Monat: Juni 2022

Klassiker 2022: Fahrer, Teams, Sieger – die Analyse

Klassiker, Analyse, Fahrer, Teams

Er geht nicht aus dem Sattel, er sprintet nicht – und wird doch immer schneller. Er fährt von vorne, an der ersten Position der Spitzengruppe. Dies ist das Finale beim Klassiker „Pfeil von Brabant“. Die Profis haben rund 190 der 205 Kilometer hinter sich. Nur die besten sind noch vorne. Magnus Sheffield fährt im Sitzen – und blickt sich um. Hinter ihm ist eine Lücke. Niemand kann ihm folgen. Er fährt weiter, gleichmäßig wie ein Moped – und erreicht das Ziel mit 37 Sekunden Vorsprung vor dem Zweiten. Dies ist nicht irgendein Sieg.

Dies ist ein Symbol. Jenes für einen Generations- und einen Machtwechsel. Magnus Sheffield ist zu diesem Zeitpunkt 19 Jahre alt. Es ist sein erster großer Sieg bei den Profis. Doch: Es ist nicht nur sein Sieg. Er ist es, der eine absolut dominante Mannschaftsleistung umsetzt und zur Linie bringt: Er ist ein Teil des Teams Ineos Grenadiers – und ein Teil der neuen jungen Klassikerfahrer-Generation.

Klassiker: Neue Fahrer dominieren

Jahrelang waren es Namen wie Sagan, Gilbert, Van Avermaet, Terpstra, Stybar, Lampaert, die in den Ergebnislisten der Klassiker vorne auftauchten. Nun dominieren andere Fahrer – und andere Teams. Bis vor wenigen Jahren konnte man eine klare Trennung erkennen, zwischen den Teams, die im Frühjahr jene sind, über die der Sieg führt. Und jenen, die im Sommer um die Gesamtwertungen der großen Rundfahrten fahren.

Dies hat sich spätestens mit dem Aufstieg eines noch immer sehr jungen Fahrers geändert: Tadej Pogačar. Der zweimalige Tour-de-France-Sieger war auch in diesem Frühjahr fast immer, wenn er zu einem Rennen antrat, einer der stärksten Fahrer. Oder der stärkste. Auch wenn sich dies nicht immer in den Ergebnissen widerspiegelt. Sieben der neun Frühjahrs-WorldTour-Siege seines UAE-Teams gingen auf sein Konto. Der 23-Jährige begann die Saison mit zwei Etappen- und dem Gesamt-Sieg bei der UAE Tour.

Zwei Wochen später dominierte er die Konkurrenz bei Tirreno-Adriatico: Er gewann zwei Etappen, die Gesamt-, die Punkt- und die Nachwuchswertung. Dazwischen holte er sich einen Klassikersieg: bei Strade Bianche. Die Strecke: 184 Kilometer, 63 davon über die Schotterwege der Toskana, und 3100 Höhenmeter. Im Klassikermonat April gewann er zwar kein Rennen – doch er war oftmals der rennprägende Fahrer. Dem fünften Platz bei Mailand-Sanremo folgte Rang vier bei der Flandern-Rundfahrt. Er ging als Debütant in diesen brutal schweren Kopfsteinpflaster-Klassiker. Er war der stärkste Fahrer des Tages – und wurde am Ende dennoch „nur“ Vierter. Das Finale wurde zum Drama: An den Schlüsselanstiegen, am Oude Kwaremont und am Paterberg, attackierte er.

Klassiker, Analyse, Fahrer, Teams

Die bisherige Klassiker-Saison brachte einen Machtwechsel hervor

Bergfahrer und Klassiker-Spezialisten

Und nur einer konnte ihm folgen: Mathieu van der Poel. Zu zweit erreichten sie die Zielgerade. Pogačar blieb am Hinterrad des Niederländers. Dieser verschleppte das Tempo – so sehr, dass die beiden Verfolger, Dylan van Baarle und Valentin Madouas, kurz vor dem Ziel noch einmal herankamen. In jenem Moment beschleunigte van der Poel von vorne – und Pogačar wurde „eingebaut“.

Neben dem Slowenen war der Alpecin-Fenix-Kapitän einer der Gewinner des Frühjahrs. Obwohl dies noch zu Saisonbeginn kaum zu erwarten war: Nach seinen langwierigen Rückenproblemen im Winter war es lange nicht klar, ob van der Poel überhaupt rechtzeitig wieder fit werden würde. Die Cyclocross-Saison hatte er vorzeitig beenden müssen. Wochenlange Schonung statt intensivem Training war angesagt. Die Karriere war ernsthaft in Gefahr. Erst zwei Wochen vor der Flandernrundfahrt stieg er wieder in den Rennbetrieb ein. „Für diesen Sieg habe ich so hart gearbeitet, denn es gab so viele Zweifel, ob ich die Klassiker überhaupt würde fahren können. Und dann gewinne ich Dwars door Vlaanderen und die Ronde van Vlaanderen“, sagte er nach dem Rennen.

Sein Team Alpecin-Fenix hat „nur“ einen UCI-Pro-Team-Status – zählt jedoch mit elf Siegen im Frühjahr, darunter sechs Erfolgen in der WorldTour, bislang zu den Gewinnern der Saison. Großen Anteil daran haben neben van der Poel auch die beiden belgischen Top-Sprinter Jasper Philipsen und Tim Merlier, die jeweils drei Saisonsiege feierten. Auch van der Poels „Antagonist“, sein Dauerrivale seit den Jugendklassen, auf dem Renn- wie dem Cyclocrossrad, war – erwartungsgemäß – einer der Top-Fahrer des Frühjahrs: Wout van Aert. Der 27-jährige Belgier ist, neben dem Slowenen Primož Roglič, der „Überfahrer“ des Top-Teams Jumbo Visma. Der Slowene gewann nach zwei knappen „Niederlagen“ das Etappenrennen Paris-Nizza und siegte beim Auftakt-Zeitfahren in der Baskenland-Rundfahrt. Dort aber bekam er Knieprobleme, sodass er weitere Frühjahrsrennen absagen musste und nicht bei den höhenmeterreichen Ardennen-Klassikern, bei denen er zu den Top-Favoriten gezählt hätte, antreten konnte. Wout van Aert startete mit einem Sieg beim Omloop Het Nieuwsblad in die Saison, dem er einen Etappensieg bei Paris-Nizza und Platz eins beim E3-Preis in Harelbeke folgen ließ. Dann erkrankte der Belgische Meister an Covid-19. Nach einer Pause fuhr er auf Platz zwei bei Paris-Roubaix und auf Platz drei bei Lüttich-Bastogne-Lüttich.

Klassiker 2022: Aufsteiger und Verlierer

Doch das „Überraschungsteam“ des Frühjahrs ist: Ineos Grenadiers. Einst hatte die Equipe einen Hauptfokus, dem alles untergeordnet wurde: den Gesamtsieg bei der Tour de France. Mit 20 Siegen im Frühjahr zählte die britische Equipe zu den Top-Teams. Zwei davon wurden bei großen Klassikern eingefahren. Das Finale des Amstel Gold Race dominierten sie – und am Ende war es ein Routinier, der gewann: der polnische Ex-Weltmeister Michał Kwiatkowsi, 31. Zusammen mit dem Franzosen Benoît Cosnefroy fuhr er einen Vorsprung von rund 20 Sekunden auf eine Gruppe um Mathieu van der Poel heraus. Kwiatkowski siegte nach einem Endspurt, der erst nach der Auswertung des Zielfotos zu seinen Gunsten entschieden wurde. Die besondere Tragik war, dass Cosnefroy nur drei Tage später erneut von einem Ineos-Fahrer geschlagen wurde: Von einem 19-Jährigen.

Dem US-Amerikaner Magnus Sheffield. Er vollendete eine herausragende Mannschaftsleistung seines Teams – und sorgte für einen deutlichen Hinweis auf die Wachablösung an der Spitze der Leistungspyramide. Sheffield ist einer der jüngsten Vertreter einer neuen Generation junger Siegfahrer. Wie auch drei andere von den Profis, die den Sieg beim Brabantse Pijl unter sich ausmachten. Am Ende waren vier der besten sechs Fahrer 22 Jahre oder jünger. Die größte Überraschung darunter: der Brite Ben Turner. Der 22-Jährige zählt zu den „Entdeckungen“ des Frühjahrs. Dabei bestreitet er erst seine erste Saison in der WorldTour. Bei Dwars Door Flaanderen wurde er Achter, bei Paris-Roubaix Elfter, beim Brabantse Pijl Vierter.

Ein Platz vor ihm war: sein gleichalter Team-Kapitän, Tom Pidcock. Der junge Brite – der bei den Spielen von Tokio Olympiasieger im Mountainbike-Cross-Country wurde – hat sich bereits im Vorjahr mit seinem Sieg bei Brabantse Pijl und seinem zweiten Platz beim Amstel Gold Race in der Weltspitze etabliert. Das Team Ineos Grenadiers hat sowohl eine Jugend- als auch eine Klassiker-Strategie – und beides funktioniert. Die Briten sind die großen Gewinner der Frühjahrssaison 2022. Zu den „Verlierern“ zählen, so paradox es klingen mag, die Fahrer jenes Teams, das die meisten Siege einfuhr: die belgische Equipe Quick-Step-Alpha Vinyl. Unter den 21 Siegen bis zum Klassiker Lüttich-Bastogne-Lüttich waren „nur“ sechs der obersten Kategorie. Anders als in früheren Jahren war, zunächst, kein Klassiker-Sieg darunter – sondern etwa Etappensiege bei Paris-Nizza oder der Baskenland-Rundfahrt.

