisollevels führen.

So konnte die Technische Universität Dresden in einer 2012 durchgeführten Studie erhöhte Cortisol-Konzentrationen in den Haarproben von Ausdauersportlern nachweisen. Getestet wurden 304 Amateursportler aus den Ausdauerbereichen Langstreckenlauf, Triathlon und Radsport. Zudem wurden 70 untrainierte Testpersonen als Kontrollgruppe hinzugezogen.

Neben der Analyse der Haarproben wurden Angaben der Sportler über das Trainingspensum und die Trainingsintensität ausgewertet. Die Ergebnisse zeigten nicht nur erhöhte Durchschnittswerte des Cortisolspiegels in den Haarproben der Sportler, sondern auch einen Zusammenhang zwischen dem Trainingsaufwand und dem erhöhten Cortisolwert: Je höher der Trainingsaufwand war, desto höher fielen die Stresshormonwerte aus. Ausdauersportler, die durch ihren Trainingsalltag einem dauerhaft erhöhten Stresslevel ausgesetzt sind, sollten demnach versuchen, auf natürlichem Weg den Hormonhaushalt zu regulieren.

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Krafttraining & Hormonproduktion

Dass Krafttraining die Testosteronausschüttung erhöhen kann, ist unumstritten – doch welche Art von Training wirkt sich wie aus? Grundsätzlich gelten kurze hochintensive Einheiten als besonders effizient. Welche Übungen dabei zu bevorzugen sind, untersuchten Forscher der Universität für angewandte Wissenschaften in Düsseldorf zusammen mit Kollegen aus Köln und Wiesbaden. Das Ziel der Studie war es, herausfinden, ob es einen Unterschied in der hormonellen Reaktion zwischen zwei mehrgelenkigen Übungen – einer für die Bein- und einer für die Oberkörpermuskulatur – gibt.

Als Übungen wurden die Kniebeuge und das Bankdrücken ausgewählt. Beide stellen komplexe Bewegungsabfolgen von großen Muskelgruppen dar. Für die Studie wurden 13 männliche gut trainierte Athleten untersucht. Sie führten je fünf Sätze mit zehn Wiederholungen und mit 75 Prozent ihres Maximal-Gewichts durch. Vor, während und nach dem Training sowie mit einem zeitlichen Abstand von 45 Minuten danach, wurden die Cortisol- und Testosteronwerte im Blut bestimmt.

Die Ergebnisse: Beim Kniebeugen-Training wurde ein signifikanter Anstieg des Testosterons vom Trainingsbeginn bis zum Ende festgestellt. Auch verbesserte sich das Verhältnis von Testosteron zu Cortisol. Das Bankdrücken zeigte keinerlei signifikante Veränderung. Die Konklusion: Das Krafttraining der Beinmuskulatur scheint einen deutlich größeren Effekt auf die Hormonproduktion zu haben als ein Oberkörpertraining. Dies kann allerdings auch daran liegen, dass bei der Kniebeuge auch die Rumpfmuskulatur zur Stabilisation beansprucht wird – und somit deutlich mehr Muskeln an der Übung beteiligt sind als beim Bankdrücken.

In der RennRad-Ausgabe 4/2020 erhalten Sie das Spezial „Training für Berufstätige“ kostenlos dazu. Hier können Sie die Ausgabe als Print oder E-Paper bestellen. Außerdem erhalten Sie das Magazin am Kiosk.


Trainingsideen: Mehr Kraft

Für Radsportler, die ein hohes Trainingspensum durchführen, ist es zu empfehlen, ein bis zwei Einheiten pro Woche im Kraftraum zu absolvieren. Als Basisübung eignet sich die Kniebeuge nicht nur wegen der Ähnlichkeit der Übung zur Tretbewegung, sondern auch deshalb, weil sie dazu beitragen kann, den Hormonhaushalt auszugleichen.

Allerdings ist es ratsam, den Trainingsplan nicht zu überladen, da sonst möglicherweise zu viel Trainingsstress aufgebaut wird und sich dies auf Dauer wiederum ungünstig auf die Hormonproduktion auswirken würde.

  • Das Warm-up: 15 – 20 Minuten Warm-up: Spinning Bike, Seilspringen, Liegestütze, Klimmzüge etc.
  • Der Ablauf: 3 – 8 Übungen für verschiedene Muskeln, je nach Trainingslevel und -ziel
  • Ziel Muskelaufbau: 3 – 8 Sätze mit je 8 – 12 Wiederholungen. 50 – 70 % der Übungsbestleistung. Satzpause: 1 Minute.
  • Ziel intramuskuläre Koordination: 1 – 4 Sätze mit je 1 – 3 Wiederholungen. 80 – 100 % der Übungsbestleistung. Satzpause: je 1 – 2 Minuten.
Training, Trainingsideen, Krafttraining

Trainingsideen für Radsportler


Krafttraining: Übungen

Kniebeugen

Sie beanspruchen die Haupt-Muskelgruppen des Unterkörpers, die auch beim Radfahren enorm wichtig sind. Auch die Beinstreckung und Hüftbeugung ähneln der Bewegung auf dem Rad. Kniebeugen sorgen für mehr Kraftentfaltung auf den Pedalen und sind daher beim Maximalkrafttraining unverzichtbar.

Kreuzheben

Es beansprucht fast die gleichen Muskelgruppen wie die Kniebeugen. Zusätzlich wird jedoch auch der untere Rückenbereich, oftmals die Schwachstelle von Radfahrern, sehr stark aktiviert.

Bankdrücken

Es beansprucht die Oberkörpermuskulatur, die auf dem Rad vor allem bei Abfahrten, Unebenheiten und bei der Kurventechnik so wichtig ist. Als IK-Maximalkrafttraining nur mit einem Trainingspartner ausführen.

Unterarmstütz

Das statische Training der Haltemuskulatur des Oberkörpers, also das Halten einer bestimmten Position wie der Planke für rund 20 Sekunden bis zu einer Minute: Das Ganze wird ergänzend zu den dynamischen Übungen der Beinmuskulatur eingesetzt.

Saisonauftakt und Trainingslager: Trainingstipps vom zweifachen Ötztaler-Sieger

Stefan Kirchmair, Ötztaler, Trainingstipps, Saisonauftakt

Radfahren, essen, schlafen: Das Leben dreht sich um das Radfahren. Was für Radprofis Alltag ist, erleben viele Freizeitathleten zumindest an einigen Tagen oder Wochen im Jahr – im Trainingslager. Hier stehen für viele das Kilometersammeln und die ersten längeren Ausfahrten der Saison auf dem Plan. Damit das Trainingslager die optimalen Leistungszuwächse bringen kann, gilt es, bestimmte Fehler nicht zu begehen – und einige Grundregeln zu befolgen. Denn viele dieser Fehler sind einfach zu vermeiden.

Im Fokus des ersten Trainingslagers der Saison sollte die Grundlagenausdauer stehen. Erstmals seit längerer Zeit folgen einige längere Touren an mehreren Tagen aufeinander. Das birgt einige Tücken: Oft ist die Motivation sehr groß und das angeschlagene Tempo zu hoch. Nach zwei bis drei Tagen stellt sich dann oft eine starke Ermüdung ein. Das Treppensteigen fällt schwerer und gegen Ende des Trainingslagers ist man oft froh, dass es nun überstanden ist.

RennRad 3/2020: Alle Inhalte der Ausgabe

Mehr Ausdauer

Das Ziel des Trainingslagers ist jedoch in der Regel nicht die völlige Ausbelastung – sondern vielmehr die Entwicklung des Stoffwechsels und die Anpassung des Bewegungsapparates an die längeren Belastungen. Muskeln, Sehnen und Gelenke bereiten bei den ersten langen Ausfahrten häufig Probleme. Sind sie die langen und hohen Belastungen noch nicht gewöhnt, sollte man die ersten Tage besonders ruhig angehen.

Trotz der oft angenehmen Temperaturen in den südlichen Trainingslagerzielen sollte man an Knielinge, Armlinge, eine Weste oder an andere wärmende Kleidungsstücke denken. Denn oft ist eine Überlastung in Kombination mit einer Auskühlung die Ursache für ungewollte Ruhetage im Trainingslager. Auch die Sitzposition hat oft einen Anteil an solchen Beschwerden – Leihräder oder die Sitzhöhe des im Flugzeug transportierten Rades sollte man möglichst genau einstellen und nachjustieren.

