Monat: Oktober 2019

Psychische Erkrankungen durch wenig Bewegung: Erklärung und Lösungsideen

Psychische Erkrankungen, Leitartikel

Deutschland ist, wie etwa auch die USA, ein Land der „Zivilisationskrankheiten“. Diabetes, Herzkreislauferkrankungen, Bluthochdruck, Gelenk- und degenerative Probleme. Eine Hauptursache: Immer mehr Menschen bewegen sich immer weniger. Diese „Epidemie“ ist sowohl ein persönliches als auch ein gesellschaftliches Problem. Die direkten und die Folgekosten dieser Erkrankungen sind enorm. In Deutschland und den anderen westlichen Industriestaaten wächst nicht nur der Anteil von Übergewichtigen – hierzulande sind aktuell 50 Prozent der Frauen und 65 Prozent der Männer betroffen – massiv, sondern auch der von Menschen mit psychischen Problemen.  Acht Millionen Deutsche leiden darunter: Während psychische Erkrankungen vor 20 Jahren noch nahezu bedeutungslos waren, sind sie heute die zweithäufigste Ursache für Krankschreibungen und Arbeitsunfähigkeit.

2017 waren sie für 107 Millionen nicht geleistete Arbeitstage verantwortlich. Innerhalb von zehn Jahren hat sich die Zahl der psychisch bedingten Fehltage mehr als verdoppelt. Die dadurch entstandenen Produktionsausfälle werden auf rund 12,2 Milliarden Euro geschätzt – das entspricht 0,4 Prozent des Bruttonationaleinkommens. 43 Prozent derjenigen, die wegen Erwerbsunfähigkeit vorzeitig in Rente gingen, taten dies wegen psychischer Erkrankungen. Heute sind mentale Probleme weniger stigmatisiert als früher.

Psychische Erkrankungen: Unsicherheitsfaktoren nehmen zu

Doch auch die Quantität und die Qualität der Unsicherheitsfaktoren nehmen immer weiter zu – etwa bei der Suche nach bezahlbarem Wohnraum, beim Blick auf das Nettoeinkommen oder auf jene Zahl, die im Rentenbescheid steht.

Pendler erleiden deutlich häufiger psychische Erkrankungen als Menschen mit kurzen Arbeitswegen. Das zeigte unter anderem eine Studie der TKK: So waren die psychisch bedingten Fehlzeiten von Pendlern 2017 bei Männern um elf Prozent und bei Frauen um 15 Prozent höher als bei Nichtpendlern. Der durchschnittliche Weg zur Arbeit hat sich hierzulande seit 1999 von 14,6 auf rund 17 Kilometer erhöht – während die Fahrrad-Infrastruktur noch immer völlig unterentwickelt ist.

Dabei würde sich hier jeder investierte Euro lohnen, wie bereits in einem früheren Leitartikel ausführlich dargelegt wurde. Die Renditen sind enorm – in Form von Lebensqualität, Zufriedenheit, Umweltschutz, Gesundheit, gesparten Kosten. Doch die Politik nimmt diese Thematik ebenso wenig ernst wie jene der Zivilisationskrankheiten.

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Natur, Sport, Geld

Sonst würde man sich Fragen stellen wie: Welche Gründe gibt es für diese Entwicklung – und was kann man ihr entgegensetzen? Mögliche Ideen dazu, die, da sie viel zu einfach sind, in Deutschland wohl undenkbar sind: Natur, Sport, Geld. Drei Stichworte, drei Ansätze.

Die Formel dahinter lautet: Der Mensch braucht Bewegung. Physisch wie psychisch. Ein denkbar einfacher Ansatz: Zeit in der Natur – als Medizin, vom Arzt verordnet. Wer kommt auf so etwas? Die Schotten zum Beispiel. Ärzte auf den Shetlandinseln können ihren Patienten Zeit in der Natur verordnen.

Auch in immer mehr Bundesstaaten der USA können Ärzte Zeit in Naturparks verschreiben. In Japan ist die Zeit im Wald, das Spazieren, Erleben, Abschalten, das „Shinrin Yoku“, als therapeutisches Konzept bekannt. Diese „Waldbäder“ werden etwa gegen Depressionen eingesetzt. Ein nachgewiesener Effekt: Bereits nach zehn Minuten im Wald kann das Stresslevel deutlich sinken. Weitere vielfach belegte Wirkungen: Stimmungs- und Schlaf-Verbesserungen, eine sinkende Herzfrequenz, ein niedrigerer Blutdruck.

Positive Effekte von Naturerfahrungen auf die Psyche

Studien, die die positiven Effekte von Naturerfahrungen auf die Psyche belegen, gibt es etliche. Eine der großen Langzeitstudien stammt von Forschern der Universität Aarhus in Dänemark. Sie erfassten die Daten von einer Million Menschen im Zeitraum von 1985 bis 2013. Nach dem Ausschluss von Störvariablen stellten sie fest, dass Kinder, die in von Natur umgebenen Umfeldern aufwuchsen, eine um 55 Prozent geringere Wahrscheinlichkeit hatten, später mentale Probleme zu entwickeln. Je mehr Zeit die Kinder in der Natur verbrachten, desto stabiler war ihre mentale Gesundheit im Erwachsenenalter. Die Leiterin der 2019 im PNAS-Journal erschienenen Studie, Kristine Engemann, bilanzierte: „Grünflächen scheinen ähnlich starke Effekte auf die psychische Gesundheit zu haben wie der sozioökonomische Status.“

Mehr Zeit in der Natur und ausreichend Bewegung – es wäre solch eine einfache Lösung mit solch positiven Effekten. Nur passiert in dieser Gesellschaft das exakte Gegenteil: Zum einen findet eine Verstädterung statt, zum anderen eine Verschulung und Institutionalisierung der Kindheit und Jugend. Die freie Zeit nimmt ab, die bewegungslose Zeit nimmt massiv zu. So ging die Zeit des unbeaufsichtigten Spielens, des Bewegens innerhalb weniger als einer Generation um mehr als 50 Prozent zurück.*

*Die weiteren Zahlen und Studien dazu finden Sie im Leitartikel der RennRad 6/2019.

Bewegungstherapie gegen psychische Erkrankungen

Ein verwandter und ebenso einfacher wie effizienter Weg lautet: mehr Bewegung. Auch die positiven und präventiven Effekte von Sport auf die Psyche – und auf die körperlichen Zivilisationskrankheiten – sind klar belegt. So analysierten Joseffson et al. die Ergebnisse von 15 Meta-Analysen zu den Effekten von Training auf depressive Menschen. Ergebnis: Die positiven Effekte des Sporttreibens waren signifikant stärker als die der anderen Behandlungsmethoden.

In mehreren Studien zeigten sich Trainingsprogramme als genauso effizient beim Abbau von Depressionen wie Medikamente. Bei einer randomisierten Studie, bei der die Wirkung des Antidepressivums Zoloft mit der von Training verglichen wurde, gab es keinen statistischen Unterschied: Nach vier Monaten war das Training genauso effizient wie das Medikament.

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Radfahren kann Sorgen, Ängstlichkeit und Stress reduzieren

Gerade auch das Radfahren kann Sorgen, Ängstlichkeit und Stress reduzieren. Das wurde in vielen Studien gezeigt. Beim Radfahren werden Glückshormone ausgeschüttet: Endorphine, Serotonin, Dopamin. Zudem kann es, bereits in geringen Dosen von 20 bis 30 Minuten täglich, die Schlafqualität von Menschen mit Schlafproblemen signifikant verbessern.

Wie bekommt man nun Menschen, die zur Bewegungslosigkeit sozialisiert wurden, dazu, sich mehr zu bewegen? Durch Bildung beziehungsweise Aufklärung. Oder durch Geld. Zum Beispiel: Wer nachweislich mit dem Rad zur Arbeit, Schule, Uni etc. pendelt, bekommt eine stark erhöhte Pendlerpauschale und einen signifikanten Rabatt auf seine Krankenkassenbeiträge. Ebenso wer nachweislich in einem Verein, Studio oder für sich trainiert und bei den Routine-Untersuchungen des Hausarztes gut abschneidet. Ich rede nicht von zwei, drei Prozent, sondern von bis zu 50, 60 Prozent Rabatt.

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Mehr Bewegung von Kindesalter an

Der zweite Weg setzt schon früher an: in der Kindheit und Jugend. Da immer mehr Eltern sport- und bewegungsfern sind, können und müssen die öffentlichen Sozialisationsinstanzen hier gegensteuern mit: mehr Zeit für Spiele, Bewegung, Sport, Natur – von der Kita bis zum Abitur. Und mit kommunal geförderten Kooperationen zwischen Kitas, Schulen und Vereinen.

Ergo: Man sollte das Gegenteil dessen tun, was man aktuell macht. Denn die politischen Entscheidungen der vergangenen Jahre fördern und manifestieren die zunehmende Bewegungslosigkeit. Die Zahl der Schulsportstunden sinkt. Die Bewegungskompetenz von Kindern nimmt massiv ab. Die Wahrscheinlichkeit, dass diese jungen Menschen zukünftig mentale wie körperliche Krankheiten entwickeln, steigt.*

Geben & Nehmen

Wir leben in einer Zeit, in der der Staat immer ungenierter Menschen erziehen, in eine Richtung, natürlich „die richtige“, lenken will. Die moderne Geschichte ist davon geprägt, dass sich die Menschen Freiheit erkämpft haben. Die Gegenwart ist davon geprägt, diese nach und nach abzubauen. Freiwillig.

Die Freiheit nimmt in vielen Bereichen ab. Zeitlich – Stichwort Verschulung der Kindheit und Jugend. Und vor allem finanziell – Stichworte dauerhafte Nullzinsen, Rentenquote, Rekordabgabenquote. Dank dieser arbeitet der durchschnittliche Arbeitnehmerhaushalt bis zum 15. Juli nur für den Staat. Aktuell sind gleich mehrere neue Steuern im Gespräch – und das im Land mit der zweithöchsten Abgabenquote Europas. Im Jahr 2004 betrug die Steuerquote 20,6 Prozent: 443 Milliarden Euro gingen an den Staat. 2020 wird die Steuerquote bei 23,8 Prozent liegen, die Steuereinnahmen bei 818 Milliarden. Fast ein Viertel des im Lande produzierten Wohlstandes fließt an den Staat. Und es ist ihm zu wenig.