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Siege und Ziele

Ein Grund dafür: das Verletzungs- und Sturz-Pech des Team-Kapitäns und Weltmeisters Julian Alaphilippe. Während des Ardennen-Klassikers Lüttich-Bastogne-Lüttich war er in einen schweren Massensturz verwickelt, bei dem er sich zwei Rippen und das Schulterblatt brach. Dadurch war der Weg frei für seinen Teamkollegen: Remco Evenepoel. Der 22-jährige Belgier attackierte an der legendären Côte de la Redoute, fuhr 14 Kilometer als Solist – und erreichte das Ziel mit 48 Sekunden Vorsprung. Mit diesem Sieg rettete er die Frühjahrsbilanz seines Teams. Über Jahre hinweg dominierten die Quick-Step-Fahrer die schweren Eintagesklassiker. In dieser Saison waren sie nur selten ein Faktor. Auch für Evenepoel persönlich war dieser Sieg eine Erlösung. Fast zwei Jahre hat es gedauert, bis er sich nach einem schweren Sturz bei der Lombardei-Rundfahrt wieder an die absolute Weltspitze gearbeitet hat. Davor galt er als „Überfahrer“, als neuer „Eddy Merckx“. Er sagte dazu lapidar: „Du kannst noch so talentiert sein, aber du brauchst den Kopf und den Willen, weiter hart zu arbeiten und dich zu verbessern.“

Einige Mannschaften – insgesamt fünf – blieben im Frühjahr ohne einen Sieg in der WorldTour. Die Fahrer der deutschen Equipe Bora-Hansgrohe holten elf Siege – drei davon waren Gesamtsiege bei Rundfahrten. Und: Neun davon wurden von Neuzugängen eingefahren. Die Umstrukturierung des Teams und der Ziele scheint zu funktionieren. So gewann Aleksandr Vlasov die Valencia-Rundfahrt und die Tour de Romandie. Der Kolumbianer Sergio Higuita siegte bei der Katalonien-Rundfahrt.

Ein anderer Gewinner der ersten Saisonhälfte ist: Lennard Kämna. Der 26-Jährige gewann je eine Etappe der Andalusien-Rundfahrt und der Tour of the Alps – und des Giro d’Italia. Eine der spannenden Fragen der näheren Zukunft lautet: In welche Richtung wird sich Lennard Kämna entwickeln? Fakt ist: Er ist wohl noch sehr lange nicht am Ende seines Potenzials.

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Atemmuskeln: Welchen Effekt hat Atemmuskel-Training auf die Leistung?

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Die Atemmuskeln sind von außen nicht sichtbar – und werden von den meisten Athleten kaum wahrgenommen, und: unterschätzt. Dabei bergen sie ein oft ungehobenes Leistungspotenzial. Dies suggerieren die Ergebnisse mehrerer Studien.

Unter anderem: Jenes einer 2019 im Journal „Frontiers of Physiology“ veröffentlichte Meta-Analyse. Diese untersuchte sieben Studien zu den Effekten des gezielten Atemmuskel-Trainings in der Höhe. Die Ergebnisse: Das Training führte zu einer im Durchschnitt klar verbesserten Ausdauerleistung, dem verzögerten Einsetzen der muskulären Ermüdung, einer Steigerung des Sauerstoffgehalts im Blut und einer verbesserten Durchblutung der beim Radfahren beanspruchten Muskeln.

Atemmuskulatur-Training

Eine andere Untersuchung, die im „International Journal of Sports Physiology and Performance“ veröffentlicht wurde, setzte guttrainierte Radsportler als Probanden ein. Diese sollten über einen Zeitraum von sechs Wochen hinweg je dreimal pro Woche ein zusätzliches Atemmuskulatur-Training absolvieren.

Der Effekt: Sie konnten ihre für eine simulierte Zeitfahr-Strecke von zehn Kilometern benötigte Zeit um durchschnittlich 33 Sekunden verringern. Ein Grund dafür, war, dass die Athleten aufgrund des Muskeltrainings höhere Atemfrequenzen aufrechterhalten konnten. Mit dem Effekt, dass die Beinmuskeln während der intensiven Belastung mit signifikant mehr Sauerstoff versorgt wurden – ohne dass sich die empfundene Anstrengung veränderte.

Trainings-Methode für Atemmuskeln

Die wissenschaftlich aktuell am besten erforschte Atemmuskel-Trainings-Methode basiert auf dem Erzeugen eines Widerstandes beim maximalen Einatmen.

Erst wenn ein gewisser Schwellenwert überschritten wird, lässt man die Luft in die Lunge einströmen.

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Studien zu Erkenntnissen der Trainingslehre

Mehr Energie durch L-Citrullin
Natron und der Effekt auf die sportliche Leistungsfähigkeit
Länger leben durch Bewegung
Brunnenkresse und der Effekt auf die Regeneration
Kreatin-Supplementierung und die Effekte auf Muskulatur und Gehirn
Proteine: Sind pflanzliche Proteinquellen so effektiv wie tierische?
Mehr Bewegung dank Fitnesstrackern
Cleat-Position und Muskelbelastung
Kaffee-Konsum und seine Auswirkung auf die Sterblichkeit
Die Wirkung von Sport in der Krebs-Therapie
Auswirkungen von Radsport auf das Sex-Leben
Erschütterungen beim Radfahren
Ausdauersport und Gefäße
Einfluss des Alters auf den Fettstoffwechsel
Asthma: Auswirkungen von Ausdauersport
Mehr Leistung durch Nitrate

Gebratener Lachs mit Kartoffelpüree: Rezept von Bora-Hansgrohe

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Kartoffeln, Lachs und Petersilie – dies ist sicher kein exotisches Gericht. Doch: Es bietet viele wichtige Nährstoffe. Die irische Petersiliensauce gibt dem Essen eine besondere Note. Lachs enthält hauptsächlich die gesunden, mehrfach ungesättigten Omega-3-Fettsäuren. In der Kombination mit den Antioxidantien in den Frühlingszwiebeln können diese die Gehirnaktivitäten verbessern und Stresshormone abbauen. Die Zwiebeln haben eine entzündungshemmende Wirkung und sind reich an Vitamin C, B6 und B7.

Die Kartoffel ist fett- und kalorienarm, aber reich an Kohlenhydraten, Eiweiß, Kalium, Magnesium, Eisen sowie Vitamin B und C. Auch die Petersilie besitzt viel Vitamin C und wirkt harntreibend und entgiftend dank ihrer ätherischen Öle.

Gebratener Lachs mit Kartoffelpüree: Die Zubereitung

  • Die Kartoffeln waschen, und in Salzwasser garen. Die Frühlingszwiebeln und 70 Milliliter Hafermilch in einem Topf aufkochen. Dann vom Herd nehmen, ziehen lassen und abschmecken.
  • Die heißen Kartoffeln pellen und in einem Topf mit der Frühlingszwiebel-Milch und der Hälfte der Butter zu einem Püree verarbeiten. Mit Salz und Pfeffer abschmecken und warmhalten.
  • Den Rest der Butter zerlassen und mit Mehl bestäuben und anschwitzen, bis eine cremige Masse entsteht. Die restliche Milch einrühren. Das Ganze aufkochen und fünf Minuten köcheln. Abschmecken und die Petersilie unterrühren.
  • Die Lachsfilets leicht würzen, mit der Hautseite nach unten in eine geölte Pfanne legen und fünf Minuten bei mittlerer Hitze braten. Dann wenden und drei Minuten braten. Das Filet auf der Sauce anrichten und mit dem Kartoffelpüree servieren.

Bio-Zutaten für zwei Personen

  • 450 Gramm mehlige Kartoffeln
  • 50 Gramm Frühlingszwiebeln, in dünne Scheiben geschnitten
  • 300 Milliliter Hafermilch
  • 80 Gramm Butter
  • 40 Gramm Dinkelmehl
  • 4 EL Petersilie, fein gehackt
  • 2 frische Wildlachsfilets
  • Olivenöl zum Braten
  • Natur- oder Meersalz
  • Schwarzer Pfeffer aus der Mühle

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Weitere Profirezepte für Sportler vom Team Bora-Hansgrohe

Gebratener Oktopus
Veggie-Stroganoff
Dinkel-Rote-Bete-Risotto
Macadamia-Nuss-Fishcakes
Kürbis-Maroni-Gröster
Blutorange mit Brown-Bread-Eis und Pekannüssen
Aromatische Entenbrust mit Blumenkohlpüree und Brombeersoße
Lorbeer-Cookie-Sandwiches mit Zitruscreme
Tartelettes mit Ziegenkäse, Fenchel & Cranberry-Chutney
Gegrillter Thunfisch auf Panzanella-Salat
Saltimbocca mit Trauben, Salbei und Selleriepüree
Steak Bavette mit Tamarinden-Marinade und Gemüse
Hähnchen-Wraps mit Mango-Chutney
Seehecht in Chiakruste
Saibling auf Blumenkohl-Couscous und Haselnüssen
Auberginen-Türmchen mit Ziegenkäse
Gegrillter Pfirsich mit Dinkelbutterstreusel, Honig und Rosmarin

Höhentraining: Tipps zur Vorbereitung auf den Saisonhöhepunkt

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Meine Trittfrequenz sinkt: 75, 70, 65 Umdrehungen pro Minute. Meine Herzfrequenz: 180. Ich ringe nach Luft. Die Straße vor mir steigt an: mit 13, 14, 15 Prozent. 33, 34 Grad. Keine Bäume, kein Schatten. Nur trockenes braun-beige-grünes Gras, Felsen und das schmale Asphaltband vor mir. Ich fahre auf mehr als 2000 Metern Höhe. Noch 150 Höhenmeter bis zur Passhöhe des Timmelsjochs liegen vor mir – dem letzten Pass des Ötztaler Radmarathons. Der höchste Punkt liegt auf 2474 Metern. Die Luft wird dünn – wörtlich und im übertragenen Sinn.