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Intervalle & Gruppentraining

Statt sich im Windschatten von zu schnellen Gruppen durch eine Tour zu kämpfen, ist es oft ratsamer, die Gruppe ziehen zu lassen und etwas langsamer im eigenen Grundlagentempo zu fahren. Ziele wie etwa eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 30 km/h oder eine bestimmte Anzahl an Tages- oder Wochenkilometern sind hinsichtlich des Trainingsaufbaus meist weniger sinnvoll und können sogar zu zu großen Umfängen verleiten.

Die Gefahr dabei lautet: Übertraining. Wichtiger ist es, die eigenen Trainingsbereiche einzuhalten und sich vorwiegend im Bereich der Fettverbrennung, auch genannt GA1 oder L2, zu bewegen. So erreicht man in der Regel am besten den gewünschten Trainingseffekt der Ökonomisierung. Oft werden auch Intervalle in die langen Trainingseinheiten eingebaut. Das führt zur Vermischung der angestrebten Trainingsreize. Je nach Trainingszustand kann das zwar erwünscht sein, doch für die meisten Freizeitathleten ist das erste Trainingslager noch zu früh, um Bestzeiten an beliebten Anstiegen wie dem Puig de Randa oder zum Kloster Lluc aufzustellen – wenn man auf Mallorca ist.

Wer Intervall-Trainings fahren möchte, sollte das nicht an zu vielen Tagen hintereinander tun. Hier ist es auch wichtig, gut auf seinen Körper zu hören, um sich nicht zu überlasten. Sinnvoll ist es, sich während der ersten Tage des Trainingslagers so zu zügeln, dass man sich von Tag zu Tag steigern kann. Hier gilt es, an der Tourenplanung anzusetzen und an den ersten beiden Tagen bewusst kürzer und auch in besonders moderatem Tempo zu fahren. Im Laufe der Woche wird sich diese Disziplin aber sicher lohnen – wenn man auch die letzten Touren des Trainingslagers noch effizient und sinnvoll trainieren kann.

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Ruhetage planen & einhalten

Wie im Alltags-Training gilt: Auch im Trainingslager sind Ruhetage extrem wichtig. Ein Aufenthalt von einer Woche lässt sich gut in zwei Trainingsblöcke mit einem dazwischen liegenden Ruhetag einteilen. Dieser sollte dann je nach Verlauf des Trainings und möglicherweise auch des Wetters geplant und auch eingehalten werden.

In den meisten typischen Orten für Trainingslager lässt sich auch abseits der Straßen einiges entdecken, was man auf dem Rad nur teilweise wahrnimmt. Die langen Ausfahrten sind wichtig – doch das richtige Dehnen und Ausgleichsübungen gehören ebenso dazu. Wie zu Hause sollte man auch im Trainingslager die Zeit nutzen und gezielt an seiner Beweglichkeit arbeiten. Oft lohnt es sich, eine halbe Stunde kürzer zu fahren und sich dafür ausreichend zu dehnen.

Trotz aller Motivation und Zielstrebigkeit gilt: Das Trainingslager sollte für Freizeitsportler auch ein Urlaub sein und man sollte zumindest mental entspannen und Energie für den Alltag sammeln. Ausreichend Schlaf und Pausen während der Ausfahrten, um die Umgebung zu genießen, sollte man sich gönnen. Denn nach dem Trainingslager geht es weiter – idealerweise auf einem höheren Niveau und motiviert für eine noch lange, erfolgreiche Saison.

Einen detaillierten Trainingsplan für ein vierwöchiges Aufbautraining für einen idealen Saisonauftakt finden Sie in der RennRad 3/2020. Hier können Sie die Ausgabe als Print oder E-Paper bestellen.


Stefan Kirchmair ist zweifacher Ötztaler-Radmarathon-Sieger und Radtrainer mit A-Lizenz. Seine Renn- und Trainings-Erfahrungen gibt er gerne weiter. Für Fragen stehen er und sein Team zur Verfügung. Mehr zu ihm gibt es auch auf www.kirchmair-cycling.com sowie auf der entsprechenden Facebookseite.

Ausdauertraining: Trainingsinhalte, Pläne, Hintergründe, Methoden

Ausdauertraining, Trainingstipps, Training

Viel hilft viel? Grundlage bedeutet Monotonie? Diese überlieferten „Trainingsweisheiten“ sind falsch. Natürlich gilt weiterhin: Radfahren kommt von Radfahren. In Relation zu den meisten anderen Sportarten bleibt der Radsport trainingsintensiv. Doch in der Trainingswissenschaft hat sich in den vergangenen Jahren extrem viel bewegt. Dank dieser Erkenntnisse kann das Ausdauertraining für viele – und auf allen Leistungsniveaus, vom Einsteiger bis zum Profi – deutlich abwechslungsreicher und zeiteffizienter gestaltet werden.

Im Winter lautet die oberste Priorität für viele Radsportler: Kilometersammeln. Diese Grundlage soll das Fundament für die kommende Saison bilden. Der Grundlagenbereich „GA1“ liegt zwischen 50 und 74 Prozent der individuellen anaeroben Schwelle. Mit diesen langen ruhigen Ausdauereinheiten soll die Basis der Höchstleistung in der Saison gelegt werden. Ohne dieses Fundament ist es kaum möglich, bei langen Rennen und Radmarathons im Sommer Topleistungen abzurufen.

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„Das Ausdauertraining“ gibt es nicht

Die gute Nachricht ist: „Das Ausdauertraining“ gibt es nicht. Es ist immer ein individuelles – und es kann extrem vielseitig gestaltet werden. Die Diskussionen unter Trainingswissenschaftlern sind endlos – und noch längst nicht beendet. Zusammengefasst stehen zwei Trainingskonzepte im Mittelpunkt: HIIT versus HVT. Ergo: High-Intensity Interval Training gegen High Volume Training. Zu Deutsch: kurzes intensives Intervalltraining gegen langes ruhiges Grundlagentraining.

Bei Letzterem bewegt man sich in der Regel im wenig intensiven Bereich unterhalb der sogenannten „Laktatschwelle“, also bei rund 60 bis 75 Prozent der maximalen Sauerstoffaufnahme. Beim HIIT hingegen absolviert man typischerweise kurze Intervalle – mit einer Dauer von 30 Sekunden bis zu acht Minuten – bei einer Intensität von 90 bis 100 Prozent der maximalen Sauerstoffaufnahme. Die Pausengestaltung variiert je nach der Länge des Intervalls zwischen einer und fünf Minuten.

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Ruhig vs. intensiv

Die Effekte: Ein langes Grundlagentraining verbessert das muskuläre Zusammenspiel, die Anzahl und Größe der Mitochondrien – der „Kraftwerke“ der Zellen – und die Enzyme des ATP- beziehungsweise Kohlenhydrat-Stoffwechsels. Dadurch können Energiereserven besser verarbeitet und länger aufrechterhalten werden. Zu den weiteren wichtigen Anpassungen zählen eine herabgesetzte Herzfrequenz durch ein vergrößertes Schlagvolumen, eine verbesserte Kapillarisierung und eine Steigerung des Hämoglobinwerts. Dadurch kann mehr Sauerstoff im Blut transportiert werden, was zu einer Leistungssteigerung beiträgt. Zudem passen sich die roten „langsamen Ausdauer-Muskelfasern“ des Typs I so an die Belastung an, dass sie auch bei höheren Intensitäten effizienter arbeiten.

Das hochintensive HIIT-Training dagegen wirkt stärker auf die „schnellen“ weißen Typ-II-Muskelfasern. Die Effekte auf das Herz-Kreislaufsystem sind – laut einiger Studien – denen des Grundlagentrainings sehr ähnlich, teilweise sogar besser. Doch bei der Interpretation dieser Ergebnisse sollte man eines beachten: Die meisten dieser Studien werden mit untrainierten Probanden durchgeführt – bei diesen sind die Anpassungen erwartbar größer. So haben etwa Forscher der kanadischen McMaster-Universität die Effekte von Grundlagen- und Intervalltraining miteinander verglichen. Sie ließen ihre Probanden während sechs Wochen entweder HIIT oder im Grundlagenbereich trainieren. Die Trainingsinhalte: vier bis sechs 30-sekündige Sprints mit vierminütigen Pausen dreimal wöchentlich gegenüber 40 bis 60 Minuten Grundlagentraining mit 65 Prozent der maximalen Sauerstoffaufnahme fünfmal wöchentlich. Das Ergebnis: Das Level an oxidativen Enzymen, die mit einer verbesserten Energiegewinnung einhergehen, nahm bei beiden Trainingsgruppen in gleichem Maß zu.

