Monat: Dezember 2021

Hornit Clug: Radhalterung

Honrit Clug

Hornit Clug: Die minimalistische Fahrradhalterung soll innovativ und besonders praktisch sein – die „wohl kleinste Fahrradhalterung der Welt.“ Das Halterungs-Stück der Hornit Clug wird einfach an die Wand geschraubt. Dann kann das Fahrrad mit einem Rad eingeklemmt werden. Die für die jeweilige Reifengröße passende Hornit Clug hält das Fahrrad, ob Rennrad, Gravelbike oder Mountainbike, vertikal oder horizontal auf dem Boden stehend fest.

Hornit Clug: Radhalterung im Test

Im Test überzeugte vor allem die Befestigung für eine vertikale, besonders platzsparende Aufbewahrung des Rennrads. Dafür wird das Fahrrad auf das Hinterrad gestellt, das Vorderrad wird in die Hornit Clug geklemmt. Im Test war das Rennrad oder Gravelbike jeweils sicher befestigt.

Hornit Clug: Die Halterung "umarmt" den Vorderreifen.

Hornit Clug

Die Halterung wird mit zwei mitgelieferten Schrauben an der Wand angebracht.

Mit den beiden mitgelieferten Schrauben und Dübeln ließ sich die Halterung schnell, einfach und optisch wenig auffällig an robusten Wänden aus festem Beton, Stein oder aus Holz befestigen. Die richtige Höhe, entsprechend dem Radstand der Fahrradgeometrie, lässt sich mit dem jeweiligen Rad leicht herausfinden.

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Die Hornit Clug ist in fünf verschiedenen Größen von 23 bis 81 Millimetern Reifenbreite erhältlich. Hilfreich ist es, die tatsächliche Reifenbreite zu messen und die entsprechende Ausführung der Hornit Clug zu wählen. Nicht bei allen Reifen-Modellen kann man sich auf die Herstellerangabe verlassen, zudem gehen unterschiedliche Reifenmodelle auf unterschiedlichen Felgen breiter oder schmaler auf. Zudem sind die unterschiedlichen Modelle in mehreren Farben erhältlich.

Honrit Clug

Hornit Clug: Das Rennrad wird nur am Vorderrad an der Wand befestigt.

Neu ist das Modell Clug Pro. Dabei sichert das verbaute Magnet- und Ratschen-System Winch von Fidlock das Rad zusätzlich in der Halterung. Clug Pro ist in fünf Größen in der Farbe Schwarz erhältlich, der Preis liegt bei 32,90 Euro beziehungsweise bei 35,90 Euro.

Hornit Clug Pro

Neu: Die Halterung Hornit Clug Pro sichert das Rad zusätzlich durch das Magnet-Ratschen-System Fidlock Winch.

Hornit Clug: Modelle, Farben und Preise

CLUG Roadie S für Straßen-, Touren- und Rennräder. Die ideale Reifenbreite liegt zwischen 23 – 32 Millimetern / 1 – 1.25“.

white / black 22,90 €
white / orange 22,90 €
black / black 22,90 €

CLUG Hybrid M für Trekking-, Touren- und Gravelbikes mit Reifenbreiten zwischen 30 – 43 Millimetern / 1.3 – 1.7“.

white / orange 22,90 €
white / black 22,90 €

CLUG MTB L für Cross-Country- und Touren-Mountainbikes mit Reifenbreiten zwischen 44 – 57 Millimetern / 1.75 – 2.25“.

white / orange 22,90 €
white / black 22,90 €

CLUG MTB XL für Reifen zwischen 58 – 69 Millimetern / 2.3 – 2.7″.

white / orange 25,90 €
white / black 25,90 €

CLUG MTB plus XXL für Mountainbikes mit sehr dicken Reifen zwischen 70 – 81 Millimetern / 2.7 – 3.2“.

white / orange 25,90 €
white / black 25,90 €

Mehr Informationen zur Hornit Clug auf der Website des Herstellers.

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Xplova Noza S: Rollentrainer im Test – Indoortrainer mit starkem Preis

Xplova Noza S, Test, Kaufberatung, Smarttrainer, Rollentrainer, Indoortrainer, Günstig, Zwift, Rouvy, Direktantriebstrainer

Der Xplova Noza S wurde 2020 präsentiert und ist das Top-Smarttrainer-Modell des taiwanesischen Herstellers. Mit 799 Euro ist er deutlich günstiger als viele andere Smarttrainer. Mit einem laut Xplova maximalen Widerstand von 2500 Watt sind alle im Straßenradsport realistischen Intensitäten sowie Steigungen bis 18 Prozent umsetzbar.

Das Gewicht des Schwungrades von 5,9 Kilogramm sowie die mit 58 Dezibel geringe Lautstärke versprechen ein ruhiges und gleichmäßiges Fahrgefühl. Das vordere Standbein ist höhenverstellbar und ermöglicht eine möglichst parallel zum Boden liegende Ausrichtung des eingespannten Fahrrads ohne ein „Aufbocken“ des Vorderrades – auch wenn es sich um ein Mountainbike oder um ein Gravelbike mit voluminöseren Reifen handelt.

Widerstandsregulierung beim Direktantriebstrainer

Die Genauigkeit der Widerstandregulierung und des damit verbundenen Powermeters wird mit plus/minus 2,5 Prozent Abweichung angegeben. Der Aufbau der Rolle dauerte weniger als zehn Minuten und war mit der Anleitung und dem mitgelieferten Werkzeug unkompliziert. Eine Kassette wird nicht mitgeliefert. Je nach der gewählten Freilauf-Option können 9- bis 12-fach-SRAM- und Shimano-Kassetten montiert werden.

Die Montage des Steckachsenadapters, der Kassette und das Einspannen des Rennrades waren ebenfalls unproblematisch. Mit den getesteten Disc-Rennädern gab es keine Probleme. Das schlanke Gehäuse des Smarttrainers kam nicht mit dem Hinterbau der Rennräder in Kontakt.

Konnektivität zu Trainings-Apps

Hinsichtlich der Konnektivität waren im Test ebenfalls keine Einschränkungen festzustellen: Die Xplova Noza S beherrscht die Protokolle ANT+, ANT+ FE-C und Bluetooth Smart.

Verbunden wurde der Rollentrainer im Test überwiegend über einen ANT+-USB-Dongle mit dem Computer, die Steuerung erfolgte über ANT+ FE-C und Zwift. Der Verbindungsaufbau war problemlos, da die am Stromnetz angeschlossene Rolle sofort gefunden wurde.

Xplova Noza S: Der Praxis-Test

Das mit 5,9 Kilogramm nicht zu kleine, aber auch nicht üppig dimensionierte Schwungrad vermittelt in Verbindung mit dem elektromagnetischen Widerstandssystem ein sehr realitätsnahes Fahrgefühl.

Punkten kann der Smarttrainer auch in der Anpassung an wechselnde Widerstände oder Steigungen in virtuellen Welten: Die Adaption ist schneller spürbarer als bei anderen Smart-Trainern. In den Leistungsbereichen bis 200 Watt und zwischen 200 und 300 Watt ist der Noza S vergleichsweise leise und recht unauffällig.

Ab etwa 350 bis 400 Watt steigt der Geräuschpegel jedoch in Richtung der angegebenen 58 Dezibel. Dies bedeutet, dass man im Hintergrund die Rolle hört – die eigenen Atemgeräusche und die mechanischen Geräusche des Antriebs sind jedoch weiterhin lauter. Auffällig war, dass sich Vibrationen weniger stark über den Boden übertrugen als bei anderen Rollentrainern.

Wärmeentwicklung

Auch die Wärmeentwicklung an der Rolle war gering. Dadurch blieben die Abweichungen der Leistungsmessung im Test – verglichen mit den Powermetern der für den Test eingespannten Rennrädern – im Bereich der angegebenen Messtoleranz von plus/minus 2,5 Prozent.

Bei Sprints waren die Unterschiede zwischen den Messwerten der Powermeter am Rennrad und des Noza S dann mit rund 3,5 Prozent etwas höher. Diese Werte lagen über denen anderer Smarttrainer. Aufgrund der robusten Verarbeitung und der standsicheren Vierpunkt-Konstruktion blieb der Noza S auch bei Antritten wackelfrei.

Rollentrainer Xplova Nova S im Test: Das Fazit

Der Xplova-Nova-S-Smarttrainer bietet ein vergleichsweise attraktives Preis-Leistungsverhältnis und ein realitätsnahes Fahrgefühl. Die starke Konnektivität und die stabile Konstruktionsweise ermöglichen einen unkomplizierten Einsatz. Die Widerstandsregulierung gelingt überwiegend konstant, in den Spitzenbereichen waren aber Abweichungen festzustellen. Die Geräuschentwicklung war im Testverlauf ausreichend gering.

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Xplova Noza S: Preis, Stärken und Schwächen

Preis: 799 Euro

Gewicht: 17 kg

Lieferumfang: Noza S

Stärken:

+ Preis-Leistungsverhältnis
+ Geräuschentwicklung
+ Standfestigkeit & Robustheit
+ Schwungmasse ausreichend

Schwächen:

– Abweichungen der Messgenauigkeit

Bewertung: 4 / 5

Wir haben den Xplova Noza One ebenfalls getestet. Hier geht es zum Testbericht.

Xplova Noza One: Günstiger Rollentrainer im Test – Einstiegs-Indoortrainer

Xplova Noza One, Indoortrainer, Rollentrainer, Direktantriebstrainer, Test, Günstig, Kaufberatung

Mit seinem Preis von 399 Euro zählt der Xplova Noza One zu den günstigsten Smarttrainern – präziser: es handelt es sich um einen Semi-Smart-Trainer. Über einen Bremsmotor zur Regelung des Widerstandes verfügt er im Gegensatz zu vielen anderen Modellen nicht.

Die Montage gelingt mit wenigen Handgriffen und einer separat erworbenen oder vom Rennrad demontierten Kassette recht einfach. Werksseitig ist ein Shimano-Freilauf montiert, ein Sram-Modell kann optional bestellt werden. Neben einem Steckachsen-Adapter wird auch ein Schnellspanner mitgeliefert.

Kein Stromanschluss nötig

Bemerkenswert: Der Noza One verfügt über keinerlei Netzkabel. Das Funkelement, das die Daten zum verbundenen Smartphone oder einem anderen Gerät transferiert, wird über zwei handelsübliche AAA-Batterien mit Strom versorgt. Diese sollte man daher immer zu Hause haben, um sie wechseln zu können. Die Kopplung mit den im Test verbundenen Apps funktionierte problemlos.

Optional kann bei Xplova auch ein Trittfrequenz-Sensor für den linken Kurbelarm erworben werden. Dieser ist dann extra mit der App zu koppeln. Da er für die Simulation von Widerständen und Strecken nötig ist, empfiehlt es sich, diesen mitzubestellen.

Da der Noza One über keinen Motor verfügt, gilt es zu beachten: Der Widerstand erhöht sich nicht von selbst. Um den Widerstand zu erhöhen, muss man daher immer selbst am Rennrad-Antrieb schalten.

Hometraining mit Apps wie Zwift oder Rouvy

Mit Apps wie Trainer Road oder Sufferfest lässt sich auch damit sinnvoll trainieren. Fährt man jedoch etwa bei Zwift eine Strecke ab, dann passt der Noza One die Widerstände nicht automatisch dem Streckenprofil an – an einem Anstieg muss man also selbst in einen schwereren Gang schalten, um den Widerstand, entsprechend der Steigung zu simulieren.

Dass der Noza One diese Funktionen nicht bietet, schränkt den Einsatz ein. Wer auf genau diese Funktion vezichten kann, kann mit dem Noza One viel Geld sparen.

Indoortrainer Xplova Noza One: Der Praxis-Test

Was im Test sofort auffällt: Der Antrieb des Noza One „rollt“ auch aufgrund des mit einem Gewicht von 7,8 Kilogramm sehr schweren Schwungrades sehr leise und geschmeidig. Das Gefühl beim Pedalieren ist dem eines neuen hochwertigen Antriebssystems am Rennrad sehr ähnlich.

Auch die Widerstände, die sich durch die an dem jeweils eingespannten Rennrad gewählten Gänge ergeben, passten zu den angestrebten Widerständen, welche man laut der vom Noza One übermittelten Daten überwindet. Da am Noza One keine Leistungsmessung integriert ist, werden die Wattwerte rechnerisch ermittelt. Die Genauigkeit wird mit plus/minus drei Prozent Abweichung angegeben. Das entsprach den Ergebnissen des Vergleichs mit den an den Test-Rennrädern verbauten Powermetern.

Vergleich

Im Vergleich mit anderen, hochpreisigen Smarttrainern mit Direktantrieb und Leistungsmessung sind die Abweichungen naturgemäß recht groß. Wer sehr spezifisch nach genauen Leistungsvorgaben trainiert, könnte damit nicht zufrieden sein. Wenn allerdings die Informationen über Trainingsbereiche ausreichen, lohnt sich der Noza One.

Zum gezielten Training mit dem Noza One sollte eine Software-Plattform ausgewählt werden, bei der man sich in den Trainingsprogrammen oder Streckensimulationen an einer angestrebten Watt-Zahl orientiert und diese selbst durch die Gangwahl und durch die Trittfrequenz ansteuert. Nicht alle Widerstände, insbesondere mit unterschiedlichen Trittfrequenzen, sind möglich – maximal 800 Watt.

Xplova Noza One im Test: Das Fazit

Wer auf eine Widerstandsregulierung direkt am smarten Rollentrainer und eine extrem präzise Leistungsmessung verzichten kann, könnte mit dem Xplova Noza One einen günstigen Direktantriebstrainer mit einem vergleichsweise sehr guten Preis-Leistungsverhältnis bekommen.