Vor allem für die „Flachland-Tiroler“ ist es ein wichtiges Thema in der Vorbereitung: Die Frage, wie man die Höhenlage in Rennen oder bei Radmarathons richtig trainieren kann. Das Training am Berg wird daher auch an dieser Stelle häufig thematisiert, zuletzt in der RennRad-Ausgabe 5/2022.

Anstiege zwingen uns vor allem zu einer gleichmäßigen Leistungsabgabe. Erholungsphasen wie im Flachen gibt es nicht. Doch neben dem Training an Anstiegen ist auch eine Anpassung an die Höhe wichtig. Die Luft und ihr Einfluss auf den Körper ändern sich im Hochgebirge extrem im Vergleich zum „Flachland“. Eine mögliche Lösung: ein Höhentrainingslager.

Für Profis sind zwei bis drei Aufenthalte in der Höhe seit einigen Jahren selbstverständlich. Auf Teneriffa, in Livigno, St. Moritz, Kühtai, Sierra Nevada, Tignes oder an vielen anderen Orten. Alle liegen sie auf rund 2000 Metern Seehöhe. Doch sogar schon einige spezialisierte Hotels auf geringerer Höhe leisten sich Höhenkammern oder können ganzen Zimmern den Sauerstoff entziehen, was dadurch wie ein Höhentraining in den Bergen wirken kann.

Wirkung eines Höhentrainingslagers

Ein Höhentrainingslager ist für gewöhnlich sehr zeitaufwendig und teuer, aber: Es hat eine Wirkung. Deshalb ist es kein Wunder, dass sich die Profi-Teams seit Jahren in der Vorbereitung und zwischen den Grand-Tours in allen möglichen Höhentrainings-Zentren treffen.

Für Amateursportler gibt es andere, günstigere Alternativen – etwas mittels höhenlagen-simulierender Zelte: Man schläft in einem Zelt, in dem der Luft durch ein Aggregat ein Teil des Sauerstoffs entzogen wird. Und: Natürlich ist es auch möglich, ein Höhentraining in den Alltag einzubinden.

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Anpassung und Risiken

Auf Seehöhe beträgt der Sauerstoffanteil der Luft rund 21 Prozent. Dieser Wert bleibt grundsätzlich konstant – in der Höhe nimmt der Luftdruck jedoch ab und reduziert damit den absoluten Sauerstoffgehalt in der Luft, sodass auf rund 2000 Metern über dem Meer nur noch rund 17 Prozent Sauerstoff verfügbar sind. Der Körper kann durch die Abhnahme des Sauerstoffpartialdrucks in der Luft pro Atemzug weniger Sauerstoff aufnehmen – und versucht, diesen Sauerstoffmangel zu kompensieren: Die Atem-Frequenz und die -Tiefe erhöhen sich signifikant. Das Atemminutenvolumen nimmt zu.

Und: Es wird deutlich schwieriger, sein Leistungsniveau zu halten. Auch bei der Pacing-Strategie im Wettkampf muss man dies berücksichtigen, sonst fährt man sich „kaputt“ und hat im weiteren Verlauf Probleme. Doch man kann diese Effekte trainieren und sich auch deutlich verbessern, indem man sich an die Höhenlage akklimatisiert oder gezielt in der Höhe trainiert. Besonders, wenn man auch in der Höhe schläft, spürt man die schlechtere Erholung und sicherlich auch eine höhere Herzfrequenz, auch in Ruhe.

Akklimatisierung

Wichtig ist es, zu Beginn eine Akklimatisierungsphase von etwa drei bis vier Tagen – je höher der Aufenthaltsort, desto länger – einzuhalten. Die Trainingsdauer sollte, ebenso wie die Intensität, sehr gering sein. Gerade während dieser Gewöhnungsphase sind Probleme wie leichte Kofschmerzen, Müdigkeit und trockene Schleimhäute nicht selten. Diese sollten nach der Akklimatisierungszeit verschwinden.

Nicht für jeden ist ein Höhentrainingslager geeignet. Jeder Körper passt sich anders an die neue Umgebung an, für einige bleiben die Anpassungen gering. Ein möglicher positiver Nebeneffekt ist der erhöhte Kalorienverbrauch, der auch noch nach einem längeren Höhenaufenthalt anhalten kann. Entsprechend kann ein Höhentraining manchen Fahrertypen dabei helfen, das Gewicht zu reduzieren  Die Dauer und der Zeitpunkt eines Höhentrainingslagers sind Gegenstand vieler sportwissenschaftlicher Studien –  einen Hintergrundartikel dazu finden Sie in einer der nächsten RennRad-Ausgaben.

Training und Berge

Positive Effekte dieser Trainingsform wurden bei verschiedenen Methoden festgestellt. Man unterscheidet drei verschiedene Herangehensweisen. Zum einen das Live High – Train High: Dabei trainiert der Athlet über die Dauer des Trainingslagers in der Höhe und hält sich auch zum Schlaf und während der Regeneration in Höhenlagen auf.

Beim Live-High-Train-Low-Ansatz wird der Aufenthalt in der Höhe gewählt, aber das Training wird auf unter 1000 Meter Höhe durchgeführt. So können im Training intensive Reize gesetzt werden und ein Verlust von Muskelmasse wird verhindert. Die Adaptation an die Höhe findet im Schlaf und während der Regenrationsphasen statt.

Eine dritte Möglichkeit ist das umgekehrte Verfahren, das Live Low – Train High. Nur die Trainigseinheiten werden dabei in der Höhe absolviert. Dies führt zu einer besseren Regeneration und Schlafqualität, bringt aber auch deutlich geringere Effekte. Das Training kann aufgrund der Höhe zudem nicht in der gewohnten Intensität stattfinden.

Polarized Training

Um die Sauerstoffaufnahme zu verbessern, gibt es auch „im Tal“ gute Möglichkeiten. Das Stichwort lautet: Polarized Training. Der Fokus liegt dabei auf einem Training im Grundlagentempo mit niedriger Intensität im Wechsel mit sehr hohen Intensitäten durch harte Intervalleinheiten.

Die Verteilung liegt dabei bei rund 90 Prozent Grundlage und zehn Prozent hochintensiven Einheiten. Seine Ziele kann man auf null oder auf 2000 Metern Höhe erreichen. Egal ob es die Bestzeit beim „Ötzi“ oder die Bestzeit am eigenen Hausberg ist.

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Stefan Kirchmair ist zweimaliger Sieger des Ötztaler Radmarathons und Radtrainer mit A-Lizenz. Er trainiert etliche Amateur- und Hobbytahleten. Mehr zu ihm und seinem Team finden Sie auch unter: www.kirchmair-cycling.com

Andalusien: Rennrad-Reise an der Costa de la Luz – Tipps, Hotels, Touren

Andalusien, Costa de la Luz, Reise

Es ist ein Rennen Mensch gegen Tier – und das Tier gewinnt. Ich fahre bergan, mit einer Herzfrequenz von 180, bei einem Steigungsgrad von 20, 21, 22 Prozent. Und werde überholt. Von einem Hütehund. Groß, beige-rötliches lockiges Fell. Er trabt auf einem schmalen Pfad neben der Straße her, blickt mich kurz – wohl mitleidig – an und hängt mich ab. Dies ist sein Revier.

Dies ist der, circa, zwölfte Anstieg meiner heutigen Tour. Dies sind Temperaturen, die ich – zumindest aktuell, in der ersten Maiwoche – nicht gewohnt bin. 30, 32, 33 Grad. Der schnelle, an mir uninteressierte Hütehund ist das erste Lebewesen, das ich auf dieser Straße sehe. Das Asphaltband ist 3,50 Meter schmal –und, gefühlt, niemals flach oder gerade. Weder noch. Es geht, mal leicht, mal steil, bergan oder bergab, rechts, links, links, rechts. Die Ausblicke: weit und grün. Um mich herum: eine Hügellandschaft, die in Berge übergeht. Grüne Wiesen voller Blumen, verfallene uralte steinerne Mauern und sonst: nichts. Keine Städte, keine Dörfer, keine Häuser, keine Wohnmobile, keine Menschen.

Andalusien: Stadt, Land, Meer

3,5 Stunden zuvor brach ich auf – in einer anderen Welt. An der Küste. Von einem Hotel, das direkt an einem Strand liegt. Einem Postkartenmotiv-Strand: weit, breit, hell und feinsandig und meist leer. Mein Ausgangsort: das Hotel Barroso Park im Ortsteil Novo Sancti Petri von Chiclana de la Frontera. Der Ort: Golfplätze, Hotels, Wohnanlagen, Sportplätze – und eine Huerzeler-Radstation. 35 Kilometer sind es bis nach Jerez de la Frontera, 20 bis nach Cádiz, 120 bis nach Sevilla, 100 bis nach Großbritannien. Zumindest bis zu einem Gebiet, das zum Königreich gehört: Gibraltar. Die Halbinsel am Golf von Algeciras ist 6,6 Quadratkilometer groß. Die „Grenze“ zu Spanien ist nur rund einen Kilometer lang. Mit seinen rund 33.000 Einwohnern zählt Gibraltar zu den am dichtesten besiedelten Gebieten der Erde.

Das große touristische Highlight ist: der Rock of Gibraltar – der monolithische Kalksteinfelsen, der von Verteidigungstunneln durchzogen und von mehr als 250 Berberaffen bewohnt ist. Die ersten Kilometer meiner ersten Tour sind flach. Ich fahre an der Küste entlang. Rechts neben mir sehe ich das glitzernde Blau des Mittelmeers. Über dem Asphalt vor mir flimmert die Hitze. Mein Ziel: die Sierra de Grazalema. Der Gebirgszug liegt rund 120 Kilometer entfernt.