Die Intensitätsfrage beim Ausdauertraining

Für Intervalle gilt in der Regel: je kürzer, desto härter. Der Frage nach den Effekten verschiedener Intervalldauern gingen Forscher der Universität Lillehammer in Norwegen nach. Sie verglichen die Auswirkungen von „traditionellen“ Fünf-Minuten-Intervallen im Entwicklungsbereich mit denen von nur 30-sekündigen High-Intensity-Intervallen. Die Probanden, 16 gut trainierte Radsportler, wurden in zwei Gruppen eingeteilt. Beide absolvierten je ein zehnwöchiges Intervall-Trainingsprogramm. Eine Gruppe fuhr pro Einheit viermal fünf Minuten und leistete dabei im Durchschnitt 324 Watt pro Intervall. Die andere leistete bei den nur 30 Sekunden kurzen Intervallen durchschnittlich 363 Watt.

Der „Workload“ und die wahrgenommene Anstrengung waren bei beiden Gruppen gleich. In den abschließenden Leistungstests zeigte sich, dass die Probanden der HIIT-Gruppe ihre aerobe Leistungsfähigkeit um durchschnittlich 8,7 Prozent gesteigert hatten. Jene der EB-Gruppe zeigten keine signifikanten Leistungsverbesserungen.

Zwar ließen diese eine Verbesserung in der Leistungsabgabe von fünf Prozent erkennen – jedoch lag der Leistungszuwachs der HIIT-Trainierenden deutlich höher: bei zwölf Prozent. In dem durchgeführten 40 Kilometer langen Abschlusszeitfahren war ihre Durchschnittsleistung ebenfalls um zwölf Prozent höher als vor der Trainingsphase. Die EB-Gruppe zeigte hier eine Verbesserung von nur vier Prozent.

In der Praxis hat sich längst bestätigt, dass es nicht heißen sollte HIIT versus HVT, sondern HIIT und HVT. Also lang und ruhig und kurz und hart. Auf die optimale Mischung kommt es dabei an. Denn beides ergänzt sich hervorragend. Dies haben nicht nur Studien gezeigt, sondern auch die praktischen Erfahrungen vieler Top-Athleten der WorldTour wie der Jedermann- und der Radmarathonszene.

Polarized Training, Schwellentraining, Training, Ausdauertraining

Zwei zentrale Trainingsmethoden: Polarized Training und Schwellentraining

Polarized Training

Die beiden Trainingsformen schließen sich nicht aus oder stehen in Konkurrenz zueinander, sondern wirken zusammen – als sogenanntes „polarisiertes“ oder „Polarized“ Training. Eine grobe Regel lautet: 80 Prozent des Umfangs sollten im Grundlagenbereich und 20 Prozent im intensiveren und HIIT-Bereich absolviert werden. In einer groß angelegten Studie wurden 48 Ausdauer-Athleten – Triathleten, Skilangläufer, Läufer und Radsportler – verschiedenen neunwöchigen Trainingsprogrammen unterzogen.

Die Ergebnisse: Die größten Zuwächse bei der aeroben Leistungsfähigkeit erzielten jene Sportler, die nach der Polarized-Training-Methode trainiert hatten – 11,7 Prozent im Durchschnitt. Mit großem Abstand folgt die High-Intensity-Interval-Gruppe – mit einer Verbesserung um 4,8 Prozent. Auch bei den Parametern Maximalleistung und Zeit bis zur Erschöpfung verbesserten sich die polarisiert trainierenden Athleten klar am stärksten: um 17,8 Prozent im Vergleich zu einer Verbesserung von 8,8 Prozent in der HIIT-Gruppe – und zu keinen signifikanten Zuwächsen bei den vorrangig nach der Grundlagenmethode trainierenden Sportlern.

Schwellentraining

Dem Polarized Training steht eine weitere Trainingsmethode gegenüber: das Schwellentraining.

Bei dieser Methode sind die Einheiten so gewählt, dass sie fast ausschließlich zwischen den beiden Laktatschwellen stattfinden. Das Schwellentraining ist damit dauerhaft intensiv. Belastungen in wenig intensiven sowie in hochintensiven Trainingsbereichen finden kaum statt. Die Effektivität des Schwellentrainings ist wissenschaftlich bewiesen – jedoch ist diese Methode physisch wie psychisch enorm fordernd. Das Training wird von den meisten früher oder später als zu anstrengend und langweilig empfunden. Der polarisierte Ansatz sorgt für deutlich mehr Abwechslung, ist mental weniger hart und so auf Dauer besser durchzuhalten. Und: Das Risiko, in den Übertrainingsstatus zu geraten, ist bei einem dauerhaften Schwellentraining deutlich größer, und zwar dann, wenn die Regeneration nicht ausreichend ist und man sich „in den Keller trainiert“.

Bei einem Polarized-Training-Ansatz dagegen wird ein Großteil des Trainings in einem Intensitätsbereich absolviert, der „angenehm“ ist. Sprich: Man kann die Zeit auf dem Rad auch genießen, da man weit von seinem „roten Bereich“ entfernt bleibt. Der Formaufbau: Hat man als Hobbyathlet die Zeit, sollte man lange und lockere Einheiten fahren, beispielsweise, indem man das Wochenende ausgiebig nutzt. Bei wenig verfügbarer Zeit sollte auf intensive und hochintensive Intervalle zurückgegriffen werden. Unter der Woche, wenn es früher dunkel wird, bieten sich Intervalle auf dem Rollentrainer zu Hause an.

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Nachhaltigkeit

Folgt man der 80:20-Regel, ist klar, dass man die langen Einheiten im Grundlagenbereich nicht durch ein „Mehr“ an Intervalltraining ersetzen kann. Wichtig bei der Trainings- und Saisonplanung ist das Wissen um die „Nachhaltigkeit“ seiner Form: Denn zwar zeigen viele wissenschaftliche Studien, dass die Effekte des Intervalltrainings oft stärker sind als die des Grundlagentrainings – doch solche in kurzer Zeit aufgebauten Formzuwächse und körperlichen Adaptionen bauen sich auch in einer deutlich geringeren Zeit wieder ab. So ist etwa das Leistungsniveau eines hauptsächlich nach der HIIT-Methode trainierenden Sportlers nach einem zweiwöchigen Familienurlaub ohne Radtraining in der Regel deutlich geringer als das eines vergleichbaren Athleten, der seine Grundlage mit langen lockeren Einheiten kontinuierlich aufgebaut hat.

Auch für denjenigen, der seinen Schwerpunkt auf regelmäßige Intervalltrainings setzen will, gilt – trotz der relativen Kürze der Einheiten –, dass die Trainingsumfänge und -intensitäten nur nach und nach behutsam gesteigert werden sollten. Man tastet sich quasi an die steigenden Belastungen heran und hört dabei auf die Signale seines Körpers – statt sich stur an Trainingsvorgaben zu halten oder, noch schlimmer, sich an anderen zu orientieren. Die Schwelle von einem optimal harten, fordernden und damit auch effizienten Formaufbau zu einem Abrutschen in das gefürchtete Übertraining ist schmal.

Intervalltraining, Ausdauertraining, Ausdauer, Training

Tipps für effizientes Intervalltraining

Intervalltraining: Tipps

Auch deshalb ist gerade bei Hobbyathleten, die stark auf ein Intervalltraining setzen, die, neben dem Training, andere Seite der Leistungsmedaille enorm wichtig: die Regeneration. Intensive Intervalle in einem nicht ausreichend erholten Zustand zu absolvieren, mindert deren Effektivität und birgt das Risiko, in eine negative Leistungsspirale zu geraten.

Eine grobe Richtlinie ist es, mit etwas längeren und weniger intensiven Intervallen zu beginnen, zum Beispiel mit dreimal sechs Minuten im sogenannten Entwicklungsbereich an der anaeroben Schwelle. Von dieser Basis ausgehend kann man nach und nach die Anzahl der Wiederholungen steigern – auf sechsmal sechs Minuten. Mit der Zeit kann man dann die Intervalldauer verkürzen und stattdessen die Intensität erhöhen. Gleiches gilt für die in der Regel noch einmal deutlich kürzeren High-Intensity-Intervalle: Hier kann man etwa mit kurzen All-out-Sprints – fünfmal sechs Sekunden mit 100 Prozent Intensität und je 30 Sekunden aktiver Pause dazwischen – beginnen und sich danach auf fünfmal 15 Sekunden mit je 30 Sekunden aktiver Pause steigern.