Steuern sind nicht zweckgebunden

Dennoch werden die angekündigten neuen Steuern bejubelt – da man ihnen das Label „ökologisch“ verpasst hat. Randnotizen: Steuern sind nicht zweckgebunden. Deutschlands Anteil am weltweiten CO2-Ausstoß ist ebenso hoch wie dessen Zunahme im Jahr 2018: rund zwei Prozent. Eine effiziente Lösung muss global sein, nicht national. Oder wie es die Wirtschaftswoche formuliert: „Nur ein globaler CO2-Preis hilft.“

Ein Argument pro neue Steuern hierzulande lautet: Es gehe um eine Vorbildfunktion für andere Länder. Allerdings ist die Wirkung auf Länder, in denen man rechnen kann, wohl eher abschreckend. Was die Reaktionen auf die desaströse Bilanz der auch einst als vorbildlich propagierten Energiewende – die laut des damaligen Umweltministers Jürgen Trittin einen Haushalt pro Monat so viel koste „wie eine Kugel Eis“ – zeigen. Sie bescherte den Deutschen mit die höchsten Strompreise Europas, ohne den CO2-Ausstoß nennenswert zu senken.

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Deutschlands Energiepolitik: World’s dumbest energy policy

Die NZZ fasst die Bilanz des Sonderwegs wie folgt zusammen: „Das ungeschminkte Fazit lautet, dass die deutsche Energiewende dem Weltklima nicht hilft, unvernünftig teuer ist und einen Sektor immer mehr von der Markt- in die Planwirtschaft zieht.“ Das renommierte Wall Street Journal konstatiert zur deutschen Energiepolitik schlicht: „World‘s dumbest energy policy.“

Man könnte sich an Vorlutherische Zeiten erinnert fühlen, an den Ablasshandel nach dem Prinzip: Zahle und fühle dich danach besser. „Sobald das Geld im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt.“

Der Philosoph Peter Sloterdijk findet eine weitere Geschichts-Analogie: „Dies ist ein politisches Dressurergebnis, das jeden Finanzminister des Absolutismus vor Neid hätte erblassen lassen.“ Um eine weltweite, eine pragmatische, eine effiziente Lösung, um neue Technologien, die CO2-Speicherung, die massive Aufforstung scheint es nicht zu gehen. Wenn man CO2- und Lenkungssteuern will, um die Umwelt zu schützen, warum redet dann niemand davon, parallel dazu die enormen Belastungen der Menschen, primär der Mittelschicht, zu senken? Die Einkommensteuer etwa? Die kalte Progression abzuschaffen? Das Steuersystem zu vereinfachen? Steuergeldverschwendung strafbar zu machen? Endlich einen Rentenfonds zu gründen? Die Renten zu erhöhen?

Politik nimmt den Menschen die Aufstiegschancen durch Leistung

Zum Vergleich: Der Anteil der pensionierten Beamten, die 2015 weniger als 1000 Euro pro Monat zur Verfügung hatten: 1,2 Prozent. Der Anteil unter den Rentnern: 82 Prozent der Frauen, 42 Prozent der Männer. Laut Hans-Böckler-Stiftung kosten die Beamtenpensionen Bund, Länder und Kommunen, also die Steuerzahler, bis 2050 980 Milliarden Euro. Pro Pensionär rund 861.500 Euro. Warum wird diese „soziale Ungerechtigkeit“ nicht thematisiert? Durch die finanzielle Repression in Kombination mit Null- oder zukünftig wohl Minuszinsen nimmt die Politik den Menschen die Aufstiegschancen durch Leistung**.

Und damit das Versprechen des Kapitalismus. Geld verliert seine Funktion als stabiles Wertaufbewahrungsmittel. Die Politik betreibt „das Ende des Kapitalismus, wie wir ihn kennen“, wie die ‚Welt‘ konstatiert. Die Aufstiegschancen, die Freiheit des Einzelnen und die soziale Mobilität nehmen ab. Angesichts einer Abgabenquote von rund 54 Prozent des Bruttoeinkommens, explodierender globaler Schuldenberge von aktuell weit über 230 Billionen US-Dollar, einer dauerhaft zu „rettenden“ Währung, explodierender Immobilien- und Mietpreisen, eines
Rentensystems, dessen Rentenquote schon heute 20 Prozent unterhalb des EU-Durchschnitts liegt und gemäß aller seriösen Berechnungen für einen großen Teil der jüngeren arbeitenden Bevölkerung in die Altersarmut führt, ist es wohl für Viele rational, Zukunftssorgen zu haben.

Gewinne privatisieren, Verluste vergesellschaften

Zudem gilt weiterhin das zur „Banken- und Eurorettung“ eingeführte politische Prinzip: Gewinne privatisieren, Verluste vergesellschaften – also von den Steuerzahlern bezahlen lassen. Was steckt wohl hinter zunächst gut klingenden Worten wie „Bankenunion“? Primär: faule Kredite von rund 790 Milliarden Euro. Allein in den italienischen Bankbilanzen stehen faule Kredite in Höhe von über 390 Milliarden Euro.

In den griechischen Bankbilanzen sind 43,5 Prozent aller Kredite notleidend. Der deutsche Haftungsanteil für die Rettungsmaßnahmen im Zuge der Eurokrise wurde bereits 2012 auf rund 310 Milliarden Euro taxiert. Die aktuelle Höhe der deutschen Target2-Salden: rund 900 Milliarden Euro.

Auf der einen Seite dominiert nur ein Thema: Klima. Auf der anderen wird parallel eine Politik lanciert, die Nichtkonsum massiv bestraft: die ewigen Nullzinsen. Was Politik und Notenbanken tun, ist: Sie animieren, oder vielmehr zwingen, die Menschen zum Geldausgeben, zum Schuldenmachen. Ihre Botschaft ist: Gebt Geld aus, konsumiert – oder werdet täglich ärmer! Der Sparer wird bestraft, der Verschwender belohnt.

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Nullzinsen führen zu Erhöhung der Ungleichheit

Weil die Staaten sonst ihre Schulden nicht mehr bedienen könnten. Weil die Euro-Zone sonst zerbrechen würde. Durch die niedrigen oder gar Minuszinsen entschuldet sich der Staat – auf Kosten der Bürger. Die „gesparten“ Zinskosten des deutschen Staates durch die Niedrigzinsen seit 2008: 368 Milliarden Euro. Die Zinsverluste der deutschen Privathaushalte von 2010 bis 2018 nach Berechnungen der DZ Bank: 533,5 Milliarden Euro.

Die Nullzinsen führen zudem zu einer Erhöhung der Ungleichheit – zu einer massiven Umverteilung hin zur Oberschicht und den Superreichen. Denn es sind Aktien, Immobilien, Sachwerte, die extrem an Wert gewinnen. Das verwaltete Vermögen von Private-Debt-Fonds, hinter denen vor allem US-Pensionsfonds und die Family Offices der Superreichen stehen, hat sich seit der Finanzkrise auf 769 Milliarden US-Dollar fast verdreifacht.

Der Historiker David Engels nennt die EU eine „oligarchische Technokratie“. Wie weit es mit der EU-Demokratie ist, haben die Personalien nach den Europawahlen gezeigt. Es gab Spitzenkandidaten, die offenbar nie für Spitzenämter vorgesehen waren. Stattdessen wurde in Hinterzimmern geklüngelt – und einer hat klar gewonnen: Emmanuel Macron. Das Leistungsprinzip wird in der Politik immer mehr ad absurdum geführt.

Umverteilung & Zukunft

Eine Politikerin, die auf ihrem Posten zuvor völlig überfordert war und offenbar in undurchsichtige Vertragsvergaben an Beraterfirmen involviert ist – in einer davon arbeitet zufälligerweise ihr Sohn – wurde befördert. Frau von der Leyens Ministerium meldete 2016 Berater-Verträge im Umfang von 2,9 Millionen Euro. Laut Prüfbericht des Bundesrechnungshofes gab man aber 150 Millionen für Berater aus. Dazu kommen noch solche Kleinigkeiten wie die Nicht-Einsatzfähigkeit vieler Panzer, Flugzeuge, Hubschrauber.

Unter VDL arbeiteten alle vier großen Consultingfirmen im Verteidigungsministerium parallel an verschiedenen Projekten. Generell waren alle Beraterfirmen, die an den Steuerhinterziehungsmodellen Luxemburg Leaks, Panama Leaks und CumEx beteiligt waren, auch als Berater öffentlicher Stellen im Einsatz. Der Großkapital-Bock wird zum Gärtner gemacht. Dauerhaft.

In Brüssel arbeiten rund 25.000 Lobbyisten. Jeder zweite Google-Lobbyist war zuvor für die EU tätig. Ein weiteres Parade-Beispiel für die „Lobbykratie“ – und die völlige Ignoranz gegenüber der Mittelschicht – ist die geplante Finanztransaktionssteuer.

Jeder muss privat vorsorgen

Die Idee dahinter war ursprünglich, den Hochfrequenzhandel zu verteuern und somit kriselnde Banken und Unternehmen vor Angriffen von Spekulanten zu schützen. Doch die Steuer, die 2021 nach dem Willen von Olaf Scholz und seiner Kollegen nun kommen soll, trifft die völlig Falschen: nicht die „Heuschrecken“, die Großspekulanten, sondern Kleinanleger und Sparer. Somit wird auch noch die letzte Möglichkeit, für sein Alter zu sparen, durch den Staat torpediert.

Nachdem die Politik durch das Aushöhlen des Rentensystems dafür gesorgt hat, dass jeder privat vorsorgen muss und jeder, der sein Geld auf dem Konto liegen hat, täglich ärmer wird – während eine Firma wie Apple, laut der EU-Kommission im Jahr 2014, in der EU Steuersätze von 0,005 Prozent „zahlt“. Google zahlte laut FAZ 2010 einen Steuersatz von drei Prozent. Eine nationale Digitalsteuer lehnt der SPD-Politiker Scholz ab.

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Funktionierendes Rentensystem gegen psychische Erkrankungen?

Wohlstand und Gewissheiten, wie etwa ein funktionierendes Rentensystem, geben Sicherheit. Und damit Resilienz, mentale Widerstandskraft, gegenüber Stressoren des Alltags. Schwinden diese Sicherheiten, nehmen psychische Probleme zu. Laut einer Umfrage der Friedrich-Ebert-Stiftung gehen zwei Drittel der Deutschen davon aus, dass es künftigen Generationen schlechter gehen wird. Nur ein Viertel findet, dass der Staat den Lebensstandard im Alter gut gewährleistet. Das Problem des bezahlbaren Wohnraums sehen nur 15 Prozent als gut gelöst.