Die unkomplizierte Nutzung des einfachen und sehr verlässlichen Systems ohne Stromanschluss, die solide Bauart sowie der recht geräuscharme Betrieb überzeugen.

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Xplova Noza One: Preis, Stärken und Schwächen

Preis: 399 Euro

Gewicht: 15 kg

Lieferumfang: Noza One

Stärken:

+ Standfestigkeit & Robustheit
+ kein Stromanschluss nötig
+ recht geräuscharm

Schwächen:

– konstruktionsbedingt keine Widerstandsregulierung
– Maximalwiderstand 800 Watt

Bewertung: 4 / 5

Wir haben den Xplova Noza S ebenfalls getestet. Hier geht es zum Testbericht.

Bei diesen Händlern können Sie den Xplova Noza One online bestellen:

Grinduro Gravel Event

Kathy Pruitt und Amanda Schaper sind Fahrerinnen des Teams Flashpoint MVMNT. Für sie geht es bei Gravel-Events neben den Rennen über anspruchsvolle Anstiege und schnelle Abfahrten auf Schotter darum, gemeinsam Spaß zu haben und andere Radsportlerinnen und Radsportler kennenzulernen. Für das Gravel-Event Grinduro Switzerland reisten sie aus den USA in die Alpen, um „zwischen Alphörnern und Kuhglocken“, wie sie sagen, mit den Gravel-Bikes durch die Berge zu fahren.

Kathy Pruitt fuhr als Juniorin ihre ersten Radrennen – den größten Teil ihres Lebens ist sie nun bereits Teil der Radsport-Szene und -Industrie. Amanda Schaper fährt seit rund 15 Jahren Radrennen und arbeitet seit zehn Jahren in der Industrie. In den vergangenen Jahren haben beide große Veränderungen erlebt: Immer mehr Frauen nehmen an Radsport-Events teil und werden immer offener aufgenommen.

Grinduro Switzerland: Gravel Event in der Schweiz

Kathy Pruitt und Amanda Schaper setzen sich mit Flashpoint MVMNT für mehr Offenheit im Radsport ein.

Grinduro Gravel: Selbstvertrauen durch Radsport

„Radsportlerin zu sein gibt mir Selbstvertrauen. Es zeigt mir, dass ich stark bin, dass ich etwas schaffen kann. Es gibt mir ein Gefühl von Stärke und Identität“, sagt Amanda Schaper. Diese Stärke, die man im Radsport erfahren kann, können man mit in den Alltag nehmen. „Was man im Sport erfährt, kann auch im ,echten‘ Leben hilfreich sein. Ich glaube, dass es Menschen verändern kann, wenn sie sich ein Fahrrad zulegen. Wenn sie vom Rad steigen, nehmen sie positive Erfahrungen mit in den Alltag“, sagt Kathy Pruitt.

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„Ich finde es großartig, besonders bei Gravel-Events all die Frauen radfahren zu sehen. Ich glaube, das kann generell dazu beitragen, dass Frauen selbstbewusster und unabhängiger sind. Ich denke, das hilft der gesamten Gesellschaft“, sagt Kathy Pruitt.

Grinduro Switzerland: Gravel-Event

Amanda Schaper und Kathy Pruit reisten für Flashpoint MVMNT von den USA in die Schweiz.

Grinduro Gravel: Radsport für Alle

„Viele Jahre lang haben wir uns in der Fahrradindustrie gefragt: Wie schaffen wir es, dass mehr Frauen Fahrrad fahren? Die Frage müsste aber lauten: Wie schaffen wir es, dass mehr Menschen Fahrrad fahren?“, sagt Amanda Schaper. Die Radsport-Szene und -Industrie müsse allgemein offener für alle Menschen sein.

Mehr Informationen zu den Fahrerinnen und zu Flashpoint MVMNT gibt es hier.

Mehr Informationen zu den Gravel-Events der Serie Grinduro gibt es hier.

RennRad 1-2/2022: Alle Inhalte der aktuellen Ausgabe

RennRad 1-2/2022, Heftinhalt

Ein Radmarathon, ein Rennen, eine Tour, eine Rad-Reise, ein Alpen-Pass, eine Zahl auf der Waage – Jeder hat andere Ziele. Und Träume. Beides, Saison-Ziele und mehr oder weniger realistische Träume, sind die roten Fäden der RennRad 1-2/2022.

Zum einen stellen wir etliche potenzielle Ziele für den Sommer 2022 vor: von Mehrtages-Events und -Touren über Rennen und Traum-Strecken. Zum anderen dreht sich der große Radtest dieser RennRad-Ausgabe um „Traum-Räder“ – Rennräder, und ein Gravelbike, von Herstellern wie Specialized, Trek, Storck oder Festka, die besonders sind: besonders leicht, besonders aerodynamisch, besonders innovativ, besonders selten.

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Bikefitting und Training

Wie man das Zusammenspiel von Mensch und Maschine optimiert, steht in unserem Service-Artikel zum Thema „Sitzposition und Bikefitting“ – inklusive vieler Tipps. Die Ziele der Positions-Optimierung: mehr Komfort, mehr Effizienz, mehr Power.

Zu Letzterem sollen auch die Trainings-Artikel, -Pläne und -Tipps innerhalb dieses Magazins beitragen. Die Schwerpunkte unserer Trainings-Rubrik: der Form-Aufbau, die Periodisierung und die Kombination von Ausdauer- und Intervall-Training.

Ausdauer ist auch eines der Stichworte, die unsere aktuellen Reportagen definieren. In einer von ihnen geht es um 24-Stunden-Rennen – und einen der Top-Fahrer der Extrem-Radsport-Szene. Der Winter ist die Zeit der Planung, der Reflektion und der Inspiration. Wir hoffen, Ihnen all dies mit der RennRad 1-2/2022 zu bieten.

Alle Inhalte der RennRad 1-2/2022 im Überblick

Erfahren

Auftakt: Menschen, Szene, Geschichten
News, Termine und Leitartikel: Superfoods, Bewegung & Gesundheit. Die Zahlen, die Analyse, der Kommentar

Pässe & Abenteuer: 1000 Kilometer im Iran
Berge, Wüste, Weite: 14 Tage mit dem Rennrad durch den Iran. Von Kultur, Kulinarik & Höhenmetern

24-Stunden-Rennen: Training & Report
Ultracycling: Der Vize-Europameister im Portrait. Selbstversuch, Training, Renntaktik & Analyse

Saison-Ziele: Lang- & Traum-Strecken
Inspiration für die Saisonplanung: Traumziele und Top-Events in der Schweiz, Italien, Norwegen & Co.

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Test & Technik

Neuheiten: Gravelbikes & Thermokleidung
Innovationen & Weiterentwicklungen: das Canyon Grizl AL & das Giant Revolt. Plus: Neuheiten von Assos

Radtest-Spezial:  Traumräder – schnell & leicht
Stahl, Titan, Carbon: Zehn besondere Traumräder im Test. Mit Modellen von Specialized, Storck & mehr

Dauertest: Laufräder, Rollentraining & mehr
Top-Laufräder von DT Swiss & Hosen und Jacken    von Assos im Härtetest. Plus: das Leeze Boom Board

Sitzposition: Bikefitting – Komfort & Power
Anleitung und Hintergründe: Effizienz, Fahrkomfort    & Expertentipps. Bikefitting, Geometrie, Sitzposition

Winterkleidung: 36 Jacken & Hosen im Test
Test-Spezial & Kaufberater: Top-Thermokleidung – Jacken & Hosen für Frauen und Männer ab 99 Euro

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Training

Auftakt: Wissen, Tipps und Top-Rezepte
Studie: Kreatin, Ernährung und Leistung. Plus: Rezept – Essen wie die Bora-Hansgrohe-Profis

Kaffee: Koffein, Leistung & Abnehmen
Koffein, Gewicht & Performance: Erkenntnisse zu den Effekten auf die Leistung. Studien & Tipps

Training: Ausdauer, Intervalle, Form-Aufbau
Gezielt zur Top-Form: Ausdauertraining, Intervalle und Regeneration. Plus: Trainingspläne für alle

Anleitung: Rollen-Training & Zwift-Rennen
Saisonstart: Motivation & Effizienz mit digitalen Trainingsplattformen. Tipps & Trainingsplan

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Trainingspläne für Ausdauer und Regeneration

Peloton

Portrait: Tony Martin – Siege & Stürze
Weltmeister, Tour-Etappensieger, Edelhelfer, Anführer: Der Radsportler des Jahres Tony Martin im großen Portrait

Tour de France: Pässe, Berge, Favoriten
Start in Dänemark, zwei Zeitfahren und L‘Alpe d‘Huez: die Tour de France der Männer & der Frauen

Interview: Top-Sprinterin Lea Sophie Friedrich
Dreimal Gold, einmal Silber – mit 21 Jahren: Lea Sophie Friedrich über den Bahn-Sprint & mehr

RennRad 1-2/2022, Heftinhalt, Vorschau, Tony Martin

Der Radsportler des Jahres Tony Martin im Portrait

Reise in der RennRad 1-2/2022

Tirol: Berge, Natur & Schotter-Strecken
Berge, Täler, Seen, Natur – und Einsamkeit: mit dem Gravelbike um die Zugspitze. Mit Tourentipps

RennRad 1-2/2022, Heftinhalt, Vorschau, Tirol

Mit dem Gravelbike um die Zugspitze

Traumräder 2022 im Test: Top-Rennräder aus Stahl, Titan und Carbon

Traumräder, Test, Rennrad-Test

10, 25, 57 – diese Zahlen stehen für die Besonderheit dieses Traumräder-Testfelds. Sie stehen bei dreien der Testmodelle jeweils für die Stückzahlen, die insgesamt produziert wurden.

Zehnmal wurde die limitierte Version des Festka Doppler X hergestellt – anlässlich des zehnten Geburtstags des tschechischen Highend-Herstellers. Das Doppler X basiert auf einem besonderen Hybrid-Rahmen: Die Partien des Steuerrohres und des Tretlagers, die Kettenstreben und das Sitzrohr bestehen aus Carbon – das Ober- und das Unterrohr, die Sitzstreben und die Ausfallenden sind aus Titan gefertigt.

Eine andere Sonderedition stammt aus Italien: Der Hersteller Passoni präsentierte zu Ehren des Sieges von Filippo Pozzato bei Mailand-Sanremo eine spezielle Version des Modells „Fidia“. Es ist auf 25 Exemplare limitiert, da Pozzato zum Zeitpunkt seines Sieges im Jahr 2006 25 Jahre alt war. Der Rahmen wird maßgefertigt und besteht aus einem Carbon-Titan-Mix: Seinen Carbonmatten wurden Titandrähte zugefügt. An ihm kommen leichte Carbon-Anbauteile des Leichtbau-Spezialisten THM zum Einsatz. Das Passoni ist das einzige Modell mit Felgenbremsen in diesem Testfeld der Traumräder.

Beide limitierten Rennräder eint: ihr astronomisch hoher Preis. Untenstehend finden Sie einen kurzen Kommentar zu dieser Preisentwicklung und zur Auswahl dieses Testfeldes.

Der Preis des dritten limitierten Modells in dieser Ausgabe, des Storck Aernario.3 Disc Signature, liegt noch knapp im vierstelligen Bereich. Das Fahrverhalten und die Ausstattung dieses Race-Modells sind auf Top-Niveau. Nur 57 Exemplare dieses Signature-Sondermodells kommen auf den Markt – anlässlich des 57. Geburtstags des Firmengründers Markus Storck. Das Aernario.3 Disc ist primär auf Leichtbau, Steifigkeit sowie Allround- und Race-Tauglichkeit ausgerichtet. Der extrem steife Rahmen besteht aus japanischen Military-Grade-Carbonfasern. Das Gesamtgewicht unseres Testmodells in der Größe M beträgt rund 6,82 Kilogramm.

Traumräder: Aerodynamik, Leichtgewicht, Komfort

Die zehn getesteten Räder sind extrem unterschiedlich ausgerichtet. Neben Leichtgewichtsmodellen wie dem nur 6,45 Kilogramm schweren Benotti Vial Evo Disc oder dem Top-Race-Allrounder Specialized S-Works Tarmac SL7 sind auch Highend-Aero-Modelle in diesem Testfeld vertreten.

Etwa das Trek Madone SLR 9 – ein Race-Rennrad, das auch mit seinem Fahrkomfort punktete. Die Aerodynamik-Werte einiger dieser Modelle finden Sie in unserem großen Windkanal-Test in der RennRad-Ausgabe 9/2021. Im Testfeld sind auch Modelle kleiner erlesener Hersteller vertreten – so etwa das Officine Mattio SL Disc, das Falkenjagd Aristos R oder das Parapera Atmos Disc.

Erstgenanntes ist ein „klassisches“ Race-Rennrad – die beiden Letztgenannten sind Allround-Modelle, die sowohl auf den Asphalt- als auch den Graveleinsatz ausgerichtet sind. Das Falkenjagd basiert auf einem innovativen Titanrahmen, der mittels des 3D-Druck-Verfahrens hergestellt wurde. Die Basis des Parapera ist ein leichter und steifer Carbonrahmen. Das Gesamtgewicht des Atmos Disc: 6,55 Kilogramm. Die Räder in diesem Testfeld basieren auf unterschiedlichen Materialien und zeigen unterschiedliche Ausrichtungen. Sie eint ihre Innovativität, ihre Seltenheit – und ihr, leider, hoher Preis.