Man beginnt demnach damit, nach und nach das Intensitätslevel zu steigern – und „tastet“ sich somit nach und nach an höhere Intensitäten heran. Die folgenden Trainingspläne geben Beispiele. Sie umfassen je vier Wochen und sind – links – auf „Normalfahrer“ mit einem beschränkten Zeitbudget und – rechts – auf ambitionierte Athleten wie etwa Radmarathonfahrer ausgerichtet.

Detaillierte Trainingspläne für ein systematisches Ausdauertraining finden Sie in der RennRad 3/2020. Hier können Sie die Ausgabe als Print oder E-Paper bestellen.


Die Trainingsbereiche

KB: Kompensationsbereich

  • Kompensationsbereich für die aktive Erholung nach harten Einheiten
  • Lockere Ausfahrten sehr geringer Intensität bis 75 Minuten
  • Bis 50 % der anaeroben Schwelle

 GA1: Grundlagenausdauer 1

  • Grundlagenausdauer für langes und moderates Training
  • Mittlere und sehr lange Einheiten ohne Zeitbeschränkung,
    möglichst stetig
  • Beispieleinheit: 180 Minuten bei 65 % mit 5-mal 10-Sekunden-Sprints
  • 51–74 % der anaeroben Schwelle

GA2: Grundlagenausdauer 2

  • Der Tempobereich zwischen GA1 und den hohen Intensitäten
  • Belastungsdauer 10 bis 60 Minuten, vor allem zur Rennvorbereitung
  • 75–90 % der anaeroben Schwelle

Sweetspot-Training

  • Der „Punkt“ bei oberer GA2- und unterer EB-Intensität
  • Sehr effektiv für lange Belastungen mit 12 Minuten oder mehr
  • Beispieleinheit: 2-mal 20 Minuten bei 88 % mit 10 Minuten Pause
  • 88–93 % der anaeroben Schwelle

EB: Entwicklungsbereich

  • Entwicklungsbereich: Liefert starke Reize um die IANS und kann je nach Intensität 8–60 Minuten gehalten werden
  • Beispieleinheit: 3-mal 10 Minuten mit 8 Minuten bei 90 % und
    2 Minuten bei 102 % der IANS
  • 90–105 % der anaeroben Schwelle

 SB: Spitzenbereich

  • Spitzenbereich: Hochintensive anaerobe Belastungen, die nach kurzer Zeit zur Erschöpfung führen
  • Beispieleinheit SB1: 5-mal 5 Minuten bei 105–110 % IANS mit je
    5 Minuten aktiver Pause
  • Beispieleinheit SB2: 30/10 Over Unders mit 6 × 30 Sekunden bei 130–140 % der IANS im Wechsel mit 10 Sekunden lockerem Pedalieren, bis zu vier Wiederholungen
  • 105–120 % der anaeroben Schwelle
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Ausführliche Trainingspläne für ein Ausdauertraining findet Ihr in der RennRad 3/2020


Lesetipps – Studien

Laursen, P. B. (2010). Training for intense exercise performance: High-intensity or high-volume training? [Elektronische Version]. Scandinavian Journal of Medicine and Science in Sports, 20(2), 1–10.

Seiler, S., & Hetlelid, K. J. (2005). The impact of rest duration on work intensity and RPE during interval training [Elektronische Version]. Medicine & Science in Sports & Exercise, 37(9), 1601 –1607.

Seiler, S. & Sjursen, J. E. (2004). Effect of work duration on physiological and rating scale of perceived exertion responses during self-paced interval training [Elektronische Version]. Scandinavian journal of medicine & science in sports, 14(5), 318–325.

Seiler, S., & Tønnessen, E. (2009). Intervals, Thresholds, and Long Slow Distance: the Role of Intensity and Duration in Endurance Training [Elektronische Version]. Sportscience, 13(13), 32–53.


Die Experten

Das Radlabor wurde 1997 im wissenschaftlichen Umfeld der Universität Freiburg zusammen mit dem Olympiastützpunkt Freiburg-Schwarzwald gegründet. Im Radlabor wurden die wissenschaftlichen Grundlagen gelegt, um die Themen Leistungsdiagnostik, Pedalkräfte und Sitzposition auf dem Fahrrad im Detail zu untersuchen. Mittlerweile werden die dort entwickelten Systeme unter dem Namen „Smartfit“ bei Radhändlern weltweit als Bike-Fitting-Tools genutzt. Heute liegt der Anspruch des Radlabors darin, jeden Menschen, egal auf welchem Rad, individuell zu beraten. Die Standorte sind in Frankfurt, Freiburg und München. Die Trainingspläne stammen von Tanja Willersinn. Die Sportwissenschaftlerin ist die Laborleiterin des Standortes Freiburg. Weitere Informationen gibt es auf der Radlabor-Website.

Autofahrer vs. Radfahrer: Leitartikel zur öffentlichen Diskussion

Radfahrer, Autofahrer, Diskussion

Die Definition von Polemik lautet laut Duden: ein scharfer, oft persönlicher Angriff ohne sachliche Argumente. Damit wäre über die heutige Debattenkultur fast alles gesagt. Was man sieht, hört, liest: Es werden vermehrt Konflikte geschaffen, mit immer drastischeren Worten, mit immer weniger Inhalt, weniger Argumenten – und mehr Furor. „Radfahrer sind die Plage unserer Zeit“, lautete eine Überschrift auf Welt.de – unter der Zeile: „Kampf der Kulturen.“ Der Teasertext und die Überschrift eines neueren Artikels, der im Dezember veröffentlicht wurde, lauteten: „Zwischen zwei Beinah-Unfällen hebt der Wutradler die Faust zum Gruße. Wutradler: Junge weiße Männer tragen den Klassenkampf auf die Straße.“ (Die Zeilen stammen laut Autorenzeile von Henryk M. Broder, ergo ist in diesen Fällen von einer bewussten Überspitzung auszugehen) Das Wort, das alles zusammenfasst, lautet: Kampf. Eine Gruppe gegen die andere. Wir gegen die. Dies ist eine Polemik, die beispielhaft für den heutigen medial-gesellschaftlichen Alltags-Diskurs steht. Der lässt sich in einem Wort zusammenfassen: Spaltung. Die Gesellschaft ist polarisiert – und wird immer tiefer gespalten. Einer der vielen „Konflikte“, die immer wieder geschürt werden, lautet: Autofahrer vs. Radfahrer vs. Fußgänger.

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Unfallzahlen

Beispiele gibt es unzählige. Ein besonders einprägsames war ein offener Brief des Kabarettisten Christian Springer, der in der Münchner „Abendzeitung“ erschien. Der Inhalt: eine subjektive, weitgehend faktenfreie Polemik gegen Radfahrer. Dieser hatte ich mit einem offenen Brief geantwortet, in dem ich auf Springers „Argumente“ einging. Er wurde von der Abendzeitung ignoriert.

Springer kam in seinem Pamphlet zu dem Schluss, dass sich die meisten Verkehrsteilnehmer an die Regeln halten, nur die Radfahrer nicht. Zitat: „Alle? Nein. Aber leider fast alle.“ Er unterstützte seine „Argumentation“ mit exakt zwei Zahlen, Zitat: „In Bayern gibt es jedes Jahr über 14.000 verletzte Radfahrer im Verkehr. An fast zwei Dritteln der Unfälle sind aber die Radfahrer schuld. Das ist Irrsinn.“ Irrsinn ist, wie Springer diese Zahl fehlinterpretierte und somit instrumentalisierte. Denn zu den Unfällen zählen all jene, an denen sonst niemand beteiligt ist: also jeder Sturz, jedes Wegrutschen.

Aussagekräftig sind dagegen die Zahlen zu Unfällen mit zwei Beteiligten, die da zeigen: Bei Unfällen zwischen Radfahrern und Pkw waren die Autofahrer zu 75 Prozent die Hauptverursacher. Bei jenen zwischen Lkw und Radfahrern traf die Hauptschuld zu 80 Prozent die Lkw-Fahrer. Dies ist ein gutes Beispiel dafür, wie man durch das Auswählen einiger und das Weglassen anderer Fakten objektiv erscheinende Informationen vermitteln kann, die die eigene Weltsicht wiedergeben und die Realität verzerren.