Schon heute erleidet hierzulande jeder Vierte im Laufe seines Lebens psychische Erkrankungen. Nach einer Studie der TKK könnten Depressionen in naher Zukunft zu den am weitesten verbreiteten Krankheiten des Landes zählen. Es gäbe Antworten, Lösungen für diese Probleme. Man müsste sie nur sehen – und angehen.

„Würden die Menschen das Geldsystem verstehen, hätten wir eine Revolution noch vor morgen früh.“ Henry Ford

** Der Median des geldwerten Vermögens eines Erwachsenen in Deutschland beträgt 47.000 US-Dollar. Das eines Griechen: 55.000 Dollar. Das eines Niederländers: 94.000 Dollar. Eines Franzosen: 120.000 Dollar. Eines Italieners: 125.000 Dollar. Eines Belgiers: 168.000 Dollar. Eines Schweizers: 229.000 Dollar. Das deutsche Rentenniveau liegt bei 47,9 Prozent und wird stark sinken. Das Rentenniveau in, zum Beispiel, den Niederlanden, Kroatien, Portugal, Italien, Österreich: über 90 Prozent. Das in Ungarn, Bulgarien, Slowakei, Zypern, Spanien, Dänemark: über 80 Prozent. Die Immobilien-Besitzquote ist hierzulande die niedrigste der EU. Was politisch offenbar so gewollt ist – denn die Kauf-Nebenkosten gehören zu den höchsten weltweit. Sie betragen durchschnittlich 13 Prozent des Immobilienpreises. Innerhalb von zehn Jahren hat sich die Zahl der Ersterwerber von Immobilien fast halbiert. Ganz vorne ist Deutschland dagegen bei der Größe des Niedriglohnsektors: Der Niedriglohnanteil ist von 1996 bis 2015 von 14 auf 22 Prozent gestiegen. 7,5 Millionen Menschen arbeiten als „Mini-Jobber“. Rund 3,4 Millionen Vollzeitbeschäftigte in Deutschland haben pro Monat zuletzt weniger als 2000 Euro brutto verdient. In Ostdeutschland liegt mehr als jeder vierte in Vollzeit arbeitende Mensch unterhalb dieser Grenze. Und was ist wohl der aktuelle Mindestverdienst, den man haben muss, um nach 45 Beitragsjahren eine Rente zu erhalten, die über der Grundsicherung liegt? 1917 Euro im Monat. Ein Hohn.


Weitere Leitartikel von RennRad-Chefredakteur David Binnig

Istria300: Radsport-Event – Informationen, Anmeldung, Datum

Istria300: Pican

Mit dem Istria300 verwandelt sich die kroatische Küstenstadt Poreč am 10. Oktober 2020 in das Mekka des internationalen Radsports. Unter dem Motto „Ride your Limits“ bietet Istrien optimale Bedingungen für Amateurradsportler, die sich einer großartigen sportlichen Herausforderung stellen möchten. Wer schon immer einmal die malerische Kulisse von Istrien auf gesperrten Straßen erleben wollte, kommt hier auf seine Kosten.

Was macht den Istria300 so speziell?

Beim Istria300 entscheiden die Athleten erst auf der Strecke, welche Distanz sie letztendlich zurücklegen möchten. Mit 300km, 235 km und 155km gibt es drei Kursvarianten. Merkt ein Sportler zum Beispiel auf der Strecke, dass die Beine noch frisch sind, kann er sich noch für die längere Variante entschließen. Somit ist das Event für fast jedes Niveau eine Herausforderung. Darüber hinaus garantieren epische Rennrad-Routen auf den schönsten Straßen Istriens mit spektakulären Ausblicken ein Radsporterlebnis vom Feinsten.

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Buntes Rahmenprogramm beim Istria300

Der Istria300 bildet allerdings „nur“ das Highlight eines viertägigen Radsportevents. Von 8. Bis 11. Oktober 2020 gibt es auf der Istria300 Expo alles was das Radsportherz begehrt. Spannende Vorträge, sowie ein spezielles Familienprogramm sind spektakuläre Bestandteile eines unvergesslichen Events in Poreč.

Voranmeldungen sind bereits möglich

Für alle die es gar nicht mehr erwarten können, sich den neuen Fixpunkt in ihrem Radkalender einzutragen, gibt es gute Nachrichten. Ab sofort und bis 9. Dezember sind bereits Voranmeldungen auf www.istria300.com möglich. Mit der Voranmeldung wird den TeilnehmerInnen das preiswerteste Startgeld garantiert. Die offizielle Anmeldung öffnet nach der Präsentation der finalen Routen am 10. Dezember.

RennRad-Ausgabe 11-12/2019: Alle Inhalte auf einen Blick

Istria300: Bilder vom Radsport-Event

Istria300, Kroatien

Malerische Szenen gibt es beim Istria300

Rennrad, Events

Ambitionierte Rennradfahrer können sich beim Istria300 auspowern

Istria300: Blick auf Labin

Istria300: Blick auf Labin

Porec, Kroatien

Und ein weiterer Blick auf Porec

Porec, Kroatien, Events

Ein wunderbarer Ausblick auf Porec

Der Istria300 führt an Montovun vorbei

Istria300: Pican

Istria300: Pican

Die Istria300 Organisatoren: Ein internationales Top Team

Hinter dem neuen Radsporthighlight stehen die beiden Organisatoren Julius Rupitsch und Vladimir Miholjevic, die mit ihren Namen beide für Sportevents von höchster Qualität stehen. Rupitsch ist unter anderem Veranstalter des prestigeträchtigen Großglockner Berglaufs in Österreich. Race Director Vladimir Miholjevic weiß was Rennradfahrer wollen. Immerhin war er selbst jahrelang erfolgreicher Profi, der alle großen Touren fuhr und mittlerweile Sport Director im Bahrain Merida Team ist. Von 2015 bis 2018 war er als Organisator der Tour of Croatia tätig und organisiert 2019 mit dem CroRace das Nachfolgeevent der Tour of Croatia.

Beide freuen sich der Region ein neues sportliches Highlight zu liefern, von der auch der lokale Tourismus profitieren soll. Event Director Julius Rupitsch ist bereit für diese spannende Aufgabe: „In Poreč haben wir das perfekte Umfeld gefunden, um ein neuartiges und modernes Radevent mit internationaler Strahlkraft zu veranstalten. Mit dem Istria300 wollen wir die Region vor allem der weltweiten Radcommunity schmackhaft machen.“

Cyclocrosser im Test: 12 Crossräder für das Gelände im Vergleichstest

Cyclocrosser, Test, Kaufberatung

Julian Alaphilippe, Zdenek Stybar, Wout Van Aert, Mathieu van der Poel – viele der weltbesten Radprofis begannen ihre Karrieren auf Rädern, die irgendwo zwischen Rennrad und Mountainbike angesiedelt sind: auf dem Cyclocrosser.

Schmale Stollenreifen, Rennlenker, eine sportliche, teils aggressive Geometrie, eine enorme Agilität – das macht die Crossräder noch heute aus. Und unterscheidet sie von einem noch jungen, nah verwandten und seit wenigen Jahren boomenden anderen Radsegment: den Gravelrädern. Diese sind wie die Cyclocrosser ebenfalls geländegängig – doch sie sind auch klar stärker auf einen möglichst hohen Fahrkomfort ausgelegt.

Cyclocrosser oder Gravelbike: Unterschiede und Gemeinsamkeiten einfach erklärt

Cyclocrosser: Renn- und Spaß-Maschinen

Die Crosser sind dagegen weiterhin meist Renn- und Spaß-Maschinen. Noch immer setzen viele Rennradfahrer – vor allem im Winter – auf ihre Cyclocrosser. Sie sind ideal für kürzere schnelle und intensive Einheiten im Gelände. Und passen von dieser Ausrichtung her gut ins Zeitbudget beziehungsweise den Trainingsalltag sehr vieler Hobbyathleten.

Bei den Cross-Wettkampfgeräten sind natürlich auch die Vorschriften des Weltradsportverbandes einzuhalten. Dazu zählt etwa die maximale Reifenbreite von 33 Millimetern. Gerade hier liegt ein großer Unterschied zu Gravelrädern, bei denen häufig um die 40 Millimeter oder teils sogar über 50 Millimeter breite 27,5-Zoll-Reifen zum Einsatz kommen. Diese erhöhen natürlich den Grip und den Fahrkomfort. Für die Crosser sprechen ihre Agilität, ihre Sportlichkeit, der Fahrspaß. Die Abteilung „Renn- und Spaßmaschinen“ ist in unserem Testfeld stark vertreten.

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Cyclocrosser im Test: Diese 12 Räder haben wir getestet

Marke Modell UVP Prädikat
Ritchey Swiss Cross 1449 Euro*
Cube Cross Race SL 1499 Euro
Fuji Cross 1.3 1499 Euro
Müsing Ranger CX Sondermodell 1699 Euro
Ridley X-Ride Disc 1699 Euro
Bombtrack Tension 1 1900 Euro
Poison Taxin 2049 Euro
Storck T.I.X. AL G1 2149 Euro
Gunsha RCC 4.0 Disc Race 2390 Euro Race-Tipp
Canyon Inflite CF SL 8.0 Race 2699 Euro** Kauf-Tipp
Specialized Crux Elite 3199 Euro Race-Tipp
Merida Mission CX Force-EditionTestbrief 5199 Euro Race-Tipp

* für das Rahmen-Gabel-Set

** Im Test war das aktuell preisreduzierte 2019er-Modell. Die leicht überarbeitete 2020er-Version wird 3199 Euro kosten.

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Fahrspaß & Robustheit

Zum Beispiel mit dem Specialized CruX und dem Storck T.I.X. Die Agilität und die Direktheit dieser Räder sind enorm. Auch das mit einem Preis von 5200 Euro teuerste Rad des Testfeldes, das Merida Mission CX, zählt zu dieser Kategorie: Es ist ein extrem schnelles Renngerät und mit einem Gewicht von rund acht Kilogramm eines der leichtesten Räder im Test. Das leichteste ist das Canyon In­flite, das 7,75 Kilogramm auf die Waage bringt. Es bietet sehr viel Rad, Fahrspaß und Robustheit fürs Geld. Sein Fahrverhalten ist sehr agil und dennoch ausgeglichen.