Diese Traumräder haben wir getestet

Marke Modell Preis Prädikat
Officine Mattio SL Disc 7300 Euro (Rahmenset)
Wish One Sub 7800 Euro
Storck Aernario.3 Disc Signature 9777 Euro
Parapera Atmos Disc MasterpieceTestbrief 9991 Euro Allround-Tipp
Falkenjagd Aristos RTestbrief 10.991 Euro
Benotti Vial Evo DiscTestbrief 11.899 Euro Race-Tipp
Specialized S-Works TarmacTestbrief 12.799 Euro Best Racebikes Ever
Trek Madone SLR 9 13.599 Euro
Passoni Fidia Milano-Sanremo Edition 19.500 Euro
Festka Doppler X 19.900 Euro

Die ausführlichen Testberichte der Traumräder lesen Sie in der RennRad 1-2/2022. Hier können Sie die Ausgabe als Printmagazin oder E-Paper bestellen.

Die getesteten Traumräder in der Bildergalerie

Officine Mattio SL Disc, Traumräder, Test

Officine Mattio SL Disc

Wish One Sub, Traumräder, Test

Wish One Sub

Storck Aernario.3 Disc Signature, Traumräder, Test

Storck Aernario.3 Disc Signature

Parapera Atmos Disc Masterpiece, Traumräder, Test

Parapera Atmos Disc Masterpiece

Falkenjagd Aristos R, Traumräder, Test

Falkenjagd Aristos R

Benotti Vial Disc Evo, Traumräder, Test

Benotti Vial Disc Evo

Specialized S-Works Tarmac SL 7, Test, Kaufberatung

Specialized S-Works Tarmac SL 7

Trek Madone SLR 9, Traumräder, Test

Trek Madone SLR 9

Passoni Fidia Milano-Sanremo Edition, Test, Kaufberatung

Passoni Fidia Milano-Sanremo Edition

Festka Doppler X, Kaufberatung, Test

Festka Doppler X


Kommentar: Preise & Leistung im Radmarkt

Die Preise einiger dieser „Traumräder“ sind astronomisch – und für Durchschnittsverdiener völlig utopisch und unerreichbar. Dennoch wurden sie in dieses Testfeld aufgenommen, da die Intention hinter diesem besonderen Test war, „besondere“ Highend-Modelle miteinander zu vergleichen und Fragen zu beantworten wie: Welche sind die neuesten Innovationen? Was tut sich an „der Spitze“ des Marktes? Denn: Jene Innovationen werden nach und nach in günstigere Marktsegmente übernommen werden.

Nach einem ähnlichen Prinzip testen etwa Automagazine regelmäßig exorbitant teure Supersportwagen.

Klar ist für uns: In den Tests der kommenden Ausgaben werden wir uns wieder vermehrt auf deutlich günstigere preisleistungsstarke Räder fokussieren.

Inflation im Fahrradbereich

Und: Die Inflation – auch und gerade im Fahrradbereich – ist enorm hoch und besorgniserregend. Der Durchschnittspreis von Fahrrädern hat sich in den vergangenen vier Jahren im Mittel mehr als verdoppelt. Auch vor der Pandemie war dieser Trend schon erkennbar. Dies hat mehrere Gründe.

Zum einen überstieg die Nachfrage das Angebot bei Weitem. Die Transportkosten vervielfachten sich. „Vor Corona kostete ein Schiffscontainer etwa 1000 Euro, momentan ist es mit 8000 bis 10.000 Euro ein Vielfaches mehr“, sagte etwa Burkhard Stork, der Geschäftsführer des Zweirad-Industrie-Verbands, in einem ZEIT-Interview.

Erzeugerpreise gewerblicher Produkte

Die Erzeugerpreise gewerblicher Produkte waren im Oktober 2021 um 18,4 Prozent höher als im Oktober 2020. Dies war der höchste Anstieg gegenüber dem Vorjahresmonat seit 70 Jahren. Die Produzentenpreise stiegen bereits im September um 14,2 und im August um zwölf Prozent. Die gewerblichen Erzeugerpreise stiegen innerhalb eines Monats um 3,8 Prozent. Der Anstieg der Energiepreise zwischen Oktober 2021 und dem Vorjahresmonat: 48,2 Prozent. Die aktuelle deutsche Inflationsrate: 5,2 Prozent.

Auch die Rohstoffpreise explodieren: Metalle sind nun um durchschnittlich 37,8 Prozent teurer als vor einem Jahr. Die Preise für Roheisen, Stahl und Ferrolegierungen stiegen im Mittel um 56,4 Prozent – jene für Roh-Aluminium um 67,4 Prozent. Bei Carbon konkurrieren die Rad-Hersteller mit etlichen anderen Branchen. Die Folge:  stark steigende Preise.

Eine Bessserung erwartet Burkhard Stork erst einmal nicht: „Mein Bauchgefühl sagt mir, dass die Situation am Fahrradmarkt zumindest in diesem und im nächsten Jahr angespannt bleiben wird.“

Superfoods: Eiweiß, Kohlenhydrate und mehr – Studien und Wissen

Superfoods, Bowl, Avocado, Tofu, Ernährung

In jeder Woche gibt es neue Durchbrüche in der Forschung und damit: neue Wundermittel und -pillen. Könnte man glauben, wenn man entsprechende Fitness- und Wellness-Magazine und Blogs – und hier vor allem Beiträge sogenannter „Influencer“ – konsumiert. Die meisten dieser Meldungen und Posts sind – Empfindsame mögen die sehr direkte Wortwahl entschuldigen – Bullshit. Blödsinn. Quatsch. Unseriös. Geldmacherei.

Doch es ist nicht so, dass es keine legalen, nicht auf Doping-Listen stehenden „Mittel“ gibt, die nachweisbar die Leistung steigern können. Es gibt sie. Sie heißen etwa: Rote-Bete-Saft, Puffermittel wie Natriumbikarbonat oder Beta-Alanin und Koffein. All diese Lebensmittel und Stoffe wurden in zahlreichen validen Studien auf ihre Sport-Effekte hin untersucht. Über ihre Wirksamkeit besteht heute ein weitgehender Konsens in der Wissenschaft. Die festgestellten Effekte auf die Ausdauerleistung liegen durchschnittlich zwischen einem und drei Prozent.

Noch größere Leistungsverbesserungen könnten durch die optimale Wahl und Mischung der während der Belastung zugeführten Kohlenhydrate möglich sein. Die weiter unten angeführten Studien stellten nach der Gabe eines Glukose-Fruktose-Mischgetränks Leistungszunahmen von 20 bis 30 Prozent fest. Auch Kreatin, eine natürlich vorkommende, stickstoffhaltige organische Säure, die bei der „Energiegewinnung“ des Organismus eine integrale Rolle spielt, kann die sportliche Leistung erhöhen.

Jedoch sind diese positiven Effekte bislang vor allem für kraftorientierte Sportarten und explosive Aufgaben wie Sprints und Schnellkraft-Belastungen nachgewiesen. So zeigten etwa die beiden Meta-Analysen von Chilibeck et al. 2017 und Devries et al. 2014, dass die Kreatin-Supplementierung mit einer erhöhten fettfreien Masse und einer gesteigerten Muskelkraft des Ober- und Unterkörpers zusammenhing. Für Ausdauer-Belastungen liegen teils widersprüchliche Studien-Ergebnisse vor.

Superfoods: Haferflocken, Leinsamen und Co.

Die Haupteffekte von „Superfoods“ – eine Bezeichnung, die übrigens nicht geschützt ist und somit völlig willkürlich gebraucht werden kann – könnten darin liegen, dass sie Athleten dazu befähigen, härter zu trainieren und somit den Trainingsreiz erhöhen zu können.

Anderen „Superfoods“ wie Chia-Samen, Goji- und Acaibeeren, Quinoa, Noni-Saft, Ginkgo, Ginseng et cetera werden antioxidative und anti-inflammatorische Effekte zugesprochen. Sie sollen die Leistung und die Lebensqualität erhöhen, „entgiften“, die Zellreparatur und die Wundheilung fördern – und noch viel mehr.

Superfoods haben ihren Preis

Die wohl prägnanteste Gemeinsamkeit der meisten dieser „Superfoods“ ist: ihr hoher Preis. Die Transportwege sind oft lang, die Margen hoch. Zudem wurde in mehreren Studien festgestellt, dass Chargen vieler dieser „exotischen“ Lebensmittel mit Schadstoffen wie Pestiziden oder Schimmel belastet waren.

Mitarbeiter der Zeitschrift Ökotest untersuchten 22 solcher Produkte, 18 davon waren als „Bio“ deklariert. Das Ergebnis: In 15 davon wurden Rückstände, Zusatzstoffe und erhöhte Schadstoffwerte gefunden. Sie wurden mit „mangelhaft“ oder „ungenügend“ beurteilt.

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Antioxidantien als Wundermittel

Ein weiteres vielbeworbenes und postuliertes „Wundermittel“ hört auf den Namen: Antioxidantien. Diese sollen „antioxidativ“ wirken – und somit etwa „Freie Radikale“ unschädlich machen.

Diese freien Sauerstoff-Radikale können zwar Zellen beschädigen und Entzündungsprozesse fördern – doch sie können auch positive Effekte haben. Sie regen die Glykogen-Resynthese an, reduzieren das Infektionsrisiko und initiieren die Anpassungsprozesse des Körpers an den Trainingsreiz. Mehrere Studien zeigten eine verschlechterte Trainingsadaption nach der Antioxidantien-Einnahme.

Die vielfach angebotenen „Antioxidantien-Supplemente“ können so unterschiedliche Stoffe beinhalten wie: Vitamin C, Vitamin E, Resveratrol, Traubenkern-Extrakt, Grüntee-Extrakt und mehr.

Doch das Ganze hat gleich mehrere „Haken“ beziehungsweise Nachteile: So wurde zwar für antioxidantienreiche Lebensmittel wie etwa Karotten, Paprika und Tomaten gezeigt, dass diese im Zusammenhang mit geringeren Krebsraten stehen können, doch die einzelnen entsprechenden Nahrungsergänzungsmittel scheinen diese Effekte nicht zu haben. Zudem haben mehrere Studien gezeigt, dass die Einnahme hoher Dosen von Antioxidantien und der Vitamine C und E die gewünschten adaptiven Reaktionen auf das Training blockieren können – nach einer Meta-Studie der Victoria University, Australien, die die Ergebnisse von 71 Untersuchungen berücksichtigte, lautet das Ergebnis: Die chronische Einnahme von stark antioxidantienhaltigen Ergänzungsmitteln ist wahrscheinlich gesundheitsschädlich.

Superfoods: Vollkorn, Beeren, Nüsse

Die postulierten positiven Effekte der „Superfoods“ basieren in den meisten Fällen auf keinen seriösen, auf wenig aussagekräftigen oder nur wenigen kleinen Studien. Zudem gilt: Zieht man alle relevanten Parameter mit ein, so scheinen die meisten „exotischen Superfoods“ vergleichbaren heimischen nicht überlegen zu sein. Goji- oder Heidelbeeren? Acaibeeren oder Sauerkirschen? Quinoa oder Haferflocken? Fakt ist: Die Mikronährstoff-Profile dieser Lebensmittel sind jeweils vergleichbar.

Zu den vielen heimischen „Superfoods“ zählen etwa Brombeeren, Heidelbeeren, Schwarze Johannisbeeren, Aroniabeeren, Rote Bete, Grünkohl, Walnüsse und Brokkoli. Letzterer, ein Kreuzblütengewächs, zeigte in mehreren großen Langfrist-Studien krebspräventive Effekte. Er beinhaltet unter anderem sogenannte Glucosinolate: Diese wirken antioxidativ und besitzen anti-inflammatorische Eigenschaften.

In einer bereits 2008 erschienen Studie führte der Verzehr von vier 100-Gramm-Portionen Brokkoli pro Woche zu einem präventiven Effekt gegen Prostatakrebs. Prävention und Gesundheit lauten auch die Stichworte zu einer sehr großen, einen Zeitraum von 16 Jahren umfassenden Studie, die 2021 im British-Medical-Journal veröffentlicht wurde. Darin wurden die Langzeiteffekte von verschiedenen Verarbeitungsstufen von Lebensmitteln untersucht.

Konkret und vereinfacht ausgedrückt, lautete das „Untersuchungs-Duell“: Vollkorn- vs. gemahlene Getreide-Produkte. Zu letzteren, den raffinierten Getreideprodukten zählen etwa Weißbrot, Nudeln, Frühstücksflocken, Cracker und viele Back- und Süßwaren – zu Ersteren etwa Weizen-, Roggen-, Hafer- oder Gerste-Produkte wie Brot, Müsli oder Vollkorn-Nudeln, bei denen je das volle Korn verwendet beziehungsweise verarbeitet wurde. Die Studie umfasste 137.000 Teilnehmer aus 21 Ländern.

Ergebnisse der Studie

Die Ergebnisse: Der Verzehr von mehr als sieben Portionen raffiniertem Getreide pro Tag ging mit einem 27 Prozent höheren Risiko für einen früheren Tod, einem 33 Prozent höheren Risiko für Herzerkrankungen und einem 47 Prozent höheren Risiko für einen Schlaganfall einher.

Dem raffinierten Getreide mangelt es demnach im Vergleich zu Vollkornprodukten an Ballaststoffen, Vitaminen, Mineralstoffen, essenziellen Fettsäuren und sekundären Pflanzenstoffen. Deshalb werden sie in der Regel sehr schnell im Dünndarm absorbiert, was die Blutzucker-Konzentration erhöhen kann – eine Situation, die mit einer schlechteren kardiovaskulären Gesundheit in Verbindung gebracht wird. Extrem lohnend ist auch der Preisvergleich zwischen den „exotischen“ und den heimischen „Superfoods“.