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„Gravierende Bedrohung“

Mit solchen Artikeln werden Zorn und Ressentiments geschürt. Sie wirken wie Keile, die in einen Holzstamm getrieben werden. Die Menschen werden in Gruppen eingeteilt, Konflikte werden aufgebaut, statt auf die strukturellen Ursachen und auf Lösungen einzugehen – auf Zahlen, Fakten, Konsequenzen. Egal, gegen wen es geht – Ausländer, Inländer, Frauen, Männer, Alte, Junge, Radfahrer, Autofahrer, Flugreisende, Dorfbewohner, „Klimaleugner“, „Linksgrünversiffte“, „Ewiggestrige“, Arbeiter, Ostdeutsche, die „Babyboomer“, die Generationen X, Y, Z, Städter gegen Dörfler, Links gegen Rechts, Wessis gegen Ossis, „Globalisierungsgewinner“ gegen „-verlierer“ –, die Mechanik ist immer dieselbe. Mal subtiler – in den Medien –, mal plumper – in den sozialen Netzwerken.

Empört zu sein, wird zu einem Hobby, zu etwas, über das man sich definiert, zum Mittel der Identitätsarbeit. Es ersetzt oftmals den nüchternen Blick auf Fakten. Es gibt etliche „Bruchstellen“ einer Gesellschaft. Man kann sie kitten, über die systemischen Ursachen der Probleme sprechen, die objektiv nachweisbar sind – oder man kann dort die verbalen Meißel ansetzen, um zu spalten. Die Emotionalisierung, die Personalisierung, das Ausgrenzen geht schneller, spart Denk- und Recherchearbeit und generiert mehr Aufmerksamkeit: Empörung von der einen Seite, Zuspruch und die Bestätigung der Überlegenheit der eigenen Weltsicht von der anderen, zumindest von der eigenen Filterblase.

Wenig Aufwand, viele Klicks und Kommentare – die digitale Währung. Für Medien wie für Einzelne, die damit an ihrem Selbstbild arbeiten. Wir leben in einer „postfaktischen“ und „überkomplexen“ Zeit, liest und hört man überall. Das Buch, an dessen Inhalt man sich erinnert fühlen könnte, erschien bereits vor rund 100 Jahren. Der Titel: Public Opinion. Walter Lippmann, einer der wohl wirkungsmächtigsten Wegbereiter des Neoliberalismus, veröffentlichte es 1922.

Faktenfrei

Darin beschrieb er das Konzept einer gelenkten Demokratie, in der die Meinung der Massen gezielt gesteuert wird. Denn die einfachen Bürger sind in diesem Szenario überfordert und nicht in der Lage, die komplexen gesellschaftlichen Zusammenhänge zu verstehen. Deshalb müsse eine politische Elite die Entscheidungen treffen.

Eine Lenkung ist heute auf vielen Ebenen zu beobachten: Per Framing, Nudging – eine Nudging-Arbeitsgruppe wurde 2015 im Kanzleramt installiert und trägt den drolligen Namen „Wirksam regieren“ – oder, auf niedrigerem Niveau, Polemik und Ausgrenzung. Und sie funktioniert hervorragend. Das einzige wirksame Gegenmittel lautet: Bildung. Das Lesen, Diskutieren, Lernen, das Wissen um die Geschichte, um Sozialismus und Kapitalismus und ihre Auswirkungen und Ausprägungsformen, um Zusammenhänge und langfristige Konsequenzen kurzfristiger Entscheidungen. Kurz: Mündigkeit.

Das Humboldtsche Erziehungsideal ist nicht mehr das Ziel

Doch die Bildungsreformen, die massive Niveauabsenkung, die „Kompetenz“- statt Wissensfixierung legen nahe, dass das Humboldtsche Erziehungsideal des mündigen Bürgers wohl längst nicht mehr das Ziel ist. „Es ist längst nicht mehr der Autoverkehr, von dem sich die Fußgänger in den Innenstädten unserer Städte bedroht fühlen. Längst sind rücksichtslose Radfahrer und seit Mitte Juni 2019 auch die E-Tretroller die viel gravierendere Bedrohung. Sie rasen mit Höchsttempo durch Fußgängerzonen, nötigen Fußgänger zum Ausweichen oder verschaffen sich durch penetrantes Klingeln freie Fahrt auf Gehwegen. Es scheint, als würden die Fahrer die Verkehrsregeln komplett vergessen, sobald sie auf ihr Gefährt steigen.“

Was für viele wohl klingt, als hätte es ein um eine groteske Überspitzung, Plumpheit und Pauschalisierung bemühter, aber talentbefreiter Satiriker geschrieben, stammt aus einer Pressemitteilung des Automobilclubs von Deutschland. Keine Empathie, keine Diskussion, keine Ursachenanalyse, stattdessen Generalisierung, Schuldzuweisung, Gruppendenken, Ausgrenzung, Whataboutism und ein verbales Sündenbock-zur-Schlachtbank-Treiben. Willkommen in der neuen deutschen „Diskussionskultur“.

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Die urbane Seuche

Naturgemäß kommt die Rad-Rambo- und Kampfradler-Thematik vor allem in Großstädten auf. Teils zu Recht. Etwa wenn es darum geht, dass Radfahrer auf Gehwegen unterwegs sind. Diese Unart grassiere derart, so formuliert es ein Vertreter des „Fachverbands Fußverkehr Deutschland“ im Berliner Kurier, dass es „von vielen inzwischen als urbane Seuche empfunden“ werde. Manche Radfahrer seien im Kopf leider „dort, wo viele Autofahrer vor 50 Jahren waren: Sie halten sich für die Guten, Fortschrittlichen und glauben, sie dürften alles“.

Die Berliner Polizei hat im vergangenen Jahr 465 Kollisionen zwischen Radfahrern und Fußgängern registriert – 46 mehr als im Jahr 2016. In einer älteren Umfrage des Berliner Senats gaben 56 Prozent der Befragten an, dass sie als Fußgänger Radfahrer auf Gehwegen als das größte Sicherheitsrisiko empfinden. Diese Thematik ist somit eine wichtige.

Nur sollten dazu auch die Sachfragen gestellt werden. Wie: Warum? Warum fahren einige Radfahrer auf Gehwegen? Welche sind die größten Gefahrenquellen für Fußgänger und Radfahrer? Und die wichtigste: Wie ließe sich das Problem lösen? „Der häufigste Grund dafür, dass Menschen auf dem Gehweg Rad fahren ist, dass sie sich auf der Straße nicht sicher fühlen“, sagt Nikolas Linck vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club. Der Hauptgrund lautet demnach schlicht: Angst. 52,3 Prozent der Unfälle zwischen Radfahrern und Fußgängern in Berlin wurden von den Fußgängern verursacht oder mitverursacht.

Radfahrer haben Angst

„Die echte Gefahr“, sagt Linck , „geht für beide Gruppen nach wie vor vom Autoverkehr aus: Zwei Drittel der Verkehrstoten in Berlin sind Radfahrer oder Fußgänger, obwohl sie zusammen an nur fünf Prozent aller Unfälle beteiligt sind.“ 2018 registrierte die Berliner Polizei 2159 Kollisionen zwischen Kraftfahrzeugen und Fußgängern. 19 Fußgänger starben. An vier von fünf Fußgängerunfällen sind Autos beteiligt.

Die Zahl der in Berlin schwer verletzten Radfahrer stieg innerhalb eines Jahres von 627 auf 743, die der leicht verletzten von 4350 auf 4886, die der getöteten von neun auf elf. Dabei hat Berlin als erstes Bundesland eine „Vision Zero“ gesetzlich verankert. Darin heißt es: „Ziel ist, dass sich im Berliner Stadtgebiet keine Verkehrsunfälle mit schweren Personenschäden ereignen.“

Zahl der Radfahrer in Berlin

Die Zahl der Radfahrer – in Berlin und anderen Städten – steigt nicht wegen, sondern trotz der vorhandenen beziehungsweise nicht vorhandenen Fahrrad-Infrastruktur. Im Rahmen einer Forsa-Umfrage wurde festgestellt: Mehr als acht von zehn Berliner Radfahrern, 84 Prozent, geben an, dass sie sich im Straßenverkehr nicht sicher fühlen. „Sehr sicher“ fühlt sich niemand, „sicher“ nur jeder Sechste. In einer Umfrage des Tagesspiegel nannten mehr als 90 Prozent der befragten Berliner Radfahrer zu eng überholende Autos als Hauptgefahrenquelle.