Recht viele der Testräder wurden in ihren Geometrien „entschärft“, sodass sie bei den Eigenschaften „Fahrkomfort“ und „Langstreckentauglichkeit“ punkten. Hierzu zählen etwa das Müsing Ranger CX oder das Bombtrack Tension 1. Zu den vielen Rädern des Feldes, die unsere Testfahrer überzeugten, zählt auch ein „Exot“, der aber zugleich bereits ein Klassiker unter den Cyclocross-Modellen ist: das Ritchey Swiss Cross. Das Besondere an diesem Rad ist sein Rahmen: Er ist aus Stahl. Die filigranen Rohre zeigen eine mehr als ausreichende Steifigkeit und bieten einen recht hohen Fahrkomfort.

Das Gros der Testmodelle ist in einer Preisregion von unter 2000 Euro angesiedelt. Die beiden günstigsten Testräder, das Fuji Cross 1.3 und das Cube Cross Race SL, kosten je 1499 Euro. Dieser Test zeigt, dass man auch in dieser Preiskategorie sehr viel Fahrspaß für sein Geld bekommen kann.

RennRad-Ausgabe 11-12/2019: Alle Inhalte auf einen Blick

Die getesteten Cyclocrosser in der Bildergalerie

Ritchey Swiss Cross

Ritchey Swiss Cross

Cube Cross Race SL

Cube Cross Race SL

Fuji Cross 1.3

Fuji Cross 1.3

Müsing Rangers CX Sondermodell

Müsing Rangers CX Sondermodell

Ridley X-Ride Disc

Ridley X-Ride Disc

Bombtrack Tension 1

Bombtrack Tension 1

Poison Taxin

Poison Taxin

Storck T.I.X. AL G1

Gunsha RCC 4.0 Disc Race

Gunsha RCC 4.0 Disc Race

Canyon Inflite CF SL 8.0 Race

Canyon Inflite CF SL 8.0 Race

Specialized Crux Elite

Specialized Crux Elite

Merida Mission CX Force-Edition

Merida Mission CX Force-Edition

Nahrungsergänzungsmittel: Eiweiß, Mineralien, Vitamine, Pillen, Pulver

Functional Food liegt im Trend: Nahrungsmittel, die schöner, fitter, gesünder machen sollen. Dass die meisten Versprechen der Ernährungsindustrie reines Marketing sind, haben wir in einem großen Artikel in der RennRad 9/2019 dargelegt. Doch wie sieht es mit dem sogenannten Nahrungsergänzungsmittel aus? Fast jeder Hobbysportler nutzt sie: Vitaminpillen, Proteinpulver, Mineralientabletten und mehr.

Die Werbelogik der Ernährungsindustrie lautet: Wer viel trainiere, könne mit normaler Ernährung nicht alle Speicher wieder so auffüllen, dass die Regeneration optimal sei – wer nicht zu einem Nahrungsergänzungsmittel (NEM) greife, lasse Potenzial liegen. Die Selbstoptimierung liegt im Trend, und dazu erscheinen die „gesunden Hilfsstoffe“ Vielen als ideal. Nur: Diese Darstellung hat mit den wissenschaftlichen Fakten wenig bis nichts zu tun.

50 bis 85 Prozent der Sportler nehmen Nahrungsergänzungsmittel

Dennoch: In verschiedenen Befragungen gaben 50 bis 85 Prozent der Sportler an, regelmäßig NEM einzunehmen. Das ergab die für das Bundesgesundheitsblatt im Jahr 2017 zusammengefasste Meta-Analyse „Nahrungsergänzungsmittel im Sport, Sinn, Unsinn oder Gefahr?“. Problematisch kann dabei sein, dass die Mittel oftmals nicht von Ärzten aufgrund von Diagnosen verschrieben werden.

Häufig beziehen Sportler ihre Informationen und Empfehlungen über Trainer, Teamkollegen oder eine einfache Recherche im Internet. Als erwünschte Effekte der Nutzung gaben die Befragten Muskelwachstum, Leistungssteigerungen und eine gesündere Lebensweise an.

Doch welches Nahrungsergänzungsmittel kann für Radsportler sinnvoll sein? Auf welche Präparate sollte man zurückgreifen? Oder können Nahrungsergänzungsmittel sogar schädlich sein? Welche natürlichen Alternativen sind empfehlenswert? Die Antworten beginnen mit den verschiedenen Nährstoffgruppen.

Energieriegel, Gels und Getränkepulver im Test

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Proteine

Die Gruppe der Makronährstoffe umfasst Proteine, Kohlenhydrate und Fette. Proteine und ihre Bausteine, die Aminosäuren, sind in Fitnessstudios oder Sportvereinen die wohl verbreitetsten Nahrungsergänzungsmittel.

Etwa 55 bis 70 Prozent der Befragten gaben in einer Erhebung an, regelmäßig Eiweißpräparate zu verwenden. Auffällig ist: Leistungssportler greifen deutlich seltener auf Protein-Zusätze zurück. Mit neun bis 36 Prozent gaben relativ wenige von ihnen an, regelmäßig Proteinshakes und ähnliches einzunehmen.

Zahlreiche Studien belegen, dass Aminosäuren die Erholung und Regeneration nach dem Training fördern und damit eine Leistungssteigerung bewirken können. Beim Training werden die Aminosäurevorräte geleert. Diese können nur durch die exogene Zufuhr, somit durch die Ernährung, wieder aufgefüllt werden.

Unterversorgung mit Proteinen kommt kaum bis gar nicht vor

Jedoch zeigen Daten des Robert-Koch-Instituts, dass in Deutschland eine potenziell schädliche Unterversorgung mit Proteinen bei Männern im Alter zwischen 18 und 44 Jahren kaum bis gar nicht vorkommt. Bei einer mittleren Trainingsbelastung, wie sie im Breitensport üblich ist, genügt demnach in der Regel eine normale Ernährung mit täglich 0,8 bis 1,2 Gramm Eiweiß pro Kilogramm Körpergewicht.

Hochleistungssportler benötigen dagegen bis zu zwei Gramm pro Kilogramm Gewicht. Proteine können idealerweise durch die normale Ernährung ausreichend aufgenommen werden.

Nahrungsergänzung: Gängig oder gefährlich?

Eine Einnahme von 20 bis 25 Gramm Proteinpulver oder bis zu zehn Gramm Aminosäuren kann bei besonderen Belastungen oder unzureichender Regeneration unterstützend wirken. Eine höhere Dosierung bringt nach bisherigen Forschungsergebnissen keine weiteren Vorteile. Zusätzliche Proteine können etwa dann sinnvoll sein, wenn durch eine vegane oder vegetarische Ernährung weniger Proteine aufgenommen werden.

Kohlenhydrate & Fette

Dass Kohlenhydrate im Ausdauersport die Leistung bedingen, ist belegt. Kohlenhydrate sind die wichtigste Energiequelle und sollten bei Trainingseinheiten von mehr als einer Stunde Dauer regelmäßig zugeführt werden. 30 bis 90 Gramm pro Stunde schnell verfügbarer Kohlenhydrate verhindern je nach der Intensität der Belastung die Entleerung der Kohlenhydratspeicher und beugen einer Totalerschöpfung vor.

Für Leistungssportler werden im Wettkampf kohlenhydratreiche Getränke, Riegel und Gels empfohlen, Breitensportler sollten sie nur in Ausnahmefällen einnehmen. Bestimmte Fettsäuren sind für den Menschen essenziell, weil sie als Membranbestandteile verwendet werden und zudem für die Hormonbildung notwendig sind. Als Triglyceride sind sie außerdem ein wichtiges Energiereservoir.

Eine Leistungssteigerung durch Supplementierung mit Triglyceriden konnte jedoch bisher nicht bestätigt werden, daher ist davon abzuraten. Eine Aufnahme der essenziellen Fettsäuren sollte über die normale Ernährung abgedeckt werden.

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Vitamine

Mikronährstoffe umfassen Vitamine und Mineralstoffe. Vitamine sind an nahezu allen Stoffwechselprozessen beteiligt. Da physiologische Prozesse durch mehr als eine Substanz beeinflusst werden, ist eine Einschätzung zur Wirksamkeit einzelner Vitamine in Bezug auf die sportliche Leistung schwierig. Ebenso wirken die meisten Vitamine nicht isoliert, sondern nur im Zusammenspiel mit Ballaststoffen und sekundären Pflanzenstoffen.

Besonders die Antioxidantien wie die Vitamine A, C, E, Betakarotin und das Spurenelement Selen sind bei Sportlern als Supplemente beliebt. Antioxidantien sollen den bei körperlicher Belastung entstehenden reaktiven Sauerstoffradikalen entgegenwirken und die Muskelerschöpfung abschwächen.

Es gibt Hinweise darauf, dass Vitamin C bei Ausdauersportlern das Erkältungsrisiko reduziert. In zu hohen Dosen kann es jedoch schädlich wirken. Leistungseffekte sind nicht nachgewiesen. Vitamin D, das vom Körper mithilfe von UVB-Strahlung selbst hergestellt werden kann, spielt eine wichtige Rolle beim Kalziumstoffwechsel.

Eine Vitamin-D-Unterversorgung kann bei Athleten mit einer verminderten Knochendichte und Frakturen in Verbindung gebracht werden. Ein niedriger Vitamin-D-Spiegel ist ebenfalls mit einer verminderten Leistungsfähigkeit assoziiert, deshalb sollten Sportler regelmäßig ihre Blutserumwerte kontrollieren lassen.

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Mineralstoffe

Mineralstoffe werden mit der Nahrung aufgenommen, sie sind anorganisch. Der menschliche Stoffwechsel benötigt Mineralstoffe in geringen Mengen. Die meistverwendeten Mineralstoffpräparate von Spitzensportlern sind Magnesium, Eisen und Kalzium. Magnesium ist an der Proteinsynthese und an den sogenannten ATP-Reaktionen, also dem Energiestoffwechsel, beteiligt.

Magnesium wird im Wettkampf oft gegen Krämpfe eingesetzt. Aber: Für eine Wirksamkeit gibt es keine Belege. Sofern kein Mangel vorliegt, ist durch die Nahrungsergänzungsmittel-Zufuhr zudem kein positiver Einfluss auf die Leistung nachweisbar. Ein Eisenmangel tritt dagegen recht häufig bei Ausdauersportlern auf. Vegetarier und Sportlerinnen sind zudem häufiger betroffen.