Superfoods, Bowl, Avocado, Tofu, Ernährung

 

Superfoods, Bowl, Avocado, Tofu, Ernährung

 


Superfoods: Lebensmittel und Leistung

Puffermittel: Beta-Alanin

Natriumbikarbonat ist auch unter anderen Bezeichnungen bekannt, die da lauten: Backsoda oder Speisenatron. Ähnlich wie auch Beta-Alanin, eine Aminosäure, kann es als pH- beziehungsweise Säure-Puffer wirken. Potenziell könnten diese Stoffe demnach eine erhöhte Trainingsintensität ermöglichen.

So zeigten etwa Wissenschaftler der Universität Peking in ihrer Studie aus 2019, dass die Einnahme von natronhaltigen Getränken eine positive Auswirkung auf die Leistung bei HIIT-Einheiten hat. Die maximale Leistung und die Laktattoleranz waren bei den untersuchten Probanden – gesunde männliche Universitätsstudenten – im Durchschnitt signifikant erhöht.

Die generelle Studienlage zu den Effekten auf die Ausdauerleistung ist jedoch nicht ganz eindeutig. Aktuell wurde in mehreren Studien gezeigt, dass die Effektstärke bei kürzeren und hochintensiven – etwa ein- bis vier-minütigen submaximal- bis maximal-intensiven Intervallen – wohl am größten ist.

Nitrat: Rote-Bete-Saft

Rote Bete ist gerade wieder in vielen modernen Restaurants en vogue. Dass sie ein Mittel zur Steigerung der sportlichen Leistung sein kann, weiß man seit einigen Jahren. Der Wirkmechanismus dahinter basiert auf dem enthaltenen Nitrat. Dieses kann den Blutdruck senken, die Blutgefäße erweitern und somit die Durchblutung fördern. Durch die Einnahme von Rote-Bete-Saft kann der Körper mehr Sauerstoff zu den Muskeln transportieren.

In Studien zeigten sich bei Trainingsinterventionen, die 15-sekündige bis vier-minütige Intervalle betrafen, die größten Effekte. Bei der Einnahme einer täglichen Dosis Rote-Bete-Saft, die fünf Millimol Nitrat entspricht, wurden nach einer sechswöchigen Trainingsphase keine Effekte beobachtet – während Trainingsstudien, bei denen acht bis 13 Millimol pro Tag supplementiert wurden, Leistungsvorteile zeigten. Die Bete enthält zudem hohe Dosen der Vitamine A, C und B, Kalium, Magnesium, Eisen, Fol- und Oxalsäure. Für die rote Farbe ist der sekundäre Pflanzenstoff Betanin verantwortlich.

Achtung: Die Bete zählt zu den oxalsäurereichen Gemüsesorten. Deshalb sollten Menschen, die zur Bildung von Nierensteinen neigen, sie nur in geringen Mengen zu sich nehmen.

Koffein: Kaffee

Kaffee und Radsport gehören für Viele zusammen. Über viele Jahre hinweg hatte das Getränk jedoch einen teilweise schlechten Ruf, da es als „entwässernd“ galt.

Eine 2018 im Journal of the International Society of Sports Nutrition erschienene Meta-Analyse, bei der die Ergebnisse von 420 wissenschaftlichen Arbeiten ausgewertet wurden, zeigte starke positive Effekte des Kaffee-Konsums: Zum einen kann das enthaltene Koffein viele kognitive Funktionen, insbesondere die Aufmerksamkeit, verbessern. Zum anderen kann es die sportliche Leistungsfähigkeit erhöhen. Koffeindosen zwischen drei und sechs Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht führten dieser Auswertung zufolge zu Verbesserungen der Ausdauerleistung um zwei bis vier Prozent.

Ein weiteres wichtiges – und für Athleten sehr relevantes – Analyseergebnis lautet: Es scheint im Hinblick auf die Leistungs- keine Gewöhnungseffekte zu geben. Gewohnheitsmäßige Kaffeetrinker zeigten dieselben Verbesserungen wie unregelmäßige Nutzer. Somit muss man nicht in den Wochen vor einem wichtigen Wettkampf auf Kaffee verzichten, um dann am Tag der Tage den „vollen Koffein-Push“ zu erleben.

Der beste Zeitpunkt für die Einnahme von Koffein ist etwa eine Stunde vor dem Start, da es etwa so lange dauert, bis die maximale Konzentration im Kreislauf und somit die höchste Wirksamkeit erreicht ist.


Superfoods: Regional

Leinsamen

Leinsamen wurden bereits in der Antike als Heilmittel eingesetzt. Sie sind reich an entzündungshemmenden Omega-3-Fettsäuren. Sie enthalten zudem pro 100 Gramm 29 Gramm Eiweiß. Mit ihrem hohen Ballaststoffanteil regen sie die Verdauung an und wirken sehr sättigend. 20 Gramm Leinsamen enthalten die empfohlene Tagesdosis an Vitamin E. Eine Reihe von Studien der Iowa State University, USA, zeigten, dass die Einnahme von drei Teelöffeln Leinsamen pro Tag über einen Zeitraum von drei Monaten hinweg den Cholesterinspiegel der Probanden um durchschnittlich zehn Prozent senken konnte. Und das ohne Nebenwirkungen. Jedoch gibt der Bund für Risikobewertung als tägliche Leinsamen-Höchstmenge 20 Gramm an. Der Grund: Die Pflanzen könnten Cadmium aus dem Boden aufgenommen und eingespeichert haben. Tipp: Geschrotete Leinsamen passen beim Frühstück gut zum Müsli, Porridge oder Haferbrei.

Haferflocken

Haferflocken beinhalten einen hohen Anteil von Ballaststoffen. Und: Kohlenhydrate, Proteine, Eisen, Zink, Kalium, Magnesium, B-Vitamine – sowie den Ballaststoff Beta-Glucan, der den Cholesterinwert regulieren kann und so dafür sorgt, dass der Blutzuckerspiegel nach einer Mahlzeit weniger stark ansteigt als sonst. Haferflocken werden daher auch Menschen empfohlen, die an Diabetes Typ-II leiden. Hafer besteht zu 15 Prozent aus pflanzlichem Eiweiß. Dieses unterstützt den Muskelaufbau und die Stoffwechselprozesse und Zellfunktionen. Das Getreide ist zudem ein Energielieferant mit ähnlichen Kalorie-Werten wie Reis. Da es sich um langkettige Kohlenhydrate handelt, werden sie im Körper langsamer abgebaut. Für den gesundheitlichen Nutzen spielt es übrigens keine Rolle, ob man zu kernigen oder zarten Haferflocken greift.

Beeren

Anthocyane sind dunkle Farbstoffe in Beeren. Sie gelten als antioxidativ und entzündungshemmend. Teilweise werden sie als „Radikalenfänger“ debattiert, die das Gehirn vor der Entwicklung von Alzheimer und Parkinson bewahren können. Miller und Shukitt-Hale fanden dazu in ihrer Studie erste Belege. In anderen Untersuchungen zeigten sich nach dem Verzehr größerer Mengen von Beeren teils erhöhte Serumwerte von Antioxidanzien im Blut der Probanden. Auch mehrere sehr große epidemiologische Untersuchungen lieferten Hinweise: So zeigte etwa eine Langzeitstudie mit rund 130.000 Teilnehmern, dass die Parkinsonrate von Menschen, die regelmäßig Beeren zu sich nahmen, um rund 40 Prozent erniedrigt war. Dabei schien vor allem der Konsum stark anthocyanhaltiger Beeren mit einem niedrigeren Parkinsonrisiko einherzugehen. Auch zu potenziellen Effekten auf die sportliche Leistung existieren zahlreiche Studien. Doch die Ergebnisse sind nicht konsistent. Zu den Wirkungen von schwarzen Johannisbeeren wurde 2020 eine große Meta-Analyse durchgeführt, in die 16 Studien miteinbezogen wurden. Die im Journal of the International Society of Sports Nutrition erschienene Analyse fand einen schwachen positiven Effekt auf die sportliche Leistungsfähigkeit. Die effiziente Dosis schien zwischen 105 und 210 Milligramm Johannisbeer-Anthocyan zu liegen.

Nüsse

Nüsse – egal ob Walnüsse, Haselnüsse, Macadamia, Pekan, Paranüsse, Pistazien oder etwa Mandeln – gelten vor allem aufgrund ihrer hochwertigen Fettsäuren, entzündungshemmenden Antioxidantien und Mineralien als „Superfood“. Eine Langzeitstudie US-amerikanischer Wissenschaftler über einen Zeitraum von 30 Jahren mit 119.000 Probanden fand zahlreiche positive Effekte: Die Probanden, die beinahe täglich Nüsse aßen, hatten ein um 20 Prozent geringeres Sterberisiko im Untersuchungszeitraum. Das Krebsrisiko und jenes für kardiovaskuläre Krankheiten waren zudem deutlich verringert. Die Nährstoffe in den Nüssen nehmen Einfluss auf den Cholesterinspiegel und den Blutdruck und können somit entzündliche Prozesse im Körper mindern.


Superfoods: Weltweit

Natto

Natto basiert wie auch Miso oder das indonesische Tempeh auf fermentierten Sojabohnen – und spielt in der japanischen Ernährung eine herausragende Rolle. Die wissenschaftlich fundierten Effekte betreffen primär die Herzgesundheit. Natto ist etwa reich an Pyrazin und dem Enzym Nattokinase. Beide Stoffe können blutverdünnend und somit thrombose-vorbeugend wirken. Dadurch kann der regelmäßige Natto-Verzehr anscheinend auch das Risiko einer Lungenembolie verringern. Zudem enthält es viel Vitamin K. Aber: Natto hat einen sehr gewöhnungsbedürftigen Geschmack.

Kurkuma

Das Gewürz wird aus der Wurzel einer Pflanze gewonnen, die vor allem in Südindien und Indonesien beheimatet ist. Kurkuma ist – vor allem durch den Inhaltsstoff Curcumin – eine der am stärksten antioxidativ und entzündungshemmend wirkenden Pflanzen überhaupt. Einigen großen Langzeit-Studien zufolge weisen Menschen, die regelmäßig Kurkuma zu sich nehmen, geringere Raten von Brust-, Prostata-, Lungen-, Darm- und Hautkrebs auf. Die Studienlage ist jedoch nicht eindeutig. US-amerikanische Wissenschaftler konnten in einer Meta-Studie kaum positive Effekte von Kurkuma beim Menschen feststellen. Das Curcumin reagiert sehr unspezifisch mit vielen biologischen Molekülen – bei einigen Studien könnte es sich daher um „falsch-positive“ Ergebnisse handeln, bei denen nicht das Curcumin für die Gesundheitseffekte verantwortlich ist.

Pistazien

Die Nuss ist recht neu unter den „Superfoods“. Wissenschaftler der Universität Illinois zeigten in einer Studie, dass Pistazien alle neun essenziellen Aminosäuren enthalten und zudem extrem proteinreich sind. Sie sind somit eine gute pflanzliche Quelle, um den täglichen Proteinbedarf zu decken. Pistazien enthalten zudem mehrere entzündungshemmend wirkende Antioxidantien, Lutein und Kalium.

Grüner Tee

In der chinesischen Kultur ist grüner Tee seit vielen Jahrhunderten als „Superfood“ auch in der Medizin bekannt. Damit werden vor allem Kopfschmerzen und Depressionen behandelt. Grüner Tee beinhaltet zahlreiche Vitamine, darunter Vitamin A, B12 und C sowie Koffein, Eisen, Magnesium und insgesamt mehr als 400 weitere organische Substanzen. Grünteeblätter besitzen im Vergleich zu anderen Teesorten wesentlich mehr entzündungshemmende Antioxidantien. Der Grund dafür: Grüntee wird im Unterschied zu anderen Sorten nicht weiterverarbeitet. Grüner Tee ist inzwischen weltweit eines der am meisten konsumierten Getränke.

Dieser Artikel erschien in der RennRad 11-12/2021. Dort finden Sie darüber hinaus noch weitere Hintergründe und Rezepte zu den Superfoods. Hier können Sie die Ausgabe als Printmagazin oder E-Paper bestellen.

Knochendichte: Warum Radsportler ein erhöhtes Osteoporose-Risiko haben

Osteoporose, Knochendichte

Blutdruck, Blutfettwerte, Körperzusammensetzung, Body Mass Index, Herz- und Lungengröße, Ruhe-Herzfrequenz: Als aktiver Radsportler weist man im Normalfall „bessere“ Werte und geringe Risikowahrscheinlichkeiten für Erkrankungen auf – man ist gesünder als der „Durchschnitt“, als nicht-ausdauersporttreibende Menschen. Doch dies trifft nicht auf alle Krankheitsrisiken zu. In einem Fall, bei einem medizinischen Messwert, könnte das Verhältnis genau umgekehrt sein: Radsportler könnten hier höhere Risiken aufweisen als „Normalmenschen“ beziehungsweise Nichtsportler und andere Athleten. Der Faktor, um den es im Folgenden geht, ist: die Dichte und Stabilität der Knochen. Der medizinische Fachbegriff für eine verminderte Knochendichte lautet: Osteopenie. Es handelt sich dabei um eine Vorstufe zur Osteoporose, dem Knochenschwund.

Der Begriff Osteoporose leitet sich aus dem Griechischen ab und bedeutet so viel wie „poröser Knochen“. In Deutschland gilt Osteoporose mittlerweile als Volkskrankheit. Im Rahmen einer sehr großen Umfrage, des European Health Interview Survey 2015, gaben fast acht Prozent der Frauen und rund zwei Prozent der Männer an, in den vergangenen zwölf Monaten an Osteoporose gelitten zu haben.