Die Hürzeler-Guides bieten auch hier geführte Touren an – Bus- und Radtransfer inklusive. Später steige ich in das Auto unseres Fotografen Jens – und erst in Sichtweite des Höhenzugs wieder auf mein Leih-Rennrad.

Je weiter ich mich der Region nähere, desto hügeliger wird die Landschaft. Und desto menschen- und zivilisationsleerer. Die Gegend wirkt wie aus der Zeit gefallen. Mit jedem Kilometer wird der Kontrast zur dichtbesiedelten Küste größer. Auf den Küstenstraßen sind viele Rennradfahrer unterwegs – hier nicht. Vor Ubrique kommt mir eine Rennrad-Gruppe entgegen, Einheimische. Sie grüßen. Und schon bin ich wieder allein. Ubrique ist das „Tor“ zur Sierra de Grazalema. Die Geschäftigkeit der 16.000-Einwohner-Stadt überrascht mich. Es ist der ideale Ort für eine Pause. Ein kleines Café, ein Seniorenstammtisch, ein Tisch in der Sonne. Kein Tourist. Nirgends. Außer mir. Un cortado y un bocadillo de jamón serrano, por favor. Ein Espresso mit Milch und ein sehr großes Schinken-Olivenöl-Brötchen bitte.

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Puerto del Boya

Abfahrt. In dem Örtchen El Bosque beginnt der zweite lange Anstieg meines Tages: der Puerto del Boya – 15 Kilometer mit 850 Höhenmetern. Ich blicke nach oben und sehe: grau. Die Wolken werden dichter und dunkler. Die Luftfeuchtigkeit steigt. Es riecht nach Regen. Dieser Teil der Betischen Kordillere ist, unglaublicherweise, die regenreichste Region ganz Spaniens. Die Temperatur: 15, 14, 13, 12 Grad. Und damit mehr als zehn Grad weniger als zum Start meiner Tour. Als an der Küste. Als in dieser anderen Welt.

Die Straße vor mir wird immer steiler, Elf, zwölf, 13, 14 Prozent. Ich fokussiere mich auf meinen Atem – und vor allem: auf die Landschaft um mich herum. Diese Leere, diese Weite, diese Natur – dies ist zu Hause, in Deutschland, kaum mehr zu finden. Seit 30 Minuten habe ich keinen menschlich-zivilisatorischen Lärm mehr gehört. Kein Hupen, keinen Motor, keinen Laubbläser. Ich sehe: graue Felsen, hellgrüne Wiesen, dunkelgrüne Nadelbäume, braune Rinder, schwarze Stiere, weiße und graue Ziegen – und Adler. Viele Adler. Sechs von ihnen umkreisen eine felsige Hügelkuppe rechts neben mir.

 

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Andalusien: Natur und Kultur

Hier sind die Vögel dunkel und auf der Jagd – unten, nahe der Küste, in dieser anderen Welt, sind sie hell, weiß bis rosa, und stehen meist in Gruppen im flachen Wasser: Die Region um den Fluss Caño de Sancti und den Nationalpark Marismas de Sancti Petri ist berühmt für ihre Vogel-Welt und vor allem für die vielen Flamingos, die man hier beobachten kann. Ich fahre weiter, weiter bergauf. Der nächste Anstieg beginnt in Zahara und führt 13 Kilometer und 830 Höhenmeter bergan. Von Grazalema aus geht es nach Benamahoma. Und weiter.

Die Highlight-Tour durch die Sierra de Grazalema, die mir die Guides empfohlen haben, umfasst: 100 Kilometer und 2300 Höhenmeter. Würde man von El Bosque aus noch zurück an die Küste, zurück nach Chiclana, fahren, kämen noch einmal fast 90 Kilometer dazu. Zu viel für mich. Diesmal. Spät am Abend sind wir zurück. Dort, wo wir morgens aufbrachen. Dort, in dieser anderen modernen Welt. Die Tage hier sind lang. Die Sonne geht erst nach 21 Uhr unter. Duschen, Abendessen – vier Durchgänge am Buffet, Salat, Hauptspeise, Hauptspeise, Desserts, viele Desserts – vom Tisch aufstehen, 80 Meter spazieren und dort sein. Am Strand. Sich angekommen fühlen.

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Nächster Tag, nächste Tour

Der nächste Tag, die nächste Tour. Das nächste Tagesziel: die Highlights der Mittelmeerküste sehen und erleben. Ich rolle immer gen Osten. Durch ein Waldgebiet, in dem immer wieder Campervans und Wohnmobile hinter dem Grün der Nadelzweige zu sehen sind. Während der ersten Stunde fahre ich mir das Laktat von gestern aus den Beinen. Zumindest bilde ich mir das ein. Es ist flach, fast windstill, warm, aber nicht zu warm, 25 Grad. Es läuft. Ich sehe: Meer, Strände, Surfer, VW-Busse voller Surfboards, Kitesurfer, Surf-Hipster-Cafés. Hinter Conil wechsle ich von der recht stark befahrenen Straße auf einen grün grundierten Radweg, der auch räumlich vom motorisierten Verkehr getrennt ist. Nach 40 Kilometern erreiche ich Barbate, den Ort meines ersten Kaffee-Stops. Hotels, Restaurants, Bodegas, Wohn- und Appartementhäuser reihen sich an der einen „Hauptstraße“ des Ortes auf. Als ich rechts neben mir das Meer sehe und die Wellen höre, biege ich, ohne eine Millisekunde des Nachdenkens, ab. 30 Sekunden später bin ich am Ende des Weges. Und des Festlands. Direkt unter mir liegt ein Strand. Auf der rechten Seite beginnt eine kleine schmale Promenade. Auf der linken Seite sehe ich Stühle, Tische, Kaffeetassen, Bier- und Weingläser.

Ein kleines Café, fünf Meter vom Beginn des Mittelmeers entfernt. Hier muss ich bleiben. Zumindest für eine halbe Stunde. Zum ersten Mal seit meiner Ankunft in Spanien tue ich etwas für mich – und für die meisten anderen Touristen – extrem Ungewöhnliches: Ich suche, und finde Schatten. Dennoch dauert es nur Minuten, bis mein schweißfeuchtes Trikot wieder trocken ist. Aufbruch. Abfahrt. Bergan. Zum ersten „richtigen“ Anstieg meiner Tour. Noch in Barbate fängt die Straße an zu steigen. Steil und steiler. Zwölf, 13, 14 Prozent. Wiegetritt. Atmen. Schwitzen. Ich blicke mich um: Hinter mir funkelt die Sonne auf den Wellen. Das Meer, der helle Sand davor, das Grün drumherum – der Anblick ist fast schon kitschig-schön. Nach vier, fünf Minuten des, gefühlten, High-Intensity-Intervall-Trainings bin ich oben, am höchsten Punkt, auf einem kleinen Hochplateau. Mein durchnässtes Trikot klebt an mir. Vor mir, in der Ferne, sehe ich, wonach ich mich gerade sehne: den Schatten der Bäume. Drei Kilometer später wird die Landschaft wieder weit: Ich blicke von oben auf das Meer vor mir und auf eine Hafenanlage. Die Abfahrt ist kurz und schnell. Zu kurz, um den kühlenden Fahrtwind genießen zu können.

Andalusien, Costa de la Luz, Reise

Je weiter man ins Hinterland fährt, desto ruhiger wird es – und desto bergiger. Die berühmten weißen Dörfer auf den Hügelkuppen Andalusiens bedeuten für Rennradfahrer nicht nur wunderbare Anblicke, sondern auch: Arbeit.

Strände und Berge

Es folgt: eine kleine Gegensteigung, Seitenwind, Surfer-Strände, Ausblicke, Sonne. Vor dem Örtchen Polonia sehe ich: noch mehr Sand. Anderer. Vor dem Küstendorf Bolonia erhebt sich eine Wanderdüne. Radschuhe und Socken aus, gehen, fühlen. Die Wärme, die Feinheit, die Rauheit, die Seeluft, die Freiheit. Dies ist mein Umkehrpunkt. 58 Kilometer trennen mich noch von Chiclana. Ich wünsche mir: Rückenwind. Am frühen Abend hänge ich mein Rennrad in den Radkeller des Hotels. Zeit für Entspannung, Regeneration, Urlaub. Der Weg von meinem Hotelzimmer bis zum Meer dauert drei Minuten. Der Strand. Die Weite. Das Meer. Die Wellen sind heute niedrig. Der Untergrund fällt nur sanft ab. Nach 40 Metern des Watens kann ich noch immer im bauchhohen Wasser stehen. Es ist kristallklar. Auf den ersten kurzen Kälteschock folgt: das Nicht-mehr-hinaus-Wollen.

Der nächste Tag, die nächste Tour. Durch das Hinterland – und zu einem besonderen Strand: die Playa El Palmar. Ich fahre nicht direkt dorthin, sondern erst landeinwärts. In Richtung: Wiesen, Felder, Windräder, Hügel und weniger Verkehr. In Vejer de la Frontera, einem der berühmten „weißen Dörfer“ Andalusiens, drehe ich ab. Und fahre gegen den Wind in Richtung Küste. Je näher ich ihr komme, desto schmaler wird das Sträßchen, auf dem ich – mit 22, 23, 24 km/h im Gegenwind – fahre. Und dann sehe ich, wieder, das Meer. Doch: Hier, in El Palmar, ist etwas anders. Das Gefühl. Der Vibe. Die Atmosphäre. Es ist eine Atmosphäre, die mich an andere Regionen, Reisen und Erlebnisse erinnert. In Thailand, Südamerika, Portugal, Neuseeland. Das Leben hier findet draußen statt. Überall sind Menschen in Neoprenanzügen, überall sind Surfboards, überall sind Campervans, überall läuft gute Musik, überall gibt es Import-Bier, Fischgerichte und „Bowls“. Mittagspause. Thunfischsteak, Salat, Patatas bravas und zwei Kaffee. Essen und Meer, Wellen und Menschen beobachten. Abfahrt. Wieder gen Inland. Über, vier, fünf kurze Hügel. Zurück nach Chiclana. Zurück ans Meer. Ins Wasser. Ans Buffet. An den Strand. An die Planung für die nächste Reise.