Eine gezielte Therapie sollte aber erst nach einer medizinischen Abklärung begonnen werden. Kalzium ist für den Knochenaufbau, für die Muskelfunktion sowie für die Blutgerinnung wichtig. Nur bei einer verringerten Knochendichte ist eine Kalzium-Supplementierung notwendig. Zink unterstützt das Immunsystem. Eine leistungssteigernde Wirkung einer Zinkeinnahme kann aber nur dann festgestellt werden, wenn ein Mangel vorliegt – was bei einer normalen Ernährung nur sehr selten vorkommt. Sonst zeigt sich keine Wirkung.

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Koffein & Co.

Koffein steht seit einigen Jahren nicht mehr auf der Dopingliste der verbotenen Substanzen. Aufgrund der sozialen Akzeptanz ist es leicht zugänglich und gehört zu den beliebtesten leistungssteigernden Substanzen. 16 bis 37 Prozent der befragten Leistungssportler gaben in den anfangs genannten Untersuchungen an, koffeinhaltige Mittel zu nutzen.

Zahlreiche Studien belegen eine leistungssteigernde Wirkung im Ausdauersport. Koffein kann gegen Müdigkeit und Erschöpfung wirken, die Schmerzwahrnehmung verringern und die kognitive und physische Leistung steigern. Die empfohlene Menge vor dem Wettkampf beträgt etwa drei bis sechs Milligramm Koffein pro Kilogramm Körpergewicht. Dies hängt jedoch auch von der individuellen Verträglichkeit ab.

Als Puffersubstanzen werden Natriumhydrogencarbonat und Natriumnitrat bezeichnet, weil sie ein Ungleichgewicht des Säure-Basen-Haushaltes ausgleichen können. Insbesondere bei anaeroben Belastungen des Muskels kann damit die Erschöpfung verzögert werden. Bei einer kurzen, intensiven Belastung wurde ein leistungssteigernder Effekt nachgewiesen.

Die Bedeutung für Kaffee im Radsport

Probleme bei Koffein als Nahrungsergänzungsmittel

Jedoch sind häufige Nebenwirkungen Magenbeschwerden, welche die Leistungsfähigkeit wiederum negativ beeinflussen können. Eine Nahrungsergänzung ist nur dann notwendig und sinnvoll, wenn de facto ein Mangel vorliegt. Ob dies der Fall ist, wird durch ein Blutbild geklärt. Oftmals werden Müdigkeit oder eine ausbleibende Leistungssteigerung zu Symptomen für Mangelerscheinungen erklärt und damit eine Einnahme von NEM gerechtfertigt.

Diese Faktoren können tatsächlich als Folge eines Mangels, etwa an Eisen, Eiweiß oder Vitamin B6, auftreten. Allerdings gibt es unzählige andere Gründe für Müdigkeit oder ausbleibende Form. Stress im Beruf, Über- oder Unterforderung im Training oder eine schlechte Schlafqualität können die Ursachen sein. Bei der Diagnose sollte man sich auf einen Arzt verlassen. Ohne Absprache sollten keine Mittel eingenommen werden.

Nebenwirkungen

Der Nahrungsergänzungsmittel-Konsum ist hoch: Einer der Hauptgründe liegt sicherlich im Mangel an Aufklärung über deren Nebenwirkungen und Gefahrenpotenzial begründet. Eine im Journal für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit veröffentlichte Befragung ergab, dass 58 Prozent der Befragten fälschlicherweise davon ausgehen, dass Nahrungsergänzungsmittel keinerlei Nebenwirkungen verursachen können.

Für antioxidative Präparate mit den Vitaminen A, C, E, Betakarotin und Selen etwa liegen Langzeitstudien vor. Diese widerlegen die Annahme, dass jene Vitamine gesundheitsförderliche Wirkungen besitzen, wenn sie in hohen Dosierungen zugeführt werden. Eine Meta-Analyse zu Betakarotin sowie zu den Vitaminen A und E zeigte sogar eine erhöhte Sterblichkeit bei der Teilnehmergruppe, die diese Vitamine durch Supplemente zu sich nahm.

Die genaue Ursache hierfür ist derzeit nicht bekannt. Auch die Gefahr von Überdosierungen ist bei Nahrungsergänzung nicht ausgeschlossen. Die fettlöslichen Vitamine A, D und E werden bei einer erhöhten Aufnahme in der Leber gespeichert und können nicht wie die wasserlöslichen Vitamine über die Niere ausgeschieden werden. Damit ist ihr Toxizitätspotenzial deutlich höher.

Kopfschmerzen, Photophobie, Leberschäden

Eine akute Überdosierung von Vitamin A kann zu Kopfschmerzen, Photophobie sowie zu Leberschäden führen. Chronische Überdosierungen können die Leber, die Haut, die Knochen und das zentrale Nervensystem schädigen.

Die Überdosierung von Vitamin D kann zu einer sogenannten Verkalkung von weichem Gewebe führen, weil es den Kalziumstoffwechsel stören kann. Zu hohe Vitamin-E-Werte können ein erhöhtes Blutungsrisiko bewirken. Bei sehr hohen Verabreichungen der Vitamine C und E ist eine verminderte sportliche Anpassungsfähigkeit belegt.

Eiweiß: Die empfohlene Höchstdosierung der Proteinaufnahme von zwei Gramm pro Kilogramm Körpergewicht am Tag sollte ebenfalls nicht überschritten werden, andernfalls droht eine Schädigung der Leber und der Niere. Das Problem der Supplementierung von Mineralstoffen ist, dass für unterschiedliche Mineralstoffe die gleichen Transportmechanismen im Körper verwendet werden. Eine zu hohe Dosierung eines Mineralstoffs kann somit zu einer Blockade der Transportwege und somit zu einer geringeren Verfügbarkeit anderer Mineralstoffe führen.

Nahrungsergänzungsmittel im Sport: Dopingtests

Es kann vorkommen, dass Sportler mit einem positiven Dopingtest konfrontiert werden, weil sie verunreinigte NEM verwenden. Manche Hersteller mischen gewisse auf der Dopingliste stehende Substanzen wie etwa anabole Steroide bewusst bei, um ein Präparat wirksamer zu machen. Aber auch eine geringe Qualitätssicherung kann dazu führen, dass Präparate verunreinigt sind.

Einen Freispruch kann man damit nicht erwirken: Da jeder Athlet selbstverantwortlich handelt und eine positive Probe in jedem Fall zu einer Sperre führt, müssen Sportler sichergehen, keine fragwürdigen Produkte zu verwenden. Ein guter Anhaltspunkt, welche NEM mit minimalem Dopingrisiko eingenommen werden können, gibt die sogenannte Kölner Liste. Dort führt der Olympiastützpunkt Rheinland alle getesteten und hinsichtlich der Doping-Regularien unbedenklichen Nahrungsergänzungsmittel auf.

Fazit

Die Grundlage für eine gesunde Lebensweise und eine optimale Regeneration sowie eine bestmögliche Leistungsentwicklung liegt in einer ausgewogenen Ernährung. Das Lebensmittelangebot ist so vielseitig, dass mit einer ausgewogenen Lebensweise keine Mängel auftreten sollten. Somit sind Nahrungsergänzungsmittel größtenteils überflüssig.

Mit Obst, Gemüse, Fisch, Fleisch und Getreideprodukten kann der Körper optimal mit Nährstoffen versorgt werden. Gerade Mikronährstoffe in Obst und Gemüse können ihre optimale Wirkung bestmöglich durch das Zusammenspiel mit sekundären Pflanzenstoffen sowie mit Ballaststoffen entfalten – so, wie sie in der Natur vorkommen.

Nahrungsergänzungsmittel und die Gefahr des Überkonsums

Bei Breitensportlern und auch im Leistungssport herrscht ein Überkonsum an Nahrungsergänzungsmitteln. Dabei werden der Bedarf und der mögliche Nutzen deutlich überschätzt. Für viele der auf dem Markt erhältlichen Mittel wurde eine Wirksamkeit bisher nicht belegt. Einige gelten sogar als leistungsmindernd, im schlimmsten Fall als gesundheitsschädlich.

Ebenso besteht für Leistungssportler die Gefahr einer Verunreinigung der Produkte mit unerlaubten Substanzen, was positive Dopingtests nach sich ziehen kann. Nur in wenigen Ausnahmesituationen, wie etwa bei einem chronischen Mangel, bei besonders hohen Belastungen oder bei einer eingeschränkten Lebensmittelverfügbarkeit, etwa auf Reisen, kann eine zusätzliche Einnahme von bestimmten NEM hilfreich sein.

Grundsätzlich sollten alle Sportler egal welchen Leistungslevels den Konsum von Nahrungsergänzungsmitteln gründlich überdenken und nur nach Absprache mit einem Arzt, idealerweise auf Basis der in einem Bluttest ermittelten Werte, danach greifen. Eine vollwertige Ernährung deckt bei gesunden Sportlern üblicherweise den Nährstoffbedarf voll ab.

Griechenland: Geheimtipp für Rennradfahrer – Touren, Tipps, Erfahrungen

Griechenland, Reise

Ein dunkler Fleck auf hellem Asphalt. Der Zweig eines Olivenbaumes ist mein einziges Ziel. Durch meine vom Schweiß brennenden Augen, durch die beschlagene Brille sehe ich ihn zunächst als dunklen verschwommenen Fleck. Ein Fleck, den ich zum Fixpunkt meiner Gegenwart bestimme – zum Sinn und Ziel meines Tretens gegen den Widerstand der Hangabtriebskraft, die mich in diesem Augenblick und in vielen Momenten zuvor an diesem Tag bei 18 Prozent Steigung zum Stillstand in der nun mittäglichen Wärme der Sonne zwingen will.

Diesen Widerstand, den ich immer wieder im kleinsten verfügbaren Gang überwinde, indem ich die Kurbeln in langsamem, mühevollem Rhythmus um ihre Achse wuchte. Der verschwommene Fleck auf dem hellen, großporigen und rissigen Asphalt wird klar erkennbar. Mein Weg zu diesem Olivenzweig ist ein verschwindend kleiner Abschnitt auf dem Weg, den ich an diesem Tag nehme. Es ist der seltene, der exotische Weg eines Rennradfahrers im Frühling in Griechenland.