Alter, Knochenbrüche und Sport

Die Tatsache, dass mehr Frauen als Männer an Knochenschwund leiden, spiegelt einen wichtigen Faktor bei der Entstehung der verminderten Knochendichte wider: den Einfluss von Hormonen auf den Knochenstoffwechsel. Mit dem steigenden Alter verändert sich der Hormonhaushalt und die Osteoporose-Zahlen steigen.

Eine Umfrage des Robert-Koch-Instituts ergab, dass bei knapp zwölf Prozent der Befragten – bei 5,2 Prozent der Männer und 17,6 Prozent der Frauen – über 50 Jahren bereits die ärztliche Diagnose Knochenschwund gestellt worden war. Die Ursachen: Für den Knochenaufbau spielen Hormone eine entscheidende Rolle. Besonders Geschlechtshormone wie Östrogen und Testosteron, die Schilddrüsenhormone T3 und T4 und das Hormon TSH der Hirnanhangsdrüse regulieren den Knochenstoffwechsel.

Mit dem fortschreitenden Alter verändert sich der Hormonstatus sowohl bei Frauen als auch bei Männern – und Osteoporosen treten häufiger auf. Doch die Krankheit ist kein reines „Altersleiden“. Die Knochendichte kann bis zum 35. Lebensjahr zunehmen. Danach verstärken sich zunehmend die Knochensubstanz abbauenden Prozesse, bis schließlich nur noch der Erhalt der vorhandenen Knochenmasse möglich ist. Eine der aktuellen Forschungsfragen dazu lautet: Kann ein intensives, langjähriges Rad-Training das Osteoporose-Risiko erhöhen?

Ermüdungsbrüche

Philipp Lahm, Sabrina Mockenhaupt oder Jan Frodeno: Sie alle erlebten und erlitten bereits einen „Ermüdungsbruch“. Gerade in Sportarten, in denen das Laufen eine zentrale Rolle spielt, kennt man das Phänomen der Ermüdungsbrüche, sogenannter Stressfrakturen. Die Risikofaktoren werden hier seit Langem wissenschaftlich untersucht. Funktioniert der Knochenstoffwechsel des Sportlers reibungslos, heilen die Ermüdungsfrakturen ohne Komplikationen vollständig aus. Jedoch zeigt sich bei manchen betroffenen Athleten eine bestehende Osteopenie.

Im Radsport entstehen Schädigungen der Knochen und Frakturen nach wie vor hauptsächlich bei Unfällen und Stürzen, was im Profi-Radsport teilweise als „Berufsrisiko“ abgetan wird. Zur Diagnose der Osteopenie und Osteoporose gibt es unterschiedliche Verfahren: Die Messung der Knochendichte wird am häufigsten mit der sogenannten DXA-Messung, der Dual-Energy X-Ray Absorptiometry, durchgeführt. Weitere Methoden zur Bestimmung der Knochendichte sind die quantitative Computertomographie und die quantitative Ultraschall-Untersuchung. Jedoch gilt generell: Die Kosten für eine Knochendichtemessung werden von den meisten Krankenkassen nur in begründeten Verdachts- und Risikofällen übernommen. Als Früherkennungsmaßnahme ist die Knochendichtemessung eine Privatleistung.

Knochendichte, Unfall, Wissenschaft

Das Thema Energiebilanz wird oftmals stark unterschätzt: Gerade bei ambitionierten Athleten tragen die ‚chronischen‘ sportlichen Belastungen und die Ausschüttung des Stresshormons Cortisol in Kombination mit einem Kaloriendefizit zu einem erhöhten Risiko für eine geringe Knochendichte bei

Ursachen und Knochenmasse

Es gibt zahlreiche Erkrankungen, die mit einer verminderten Knochendichte einhergehen. Einige dieser Erkrankungen sind bei Sportlern kaum zu finden, andere wiederum sollten näher betrachtet werden. Nierenerkrankungen, Diabetes, Rheuma, Überfunktion der Schilddrüse, rheumatoide Arthritis, Magersucht oder Epilepsie sind Krankheiten, die das Risiko einer verminderten Knochendichte begünstigen.

Der Konsum einiger Genussmittel erhöht ebenfalls das Risiko: Zigaretten, Alkohol und Softdrinks. Bei Nikotin wird der genaue Mechanismus noch nicht vollständig verstanden. Bei Softdrinks sind es die Phosphate aus der Phosphorsäure, die die Kalziumaufnahme im Blut hemmen.

Jeder menschliche Knochen befindet sich in einem stetigen Umbau. Im Alltag entstehen kleine Strukturschäden, sogenannte Micro Cracks, die repariert werden müssen. Werden kleine Schäden nicht umgehend behoben und hält gleichzeitig die Belastung auf Knochen an, kann es zu den genannten Ermüdungsbrüchen kommen.

Im Laufsport oder Fußball reichen beispielsweise ein, zwei Pausentage pro Woche nicht unbedingt aus, um den Knochen genug Zeit zur Regeneration zu geben.

Abnahme der Knochendichte

Osteoporose entsteht durch die Abnahme der Knochendichte infolge eines den Aufbau übersteigenden Abbaus von Knochenmaterial. Dieses Ungleichgewicht ist auch die Ursache der Osteopenie. Rund zehn Prozent der gesamten Knochensubstanz wird pro Jahr erneuert.

In 95 Prozent der Fälle, in denen es zu einem Knochenschwund kommt, handelt es sich um eine sogenannte Primäre Osteoporose, die meist erst im hohen Alter auftritt. Nur fünf Prozent der Knochenschwund-Fälle macht die Sekundäre Osteoporose aus, die durch eine andere Krankheit beziehungsweise deren medikamentöser Behandlung hervorgerufen wird.

In vielen Fällen bleibt eine bestehende Osteoporose wegen fehlender offensichtlicher Symptome lange unentdeckt. Schmerzen treten erst in einem späten Stadium auf. Als Ursache lassen sich bildlich betrachtet drei Gründe für eine verminderte Knochendichte ausmachen: ein Fehlen beziehungsweise Mangel der „Baustoffe“, ein Fehlen beziehungsweise Fehler des „Bauplans“ oder ein Fehler im „Bauprozess“ des Knochens.

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Belastung

Das sogenannte Wolff’sche Gesetz besagt: Wird ein Knochen belastet, baut er sich auf – wird er nicht belastet, dann baut er sich ab. Damit der Knochenaufbau stattfindet, braucht es demnach: Reize, Belastungen. Zur Vorbeugung einer Verringerung der Knochendichte und damit einer Osteoporose im Alter lautet das wichtigste Schlagwort deshalb: regelmäßige Bewegung. Jedoch ist dieser Ratschlag sehr stark vereinfacht.

Die ersten Sportarten, die systematisch zu ihren Effekten auf die Knochendichte untersucht wurden, sind: Schwimmen und Langstreckenlauf. Der vorherrschende Befund: Die Belastung reicht bei diesen Sportarten nicht aus, um eine ausreichende Knochendichte zu gewährleisten.

Heute, nach etlichen weiteren Studien, gilt der Radsport teilweise als „Risikosportart“. Profiradsportler verbringen oft 30 oder mehr Stunden pro Woche auf dem Fahrrad. Dabei wird auf einen Großteil der Knochen kaum oder nur eine geringe Kraft ausgeübt. Die restliche Zeit dient den Athleten überwiegend zur Regeneration. Auch unter ambitionierten Hobbyradsportlern kann es zu ähnlichen Aktivitätsverteilungen und zu geringen Belastungen des Knochenapparates kommen. Gerade wenn das Rennradfahren mit einem körperlich kaum fordernden Büro-Arbeitsalltag kombiniert wird.

Hormone

Die Belastung ist ein entscheidender Faktor, reicht aber nicht alleine als Erklärung aus. Auch Hormone haben einen großen Einfluss auf den Auf- und Abbau der Knochensubstanz. Abgesehen von altersbedingten hormonellen Änderungen sind auch Veränderungen des Hormonhaushalts in jungen Jahren eine Ursache für Osteopenie.

Hormonelle Störungen sind bei Frauen leichter erkennbar als bei Männern. Zyklusstörungen oder ein völliges Ausbleiben der Monatsblutung sind deutliche Anzeichen. Bei Frauen hat sich der Begriff der „weiblichen Triade“ etabliert, wobei die drei Punkte Energieverfügbarkeit, Menstruationsstatus und Knochengesundheit in einer gegenseitigen Wechselwirkung gemeint sind. Eine Ursache der Zyklusstörungen und der verringerten Knochendichte ist dabei ein relatives Energiedefizit.

In manchen Fällen wird es durch eine Essstörung hervorgerufen. Das Thema „Magersucht“ wird auch und gerade in der Sportszene meist nur selten thematisiert.

Im Straßen-Radsport geht es letztlich vor allem um: Watt pro Kilogramm – die Leistung in Relation zum Körpergewicht. Daher hat sich mittlerweile der Begriff der „Athletischen Triade“ etabliert. Jüngst wird auch vom Phänomen „RED-S“ gesprochen, dem Relativen Energiemangel im Sport, wobei hier die Ursache – das relative Energiedefizit – klar benannt wird.

Knochendichte: Probleme bei Männern

Auch bei Männern lässt sich dieses Problem feststellen, bleibt aber oftmals lange unentdeckt. Von vielen Athleten wird ein niedriger Körperfettanteil und damit ein geringes Körpergewicht angestrebt. Eine geringe Kalorienzufuhr wirkt sich auf den Stoffwechsel aus: Der Grundumsatz wird reduziert und das hormonelle Gleichgewicht gestört.

Fakt ist: Ein Athlet mit einem konstant niedrigen Körpergewicht und einer gleichbleibenden, aber niedrigen Energiezufuhr hat ein stark erhöhtes Risiko seiner Gesundheit zu schaden. Die Auswirkungen auf den Hormonhaushalt können verheerend sein. Mehrere Studien zeigten, dass nicht nur ein ausreichender Anteil an fettfreier Körpermasse wichtig für einen gesunden Knochenstoffwechsel ist, sondern auch ein gewisser Anteil Körperfett für einen funktionierenden Hormonstoffwechsel nötig ist.

Bei Männern zeigt sich die Athletische Triade unter anderem durch einen niedrigen Testosteronspiegel: Durch eine nicht ausreichende Energiezufuhr sinkt bei Männern der Testosteronspiegel, was sich negativ auf den Knochenstoffwechsel auswirkt. Vor allem bei ambitionierten Athleten tragen die „chronischen“ sportlichen Belastungen und die Ausschüttung des Stresshormons Cortisol in Kombination mit einem Kaloriendefizit zu einem erhöhten Risiko für eine geringe Knochendichte bei. Die eigentliche Ursache der Athletischen Triade ist aber das vorhandene Energiedefizit.

Studien

Eine großangelegte norwegische Studie mit Elitesportlerinnen zeigte, dass Zyklusstörungen doppelt so häufig in Sportarten auftraten, in denen ein geringes Körpergewicht wichtig für den sportlichen Erfolg war im Vergleich zu Sportarten, in denen zwar ein hartes Training mit hohen Umfängen, aber weniger ein geringes Körpergewicht entscheidend war.

In einer 2020 im Fachjournal „Frontiers in Endocrinology“ erschienenen Studie wurden die Auswirkungen eines intensiven vierwöchigen Trainingsblocks auf männliche Radsportler untersucht. Der Hauptgegenstand der Untersuchung war die Frage, wie sich die Steigerung der Leistungsfähigkeit im Zusammenspiel mit anderen Parametern wie Hormonen auf das RED-S auswirkt. Die Maximalleistung, die VO2max und die FTP konnten durch den Trainingsblock gesteigert werden. Das Körpergewicht und die -zusammensetzung blieben während des Untersuchungszeitraums konstant.

Nach den vier Wochen zeigte sich unter anderem jedoch eine Reduktion der Ruhe-Stoffwechselrate und des Schilddrüsenhormons T3. Es zeigte sich demnach: Selbst kurze Trainingsblöcke können – bei einer unzureichenden Energiezufuhr – die Stoffwechselrate drosseln und eine Althletische Triade triggern.

Sportreduktion, Energiezufuhr, Krafttraining

Für gewöhnlich wird bei einer diagnostizierten Athletischen Triade mittels einer Sportreduktion, einer erhöhten Energiezufuhr und eines gezielten Krafttrainingsprogramms versucht, ein gesundes Gleichgewicht zu finden.

Die Gabe von Hormonen ist in der Regel keine Option – zum einen durch die Vorgaben der Doping-Liste und zum anderen durch die potenziellen Nebenwirkungen: Durch die Einnahme und nach dem Absetzen von exogenen Hormonen, wie etwa Testosteron, kann es zu erheblichen und mitunter lebensbedrohlichen Effekten kommen.

Zu den potenziell auftretenden Folgen zählen: verschlechterte Fließeigenschaften des Blutes und Verkalkung der Blutgefäße, was zu Thrombose, Schlaganfällen, Herzversagen, Herzrhythmusstörungen oder Infarkten sowie zu psychischen Problemen führen kann.

Einfluss von Nahrung auf die Knochendichte

Sowohl die Quantität als auch die Qualität der Nahrung sind wesentlich für den Erhalt der Knochendichte. Bei einer qualitativ schlechten Ernährung kann trotz einer ausreichenden Energiezufuhr Osteoporose auftreten. Denn der Körper benötigt die richtigen „Baustoffe“ für stabile Knochen.

Für die Stützfunktion der Knochen ist die Knochengrundsubstanz zuständig. Sie enthält organische und anorganische Bestandteile. Die organischen Anteile der Knochengrundsubstanz bestehen zu 95 Prozent aus Kollagen und machen ein Drittel des Knochengewebes aus. Ein Viertel des Gewebes ist Wasser und knapp die Hälfte besteht aus anorganischem Material wie Mineralstoffverbindungen. Knochen bestehen zudem zu einem großen Teil aus Kalzium – und sind ein großer Kalziumspeicher des Körpers.