Daraufhin wurden 100 Test-Radfahrer aus allen Bezirken zwei Monate lang mit Abstandssensoren ausgerüstet. Fast 17.000 Überholvorgänge wurden ausgewertet. Das Ergebnis: Der vorgeschriebene Mindestabstand von 1,5 Metern wurde in 56 Prozent aller Messungen unterschritten. In 18 Prozent der Fälle betrug er sogar weniger als einen Meter.

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Sicherheit?

Gemessen an der Realität müsste das Radfahrer-Sterben auf deutschen Straßen eines der großen medialen Themen sein: Die Zahl der Verkehrstoten geht zurück – 2019 sind nach Berechnungen des Statistischen Bundesamts 3090 Menschen im Straßenverkehr getötet worden, so wenige wie nie zuvor seit Beginn offizieller Zählungen.

Doch die Zahl der getöteten Radfahrer steigt seit Jahren – auf 445 Menschen im Jahr 2018, 63 mehr Tote als im Jahr zuvor. Insgesamt verunglückten 88.850 Radfahrer, elf Prozent mehr als 2017. In einer landesweiten Umfrage des ADFC mit 170.000 befragten Radfahrern gaben diese der „Sicherheit auf dem Rad“ im vergangenen Jahr die Note 4,2. Zwei Jahre zuvor lag die Note noch bei 3,9. 81 Prozent der Befragten ist es demnach wichtig, auf dem Rad vom Autoverkehr getrennt zu sein. Knapp drei Viertel gaben an, dass sie Kinder nur mit einem schlechten Gefühl allein mit dem Rad fahren lassen.

Mögliche Lösungen

Die ADFC-Sprecherin Rebecca Peters sagt angesichts dieser Ergebnisse: „Wir brauchen gute, breite Radwege, getrennt vom starken Autoverkehr, durchgängige Netze, Radschnellwege für Pendler und viel mehr komfortable Fahrradparkhäuser.“ Etliche Studien und die Erfahrungen in Städten und Ländern, in denen eine solche Infrastruktur vorhanden ist, bestätigen diese Sicht. In der auf den Radverkehr eingestellten und ausgelegten Hauptstadt Dänemarks, Kopenhagen, ist das Unfallrisiko für Radfahrer in 15 Jahren um mehr als 70 Prozent zurückgegangen.

Zum Abschluss ein Zahlenspiel: die Summe, die der für die Radverkehrsinfrastruktur verantwortlichen Berliner Landesgesellschaft Infravelo 2019 zur Verfügung stand: 6,5 Millionen Euro. Die Summe, die dafür in den Radwegebau floss: 73.000 Euro. Die Summe, die für das Anmalen von Radwegen mit grüner Farbe – Fachjargon „Grünbeschichtung von Radverkehrsanlagen“ – ausgegeben wurde: 4,13 Millionen Euro. Die Summe, die eine Machbarkeitsuntersuchung zu einem einzigen geplanten Radschnellweg – dem „Panke-Trail“ – kostet: 1,07 Millionen Euro. (Dies geht aus der Antwort auf eine parlamentarische Anfrage der SPD-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus hervor. Quelle: Tagesspiegel) Die Summe, die in der niederländischen 340.000-Einwohner-Stadt Utrecht seit Langem jährlich in die Radin­frastruktur investiert wird: mehr als 15 Millionen Euro.


Weitere Leitartikel von RennRad-Chefredakteur David Binnig

Gran Fondo Arava Cycling Festival: Radmarathon in Israel

Gran Fondo Arava, Israel, Reportage

Ich stehe 200 Meter unter dem Meeresspiegel, auf einem schmalen Streifen Asphalt, in der Wüste, mein Herz schlägt 180 Mal in der Minute. Ich starre auf die Kette meines Rennrades, die nicht dort ist, wo sie sein sollte. Sie fiel vom innersten Ritzel der Kassette nach innen herunter – am steilsten Stück des härtesten Anstiegs dieses Radmarathons. Das Sträßchen, auf dem ich stehe, ist keine drei Meter breit. Es führt mit 18 Prozent Steigung bergauf.

Ich bekomme die Kette zurück auf ein Ritzel – doch es ist unmöglich, hier aufs Rad zu steigen. Zu steil. Ich gehe zu Fuß und schiebe mein Leihrennrad neben mir her. Radfahrer überholen mich. Doch sie sind nicht viel schneller. Nach 50, 60 Metern flacht die Straße etwas ab. Ich quäle mich aufs Rad. Der Pass schlängelt sich in Serpentinen durch eine ockerbeige Landschaft. Durch die Wüste. Der Blick ist weit, fast endlos. In den Kurven weit unter mir sehe ich einzelne Radfahrer. Auf der Straße, die vom Horizont aus fast schnurgerade zum Fuß des Berges führt, sind kleine Gruppen zu sehen.

Die Menschen klein wie Ameisen, drei, vier Kilometer entfernt. Der Beginn dieses frühen, für mich zu frühen Radrennens des Jahres war flach – und schnell. Eigentlich zu schnell für mich, für meinen Trainingszustand. Denn es ist Anfang März. Dennoch hatte ich mich auf Hitze eingestellt. Auf Sonne, auf Sonnenbrand, auf trockene Wärme. Doch heute ist alles anders. Um halb acht Uhr morgens, kurz vor dem Start, zeigte das Thermometer acht Grad Celsius. Und ich musste eine schwierige Entscheidung fällen, die da lautete: Nehme ich die Regenjacke mit oder nicht? Ich entschied mich für die falsche, die fast verhängnisvolle Möglichkeit.

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Dieser Artikel erscheint in RennRad-Ausgabe 1-2/2020

Kälte & Regen

Das Tempo ist zu Beginn so hoch, dass mein Körper keine Kapazitäten dafür hat, die Kälte wahrzunehmen. Das Feld ist sofort weit auseinandergezogen. Ganz vorne sind fast nur Lizenzfahrer vertreten. Es wird attackiert, verfolgt, gekontert. Ich halte mich zurück und bin froh, in dieser Gruppe die ersten Kilometer schnell hinter mich zu bringen. Denn eigentlich ist mir der Tag zu lang – dafür, dass Anfang März ist. 162 Kilometer, 1850 Höhenmeter – eine Herausforderung.

Nach dem kleinen Defekt am berühmtesten und steilsten Anstieg des Tages, dem Scorpions Pass, dauert es ein paar Hundert Meter, bis ich meinen Rhythmus wiederfinde. Ich fahre fast nur im Wiegetritt. Sitzend komme ich kaum voran. Nach drei Kilometern schmerzen nicht mehr nur die Bein-, sondern alle Muskeln. Nach 4,5 Kilometern erreiche ich ein kleines Plateau. Die Straße wird flacher.

Kliffe aus Sandstein

Der Abstand zu den zwei, drei Fahrern vor mir wird größer. Jetzt spüre ich den Wind. Er kommt exakt von vorne. Ich bin genau in jener Situation, die ich unbedingt vermeiden wollte: Ich bin allein. Auf mich allein gestellt im Kampf gegen den Wüstenwind. Doch noch ist die kleine Gruppe vor mir in meinem Blickfeld. Zwei Kilometer später, an der nächsten Steigung, hole ich sie ein.

Der Blick zurück: Leere. Nichts zu sehen. Wir arbeiten zusammen. Nach und nach wird unsere Gruppe größer. Links von uns ragen Kliffe aus Sandstein auf. Da­rum herum: Sand, Steine, ab und an ein vereinzelter niedriger Busch. Später fahren wir an sauberen Reihen von Dattelpalmen vorbei. An einer Plantage, die ich am Tag zuvor besuchte. Rechts der Straße: das satte Grün der Palmen, links davon die Wüste, mit einem kleinen Zaun darin. Dies ist die Grenze.

Dahinter, wenige Meter von uns entfernt, beginnt ein anderes Land: Jordanien. Es geht bergab. Erst steil, dann flacher. Einige Kurven, etliche weite wunderschöne Ausblicke. Keine Dörfer, keine Städte, alles ocker. Wir rollen bergab, vorbei an einem blauen Schild, auf dem „Sea Level“ steht. In dieser Region liegt der tiefste Punkt der Erde, den man ohne U-Boot erreichen kann. Dies ist die Arava, eine Senke, die vom Toten Meer bis zum Golf von Akaba reicht.