Mischung aus radsportlicher Herausforderung und einer kontemplativer Meditation

Es ist ein Weg, der mit jedem Kilometer mehr zu einer seltsamen Mischung aus radsportlicher Herausforderung und einer kontemplativer Meditation durch die griechische Mittagshitze geworden ist. Mein Kampf gegen den Wind, gegen die sich immer wieder vor mir aufbäumenden Steigungen. Anstiege, bei denen ich nicht weiß, ob sie nach der nächsten Kurve, nach den nächsten Olivenbäumen gnädiger werden oder sich fortsetzen und noch steiler werden.

Meine Fahrt führt durch Dörfer, in denen sich kleine Kinder auf zu großen Mountainbikes, Bauern auf kleinen Traktoren und alte Männer mit Krückstöcken freuen, einen Fremden auf einem Rennrad zu sehen. Sie winken mir zu. Sie rufen etwas, das ich nicht verstehe. Ich spreche kein Griechisch. Aber sie alle lächeln. Ich bin willkommen, ich bin wahrscheinlich eine kuriose Abwechslung.

Ich frage mich schon lange nicht mehr, wann mein Weg heute enden wird. Und ich habe schon lange vergessen, wann er überhaupt begonnen hat. Wie viele Stunden, Kilometer, Höhenmeter es waren – bei welcher Herzfrequenz, bei welcher Trittfrequenz, bei welchen Wattwerten. Zahlen, die den Rennrad-Alltag bestimmen, zählen hier für mich nicht mehr. Es zählt nur das Hier und Jetzt, die Hitze, die Sonne, die Natur.

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Im Süden von Griechenland

Rennräder sah man an der Mittelmeerküste im Süden Griechenlands bislang nicht viel häufiger als Schnee. Dass sich das ändert, liegt auch an dem Radsport-Ferien-Anbieter Huerzeler Bicycle Holidays. Auf der spanischen Radsport-Insel Mallorca betreibt Huerzeler inzwischen 13 Rennrad-Stationen mit insgesamt 6000 Leihrädern. Neben den weiteren Standorten in Lanzarote und Andalusien gibt es nun auch eine Station in Griechenland – es ist eine der ersten und eine der wenigen Möglichkeiten überhaupt, im Süden der Peloponnes-Halbinsel ein Rennrad auszuleihen.

Mein Carbon-Rennrad bekomme ich an der Station auf dem weitläufigen hügeligen Gelände des Hotel-Resorts Costa Navarino. Von hier sind es nur wenige Meter zur berühmten Ochsenbauchbucht, der „Voidokilia“. Sie liegt halbkreisförmig, mit einer schmalen Öffnung zum Meer hin, vor einer Lagune, in der Flamingos und andere Wildvögel zu sehen sind. Für Urlauber ist die Bucht einer der beliebtesten Badeplätze. Bereits der Weg zu ihr verläuft durch feinen Sand, der am Strand im seichten, hell-, türkis- und dunkelblau gemaserten Wasser versinkt. Sie ist eines der Ziele, für das sich die Reise nach Griechenland lohnt.

Ankunft in Griechenland

Viele Gäste kommen, so wie ich, am kleinen Flughafen von Kalamata an. Vom Rollfeld zum Parkplatz sind es nur wenige Schritte. Ein heftiger Kontrast für mich, genauso wie die warme Luft, die mir bei der Landung entgegenschlägt – denn zweieinhalb Stunden zuvor bin ich am Metropolen-Groß-Flughafen von München in das Flugzeug gestiegen.

Am Flughafen wartet bereits mein Taxi, das im Huerzeler-Paket mitgebucht ist. Schon während der Fahrt entlang der Küste und durch das Innere der Halbinsel wird mir klar: Höhenmeter werde ich in den kommenden Tagen genügend sammeln.

Auf kurvigen und immer wieder steil ansteigenden Straßen fahren wir über die Hügel, vorbei an Olivenbäumen und an Ständen, an denen Straßenverkäufer Orangen verkaufen. Am nächsten Morgen befinde ich mich wieder auf diesen hügeligen, steilen Straßen. Der erste Anstieg bringt mich bereits auf eine Höhe, die mich auf das Meer, auf Berge in der Ferne und auf die hügelige Küste blicken lässt.

Ruinen und Überreste von antiken Felsblöcken

Nach einem weiteren Anstieg sehe ich immer mehr Ruinen und Überreste von antiken Felsblöcken. In einem Dorf bleibe ich an einem Brunnen stehen und fülle meine Trinkflasche mit dem kühlen Quellwasser auf – Flüssigkeit für die weitere Fahrt auf der Strecke, die ich mir in der Huerzeler-Station für diesen Tag habe empfehlen lassen und die ich mir auf meinen GPS-Computer geladen habe.

Für den Moment brauche ich aber mehr als Wasser. Ich setze mich in den überdachten Garten des Restaurants Ithomi, das den Namen des Berges trägt, an dessen Fuß es sich befindet. Ich bestelle: Kartoffeln, Gemüse und natürlich Feta-Käse.

Während ich auf mein Essen warte, blicke ich hinab auf das antike Messene, eine der bekanntesten Ausgrabungsstätten Griechenlands. In einem kleinen Talkessel liegen die ausgegrabenen und gut erhaltenen Überreste der einstigen Hauptstadt der antiken Region Messenien. Selbst von hier oben sind die Steine und Felsen gut zu erkennen und auch die Grundrisse der Häuser, die Stadtmauer und das Stadion.

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Griechenland und seine Köstlichkeiten

Mehr als zwei Jahrtausende nach Gründung der Stadt sitze ich hier, vor mir einige Teller mit allem, was die Gemüsegärten der Region zu bieten haben. Frische frittierte Kartoffeln, die so viel mehr sind als einfache Pommes. Tomaten und Gurken, die mit ihren wässrig schmeckenden Doppelgängern in deutschen Supermärkten nicht viel gemeinsam haben. Und natürlich der in der Lake gereifte Feta-Schafskäse, der jedes Nachsalzen am Tisch überflüssig macht.

Als meine Teller leer sind, greife ich noch mal zur Flasche mit dem Olivenöl, die vor mir steht. Ich gieße es über ein großes Stück Weißbrot. Mit gutem Gewissen – ich denke weder an die Kalorien noch an die ungesättigten Fettsäuren und Polyphenole – sehe ich zu, wie sich das dickflüssige grünliche Öl über die ungleichmäßige, lockere Maserung der Brotscheibe ergießt – gegen alle Entzündungen und für ein langes Leben.

Die Flasche ist mit einer weißen Folie ummantelt, ihr Ausguss lässt keine Luft eindringen. Beides soll das wertvolle Aroma schützen, das sich auf den Geschmacksknospen in meinem Mund ausbreitet und das ein leichtes Brennen im Rachen verursacht. Luft und Sonne benötigt die Olive zum Wachsen, lerne ich von den Einheimischen.

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Feta und Olivenöl

Das Olivenöl, ihr kostbarstes Erzeugnis, lagert man dunkel und abgedichtet. Die Olive steht im Zentrum meiner Mahlzeiten und meiner Ausfahrten. Die Olive ist weit mehr als ein Klischee. Sie ist ein Wirtschaftsfaktor, ein Kulturgut. Sie scheint den Griechen heilig zu sein. Auf vielen Feldern herrscht eine Monokultur aus Olivenbäumen. Straßen verengen sich oder verlaufen in Kurven, wenn ein jahrhundertealter Olivenbaum in der Ideallinie steht. Die Olive hat Priorität.

Einmal seien im Olivenöl eines Bauern Spuren von Maschinenöl gefunden worden, erzählen mir meine Tischnachbarn. Es handelte sich um das Öl, mit dem die Ketten der Kettensägen geschmiert wurden, mit denen die Landarbeiter die Zweige der Bäume zuschnitten. Fortan sägten sie wieder per Hand. Ein anderer erzählt von einem Jagdausflug, bei dem er sein Gewehr schmieren musste. Öl dafür hatte er nicht dabei – er pflückte Oliven, brach sie auf und rieb damit seine Waffe ein.

Peloponnes, Griechenland

Die Peloponnes ist die Halbinsel im Süden Griechenlands mit den charakteristischen drei „Fingern“ im Süden. Mit etwa 21.500 Quadratkilometern nimmt sie mehr als ein Fünftel der Fläche Griechenlands ein. 1,15 Millionen der 11,16 Millionen Griechen leben hier. Im Osten liegt der ägäische, im Westen der ionische Teil des Mittelmeeres. Die höchste Erhebung auf der Peloponnes befindet sich mit dem Profitis Ilias auf 2407 Metern im südlich-zentral gelegenen Taygetos-Gebirge, das auch einige mit dem Rennrad befahrbare Passstraßen aufweist. Die Gegend zählt zu den fruchtbarsten der Erde und ist bekannt für ihren Oliven- und Weinbau.

Energieriegel? Kein Bedarf!

Die Energieriegel, die ich zur Sicherheit in meiner Rückentasche bei mir trage, benötige ich auch an den kommenden Tagen nicht mehr. Die Strecken sind immer hügelig, ich fahre schnell, lasse mich treiben. Wenn der Hunger kommt – und er kommt zuverlässig –, dann halte ich es durch, bis ich wieder eine Taverne oder ein Kafenion, ein griechisches Café, erreiche. In Pylos sitze ich am Hafen, der direkt in den Stadtplatz übergeht, auf dem Platanen Schatten für die Freisitze der Bäckereien, Restaurants und Kafenions spenden.

Ich trinke, was viele Griechen trinken: Frappé, kalt aufgeschäumten Instant-Granulat-Kaffee. In einer Zeit, in der Rennradfahrer auf Röstung, Mahlgrad und Wassertemperatur ihres Espressos achten, fühlt sich meine Bestellung anachronistisch an.

Die Bedeutung von Kaffee im Radsport

Alternativen zum Frappé

Als ich durch den Strohhalm den festen, braunen, bitteren Schaum aus dem Glas sauge, lässt das viele Koffein scheinbar jede Faser meines Körpers pulsieren. Die lokalen Alternativen zum Frappé sind entweder ein mit Eiswürfeln aufgemixter Espresso oder ein klassischer griechischer Kaffee.

Für Zweiteren benötigt man etwas Zeit – um ihn zuzubereiten und um ihn zu trinken. Das Pulver wird mit Wasser und etwas Zucker in einem Kännchen unter Rühren aufgekocht, am besten auf dem Gasherd. Ist der Kaffee dann erst einmal in der Tasse, wartet man zunächst, bis sich das Pulver gesetzt und das Gebräu etwas abgekühlt hat. Nach jedem kleinen Schluck, den man vorsichtig vom Tassenrand nippt, wartet man wieder. Bis sich das Pulver erneut gesetzt hat. So wird der Kaffee immer stärker. Es ist ein Genuss, der zur Entschleunigung zwingt.