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Andalusien – Costa de la Luz: Region, Hotel und Radstation

Chiclana de la Frontera wurde um das Jahr 1300 gegründet. Lange war es vor allem für die edlen Weine der Region und den Xeres-Jerez-Sherry bekannt. Die vielen Sherry-Bodegas gehören auch zu den Wahrzeichen des rund 35 Kilometer von Chiclana entfernten Jerez de la Frontera. Die Stadt ist zudem bekannt für die königliche Reitschule und für die Flamencomusik.

Die größte Stadt und Hauptstadt der gleichnamigen Provinz ist Cádiz, das nur rund 20 Kilometer von Chiclana entfernt liegt. Cádiz hat einen Hafen und das Stadtbild ist geprägt durch den großen Kontrast zwischen der historischen Altstadt und den modernen Hochhäusern der Neustadt.

Die nächsten Flughäfen sind in Jerez, Sevilla, Málaga, Gibraltar oder im portugiesischen Faro. Die Anreise ist jeweils mit Bus und Bahn oder mit einem Mietwagen möglich. Für Radsportler ist vor allem der Gebirgszug der Sierra de Grazalema als Trainingsgebiet relevant.

Die Region wurde 1984 zum ersten Naturschutzgebiet Andalusiens. Zu den anspruchsvollsten Anstiegen der Region zählen etwa der Puerto de las Palomas: Dieser ist der Höhepunkt der Straße von Zahara de la Sierra nach Grazalema, zwei der weißen Dörfer Andalusiens. Sie führt durch den Parque Natural de la Sierra de Grazalema. Der Anstieg umfasst rund 13 Kilometer und mehr als 800 Höhenmeter.

Das Vier-Sterne-Hotel Barrosa Park liegt im Ortsteil Novo Sancti Petri – und: direkt an einem feinen breiten Sandstrand, der Playa de la Barrosa. Das Hotel ist auch bei Golfern sehr beliebt, es gibt spezielle Angebote und mehrere Golfplätze in der Nähe. Der Spabereich und der Fitnessraum bieten auch Radsportlern Gelegenheiten zur Regeneration und für Ausgleichssportarten.

Die Huerzeler Rad-Station in Chiclana befindet sich auf dem Gebiet des Hotels Barrosa Park im Stadtteil Novo Sancti Petri. Der Leiter Adolfo spricht, wie auch die Mitarbeiter, fließend Deutsch. Mehrere Guides bieten mehrmals wöchentlich geführte Touren unterschiedlicher Längen und mit stark variierenden Durchschnittsgeschwindigkeiten an.

Weitere Informationen

Andalusien, Costa de la Luz, Reise

Die Welt der Costa de la Luz

Neuaufbau nach Sport-Pause durch Verletzung oder Krankheit

Verletzung, Krankheit, Neuaufbau

Wochen und Monate der Vorbereitung, die Formkurve steigt an – und plötzlich geht nichts mehr. Ein erhöhter Ruhepuls, verminderte Leistungsfähigkeit oder allgemeine Müdigkeit kündigen oft schon vor dem ersten Halskratzen eine Erkältung an. Nach zwei Jahren der Covid-Pandemie scheinen sich gerade die herkömmlichen Infektionskrankheiten wieder auszubreiten. Hinzu kommt, dass viele Sportler unmittelbar durch eine Corona-Erkrankung oder deren Langzeitfolgen „aussetzen“ müssen.

Das Immunsystem kam durch Maßnahmen wie das Maskentragen, Abstandhalten und social-distancing in den vergangenen Monaten mit nur wenigen Krankheitserregern in Kontakt und ist somit jetzt, wenn die Regeln gelockert werden, anfälliger. Dieser Effekt war auch im Profi-Peloton zu beobachten – teilweise hatten die Teams bei den einwöchigen Frühjahrsrundfahrten Paris-Nizza oder Tirreno- Adriatico Probleme, die Startplätze zu füllen. Dazu kommt die Infektiosität der Omikronvariante.

Neuaufbau: Pausieren und Erholen

Wie bei allen Krankheits-Phasen gilt: Man sollte sich die nötige Zeit zur Erholung nehmen und erst dann wieder mit dem Training beginnen, wenn der Infekt vollständig auskuriert ist. Wer zu früh wieder einsteigt, riskiert ernsthafte Folgen für seine Gesundheit.

Ein tragisches Beispiel ist der Fall des Europameisters Sonny Colbrelli. Der Italiener bekam während Paris-Nizza eine Bronchitis. Nur 14 Tage später startete er bei der Katalonienrundfahrt. Im Ziel der ersten Etappe kollabierte er – und musste reanimiert werden. Er überlebte wohl nur durch die unmittelbare Anwesenheit von Ärzten, die ihn sofort behandelten und in ein Krankenhaus überstellten. Ihm musste ein Herzschrittmacher implantiert werden. Ob er seine sportliche Karriere fortsetzen kann, ist derzeit noch fraglich.

Vor allem bei Fieber, Entzündungen und Infekten geht man ein hohes Risiko ein, wenn man sich zu früh wieder körperlichen Belastungen aussetzt. Besonders bei Entzündungen im Körper, wie einer Bronchitis, Stirnhöhlen-Eiterung, viralen Infekten, nach Operationen und Eingriffen an Zähnen oder bei der Verschreibung starker Medikamente wie Antibiotika, Cortison et cetera ist vor allem eines entscheidend: Geduld. Und: das Hören auf den Rat der behandelnden Ärzte.

Durch hohe Herzfrequenz- und Blutdruckwerte können sich akute Entzündungen im ganzen Körper verteilen und an anderen Stellen festsetzen. Auch dadurch kann es zu den leider gerade bei Top-Athleten nicht seltenen Herzmuskelentzündungen kommen.

Auch mich selbst und fast alle meiner betreuten Sportler hat im Frühjahr irgendwann einmal ein Infekt „erwischt“. Meine Vorgehensweise: sofort die eigenen Ziele zurückschrauben und anstehende Events oder Wettkämpfe absagen. Somit nimmt man sich den Druck, doch an den Start gehen zu wollen. Danach sollte man sich von einem Arzt möglichst genau die Diagnose erklären lassen und direkt nachfragen, wie lange das Training pausiert werden sollte.

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Wiedereinstieg und Neuaufbau

Auch wenn die Empfehlung vielleicht ernüchternd klingen mag, sollte man sich daran halten und beobachten, wie sich der Körper erholt. Erst nach dem Abklingen von Fieber und dem Ende der Medikamentengabe – und wenn man sich gesund und bereit fühlt – sollte man wieder mit dem Sport beginnen. Und zwar: kurz und sanft, ohne höhere Intensitäten.

Das strukturierte Training mit Intervallen sollte erst nach einigen Tagen des lockeren Trainings wieder aufgenommen werden, um keinen Rückfall oder gar Langzeitfolgen zu riskieren.

Überforderung vermeiden

Für den Wiedereinstieg gilt es, sich bei den ersten Einheiten nicht zu überfordern. Ohne neue Trainingsreize verliert man während der Pause zuerst die Leistungsfähigkeit in den Spitzenbereichen. Die hochintensiven Belastungen fallen daher zunächst deutlich schwerer. Die Laktattoleranz ist vermindert, wodurch sich gleiche Belastungen anstrengender anfühlen. Das Grundlagenausdauerniveau bleibt dagegen relativ lange erhalten.

Dabei gilt: Je länger ein Sportler bereits trainiert und je höher das Ausgangsniveau war, desto langsamer baut der Körper ab. Kürzere Pausen von unter vier Wochen Dauer zeigen meist nur geringe negative Effekte auf die Leistungsfähigkeit.

Die schnellste Veränderung kann in der Kapazität der Muskelglykogenspeicher und im Blutvolumen beobachtet werden, die sich schon nach etwa fünf Tagen reduzieren. In der Folge kann der Muskel weniger Energie speichern und es wird weniger Sauerstoff zum Muskel transportiert. Um die Sauerstoffversorgung sicherzustellen, muss das Herz schneller schlagen. Die Herzfrequenz ist daher bei den ersten Ausfahrten im Vergleich zum Ausgangsniveau deutlich erhöht. Erst nach rund zehn bis 14 Tagen vollständiger Pause nimmt auch die maximale Sauerstoffaufnahmekapazität – die VO2max – ab. Wer länger als vier Wochen nicht trainieren kann, muss mit rund zehn Prozent Leistungseinbußen an der individuellen aerob-anaeroben Laktatschwelle rechnen.

Kraft und Effizienz der Muskulatur

Auch die Muskulatur verliert dann deutlich an Kraft und Effizienz. Die gute Nachricht: Der Körper „erinnert“ sich, sobald man wieder mit geregeltem Training beginnen kann an die einstige Leistungsfähigkeit. Dieses als Memory-Effekt bezeichnete Phänomen ist einer der Gründe dafür, dass erfahrene Profis nach längeren Verletzungspausen häufig auf einem sehr hohen Niveau wiedereinsteigen und bald erneut konkurrenzfähig sind.

Auch bei Hobby- und Amateursportlern ziehen kürzere Pausen in der Regel keine ernsthaften Leistungseinbußen nach sich. Wer zuvor über mindestens drei Monate regelmäßig trainiert hat, kann das Ausgangsniveau nach zwei bis vier Wochen Training wiedererlangen.