Ernährung und Stabilität

Fast das gesamte im Körper vorliegende Kalzium befindet sich in Knochen und Zähnen. Die Kalziummasse wiegt rund ein Kilogramm. Dabei ist Kalzium nicht nur eine wichtige Bausubstanz, sondern erfüllt auch zahlreiche weitere Funktionen im Körper und wird bei Bedarf aus dem Knochenspeicher wieder freigegeben.

So ist es zum Beispiel wichtig für die Blutgerinnung, die Zellteilung, die Nerven, den Glykogen-Stoffwechsel, die Aktivierung von Hormonen und Enzymen und mehr.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung, DGE, empfiehlt eine tägliche Zufuhr von 1000 Milligramm Kalzium für Erwachsene. Wie bei vielen anderen Mineralstoffen auch, so ist die Resorption von Kalzium mit der Zufuhr und dem Bedarf gekoppelt. Nur rund ein Drittel des mit der Nahrung aufgenommenen Kalziums wird im Darm resorbiert. Sportler haben dabei oftmals einen erhöhten Bedarf.

Gehemmt wird die Resorption durch Phosphat, Oxal- und Phytinsäure, die unter anderem in Weichkäse, Softdrinks, Spinat, Roter Beete, Vollkorngetreide und Hülsenfrüchten vorkommen. Durch den Verzehr von Kochsalz, schwefelhaltigen Aminosäuren, Kaffee und Alkohol wird die Kalziumausscheidung über den Urin erhöht. Sportler verlieren das Mineral zusätzlich über den Schweiß. Lebensmittel mit einem hohen Kalziumgehalt sind unter anderem: Mohn, Sesam, Mandeln, Grünkohl, Hartkäse, Mineralwasser.

Die Kalziumaufnahme darf jedoch nicht allein betrachtet werden, denn: Kalzium wird im Knochen an Phosphat gebunden. Es entsteht Hydroxylapatit, einer der festesten Stoffe des Körpers. Der menschliche Zahnschmelz besteht fast vollständig aus Hydroxylapatit – und ist damit noch härter als jeder Knochen.

Knochenbrüche, Osteoporose, Knochendichte

Schon kurze Trainingsblöcke können – bei einer unzureichenden Energiezufuhr – die Stoffwechselrate klar drosseln und teils sogar eine Althletische Triade triggern

Phosphatstoffwechsel

Neben dem Kalziumgehalt sollte demnach auch der Phosphatstoffwechsel berücksichtigt werden. Der Körper hält das Verhältnis vom Kalzium und Phosphat konstant. An Phosphat, der Verbindung aus Phosphor und Sauerstoff, mangelt es kaum. Eine sehr hohe Zufuhr von Phosphorsäure, wie sie etwa in Softdrinks vorkommt, kann sogar zu einem Kalziummangel führen. Es findet ein ständiger Austausch des Mineralstoffs zwischen den Knochen und der Blutbahn statt. Ein Kalziummangel lässt sich auch daher nicht unbedingt über den Kalziumspiegel des Blutes bestimmen, denn der Körper lagert in diesem Fall umgehend Kalzium aus den Knochen aus und erhält somit den Blutkalziumspiegel annähernd konstant. Erst wenn die den Kalziumspiegel regulierenden Hormone aus dem Gleichgewicht geraten, betrifft dies auch den Kalziumspiegel im Blut. Dann kann es zu Muskelkrämpfen oder Krankheiten kommen.

Die Einnahme von Kalzium schützt jedoch nicht sicher vor einer verminderten Knochendichte. In einer Studie mit Elite-Radfahrern konnte die Knochendichte auch nach einem erhöhten Kalziumkonsum nicht verbessert werden. Eine Kalziumeinnahme kann durchaus positive Effekte auf das Knochenwachstum haben, ist jedoch kein Garant zur Verhinderung von Knochenbrüchen oder zur Verbesserung einer geringen Knochendichte.

Hormone für den Knochen- und Kalziumstoffwechsel

Es sind vor allem drei Hormone, die für den Knochen- beziehungsweise Kalziumstoffwechsel entscheidend sind. Zwei davon sorgen für den Auf- und Abbau der Knochensubstanz. Das dritte Hormon, Calcitriol, ist die aktive Form des Cholecalciferols, das sogenannte „Vitamin D3“. Es ist ein Hormon und führt zu einer verstärkten Resorption von Kalzium im Darm sowie zu einer verstärkten Rückresorption in der Niere. D3 ist für den Knochenaufbau wichtig. Im Alter sinkt die körpereigene Produktion des Hormons. Eine Substitution durch Nahrungsergänzungsmittel ist möglich.

Vitamin D3 stellt der Körper mit Hilfe von UVB-reicher Sonnenstrahlung, die auf die Haut trifft, selbst aus Cholesterin her. In Meerestieren, Eiern, Käse, Milch und Pilzen ist ebenfalls Vitamin D enthalten – pflanzliche Nahrung enthält häufig das weniger „wirksame“ Vitamin D2. In den mittleren Breitengraden, etwa in Mitteleuropa, fällt die wirksame UVB-Strahlung im Winter jedoch schwächer aus – was dazu führt, dass in der Haut oftmals kein Vitamin D3 mehr produziert wird. Aus diesem Grund kann nach den Ansichten vieler Experten der Einsatz von Nahrungsergänzungsmitteln in den Herbst- und Wintermonaten durchaus gerechtfertigt sein.

Sehr hohe Dosen an Vitamin D bringen jedoch, wie mehrere Studien gezeigt haben, keinen Vorteil für die Knochengesundheit. Bei sehr hohen Gaben an Nahrungsergänzungsmitteln mit Kalzium, insbesondere Kalziumcarbonat und/oder Vitamin D, wurden teils schwere Nebenwirkungen wie etwa Nierensteine, Herzinfarkte und Schlaganfälle registriert. Neben Kalzium sind auch andere Mineralien wie Kalium, Phosphor oder Magnesium wichtig für die Knochenbildung. Vitamin D sorgt parallel für eine verbesserte Aufnahme des Kalziums.

Kontroverse Diskussionen über Vitamin K

Für den Einbau in die Knochen spielt Vitamin K eine Rolle. Es wird in der Wissenschaft aktuell kontrovers darüber diskutiert, wie sich eine dauerhafte vegane beziehungsweise vegetarische Ernährungsform auswirkt. Zahlreiche Studien untersuchten etwa die Effekte verschiedener Protein-Aufnahmen auf die Knochengesundheit. Doch die Ergebnisse sind uneinheitlich. Manche zeigen, dass eine vegane Ernährung von Vorteil ist – andere suggerieren, dass diese einen Risikofaktor darstellt.

Für eine 2016 im Journal of Nutrition, Health & Aging erschienene Studie wurden mehr als 500 Frauen im Rentenalter über drei Jahre hinweg untersucht. Der Gegenstand der Untersuchung waren die Auswirkungen des Proteinkonsums auf die Knochendichte und ihren Mineralstoffgehalt. Dabei spielte nicht nur das Ausmaß der Proteinaufnahme eine Rolle – es wurde dabei auch zwischen pflanzlichem und tierischem Eiweiß unterschieden. Des Weiteren wurde der Einfluss des Bodymass Index und der Einfluss körperlicher Bewegung der Probandinnen im Zusammenhang mit der Eiweißaufnahme untersucht. Eine Kontrollgruppe bekam keine Nahrungsergänzungsmittel, während die untersuchten Frauen je täglich Kalzium und Vitamin D3 in Höhe der international empfohlenen Tagesdosis supplementierten.

Die Ergebnisse: Der Konsum von tierischem Protein kann einen negativen Einfluss auf die Knochen haben. Für pflanzliches Protein wurde kein signifikanter Effekt nachgewiesen. Ein hoher Proteinkonsum führte bei wenig aktiven Frauen zu geringeren Knochendichten und Mineralstoffgehalten der Knochen. Bei schlanken Probandinnen war dieser Effekt verstärkt festzustellen. Jedoch zeigte sich bei aktiven Personen sogar das Gegenteil: eine höhere Mineralisation und Dichte der Knochen. Eine große Meta-Analyse mehrerer Studien bestätigte, dass sich kein klarer Zusammenhang zwischen dem Proteinkonsum und der Knochendichte ergibt.

Mineralien und Prävention

Einige Untersuchungen deuten jedoch darauf hin, dass gerade bei älteren Personen eine geringe Eiweißzufuhr zu einer verminderten Knochendichte führen kann. Dennoch hat der Gedanke, eine Übersäuerung des Körpers mit der Knochendichte in Verbindung zu bringen, seine Berechtigung.

Mineralien wie Natrium, Kalium, Kalzium oder Phosphat puffern Protonen und dienen der Aufrechterhaltung des physiologischen pH-Normwerts im Blut und im Gewebe. Kollagen ist ein wichtiger Teil von Knochen, des Bindegewebes, Knorpeln, Sehnen, Zähnen, Bändern und der Haut. Es sorgt für Struktur und Festigkeit. Kollagen muss jedoch nicht wie Kalzium oder andere Mineralstoffe mit der Nahrung zugeführt werden. Es entsteht über die Biosynthese, die in manchen Zelltypen stattfindet.

Bei Kollagen handelt es sich um Strukturproteine, die rund ein Drittel der Gesamtmasse aller Proteine im Körper ausmachen – und damit die am häufigsten vorkommende Eiweißform sind. Sofern eine ausreichende Nahrungszufuhr besteht, kann ein gesunder Körper Kollagen ohne Probleme selbst herstellen. Bei gewissen Krankheiten und mit dem zunehmenden Alter lässt die Produktionsfähigkeit nach. In diesem Fall kann sich die Nahrungsergänzung für eine Verbesserung der Knochendichte als sinnvoll erweisen. Was kann man als Radsportler nun gegen das Risiko einer geringen Knochendichte tun? Die Kurzantwort lautet: Krafttraining. Um eine Osteoporose zu verhindern, ist das Stärken weiterer Muskeln, die auf dem Rad nicht oder kaum gefordert werden, nötig. Das Mittel dazu: Krafttrainingseinheiten.

Ernährung als Säule der Gesundheit

Auch eine ausgewogene Ernährung ist eine Säule der Gesundheit – und damit ein Pfeiler eines gesunden Knochenstoffwechsels. Dies ist mit unterschiedlichen Ernährungskonzepten möglich. Auch eine gezielte Nahrungsergänzung kann in manchen Fällen und Situationen sinnvoll sein. Besonders wichtig ist auch: eine ausreichende Energiezufuhr.

Auch für ambitionierte Wettkampfsportler mit dem Ziel eines geringen Körpergewichts sollten Hungerphasen, die zu einem verringerten Grundumsatz und einer gedrosselten Hormonproduktion führen, vermieden werden. Ein normaler gesunder Hormonhaushalt ist die Voraussetzung für einen Aufbau gesunder, robuster Knochen. Und der beste, einfachste, günstigste Weg zu diesem Ziel lautet: Bewegung.

Dieser Artikel erschien in der RennRad 11-12/2021. Hier können Sie die Ausgabe als Printmagazin oder E-Paper bestellen.


Osteoporose

Osteoporose ist eine Erkrankung des Skeletts, bei der die Knochen an Festigkeit verlieren und leichter brechen. Sie weisen dann etwa niedrigere Mineralsalzgehalte, eine geringere Knochendichte und eine gestörte Knochenarchitektur auf. Dies wird auf dem Foto sichtbar: Links ist ein gesunder Knochen zu sehen, rechts ein Osteoporose-Knochen. Die Knochen werden zunehmend weniger belastbar. Als zur „Prophylaxe“ geeignet gelten Sportarten, bei denen die Knochen stark in Anspruch genommen werden, etwa Krafttraining, Wandern, Sprung- oder Spielsportarten.

Osteoporose, Knochendichte, Erklärung

Was ist Osteoporose?


Trainingstipps: Mehr Power – Krafttraining mit freien Gewichten

  • Spezielle Übungen können dazu beitragen, die Knochendichte beizubehalten oder zu verbessern und das Osteoporose-Risiko zu senken. Dazu sollte das Krafttraining zwei- bis dreimal pro Woche über einen Zeitraum von mehreren Monaten durchgeführt werden.
  • Besonders effektiv für den Erhalt der Knochendichte sind ganzheitliche Übungen, die viele große Muskelgruppen beanspruchen wie Kniebeugen, Bankdrücken, Kreuzheben oder Rudern.
  • Sprung- und Explosivkrafttraining: Gut aufwärmen, 10 Minuten auf dem Ergometer, dann beidbeinige Hock-Strecksprünge, 3 x 20 Wiederholungen, Satzpause 2 bis 3 Minuten. Alternativ: Kastensprünge auf einen erhöhten Kasten, beidbeinig oder „Jumping Lunges“, gesprungene Ausfallschritte. Ausgangsstellung ist der Ausfallschritt auf einer Seite, abspringen, im Sprung auf das andere Bein wechseln, dabei das vordere Bein nach hinten und umgekehrt.
  • Das IK-Training: Hierbei handelt es sich um Übungen zur Verbesserung der intramuskulären Koordination und der neuronalen Ansteuerung. Dies lässt sich nur mit sehr niedrigen Wiederholungszahlen und sehr hohen Belastungsintensitäten mit mehr als 90 Prozent des One-Repetiton-Maximums erreichen.
  • Ein Trainings-Beispiel: Kreuzheben oder Bankdrücken mit 3 bis 5 x 2 Wiederholungen und rund 90 Prozent des One-Repetiton-Maximums. Die Satzpause: eine lohnende Pause, 3 bis 5 Minuten

Hinweis: Da es sich hierbei um ein Training mit hohen Gewichten im individuellen Maximalbereich handelt, ist das Verletzungsrisiko erhöht. Deshalb sind das Beherrschen der Technik und ein Aufwärmprogramm Pflicht, bevor die Lasten erhöht werden. Zudem sollte das Training möglichst mit einem Partner durchgeführt werden, der Hilfestellungen gibt, wenn die Übung nicht mehr sauber ausgeführt werden kann.