Griechenland, Reise

Die Strecken führen ständig auf und ab, auf kleinen Straßen, durch kleine Dörfer. Und fast immer bin ich am Meer.

Taygetos: im Gebirge

Meinen ersten griechischen Kaffee bekam ich in einer Taverne während meiner Königsetappe in Griechenland. Von Kalamata, wo sich auch der Flughafen befindet, fahre ich nach Osten. Das heißt: in Richtung Sparta, die Nachbarregion von Messenien, die legendäre Heimat des antiken Kriegervolkes.

Hierfür verlasse ich die Küste und die Wein- und Olivenberge. Ich fahre in echtes Gebirge, auf vielen Höhenmetern hinein in den Gebirgszug des Taygetos. Hier treffe ich im Frühling auf: Nebelschwaden, leichte Regenschauer, kühlen Wind. Auf Gebirgspässe mit Serpentinen, auf Gebirgswetter, auf kühle, dünne Luft, die hier oben nicht mehr nach Salz schmeckt, sondern klar und rein ist. All das, was kaum ein Griechenland-Urlauber erlebt, der zwischen Traumstränden und Tavernen nicht erfährt, was in der Region noch zu erleben ist.

Ich bin froh über meine Windweste, die ich vor der Abfahrt schließe, und ich bin froh über die Brunnen in den kleinen Bergdörfern, an denen ich hier in den Bergen zuverlässig meine Trinkflaschen nachfüllen kann. Ich freue mich über die Taverne, über den griechischen Kaffee, den ich hier bekomme und über die Erzählungen des Wirtes. Weil ich kein Griechisch kann, verstehe ich kein Wort. Das weiß er sicher, aber er erzählt weiter, bis ich mich verabschiede.

Hafen von Pylos

Den letzten Kaffee des Tages trinke ich am Hafen von Pylos. Wieder bleibt der von Ernährungswissenschaftlern entwickelte Hightech-Energie-Riegel in der Trikottasche. Stattdessen steht vor mir eine Blätterteigrolle, die große Mengen an Zuckersirup aufgesogen hat.

Ich blicke hinaus auf die Bucht, wo auf dem Meeresgrund wohl noch unzählige Kanonenkugeln zu finden sind. Hier wurde im Jahr 1827 die Seeschlacht von Navarino ausgefochten, es bekriegten sich Großbritannien, Frankreich und Russland mit dem Osmanischen Reich und seinen Verbündeten. Am Nachmittag hatten die Segelschiffe der verfeindeten Parteien in der Bucht geankert. Am Abend hatte sich das Meereswasser rot gefärbt, erzählt man – vom Blut der mehr als 4500 Soldaten, die hier starben.

Konflikt zwischen Griechenland und der Türkei

Griechenland war fortan unabhängig. Doch noch heute schwelt der Konflikt zwischen Griechenland und der Türkei. Für griechische Männer gilt die allgemeine Wehrpflicht und die Militärausgaben des Landes sind auch weiterhin verhältnismäßig hoch.

Ich wische mit klebrigen Fingern die Blätterteig-Flocken, die bei jedem Bissen von meinem Süßgebäck-Teilchen herabfielen, von meinem Trikot und meiner Hose, schiebe mein Rad auf die Pflastersteine der Straße und beginne die letzten Kilometer des Tages mit den wenigen Serpentinen, die mich durch Pylos zurück zu der wenig befahrenen Hauptstraße führen, auf der ich zurück in mein Hotel nach Gialova fahre.

Am Meer

Ich habe einen Zustand erreicht, zu dem ich nie gelange, wenn ich nach der Arbeit meine Standard-Trainingsrunde abfahre. Einen Zustand, den ich auch bei meiner liebsten Berg-See-Stadt-Sonntagstour nicht erreiche.

Im Rennrad-Alltag orientiere ich mich nicht an Olivenzweigen oder dem Blick auf den Messenischen Golf, in dem unter mir die Sonne auf dem Wasser glitzert. Doch das Hier und Jetzt heißt: Griechenland, Peloponnes. Eine Woche Rennradfahren. Eine Gegend, die seit Generationen zu den Sehnsuchtsorten, zu den Urlaubszielen der Mitteleuropäer gehört. Eine Gegend, die viele nur im Hochsommer kennen, wenn die Hitze von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang zur Urlaubslethargie zwingt. Dazu zwingt, im Schatten zu bleiben und sich so wenig wie möglich zu bewegen. Passive Erholung.

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Peloponnes anders erleben

Doch ich erlebe die Peloponnes anders. Das milde, warme Klima lässt mich nicht ruhen. Jeder Tag ist ein Tag auf dem Rennrad, auf dem ich auf einsamen Wirtschaftswegen durch hügelige Landschaften fahre, neben mir schimmern die vielen kleinen Blätter der Olivenbäume silbrig in der Sonne.

Beinahe wundere ich mich, dass sie nur sanft rascheln, und nicht metallisch klingeln, wenn der Wind in sie fährt. Die Strecken führten mich ins Hinterland, weg von den Küstenstraßen, die man vom Sommerurlaub kennt. Die Badestrände sind von den Hügeln aus als sandfarbene Grenzen zum dunkelblauen Meer zu erkennen.

Die Touren führen von einer Küste zur nächsten, über Berge, durch Dörfer, vorbei an Menschen, Tieren und Olivenbäumen. Die Neugier treibt mich an, jeden Hügel in einem Tempo zu nehmen, das ich nicht länger als bis zur nächsten Kurve durchhalte. Hinter der nächsten Kurve: ein neuer Blick in die Ferne. Ein Blick, der mich immer wieder dazu verleitet, stehen zu bleiben, langsamer zu rollen. Ein Blick auf ein weiteres Tal, auf Olivenhaine und auf Weinberge. Ein neuer Blick auf eine andere Küste, auf die Straße, auf Serpentinen. Auf der Straße, deren Kilometer und Höhenmeter ich nicht mehr zähle.

Ein Ziel, das zu Hause unerreichbar ist

Auf der Straße, die sich vor mir aufbäumt, entdecke ich vor mir auf hellem Asphalt einen dunklen Fleck. Mein Nahziel an einem Tag auf dem Rennrad. Mit jedem Meter, mit dem ich mich ihm nähere, ist er deutlicher zu erkennen. Am Ende halte ich an, stecke die beschlagene Sonnenbrille an den Helm. Ich stütze mich mit den Ellbogen auf dem Lenker ab und blicke nach unten.

Zwischen meinem Fuß und dem Vorderrad am Boden liegt der Zweig auf dem hellgrauen grobporigen Asphalt. Schweiß läuft von den Schläfen in meine Augen, es brennt. Der Olivenzweig mit seinen feinen, graugrünen, leicht schimmernden Blättern. Er ist ein einfaches Ziel im Moment, nur wenige Zentimeter entfernt – aber ein Ziel, das ich zu Hause nie erreichen werde.

Griechenland, Ausblick, Reise, Informationen

Stunden, Kilometer, Höhenmeter, Wattzahlen: Das wird unwichtig. Es zählt: der Asphalt, die Olivenbäume, das Meer.

Mehr Reise-Tipps für Rennradfahrer


Hotels für die Rennrad-Reise nach Griechenland

The Westin Resort Costa Navarino

Das luxuriöse 5-Sterne-Hotel liegt mit seiner weitläufigen Anlage direkt am Naturstrand – entsprechend haben viele der großzügigen und modern eingerichteten Zimmer und Suiten Meerblick. Auf dem Geländer gibt es neben der Huerzeler-Rennrad-Station viele weitere Sportangebote wie Volleyballplätze und einen Golfplatz. Zudem gibt es ein Indoor-Fitnesscenter sowie eine große Spa-Anlage. Zum Hotel gehören verschiedene Spezialitätenrestaurants sowie ein Buffet-Restaurant für das Frühstück und für thematisch wechselnde Abendbuffets.

Hier geht es zur Website des Westin Resort Costa Navarino.

Zoe Seaside Resort Pylos Messinia

Das moderne Drei-Sterne-Hotel liegt direkt am Strand im kleinen Ort Gialova. Die Einzel- oder Doppelzimmer des familiengeführten Hotels sind modern eingerichtet, zudem gibt es Appartements mit Küche. Das Hotelrestaurant bietet vor allem griechische Spezialitäten, gekocht wird unter anderem mit frischem Gemüse aus dem eigenen Garten. Die Entfernung zur Radsportstation auf dem Costa-Navarino-Gelände beträgt acht Kilometer, der Transfer zur Abholung und Rückgabe des Leihrades ist im Huerzeler-Paketpreis inbegriffen.

Hier geht’s zur Website des Zoe Seaside Resort Pylos Messinia


Restaurants für die Rennrad-Reise nach Griechenland

Restaurant Elia Goalova

Das Restaurant befindet sich nur wenige Meter vom Hotel Zoe Seaside Resort entfernt. Hier gibt es echte griechische Küche: Man bestellt viele verschiedene Gerichte, die in Schälchen serviert werden und von allen am Tisch geteilt werden: Talagani-, Manouri-, Haloumi und Feta-Käse, Auberginen, Zwiebeln und Paprika, Fisch und Lamm, Bohnen, Kichererbsen und Pilze.

Hier geht es zur Website des Elia Goalova.

Restaurant Ithomi Mavrommati

Ithomi lautet auch der Name des Bergs, an dessen Fuß das Restaurant liegt. Es bietet sich als idealer Ort für eine Pause während der Huerzeler-Tour ins antike Messene an. Genau hier liegt auch das Restaurant. Von der großen überdachten Terrasse des Restaurants aus blickt man hinab auf die Überreste der antiken Stadt: Mauern, Säulen und Grundrisse sind gut erhalten und klar zu erkennen. Wer es während der Ausfahrt verträgt: Die Speisekarte bietet frisches Gemüse, Fleisch und Kartoffeln – alles mit reichlich gutem Olivenöl zubereitet. Tipp: Burger, gebackene Kartoffeln und ein klassischer griechischer Salat.