Im Osten ragen die bis 1700 Meter hohen Berge Jordaniens auf. Einst die Heimat der Hochkultur der Nabatäer, die hier die berühmte Felsenstadt Petra erbauten. Im Westen erstreckt sich die Wüste Negev, deren höchste Erhebungen rund 600 Meter in den Himmel ragen. Die Arava war 1994 der Schauplatz des Friedensschlusses zwischen Israel und Jordanien.

Ankunft in Israel – in einer völlig anderen Welt

Drei Tage zuvor kam ich in Israel an. In einer völlig anderen Welt. In einer der wohl lebendigsten, der energetischsten, der lebensbejahendsten Städte dieses Planeten: Tel Aviv. Dies ist nicht mein erster Besuch, doch zum ersten Mal sind die Strände leer. Es ist kalt, neun, zehn Grad, und es regnet. Dennoch vibriert die Stadt, gerade nachts. Die vielen Bars sind, wie immer, voll. Am nächsten Tag sind wir, eine internationale Gruppe, die extra für den Gran Fondo Arava angereist ist, in der Stadt unterwegs. Ich genieße die Atmosphäre des Carmel-Marktes – und gehe in den Hummus-Laden meines Vertrauens. Er liegt versteckt in einer ehemaligen Synagoge. Ein riesiger Teller voll Hummus, mit Zwiebeln, Fava-Bohnen, Olivenöl, zwei frische Pitabrote dazu: 15 Schekel, etwas weniger als vier Euro.

Falafel, Hummus, Shawarma, Shakshuka, Pita, Salate – das kulinarische Angebot ist grenzenlos. Erst nach der vierten Mahlzeit des Tages wird mir bewusst, dass das Essen hier nicht nur extrem lecker, sondern meist sogar noch gesund ist. Was solls, ich brauche eh Kohlenhydrate. Denn am Samstag startet der Gran Fondo. Der Radmarathon ist nur ein Teil eines ganzen Radsport-Festivals. Dazu gehören auch viele andere Rennen, unter anderem für Amateure und Seniorenfahrer. Zudem findet ein internationales Frauenrennen statt – inklusive Bergzeitfahren. Das Rennen am Samstag gewinnt eine Israelin, die für das extrem erfolgreiche deutsche Profi-Team Canyon-Sram fährt, vor einer deutschen Fahrerin aus dem Team Wheel Divas.

Israel, Gran Fondo Arava

„Wir sind in der Nähe des tiefsten trockenen Punktes des Planeten, auf dem Rad, an einem serpentinen-Pass, dessen Steigungsgrade zu Beginn bei mehr als
20 Prozent liegen.“20 Prozent liegen.“

Gegenwind

Ich muss tun, was ich nicht tun wollte. Ich muss im Wind fahren. Mitarbeiten. In meiner kleinen Gruppe, trotz meiner schlechten Form: Nicht mitzuarbeiten könnte ich nie mit meinem Gewissen vereinbaren. Nach 17, 18 Kilometern haben wir die größere Gruppe vor uns eingeholt. Kurz glaube ich an eine kleine Erlösung. Nur kurz. Denn es wird nicht weniger anstrengend. Es wird wieder welliger. Der Wind wird noch stärker. Unsere Gruppe ist über die ganze Breite der Straße gestaffelt. Gott sei Dank schaffe ich es noch einigermaßen windgeschützt zu fahren und somit nicht den Albtraum aller Rennfahrer zu erleben: auf die „Windkante“ genommen zu werden.

Der Anstieg ist schon von Weitem zu sehen. Steil ragen die Felsen aus der flachen Wüstenlandschaft auf. Die Fahrer um mich herum wissen, was auf sie zukommt. Ich nicht. Zu Beginn habe ich noch Englisch und Italienisch gehört, dann nur noch Hebräisch. Jetzt spricht niemand mehr. Fünf Kilometer steht auf einem Schild. Nur weiß ich nicht, was damit gemeint ist. Bis zur Bergwertung? Bis zur Verpflegungsstelle? Wir haben erst etwas mehr als 70 Kilometer auf dem Tacho. Auch wenn es mir viel mehr vorkommt.

Die große Gruppe zerlegt sich. Kurz wird es steil, doch insgesamt ist dies eher ein Rollerberg. Rechts vorne neben der Straße sehe ich eine Menschengruppe, ein paar Autos und ein Banner. Die Fahrer um mich herum fangen an zu sprinten. Ich nicht.

Auskühlung

Die anderen rollen aus. „That was it?“, frage ich den Fahrer neben mir. Ja, das Rennen sei vorbei, sagt er. Bis hier gab es eine Zeitnahme, hier wird die Wertung gemacht. Jetzt müssen wir warten. Auf den Rest des Feldes. Denn die Strecke führt jenen Weg wieder zurück, den wir zuvor gekommen sind. Etwas abseits der Straße sind Palettensofas aufgebaut. Es gibt Wasser und Saft und Salzgebäck und Bananen. Ich esse und trinke und friere. Ich bin durchgeschwitzt, klatschnass, der Wind ist kalt, gefühlt sind es acht Grad. Oder weniger.

Ich stehe da und zittere. Ein Vertreter des israelischen Radsportverbandes rettet mich: Er leiht mir eine dicke Regenjacke. Damit setze ich mich und lege eines der großen Sofakissen über meine Beine. Doch es nützt wenig: Ich kühle aus. Mein Körper verbraucht durch das Zittern wohl fast so viel Energie wie durch das Treten zuvor. So hatte ich mir die Wüste nicht vorgestellt. Wenige Tage vor meiner Ankunft lagen die Temperaturen noch bei 25, 26 Grad. Ich habe Wetterpech. Doch für die Menschen, die hier leben, ist der Regen ein großes Glück. Eine Seltenheit. Durchschnittlich fallen in der Region Arava 30 Milliliter Regen – pro Jahr.

Israel vor 40 Jahren

Am Tag vor dem Gran Fondo besuchten wir drei landwirtschaftliche Betriebe der Region. Und sahen auf Fotos, wie dieses Land vor 40 Jahren ausgesehen hatte. Wüst und leer. Es gab nichts. In den 1960er-Jahren beschlossen einige junge Menschen, die Wüste bewohnbar zu machen. Sie zu begrünen. Hier Gemüse anzubauen, Wasser zu finden. Heute gibt es hier 19 kleine Siedlungen, sogenannte Moshavs. In Gewächshäusern wachsen Paprika, Auberginen, Kräuter, Tomaten. Es wimmelt von Hummeln, die hier gehalten werden, um die Pflanzen zu bestäuben. Chemische Mittel werden kaum eingesetzt, stattdessen kommen natürliche Fressfeinde der Schädlinge zum Einsatz. Wie aus einem großen Salzstreuer werden sie auf die befallenen Blätter gestreut.

80 Prozent des Umsatzes erwirtschaften die Bauern jedoch mit Datteln. Sie schneiden die kleinen Datteln ab, sodass die Palmen weniger, aber dafür größere Früchte bilden. Ein großer Teil der Produktion geht in den Export, häufig, gerade während des Ramadans, in muslimische Länder. Wir besuchen ein großes Forschungsprojekt im Süden der Arava. Von hier ist es nicht mehr weit bis zum Roten Meer. Bis zur Touristenhochburg Eilat. Hier werden unzählige Studien durchgeführt. Und neben vielen Gemüsesorten auch Zierfische für den Verkauf gezüchtet. Fische aus der Wüste.

Israel, Holyland Challenge

Langstrecken-Erlebnis: Die Holyland Challenge | Distanz: 1380 Kilometer | Vertikale Distanz: 20.700 Höhenmeter | Untergrund: 90 Prozent Schotterwege & Singletrails

Künstliche Oase

Das Wasser für diese Projekte sowie für die Landwirtschaft kommt von tief, sehr tief unten. In der Regel müssen die Menschen der Arava rund 1,5 Kilometer tief bohren, um auf Grundwasser zu stoßen. Und selbst dieses ist stark salzhaltig. Um Trinkwasserqualität zu erreichen, muss es entsalzt werden. Die Pflanzen werden jedoch mit diesem salzigen Wasser versorgt. Durch gigantische computergesteuerte Bewässerungssysteme, die oft tropfengenau arbeiten.