#franken9000

#franken9000

So nah und doch so anders: natürlich, ruhig und extrem hügelig. Die Fränkische Schweiz bietet extrem viel – für Wanderer, Mountainbiker, Kletterer, Gravel- und Rennradfahrer. Wolfgang Voit und Peter Renner führten hier einen extremen Selbstversuch durch: 432 Kilometer, 10.009 Höhenmeter – nonstop. Die Reportage.

Sie gehen aus dem Sattel, zum hundertsten Mal heute, und kämpfen gegen die Schwerkraft – um genau zu sein: gegen die 20 Prozent Steigung, die die schmale Straße, auf der sie sich bergan wuchten, ihnen gerade in den Weg stellt. Dies ist die 14. Stunde ihrer Fahrt. Dies ist der, gefühlt, hundertste Hügel.

Es ist kurz vor 19 Uhr. Von Süden wälzen sich dunkle Wolken heran. Sie bringen Regen. Schon wieder. Wolfgang Voit und Peter Renner fahren bergauf. Wie so oft seit sie in Kalchreuth losfuhren, um 5:30 Uhr morgens. Sie haben längst aufgehört, die kurzen steilen Hügel zu zählen, die sie schon hinter sich haben. Jener, an dem sie gerade fahren, beginnt in der kleinen Ortschaft Weihersberg: der Moritzberg. Es ist einer der „Hausberge“ Nürnbergs. Renner und Voit kennen diesen Anstieg – wie fast alle Berge der Region – und wissen, was ihnen noch bevorsteht: eine Wand. Und insgesamt 2,5 Kilometer. Die steilsten Stellen kommen erst am Ende. Vor ihnen leuchtet ein neongelber Smiley, den irgendwer vor Jahren auf den Asphalt gesprayt hat, und signalisiert: Finale. Es wird steil und steiler.

#franken9000

Peter Renner und Wolfgang Voit bei ihrer Extrem-Tour #franken9000 in Franken.

Steil & steiler

Bei 18, 19, 20 Prozent Steigung werden sie immer langsamer. Jeder Meter muss erkämpft werden. Irgendwann sind sie oben: Dies ist noch nicht das Finale ihrer Tour. Sie haben noch mehr als ein Viertel der Strecke vor sich – und rund 300 Kilometer mit 7000 Höhenmetern hinter sich. Hier und heute erleben sie ihren längsten Tag des Jahres. Es ist ein selbstauferlegtes Schicksal – eine Heimat-Tour extrem, ein Austesten des Möglichen, ein Erfahren der Natur. Abfahrt. Noch bevor sie unten ankommen, beginnt es zu regnen. Wie so oft während dieser Tour. Was sie noch von ihrem Ziel trennt: rund 100 Kilometer und mehr als 2000 Höhenmeter.

Heute erleben die beiden ihre Heimat und ihre Trainingsstrecken noch einmal anders als sonst. Vor allem: intensiver. Dutzende Täler durchschneiden die nördliche Frankenalb zwischen Erlangen, Forchheim und Bamberg. Die Landschaft: Flüsse, Felder, Wiesen, Grün und Grau – und Hügel. Viele Hügel. Immer wieder ragen schroffe hellgraue Felswände aus den dunkelgrünen Wäldern. Immer wieder sieht man vom Wasser zerfressene Kalkfelsen. Die Straßen, die durch diese Landschaft und die zerstreut in ihr liegenden Dörfer führen, sind fast immer schmal und nur wenig befahren. Nach jeder Biegung, nach jedem Hügel verändert sich die Szenerie. In einem Tal zwängt sich ein kleiner Bach rauschend am Wasserrad einer alten Mühle vorbei, in einem anderen – in Tüchersfeld – ragen mitten im Ort schmale hohe Felstürme zwischen den Häusern gen Himmel. Wieder ein paar Kilometer weiter thront eine Burg auf einer steilen Anhöhe. Burgen, oder zumindest Ruinen, sieht man in dieser Ecke Bayerns zuhauf.

#franken9000

Statt der geplanten 9000 Höhenmeter wurden es am Ende mehr als 10.000 Höhenmeter.

Routen & Höhenmeter

Berge, Felsen, Anhöhen – dies macht diesen Teil Frankens aus. Und steht für ihren legendären Ruf unter Kletterern. Legenden dieses Sports wie Wolfgang Güllich und Kurt Albert haben an den Felsen des Frankenjuras trainiert und unvergessene Leistungen erbracht. Rund 12.000 Routen in allen Schwierigkeitsgraden machen die „Fränkische“, wie die Gegend genannt wird, zum wichtigsten deutschen Sportklettergebiet. Überhaupt haben die Menschen in der Fränkischen Schweiz eine besondere Beziehung zu ihren „Bergen“. Dem 540 Meter hohen Entenberg bei Leinburg hat man nicht nur ein kleines Skigebiet spendiert, sondern – wie einem echten Alpenpass – sogar eine Schranke, um den „Pass“ im Winter sperren zu können. Zu den vielen, auch und gerade unter Radfahrern, berühmten Anstiegen der Region zählen etwa das 513 Meter hohe Walberla, „das Tor zur Fränkischen“, und der 90 Meter höhere Moritzberg, auf dessen Gipfel ein Aussichtsturm, ein Kirchlein und ein Biergarten stehen.

Fast alle Hügel der Region innerhalb einer Tour zu bezwingen – dies war die eine Idee hinter der Extrem-Fahrt des Wolfgang Voit und des Peter Renner. Das Projekt „Franken 9000“ wird beweisen, dass die „Fränkische“ ihren Beinamen „Schweiz“ verdient hat. Mehr Höhenmeter als bei einem „Everesting“, ergo einer Fahrt, bei der man – in der Regel an nur einem Anstieg – 8848 vertikale Meter sammelt und rund doppelt so viele wie die Strecke des legendären Ötztaler-Alpen-Radmarathons den Startern in den Weg stellt, während einer Fahrt, fast nonstop, an Dutzenden verschiedenen Anstiegen: Aus all diesen Ideen wurde diese Tour. Aus all diesen Ideen wurde die Challenge #franken9000.

#franken9000

Mit einer Ausnahme wurde kein Wegabschnitt doppelt gefahren, auch kreuzte sich die Strecke nicht.

Beide Fahrer kennen die Region, seit sie vor mehr als 20 Jahren mit dem Radsport begonnen haben. Tausende Kilometer sind sie hier gefahren. Doch noch nie war eine ihrer Heimattouren auch nur annähernd so extrem. Und: Die Tour sollte mehr sein als ein stupides Höhenmeter-Sammeln. Sie sollte landschaftlich schön, wenig befahren und extrem abwechslungsreich sein. Sie sollte vieles von dem zeigen, für das die Region steht – das „Best of Fränkische Schweiz“. Die weiteren Strecken-Parameter für das Projekt: viele Höhenmeter, keine Kreuzungspunkte und kein doppelt gefahrener Meter. „Mit einer Ausnahme“, sagt Wolfgang Voit, „denn der Moritzberg ist eine Sackgasse, da geht es nicht anders: Man muss auf derselben Straße wieder hinunter. Aber das ist in der Region der Anstieg schlechthin und der darf deshalb aus ästhetischen Gründen aus dem Konzept ausbrechen.“

„Die Planung: rund 9000 Höhenmeter – mehr als ein Everesting. Die Realität: mehr als 10.000 Höhenmeter – fast doppelt soviel wie die Strecke des legendären Ötztaler Radmarathons aufweist.“

Nacht & Erschöpfung

Inzwischen ist es dunkel geworden. Peter Renner und Wolfgang Voit haben die Akkulampen an ihren Rennrädern eingeschaltet. Ihre schmalen Lichtkegel erhellen ein paar Meter des schmalen schwarzen Asphaltbands vor ihnen. Das Finale, das Ende der Tour, ist nahe. Doch eine Hürde wartet noch auf sie. In dem Dörfchen Kirchensittenbach beginnt er: der Stöppacher Berg. Voit und Renner passieren das Straßenschild, das ankündigt, was da kommt: eine Distanz von rund einem Kilometer – mit bis zu 22 Prozent Steigung. Sie handeln fast schon automatisch: schalten, aus dem Sattel gehen, am Lenker und den Pedalen ziehen, wuchten, nicht nachlassen. Jeder fährt sein Tempo. Oben wird gewartet. Halten, Absteigen, einen Riegel essen, Jacke anziehen. Abfahrt.

„Solche Hügel, solche Abfahrten, solche 14-, 16-, 18-, 20-Prozent-Rampen in einer solchen Dichte fahren zu können, macht diese Gegend hier mit aus“, sagt Wolfgang Voit. „Das ist schon etwas Besonderes.“ Hügel, Rampen, Sonne, Kälte, Wind, stundenlanger Regen – all dies erleben sie während einer Tour. All dies zehrt. An der Kraft. Am Körper. Am Geist.

#franken9000

Bereits um 5.30 Uhr starteten Peter Renner und Wolfgang Voit zur 18,5 Stunden langen Fahrt.

Die enorme Distanz ist nicht das größte Problem der beiden. Dies ist nicht ihre erste gemeinsame Extrem-Tour. 2020 führen sie – spontan – zusammen von Nürnberg aus ins Karwendel und wieder zurück. Die Daten der Fahrt: 621 Kilometer, 4800 Höhenmeter, nonstop. Was sie bei #franken9000 an ihre Grenzen führt, ist die Topographie: Ihre Strecke ist fast nie länger als wenige Kilometer flach. Auf auf folgt ab, auf Hügel folgt Hügel folgt Rampe folgt Wand. Die oft „nur“ 100, 150 oder 200 Vertikalmeter verteilen sich meist auf Distanzen von einem bis zwei, selten mehr Kilometern. Was bedeutet: Die Anstiege sind meist steil – und selten gleichmäßig. Sie sind Rhythmusbrecher. Trittfrequenz, Tempo, Wattwerte – alles variiert. Fast immer.

Leistung & Rhythmus

„Anders als bei einem langen Alpenpass, der mit einer relativ konstanten Steigung bergauf führt, kann ich hier eben nicht im Sweetspot-Bereich fahren. In der Fränkischen muss man an oder sogar über die Schwelle gehen. Nicht einmal, sondern wieder und wieder und wieder.“ Dieses extrem unrhythmische Fahren führt zu zahlreichen Leistungsspitzen und dazu, dass die beiden immer wieder über ihren persönlichen Schwellenwert, der bei einer Leistungsdiagnostik in der sportmedizinischen Praxis iQ-Move in Erlangen wenige Tage vor dem Start der Tour ermittelt wurde, gehen müssen. Auch die Abfahrten sind fordernd. Um sich bergab auszuruhen, sind sie meist zu kurz, zu kurvig und – da die Strecke oft auf kleinen Sträßchen durch Laubwälder führt – sie verlangen zu viel Aufmerksamkeit und Steuerarbeit. Das Rad laufenlassen, durchschnaufen, sich für die nächste Rampe sammeln, ist kaum möglich.

Seit mehr als 20 Stunden sind sie bereits unterwegs. Bald sind sie am Ziel. Nur noch ein paar Dutzend Kilometer und eine Handvoll Anstiege trennen sie davon. Am Ortsschild von Kalchreuth blickt Peter Renner nach unten, auf das Display seines Radcomputers und sieht: die Zahl 9930. Sie haben mehr Höhenmeter absolviert, als sie planten. Noch ein Hügel, noch 70 vertikale Meter und sie sind „vierstellig“. Es dauert keine halbe Sekunde, bis beiden klar ist: „Die 10.000 packen wir auch noch.“ Zwei Zusatzschleifen und eine halbe Stunde später sind sie da. In Kalchreuth. Am Ziel. Am Ende des längsten Tages ihres Jahres. Am Ende eines Erlebnisses, das in ihre und ihre Familiengeschichte eingehen wird. Am Ende einer Tour der Extreme – zwischen Kälte und Hitze, Nässe und Trockenheit, Hunger und Völle, Wille und Vernunft. //

#franken9000

Mehr als 11.000 Kalorien verbrauchte Wolfgang Voit während der Fahrt.

#franken9000 – Daten der Extrem-Tour

432 Kilometer
10.009 Höhenmeter
18:26 Stunden
23,4 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit
Zum Link zu den GPS-Daten im Strava-Post

[Eine ausführliche Analyse der Leistungsdaten der Extrem-Tour #franken9000 finden Sie im Artikel, der in einer der kommenden RennRad-Magazin-Ausgaben veröffentlicht wird.]

#Franken9000: Das Video von Tom Meyer

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Die Region

Dank der speziellen Topografie hat die nördliche Frankenalb für alle Leistungsklassen ein enormes Tourenpotential. Und: Die Landschaft ist nicht nur natürlich und fordernd, sondern auch telegen. Das dachten sich wohl auch die Organisatoren der Deutschland-Tour. Denn: 2021 führten zwei der vier Etappe durch die Region. Von Ilmenau aus startend endete eine Etappe in Erlangen. Von dort aus machten sich die Profis auf zu einer 1800 Höhenmetern umfassenden Tour durch die Fränkische Schweiz bis zum Ziel vor dem Opernhaus von Nürnberg.