Bei einer längeren Pause von acht Wochen Dauer können dann jedoch bis zu 20 Wochen nötig sein, um das alte Niveau wieder zu erreichen. Die Grundfitness sowie das individuelle „Trainingsalter“ spielen hierbei die entscheidenden Rollen. Sportler, die seit Jahren einen hohen Trainingsumfang absolvieren, erreichen deutlich schneller wieder ihr Ausgangsniveau als Rennrad-Einsteiger.

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Stefan Kirchmair ist zweimaliger Sieger des Ötztaler Radmarathons und Radtrainer mit A-Lizenz. Er trainiert etliche Amateur- und Hobbytahleten. Mehr zu ihm und seinem Team finden Sie auch unter: www.kirchmair-cycling.com

Muskelkrämpfe: Ursachen, Gegenmaßnahmen, Hintergründe

Muskelkrämpfe, Wissenschaft, Studien, Krämpfe

Oft kündigen sie sich kurz vorher an – meist nach Stunden auf dem Rad – wenn sie „über einen“ kommen, von einer Zehntelsekunde auf die andere, hat man sie doch nicht erwartet: Krämpfe. Der Schmerz kommt plötzlich und fühlt sich oft „elektrisch“ an: unmittelbar, intensiv. Ein paar Sekunden lang – oder länger – gibt es nichts anderes als diesen Schmerz. Nichts geht mehr. Auf diese Weise enden viele Träume. Von Bestzeiten, von Siegen, von Radmarathon- oder Triathlon-Finishs etwa. Muskelkrämpfe zu erleben, ist für die meisten Ausdauer-Athleten leider nichts Ungewöhnliches. Sie sind weit verbreitet. So berichteten in einer Umfrage unter 2600 Triathleten 67 Prozent von ihnen über Krämpfe während oder nach dem Training. Vier Prozent der Befragten hatten bereits sehr schwere Muskelkrämpfe erlebt. Bei Ausdauer- scheinen Krämpfe häufiger aufzutreten als bei anderen Athleten.

Zu den – im Rahmen mehrerer großer Studien festgestellten – Risikofaktoren für ein vermehrtes Auftreten zählen: ein höheres Alter, kardiovaskuläre Erkrankungen, heiße und feuchte Bedingungen. Die meisten dieser Risikofaktoren sind jedoch nur mit Krämpfen korreliert – und nicht deren Ursachen. Diese sind trotz zahlreicher großer Untersuchungen noch immer nicht vollständig geklärt.

Muskelkrämpfe und Flüssigkeit

Zu den meistuntersuchten Erklärungsversuchen zählt die „Elektrolyt-These“. In deren Mittelpunkt steht ein gestörtes Elektrolytgleichgewicht und ein nicht optimaler Hydratationsstatus als Krampf-Ursache. Genauer: die schwitzbedingte Dehydrierung und der Verlust von Elektrolyten. Letztere sind für eine normale Muskelfunktion, für deren Kontraktion und Entspannung erforderlich. In mehreren aktuellen Studien wurde festgestellt, dass Athleten, bei denen während des Trainings gehäuft Krämpfe auftreten, auch größere Natriumverluste aufwiesen.

Auch ein Kohlenhydratmangel – das Leeren der Glykogenspeicher im Muskel – kann das Krampfrisiko erhöhen. In Untersuchungen zeigte sich, dass das Trinken von Kohlenhydrat-Elektrolyt-Getränken während langer sportlicher Belastungen den Zeitpunkt, an dem bei den Probanden Krämpfe einsetzten, signifikant verzögern konnte. In weiteren aktuellen Studien mit Radfahrern und anderen Ausdauersportlern wurde jedoch festgestellt, dass Athleten, die größere Flüssigkeitsverluste oder niedrigere Elektrolytkonzentrationen aufwiesen, keine höhere Krampfanfälligkeit zeigten als andere Sportler.

Muskelkrämpfe als Ermüdungseffekte?

Eine andere These zur Ursache von Muskelkrämpfen dreht sich um „Ermüdungseffekte“ und geht von Fehlfunktionen der Nervenzellen aus, die die jeweiligen Muskeln steuern. Der Mechanismus: Die Muskelkontraktionen werden von zwei „Sensoren“ gesteuert: den Muskelspindeln und den Golgi-Sehnenorganen. Im ermüdeten Zustand kann es dazu kommen, dass die Spindeln zu viele Signale aussenden, die Golgi-Sehnenorgane zu wenige. Bei einem Krampf senden die Nervenzellen demnach unkontrolliert Impulse an den Muskel.

Für diese These sprechen Studien-Ergebnisse wie jene, die zeigen, dass Krämpfe auch ohne eine Dehydrierung oder ein Elektrolyt-Ungleichgewicht und in kühler Umgebung auftreten können. Es wird angenommen, dass die zunehmende Ermüdung während einer längeren sportlichen Belastung zu einer erhöhten Muskelaktivierung führt – was im Extremfall in einer unkontrollierten Kontraktion und somit einem Krampf resultieren kann. Je besser ein Athlet trainiert ist, desto seltener erleidet er Muskelkrämpfe. Diese Korrelation wurde in vielen Studien errechnet. Zwischen der Krampfhäufigkeit und dem Laktatspiegel im Blut gibt es keine Wechselwirkung.

Treten bei einem Sportler sehr häufig Krämpfe auf, so kann das oftmals an einem „Fehler im System“ liegen, also an einem chronischen Problem des Körpers. Zum Beispiel: muskuläre Dysbalancen wie etwa eine verkürzte Wadenmuskulatur, Fuß- oder Beckenfehlstände. Auch ein Wechsel der Sitzposition auf dem Rad kann das Muskel-Rekrutierungsmuster verändern und somit das Risiko von Krämpfen erhöhen.

Muskelkrämpfe, Wissenschaft, Studien, Krämpfe

Krämpfe & Mythen: Die Mehrzahl der Studien zeigt, dass keine Beziehung zwischen Krämpfen und der im Blut gemessenen Magnesiumkonzentration besteht

Aminosäuren und mehr

Der Schweizer Ernährungswissenschaftler und Sport-Ernährungs-Experte des „erpse-Instituts“ Jürg Hösli fasst seine Erkenntnisse zusammen: „Wir gehen davon aus, dass ein Krampf durch eine muskuläre Überbeanspruchung ausgelöst wird. Daraus würde folgen, dass in der Zielmuskulatur zu wenige Energiereserven vorliegen, sodass sich die Spannung nicht mehr lösen kann. Überlastete Muskeln zeigen eine Einschränkung in der Speicherfähigkeit von Kohlenhydraten. So müssten wir dem Muskel eine andere Form von Energie, sogenannte verzweigtkettige Aminosäuren, als Energie-Alternative zur Verfügung stellen können, um damit den Krampf wieder zu lösen. Und genau das hat sich als sehr wirksam erwiesen.“

Er empfiehlt somit die Einnahme sogenannter „BCAAs“, verzweigtkettiger Aminosäuren, um Krämpfe zu lösen beziehungsweise zu verhindern. Konkret: 0,5 Gramm bis ein Gramm BCAAs pro zehn Kilogramm Körpergewicht. Diese würden demnach bei einer Einschränkung der Speicherfähigkeit von Kohlenhydraten eine alternative Form von Energie bieten. Auch die frühzeitige Einnahme von Kohlenhydraten während langer oder intensiver Belastungen sieht er als Präventionsfaktor gegen Krämpfe an. „Kohlenhydrate bilden nicht nur eine wichtige Energiequelle, sondern sind auch Baustoff von Milchsäure und dem daraus folgenden Laktat. Dieses Laktat kann den Stoffwechsel deutlich verbessern, indem es – gezielt im Training gebildet – die Durchblutung, den Abtransport von Säuren aus dem Körper und vor allem die Säurepufferung in der Zelle fördert.“ Diese Effekte der Kohlenhydrat-Aufnahme werden von Low-Carb-Ernährungsverfechtern oftmals ignoriert, so Hösli.

Elektrolyt-Ungleichgewichte erklären wohl nur einen geringen Prozentsatz der Fälle von Muskelkrämpfen. Es ist zudem kaum möglich, die mit dem Schweiß verlorene Menge an Elektrolyten auszugleichen, doch es wird empfohlen, große Verluste zu vermeiden. Studienergebnisse suggerieren, dass ein Verlust von bis zu fünf Gramm Natrium unbedenklich ist. Salz während langer harter Belastungen zuzuführen, ist dennoch sinnvoll. Dies zeigt auch die Zusammensetzung des nebenstehenden „Zaubertranks“.

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Gurkensaft vs. Magnesium

Dass das Auftreten von Krämpfen stark mit einer zentralnervösen Ermüdung und einer „Überlastung“ zusammenhängt, zeigt sich in immer mehr Studien. Da Wettkämpfe in der Regel intensiver und belastender sind als selbst hochintensive Trainingseinheiten, ist die Wahrscheinlichkeit von Krämpfen in dieser Situation größer. Wenn leichte Krämpfe auftreten, kann das Dehnen eines betroffenen Muskels Abhilfe schaffen. Dies wurde bereits in mehreren Untersuchungen gezeigt. Dabei wird das „Golgi-Sehnenorgan“ aktiviert, was dem steuernden Nerv signalisiert, die Kontraktion zu reduzieren.

Jedoch sind auch dazu die Studienergebnisse nicht einheitlich und längst nicht ausreichend. Dass Magnesium und andere Elektrolyte wie Kalium oder Natrium gegen Krämpfe helfen, gehört zu den traditionell überlieferten Weisheiten. Aber die Mehrzahl der Studien zeigt, dass keine Beziehung zwischen Krämpfen und der im Blut gemessenen Magnesiumkonzentration besteht. Allerdings gilt: Magnesium ist vor allem im Zellinneren vorhanden, weniger im Blut.