Leihräder & Service: Huerzeler

Huerzeler Bicycle Holidays wurde vom ehemaligen Schweizer Radprofi und Bahnrad-Weltmeister Max Huerzeler gegründet. Seit den 1980er-Jahren organisiert Huerzeler Radsport-Urlaube auf Mallorca, die erste Station gab es 1986 in Playa de Palma. Auf Mallorca gibt es 13 Huerzeler-Stationen, weitere finden sich auf Lanzarote, in Andalusien und in Griechenland. Neben Leihrädern bietet Huerzeler unter anderem auch komplette Reiseangebote, Fernreisen, geführte Ausfahrten mit ortskundigen Guides, Radsport-Boutiquen und Kooperationen mit Partnerhotels an. An den Stationen kann man seine Leihräder über Nacht sicher abstellen, zudem gibt es Werkstätten und Waschstationen. Allein auf Mallorca hat Huerzeler als größter Anbieter auf der Insel gut 6000 Leihräder und mehr als 100 erfahrene Guides, die die Touren leiten.

Alle Informationen zu Huerzeler gibt es auf der offiziellen Website.

Huerzeler Bikestation Peloponnes Süd

Die Station liegt auf dem Gelände der Hotelanlage The Westin Resort Costa Navarino und bietet neben der Rad-Vermietung auch Abstellplätze, eine Werkstatt, eine Waschstation und eine Boutique für Rennradzubehör und -bekleidung. Hier starten auch die Ausfahrten, bei denen einheimische Guides den Rennrad-Gästen die schönsten und ruhigsten Strecken zeigen. Wer in einem anderen Ho­tel unterkommt, der kann mit den unkomplizierten Guides auch andere Treffpunkte entlang der Route absprechen. Michael Widmer leitet die Radstation – der Schweizer lebt seit Jahren in Griechenland und hilft mit seinem Team auf Deutsch und Griechisch bei allen Fragen, die sich einem als Radsportler in Griechenland stellen. Der direkte Kontakt: sued.peloponnes@huerzeler.com.

Geführte Touren gibt es von Mitte März bis Mitte Juni und von Ende September bis Ende Oktober an fünf Tagen pro Woche. Die Strecken sind höhenmeterreich, die Guides passen sich aber dem Tempo der Teilnehmer an.


Touren-Vorschläge für die Rennrad-Reise nach Griechenland

Antikes Messene

112 Kilometer | 1740 Höhenmeter

Anspruchsvolle Tagestour zur wichtigsten archäologischen Stätte der Region: das antike Messene. Mit zahlreichen kürzeren Aufstiegen und Abfahrten. GPS-Daten: bit.ly/huerzeler-antikes-messene

Panorama-Tour

64 Kilometer | 880 Höhenmeter

Rundtour durch Weinberge und kleine Dörfer: traumhafte Ausblicke auf die Südküste, die vorgelagerten Inseln sowie auf die bekannte Bucht von Navarino. Tipp: Kaffeepause am Hafen von Pylos. GPS-Daten: bit.ly/huerzeler-peloponnes-panorama

Weinstraße

76 Kilometer | 1140 Höhenmeter

Hinauf zu den Weinbergen von Mouzaki am Fuße des Berges Aigaleo. Durch fruchtbares Küstenland führt die Strecke ohne größere Anstiege zurück zum Hotel. GPS-Daten zum Download: bit.ly/huerzeler-peloponnes-weinstrasse

Radfahrer sind die besseren Autofahrer: Studie aus Australien

Radfahrer, Autofahrer, Studie

Radfahrer sind die besseren Autofahrer: Zu diesem Ergebnis kamen australische Forscher. In der Untersuchung ging es um die Effizienz der Verarbeitung visueller Reize im Straßenverkehr. Diese gilt für Wissenschaftler als eine der Hauptfähigkeiten für sicheres Fahren. Basierend auf bekannten Forschungsergebnissen zur Wahrnehmung und Auffassung erwarteten die Forscher bereits, dass die Radfahrer auch als Autofahrer besser abschneiden würden.

Im Versuch wurden Bilder gezeigt, die sich in schneller Abfolge änderten. Die Probanden mussten dann feststellen, ob die Bilder identisch waren oder ob sie sich in Details unterschieden. Gezeigt wurden Fotos mit Situationen aus dem Straßenverkehr, etwa Fußgänger, Fahrräder, Autos oder Verkehrszeichen.

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Studie über die Eignung von Radfahrern als Autofahrer: Ergebnis

Das Ergebnis: Die Autofahrer, die auch Rad fahren, entdeckten die Unterschiede zwischen den Bildern signifikant schneller als die Teilnehmer, die lediglich Auto fahren. Am besten erkannten sie Unterschiede, wenn es um Verkehrsschilder oder Fahrräder ging.

Die Wissenschaftler schlossen aus den Ergebnissen, dass Radfahrer grundsätzlich die sichereren Autofahrer sein könnten. Die Ergebnisse weisen demnach darauf hin, dass die Erfahrung als Radfahrer im Straßenverkehr mit einer effizienteren Verarbeitung und Aufmerksamkeit für Situationen des Straßenverkehrs zusammenhängt.

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Radverkehr spielt in Australien eine große Rolle

Immer wieder stoßen wir von RennRad bei der Recherche zum Thema Radverkehr auf Forschungsergebnisse aus Australien. Das liegt auch daran, dass das Thema dort derzeit auch in der Politik und in der Verkehrsplanung eine größer werdende Rolle spielt – und sich, wie in Deutschland und in anderen Ländern, die Fronten zwischen Autofahrern und Radfahrern verhärten und die Unfallsituationen zunehmen.

Hier geht es zur Studie.

Studien zu Erkenntnissen der Trainingslehre

Transkranielle Gleichstromsimulation: Studie über Gehirn-Training für Sportler
Trittfrequenz: Können schnelle Pedalbewegungen schaden?
Körpertemperatur über 40 Grad: Nehmen Radsportler Schaden?
Wie stark darf der Trainingsreiz sein?
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Junioren-Bahnrad-WM – Tobias Buck-Gramcko: 3x Gold und Weltrekord

Tobias Buck-Gramcko, Junioren-Bahnrad-WM

Der Göttinger Tobias Buck-Gramcko war bei der Junioren-Bahnrad-WM 2019 in der Oberlandhalle in Frankfurt/Oder, bei welcher Sportler aus 48 Nationen am Start standen, der erfolgreichste Teilnehmer.

Der 18-Jährige, der für die TUSPO Weende aktiv ist, holte dreimal Gold und einen neuen Weltrekord.

Das ist der größte Erfolg seiner noch jungen Karriere. Er hatte vor den Titelkämpfen eine Medaille als Ziel ausgegeben. Für den Göttinger lag Dreifach-Gold außerhalb seiner Träume: „Ich musste um alle drei Starts bei der WM kämpfen. Erst nach den Deutschen Meisterschaft war die Entscheidung gefallen.“

Und dann das: Zunächst fuhr Tobias Buck-Gramcko gemeinsam mit Hannes Wilksch, Pierre-Pascal Keup und Nicolas Heinrich zu Gold in der 4.000 m Mannschaftsverfolgung, wo sie im Finale gegen Frankreich mit 3:58,793 Minuten einen neuen Weltrekord erzielten.

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Erfolg auch in der Einzelverfolgung bei der Junioren-Bahnrad-WM

Unter 40 Startern waren dann Tobias Buck-Gramcko und Nicolas Heinrich auch in der Einerverfolgung über 3.000 m die Schnellsten und da holte sich Tobias Buck-Gramcko seine zweite Goldmedaille in 3:09,926 Minuten gegen ebenfalls hervorragende 3:11,648 Minuten von Nicolas Heinrich, der noch in der Qualifikation der Schnellere gewesen war.

Dass er aber nach zwei Siegen als Ausdauerspezialist auch im 1.000 m Zeitfahren mit 1:01,328 Minuten die Goldmedaille vor dem Niederländer Daan Kool und dem Italiener Matteo Bianchi errang, damit war nicht unbedingt zu rechnen. Er fuhr damit sowohl im Sprint als auch im Ausdauerbereich jeweils einen neuen Deutschen Rekord.

Gold-König der Titelkämpfe

Nun ist er der Gold-König der Titelkämpfe. Was für ein Erfolg! Einen dreifachen Weltmeister hatte es zuvor bei der Junioren-Bahnrad-WM noch nicht gegeben. Nach dieser Leistung wurde Buck-Gramcko, der bereits Mitglied im Team Niedersachsen war, in den Kader des ‘Team Niedersachsen – Go Tokio 2020‘‘ des LSB Niedersachsen aufgenommen.

Junioren-Bahnrad-WM, Medaille

Die Medaille der Junioren-Bahnrad-WM

Für BDR-Sportdirektor Patrick Moster ist der 18-Jährige ein Ausnahmetalent. „Er ist sehr schnellkräftig und hat einen großen Motor. Für mich ist er ein Olympia-Kandidat – nicht erst 2024, sondern im nächsten Jahr in Tokio“, lobte Moster.

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Werdegang von Tobias Buck-Gramcko

Mit 13 Jahren absolvierte Buck-Gramcko ein Trainingscamp des TUSPO Weende auf der Radrennbahn. Das hatte ihm so gut gefallen, dass er beim Radsport geblieben ist. Er fand Spaß am Radsport, fuhr sein erstes Rennen und hatte da als Sieger am Ende den Drittplatzierten schon einmal überrundet. „In dem Jahr bin ich auch gleich Landesmeister geworden und wurde überredet weiter zu fahren.“ Eine gute Entscheidung. Jedes Jahr wurde Buck-Gramcko besser, war sowohl auf der Bahn als auch auf der Straße erfolgreich.

Seine ersten Erfolge waren der niedersächsische Landesmeistertitel in der U 15 auf der Bahn und der Straße.

In der Altersklasse U17 wollten ihn die Bundestrainer im Kader haben. „Weil aber im Straßenkader kein Platz mehr war, kam ich in den Bahnradkader.“ Ein Glückgriff, denn im vergangenen Jahr wurde er Fünfter bei der WM in der 3.000 m-Verfolgung, in diesem Jahr Vize-Europameister U 19 ebenfalls über 3.000 m und darüber hinaus Dritter in der Vierer-Verfolgung.

Rennräder im Test

Junioren-Bahnrad-WM: Sieger vor Wechsel in den Elitebereich

Im kommenden Jahr wechselt Buck-Gramcko in den Elite-Bereich, 2020 gibt es auch Olympische Spiele in Tokio. Ein Traum für den Göttinger. „Das könnte knapp für mich werden. Mein Landestrainer glaubt daran. Bei World-Cup-Rennen, die sich über alle Kontinente verteilen, gibt es die Möglichkeit, sich zu qualifizieren“, beschreibt er das Procedere.