„Anspruchsvolle Anstiege, eine großartige Landschaft mit engen, felsigen Tälern, extrem viele Wege, auch wenn man sich die schönen kleinen erst erfahren muss. Und je tiefer man in die Fränkische vordringt, desto ruhiger wird es“, zählt Wolfgang Voit einige Vorteile seines Trainingsreviers auf. Peter Renner sieht das ganz ähnlich. „Viele Ecken, wie das Pegnitz- oder das Trubachtal, sind einfach idyllisch. Es gibt wenig Verkehr und überwiegend sehr gute Straßen, perfekt also zum Rennradfahren. Die kleinen Anstiege haben alle ihren eigenen Charme. Sie sind zwar nicht ewig lang, aber teils richtig steil und man muss nicht weit fahren, um eine unglaubliche Auswahl an Rampen zu haben.“

#franken9000

Als Einheimische kannten Wolfgang Voit und Peter Renner die Streckenabschnitte der selbstgeplanten #franken9000-Tour bereits.

Die Region in Franken hat zu jeder Jahreszeit ihren ganz eigenen Reiz: Im Frühjahr blühen die Streuobstwiesen, im Sommer locken zahlreiche kleine Brauereien – der Bezirk Oberfranken besitzt die höchste Brauereidichte Deutschlands und der Ort Aufseß hält mit vier Brauereien für rund 1400 Einwohner sogar den Weltrekord in dieser Disziplin – und Gastwirtschaften mit gemütlichen Biergärten. Wenn die Tage länger werden, verbreiten die bunt-verfärbten Mischwälder Indian-Summer-Flair und aufgrund der Höhenlage – über 600 Meter geht es kaum hinauf – muss man selbst im Winter nicht auf sein Hobby verzichten.

Die Stadt Erlangen

Erlangen gilt als eine der besterhaltenen barocken Planstädte Deutschlands. 1974 überschritt sie erstmals die Grenze von 100.000 Einwohnern und wurde damit zur kleinsten Großstadt Bayerns. Hier machen viele Fahrradfahrer auf ihrer Durchreise Station oder verbringen durch die gute Anbindung an Tourismusregionen wie die Fränkische Schweiz und guten Übernachtungsmöglichkeiten gleich ein paar Nächte. Erlangen liegt auch an einem der beliebtesten Radwege Frankens, dem RegnitzRadweg. Er verbindet immer entlang der Regnitz führend die Städteachse Nürnberg – Fürth – Erlangen – Forchheim und Bamberg.

Als städtebauliche Besonderheit gilt in Erlangen die historische Innenstadt als barocke Idealstadtanlage. Die Neustadt wurde ab 1686 für die französisch-reformierten Calvinisten, die als Flüchtlinge nach Erlangen kamen, im rechtwinkligen Rastersystem angelegt. Nach dem Stadtbrand 1706 wurde die Altstadt nach dem Vorbild der barocken Neustadt wieder aufgebaut. Im Herzen der Stadt gibt es dank der damaligen Baumaßnahmen ein Markgrafenschloss mit großem Schlossgarten und Orangerie zu entdecken. Rund um das Schloss bietet die Alt- und Neustadt viele Freizeit- und Erholungsmöglichkeiten. Gleichzeitig bring auch die Universität mit ihren 20.000 Studenten Leben in die Stadt. Das wirkt sich auch auf die dortige Gastronomie aus, die sich in der Vielfalt an kleinen Cafés und bunt gemischten Restaurants widerspiegelt. Mehr Informationen zur Stadt Erlangen.

#franken9000

Die Anstiege in Franken sind überwiegend kurz, aber steil.

Erlangen: Anstiege der Region

Zur Burg Feuerstein
Distanz: 5,6 Kilometer
Anstieg: 222 Höhenmeter
Startort: Rüssenbach
Zum Quäldich.de-Profil des Anstieges

Moritzberg
Distanz: 2,2 Kilometer
Anstieg: 225 Höhenmeter
Startort: Unterhaidelbach
Zum Quäldich.de-Profil des Anstieges

Stöppacher Anhöhe
Distanz: 3,8 Kilometer
Anstieg: 214 Höhenmeter
Startort: Aspertshofen
Zum Quäldich.de-Profil des Anstieges

Deckersberg
Distanz: 3 Kilometer
Anstieg: 154 Höhenmeter
Startort: Kruppach
Zum Quäldich.de-Profil des Anstieges

'Franken9000

Franken9000: Der Fotograf Tom Meyer hat die beiden Fahrer den ganzen Tag lang begleitet. Auch das Video stammt von ihm.

 

Top-Touren der Region

Romantische-Täler-Runde
126 Kilometer – 1090 Höhenmeter
Startort: Erlangen
Der Link zu den GPS-Daten

Legenden der Region
140 Kilometer – 1920 Höhenmeter
Startort: Erlangen
Der Link zu den GPS-Daten

Radsportler des Jahres 2021: Tony Martin, Lisa Brennauer, Benjamin Boos

Tony Martin, Lisa Brennauer und Benjamin Boos sind die Radsportler des Jahres 2021. Damit treten sie die Nachfolge von Lennard Kämna, Emma Hinze und Marco Brenner an.

Lisa Brennauer ist Radsportlerin des Jahres 2021

2021 war ihr Jahr, und so ist der Wahlsieg von Lisa Brennauer keine Überraschung. Mit überwältigender Mehrheit haben sie die Leserinnen und Leser von Radsport und RennRad zur „Radsportlerin des Jahres“ 2021 gekürt, zum zweiten Mal nach 2014. Damals wurde sie Weltmeisterin im Zeitfahren auf der Straße und WM-Zweite im Straßenrennen.

Aber dieses Jahr sprengte alles Vorherige: Auch was die Ehrungen betraf: Vom Silbernen Lorbeerblatt über den Sportpreis des Bayrischen Ministerpräsidenten bis zur Wahl der Radsportlerin des Jahres. Und Ende Dezember steht noch die Wahl der Sportler des Jahres an, wo Brennauer allein aber vor allem mit der Mannschaft große Chancen auf den Sieg hat.

Lisa Brennauer hat ihre ohnehin schon reichliche Medaillensammlung in diesem Jahr um sieben weitere aufgestockt. Sechsmal gewann die 33-Jährige Gold, einmal Bronze (Einzelzeitfahren EM Straße).

Lisa Brennauer, Radsportler des Jahres

Der Wahlsieg ist keine Überraschung: Lisa Brennauer ist die Radsportlerin des Jahres 2021

Lisa Brennauer auf dem Gipfel

Brennauer ist auf dem Gipfel ihrer Karriere angekommen. Olympiasieg in der Mannschaftsverfolgung, EM- und WM-Sieg mit dem Vierer und in der Einerverfolgung, WM-Titel im Mannschaftszeitfahren auf der Straße, Deutsche Meisterschaftserfolge im Straßenrennen und im Einzelzeitfahren, dazu Top-Platzierungen bei WM- und EM-Rennen auf der Straße, Platz zwei im Frühjahr bei der Flandern-Rundfahrt, Rang vier im Oktober bei Paris-Roubaix. Lange Pausen? Fehlanzeige.

Spricht man sie auf ihr gewaltiges Wettkampf-Programm an, lacht sie nur. Sie findet das normal. Genau wie vor drei Jahren in Glasgow bei den European Games. Da gewann sie den Titel in der Einerverfolgung, schnaufte kurz durch und holte im Straßenrennen einen Tag später die Bronzemedaille.

Leidenschaft und Begeisterung

„Mir macht Spaß was ich tue,“ sagt sie. Es ist diese große Leidenschaft, die Begeisterung für ihren Sport, die sie immer wieder zu Höchstleistungen antreibt. Sportlich hochprofessionell, privat liebenswert und nie abgehoben.

Unter all ihren Erfolgen in diesem Jahr ragt das Olympiagold besonders hervor. „Alles was danach kam, war eigentlich Zugabe“, lacht sie. Und wie so oft im Leben: Wenn´s einmal läuft: Und bei Brennauer lief es in diesem Jahr wie am Schnürchen.  Und für 2022 hat sie sich bereits neue Ziele gesteckt: Die European Championships in München hat sie sich rot im Kalender angekreuzt. Und dort wird sie natürlich wieder auf Bahn und Straße fahren.

Lisa Brennauer, Radsportler des Jahres

Lisa Brennauer verwies Emma Hinze und Lea Sophie Friedrich auf die Plätze

Tony Martin ist Radsportler des Jahres 2021

Seine letzte Saison hat ihm noch mal eine große Auszeichnung beschert: Tony Martin wurde von den Lesern des RadSports und der RennRad zum Radsportler des Jahres gewählt. Zum vierten Mal nach 2009, 2011 und 2016.

Martin krönte seine lange und erfolgreiche Karriere mit dem WM-Sieg in seinem letzten Rennen. Mit der BDR-Mixed-Staffel, die in Brügge in der Besetzung Martin, Nikias Arndt, Maximilian Walscheid, Lisa Brennauer, Lisa Klein und Mieke Kröger antrat, holte Martin seinen achten WM-Titel. Viermal war er im Einzelzeitfahren erfolgreich (2011, 2012, 2013 und 2016), dreimal mit der Teamstaffel (2012, 2013 und 2016) und zum Schluss mit der Mixed-Staffel des BDR. Darüberhinaus feierte er zehn Deutsche Meistertitel im Einzelzeitfahren, den letzten im Juni 2021 in Öschelbronn.

Tony Martin, Radsportler des Jahres

Tony Martin ist Radsportler des Jahres 2021

Tony Martin: „Das ist eine große Ehre“

„Ich freue mich, dass ich zum Abschluss meiner Laufbahn noch einmal diese Wahl gewonnen habe. Das ist eine große Ehre für mich, weil sie ja von den Fans getroffen wird,“ sagt Martin.

Es waren nicht seine Erfolge allein, die ihm die Gunst der Leser einbrachten, sondern wohl auch seine vorbildliche Haltung im Sport. Martin war stets ein fairer Sportsmann, einer, der aber auch Missstände anprangerte, dem die Rennfahrerkollegen zuhörten und vertrauten. Sein Wort hatte Gewicht ihn der Szene. Bei Fans, Kollegen und Journalisten war er gleichermaßen beliebt. Unvergessen die Szene, als er nach seiner letzten Pressekonferenz in Brügge das Podium verließ und die anwesenden Medienvertreter von ihrem Plätzen erhoben und ihm „Standing Ovations“ gaben. Tony Martin wird im Radsport fehlen.

Benjamin Boos ist Radsportler der Jugend 2021

Benjamin Boos hat ein wechselvolles Jahr hinter sich. Der 2003 in Singen geborene und in Steißlingen aufgewachsene Juniorensportler wurde in Kairo Weltmeister mit dem Bahnvierer und holte in Apeldoorn Silber in der Einerverfolgung bei den Europameisterschaften. Der Traum vom zweiten WM-Gold im Madison platzte, als er mit seinem Partner Nicolas Zippan wegen eines Sturzes in Führung liegend aufgeben musste. Dafür darf er jetzt zum Jahresende noch einmal jubeln:  denn die Leserwahl zum Radsportler der Jugend 2021, die hat er, wenn auch mit knappem Vorsprung, für sich entschieden.

„Das ist eine schöne Nachricht zum Jahresende. Darüber freue ich mich,“ sagt der 18-Jährige, der in Erfurt das Sportinternat besucht und nach seinem Abitur Sportwissenschaften studieren will. Denn Sport, insbesondere natürlich der Radsport, bestimmt sein Leben. „Radsport macht Spaß, man lernt viele Leute kennen und kommt an viele Orte,“ erklärt er seine Leidenschaft für die Pedale. Außerdem: „Beim Radfahren wird der Kopf frei und man kann Sorgen loslassen,“ findet er.

Und darum wird sich sein Leben auch künftig ums Radfahren drehen, denn sein großes Ziel, das hat er schon jetzt vor Augen: „Eine Teilnahme an den Olympischen Spielen in Paris 2024, das wäre toll,“ sagt Boos, der dann erst 21 Jahre alt wäre. Und wenn er es 2024 noch nicht in den BDR-Vierer schafft, in Los Angeles 2028 ist er 25 und noch jung genug, den Olympischen Geist zu erleben. Bis dahin wird er fleißig trainieren und sich weiterentwickeln. Dazu sieht er beim Team Leopard Cycling beste Bedingungen und wird 2022 für diese Mannschaft an den Start gehen. Anfang Januar geht es mit der Nationalmannschaft ins Trainingslager, bevor seine erste Saison in der Elite beginnt.

Benjamin Boos, Radsportler der Jugend

Benjamin Boos (r.) ist Radsportler der Jugend


Radsportler des Jahres 2021: Das Wahlergebnis in Zahlen

Radsportler des Jahres

Platz Radsportler Prozent in Stimmen
1. Tony Martin 21
2. Nils Politt 19
3. Lukas Kohl 18
4. Joachim Eilers 17
5. Andreas Seewald 14
6. Max Schachmann 11

Radsportlerin des Jahres

Platz Radsportler Prozent in Stimmen
1. Lisa Brennauer 24
2. Emma Hinze 14
3. Lea Sophie Friedrich 14
4. Laura Süßemilch 12
5. Pauline Grabosch 11
6. Lisa Klein 8
7. Mieke Kröger 7
8. Franziska Brauße 6
9. Liane Lippert 4

Radsportler der Jugend

Platz Radsportler Prozent der Stimmen
1. Benjamin Boos 22
2. Willy Weinrich 20
3. Clara Schneider 18
4. Antonia Niedermaier 15
5. Linda Riedmann 14
6. Joe-Luis Lührs 11