In einer Studie von 2002 wurde festgestellt, dass gut trainierte Ausdauerathleten deutlich mehr Magnesium über den Urin ausscheiden als Freizeitsportler. Dies spricht für eine längerfristige prophylaktische Magnesiumeinnahme von Menschen, die krampfanfällig sind. Kurzfristige Einnahmen scheinen keinen Effekt zu haben. Auch eine Reihe von Nahrungsmitteln und Getränken wurde als hilfreich bei der Behandlung von Krämpfen vorgeschlagen – trotz begrenzter Beweise.

Ein „Getränk“, das sich als wirksam gegen Krämpfe zeigte, ist: Gurkenwasser, die essighaltige Flüssigkeit, in der „saure Gurken“ eingelegt sind. Einer US-amerikanischen Studie zufolge wurde durch dessen Einnahme die durchschnittliche Krampfdauer um fast die Hälfte auf im Schnitt 85 Sekunden verkürzt. Die Dosierung: ein Milliliter Gurkenwasser pro Kilogramm Körpergewicht. Woher dieser Effekt rührt, ist unklar. Womöglich ist es „nur“ der saure Geschmack, der die Aktivität der impulsgebenden Nervenzellen drosselt und krampflösend wirkt.

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Muskelkrämpfe, Wissenschaft, Studien, Krämpfe

Welche Tipps kann ich befolgen, um Muskelkrämpfen vorzubeugen?


Tipps gegen Muskelkrämpfe

  • Für intensive Trainingseinheiten ausgiebig – je mindestens 15 bis 20 Minuten – aufwärmen und ausfahren.
  • Kontinuierliches Training verbessert die Durchblutung und bereitet die Muskulatur auf schwere Belastungen vor.
  • An besonders warmen Tagen kann etwas Salz in der Trinkflasche einem Natrium-Mangel entgegenwirken.
  • Eine ausreichende Aufnahme von Kohlenhydraten und BCAAs erhält die Muskel-Energiereserven.
  • Wechselduschen mit kalter und warmer Temperatur können die Muskel-Durchblutung verbessern.
  • Regelmäßig – etwa zwei- bis dreimal pro Woche – Dehnübungen und Übungen mit der Faszienrolle durchführen.
  • An kalten oder regnerischen Trainingstagen wärmende Salben oder Cremes auf die Beinmuskulatur auftragen.

L-Citrullin: Effekt auf Energie und Ermüdung

L-Citrullin, Wissenschaft, Studie

L-Citrullin ist eine Aminosäure, die im Körper produziert wird, aber auch durch bestimmte Lebensmittel zugeführt werden kann. Besonders viel Citrullin enthält enthält etwa Wassermelone: 1,1 bis 4,7 Milligramm pro Gramm. Das L-Citrullin wird in der Niere zu L-Arginin und letztlich Stickstoffmonoxid umgewandelt. Diese Kombination sorgt dafür, dass die Blutgefäße geweitet werden und der Blutdruck sinkt.

In Verbindung mit Malaten – den Salzen und Estern der Apfelsäure – kann das Citrullin die Muskelenergie erhöhen und die allgemeine Ermüdung verringern.

L-Citrullin: Studie und Ergebnisse

Dies war das Ergebnis einer im „British Journal of Sports Medicine“ veröffentlichten Studie von Bendahan et al. Dazu wurden 18 Männer, die über allgemeine Müdigkeit klagten, über einen Zeitraum von 22 Tagen hinweg beobachtet. Sie nahmen je sechs Gramm des Nahrungsergänzungsmittels Citrullin-Malat pro Tag ein.

Die Ergebnisse: Die Supplementierung führte zu einem verringerten Ermüdungsgefühl, einer um 34 Prozent erhöhten oxidativen ATP-Produktion während des Trainings und einer um 20 Prozent erhöhten Phosphokreatin-Erholungsrate danach. Dies weist auf eine verbesserte Energieproduktion im Muskel hin.

Positive Wirkung auf Muskelkraft und Energieverfügbarkeit

Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt eine im Dezember 2021 veröffentlichte Studie, die die kombinierten Effekte von Rote-Beete-Extrakt und Citrullin auf die Kraft und die aerobe Leistung von Triathleten untersuchte. Im Vergleich zu einer Placebo-Kontrollgruppe steigerten die acht Teilnehmer ihre maximale Sauerstoffaufnahmekapazität – VO2max – und ihre Leistung in einem Maximal-Sprung-Test signifikant.

Das Citrullin scheint eine positive Wirkung auf die Muskelkraft und die Energieverfügbarkeit zu zeigen. Die Studienanzahl dazu ist allerdings gering.

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Studien zu Erkenntnissen der Trainingslehre

Natron und der Effekt auf die sportliche Leistungsfähigkeit
Länger leben durch Bewegung
Brunnenkresse und der Effekt auf die Regeneration
Kreatin-Supplementierung und die Effekte auf Muskulatur und Gehirn
Proteine: Sind pflanzliche Proteinquellen so effektiv wie tierische?
Mehr Bewegung dank Fitnesstrackern
Cleat-Position und Muskelbelastung
Kaffee-Konsum und seine Auswirkung auf die Sterblichkeit
Die Wirkung von Sport in der Krebs-Therapie
Auswirkungen von Radsport auf das Sex-Leben
Erschütterungen beim Radfahren
Ausdauersport und Gefäße
Einfluss des Alters auf den Fettstoffwechsel
Asthma: Auswirkungen von Ausdauersport
Mehr Leistung durch Nitrate

RennRad 7/2022: Alle Inhalte der aktuellen Ausgabe

RennRad 7/2022, Inhalt, Heftinhalt, Einblicke

Kilogramm, Kilometer, Höhenmeter, Watt – die RennRad 7/2022 dreht sich unter anderem um Zahlen. Zum einen: um die Gewichte von Rennrädern. Im Mittelpunkt unseres aktuellen Radtests stehen: leichte Race-Modelle. Das leichteste unserer Test-Rennräder, das Canyon Ultimate CFR, wiegt 6,21 Kilogramm. Letztlich zählt bei der Leistung auf dem Rad vor allem eines: die Relation von Leistung und Gewicht – Watt pro Kilogramm.

Darum geht es in unserem großen Hintergrund-Artikel: Ein Top-Trainer gewährt uns Einblicke in die Zahlenwelt des Profi-Radsports. Er verrät uns, was es braucht, um Radprofi zu werden – und wie man seine Leistungswerte verbessert und in Sachen Training von den Besten lernt. „U23-Fahrer müssen mindestens 5,3 Watt pro Kilogramm Körpergewicht über 20 Minuten leisten – nach 2000 Kilojoule geleisteter Arbeit – um bei den internationalen Rennen vorne dabei zu sein“, sagt Peter Leo, der Trainer des erfolgreichen KTM-Tirol-Teams.

Saisonziele und Trainingsreviere

Watt, VO2max, Laktatschwellen, Intervalle und Trainingspläne – all dies bieten wir in unserem großen Trainings-Schwerpunkt dieser Ausgabe.

Passende Saisonziele und Trainingsreviere stellen wir im Rahmen zweier anderer Artikel vor. Im Fokus dabei: zwei Top-Radmarathons in Italien im Selbstversuch – beziehungsweise die schönsten, längsten, steilsten Anstiege in deutschen Mittelgebirgen.

Alles zur Tour de France 2022

Apropos Gewicht: Die RennRad 7/2022 wurde noch einmal deutlich schwerer. Denn: Es bietet mehr – mehr Inhalt. Konkret: ein 48 Seiten umfassendes Gratis-Extra-Heft. Dessen Inhalt: alles zur Tour de France 2022 – die Strecke, die Etappen, die Pässe, die Teams, die Favoriten.

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Alle Inhalte der RennRad 7/2022

Erfahren

Auftakt: Menschen, Szene, Geschichten 
News, Termine, Leitartikel: Die Deutschen sitzen zu viel. Gründe und Folgen des Bewegungsmangels

Reportage: Berge & Radmarathons in Italien
Zwei Events, 280 Kilometer und 6700 Höhenmeter: Italienische Gran Fondos im Selbstversuch

Portrait & Tipps: Vom Läufer zum Radfahrer
Zeitfahren & Berge: Tobias Häckl siegte beim größten Zeitfahren Europas und bei Top-Radmarathons

Leistung & Training: Der Weg zum Radprofi
Training & Struktur: Talentsuche, Watt-Werte, Formaufbau & mehr. Tipps eines Top-Trainers

Mittelgebirge: Höhenmeter & Traum-Touren
Schwarzwald, Rhön & Co.: Anstiege in den deutschen Mittelgebirgen. Plus: Top-Strecken

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Test & Technik

Neuheiten: Laufräder, Bekleidung & mehr
Neue Carbon-Gravel-Laufräder von Campagnolo, Race-Schuhe von Giant und Vieles mehr

Radtest-Spezial: Leichte Race-Rennräder
Zehn Leichtgewichte ab 6,2 Kilogramm im Vergleich. Mit Modellen von Canyon, Storck, Trek und mehr

Bekleidungs-Test: 46 kurze Trikots & Hosen
Für den Sommer: Kurze Trikots und Hosen für warme Tage im Test. Mit Modellen für Männer & Frauen

Transport-Test: Sieben Heckträger im Vergleich
Faltbar, klappbar, starr – die Vor- und Nachteile von verschiedenen Trägertypen. Der Vergleichstest

RennRad 7/2022, Heftinhalt, Einblicke, Leichtgewichte, Tour

 