Doch gerade der Wasserbedarf der Dattelpalmen ist gewaltig: Im Sommer benötigt jeder Baum 900 Liter Wasser. Pro Tag. Wir sahen an diesem Sightseeing-Tag viel Wasser. Nur ist es nicht trinkbar, nichts kann in ihm leben – wie es der Name des Gewässers schon sagt: das Tote Meer. Der Salzgehalt liegt bei bis zu 33 Prozent. Auch der schwerste Mensch kann in diesem Wasser nicht untergehen. Unser Hotel liegt fast direkt am Wasser. Doch auch eine Autostunde vom Start des Radmarathons entfernt. Weshalb die Nacht vor dem Renntag extrem kurz war. Um fünf Uhr morgens sind wir aufgebrochen. Rund fünf Stunden später sitze ich zitternd an der finalen Zeitnahmestation und versuche mich vor dem kalten Wind zu verstecken. Irgendwann kommt die Durchsage, dass es gleich weitergehen soll. Das Aufstehen fällt mir schwer. Doch die Vorfreude auf Bewegung und damit Wärme ist groß. Wir rollen zunächst dieselbe Straße bergab, die wir zuvor hinaufgesprintet sind.

R2C2, Banner

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Schotter & Stein

Doch schon bald biegen wir ab – und ein weiteres unvorhergesehenes Abenteuer beginnt. Statt auf Asphalt geht es auf einer wellblechigen Schotterpiste weiter. Dies ist nicht nur ein Radmarathon und zugleich eine RTF, sondern auch noch ein Gravel-Rennen auf unbefestigten Straßen. Auf meinem Leihrennrad sind 21 Millimeter schmale Reifen montiert. Ich würde viel dafür geben, sie gegen 25er- oder noch besser 28er-Modelle eintauschen zu können.

Doch das Wunder geschieht: Ich überstehe diese Passagen ohne Platten. Das Fahrgefühl und der Fahrkomfort erinnern mich sofort an belgisches Kopfsteinpflaster. Und ich halte mich an die alte Kopfsteinregel: Je langsamer man fährt, desto stärker spürt man die Erschütterungen. Also gilt nur eines: Vollgas. Ich schwitze unter meiner extrem unaerodynamischen Regenjacke. Doch das ist mir völlig egal. Besser schwitzen als frieren. Wieder finde ich mich in einer sehr kleinen Gruppe wieder. Und mit jeder Viertelstunde, die vergeht, bereue ich meine Nichtvorbereitung stärker.

Ich werde müde, der Geist und die Muskeln. Nach der dritten langen Gravel-Passage muss ich anhalten und die Schrauben eines Flaschenhalters, der nur noch locker am Rahmen baumelt, festziehen. Die letzten 25 bis 30 Kilometer hat uns der Asphalt dann wieder. Und der Gegenwind. Der Wind bleibt uns bis ins Ziel erhalten. Dort warten Musik, warmes Essen – Nudeln und eine hervorragende Erbsensuppe – Cola, Säfte, Kaffee, Bier. In dieser Reihenfolge.

Letzter Tag in Israel

Ich überreiche meinem Retter noch seine Regenjacke – dann fahren wir zum Duschen zurück in unser Hotel und danach sofort weiter in die Heilige Stadt: Jerusalem. Das Abendessen dort fällt lang und mehr als ausgiebig aus. Genau wie der folgende Schlaf. Dennoch beginnt der nächste Tag, mein letzter in Israel für dieses Mal, früh. Morgens um neun Uhr blicken wir vom Mount of Olives auf die Altstadt von Jerusalem. Auf den Felsendom, auf die in der Sonne funkelnde goldene Kuppel der Al-Aksa-Moschee. Irgendwo im Hintergrund verläuft die Mauer, die den israelischen vom muslimischen Part Jerusalems trennt. Am Tag zuvor waren auch Palästinenser am Start des Radmarathons – beim Peace Ride. Eine Geste. Mit der verbindenden und Strukturen auflösenden Kraft des Sports. Ein winziger Schritt – nach vorne.

Dahinter, für uns nicht zu sehen, steht der letzte Rest jener berühmten Stützmauer, oberhalb der einst der heilige jüdische Tempel stand: die Klagemauer. Die heiligste Stätte des Judentums. Wir blicken auf diese Stadt, in der sich so vieles ereignet hat, das unsere Kultur, unser Leben noch heute beeinflusst. Die Heilige Stadt dreier Weltreligionen. Alle drei Religionen wurden in der Wüste geboren. Das dortige Nichts um ihn herum – nichts Künstliches, nichts Menschliches, nichts Ablenkendes – wirft einen Menschen auf sich selbst zurück.

RennRad 1-2/2020: Alle Inhalte der Ausgabe


Israel und Radsport

Der Tourismus in Israel boomt. Im Vorjahr reisten mehr als vier Millionen Touristen in das „Heilige Land“. Von den Ausmaßen her ist Israel klein, doch kulturell ist es ein Gigant. Zwischen den beiden so unterschiedlichen Welten von Tel Aviv – Party, Strand, IT-Start-ups – und Jerusalem – der religiöse Gegenpol – liegen nur rund 70 Kilometer. Seit Jahren entwickelt sich Israel auch immer stärker zu einer Sport-Destination. 2018 wurden hier die ersten drei Etappen des Giro d’Italia abgehalten.

In Tel Aviv entstand in diesem Jahr die erste Radrennbahn des Nahen Ostens. Die Holzbahn selbst wurde von Technikern einer deutschen Spezialfirma erbaut. Der große Antreiber hinter dem Velodrombau wie hinter dem Giro-Start ist derselbe Mann, der auch den rasanten Aufstieg des israelischen Profi-Radteams „Israel Cycling Academy“ ermöglichte: Sylvan Adams. Der Milliardär investiert sehr viel Geld und möchte Israel zu einer Radsportnation machen. „Wir wollen zum einen, dass sehr bald israelische Fahrer an der Tour de France teilnehmen. Und zum anderen, dass mehr Kinder und Jugendliche das Radfahren ausprobieren“, sagte er zu RennRad.

Zur Saison 2020 hat sein Team die World-Tour-Lizenz des Schweizer Teams Katusha Alpecin übernommen. Der Aufstieg geht weiter.


Die Region: Mehr als Wüste

Israel verzeichnet mehr als vier Millionen Touristen pro Jahr. Und will neben den Kultur- und Geschichtsbewussten auch immer stärker Aktivurlauber anziehen. Im Vorjahr startete erstmals eine Grand Tour außerhalb Europas: der Giro d’Italia. Das Tote Meer ist rund 1,5 Stunden Fahrzeit von Tel Aviv entfernt. Zu den touristischen Highlights zählen etwa der riesige Erosionskrater Mitzpe Ramon, die ehemalige Festung Masada, der tiefste trockene Punkt der Erde sowie natürlich das Tote Meer, in dessen extrem salzhaltigen Wasser man nicht untergehen kann.

Vom Urlaubsort Eilat am Roten Meer aus sind es rund 120 Kilometer bis nach Sapir in der Region Arava. Tel Aviv ist rund 220 Kilometer entfernt. Von Deutschland aus kann man etwa mit der Billigairline Ryanair sehr günstig, teils für rund 30 Euro pro Flug, nach Eilat fliegen.


Der Radmarathon

Das „Gran Fondo Arava Cycling Festival“ fand vom 1. bis zum 3. März 2019 statt. Insgesamt waren mehr als 1000 Athleten am Start. Der Radmarathon war in das Arava Cycling Festival eingebunden, in dessen Rahmen auch Amateur-, Nachwuchs-, Masters- und Frauenrennen ausgetragen wurden. Gerade die Damenrennen waren auf einem hohen internationalen Niveau.

Israel

Die Wüste in Israel – ein besonderer Ort für eine Rennrad-Tour

Neben der langen Strecke, die 162 Kilometer mit rund 2050 Höhenmetern bereithält, kann man sich auch für kürzere Routen, etwa den 128 Kilometer langen Medio Fondo und den mit 54 Kilometern kurzen und recht flachen Mini Fondo, entscheiden. Das Highlight der langen Strecke ist der berühmte Scorpions Pass. Start und Ziel des Events ist die im Jahr 1979 gegründete Ortschaft Sapir. Der Zielstrich befindet sich neben einer kleinen grünen Oase, dem Sapir Park. Um einen kleinen Teich herum gruppieren sich dort Palmen und Baobab-Bäume.