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Training

Auftakt: Wissen, Tipps & Fitness-Rezepte
Studie: Schneller werden durch Atemmuskel-Training. Plus: Rezept – Essen wie die Bora-Hansgrohe-Profis

Trainingspläne: Der smarte Weg zur Topform
Trainingsstrategien: Aufbau, Ausdauer, Inhalte, Effizienz. Tipps und Pläne für Intervalle & mehr

Radmarathon-Vorbereitung: Höhentraining
Effekte und Risiken eines Höhentrainingslagers. Tipps und Trainingspläne eines Experten

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Trainingspläne: Der smarte Weg zur Topform

Peloton

Impressionen: Pässe, Alpen, Action
Spannung & Höhenmeter: die Tour of the Alps. Von Pässen, Comebacks und großem Sport

Analyse: Gewinner & Verlierer des Frühjahrs
Machtwechsel: Neue Fahrer & neue Teams dominieren die Klassiker. Ein Rückblick

Vorschau: Die Tour de France für Frauen
Neustart: Die Tour de France Femmes ist mit acht Etappen zurück. Strecke, Favoritinnen, Analysen

Reise

Meer, Strand, Berge: Traumziel Andalusien
Sonne, Hitze, Höhenmeter an der Costa de la Luz: Tourentipps zwischen Bergen & Mittelmeer

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Meer, Strand, Berge: Traumziel Andalusien

Tour de France Spezial in der RennRad 7/2022

  • Die Favoriten
  • Jan Ullrichs Sieg – vor 25 Jahren
  • Jens Voigts Prognose
  • Gewicht & Aerodynamik – die Räder
  • Historie: Die Tour vor 100 Jahren
  • Die Teams & Fahrer
  • Die Wertungs-Trikots
  • Die Strecke 2022
  • Alle Tour-Sieger
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Leichte Rennräder 2022 im Test: Leichtgewichte ab 6,2 kg

Leichte Rennräder, Test, Kaufberatung

Im Durchschnitt werden Rennräder derselben Preisklasse aktuell tendenziell: schwerer. Zu den Gründen zählen vor allem die neueren Ausstattungsvarianten – und die Anpassungen der Rahmen daran. Konkret: Die Scheibenbremssysteme, die Hydraulikleitungen, die an den neuralgischen Punkten verstärkten Gabeln und Hinterbauten sowie weitere Faktoren wie etwas breitere Reifen und elektronische Schaltungen. Dazu kommt: die enorme Inflation. Diese haben wir bereits in früheren Radtests und Kommentaren thematisiert und problematisiert.

Der Faktor „Gewicht“ gehört nicht zu den größten aktuellen „Trendthemen“ des Rennradmarktes. Dennoch gab es auch in diesem Bereich Entwicklungsschritte und Innovationen. Etwa hinsichtlich der Allround- und Alltags-Eigenschaften sowie der Robustheit einiger der aktuellen Leichtgewichts-Race-Modelle.

Einst galten leichte Rennräder als fragil, extrem unkomfortabel und wenig alltagstauglich. In diesem Bereich hat sich viel verändert – zum Positiven. So entwickelten einige Hersteller ihre Modelle mehr in Richtung von Allroundern, in die Richtung von mehr Dämpfungskomfort, „entspannteren“ Sitzpositionen und einer verbesserten Langstreckenausrichtung.

Das Cube Agree C:62 SLT ist ein solcher Allrounder. Es wurde hinsichtlich der Aerodynamik, aber auch der Langstreckentauglichkeit neu überarbeitet. Es rollt auf 28 Millimeter breiten Reifen, die Rohrformen sind abgeflacht, das Cockpit vollintegriert und aerodynamisch optimiert. Andere legten den Fokus mehr auf die Aerodynamik. Zu dieser Kategorie zählt etwa das aktuelle Trek Émonda, das seit 2020 auf Rohrformen und Technologien des Aero-Modells Madone zurückgreift. Das Parapera Atmos ist ein extremer Fall eines solchen Allrounders: Das Modell lässt sich auch auf leichten Gravelstrecken einsetzen und bietet eine Reifenfreiheit von bis zu 33 Millimetern. Es ist – je nach der Ausstattung – ein Radmarathon-Modell oder ein „Speed-Gravelbike“. Das Gewicht des Test-Parapera-Atmos in der Rahmengröße L beträgt nur: 6,45 Kilogramm.

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Innovation und Preis

Am anderen „Ausrichtungspol“ dieses Testfeldes – dem extrem sportiven – sind etwa das Storck Aernario.3 Pro und das Canyon Ultimate CFR angesiedelt. Letzteres ist mit seinem Gewicht von 6,21 Kilogramm in der Größe M auch das leichteste Rad dieses Vergleichs. Sie sind reine kompromisslose Race-Modelle: leicht, steif, agil, mit einer „klassisch-aggressiven“ Geometrie.

Bei der Ausstattung der Testräder dominieren elektronische Schaltgruppen. Dazu zählen die drei Sram-Gruppen Rival, Force und Red, die seit Längerem auf Zwölffach-Kassetten setzen. Auch die neuen „Semi-Wireless“-geschalteten Shimano-Gruppen Ultegra und Dura-Ace sind in diesem Testfeld vertreten. Nur ein Testrad schaltet „noch“ mechanisch: das Parapera Atmos, ausgestattet mit einer Campagnolo Record.

Ein weiterer Trend – auch bei den Leichtgewichtsmodellen – ist die Reifenbreite: Fünf Räder rollen auf 28 Millimeter breiten Pneus, darunter die leichtesten Modelle in diesem Test. Die breiteren Reifen sorgen für einen höheren Dämpfungskomfort und somit mehr Langstreckentauglichkeit. Die Reifen des Giant- und des Lapierre-Testmodells sind ab Werk tubeless montiert – trotz des Mehrgewichts dieser Pneus. Häufig kommen in diesem Testfeld die Modelle der deutschen Hersteller Continental und Schwalbe zum Einsatz.

Aerodynamik-Tuning vs. leichte Rennräder

Generell gilt: Für die meisten Amateur- und Hobbyathleten lohnt es sich, je nach den Haupteinsatzgebieten, oftmals eher in ein Aerodynamik-Tuning beziehungsweise ein darauf optimiertes Rad zu investieren als in eine Leichtgewichtsmaschine. Dennoch: Im Gebirge sowie beim Parameter „Beschleunigungsfähigkeit“ werden die Vorteile eines geringen Gewichts deutlich.

Eine Berechnung dazu: Bewegt ein Fahrer ein Systemgewicht von 85 Kilogramm an einem fünf Kilometer langen Anstieg mit etwa sechs Prozent Steigung mit einer konstanten Geschwindigkeit von 15 km/h, so muss er durchschnittlich 236 Watt leisten. 0,5 Kilogramm weniger Systemgewicht „spart“ 1,2 Watt Leistung, der Fahrer kann 0,1 km/h schneller fahren. Die Fahrzeit von knapp 20 Minuten reduziert sich um sechs Sekunden.

Ein Nachteil vieler Leichtgewichts-Modelle ist: ihr oft hoher Preis. So kostet das „günstigste“ Rad dieses Testfeldes, das Specialized Aethos Comp, 5600 Euro. Seine Ausstattung: eine elektronische Sram-Rival-Gruppe. Das Gewicht: 7,85 Kilogramm in der Größe 56. Es zählt zu den schwereren Modellen des Testfelds. Der Preis des teuersten Testrads, des Trek Émonda SLR 9: 13.099 Euro. Die Highend-Modelle der Top-Hersteller werden leider für immer weniger Menschen erschwinglich. Für die allermeisten bleiben sie: Träume.

Leichte Rennräder: Diese Räder haben wir getestet

Marke Modell Preis Gewicht Prädikat
Specialized Aethos CompTestbrief 5600 Euro 7,85 kg
Cube Agree C:62 SLT 5699 Euro 7,41 kg Kauftipp
Giant TCR Advanced Pro 0 5799 Euro 7,27 kg Kauftipp
Lapierre Xelius SL 8.0 5899 Euro 7,47 kg
Storck Aernario.3 ProTestbrief 6499 Euro 7,0 kg Race-Tipp
Wilier Triestina 0 SL 7000 Euro 8,09 kg
Chapter 2 TOA 7199 Euro 7,52 kg
Parapera Atmos DiscTestbrief 7893 Euro 6,45 kg Allround-Tipp
Canyon Ultimate CFR 8999 Euro 6,21 kg Race-Tipp
Trek Émonda SLR 9 eTapTestbrief 13.099 Euro 6,74 kg

Die ausführlichen Testberichte lesen Sie in der RennRad 7/2022. Hier können Sie die Ausgabe als Printmagazin oder E-Paper bestellen.

Die getesteten Rennräder in der Bildergalerie

Leichte Rennräder, Test, Kaufberatung

Specialized Aethos Comp

Leichte Rennräder, Test, Kaufberatung

Cube Agree C:62 SLT

Leichte Rennräder, Test, Kaufberatung

Giant TCR Advanced Pro 0

Leichte Rennräder, Test, Kaufberatung

Lapierre Xelius SL 8.0

Leichte Rennräder, Test, Kaufberatung

Storck Aernario.3 Pro

Leichte Rennräder, Test, Kaufberatung

Wilier Triestina 0 SL

Leichte Rennräder, Test, Kaufberatung

Chapter 2 TOA

Leichte Rennräder, Test, Kaufberatung

Parapera Atmos Disc

Leichte Rennräder, Test, Kaufberatung

Canyon Ultimate CFR

Leichte Rennräder, Test, Kaufberatung

Trek Émonda SLR 9 eTap

Leichte Rennräder im Test – diese Redakteure testeten die Bikes: David Binnig, Leon Echtermann, Michael Hempfer, Jan Zesewitz